Runen und Der siebengliedrige Mensch: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Rokstenen west view.jpg|mini|Der [[Runenstein von Rök]] ([[Östergötland|Südschweden]]), 9. Jahrhundert]]
Hier nun der siebengliedrige Mensch, wie er von Steiner in seinen Werken "Tehosophie" ([[GA 9]]) und "Geheimwissenschaft im Umriss" ([[GA 13]]) gegeben wirde.
[[Datei:Burserydfunt1.jpg|mini|Runen auf dem Taufbecken von Burseryd]]
Als '''Runen''' bezeichnet man die alten [[Schriftzeichen]] der [[Germanen]]. Der Sammelbegriff umfasst Zeichen unterschiedlicher Alphabete in zeitlich und regional abweichender Verwendung.


Runen können einerseits als Zeichen für jeweils einen Laut geschrieben werden ([[Alphabetschrift]]), andererseits als Zeichen stehen für die jeweiligen Begriffe, deren Namen sie tragen. Daneben können sie Zahlen darstellen oder als magisches Zeichen verwendet werden. Die Entwicklung der Zeichenformen zielte nicht auf eine flüssige Gebrauchsschrift ab. Abgesehen von einer kurzen Phase im hochmittelalterlichen Skandinavien wurde die Runenschrift nicht zur Alltagskommunikation verwendet.
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== Verbreitung ==
Runen waren vom 2. bis zum 14. Jahrhundert n. Chr. überwiegend für geritzte und gravierte Inschriften auf Gegenständen und auf [[Runenstein|Steindenkmalen]] in Gebrauch.
 
Ihre Verbreitung zeigt einen deutlichen Fundschwerpunkt in Dänemark und [[Skandinavien|Südskandinavien]]. Dies ist zum Teil durch die lokalen Traditionen von Runensteinen begründet. Runen waren durchaus auch entlang des Rheins, bei den Alemannen, in Bayern, Brandenburg, Thüringen sowie in Pommern, Schlesien und Böhmen begrenzt in Gebrauch, wobei sich die Funde im Norden und Osten grob vor der [[Völkerwanderung]] (200–500 n. Chr.), die im Süden und Westen zum Ende der Völkerwanderung (500–700 n. Chr.) einordnen lassen.
 
Dabei dominiert das ältere [[Futhark]] auf dem Kontinent, während Wikinger ab dem 4. Jahrhundert jüngere Versionen des Futhark hinterließen. In den anderen zeitweiligen Siedlungsräumen, z.&nbsp;B. in den Niederlanden, Ungarn, Rumänien (z.&nbsp;B. Lecani, Pietroassa und Szabadbattyán) sowie in der Schweiz, Belgien, Norditalien und Frankreich ist nur eine dünne Streuüberlieferung aus der Zeit der Völkerwanderung zu finden. Lediglich in Regionen, die von Wikingern und Nordmännern erobert worden waren, nutzte man noch einige Zeit länger Runen, die jedoch ebenfalls mit der Christianisierung der Nordmänner verschwanden. So waren Runen im 7. Jahrhundert noch an der niederländischen Küste, in Russland bis ins 9. Jahrhundert und auf den britischen Inseln sogar bis ins 10. Jahrhundert in Gebrauch, wobei es sich um jüngere Variationen handelt.<ref>Tineke Looijenga: ''Texts and Contexts of the Oldest Runic Inscriptions.''</ref>
 
Die [[Christianisierung]] der Germanen, Nordmänner und Waräger führte letztendlich die lateinischen Buchstaben und in Russland die kyrillischen Buchstaben ein. Nur in den [[Nordische Länder|nordischen Ländern]] hielt sich der Gebrauch der Runenschrift bis ins 15. Jahrhundert. Die Runeninschriften in der Landschaft [[Dalarna]] in Mittelschweden, die bis in das 19. Jahrhundert reichen, entstammen einer gelehrten [[Tradition]] und zeugen nicht für eine lebendige Verwendung als Schriftsystem.
 
Der weitaus größte Teil der gut 6.500 bisher bekannten Runeninschriften<ref>Klaus Düwel: ''Runenkunde.'' 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, S. 3. ISBN 3-476-13072-X.</ref> stammt aus dem Skandinavien der [[Wikingerzeit]]. Die ältesten Inschriften datieren aus dem 2. Jahrhundert und stammen aus Moorfunden in [[Schleswig-Holstein]], in Jütland und [[Fünen]] in Dänemark und Südschweden, sowie aus Ostdeutschland, z.&nbsp;B. Brandenburg ([[Müncheberg|Dahmsdorf]]) und Polen (Kowel, Rozwadów). In Deutschland und Polen wurden mit dem Aufschwung des Königreichs Preußen im 18. Jahrhundert vieles zugunsten der Landwirtschaft trockengelegt und abgetragen, sodass Runenfunde eher selten sind und sich vorwiegend auf wenige mobile Gegenstände beschränken.
 
Als älteste Runeninschrift gilt derzeit der Name ''harja'' auf dem Kamm von [[Moorfund von Vimose|Vimose]], der in die Zeit 150–200 n. Chr. datiert wird. Die [[Fibel von Meldorf]] ist eine in [[Schleswig-Holstein]] gefundene bronzene Rollenkappenfibel (Gewandspange), die in das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert wird. Sie ist damit zwar älter als der Kamm von Vimose, doch besteht die vierbuchstabige Inschrift nicht sicher aus Runen; ihre Lesung ist deshalb umstritten, es könnte aber eine Vorstufe der Runen sein.<ref>Klaus Düwel: ''Runenkunde.'' 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, S. 23. ISBN 3-476-13072-X.</ref> Etwas jünger ist die auf einer eisernen Speerspitze eingeritzte Bezeichnung ''raunijaR'' (der Stamm ''raun''- = ‚versuchen‘, ‚erproben‘). Die Spitze wurde in einem Grab aus der Zeit um 200 n. Chr. in Øvre Stabu ([[Oppland]]) [[Norwegen]] gefunden.<ref>Klaus Düwel: ''Runenkunde.'' 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, S. 24. ISBN 3-476-13072-X.</ref>
 
Die Verwendung von Schrift war vor Christi Geburt in den germanischen Kulturen nicht verwurzelt. Bereits früh gab es jedoch regelmäßige Handelskontakte zu den schriftkundigen Griechen. Möglicherweise gab es Vorstellungen, die gegen eine Übernahme dieser Innovation sprachen. Eine [[Schriftkultur]] hatte sich daher sehr spät und nur im Ansatz entwickelt. Sie ging kaum über eine kleine Elite von Schreibern hinaus und wurde mit magischer Bedeutung belegt. Die Runenschrift entwickelte sich daher nie zu einer vollwertigen Buch- und Urkundenschrift und erfasste nie Bereiche der Alltagskommunikation und des [[Kollektives Gedächtnis|kollektiven Gedächtnisses]], wie es bei Schriftsystemen der Römer, Griechen oder Perser der Fall war. Literatur, Liturgie, Geschichte und Recht wurden zunächst [[Mündliche Überlieferung|mündlich]], später lateinschriftlich überliefert. Runen wurden vor allem für [[Inschrift]]en zum Gedenken an Verstorbene oder an besondere Ereignisse, zur [[Weihe (Religion)|Weihe]] oder zum Verschenken von Gegenständen, als Besitzerangaben und als Münzinschriften verwendet. Erst im hochmittelalterlichen Skandinavien bildete sich, in Konkurrenz zur lateinischen Schrift, eine Art Gebrauchsschriftlichkeit in Runen aus.
 
== Bezeichnungsherkunft ==
Im 17. Jahrhundert wurde das neuhochdeutsche Wort ''Rune'' aus der dänischen [[Philologie|philologischen]] Literatur entlehnt, zunächst als gelehrte Bezeichnung für den germanischen Sänger (''Runen und Skalder'', Schottel), dann für das germanische Schriftzeichen (18. Jahrhundert), neben ''Runbuchstabe''. Zuvor war das dänische Wort ''rune'' aus dem [[Altdänisch]]en wiederbelebt worden.
 
Die Bedeutung des Wortes im Sinne von „Schriftzeichen“ greift zurück auf [[Altnordische Sprache|altnordisch]] ''rún'', Plur. ''rúnir, rúnar'' „Zauber-, Schriftzeichen“. Das altnordische Wort entspricht [[altenglisch]] ''rūn'' „Geheimnis, geheime Beratung, Runenzeichen“, [[Gotische Sprache|gotisch]] ''rūna'' „Geheimnis, Ratschluss“ und [[althochdeutsch]] ''rūna'' „geheime Beratung, Geheimnis, Geflüster“. Die althochdeutsche Bedeutung ist im [[Verb]] ''raunen'' erhalten geblieben.<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/raunen ''raunen.''] In: ''Duden online''</ref> Bis ins 19. Jahrhundert war zudem das [[Schweizer Hochdeutsch|schweizerische]] Substantiv ''Raun'' für eine „geheime Abstimmung, Stimmabgabe ins Ohr einer beeidigten Magistratsperson“ gebräuchlich.<ref>Wolfgang Pfeifer et al.: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. Stichwort: „Rune“.</ref> Alle genannten Wortformen beruhen auf [[Urgermanische Sprache|urgermanisch]] *''rūnō'' mit Grundbedeutung „Geheimnis“.
 
Die Bezeichnung der germanischen Schriftzeichen mit dem urgermanischen Wort *''rūnō''- findet sich schon in der Runeninschrift auf dem Stein von Einang (ca. 350–400) als Akk. sg. ''runo''. Außerhalb der Runeninschriften findet sich das Wort in einem Gedicht (um 565) von [[Venantius Fortunatus]] (''Carmina'' VII, 18), der im fränkischen [[Merowinger]]reich mit Runen in Berührung gekommen sein könnte: ''Barbara fraxineis pingatur rhuna tabellis/quodque papyrus agit virgula plana valet'' („Die Rune der Barbaren mag man auf eschene Tafeln zeichnen; was der Papyrus vermag, tut der geglättete Zweig“). Nach einer Theorie leitet sich das Wort ''Buchstabe'' von den Buchenstäben ab, auf die die Runen geritzt wurden. Nach einer weiteren Theorie geht die Bezeichnung auf den kräftigen senkrechten Strich, den sogenannten Stab, zurück, der vielen Runen gemein ist. Für eine genauere Beschreibung der vermuteten Etymologie vgl. den zugehörigen Eintrag im Artikel [[Buchstabe]].
 
