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== Glückliches Ereignis (1817) ==


Das '''Schlüsselbein''' ([[Latein|lateinisch]] die ''Clavicula'', eingedeutscht auch ''Klavikula'', [[Altgriechische Sprache|altgr.]] ''κλείς'', [[Genitiv]] ''κλειδός'' [kleidos]) ist einer der drei ursprünglichen [[Knochen]] des [[Schultergürtel]]s bei [[Reptilien]], [[Vögel]]n und [[Säugetiere]]n. Bei [[Knochenfische]]n ist das Schlüsselbein als Hautverknöcherung bereits angedeutet, bei [[Amphibien]] fehlt es.
Genoß ich die schönsten Augenblicke meines Lebens zu gleicher Zeit, als ich der Metamorphose der Pflanzen nachforschte, als mir die Stufenfolge derselben klar geworden, begeisterte mir diese Vorstellung den Aufenthalt von Neapel und Sizilien, gewann ich diese Art, das Pflanzenreich zu betrachten, immer mehr lieb, übte ich mich unausgesetzt daran auf Wegen und Stegen: so mußten mir diese vergnüglichen Bemühungen dadurch unschätzbar werden, indem sie Anlaß gaben zu einem der höchsten Verhältnisse, die mir das Glück in spätern Jahren bereitete. Die nähere Verbindung mit Schüler bin ich diesen erfreulichen Erscheinungen schuldig, sie beseitigten die Mißverhältnisse, welche mich lange Zeit von ihm entfernt hielten.
== Wortherkunft ==
Nach meiner Rückkunft aus Italien, wo ich mich zu größerer Bestimmtheit und Reinheit in allen Kunstfächern auszubilden gesucht hatte, unbekümmert, was währender Zeit in Deutschland vorgegangen, fand ich neuere und ältere Dichterwerke in großem Ansehn, von ausgebreiteter Wirkung, leider solche, die mich äußerst anwiderten - ich nenne nur Heinses Ardinghello und Schillers Räuber. Jener war mir verhaßt, weil er Sinnlichkeit und abstruse Denkweisen durch bildende Kunst zu veredlen und aufzustutzen unternahm, dieser, weil ein kraftvolles, aber unreifes Talent gerade die ethischen und theatralischen Paradoxen, von denen ich mich zu reinigen gestrebt, recht im vollen hinreißenden Strome über das Vaterland ausgegossen hatte.
Das Wort Schlüsselbein ist eine Entlehnung aus dem lateinischen ''Clavicula'', dem "[[Schlüssel]]chen" als Verkleinerungsform von lat. ''clavis''. Dieses gibt nach dem [[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache|Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache]], dem "Kluge", das griechische ''kleís'' ("Schlüssel, Schlüsselbein") wieder.<ref>Elmar Seebold: ''Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'' Verlag Walter de Gruyter Berlin 1995, 23. Auflage, Seite 729</ref> In der griechischen Antike waren Schlüssel oft hakenförmig, womit ein [[Riegel (Maschinenelement)|Riegel]] hochgehoben werden konnte.  


Einige Begriffe sind vom griechischen ''kleís'' abgeleitet, so der Name des [[Musculus sternocleidomastoideus]], der [[Brustbein]] und Schlüsselbein mit der [[Schädelbasis]] verbindet, und die [[Kleidokraniale Dysplasie]], eine Fehlbildung des Schlüsselbeins und des Schädels.
Beiden Männern von Talent verargte ich nicht, was sie unternommen und geleistet; denn der Mensch kann sich nicht versagen, nach seiner Art wirken zu wollen, er versucht es erst unbewußt, ungebildet, dann auf jeder Stufe der Bildung immer bewußter, daher denn so viel Treffliches und Albernes sich über die Weit verbreitet und Verwirrung aus Verwirrung sich entwickelt.


