Sonne

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Sonne
Die Sonne
Sonnensiegel nach Rudolf Steiner
Das Zeichen der Sonne nach Agrippa von Nettesheim[1]

Die Sonne (hebr. חמה, Chamah, auch Zorn, abgeleitet von: חַם, heiß; astronomisches Zeichen: ) ist heute ein Fixstern. Die okkulte Forschung Rudolf Steiners zeigt, dass das nicht immer so war und dass sie sich künftig zu einem noch höheren Dasein weiterentwicklen wird. Erst nach einer Reihe von Verkörperungen bzw. Weltentwicklungsstufen, die zugleich Bewusstseinsstufen darstellen, ist die Sonne vom Planeten, der sog. alten Sonne, zum Fixstern-Dasein aufgestiegen und sie wird später einmal soweit entwickelt sein, dass aus ihr ein neues Tierkreis-System entsteht.

Die alte Sonne unterschied sich von der heutigen vor allem dadurch, dass erstere im rhythmischen Wechsel aufleuchtete und sich wieder verfinsterte und damit eine Art Lichatmung hatte, während die heutige Sonne immer leuchtet.

Die Sonne als Sitz erhabener geistiger Wesen

Die Sonne ist der Sitz erhabener geistiger Wesen. Damit diese hier einen geeigneten Wohnplatz finden konnten, mussten zuerst die dichtesten Elemente ausgeschieden werden. Von dem ursprünglich gemeinsamen Himmelskörper trennten sich darum die dichte Erde und die anderen Planeten ab. Die Sonne besteht seit dem aus dem Luftelement, der Wärme, dem Lichtäther, dem Klangäther und dem Lebensäther. Von hier durchströmen die belebenden Kräfte unser Sonnensystem und tatsächlich zeigt sich die Sonne dem okkulten Blick gleichsam als Ätherleib, als Lebensleib unseres ganzen Planetensystems.

Die Sonnensphäre ist das Herrschaftsgebiet der Elohim, der Geister der Form. Von der Sonne aus strahlen sechs der Elohim, der Schöpfergötter, von denen in der Genesis gesprochen wird, Licht und Liebe der Erde zu. Jahve, der siebente der Elohim, sendet mit dem vom Mond reflektierten Sonnenlicht seine Weisheit zur Erde, nachdem sich später auch noch der Mond von der Erde abgelöst hatte.

Der führende Erzengel der Sonnensphäre ist Michael.

Christus als führender Sonnengeist

Der höchste führende Sonnengeist aber war der Christus selbst. Er war schon der oberste Führer der alten Sonnenentwicklung und auch während der eigentlichen Erdenentwicklung war zunächst die Sonne seine Heimat und hier wirkte er als schöpferischer Geist, als schaffendes Weltenwort, durch die Gemeinschaft der sieben Elohim.

"Das, was man da an materialistischen Kosmologien heute entwickelt, das ist ja pure Phantasterei. So hat man sich nicht vorgestellt in älteren Zeiten: die Sonne - ein Gasball, der da draußen schwimmt, sondern die Sonne war ein Geistwesen. Das ist sie auch für den wirklichen Weltanschauer heute noch: ein Geistwesen, das sich nur äußerlich in der Weise repräsentiert, wie das Auge eben die Sonne wahrnehmen kann. Und dieses zentrale Geistwesen empfand die ältere Menschheit als eins mit dem Christus. Die ältere Menschheit wies auf die Sonne, wenn sie von dem Christus sprach." (Lit.: GA 207, S. 183)

Um die Folgen des Sündenfalls auszugleichen, stieg der Christus aber zum Heil der Menschen im Laufe eines langen kosmischen Entwicklungsprozesses, in dem er die Vorstufen zum Mysterium von Golgatha durchlebte, auf die Erde herab und verband sich mit dieser durch das Mysterium von Golgatha, damit auch sie einst Sonne werde und so zu einer höheren Daseinsform aufsteige.