''Rune'' ist in der [[Finnougristik]] und in manchen Übersetzungen auch die Bezeichnung für die einzelnen Gesänge der [[Kalevala]] und andere Werke der karelischen und finnischen Volksdichtung.<ref>Vgl. [http://www.duden.de/rechtschreibung/Rune ''Rune.''] In: ''Duden online''</ref>
 
== Ursprung ==
 
Die Runen sind vermutlich weder unabhängig entstanden, noch sind sie von den Germanen als fertiges Schriftsystem übernommen worden, sondern wurden weitgehend eigenständig nach Vorbildern südeuropäischer Schriften entwickelt. Sie treten allerdings schon sehr früh als komplettes Alphabet mit 24 Buchstaben auf. Vor allem die lateinische Schrift, aber auch die zahlreichen vom Lateinischen verdrängten und untergegangenen Schriften des keltisch-alpin-italischen Raums kommen als Vorbilder in Betracht. Runen gehören damit – sowohl in ihrem Prinzip einer [[Buchstabenschrift]] als auch in der Form vieler Lautzeichen – zu der großen [[Phönizische Schrift|phönizisch]]-[[Aramäische Sprache|aramäischen]] Familie von Alphabeten, zu denen auch alle heutigen europäischen Schriften gezählt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Alfred Bammesberger, Gabriele Waxenberger, René Derolez |Titel=Das fuÞark und seine einzelsprachlichen Weiterentwicklungen. Akten der Tagung in Eichstätt vom 20. bis 24. Juli 2003 |Verlag=W. De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2006 |ISBN=3-11-092298-3}}</ref>
 
Der Ursprung der Runenschrift ist zeitlich und räumlich kaum zu erhellen, weil die ältesten Belege bereits einen etablierten Satz von Zeichen präsentieren. Die bisher ältesten gesicherten Funde von Runen liegen auf der Halbinsel [[Jütland]]. Aber auch in  Schleswig-Holstein tauchen etwa gleich alte Funde auf. Ebenfalls auch in Schweden. Sie sind alle zeitlich in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts einzuordnen. Es handelt sich um Gegenstände aus Mooropferplätzen in Jütland wie [[Moorfund von Vimose|Vimose]], [[Illerup Ådal]], [[Nydam-Moor|Nydam]] und [[Thorsberger Moor|Thorsberg]]. Vorstufen dieser Schrift, an denen ihre Entstehung nachzuvollziehen wäre, konnten nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Das im älteren Futhark äußerliche Charakteristikum der Runen ist die Vermeidung waagrechter und gebogener Linien, was früher immer wieder die Vermutung aufkommen ließ, dass es sich um eine Buchstabenumformung handelt, die dazu geeignet sein sollte, vor allem in hölzernes Material geritzt zu werden. Man nahm folglich an, dass Vorstufen der Runen nur deshalb nicht bewahrt sind, weil ihr mutmaßlicher Träger Holz sich schlechter als Metall erhalten hat. Trotzdem sollte auch davon ausgegangen werden, dass im Zuge der Christianisierung diese Zeugnisse zerstört wurden. Neuere Funde (z.&nbsp;B. Moorfunde von Illerup Ådal, Dänemark) zeigen jedoch auch gerundete Formen (z.&nbsp;B. bei der Odal-Rune) auf metallenen Waffenteilen.<ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Beck, Klaus Düwel, Dieter Michael Job, Astrid van Nahl |Titel=Schriften zur Runologie und Indogermanistik |Ort=Berlin |Datum=2014 |ISBN=978-3-11-030723-8}}</ref>
 
Es werden vier Thesen zur Entstehung der Runenschrift vertreten:
 
=== Italisch-etruskische These ===
Das Vorbild der Runen soll ein [[Etruskische Schrift|nordetruskisches Alphabet]] sein bzw. aus dem Kreis der zahlreichen verschiedenen Alphabete Norditaliens und des Alpenraums ([[4. Jahrhundert v. Chr.|4.]] bis [[1. Jahrhundert v. Chr.]]) genommen sein. Alle diese Alphabete sind, wie auch die lateinische Schrift, ihrerseits Abkömmlinge des [[Griechisches Alphabet|westgriechischen Alphabets]] (griechischer Kultureinfluss durch Händler und Kolonien in Italien ab dem [[7. Jahrhundert v. Chr.]]).
 
Besonders der [[Helm von Negau]]<ref>[http://titus.uni-frankfurt.de/didact/idg/germ/runealph.htm titus.uni-frankfurt.de] Vergleichende Tabelle und Abbildung des Helms</ref> wurde zur Unterstützung dieser These herangezogen. Der Helm mit einer teilweise frühgermanischen Namensinschrift (''harigasti…'') in einem norditalischen Alphabet soll den Ursprung einiger Runenzeichen aus den norditalischen Varianten der griechischen Schrift belegen. Die Datierung der Inschrift bleibt jedoch umstritten, zumal der Helm aus dem [[5. Jahrhundert v. Chr.]] stammt und die Inschrift selbst erst später (vermutlich im [[3. Jahrhundert v. Chr.|3.]]/[[2. Jahrhundert v. Chr.]]) angebracht wurde. Nach Ansicht einiger Forscher hat die Inschrift nichts mit Runen zu tun.<ref>Robert Nedoma, Otto H. Urban: ''Negauer Helm.'' In: [[Heinrich Beck (Philologe)|Heinrich Beck]], [[Dieter Geuenich]], [[Heiko Steuer]] (Hrsg.): ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' Band 21: ''Naualia – Østfold.'' 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/New York 2002, S. 58–60 ([http://books.google.de/books?id=YN1NhfSamhUC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA58 books.google.de]).</ref>
 
Das stärkste Argument für die italisch-etruskische These sind die Buchstabenformen, der Schreibduktus und das Verfahren der Worttrennung durch Punkte. In keiner anderen Schrift finden sich so viele Übereinstimmungen mit einzelnen Runenzeichen. Von kulturgeschichtlicher Seite ist diese These jedoch schwer zu untermauern, denn sie impliziert, dass die Runenschrift sich im norditalienischen, westalpinen oder [[Noricum|norischen]] Raum im 1. Jahrhundert v. Chr. oder im 1. Jahrhundert n.&nbsp;Chr. herausgebildet haben müsste und dann bis gegen 200&nbsp;n.&nbsp;Chr. bis in den Norden Germaniens verbreitet worden wäre, wo sie deutlich ins Licht der Geschichte tritt. Der Altertumswissenschaftler Jürgen Zeidler hat versucht, im Bereich der keltischen [[La-Tène-Kultur]] eben jenes fehlende Zwischenglied (zwischen 100 v. und 100 n. Chr.) nachzuweisen.<ref>Jürgen Zeidler: ''A Disregarded Celtic Script at the End of the First Millenium BC.'' Online-Publikationen des Forums Celtic Studies und seiner Mitglieder. Universität Trier, Trier 1999. [http://www.uni-trier.de/fileadmin/forschung/projekte/ZAT/CEL/celtscr.pdf uni-trier.de] (PDF; 220&nbsp;kB) Abgerufen am 3. April 2011.</ref>
 
Für diese These spricht auch, dass in den Runen, wie auch im Etruskischen und den Alpenschriften, [[Artikulationsort|homorgane]] [[Nasal (Phonetik)|Nasallaute]] vor [[Plosiv|Verschlusslauten]] oft nicht geschrieben werden. Außerdem lässt sich das rätselhafte Formelwort ''alu'' mit etruskisch ''alu'' identifizieren, dem Verbalsubstantiv Präsens Aktiv oder Passiv zu ''al(i)-'' ‚geben‘, ‚weihen‘; ''alu'' lässt sich also als ‚wer gibt/weiht‘, ‚Geber/Weihender‘ bzw. ‚gegeben/geweiht werdend‘, ‚(Weihe-)gabe‘ übersetzen, was passend erscheint.
 
=== Lateinische These ===
Die [[Lateinisches Alphabet|lateinische Schrift]] ist eine Schwesterschrift der italischen Alphabete und weist daher einige übereinstimmende Buchstabenformen auf. Im Gegensatz zu den Regionalschriften setzte sie sich mit der Großmacht Rom überregional durch und wurde als Verwaltungsschrift bis in alle Winkel des römischen Imperiums verbreitet. Somit hätten germanische Stämme selbst im abgelegenen südskandinavischen Raum, der selbst nie zum römischen Reich gehörte, durch Kontakte mit der römischen Kultur (über Händler, Geiseln, Söldner, Besucher etc.) die lateinische [[Capitalis monumentalis]] der Kaiserzeit kennenlernen und davon angeregt eine eigene Schrift entwickeln können. Für diese These sprechen einzelne Übereinstimmungen von Zeichenformen, die jedoch auch auf den gemeinsamen [[Phönizische Schrift|phönizischen]] Ursprung der Schriftsysteme zurückgeführt werden können. Viele Runologen gehen heute von der Lateinthese aus.
 
Den genannten Ähnlichkeiten stehen jedoch bedeutende Unterschiede entgegen, die eher auf ein griechisches oder zumindest älteres italisches Alphabet als Ursprung schließen lassen.
 
=== Griechische These ===
Nur mehr wissenschaftsgeschichtlich relevant sind mehrere Versuche, die Entstehung der Runen den [[Goten]] im Schwarzmeergebiet (heutige [[Ukraine]]) zuzuschreiben. Vorbild soll hier entweder im 2./3. Jahrhundert n. Chr. eine ostgriechische Minuskelschrift oder ein archaisches griechisches Alphabet des 6. Jahrhunderts v. Chr. gewesen sein. Diese Thesen sind weitestgehend aufgegeben worden, denn die ältesten skandinavischen Runendenkmäler sind nach archäologischer Datierung bereits entstanden, ''bevor'' die Goten in Kontakt mit dem römischen Weltreich kamen. Auch aus sprachhistorischen (linguistischen) Gründen scheidet diese Auffassung aus: die älteste Runenreihe reflektiert eindeutig [[nordgermanisch]]e bzw. noch [[gemeingermanisch]]e und keine bereits ausdifferenzierten [[ostgermanisch]]en Lautverhältnisse.
 
Einen Kontakt der Germanen mit den griechischen Alphabeten (beispielsweise durch Handel) kann diese Argumentation jedoch nicht ausschließen.<ref>Zur Griechisch-These siehe Miller: ''Ancient scripts and phonological knowledge.'' Amsterdam 1994, S. 61&nbsp;ff., 66: “all of the Runic letters can be derived from pre-Classical Greek prototypes.”</ref>
 
=== Punische These ===
 
Den drei genannten Lehrbuchthesen fällt es schwer, das [[Akrophonie]]-Prinzip der Runen zu erklären, also die Methode, die Buchstaben einer Schrift nach einem Wort zu benennen, das mit dem betreffenden Buchstaben beginnt. Die Akrophonie war bereits bei der Übernahme der griechischen aus der phönizischen Schrift abgeschafft worden. Hier waren lediglich die Buchstabennamen (Alpha, Beta, Gamma … von Aleph, Beth, Gimel …) übernommen worden, die dann bei der Weitergabe ans Lateinische und Etruskische ebenfalls verschwanden. Auffällig ist, dass der erste Buchstabe des phönizischen Alphabets [[Datei:PhoenicianA-01.svg|15px]] „aleph“ ''Rind'' und bei den Runen der erste Buchstabe ''{{Runen|ᚠ}}'' „fehu“ ist, was u.&nbsp;a. ''Vieh, Viehstück'' bedeutet. Weitere Übereinstimmungen sind die Nicht-Schreibung der Vokal-Quantität (kurze versus lange Vokale), die Nicht-Schreibung von Konsonanten-[[Gemination (Sprache)|Geminaten]] und die Auslassung von Nasalen (m und n) vor [[Artikulationsort|homorganen]] Konsonanten (Kamba = [[Kamm von Frienstedt|Kaba – Kamm von Frienstedt]]), alles Merkmale sowohl der Runen wie der punischen Schrift, aber nicht der griechischen oder lateinischen.
 
Bei der Übernahme und Anpassung der phönizischen Schrift durch die Griechen wurde die graphemische Konsonanten-Gemination (z.&nbsp;B. ἔννεπε, πολλὰ) neu entwickelt. Dieses Konzept wurde später von den Römern in die lateinische Schrift übernommen. Das Urgermanische besaß ebenfalls eine bedeutungsrelevante Konsonantenlänge (Opposition Simplex - Geminate). Folgt man der lateinischen oder griechischen These, so bleibt unerklärt, weshalb dieses bewährte Verfahren bei der gemutmaßten Weitergabe an die Runen wieder entfernt wurde.
 