Andere Quellen interpretieren das lateinische Wort ''Clavicula'' als [[Ranke]]<ref name="lyons">http://www.dartmouth.edu/~humananatomy/resources/etymology/Shoulder_arm.htm</ref>, woran die gewundene Form des Knochens auch eher erinnere als an einen [[Schlüssel]]. Dann würde die griechische Bezeichnung ''kleís'' von einer fehlerhaften Übertragung herrühren. Dies kommt in der Anatomie in ähnlicher Form auch beim [[Keilbein]] vor.
Das Rumoren aber, das im Vaterlande dadurch erregt, der Beifall, der jenen wunderlichen Ausgeburten allgemein so von wilden Studenten als der gebildeten Hofdame gezollt wird, der erschreckte mich; denn ich glaubte all mein Bemühen völlig verloren zu sehen, die Gegenstände, zu welchen, die Art und Weise, wie ich mich gebildet hatte, schienen mir beseitigt und gelähmt. Und was mich am meisten schmerzte: alle mit mir verbundenen Freunde, Heinrich Meyer und Moritz, sowie die im gleichen Sinne fortwaltenden Künstler Tischbein und Bury schienen mir gleichfalls gefährdet; ich war sehr betroffen. Die Betrachtung der bildenden Kunst, die Ausübung der Dichtkunst hätte ich gerne völlig a4egeben, wenn es möglich gewesen wäre; denn wo war eine Aussicht, jene Produktionen von genialem Wert und wilder Form zu überbieten? Man denke sich meinen Zustand! Die reinsten Anschauungen suchte ich zu nähren und mitzuteilen, und nun fand ich mich zwischen Ardinghello und Franz Moor eingeklemmt.


== Vergleichende Anatomie ==
Moritz, der aus Italien gleichfalls zurückkam und eine Zeitlang bei mir verweilte, bestärkte sich mit mir leidenschaftlich in diesen Gesinnungen; ich vermied Schillern, der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. Die Erscheinung des Don Carlos war nicht geeignet, mich ihm näher zu führen, alle Versuche von Personen, die ihm und mir gleich nahe standen, lehnte ich ab, und so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander fort.
Das beim Menschen etwa handlange Schlüsselbein ist bei einigen Säugetieren zurückgebildet (rudimentär). Gut entwickelt ist es beim [[Mensch]]en, den anderen [[Primaten]], allgemein bei Klettertieren, aber auch bei [[Nagetiere]]n und [[Hasenartige]]n. Es ist in seiner Verbindung zum [[Brustbein]] ([[Sternoklavikulargelenk]]) und zum Schulterblatt die einzige gelenkige Verbindung der oberen Extremität mit dem [[Rumpf (Anatomie)|Rumpf]].


Bei [[Hauskatze]]n ist es auf einen in einen Muskel ''(Musculus cleidocephalicus)'' eingelagerten Knochen reduziert und steht nicht mehr mit dem Schulterblatt in gelenkiger Verbindung. Bei vielen anderen Säugetieren (z.&nbsp;B. [[Hauspferd|Pferd]], [[Paarhufer]], [[Haushund|Hund]]) ist es zu einem in diesen Muskel eingelagerten Sehnenstreifen zurückgebildet.
Sein Aufsatz über Anmut und Würde war ebensowenig ein Mittel, mich zu versöhnen. Die Kantische Philosophie, welche das Subjekt so hoch erhebt, indem sie es einzuengen scheint, hatte er mit Freuden in sich aufgenommen; sie entwickelte das Außerordentliche, was die Natur in sein Wesen gelegt, und er, im höchsten Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung, war undankbar gegen die große Mutter, die ihn gewiß nicht stiefmütterlich behandelte. Anstatt sie selbständig, lebendig vom Tiefsten bis zum Höchsten, gesetzlich hervorbringend zu betrachten, nahm er sie von der Seite einiger empirischen menschlichen Natürlichkeiten. Gewisse harte Stellen sogar konnte ich direkt auf mich deuten, sie zeigten mein Glaubensbekenntnis in einem falschen Lichte; dabei fühlte ich, es sei noch, schlimmer, wenn es ohne Beziehung auf mich gesagt worden; denn die ungeheure Kluft zwischen unsern Denkweisen klagte nur desto entschiedener.
[[Datei:Furcula of the theropod Aerosteon riocoloradensis and magpie goose Anseranas semiplamata.jpg|mini|Vergleich des Gabelbeins des Dinosauriers ''[[Aerosteon]]'' mit dem einer australischen [[Spaltfußgans]] (''Anseranas semipalmata'')]]
Bei den [[Vögel]]n sind beide Schlüsselbeine zu einem V-förmigen Knochen, dem ''Gabelbein'' ''(Furcula)'', verwachsen, das als Spannfeder die beiden Schultergelenke beim Fliegen auseinanderhält. [[Phylogenese|Stammesgeschichtlich]] tritt das Gabelbein erstmals bei [[Theropoda|theropoden Dinosauriern]] in Erscheinung.<ref>Nesbitt et al.: ''The theropod furcula.'' In: ''Journal of Morphology'', 2009, [[doi:10.1002/jmor.10724]]</ref> Im englischsprachigen Kulturraum wird dieser Knochen umgangssprachlich auch als „wishbone“ bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt von der Tradition, am [[Thanksgiving]]-Fest die getrocknete Furcula des Truthahns zwischen die zwei kleinen Finger von zwei gegenübersitzenden Personen zu klemmen und daran zu ziehen. Derjenige, dessen Knochenstück nach dem Bruch das größere ist, hat einen Wunsch ''(wish)'' frei.