"Diese wirkliche Sonne besteht aus geistigen Wesenheiten, die sich der physischen Sonne bedienen, wie die Menschen sich der Erde bedienen. Die inneren Geheimnisse dieses Sonnendaseins zu schauen und zu offenbaren, das war die Aufgabe des großen Sonnenorakels. Für dieses war das Sonnenlicht nicht einfach etwas Physisches, sondern jeder Sonnenstrahl ist die Tat der geistigen Wesenheiten, welche auf der Sonne ihren Schauplatz haben. Diese großen Wesenheiten waren zur Zeit der alten Atlantis noch ausschließlich auf der Sonne. Später änderte sich dies, indem die große Wesenheit, welche später Christus genannt wurde, sich mit der Erde vereinte. Man kann daher das Sonnenorakel auch das Christus-Orakel nennen. Die Vereinigung der Christus-Wesenheit mit der Erde geschah, als auf Golgatha das Blut des Christus Jesus floß. Da vereinte sich sein Wesen mit der Atmosphäre der Erde, wie dies heute noch im hellseherischen Rückblick wahrgenommen werden kann. So kam die Christus-Wesenheit von der Sonne auf die Erde. Als bei Damaskus das Licht der geistigen Erleuchtung auf den Saulus-Paulus fiel, da sah Paulus den mit der Erde vereinten Christus und wußte zugleich, daß er es war, der auf Golgatha sein Blut vergossen hatte." (Lit.: GA 109, S. 12)

"Christus «starb von der Sonne», er starb kosmisch von der Sonne zur Erde herab, er kam zur Erde herunter. Von dem Momente von Golgatha ab war auf der Erde zu schauen dasjenige, was sein Lebensgeist war. Wir lassen den Lebensäther, den Ätherleib, den Lebensleib zurück nach dem Tode; nach diesem kosmischen Tode ließ der Christus den Geistesmenschen auf der Sonne zurück, und im Umkreise der Erde den Lebensgeist. So daß vom Mysterium von Golgatha ab die Erde von dem Lebensgeiste Christi wie von einem Geistigen umweht war." (Lit.: GA 240, S. 291)

Sonnenlicht und Gold

"Der Fixstern wäre nicht sichtbar, wenn er nicht in sich zu den Geistern der Weisheit, die normal fortgeschritten sind, auch solche hätte, die nicht ihr Ziel erreicht haben, die auf untergeordneter Stufe stehengeblieben sind, entweder auf der Stufe der Geister der Bewegung oder der Geister der Form. Stehengebliebene Geister der Weisheit, die nicht ihr Ziel erreicht haben, die haben wir als die Träger des Lichtes in der lichtlosen Geistsubstanz der Fixsterne anzuerkennen. Und wenn wir uns nun darüber klar sind, daß uns also eigentlich von den Fixsternen, somit auch von unserer Sonne, physisch Leuchtendes nur entgegendringt, weil sich den normalen Geistern der Weisheit die zurückgebliebenen beigesellen und zu Trägern des Lichtes, zu Luzifer, zu Phosphoros werden, so werden wir uns jetzt auch klar darüber sein, daß derselbe Grund, der die Sonne sichtbar macht, der uns von dem Fixstern das Licht zusendet, auch der ist, der die ätherischen Lebensströme nach der Erde schickt und das Gold bewirkt. Deshalb war es notwendig, daß eben von dem Monde aus die anderen Kräfte entgegenwirken, welche — als Ätherströme nimmt der okkulte Blick das wahr — zum Silber führen. Wenn es nun aber wirklich Geister der Weisheit gibt, welche den Mond der Sonne entgegenstellen, um einen Ausgleich zu schaffen, so müssen wir uns sagen: Diese Geister der Weisheit auf dem Monde können nicht leuchten, denn Geister der Weisheit leuchten nicht. Wenn daher der okkulte Blick die Geister auf dem Monde sucht, so findet er sie nicht leuchtend. Aber ausschließen müssen diese Geister der Weisheit, die auf dem Monde eine Kolonie begründeten, die luziferischen Geister gerade vom Monde, sonst würde ja keine Waage gehalten werden.

Daher darf vom Mond kein Eigenlicht ausströmen, sondern nur das Licht, das als Sonnenlicht zurückgeworfen wird." (Lit.: GA 136, S. 195f)

Die dreifache Sonne

In allen Einweihungsschulen kannte man das Sonnengeheimnis, das Geheimnis der dreifachen Sonne. Man wusste, dass hinter der äußeren Sonne, die als Lichtquelle unser Planetensystem erhellt, noch eine seelische und eine geistige Sonne wirkt.