[[Theo Vennemann]] schlägt deshalb 2006 in ''Germanische Runen und phönizisches Alphabet''<ref>Theo Vennemann: ''Germanische Runen und phönizisches Alphabet'', Sprachwissenschaft Jahrgang 2006 Nr. 31, S.&nbsp;367–429.</ref> vor, die Runen als unmittelbar aus dem phönizischen Alphabet in seiner westlichsten Ausprägung – dem punischen Alphabet – abgeleitet zu betrachten. Den Vermittlungsrahmen hätten die Kolonisierungsbemühungen der Karthager an der Westküste Europas geboten, manifestiert vor allem durch die Reise des [[Himilkon (Seefahrer)|Himilkon]], der um 500 v. Chr. die Westküste Europas erkundete, mit dem Ziel, neue Kolonien zu gründen.
 
== Runenreihen ==
Die Bezeichnung „Runenreihe“ steht für die mehrfach überlieferte, geordnete Folge der Runenzeichen. Sie weicht deutlich von der Reihenfolge der uns vertrauten Alphabete ab. Im Lauf der Zeit haben sich aufgrund des Sprachwandels unterschiedliche Laute für die Runenzeichen herausgebildet. Auch die Anzahl und Reihenfolgen der Runen ändern sich mit der Zeit.<ref>Wolfgang Krause: ''Runen.'' de Gruyter, Berlin 1970, S. 14&nbsp;ff.</ref>
 
[[Datei:01 Runes of the Elder Futhark painted on little stones - Runen des älteren Futhark auf kleine Steine gemalt.jpg|mini|Das ältere Futhark]]
=== Das ältere Futhark: Die älteste Runenreihe ===
 
* {{WikipediaDE|Futhark}}
 
Die älteste überlieferte Runenreihe (nach den ersten sechs Buchstaben ''fuþark'' genannt) bestand aus 24 Zeichen, die in drei Abschnitte (später im Altnordischen als ''ættir'' bezeichnet) eingeteilt waren. Sie war anfangs nur bei nordgermanischen Stämmen, in der [[Völkerwanderung]]szeit vereinzelt auch bei Ostgermanen (vor allem Goten, ab 3. Jahrhundert?) und Westgermanen (ab 5. Jh.) in Benutzung. Gut 350 Inschriften in dieser ältesten Runenreihe wurden bislang entdeckt.<ref>Klaus Düwel: ''Runenkunde.'' 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, Seite 11. ISBN 3-476-13072-X.</ref> Alle jüngeren Runenreihen ab etwa 700 leiten sich vom älteren Futhark ab.
 
Jedes [[Graphem]] (Buchstabe) entspricht einem [[Phonem]] (Laut). Für das ältere Futhark besteht von ca. 550 bis 650 eine bemerkenswert gute Übereinstimmung zwischen dem Zeicheninventar und dem Phoneminventar der damit geschriebenen gemeingermanischen bzw. [[runennordisch]]en Sprache(n). Nur die Verdoppelung der ''i''-Rune ('''{{Runen|ᛁ}}''' ''Eis'' und '''{{Runen|ᛇ}}''' ''Eibe'') muss ein Relikt einer früheren Sprachstufe sein und ist wohl ein Beweis dafür, dass das 24-buchstabige Futhark bereits einige Zeit vor den ersten überlieferten Inschriften entstand. ([[#Weblinks|* <small>Sonderzeichen unlesbar?</small>]])
 