Neben dem Schlüsselbein gehören das [[Coracoid|Rabenbein]] ''(Coracoid)'' und das [[Schulterblatt]] ''(Scapula)'' zum [[Schultergürtel]]. Bei den Säugetieren, einschließlich des Menschen, ist das Rabenbein kein eigenständiger Knochen, sondern ein Fortsatz des Schulterblatts, der als [[Processus coracoideus|Rabenschnabelfortsatz]] ''(Processus coracoideus)'' bezeichnet wird.
An keine Vereinigung war zu denken. Selbst das milde Zureden eines Dalberg, der Schillern nach Würden zu ehren verstand, blieb fruchtlos, ja meine Gründe, die ich jeder Vereinigung entgegensetzte, waren schwer zu widerlegen. Niemand konnte leugnen, daß zwischen zwei Geistesantipoden mehr als ein Erddiameter die Scheidung mache, da sie denn beiderseits als Pole gelten mögen, aber eben deswegen in eins nicht zusammenfallen können. Daß aber doch ein Bezug unter ihnen stattfinde, erhellt aus Folgendem. Schiller zog nach Jena, wo ich ihn ebenfalls nicht sah. Zu gleicher Zeit hatte Batsch durch unglaubliche Regsamkeit eine naturforschende Gesellschaft in Tätigkeit gesetzt, auf schöne Sammlungen, auf bedeutenden Apparat gegründet. Ihren periodischen Sitzungen wohnte ich gewöhnlich bei; einstmals fand ich Schillern daselbst, wir gingen zufällig beide zugleich heraus, ein Gespräch knüpfte sich an, er schien an dem Vorgetragenen teilzunehmen, bemerkte aber sehr verständig und einsichtig und mir sehr willkommen, wie eine so zerstückelte Art, die Natur zu behandeln, den Laien, der sich gern darauf einließe, keineswegs anmuten könne.


== Anatomie des menschlichen Schlüsselbeins ==
Ich erwiderte darauf, daß sie den Eingeweihten selbst vielleicht unheimlich bleibe und daß es doch wohl noch eine andere Weise geben könne, die Natur nicht gesondert und vereinzelt vorzunehmen, sondern sie wirkend und lebendig, aus dem Ganzen in die Teile strebend darzustellen. Er wünschte hierüber aufgeklärt zu sein, verbarg aber seine Zweifel nicht; er konnte nicht eingestehen, daß ein solches, wie ich behauptete, schon aus der Erfahrung hervorgehe.
[[Datei:Clavicula inf.jpg|mini|Schlüsselbein des Menschen, Ansicht von unten]]
[[Datei:Clavicula sup.jpg|mini|Schlüsselbein des Menschen, Ansicht von oben]]
Das Schlüsselbein des Menschen ist etwa 12–15&nbsp;cm lang und ist S-förmig. Es besitzt zwei Enden und ein Mittelstück ''(Corpus claviculae)''. Das zur Körpermitte gerichtete (mediale) Ende wird als ''Extremitas sternalis'' (zum Brustbein hinzeigend) bezeichnet und besitzt eine runde Gelenkfläche, ''Facies articularis sternalis'', die Teil des Gelenks zwischen Brust- und Schlüsselbein, [[Sternoklavikulargelenk|''Articulatio sternoclavicularis'']] genannt, ist. Das seitliche Ende, das als ''Extremitas acromialis'' (zur Schulterhöhe hinzeigend) bezeichnet wird, bildet ein Gelenk mit der Schulterhöhe ''(Acromion)'', das [[Schultereckgelenk]] ''(Articulatio acromioclavicularis)'', die Teil des Schulterblattes ist. Die entsprechende Gelenkfläche, die sattelförmig abgeflacht ist, wird ''Facies articularis acromialis'' genannt.