„Diese Sonne, von der die Physik spricht, diese Sonne ist nur ein Element in der ganzen Sonne. Dieser Sonne liegt zugrunde ein Seelisches und ein Geistiges. Und das Geistige, das dieser Sonne zugrunde liegt, sprach ja noch der griechische Weise als das allgemeine Weltgute an, als das Gute der Welt, als das einheitliche, die Welt durchwallende Gute. Das war ihm der Geist der Sonne. Ihm wäre es, diesem griechischen Weisen, als stärkster Aberglaube vorgekommen, so zu denken, wie der heutige Physiker denkt, daß da draußen im Weitenraume einfach eine glühende Kugel schwebe; sondern ihm war diese glühende, schwebende Kugel die Offenbarung des einheitlich Guten, das in der Welt zentral wirksam ist. Und mit diesem zentralen Guten, das geistiger Art ist, ist wiederum verbunden ein Seelisches: der Helios, wie es die Griechen nannten. Und erst das dritte, der physische Ausdruck des Guten und des Helios, war dann die physische Sonne. Es sah also der Mensch damals an Stelle der Sonne ein Dreifaches. Und mit diesem Dreifachen, das in der Sonne in alten Zeiten gesehen worden ist, brachten diejenigen Menschen, welche in der Zeit des Mysteriums von Golgatha dachten - ausgerüstet mit dem Wissen dieses Mysteriums von Golgatha, ausgerüstet mit dem Wissen der alten Mysterien - , mit diesem dreifachen Sonnenmysterium brachten diese Weisen das Christus-Mysterium zusammen, das Mysterium von Golgatha selber. Mit der Sonnenverehrung war verbunden für diejenigen, die etwas wußten, die Christus-Verehrung. Mit der Sonnenweisheit war wiederum für diejenigen, die etwas wußten, verbunden die Christus-Weisheit.“ (Lit.:GA 183, S. 60f)

Diese dreifache Sonne ist zugleich Lichtquelle, Lebensquelle und Liebesquelle.

„Zu allen Zeiten hat man schon innerhalb der instinktiven Erkenntnis gesprochen von einer dreifachen Sonne, von der Sonne als Lichtquelle, Lebensquelle, Liebesquelle. Diese Trinität ist durchaus in der Sonne enthalten.“ (Lit.:GA 208, S. 91)

Lichtquelle
Sonne Lebensquelle
Liebesquelle

„Diese göttliche Tätigkeit in ihrem Wirken auf den Menschen in seinem Verhältnis zur Welt, die empfand besonders die Weisheit des zweiten nachatlantischen Zeitraumes sehr stark, erlebte sie sehr stark: Gott im Lichte, Gott in der Finsternis. Gott im Lichte: das Göttliche mit luziferischer Färbung; Gott in der Finsternis: das Göttliche mit ahrimanischer Färbung. So erlebte die persische Kultur die Außenwelt. Und die Sonne war der Repräsentant dieser Außenwelt - Sonne als göttliche Lichtquelle: zweite nachatlantische Zeit.

Dagegen erlebte man mehr diejenige Sphäre, die zwischen dem Urteilen und Fühlen ist, in der dritten nachatlantischen Kultur, der ägyptisch- chaldäischen. Da hatte man nicht so das Erleben, daß man das Göttliche draußen erlebte in Licht und Finsternis; da hatte man das Erleben, daß man das Göttliche erlebte im Zusammenstoßen des Vorstellens mit dem Fühlen. So sind nämlich eigentlich die Götterwirkungen bei den Ägyptern und Chaldäern, daß der Mensch hineingoß in sein Urteil: in die Verneinung etwas von seinen Antipathien, in das Bejahen etwas von seinen Sympathien [...] Sie können es noch den ägyptischen Grab- und anderen Figuren anfühlen, daß in ihnen etwas liegt, das künstlerisch gebildet worden ist mit dem sympathisierenden Bejahen und dem antipathisierenden Verneinen. Man kann keine Sphinxe schaffen, ohne daß man hereinbringt, was sympathisierendes und antipathisierendes Ideenleben hat. Da empfand man nicht bloß Licht und Finsternis, da empfand man etwas, was etwas hat von dem Lebendigen, was man im Sympathisieren und Antipathisieren hat. Man empfand die Sonne als göttliche Lebensquelle.