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! Rune
! Name (rekon-<br />struiert)
! Laut-<br />wert
! rowspan="9"|
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! Lautwert
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! Rune
! Name (rekonstruiert)
! Laut-<br />wert
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|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚠ}}'''
| '''Theosophisch''' || '''Deutsch''' || '''Alternativ'''
| [[fehu]] ‚Vieh‘
|style="text-align:center;"| f
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚻ}}''' / '''{{Runen|ᚺ}}'''
| [[Hagalaz|haglaz]] ‚Hagel‘
|style="text-align:center;"| h
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛏ}}'''
| teiwaz, [[Tiwaz|tīwaz]] ‚Himmels- u. Kriegsgott [[Tyr]]‘
|style="text-align:center;"| t
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|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚢ}}'''
| [[Atman]] || [[Geistmensch]] ||  
| [[Uruz|ūruz]] ‚Ur, [[Auerochse]]
|style="text-align:center;"| u
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚾ}}'''
| [[naudiz]] ‚Not‘
|style="text-align:center;"| n
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛒ}}'''
| berkanan, [[Berkano|berk(a)nō]] ‚Birkenzweig‘, berkō ‚Birke‘
|style="text-align:center;"| b
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚦ}}'''
| [[Buddhi]] || [[Lebensgeist]] ||  
| [[Thurisaz|þurisaz]] ‚Riese‘
|style="text-align:center;"| þ (engl. th / [[Theta]])
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛁ}}'''
| [[Isa (Rune)|īsan]] ‚Eis‘
|style="text-align:center;"| (ei), i
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛖ}}'''
| [[ehwaz]] ‚Pferd‘
|style="text-align:center;"| e
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚨ}}'''
| [[Manas]] || [[Geistselbst]] ||  
| [[ansuz]] ‚[[Ase]]
|style="text-align:center;"| a
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛃ}}'''
| [[Jera|jēran]] ‚(gutes) Jahr‘
|style="text-align:center;"| j
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛗ}}'''
| [[Mannaz|mann]]- ‚Mensch‘
|style="text-align:center;"| m
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚱ}}'''
| [[Ich]] || [[Ich]] || [[Ich]]  
| [[Raidho|raidō]] ‚Ritt, Wagen‘
|style="text-align:center;"| r
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛇ}}'''
| [[Ihwa|īwaz]] ‚[[Yggdrasil#Von der Eibe Yggdrasil|Eibe]]
|style="text-align:center;"|ï
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛚ}}'''
| [[laguz]] ‚Wasser, See‘ oder laukaz ‚Lauch‘
|style="text-align:center;"| l
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚲ}}'''
| [[Astralleib]] || [[Seelenleib]] || [[Empfindungsleib]]
| [[Kenaz|kaunan]] (?) ‚Geschwür‘
|style="text-align:center;"| k
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛈ}}'''
| perþō? [[Perthro|perþrō?]] pezdō?
|style="text-align:center;"| p (extrem seltener Laut)
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛜ}}'''
| [[ingwaz]]‚ Gott [[Yngvi|Ing]]‘, auch „Feuer“
|style="text-align:center;"| ng
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚷ}}'''
| [[Ätherleib]] || [[Lebensleib]] || [[Bildekräfteleib]]  
| [[Gebo|gibō]] ‚Gabe‘
|style="text-align:center;"| g
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛉ}}'''
| algiz (?), [[elhaz]] ‚[[Elch]]
|style="text-align:center;"| -z, -R (Endungs-konsonant)
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛞ}}'''
| [[dagaz]] ‚Tag‘
|style="text-align:center;"| d
|-
|-
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᚹ}}'''
| [[Physischer Leib]] || [[Physischer Leib]] || [[Physischer Leib]]
| [[Wunjo|wunjō]] ‚Wonne‘ (?)
|style="text-align:center;"| w
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛊ}}''' / '''{{Runen|ᛋ}}'''
| [[Sowilo|sōwulō]] ‚Sonne‘
|style="text-align:center;"| s
|style="text-align:center;"| '''{{Runen|ᛟ}}'''
| [[Othala|ōþalan]] ‚Stammgut, Grundstück‘
|style="text-align:center;"| o
|}
|}
''Hinweis zur Tabelle: Namen sind in gemeingermanischem, so nirgends belegtem Lautstand rekonstruiert. Vokale mit [[Makron|Balken]] bezeichnen lange Vokale, alle anderen Vokale sind kurz.''
Ein Charakteristikum der germanischen Runenschrift ist, dass jede Rune einen Namen trägt, gewöhnlich ein bedeutungsvolles Wort, das mit dem jeweiligen Laut beginnt; so hieß die ''f''-Rune ''fehu'', das heißt ‚Vieh; Viehstück, [[Fahrnis]]; Reichtum‘. Für das älteste Futhark sind diese Runennamen nicht überliefert. Sie können erschlossen werden, weil die Namen sich weitgehend übereinstimmend bei allen jüngeren Runenreihen der germanischen Stämme finden; [[Wulfila]], der Schöpfer der [[Gotische Sprache|gotischen Schriftsprache]] im 4. Jahrhundert, übertrug sie möglicherweise sogar auf die [[Gotisches Alphabet|gotische Schrift]], die keine Runenschrift war. Im 9. und 10. Jahrhundert, als Runen außerhalb Skandinaviens überhaupt nicht mehr im Gebrauch waren, zeichneten klösterliche Gelehrte sowohl in England wie auf dem Kontinent mehrfach die verschiedenen Runenreihen mit Namen oder in Form von Runenmerkversen auf. Aus diesen Quellen werden die Runennamen des ältesten Futhark rekonstruiert; nicht alle Formen sind jedoch unumstritten.
Bis zum 7. Jahrhundert hatten sich die Lautsysteme in den germanischen Einzelsprachen deutlich verändert. Zuvor unterschiedene Laute fielen zusammen, neue Vokale bildeten sich. Dies führte zwangsläufig dazu, dass die Laut-Buchstaben-Zuordnung des älteren Futhark nicht mehr stimmig war. So entwickelten die einzelnen Sprachen und Dialekte jeweils eigene Runenreihen, das sogenannte jüngere Futhark.
[[Datei:Runen Themsemesser.jpg|mini|hochkant=3|zentriert|{{Center|Angelsächsische Runenreihe (auch ''fuþork'') auf dem in der Themse gefundenen [[Sax von Beagnoth]].<br /> Am Schluss steht der Name des [[Runenmeister]]s Beagnoþ.}}]]
=== Das Futhork: Die angelsächsische Runenreihe ===
[[Datei:Runen angelsaechsisch.jpg|gerahmt|Angelsächsische Runenreihe]]
Die [[Angelsachsen]] erweiterten das Futhark aufgrund der reichen Entwicklung des Vokalismus im [[Altenglisch]]en schrittweise auf 33 Zeichen (davon sind nebenstehend nur die auch wirklich verwendeten abgebildet). Das 33-buchstabige Futhork war in dieser Form im 9. Jahrhundert ausgebildet. Es wurde außer in handschriftlichen Aufzeichnungen auch in northumbrischen Inschriften verwendet.
Das längere Nebeneinander von Runen und Lateinschrift im 7. bis 10. Jahrhundert führte in England dazu, dass für Laute der [[Angelsächsische Sprache|angelsächsischen Sprache]], die im lateinischen Alphabet keine Entsprechung hatten, die entsprechenden Runen quasi weiterverwendet wurden. Auf diese Weise gelangten die thorn-Rune (Þ þ) als Schreibung für /th/ und die wen- oder wynn-Rune (Ƿ ƿ) für das [[bilabial]]e /w/ in die lateinische Schrift.
=== Das jüngere Futhark: Die altnordische Runenreihe ===
[[Datei:Runen nordisch.jpg|gerahmt|Nordische Runenreihe]]
[[Datei:Runen punktiert.jpg|gerahmt|Punktiertes Runenalphabet]]
Auch in Skandinavien war das Futhark Veränderungen unterzogen: Es wurde im 7. bis 8. Jahrhundert auf 16 Runen (f u th o r k: h n i a s: t b l m R) reduziert. Dabei mussten dann einzelne Runen zahlreiche verschiedene Lautwerte bezeichnen: die u-Rune etwa ''u, y, o, ö'' und ''w''. Diesen Verlust an Zeichen glich man am Ende des 10. Jahrhunderts mit der Einführung von Punktierungen aus; später gab es auch noch andere Systeme, die sogar für Laute wie Q eine Rune einführten. Im hohen Mittelalter entsteht so, von Norwegen ausgehend, eine punktierte Runenreihe in alphabetischer Reihenfolge, bei der jeder lateinische Buchstabe eine Entsprechung hat. Das erste datierte Zeugnis für die Verwendung des vollständig punktierten Runenalphabets findet sich auf der kleineren Kirchenglocke von [[Saleby]] ([[Västergötland]]), deren Inschrift das Jahr 1228 angibt.
Vielleicht aufgrund der größeren Wertschätzung für die alte vorchristliche Mythologie und Überlieferung (vgl. die [[Edda]]) blieben die Runen in Skandinavien neben der lateinischen Schrift in Gebrauch. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie endgültig verdrängt, während dieser Prozess in den anderen germanischen Gebieten teils schon im 7., teils im 11. Jahrhundert abgeschlossen war.
=== Schreibrichtung und Schreibbesonderheiten: Wenderunen, Sturzrunen, Binderunen ===
[[Datei:Binderune e+m, Ortband Thorsberger Moor (KJ 20; DR 7).jpg|mini|Binderune  aus e + m (Inschrift B, Ortband vom [[Thorsberger Moor]] (KJ 20; DR 7)]]
Runen wurden seit der Wikingerzeit meist rechtsläufig (von links nach rechts) geschrieben. In der frühesten Zeit war die Schreibrichtung jedoch noch nicht festgelegt. Einzeilige Inschriften können sowohl von links nach rechts (rechtsläufig) oder von rechts nach links (linksläufig) geschrieben sein. In mehrzeiligen Inschriften können entweder alle Zeilen rechtsläufig bzw. linksläufig sein, oder es kommt eine von Zeile zu Zeile abwechselnde Schreibrichtung vor, die u.&nbsp;a. auch aus altgriechischen Inschriften bekannt ist und als ''[[boustrophedon]]'' bezeichnet wird („wie der Ochse beim Pflügen wendet“); daneben kommt auch so genanntes ‚falsches’ [[Boustrophedon]] vor. Die Schreibrichtung kann in der Regel sicher bestimmt werden durch die in eine Richtung weisenden Runen ('''f''', '''u''', '''þ''', '''a''', '''r''', '''k''', '''w''', '''s''' und '''b'''). Wenn einzelne Runen gegen die Schreibrichtung der Zeile gewendet sind, nennt man sie '''Wenderunen''', wenn sie gelegentlich auf dem Kopf stehen, heißen sie '''Sturzrunen'''.
Das Bandartige von Runenzeilen wird oft betont, indem die Zeichen zwischen zwei ununterbrochene parallele ‚Führungslinien‘ geritzt werden (vgl. den ''[[Runenstein von Rök|Stein von Rök]]'', Abb. oben). Solche Randlinien begegnen uns schon bei den ältesten Ritzungen. In vielen Inschriften sind die einzelnen Wörter durch Worttrenner, die aus ein bis fünf übereinanderstehenden Punkten oder kleinen Strichen bestehen, voneinander abgesetzt. Der älteste Beleg findet sich auf der Fibel von Skovgårde (Udby), die ca. 200 zu datieren ist: '''lamo : talgida''' ‚Lamo schnitzte‘. Bei Einzelwörtern finden sich auch Schlussmarken gleicher Form. Später unter christlichem Einfluss finden sich auch kleine Kreuze.
Wie die lateinische Schrift kennt auch die Runenschrift [[Ligatur (Typografie)|Ligaturen]], also Verschmelzungen zweier Buchstaben zu einem Zeichen. Diese '''Binderunen''' werden in der wissenschaftlichen Umschrift mit einem Bogen über der Zeile gekennzeichnet.
=== „Antiquarische“ Runenalphabete des frühen Mittelalters ===
[[Datei:Marcomannic.PNG|mini|hochkant=2|„Markomannische Runen“]]
Schon sehr früh, nachdem sie außer Gebrauch gekommen waren, wurden Runenreihen von lateinkundigen Kirchenmännern als enzyklopädische Kuriositäten und vermeintliche Geheimschriften gesammelt – man stellte die Runen dem griechischen, [[Hebräisches Alphabet|hebräischen]] und [[Alphabetum Kaldeorum|„chaldäischen“ Alphabet]] an die Seite, den [[Tironische Noten|Tironischen Noten]] und dem Phantasiealphabet des [[Aethicus]]. Besonders das [[Kloster Fulda]] mit seiner starken insularen Tradition pflegte im 9. Jahrhundert, wie es scheint, einen Forschungs- und Sammelschwerpunkt ‚Runica‘.