An der Oberseite des Schlüsselbeins setzt der [[Musculus deltoideus|Deltamuskel]] ''(Musculus deltoideus)'' an. Durch dessen kräftigen Zug ist die Knochenoberfläche aufgeraut. Medial an der Unterseite gibt es eine Vertiefung, ''Impressio ligamenti costoclaviculare'', die durch Zug eines [[Band (Anatomie)|Bandes]], des ''Ligamentum costoclaviculare'' hervorgerufen wird.
Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: «Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee". Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punkt, der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus Anmut und Würde fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und versetzte: «Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe».


An der Unterseite des Mittelstücks gibt es lateral eine Rinne, ''Sulcus musculi subclavii'', durch die der [[Musculus subclavius|Unterschlüsselbeinmuskel]] ''(Musculus subclavius)'' zieht. Ebenfalls an der Unterseite des Mittelstücks befindet sich ein konstant ausgebildetes Loch, ''[[Foramen nutricium]]'', durch das ein Blutgefäß zur Versorgung des Knochens mit Sauerstoff und Nährstoffen hindurchtritt. An der Unterseite der ''Extremitas acromialis'' befindet sich eine Rauigkeit, ''Tuberositas ligamenti coracoclavicularis'', die weiter unterteilt werden kann in ein ''Tuberculum conoideum'' und eine ''Linea trapezoidea''. An diesen Strukturen inseriert das ''[[Ligamentum coracoclaviculare]]'', das aus zwei Anteilen besteht, dem ''[[Ligamentum conoideum]]'' und dem ''[[Ligamentum trapezoideum]]''.
Schiller, der viel mehr Lebensklugheit und Lebensart hatte als ich und mich auch wegen der Horen, die er herauszugeben in Begriff stand, mehr anzuziehen als abzustoßen gedachte, erwiderte darauf als ein gebildeter Kantianer, und als aus meinem hartnäckigen Realismus mancher Anlaß zu lebhaftem Widerspruch entstand, so ward viel gekämpft und dann Stillstand gemacht; keiner von beiden konnte sich für den Sieger halten, beide hielten sich für unüberwindlich. Sätze wie folgender machten mich ganz unglücklich: «Wie kann jemals Erfahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Denn darin besteht eben das Eigentümliche der letzteren, daß ihr niemals eine Erfahrung kongruieren könne. » Wenn er das für eine Idee hielt, was ich als Erfahrung aussprach, so mußte doch zwischen beiden irgend etwas Vermittelndes, Bezügliches obwalten! Der erste Schritt war jedoch getan. Schillers Anziehungskraft war groß, er hielt alle fest, die sich ihm näherten; ich nahm teil an seinen Absichten und versprach zu den Horen manches, was bei mir verborgen lag, herzugeben; seine Gattin, die ich, von ihrer Kindheit auf, zu lieben und zu schätzen gewohnt war, trug das Ihrige bei zu dauerndem Verständnis, alle beiderseitigen Freunde waren froh, und so besiegelten wir, durch den größten, vielleicht nie ganz zu schlichtenden Wettkampf zwischen Objekt und Subjekt, einen Bund, der ununterbrochen gedauert und für uns und andere manches Gute gewirkt hat.