Und kommen wir in die griechisch-lateinische Zeit, da war dem Menschen das unmittelbare Zusammensein mit der Außenwelt schon in hohem Grade abhandengekommen [...] Das griechische Wesen kann nur verstanden werden, wenn man sich klar darüber ist, daß der Grieche sich schon sehr stark in seine Leibhaftigkeit eingelebt hatte, noch nicht so stark wie wir, aber schon sehr stark sich eingelebt hatte. Die alten Perser hatten sich nicht sehr stark in ihre Leiblichkeit eingelebt. Sie glaubten eigentlich nicht, daß sie so richtig in ihrer Leiblichkeit innerhalb ihrer Haut lebten, namentlich wenn sie Weise waren, sondem sie glaubten, daß sie auf den Wellen des Lichtes eigentlich das ganze Universum durchwoben, durchwellten. Der Grieche war schon ganz so, daß er eigentlich in seinem Leibe drinnen mit diesem Weltenwesen schlief [...]

Das alles bewirkte, daß die Griechen die Sonne auch nicht mehr als eigentlichen Lebensquell wahrnehmen konnten, sondern daß die Griechen die Sonne wahrnahmen wie etwas, was sie innerlich durchdringt. Und sie fühlten dasjenige Element, wo die Sonne innerlich lebt im Menschen, das fühlten sie als das Element des Eros, als das Element der Liebe. Eros, das Sonnenhafte im Menschen, das war es, was in dem eigentlichen griechischen inneren Erleben war; darum: die Sonne als göttliche Liebesquelle.

Und dann trat etwa vom 4. nachchristlichen Jahrhundert ab, das ich überhaupt in seinem eigentümlichen Charakter nach den verschiedensten Seiten charakterisiert habe, das Zeitalter ein, wo die Sonne überhaupt nicht mehr anders empfunden wird denn als eine physische Nebelkugel draußen im Räume, wo die Sonne eigentlich für den Menschen verfinstert ist. Der Perser empfand die Sonne wirklich als den Reflektor des den Raum durchwogenden und durchwuchtenden Lichtes. Der Ägypter und Chaldäer empfand die Sonne als das das Universum durchwellende und durchpulsende Leben. Der Grieche empfand die Sonne als das, was dem organischen Wesen Liebe einträufelte, was den Eros durch die Wellen des Empfindens leitet. Indem es immer weiter und weiter in den Menschen hineinstieg, dieses Sonnenerleben, verschwand es in seinen Untergründen, in die Meerestiefe der Seele hinein. In den Meerestiefen der Seele tragt heute der Mensch das Sonnennähe. Er soll es nicht erreichen, weil der Hüter der Schwelle davorsteht, weil es unten ist in jenen Untergründen, von denen die alten Mysterienlehren gesagt haben, man soll es nicht aussprechen, weil gerade sündhaft ist der Mund, der es ausspricht, wie das Ohr sündhaft ist, das es hört. Und da gab es denn im 4. Jahrhundert Schulen, welche hauptsächlich lehrten für die weitere Verbreitung des Christentums: Das Sonnengeheimnis darf nicht ausgesprochen werden; es muß eine Zivilisation kommen, welche das Sonnengeheimnis nicht kennt.

Hinter alldem, was äußerlich in der Welt geschieht, stehen ja die innerlichen, ich möchte sagen, aus dem Universum heraus lehrenden Kräfte. Ein Werkzeug solcher lehrenden Kräfte war der römische Kaiser Konstantin. Unter ihm hat das Christentum diejenige Form angenommen, die die Sonne verleugnet.