In einigen Handschriften des 8./9. Jahrhunderts aus oberdeutschen Klöstern ist in einer Abhandlung „Über die Erfindung der Buchstaben“ (''De inventione litterarum'') ein merkwürdiges Runenalphabet in der Reihenfolge der lateinischen Buchstaben überliefert. Es besteht aus den Zeichen des älteren Futhark mit Verschreibungen oder auch angelsächsischen Einflüssen durch Zufügung von Runen aus dem ''Futhorc'' und soll auf [[Hrabanus Maurus]], den Abt von Fulda und [[Alkuin]]-Schüler, zurückgehen („Hrabanische Runen“). Da diese Reihe (die früher irreführend als „Markomannische Runen“ bezeichnet wurde) nur in einigen Handschriften, aber nirgends inschriftlich vorkommt, dürfte sie wohl nur ein Versuch der Mönche gewesen sein, allen Buchstaben der lateinischen Schrift Runenzeichen zuzuordnen.
<div class="float-right" style="padding:1em; background:#EEEEEE;">
Beginn des ''[[s:en:Rune poems#The Abecedarium Nordmannicum|Abecedarium Nordmannicum]]''
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'''feu''' forman<br />
'''ur''' after<br />
'''thuris''' thritten stabu<br />
'''os''' is th(em)o oboro …<br /><br />
'''Vieh''' zuerst,<br />
'''Ur''' danach,<br />
'''Thurse''' als dritten Stab,<br />
'''Ans''' ist rechts davon …
</div>
In derselben Alkuin-Handschrift, in der sich ein [[gotisches Alphabet]] und gotische Textbeispiele aufgezeichnet finden, der sogenannten Salzburg-Wiener Handschrift (Wien, Ms. 795, spätes 8. Jahrhundert?), ist auch ein 28-buchstabiges angelsächsisches Futhark mit Runennamen überliefert.
Daneben existiert eine Reihe von [[Runengedicht]]en, in denen die Reihenfolge, die Namen und die Bedeutung der Runen in eine memorierbare Form gebracht waren: Das so genannte ''[[Abecedarium Nordmannicum]]'' und älteste überlieferte Beispiel (9. Jahrhundert, Handschrift [[Walahfrid Strabo]]s) in einem Gemisch von Altsächsisch, Althochdeutsch, Angelsächsisch und Nordisch, das angelsächsische Runengedicht in 94 [[Stabreim]]versen (11. Jahrhundert) und hochmittelalterlich überlieferte Exemplare aus Norwegen und Island (13. und 15. Jahrhundert).
Aus der Lieder-Edda sind die ''Rúnatal'' (‚Runenrede‘) in der ''[[Sigrdrífomál]]'' und die ''Rúnatals Þáttr Óðins'' in den ''[[Hávamál]]'', ebenfalls hochmittelalterlich, poetisch-literarisch überliefert. In diesen Versen sind die namentlichen oder sinnverbundenen Bedeutungen der einzelnen Runen in einen mythischen Kontext gestellt, insbesondere zur Figur Odins als Schöpfer der Runen. Hierbei finden sich Abweichungen zu den Bedeutungen der einzelnen Runenbezeichnungen aus den Runengedichten.
== Runen als Begriffszeichen ==
[[Datei:Stentoftenstenen.jpg|mini|Stentoften-Stein]]
Neben dem normalen Lautschreibungsprinzip (Rune steht für einen Laut) konnte das einzelne Runenzeichen im Sinne seines „Namens“ auch wie eine Art [[Ideographie|ideographisches]] Symbol verwendet werden. Das Einzelzeichen '''o''' konnte also für ‚Erbbesitz‘ stehen. Man spricht in diesem Fall von ''Begriffsrunen''. Ein Beispiel für den Gebrauch von Begriffsrunen ist die Zeile „Hathuwolf gab '''j'''“ auf dem sog. [[Blekinger Runensteine#Stentoften|Stentoften-Stein]] (Südschweden, 7. Jahrhundert). Die '''j'''-Rune ist hier mit ihrem Begriffswert „ein (gutes) Jahr“ zu lesen.
Diese Technik findet sich unsystematisch fortgesetzt in der Praxis mittelalterlicher Schreiber, besonders in altenglischen und altisländischen [[Manuskript|Handschriften]]. Dort können bestimmte Einzelrunen inmitten des lateinschriftlichen Texts wie [[Logogramm]]e gebraucht werden: die M-Rune kann für altengl. ''man, mon'' (‚Mensch‘, ‚Mann‘) oder für altisl. ''maðr'' (‚Mensch‘, ‚Mann‘) stehen.
== Runen als magische Zeichen ==
Schriftgebrauch wurde in allen archaischen Kulturen (auch) als Medium [[Magie|magischer]] Macht und Aura angesehen. Viele der alten Kulturen hielten ihre Schrift für die Erfindung oder das Geschenk eines Gottes. Zweifellos waren auch die Runen, zumal in ältester Zeit, mit sakralen und religiösen Zwecken verbunden (Grabinschriften, [[Opfer (Religion)|Opfer]] an [[Gott#Etymologie im germanischen Sprachraum|Götter]], Amulette etc.). Unter den ältesten Funden sind mehrere Ritzungen auf Lanzen- und Speerspitzen, die die Funktion dieser Waffen mit poetisch-magischen Namen beschwören: ''raunijaR'' - ‚Herausforderer‘, ‚Erprober‘ ([[Øvre Stabu]]), ''tilarids'' - ‚Ziel-Verfolger‘ ([[Kowel]]), ''ranja'' - ‚Angreifer‘ (Dahmsdorf) oder ''wagnijo'' - ‚Renner‘ ([[Illerup]]). Eine magische Funktion der Runen wird schon nahegelegt durch die zahlreichen Inschriften, die die Runenreihe (f u th a r k …, oft ergänzt durch die Runenmeister-Signatur) enthalten. Überliefert sind in Schweden die Namen der Runenmeister Hjälle, Hjälm, Huarpr, Osbjörn und Tryggve. Einen Mitteilungswert besitzt diese Zeichenfolge nicht – sie muss als [[Schriftmagie]] und/oder als Ausdruck eines Bewusstseins, dass Schrift an sich einen Eigenwert habe, gelten. Auch der Name der Runen, der ‚Geheimnis‘ bedeutet, bezeugt diese Aura.<ref>{{Literatur |Autor=Aswynn, Freya |Titel=Die Blätter von Yggdrasil. Runen, Götter, Magie, nordische Mythologie & weibliche Mysterien |Auflage=2. durchges. |Verlag=Ed. Ananael |Ort=Bad Ischl |Datum=1994 |ISBN=3-901134-07-7}}</ref>
Die Entstehung der Runen wird oft im Zusammenhang mit [[Orakel]]bräuchen vermutet; ein solcher Zusammenhang ist jedoch nicht gesichert. Ein frühes Zeugnis für das germanische [[Losorakel]] im 1. Jahrhundert n. Chr. ist im 10. Kapitel der ''[[Agricola und Germania|Germania]]'' des [[Tacitus]] erhalten. Man streute mit „gewissen Zeichen“ (''notis quibusdam'') bezeichnete hölzerne Stäbchen auf ein weißes Tuch. Darauf wurden auf gut Glück drei dieser Stäbchen aufgehoben und gedeutet. Dies wurde nacheinander dreimal durchgeführt. Ob es sich bei diesen Zeichen aber schon um Vorläufer der Runenschrift oder sogar schon um eigentliche Runen handelte, ist kaum bestimmbar. Archäologische Funde haben nirgends solche Orakelstäbe zu Tage gefördert.
Die Verwendung der Runen zu magischen Zwecken ist besonders im Norden bezeugt. Als Begriffsrunen bedeuteten z.&nbsp;B. ''Vieh, (gutes) Jahr, Gabe, Ritt'' einen entsprechenden Segenswunsch, umgekehrt sollten ''Not, Geschwür'' eine Befürchtung bannen oder einen Fluch aussprechen. Viele frühe Inschriften bestehen aus einem einzigen Wort wie ''alu, laukaz, laþu'', was man meist als magische Formeln („Heil“, „Gedeihen“) versteht. Auch hier folgt die nordische Welt antiken Vorbildern, Fluchtäfelchen waren in der gesamten klassischen Antike weit verbreitet und beliebt. In den jüngeren skandinavischen Denkmälern werden Zauberrunen für bestimmte Zwecke erwähnt, so [[Siegrune]]n, Bierrunen, Bergerunen (zur Geburtshilfe), Seerunen (zum Schutz der Schiffe), Rederunen (um klug zu sprechen), Löserunen (bei Gefangenschaft), Runen zum Besprechen (Stumpfmachen) der Schwerter und dergleichen.
Der Gott des Runenwissens und der Runenmagie ist [[Odin]]. Ein Götterlied der Lieder-Edda ([[Hávamál]]) erzählt, wie Odin sich selbst opferte und neun Tage kopfüber in der Weltesche [[Yggdrasil]] hing, bevor er Kenntnis von der Macht der Runen gewann und sich befreien konnte. Im weiteren Verlauf des Liedes werden magische Kräfte der Runen beschrieben und schließlich 18 [[Zauberspruch|Zaubersprüche]] genannt. Ein anderes Lied der Edda, [[Skírnismál|Skirnirs Fahrt]], illustriert einen profaneren Einsatz von Zauberrunen: den Widerstand einer sich verweigernden Frau zu brechen. Als Brautwerber für den Gott [[Freyr]] droht Skírnir der Riesentochter Gerd mit immerwährender Verfluchung, falls sie sich mit dem Gott nicht einlassen wolle. Dazu ritzt er am Ende seiner eindrucksvollen Drohrede ''einen Thursen'' (d.&nbsp;h. die schadenbringende th-Rune) und der Runen drei: ''Argheit und Unrast und Irresein'', und daraufhin willigt Gerd in ein Stelldichein mit Freyr ein.
In der [[Egils saga]] wird die Wirkung der Runen im Zusammenhang mit einer Krankheit beschrieben: {{Zitat|lang=is|Og er þeir Egill sátu og mötuðust, þá sá Egill, að kona sjúk lá í þverpallinum; Egill spurði Þorfinn, hver kona sú væri, er þar var svo þunglega haldin. Þorfinnur segir, að hún hét Helga og var dóttir hans - ‚hefir hún haft langan vanmátt‘, og það var kröm mikil; fékk hún enga nótt svefn og var sem hamstoli væri. ‚Hefir nokkurs í verið leitað‘, segir Egill, ‚um mein hennar?‘ Þorfinnur segir: ‚Ristnar hafa verið rúnar, og er sá einn bóndason héðan skammt í brott, er það gerði, og er síðan miklu verr en áður, eða kanntu, Egill, nokkuð gera að slíkum meinum?‘ Egill segir: ‚Vera kann, að ekki spillist við, þó að eg komi til.‘ Og er Egill var mettur, gekk hann þar til, er konan lá, og ræddi við hana; hann bað þá hefja hana úr rúminu og leggja undir hana hrein klæði, og nú var svo gert. Síðan rannsakaði hann rúmið, er hún hafði hvílt í, og þar fann hann tálkn, og voru þar á rúnarnar. Egill las þær, og síðan telgdi hann af rúnarnar og skóf þær í eld niður; hann brenndi tálknið allt og lét bera vind í klæði þau, er hún hafði haft áður. Þá kvað Egill:<poem>Skalat maðr rúnar rísta,
nema ráða vel kunni,
þat verðr mörgum manni,
es of myrkvan staf villisk;
sák á telgðu talkni
tíu launstafi ristna,
þat hefr lauka lindi
langs ofrtrega fengit.</poem>
Egill reist rúnar og lagði undir hægindið í hvíluna, þar er hún hvíldi; henni þótti sem hún vaknaði úr svefni og sagði, að hún var þá heil, en þó var hún máttlítil|Quelle={{lang|is|Egils saga}} Kap. 73. In der Übersetzung von Felix Niedner Kap. 72.|Übersetzung=Als Egil und die Seinen sich gesetzt hatten und aßen, da sah Egil, dass ein Mädchen krank auf dem Querbett lag. Egil fragte Thorfinn, wer das Weib sei, das dort so krank liege. Thorfinn meinte, sie heiße Helga und sei seine Tochter – ‚sie hat schon lange krank gelegen. Sie litt an Auszehrung. Keine Nacht schlief sie und war wie wahnsinnig.‘ ‚Habt ihr irgendwelche Mittel gegen die Krankheit angewendet?‘ fragte Egil. Thorfinn sprach: ‚Runen sind geritzt worden, und ein Bauernsohn ganz in der Nachbarschaft ist’s, der dies tat. Es steht aber seitdem viel schlimmer als vorher. Kannst du, Egil, etwas wider solches Übel tun?‘ Egil meinte: ‚Möglich, dass es nicht schlechter wird, wenn ich mich daran mache.‘ Als Egil gegessen hatte, ging er dorthin, wo das Mädchen lag, und sprach zu ihr. Er bat, sie von dem Platz zu heben und reines Zeug unter sie zu legen. Das geschah. Darauf durchsuchte er den Platz, auf dem sie gelegen hatte und fand dort ein Fischbein, auf dem Runen geritzt waren. Egil las sie. Darauf schabte er die Runen ab und warf sie ins Feuer. Er verbrannte das ganze Fischbein und ließ das Zeug, das das Mädchen gehabt hatte, in den Wind tragen. Dann sprach Egil:<poem>Runen ritze keiner
Rät’ er nicht, wie’s steht drum!
Manches Sinn schon, mein ich,
Wirren Manns Stab irrte.
Zehn der Zauberrunen
Ziemten schlecht dem Kiemen:
Leichtsinn leider machte
Lang des Mädchens Krankheit.</poem>Egil ritzte Runen und legte sie unter das Polster des Lagers, auf dem das Mädchen ruhte. Ihr deuchte da, als ob sie aus dem Schlafe erwache, und sie sagte, sie sei gesund, wenn auch noch schwach. (Kiemen ist der Walknochen, auf dem die Runen geritzt waren. Der verliebte Bauernsohn hatte die falschen Runen geritzt.)}}
== Vorkommen ==
[[Datei:Franks Casket vorne links.jpg|gerahmt|rechts|[[Runenkästchen von Auzon]] (spätes 7. Jahrhundert) mit altenglischen Stabreimversen in Runen, vordere Tafel: Szene aus der [[Wieland der Schmied|Wieland]]-Sage]]