== Erkrankungen ==
Nach diesem glücklichen Beginnen entwickelten sich, im Verfolg eines zehnjährigen Umgangs die philosophischen Anlagen, inwiefern sie meine Natur enthielt, nach und nach; davon denke möglichst Rechenschaft zu geben, wenn schon die obwaltenden Schwierigkeiten jedem Kenner sogleich ins Auge fallen müssen. Denn diejenigen, welche von einem höheren Standpunkte die behagliche Sicherheit des Menschenverstandes überschauen, des einem gesunden Menschen angebornen Verstandes, der weder an den Gegenständen und ihrem Bezug, noch an dem eigenen Befugnis, sie zu erkennen, zu begreifen, zu beurteilen, zu schätzen, zu benutzen zweifelt, solche Männer werden gewiß gerne gestehen, daß ein fast Unmögliches unternommen werde, wenn man die Übergänge in einen geläuterten, freieren, selbstbewußten Zustand, deren es tausend und aber tausend geben muß, zu schildern unternimmt. Von Bildungsstufen kann die Rede nicht sein, wohl aber von Irr-, Schleif- und Schleichwegen und sodann von unbeabsichtigtem Sprung und belebtem Aufsprung zu einer höhern Kultur.
[[Datei:Angeb. Klavikelpseudarthrose.jpg|hochkant|mini|[[Kongenitale Klavikulapseudarthrose]] bei 3-jährigem Mädchen]]
Beim Menschen kann es bei Stürzen auf die [[Schulter]], direkt auf das Schlüsselbein oder selten auch auf den ausgestreckten [[Arm]] zu Brüchen des Schlüsselbeins ''([[Klavikulafraktur]])'' kommen. Mit etwa 15 % aller Knochenbrüche bricht die Clavicula am zweithäufigsten. Symptome sind unter anderem eine sicht- und tastbare Stufenbildung, eine scheinbare Verlängerung des Armes und Veränderungen der Kopfhaltung.


Im Rahmen angeborener Erkrankungen gibt es [[Hypoplasie]] (Unterentwicklung) oder Fehlen ([[Aplasie]]) der Schlüsselbeine, z. B. bei der [[Kleidokraniale Dysplasie|Kleidokranialen Dysplasie]], den [[Foramina parietalia mit kleidokranialer Dysostose]] oder der [[Mandibuloakrale Dysplasie|Mandibuloakralen Dysplasie]].
Und wer kann denn zuletzt sagen, daß er wissenschaftlich in der höchsten Region des Bewußtseins immer wandele, wo man das Äußere mit größter Bedächtigkeit, mit so scharfer als ruhiger Aufmerksamkeit betrachtet, wo man zugleich sein eigenes Innere mit kluger Umsicht, mit bescheidener Vorsicht walten läßt, in geduldiger Hoffnung eines wahrhaft reinen, harmonischen Anschauens? Trübt uns nicht die Welt, trüben, wir uns nicht selbst solche Momente? Fromme Wünsche jedoch dürfen wir hegen, liebevolles Annähern an das Unerreichbare zu versuchen, ist nicht untersagt.


== Klavikulektomie ==
Was uns bei unsern Darstellungen zunächst gelingt, empfehlen wir längst verehrten Freunden und zugleich der deutschen nach dem Guten und Rechten hinstrebenden Jugend.
Die Entfernung des Schlüsselbeins kann teilweise (partiell) oder komplett (total) erfolgen. Die teilweise Klavikulektomie wird gelegentlich an den Enden im Bereich des [[Schultereckgelenk]]s oder des [[Sternoklavikulargelenk]]s durchgeführt, vorwiegend bei chronischen Instabilitäten oder [[Arthrose]]. Meistens wird nur der kleine gelenknahe Abschnitt entfernt, während das Schlüsselbein ansonsten erhalten bleibt.


Bei der kompletten Klavikulektomie wird der gesamte Knochen entfernt, weshalb es zu einer Instabilität und einem mäßigen Funktionsverlust der Schulter und des betroffenen Arms kommt. Ursache sind in erster Linie bösartige [[Knochentumor]]e, meist [[Osteosarkom]]e, [[Ewing-Sarkom]]e und [[Primitiv neuroektodermaler Tumor|Primitive neuroektodermale Tumoren]] sowie [[Multiples Myelom|Myelome]], allerdings ist das Schlüsselbein sehr selten betroffen. Metastasen kommen praktisch nicht vor. Andere sehr seltene Ursachen für eine komplette Entfernung sind [[Osteomyelitis|chronische Knocheninfektionen]] und komplexe Knochenbrüche. Die Entfernung ist schwierig und Komplikationen sind häufig, neben lokalen Infektionen vor allem Verletzungen tieferer Strukturen, besonders der [[Vena subclavia]]. Eine Rekonstruktion des Schlüsselbeins wird selten vorgenommen, da dies aufwändig und mit noch höheren Komplikationsraten verbunden ist und die Entfernung des Schlüsselbeins nur eine mäßige Einschränkung im täglichen Leben mit sich bringt.<ref>Z. Li, Z. Ye, M. Zhang: ''Functional and oncological outcomes after total claviculectomy for primary malignancy.'' Acta Orthop Belg April 2012, Band 78, Heft&nbsp;2, S.&nbsp;170–174.</ref>
Möchten wir aus ihnen frische Teilnehmer und künftige Beförderer heranlocken und erwerben!
 