Dann war noch einer da, der allerdings die Entwickelung der Zeit weniger in Betracht gezogen hat als seinen Enthusiasmus für das, was er noch von seinen Mysterienlehrern gelernt hat als den letzten Überrest der alten, instinktiven Weisheit: das war Julian Apostata. Und Julian Apostata ist aus dem Grunde von Mörderhand gefallen, weil er bestrebt war, das dreifache Sonnengeheimnis als alte Tradition zu überliefern. Die Welt wollte mit dem nicht mitgehen.“ (Lit.:GA 208, S. 167ff)

„Es ist wahr, die Menschen mußten durchgehen, um zur Freiheit zu kommen, durch den Glauben, daß da draußen ein Gasball durch die Welt wandle, während die Physiker sehr erstaunt sein würden, wenn sie dorthin wandern könnten und gar keinen Gasball, sondern im Gegenteil einen Hohlraum, ja weniger als einen Raum finden würden, und entdecken würden, was die Sonne ist: daß die Sonne nicht da draußen ein leuchtender Gasball ist, der Licht ausstrahlt - Unsinn ist das! -, sondern daß das zunächst ein bloßer Reflektor ist, der nicht

Zeichnung aus GA 208, S. 171
Zeichnung aus GA 208, S. 171

Licht ausstrahlen kann, höchstens zurückwerfen kann. Dann aber haben wir in Wirklichkeit geistig Licht ausstrahlend Saturn, Jupiter, Mars, Merkur, Venus, Mond. Und während es physisch so erscheint, als ob die Sonne denen allen Licht gäbe, strahlen die eigentlich alle gegen die Sonne das Licht, und die Sonne ist der Reflektor. So ist es physisch. So haben es aus instinktivem Erkennen die Alten, die Urperser noch erkannt und haben in diesem Sinne die Sonne als die irdische Lichtquelle anerkannt, aber eigentlich nicht als die Lichtquelle, sondern als den Lichtreflektor. Dann wurde sie der zurückstrahlende Lebensreflektor und der zurückstrahlende Liebesreflektor.

Diese Anschauung wollte Julian Apostata geltend machen, und er ist aus dem Wege geräumt worden. Die Menschen mußten eben durchgehen, um zur Freiheit zu kommen, durch den Aberglauben von dem im Raum vorhandenen Gasball, der Licht ausstrahlt, welchen Aberglauben wir ja heute in allen Physikbüchern als eine absolute Wahrheit hingestellt finden. Wir müssen wiederum durchdringen zu dem, was wahr ist in dieser Sache.“ (Lit.:GA 208, S. 171f)

„Dieses Sonnengeheimnis, es wurde empfunden als das größte geistige Kleinod der Menschheit. Und es wurde symbolisiert durch das- Tafei 16 jenige, was man das Palladium nannte. In Troja soll es einst gewesen sein, und die Mysterienpriester in Troja drüben sollen in diesem Palladium dasjenige gesehen haben, an dem sie gewissermaßen sakramental kulturell, kultusartig den Leuten enthüllt haben, was das Sonnenwesen ist. Dann wurde es nach Rom gebracht, und es war ein Geheimnis der in Rom Eingeweihten, daß Rom das Palladium bewahrt. Rom bewahrte das Palladium. Und im Grunde genommen haben die eingeweihten Priester der Römer und noch die ersten Kaiser der Römer, namentlich noch Augustus, durchaus aus dem Bewußtsein heraus gearbeitet in der Welt, gewirkt in der Welt, daß in Rom das größte Kleinod der Welt repräsentiert ist, wenigstens äußerlich-symbolisch, indem in dem geschätztesten römischen Tempel unter der Grundmauer das Palladium war, das nur diejenigen kannten, die von den größten Geheimnissen des römischen Daseins wußten. Aber auf geistige Art war es denen bekanntgeworden, die das Christentum der Welt zu bringen hatten. Und aus der Erkenntnis, daß Rom den Palladiumschatz bewahrt, ging der Zug der ersten Christen nach Rom. Es war durchaus etwas Spirituelles darinnen.

Aber als unter Konstantin das Christentum verweltlicht ist, wurde von Rom das Palladium weggenommen. Konstantin gründete Konstantinopel, und unter derjenigen Säule, die er dort sich selber errichten ließ, ließ er in den Boden hineinsenken das Palladium. Und das römische Christentum hat sich ferner so entwickelt, daß ihm das Wissen vom Sonnengeheimnis gerade durch denjenigen Kaiser weggenommen worden war, welcher das Christentum äußerlich in seinen Formen, in seinem starren Mechanismus in Rom festgelegt hatte. In der äußerlichen, weltlichen Befestigung des Christentums durch Konstantin ist dem Christentum die Weisheit von der Welt verlorengegangen, was auch äußerlich zum Ausdrucke kommt in dem Überführen des Palladiums nach Konstantinopel.