Zu zusammenhängender Schrift sind die Runen von den Germanen des Kontinents nur in geringem Umfang gebraucht worden. Runensteine gibt es in Mitteleuropa nicht. Die einzigen dort erhaltenen Runenritzungen finden sich auf Schmuck, Waffen und (seltener) auf Gebrauchsgegenständen. Auch in England war die Verwendung von Runen zu diesem Zweck nicht häufig: Das umfangreichste Denkmal, die Inschrift auf dem [[Kreuz von Ruthwell]], stammt bereits aus christlicher Zeit.
Die Runenschnitzerei auf dem [[Runenkästchen von Auzon|Walbeinkästchen von Auzon]] (auch: ''Franks Casket'') gibt altenglische Stabreimverse wieder, die frühesten überhaupt überlieferten. Dieses in Nordengland um 650 entstandene Stück gehört zu den eindrucksvollsten kunsthandwerklichen Schöpfungen der germanischen Zeit.
Ein profaner Gebrauch war aber gerade in der Frühzeit gleichsam als Markenzeichen auf Gegenständen üblich. Formeln wie ''„(Name) machte …“'' sind nicht selten. Damit kann ebenso der (Kunst)handwerker wie der [[Runenmeister|Runenritzer]] seine Leistung bezeichnen. Ein besonderes Fundstück dieser Art ist eine Holzplatte aus dem [[Schiffsgrab|Bootsgrab]] der [[Warft|Wurt]] [[Fallward]] (Cuxhaven). [[Dendrochronologie|Dendrochronologisch]] ließ sich das Holz, das vermutlich als Oberteil eines Schemels diente, auf das Jahr 431 datieren. Der Besitzer, der möglicherweise in römischen Diensten stand, ließ auf der Kante die Inschrift ''ksamella lguskathi'' anbringen (''scamella'', lat. für Schemel). Kämme wurden gern als ''Kämme'' und Hobel als ''Hobel'' gekennzeichnet, was vielleicht einen spielerischen Umgang mit Schriftkultur bezeugt.
=== Die Runen in Mitteleuropa ===
In Mitteleuropa tauchen die ersten Runen ab dem 3. Jahrhundert auf (Lanzenspitze von Dahmsdorf östlich von Berlin, Kamm von Erfurt-Frienstedt). Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts finden sie sich regional und zeitlich stark gehäuft, mit der Christianisierung im 7. Jahrhundert verschwinden sie wieder. Vor allem bei den [[Alemannen]] und am [[Mittelrhein]] (heutiges Südwestdeutschland) und [[Südbayern]] finden sich relativ viele Runenritzungen. Charakteristisch ist, dass Runen nur dort vorkommen, wo germanisch sprechende Menschen lebten (im Westen bis [[Charnay-lès-Mâcon|Charnay]], Burgund, siehe [[Burgunden]]). Auch sind die mitteleuropäischen Inschriften, soweit sie deut- und lesbar sind, immer in germanischer Sprache gehalten, genauer in Westgermanisch oder einer seiner Varianten, wie beispielsweise einer Frühform des Friesischen.
Bisher kennt man ca. 80 Inschriften, die fast ausschließlich von Gegenständen aus Gräbern stammen. Zumeist handelt es sich dabei um Schmuck der Frauen ([[Fibel (Tracht)|Fibeln]]) oder, weit seltener, Gürtel- und Waffenteile bei den Männern. Daneben gibt es auch sehr selten organische Gegenstände aus Holz und [[Bein (Werkstoff)|Bein]]. Da fast sämtliche Runenfunde aus Gräbern stammen und sich dort Metallgegenstände weit besser erhalten als z.&nbsp;B. Holz, darf man daraus nicht schließen, dass Runen bevorzugt in Metallgegenstände geritzt wurden. Die deutliche Überzahl von Frauengräbern mit Runengegenständen dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich Ritzungen besonders gut bei Edel- und Buntmetallschmuckstücken erhalten haben als dies bei den viel stärker korrodierten eisernen Waffen- und Gürtelteilen der Männer der Fall ist.
Der Gebrauch der Runen war in Mitteleuropa aber nur von kurzer Dauer, denn spätestens nach der Mitte des 7. Jahrhunderts finden sich keine Runen mehr. Besonders zahlreich treten Runenritzungen zwischen 550 und 600 n. Chr. auf.
==== Inhalte ====
Die Inschriften sind kurz, häufig nur ein Wort, manchmal nur eine einzelne Rune. Die längsten Inschriften ([[Neudingen]], [[Gürtelschnalle von Pforzen|Pforzen]]) sind gerade einmal ein bis zwei Sätze lang. Häufig sind die Inschriften nicht deutlich erkennbar oder lesbar. Neben den Einzelrunen gibt es „falsch“ geschriebene Runen und Pseudorunen. Umstritten ist, ob es sich bei den Inschriften auf den [[Externsteine]]n um Runen handelt.
Selbst wenn die Inschrift gut zu erkennen und länger ist, gibt es wissenschaftlich oft kaum eine einhellige Meinung zu einer Übersetzung des Inhaltes. Deutlicher ist z.&nbsp;B. der Holzstab (Teil eines [[Webstuhl]]s) aus Neudingen (Baden-Württemberg): „lbi (ergänzt zu leub/liubi): imuba: hamale: blithguth uraitruna“ (Liebes der Imuba: (von) Hamale: Blithgund ritzte/schrieb die Runen) oder die [[Fibel von Bad Krozingen]] (Baden-Württemberg) „Boba leub Agirike“ („Boba ist lieb dem Agerich“ oder „Boba wünscht Liebes dem Agerich“).
==== Runen als Geheimschrift in mittelalterlichen Glossen des 7. bis 11. Jahrhunderts ====
Aus dem Mittelalter sind zahlreiche Beispiele geheimschriftlich annotierter Klostermanuskripte bekannt. Diese enthalten Anmerkungen, die als Griffelglossen ausgeführt sind. Diese Runen-Geheimschriften verwenden meist ein an Angelsächsisch angelehntes Futhark. Beispiele dafür befinden sich z.&nbsp;B. in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen, z.&nbsp;B. Cod. 11, S. 144 (Geheimglosse in Runenschrift).<ref>{{cite web|url=http://glossenwiki.phil.uni-augsburg.de/wiki/index.php?title=Datei:Runenglosse_stgallen_cod11.jpg|title=Datei:Runenglosse stgallen cod11.jpg|work=uni-augsburg.de}}</ref> Hierzu die Quellensammlung von Andreas Nievergelt (2009): ''Althochdeutsch in Runenschrift. Geheimschriftliche volkssprachige Griffelglossen.'' In: ''Beiheft ZfdA'' 11. Stuttgart: Hirzel.
==== Magische Runen in Mitteleuropa ====
Anders als bei den skandinavischen Funden lassen sich im mitteleuropäischen Raum weniger Inschriften als eindeutig magisch oder als Zauberformeln deuten. Es handelt sich meist um eher profane private Vermerke, Liebesbezeugungen oder Schenkungswidmungen. Nicht wenige der Ritzungen tragen die [[Signatur (Kunst)|Signatur]] einer Frau.
Auf den [[Brakteaten von Hüfingen]] (Baden-Württemberg) finden sich die Formelwörter „alu“ ([[Ale (Bier)|Ale]]/Bier = Gesundheit/Schutz?) und „ota“ (Schrecken/Abwehr?), die auch aus dem Norden bekannt sind. Möglicherweise handelt es sich hierbei um magische Formelwörter, die Unheil abwehren und Gedeihen herbeiwünschen sollen.
Auf der [[Fibel von Beuchte]] (Niedersachsen, 6. Jahrhundert) finden sich zwei Inschriften (1. ''Buirso'', wohl der Name des Runenmeisters, 2. die Futhark-Reihe von ''f'' bis ''r'', erweitert um ''z'' und ''j''), wobei die eine im Gegensatz zur Fibel keine Abnutzungsspuren aufweist und womöglich erst nach dem Tode der Trägerin eingeritzt worden war (die Futhark-Reihe, also die ersten acht Zeichen, als „Alphabet“-Zauber, die quasi als magische „Formel“ gilt?). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Inschrift zur Abwehr eines „[[Wiedergänger]]s“ gedacht war.
Auf dem silbernen Scheidenmundblech aus dem Männergrab 186 von [[Eichstetten]] (Baden-Württemberg) wurde die Inschrift (erster Teil nicht sinnvoll lesbar) „muniwiwoll“ eingeritzt. Dies wird als „mun(t) wi woll“ gelesen und mit „Schutz wie Wohl“ (Munt/Mund bedeutet Schutz und steckt heute noch im Wort „Mündel“ (Schützling)) oder einfach „Guter Schutz/Schutz wie vortrefflich“ übersetzt. Anscheinend erhoffte sich der Besitzer durch die Runen Schutz im Kampf.
Der zahlreich auftauchenden „Futhark“ Einritzungen auf Schmuck und Waffen werden meist als Glücksfetisch gedeutet.
==== Religion ====
Auf der [[Bügelfibel von Nordendorf|Fibel von Nordendorf]] (bei Augsburg, Ende 6. Jahrhundert) wird vielleicht eine Göttertrias genannt: ''„logaþore wodan wigiþonar“''. Leicht zu erkennen sind die aus späteren Quellen bekannten [[Südgermanische Gottheiten|südgermanischen Götter]] [[Odin|Wodan]] und [[Thor|Donar]], der hier mit der Vorsilbe ''wigi-'' als besonders verehrenswert benannt wird (ahd. ''wîh'',<ref name="woerterbuchnetz.de">{{cite web|url=http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GW12830|title=Wörterbuchnetz – Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm|work=woerterbuchnetz.de}}</ref> noch im 19. Jhd. mundartlich ''weich''<ref name="woerterbuchnetz.de" /> ‚heilig‘ < germ. *wīgian 'weihen'; vielleicht aber auch zu germ. *wīgan 'kämpfen' zu stellen). Logathore könnte ein dritter, lokaler Gott gewesen sein, der wohl nicht an die nordgermanischen [[Loki]] oder [[Lodur|Loðurr]] anzuschließen ist.
Klaus Düwel liest ''logaþore'' hingegen als ‚Ränkeschmiede/Zauberer‘ und deutet die Inschrift als „Ränkeschmiede/Zauberer (sind) Wodan und Weihe-Donar“. Dies entspräche dann einer Verdammung der alten Götter und einem Bekenntnis der Trägerin zum neuen christlichen Glauben. Demgegenüber liest U. Schwab „Zauberhaft/Zauberer (im positiven Sinne) (sind) Weihe-Donar und Wodan“, womit die Trägerin dem alten Glauben angehangen haben würde. Doch könnte ''logaþore'' auch als [[Kenning]] für eine weitere Gottheit (vielleicht Tyr) stehen, die die Trias wiederum vollständig machte.
In einigen Fällen sind Formeln bezeugt, die nicht anders denn als Abwendung von den heidnischen Gottheiten gelesen werden können. Auf der [[Scheibenfibel von Osthofen]] ist mit der Inschrift „Gott mit dir, Theophilus (= Gott-Freund)“ die Wendung zum Christentum deutlich vollzogen. In einem Kirchengrab in [[Arlon]] (Belgien) fand sich eine, durch eine Kreuzdarstellung als christlich ausgewiesene, Amulettkapsel mit Runen, die recht eindeutig die dort bestattete Tote als Christin ausweist. In einem reich ausgestatteten Frauengrab bei [[Kirchheim unter Teck]] (Baden-Württemberg) vom Ende 6. Jhd. wurde neben einer großen Runenfibel ein [[Goldblattkreuz]] gefunden, das eine Annäherung an christliches Gedankengut zumindest denkbar erscheinen lässt.
==== Beginn und Ende der Runenritzungen ====
Die Germanen Mitteleuropas übernahmen die Runen erst fast 400 Jahre nach der ersten Verwendung dieses Schriftsystems in Skandinavien. Es stellt sich die Frage, warum sie sich nicht gleich (oder früher) der lateinischen Schrift der benachbarten römischen Gebiete bedienten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Umstand, dass die Runen hier erstmals auftauchen, als die Gebiete in das [[Frankenreich]] eingegliedert wurden ([[Alemannen]] 496/506/535, [[Thüringer]] 529/532) und [[Bajuwaren]] (Mitte 6.&nbsp;Jh.). Eine These lautet, dass nach dem Fall des Thüringerreichs 531 die ‚romanisch‘ geprägten Franken und Alemannen zu direkten Nachbarn der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] wurden und sich der Austausch zwischen Nord und Süd intensivierte.