Darüber hinaus kann das Schlüsselbein auch als Knochenersatz entnommen werden und zur Rekonstruktion des [[Humerus|Oberarmknochens]] verwendet werden, als ''clavicula pro humero''. Dabei wird nach Resektion eines malignen [[Knochentumor]]s, der eine Prädilektion für den schulternahen (proximalen) Oberarmknochen hat, das gleichseitige Schlüsselbein entnommen und in die Schulterpfanne geschwenkt sowie nach Kürzung auf die richtige Länge mit einer Platten-[[Osteosynthese]] mit dem ellenbogennahen (distalen) verbliebenen Anteil des Oberarmknochens verbunden werden.<ref>W. W. Winkelmann: ''Clavicula pro Humero - eine neue Operationsmethode für maligne Tumoren des proximalen Humerus.'' [[Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie]] 1992, Band 130, Ausgabe 3, Seiten 197 - 201, [[DOI: 10.1055/s-2008-1040138]]</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schlüsselbein}}
 
== Literatur ==
* Franz-Viktor Salomon, Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns: ''Anatomie der Vögel''. In: Salomon et al. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin''. 2.&nbsp;erw. Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S.&nbsp;754–814.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Clavicula}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4179759-0}}
 
[[Kategorie:Knochen]]
[[Kategorie:Knochen der oberen Extremität]]
[[Kategorie:Schultergürtel]]
[[Kategorie:Schulter]]
[[Kategorie:Arm]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 3. Juni 2009, 13:59 Uhr

Glückliches Ereignis (1817)

Genoß ich die schönsten Augenblicke meines Lebens zu gleicher Zeit, als ich der Metamorphose der Pflanzen nachforschte, als mir die Stufenfolge derselben klar geworden, begeisterte mir diese Vorstellung den Aufenthalt von Neapel und Sizilien, gewann ich diese Art, das Pflanzenreich zu betrachten, immer mehr lieb, übte ich mich unausgesetzt daran auf Wegen und Stegen: so mußten mir diese vergnüglichen Bemühungen dadurch unschätzbar werden, indem sie Anlaß gaben zu einem der höchsten Verhältnisse, die mir das Glück in spätern Jahren bereitete. Die nähere Verbindung mit Schüler bin ich diesen erfreulichen Erscheinungen schuldig, sie beseitigten die Mißverhältnisse, welche mich lange Zeit von ihm entfernt hielten. Nach meiner Rückkunft aus Italien, wo ich mich zu größerer Bestimmtheit und Reinheit in allen Kunstfächern auszubilden gesucht hatte, unbekümmert, was währender Zeit in Deutschland vorgegangen, fand ich neuere und ältere Dichterwerke in großem Ansehn, von ausgebreiteter Wirkung, leider solche, die mich äußerst anwiderten - ich nenne nur Heinses Ardinghello und Schillers Räuber. Jener war mir verhaßt, weil er Sinnlichkeit und abstruse Denkweisen durch bildende Kunst zu veredlen und aufzustutzen unternahm, dieser, weil ein kraftvolles, aber unreifes Talent gerade die ethischen und theatralischen Paradoxen, von denen ich mich zu reinigen gestrebt, recht im vollen hinreißenden Strome über das Vaterland ausgegossen hatte.

Beiden Männern von Talent verargte ich nicht, was sie unternommen und geleistet; denn der Mensch kann sich nicht versagen, nach seiner Art wirken zu wollen, er versucht es erst unbewußt, ungebildet, dann auf jeder Stufe der Bildung immer bewußter, daher denn so viel Treffliches und Albernes sich über die Weit verbreitet und Verwirrung aus Verwirrung sich entwickelt.