Namentlich in gewissen Teilen der slawischen Welt - die Leute deuten sich das ja alles in ihrem Sinne - herrscht, herrschte bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts herein der Glaube, daß das Palladium von Konstantinopel in nicht zu ferner Zukunft nach einer anderen, und wie man glaubte in der slawischen Welt, nach einer slawischen Stadt verbracht werden wird.

Jedenfalls wartet das Palladium darauf - nehmen Sie jetzt den Vorgang symbolisch äußerlich, aber das Wichtigere ist das Innere dabei -, daß aus dem schon auf dieses Palladium verfinsternd wirkenden Konstantinopel hervorgeht diejenige Lokalität, oder daß das Palladium wandert nach derjenigen Lokalität, die durch sich dieses Palladium völlig verfinstern würde. Ja, das Palladium wird nach dem Osten gebracht, wo die Dekadenz der alten Weisheit lebt, aber eben der Verfinsterung entgegenlebt. Und alles hängt in der weiteren Weltenentwickelung davon ab, daß ebenso, wie die Sonne ein Reflektor ist von dem Lichte, das ihr aus dem Universum gegeben wird, das Palladiumkleinod beleuchtet werde von einer Weisheit, die aus dem Schatze der Erkenntnis des Westens gefunden wird. Das Palladium, das alte Erbstück, das aus Troja nach Rom, von Rom nach Konstantinopel gebracht worden ist, das noch weiter in die Finsternis des Ostens gebracht werden soll, das Palladium, das Sonnenkleinod, es muß warten, bis man es geistig im Westen aus dem dunklen, finsteren Schatze der bloßen Naturerkenntnis heraus erlöst. So hängt mit den heiligsten Traditionen eigentlich der europäischen Entwickelung zusammen, was als Aufgabe für die Zukunft dasteht [...]

Die Sonne ist verschwunden in die Untergründe der Menschheit. Wir müssen durch geisteswissenschaftliche Entwickelung die Sonne wieder finden. Die Menschheit muß diese Sonne wieder finden, sonst verschwindet das Palladium in der Finsternis des Ostens. Heute ist es Sünde, wenn so etwas, was unrichtig ist, ausgesprochen wird, Sünde ist es, das Wort auszusprechen: Ex Oriente lux. - Nicht mehr kann das Licht aus dem Osten kommen. Der Osten ist in der Dekadenz. Aber er wartet - denn er wird das Kleinod, das Sonnenkleinod, wenn auch in der Finsternis, haben - , er wartet auf das Licht des Westens. Heute wandern die Menschen noch tief in der Finsternis, arrangieren Zusammenkünfte in der Finsternis, schauen hin - nach Washington. Aber erst diejenigen Washingtons werden Heil bringen, die aus dem Tone der geistigen Welt heraus so sprechen, daß sie nicht bloß die freien Wirtschaftstore für China, nicht bloß die Finsternis suchen, die das Palladium umgibt. Erst diejenigen Konferenzen werden Heil bringen, die im Westen so gehalten werden, daß man von dort will Licht hintragen, damit das Palladium wieder aufglänze. Denn wie ein fluoreszierender Körper ist das Palladium finster an sich; wird es von Licht durchströmt, dann leuchtet es auf. So wird es mit der Weisheit des Ostens sein: finster an sich, aufleuchten wird sie, fluoreszieren wird sie, wenn sie von der Weisheit des Westens, von dem geistigen Lichte des Westens durchdrungen wird.“ (Lit.:GA 208, S. 172ff)

Anmerkungen

  1. Agrippa von Nettesheim: Die magischen Werke, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S 251

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen, GA 109 (2000), ISBN 3-7274-1090-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, GA 136 (1996), ISBN 3-7274-1361-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Wissenschaft vom Werden des Menschen, GA 183 (1990), ISBN 3-7274-1830-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil, GA 207 (1990), ISBN 3-7274-2070-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil, GA 208 (1992), ISBN 3-7274-2080-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band, GA 240 (1992), ISBN 3-7274-2401-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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