Zeitlich gilt dasselbe für die so genannte „nordische“ Modewelle, mit der viele Elemente und Formen (Fibelformen, [[Brakteat]]en, Verzierungen im [[Germanischer Tierstil|Tierstil]] I und II) verstärkt ab ca. 530&nbsp;n.&nbsp;Chr. von Skandinavien nach Mitteleuropa gelangten bzw. dort kopiert wurden und zu eigenen Formen anregten (kontinentaler Tierstil II). Dass auch die Runen im Zuge dieser Modewelle nach Süden gelangten, ist durchaus möglich; man bedenke auch die Formelwörter '''alu''' und '''ota''', auf den [[Brakteaten von Hüfingen|Hüfinger Brakteaten]], die häufig in Skandinavien vorkommen. Wie diese „nördlichen“ Elemente sich verbreiteten und weshalb sie in Mitteleuropa so bereitwillig [[Kulturelle Rezeption|rezipiert]] wurden, ist noch nicht hinreichend erklärt. Es könnte sich um intensivierte Handelsbeziehungen handeln oder um engere soziale Kontakte (Heiratsbeziehungen, Einwanderung, Wanderhandwerker oder Krieger, die sich neuen Gefolgschaftsherren auf dem Festland anschlossen). Eine weitere These lautet, dass diese „nordischen“ Elemente gezielt von einigen germanischen Gruppen übernommen wurden, um sich eine eigene Identität zu geben und diese nach außen (eventuell gegen die eher romanisierten Gebiete/Gruppen und die Einflüsse aus dem Mittelmeerraum) zu demonstrieren und sich dadurch abzugrenzen. Alles weist jedoch darauf hin, dass der Gebrauch von Runen auf dem Boden des fränkischen Reichs ein kurzlebiges und sekundäres Phänomen war.<ref>{{Literatur |Autor=Axboe, Morten. |Titel=Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit. Herstellungsprobleme und Chronologie |Ort=Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-11-092646-6}}</ref>
Warum der Brauch, Runen zu ritzen, in Mitteleuropa im 7. Jahrhundert ausstarb, ist nicht geklärt. Dass die römische Kirche aktiv gegen den Runengebrauch vorging, ist wenig wahrscheinlich. Weder ist ein solches Verbot überliefert, noch scheinen christlicher Glaube und Runen unverträglich gewesen zu sein. Einige mit Runengegenständen Bestattete waren anscheinend schon Christen (Arlon, Kirchheim). Zudem arrangierte sich die Kirche in England und Skandinavien recht zwanglos mit Runen als Schrift. Dennoch dürfte die vom Frankenreich ausgehende Christianisierung mit einem Wandel vieler Bräuche und einer latenten [[Romanisierung]] (abzulesen z.&nbsp;B. am [[Lehnwort]]schatz) einhergegangen und somit indirekt auch für das Erlöschen der Runenkultur verantwortlich gewesen sein.
Da die Runen nur für einen recht kurzen Zeitraum in Gebrauch waren (ca. 100 bis 150 Jahre) und die Inschriften oftmals eine unsichere Hand verraten, war die Kenntnis vermutlich nie sehr verbreitet oder fest verwurzelt. Viele Inschriften machen einen ausgesprochen „privaten“ Eindruck. Etwas, das der skandinavischen Runenmeisterkultur mit ihrer Traditionsbildung entsprach, existierte in Mitteleuropa offenbar nicht. Stattdessen wechselte man, wohl unter dem mittelbaren Einfluss der Kirchen und Klöster, auf die gebräuchlichere, „internationalere“ und prestigereichere lateinische Schrift über.
=== Die Runen in Skandinavien ===
Im skandinavischen Norden, wohin die lateinische Schrift erst im Mittelalter im Zuge der Christianisierung gelangte, nahm die Verwendung der Runen dagegen bis zum hohen Mittelalter weiter zu, beispielsweise sind Runeninschriften in Kirchen in Norwegen besonders häufig,<ref>[http://www.arild-hauge.com/innskrifter2.htm arild-hauge.com]</ref> aber auch bei Grabinschriften oder zum Andenken an Familienangehörige auf Runensteinen. Aus der Zeit des älteren Futharks hat die Inschrift auf dem kleineren der [[Goldhörner von Gallehus]] große Berühmtheit erlangt.
[[Datei:Trikvetra.JPG|mini|Runenstein in [[Uppsala]]]]
Die Inschriften im kürzeren Futhark beginnen etwa um 800; Beispiele dafür sind die Steine von [[Helnæs]] und Flemløse auf [[Fünen]]. Ganz sicher datierbar sind jedoch erst die zweifellos jüngeren [[Runensteine von Jelling|Jellingsteine]] aus dem 10. Jahrhundert. Sie sind in Schweden besonders zahlreich und reichen bis in spätere Zeit hinauf, auf Gotland bis ins 16. Jahrhundert; einige (beispielsweise der [[Karlevistein]] auf [[Öland]] und der [[Runenstein von Rök|Rökstein]] in Östergötland) enthalten [[stabreim]]ende Verse. Diese jüngeren Inschriften aus der Wikingerzeit machen mit über 5000 den Hauptanteil aller erhaltenen Runendenkmäler aus. Allein im schwedischen Uppland finden sich 1200 Runensteine (in ganz Schweden ca. 2500). Die meisten Steine tragen Inschriften der Art „(Name) errichtete für (Name)“, danach wird der Verwandtschaftsgrad genannt. Manche Inschriften sind verschlüsselt. Der Gebrauch der Runen zu literarischen Zwecken, also in Handschriften, ist dagegen selten und wohl nur als eine gelehrte Spielerei zu betrachten. Das umfangreichste Denkmal war der so genannte ''[[Codex]] runicus'' mit dem [[Schonisches Recht|schonischen Recht]] aus dem 14. Jahrhundert. Besonders lange wurden Runen auf [[Kalenderstab|Kalenderstäben]] gebraucht.
Da Mythen, [[Sage]]n und epische Lieder [[Mündliche Überlieferung|mündlich überliefert]] wurden und die isländischen Prosa-[[Saga (Literatur)|Sagas]] von Anfang an eine (latein)schriftliche Textgattung waren, spielten Runen als Medium literarischer Überlieferung kaum eine Rolle. Aber nicht nur die große Verbreitung von Inschriften macht es wahrscheinlich, dass seit der Wikingerzeit zumindest in der wohlhabenden Oberschicht Skandinaviens ein recht großer Teil der Menschen Runen lesen und schreiben konnte. Die große Mehrheit der einfachen Landbewohner allerdings wird gewusst haben, was auf den markanten Steinen stand und für wen sie errichtet waren, auch ohne selbst lesen und schreiben zu können. Runen dienten oft auch profanen Zwecken. Dazu zählen Besitzmarken, mit denen Handelswaren und anderes Eigentum gekennzeichnet wurden, geschäftliche Mitteilungen, aber auch Gelegenheitsinschriften in Form von kurzen privaten Botschaften, wie zum Beispiel die Aufforderung „kysmik“ (küss mich), die im [[Oslo]] des 11. Jahrhunderts auf einen Knochen geritzt wurde. Überliefert sind viele Runenhölzer und Bleistreifen mit solchen Liebesbezeugungen, Gedichten oder Handelsnotizen. Auch Verwünschungen blieben in Mode.
Erst im 16. Jahrhundert ging die Zeit der Runen in Skandinavien zu Ende. Lediglich in der schwedischen Provinz [[Dalarna]] hielt sich der Gebrauch von Runen noch bis ins frühe 20. Jahrhundert.<ref>Lise Brix: ''Isolated people in Sweden only stopped using runes 100 years ago.'' In: Science Nordic, 21. März 2015 ([http://sciencenordic.com/isolated-people-sweden-only-stopped-using-runes-100-years-ago sciencenordic.com]).</ref>
Als Erbe des langen Nebeneinanders von lateinischer und runischer Schrift enthält das isländische Alphabet bis heute ein Zeichen, das ursprünglich eine Rune war: [[Þ]] (''thorn'') steht für den [[Stimmloser dentaler Frikativ|stimmlosen th-Laut]] (wie beispielsweise im englischen Wort „thing“).
[[Datei:Runen Hagia Sophia.JPG|mini|Runen auf Empore der Hagia Sophia, 9. Jh. n.&nbsp;Chr.]]
=== Die Runen außerhalb Skandinaviens und Mitteleuropas ===
In [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] hinterließen mehrere nordische Reisende, möglicherweise Krieger der kaiserlichen [[Warägergarde]], Runengraffiti auf Galerien der [[Hagia Sophia]]. Unter den [[Runeninschriften auf den Britischen Inseln]] gibt es neben den altenglischen auch etwa 220 Inschriften in [[Altnordische Sprache|altnordischer Sprache]] aus der [[Wikingerzeit]]. Runen wurden auch auf den [[Färöer]]n, auf [[Island]] und auf [[Grönland]] gefunden.
== Runen in der Neuzeit ==
[[Datei:Goldast antiquitates runen.jpg|mini|''Alamannicarum Antiquitates'' von 1606]]
=== Beginn der wissenschaftlichen Erforschung ===
Die Runen gerieten nie in völlige Vergessenheit. Die wissenschaftliche Befassung mit Runendenkmälern und der Runenschrift hielt sich das ganze Mittelalter hindurch, bis zum [[Humanismus]] auf denselben Gleisen wie die enzyklopädische und geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit anderen Altertümern. Humanisten wie der Schweizer [[Melchior Goldast]] fahnden in mittelalterlichen Manuskripten nach der Geschichtsüberlieferung des eigenen ‚Stammes‘, wenn sie [[althochdeutsch]]e Texte ebenso abdrucken wie die klösterlichen Runentraktate des 9. Jahrhunderts (s. Abb.). Im Norden konnte sich die Aufmerksamkeit auf die inschriftlichen Denkmäler selbst richten. Seit dem 16. Jahrhundert wurden gelehrte Sammlungen und Studien veröffentlicht, allerdings erscheinen die Herleitungen der Schrift z.&nbsp;B. aus der Zeit der Sintflut ([[Johan Magnus]], 1554) oder von der hebräischen Schrift ([[Ole Worm]], 1639) doch eher kurios. [[Johan Göransson]]s ''Baustil'' von 1750 ist mit seinen Abbildungen von 1200 schwedischen Runensteinen noch immer von wissenschaftlicher Bedeutung, auch wenn er die These vertrat, die Runen seien um 2000 v.&nbsp;Chr. von einem Bruder [[Gog und Magog|Magogs]] in den Norden gebracht worden. Das verlorengegangene [[Goldhörner von Gallehus|Goldhorn von Gallehus]] ist nur noch durch Stiche des 18. Jahrhunderts fassbar.
Heute ist die Runenkunde ([[Runologie]]) kein eigenständiges akademisches Fach, aber ein etabliertes Forschungsgebiet im Berührungsfeld von vergleichender Sprachwissenschaft, [[Ältere Skandinavistik|Nordistik]], Geschichtswissenschaft und Archäologie.
=== Runenesoterik ===
[[Datei:Armanenrunor i cirkel med siffror vector.svg|mini|links|Armanen-Futhark als Zahl-]]
[[Datei:Armanen Runes.JPG|mini|links|und als Buchstabenreihe]]
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts keimte in einigen [[Esoterik|esoterischen]] Kreisen Interesse für die Runen auf. Es waren vor allem völkisch-mystisch gesinnte Menschen, die die Runen in ihrem Sinne umdeuteten, ihnen [[Magie|magische]] Kraft zuschrieben und sich neue Runenalphabete ausdachten. Die [[völkische Bewegung]] verwendete nie die historischen Runen, sondern frei erfundene runenähnliche Zeichen. Der bedeutendste Impulsgeber war [[Guido von List]] (1848–1919), ein österreichischer Romantiker und Mitgründer der [[Rechtsextremismus und Esoterik|rechtsesoterischen]] [[Ariosophie]]. Er empfing den Großteil seines okkulten „Runenwissens“ nach eigenem Bekunden in Form von Visionen und galt seinen Anhängern als eine Art Prophet. Er postulierte eine pseudohistorische Priesterschaft sogenannter [[Armanen-Orden|Armanen]], die in diese Geheimnisse eingeweiht gewesen seien, und sein frei erfundenes Futhark, das sich nur lose auf das jüngere Futhark stützt, wurde daher auch '''Armanen-Futhark''' genannt. List postulierte des Weiteren ein Urvolk mit eigener Ursprache namens „Ariogermanen“. Er behauptete, dass dieses Volk, diese reinblütige „Rasse“ von blonden, blauäugigen Menschen, schon seit Urzeiten ein 18 Runen umfassendes Schriftsystem benutzt habe.
Bis in die 1970er Jahre arbeitete die Runenesoterik fast ausschließlich mit diesem Armanen-Futhark. Spätere Autoren stützten sich auf dieses Futhark, so etwa [[Karl Maria Wiligut]] (besser bekannt als Sturmbannführer Weisthor), der „[[Grigori Jefimowitsch Rasputin|Rasputin]]“ Himmlers, und [[Friedrich Bernhard Marby]], der Erfinder der [[Runengymnastik]] (auch als Runenyoga bekannt), bei dem die auszuführenden Figuren jeweils Runen symbolisieren und mit dem der „rassenbewusste nordische Mensch“ seinen Geist und Körper veredeln sollte.
==== Neuere Runenesoterik ====
Die neuere Runenesoterik bezieht sich häufig auf die Arbeiten des amerikanischen Runenmagiers Edred Thorsson (d.&nbsp;i. [[Stephen Flowers]]), Vorsitzender der Rune-Gild<ref>{{Webarchiv | url=http://runegild.org/ | wayback=20110430082010 | text=runegild.org}}</ref> ([[#Literatur|Lit.]]: Edred Thorsson, 1987). Der in Nordistik/Altgermanistik promovierte Flowers verwendete als Grundlage auch wieder das ältere, 24 Runen umfassende Futhark anstelle des Armanen-Futhark. <!-- Anm. Wanax: Habe das Werk nicht gelesen, und kann daher nichts zu seinen Quellen sagen…zwar kann er wohl die Original-Quellen lesen und hat diese wohl auch aufgenommen, dennoch scheint auch er Anleihen aus der älteren völkischen Esoterik und Werken eingearbeitet zu haben…kann hier jemand mehr sagen? -->