Das Rumoren aber, das im Vaterlande dadurch erregt, der Beifall, der jenen wunderlichen Ausgeburten allgemein so von wilden Studenten als der gebildeten Hofdame gezollt wird, der erschreckte mich; denn ich glaubte all mein Bemühen völlig verloren zu sehen, die Gegenstände, zu welchen, die Art und Weise, wie ich mich gebildet hatte, schienen mir beseitigt und gelähmt. Und was mich am meisten schmerzte: alle mit mir verbundenen Freunde, Heinrich Meyer und Moritz, sowie die im gleichen Sinne fortwaltenden Künstler Tischbein und Bury schienen mir gleichfalls gefährdet; ich war sehr betroffen. Die Betrachtung der bildenden Kunst, die Ausübung der Dichtkunst hätte ich gerne völlig a4egeben, wenn es möglich gewesen wäre; denn wo war eine Aussicht, jene Produktionen von genialem Wert und wilder Form zu überbieten? Man denke sich meinen Zustand! Die reinsten Anschauungen suchte ich zu nähren und mitzuteilen, und nun fand ich mich zwischen Ardinghello und Franz Moor eingeklemmt.

Moritz, der aus Italien gleichfalls zurückkam und eine Zeitlang bei mir verweilte, bestärkte sich mit mir leidenschaftlich in diesen Gesinnungen; ich vermied Schillern, der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. Die Erscheinung des Don Carlos war nicht geeignet, mich ihm näher zu führen, alle Versuche von Personen, die ihm und mir gleich nahe standen, lehnte ich ab, und so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander fort.

Sein Aufsatz über Anmut und Würde war ebensowenig ein Mittel, mich zu versöhnen. Die Kantische Philosophie, welche das Subjekt so hoch erhebt, indem sie es einzuengen scheint, hatte er mit Freuden in sich aufgenommen; sie entwickelte das Außerordentliche, was die Natur in sein Wesen gelegt, und er, im höchsten Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung, war undankbar gegen die große Mutter, die ihn gewiß nicht stiefmütterlich behandelte. Anstatt sie selbständig, lebendig vom Tiefsten bis zum Höchsten, gesetzlich hervorbringend zu betrachten, nahm er sie von der Seite einiger empirischen menschlichen Natürlichkeiten. Gewisse harte Stellen sogar konnte ich direkt auf mich deuten, sie zeigten mein Glaubensbekenntnis in einem falschen Lichte; dabei fühlte ich, es sei noch, schlimmer, wenn es ohne Beziehung auf mich gesagt worden; denn die ungeheure Kluft zwischen unsern Denkweisen klagte nur desto entschiedener.

An keine Vereinigung war zu denken. Selbst das milde Zureden eines Dalberg, der Schillern nach Würden zu ehren verstand, blieb fruchtlos, ja meine Gründe, die ich jeder Vereinigung entgegensetzte, waren schwer zu widerlegen. Niemand konnte leugnen, daß zwischen zwei Geistesantipoden mehr als ein Erddiameter die Scheidung mache, da sie denn beiderseits als Pole gelten mögen, aber eben deswegen in eins nicht zusammenfallen können. Daß aber doch ein Bezug unter ihnen stattfinde, erhellt aus Folgendem. Schiller zog nach Jena, wo ich ihn ebenfalls nicht sah. Zu gleicher Zeit hatte Batsch durch unglaubliche Regsamkeit eine naturforschende Gesellschaft in Tätigkeit gesetzt, auf schöne Sammlungen, auf bedeutenden Apparat gegründet. Ihren periodischen Sitzungen wohnte ich gewöhnlich bei; einstmals fand ich Schillern daselbst, wir gingen zufällig beide zugleich heraus, ein Gespräch knüpfte sich an, er schien an dem Vorgetragenen teilzunehmen, bemerkte aber sehr verständig und einsichtig und mir sehr willkommen, wie eine so zerstückelte Art, die Natur zu behandeln, den Laien, der sich gern darauf einließe, keineswegs anmuten könne.

Ich erwiderte darauf, daß sie den Eingeweihten selbst vielleicht unheimlich bleibe und daß es doch wohl noch eine andere Weise geben könne, die Natur nicht gesondert und vereinzelt vorzunehmen, sondern sie wirkend und lebendig, aus dem Ganzen in die Teile strebend darzustellen. Er wünschte hierüber aufgeklärt zu sein, verbarg aber seine Zweifel nicht; er konnte nicht eingestehen, daß ein solches, wie ich behauptete, schon aus der Erfahrung hervorgehe.

Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: «Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee". Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punkt, der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus Anmut und Würde fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und versetzte: «Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe».

Schiller, der viel mehr Lebensklugheit und Lebensart hatte als ich und mich auch wegen der Horen, die er herauszugeben in Begriff stand, mehr anzuziehen als abzustoßen gedachte, erwiderte darauf als ein gebildeter Kantianer, und als aus meinem hartnäckigen Realismus mancher Anlaß zu lebhaftem Widerspruch entstand, so ward viel gekämpft und dann Stillstand gemacht; keiner von beiden konnte sich für den Sieger halten, beide hielten sich für unüberwindlich. Sätze wie folgender machten mich ganz unglücklich: «Wie kann jemals Erfahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Denn darin besteht eben das Eigentümliche der letzteren, daß ihr niemals eine Erfahrung kongruieren könne. » Wenn er das für eine Idee hielt, was ich als Erfahrung aussprach, so mußte doch zwischen beiden irgend etwas Vermittelndes, Bezügliches obwalten! Der erste Schritt war jedoch getan. Schillers Anziehungskraft war groß, er hielt alle fest, die sich ihm näherten; ich nahm teil an seinen Absichten und versprach zu den Horen manches, was bei mir verborgen lag, herzugeben; seine Gattin, die ich, von ihrer Kindheit auf, zu lieben und zu schätzen gewohnt war, trug das Ihrige bei zu dauerndem Verständnis, alle beiderseitigen Freunde waren froh, und so besiegelten wir, durch den größten, vielleicht nie ganz zu schlichtenden Wettkampf zwischen Objekt und Subjekt, einen Bund, der ununterbrochen gedauert und für uns und andere manches Gute gewirkt hat.

Nach diesem glücklichen Beginnen entwickelten sich, im Verfolg eines zehnjährigen Umgangs die philosophischen Anlagen, inwiefern sie meine Natur enthielt, nach und nach; davon denke möglichst Rechenschaft zu geben, wenn schon die obwaltenden Schwierigkeiten jedem Kenner sogleich ins Auge fallen müssen. Denn diejenigen, welche von einem höheren Standpunkte die behagliche Sicherheit des Menschenverstandes überschauen, des einem gesunden Menschen angebornen Verstandes, der weder an den Gegenständen und ihrem Bezug, noch an dem eigenen Befugnis, sie zu erkennen, zu begreifen, zu beurteilen, zu schätzen, zu benutzen zweifelt, solche Männer werden gewiß gerne gestehen, daß ein fast Unmögliches unternommen werde, wenn man die Übergänge in einen geläuterten, freieren, selbstbewußten Zustand, deren es tausend und aber tausend geben muß, zu schildern unternimmt. Von Bildungsstufen kann die Rede nicht sein, wohl aber von Irr-, Schleif- und Schleichwegen und sodann von unbeabsichtigtem Sprung und belebtem Aufsprung zu einer höhern Kultur.

Und wer kann denn zuletzt sagen, daß er wissenschaftlich in der höchsten Region des Bewußtseins immer wandele, wo man das Äußere mit größter Bedächtigkeit, mit so scharfer als ruhiger Aufmerksamkeit betrachtet, wo man zugleich sein eigenes Innere mit kluger Umsicht, mit bescheidener Vorsicht walten läßt, in geduldiger Hoffnung eines wahrhaft reinen, harmonischen Anschauens? Trübt uns nicht die Welt, trüben, wir uns nicht selbst solche Momente? Fromme Wünsche jedoch dürfen wir hegen, liebevolles Annähern an das Unerreichbare zu versuchen, ist nicht untersagt.

Was uns bei unsern Darstellungen zunächst gelingt, empfehlen wir längst verehrten Freunden und zugleich der deutschen nach dem Guten und Rechten hinstrebenden Jugend.

Möchten wir aus ihnen frische Teilnehmer und künftige Beförderer heranlocken und erwerben!