Generell zeichnen sich die Lehren der Runenesoterik durch einen starken [[Eklektizismus]] aus. Esoterisch arbeitende Runenmagier benutzen bei ihrer Beschäftigung mit Runenmagie und Runenorakel zum einen vorgeblich „eigene“ Gedanken und Überlegungen, greifen aber oft auch auf die wenigen schriftlichen Quellen des Hoch- und vor allem Spätmittelalters zurück, bei denen etwas über die magische Verwendung von Runen berichtet wird. Dazu gehören beispielsweise Phrasen, beziehungsweise Paraphrasen aus den [[Edda|eddischen]] Schriften und aus der übrigen weiteren altnordischen Literatur wie beispielsweise aus den Sagas und die [[Runengedicht]]e. Dabei wird gern übersehen, dass diese späten schriftlichen Überlieferungen aus einem bereits vollständig [[christianisiert]]en Umfeld stammen und entsprechend kaum reine „germanisch-heidnische“ Vorstellungen wiedergeben. Allerdings legt die Runenmagie keinen Wert auf historische Richtigkeit (sie ist schließlich keine Wissenschaft), sondern auf den praktisch-subjektiven Zugang, der jede (objektive) Fehlinterpretation verzeihlich macht. <!-- dürfte POV sein, bitte umformulieren --> Meist wird in Publikationen zum esoterischen und magischen Gebrauch der Runen betont, dass der jeweilige Autor nur eine Hilfestellung und Ideen liefern möchte, dass jedoch bei der Arbeit mit Runen jeder neue [[Adept (Schüler)|Adept]] aus sich selbst heraus individuell die Runen und ihre Kraft „verstehen“ und den Umgang mit ihnen lernen müsse – etwa durch Meditation, Trance u.&nbsp;ä.
==== Asatru ====
[[Datei:Artikel mit Runen - Items with runes.jpg|mini|rechts|Verschiedene Gegenstände mit Runen]]
Im [[Germanisches Neuheidentum|Ásatrú]] werden die Runen als [[Schrift]], für runenmagische Zwecke und gelegentlich als [[Orakel|Losorakel]] verwendet. Außerdem finden Runen auf Kleidungsstücken, Schmuck und verschiedensten Alltagsgegenständen sowie bei [[Metal]]bands<ref>Zum Beispiel ist das Booklet der CD „[[Gods of War (Manowar-Album)]]“ (vgl. Booklet-Beschreibung unter „Trivia“) vollkommen in Runen; weiteres Beispiel: [https://en.wikipedia.org/wiki/File:Kivenkantaja.jpg CD-Cover der finnischen Band Kivenkantaja]</ref> Verwendung.
=== Völkische Ideologie und Rechtsextremismus ===
[[Datei:Georg Schoenerer2.jpg|mini|Mitgliedsurkunde des [[Floridsdorf]]er Turnvereins für den [[Deutschnationalismus|deutschnationalen]] Politiker [[Georg von Schönerer|Schönerer]] in Runenschrift]]
Als autochthone, rein germanische Leistung waren die Runen anfällig dafür, für ideologische und politische Zwecke zur Zeit des [[Nationalismus]] instrumentalisiert zu werden. Schon im 17. Jahrhundert entwickelten Dänemark und Schweden einen ahistorischen Stolz auf „ihre“ Runen. Einer kulturkritischen Strömung am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich in [[Neopaganismus|neuheidnischen]] und antisemitischen Tendenzen äußerte, kamen vorchristliche, „nordische“ Traditionen nur gelegen. Die Vereinnahmung der völkischen „[[Siegrune|Sig-Rune]]“ (wie auch Teile der nordischen Mythologie) durch die [[Hitlerjugend]] und die [[Schutzstaffel|SS]] in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und der [[Othala|Odalrune]] durch [[Neonazismus|Neonazis]] (siehe [[Rechtsextreme Symbole und Zeichen]]) ist dabei nur die bekannteste Form dieser ideologischen Indienstnahme. Einzelne Runen, insbesondere solche aus Lists Armanen-Futhark, und runenähnliche Zeichen wie die [[Schwarze Sonne]] werden in [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] und neonazistischen Kreisen als Erkennungszeichen verwendet.<ref>[[Rudolf Simek]]: [http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/257816/runen-gestern-heute-morgen Runen gestern, heute, morgen]. Bundeszentrale für politische Bildung, 10. Oktober 2017, abger. 5. Februar 2018.</ref>
=== Metal-Szene ===
In der [[Metal (Kultur)|Metal-Szene]] erfreuen sich Runen auch einer gewissen Beliebtheit. Vor allem im Sub-Genre [[Viking Metal]] ist die Benutzung von Runen und anderer Symbole der nordischen/germanischen [[Mythologie]] sehr beliebt. Allerdings geschieht dies meistens ohne ernsthaften mystischen oder politischen Hintergrund (ähnlich der im Metal auch beliebten Benutzung des eisernen Kreuzes). Diese Symbole werden meist nur aus ästhetischen Gründen verwendet oder aufgrund des Interesses an der Mythologie, das lediglich auf der Unterhaltsamkeit basiert.
== Unicode ==
Der ''[[Unicodeblock Runen]]'' (16A0–16FF) enthält die germanischen Runen, wobei sich die Reihenfolge nach dem traditionellen Runen-Alphabet Futhark richtet und alle jüngeren Varianten und Abwandlungen nach der jeweiligen Grundrune einsortiert sind.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Runenschrift}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Rune}}
* {{WikipediaDE|Runen}}
* {{WikipediaDE|Runendichtung}}
* {{WikipediaDE|Samnordisk runtextdatabas}} (Gesamtnordische Runentext-Datenbank)
* {{WikipediaDE|Runenstein von Kensington}} (Stein mit gefälschter Runen-Inschrift)
* {{WikipediaDE|Ogham}} (irische Alphabetschrift, 4. bis 10. Jh.)
Formal ähnliche, nicht verwandte Schriften:
* {{WikipediaDE|Orchon-Runen}} (Turk-Runen)
* {{WikipediaDE|Altungarische Schrift|Ungarische Runen}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Helmut Arntz: ''Handbuch der Runenkunde.'' Zweite Auflage. Niemeyer, Halle/Saale 1944. (Reprint: Ed. Lempertz, Leipzig, 2007).
* [[Rudolf Steiner]]: ''Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung '', [[GA 9]] (2003), ISBN 3-7274-0090-0; '''Tb 615''', ISBN 978-3-7274-6151-4 {{Schriften|009}}
* René Derolez: ''Runica Manuscripta. The English Tradition.'' De Tempel, Brugge 1954 (Standardwerk über die „Buchrunen“).
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3; '''Tb 601''', ISBN 978-3-7274-6011-1 {{Schriften|013}}
* Alfred Becker: ''Franks Casket, Zu den Bildern und Inschriften des Runenkästchens von Auzon.'' Sprache und Literatur. Regensburger Arbeiten zur Anglistik und Amerikanistik. Bd. 5. Hans Carl, Regensburg 1973, ISBN 3-418-00205-6.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_siebengliederung_des_menschen.pdf Der neue siebengliederung des Menschen] PDF
* Klaus Düwel: ''Zur Auswertung der Brakteatinschriften. Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten-Merkmale.'' In: Karl Hauck (Hrsg.): ''Der historische Horizont der Götterbilsamulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter.'' Göttingen 1992.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_siebengliederung_uebersicht.pdf Der siebengliedrige Mensch (Übersicht)] PDF
* Klaus Düwel (Hrsg.): ''Runeninschriften als Quellen interdisziplinärer Forschung. Abhandlungen des Vierten Internationalen Symposiums über Runen und Runeninschriften in Göttingen vom 4. bis 9. August 1995.'' Walter de Gruyter, Berlin 1998, ISBN 3-11-015455-2
* Klaus Düwel: ''Runenkunde''. 4. Aufl. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-14072-2
* Ulrich Hunger: ''Die Runenkunde im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Ideologiegeschichte des Nationalsozialismus.'' Europäische Hochschulschriften. Reihe 3. Lang, Frankfurt M 1984, ISBN 3-8204-8072-2
* Heinz Klingenberg: ''Runenschrift – Schriftdenken – Runeninschriften''. Carl Winter, Heidelberg 1973. ISBN 3-533-02181-5
* John McKinnell, Rudolf Simek, Klaus Düwel: ''Runes, magic and religion. A source-book.'' (= ''Studia Medievalia Septentrionalia''&nbsp;; 10), Fassbaender, Wien 2004, ISBN 978-3-900538-81-1.
* Wolfgang Krause, Herbert Jankuhn: ''Die Runeninschriften im älteren Futhark''. (= ''Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Philosophisch-Historische Klasse'' Folge 3, Nr. 65,1 (Text), Nr. 65,2 (Tafeln)), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966.
* D. Gary Miller: ''Ancient scripts and phonological knowledge.'' (= ''Amsterdam studies in the theory and history of linguistic science. Series IV, Current issues in linguistic theory,'' 116). John Benjamins Publishing, Amsterdam/Philadelphia 1994, ISBN 90-272-3619-4, {{ISSN|0304-0763}}.
* Stephan Opitz: ''Südgermanische Runeninschriften im älteren Futhark aus der Merowingerzeit'' Freiburg 1977
* Robert Nedoma: ''Personennamen in südgermanischen Runeninschriften''. Carl Winter, Heidelberg 2004. ISBN 3-8253-1646-7
* Rochus von Liliencron, Karl Müllenhoff: ''Zur Runenlehre.'' Zwei Abhandlungen. Schwetschke, Halle 1852<br /> [http://archive.org/details/zurrunenlehrezw00mullgoog Internet Archive.]
* ''Runen'', ''Runendichtung'', ''Runenfälschungen'', ''Runengedichte'', ''Runeninschriften'', ''Runenmeister'', ''Runenmünzen'', ''Runennamen'', ''Runenreihen'', ''Runenschrift'', ''Runensteine''. In: ''Reallexikon der germanischen Altertumskunde.'' Band 25. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 499–596.
* Wilhelm Carl Grimm: ''Über deutsche Runen.'' Dieterich, Göttingen 1821 ([http://books.google.com/books?id=3QEZAAAAMAAJ&pg=PA1&dq=über+deutsche+runen books.google.com]).
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Rune}}
{{Commonscat|Runic writing|Runen}}
{{Commonscat|Runestones|Runenstein}}
{{Commonscat|Codex Runicus}}
* Die freie Unicode-Schriftart Sun-ExtA zum [http://www.alanwood.net/downloads/sun-exta.zip Download] (ZIP-Datei; 9,6&nbsp;MB)
* Die freie Unicode-Schriftart Junicode zum [http://junicode.sourceforge.net/ Download]
* [http://www.univie.ac.at/an/links2.html Linkliste, zusammengestellt von R. Nedoma (aktuell)]
* [http://www.runenprojekt.uni-kiel.de/beschreibung/1/default.htm Umfangreiche Runendatei mit weiterführender Literatur zu den einzelnen Inschriften (2002)] (Runenprojekt Uni Kiel)
* {{Webarchiv | url=http://ariadne.uio.no/runenews/ | wayback=20070610040025 | text=''Nytt om runer'' – Jährliche Bibliographie sowie Neufunde mit Beschreibung und Abb. seit 1995}} (Die führende Fachzeitschrift, Univ. Oslo)
* [http://titus.fkidg1.uni-frankfurt.de/didact/idg/germ/runentab.htm Beispiele von Inschriften mit Runenreihen] [http://titus.fkidg1.uni-frankfurt.de/didact/idg/germ/runinsc.htm Weitere Inschriften] (Titus, Uni Frankfurt)
* Jantina Helena Looijenga: [http://irs.ub.rug.nl/ppn/163895791 ''Runes around the North Sea and on the Continent AD 150–700., texts & contexts.''] Diss. Groningen 1997.
* [http://the.rune.site/ Transliteration zu Runen]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Lesenswert|31. März 2006|15214278}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4050996-5}}


[[Kategorie:Mantik nach Richtung|S]]
{{GA}}
[[Kategorie:Runenschrift|!]]
[[Kategorie:Esoterik]]
[[Kategorie:Schrift]]
[[Kategorie:Wicca]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Siebengliederung des Menschen|301]]
[[Kategorie:Wesensglieder]]
[[Kategorie:Mensch]]

Version vom 31. August 2018, 01:55 Uhr

Hier nun der siebengliedrige Mensch, wie er von Steiner in seinen Werken "Tehosophie" (GA 9) und "Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13) gegeben wirde.

Theosophisch Deutsch Alternativ
Atman Geistmensch
Buddhi Lebensgeist
Manas Geistselbst
Ich Ich Ich
Astralleib Seelenleib Empfindungsleib
Ätherleib Lebensleib Bildekräfteleib
Physischer Leib Physischer Leib Physischer Leib

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.