Christlicher Schulungsweg und Spiel: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''christliche Schulungsweg''' (auch '''christlich-gnostischer''' oder '''christlicher Einweihungsweg''' genannt) gründet sich auf das intensive gefühlsmäßige Nacherleben des Leidensweges Christi, wie er namentlich im [[Johannesevangelium]] geschildert wird. Er umfaßt sieben Stufen:
[[Datei:Jean-Baptiste Siméon Chardin 001.jpg|250px|thumb|right|Freies Spiel mit Spielkarten: Ein Kartenhaus ("Das Kartenhaus" von [[wikipedia:Jean Siméon Chardin|Jean Siméon Chardin]], (1699–1779))]]
'''Spiel''' (von althochdeutsch: ''spil'' für „Tanzbewegung“) ist eine Tätigkeitsform, Spielen eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung, aber auch als Beruf  ausgeführt werden kann ([[wikipedia:Theaterspiel|Theaterspiel]], [[wikipedia:Sport|Sport]]spiel, [[wikipedia:Violine|Violinspiel]]). Es ist eine Beschäftigung, die  oft in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen wird. Ein Gutteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von [[wikipedia:Motorik|motorischen]] Fähigkeiten findet durch Spielen statt, beim Menschen ebenso wie bei zahlreichen Tierarten. Einem Spiel liegen oft ganz bestimmte Handlungsabläufe zugrunde, aus denen, besonders in Gemeinschaft, verbindliche [[wikipedia:Regel (Richtlinie)|Regeln]] hervorgehen können. Die konkreten Handlungsabläufe können sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln ([[wikipedia:Völkerball|Völkerball]], [[wikipedia:Mensch ärgere Dich nicht|Mensch ärgere Dich nicht]]) oder aber aus dem Wunsch verschiedener Individuen ergeben, gemeinschaftlich zu handeln (Bau einer Sandburg z.B.).


::::#Fußwaschung - man entwickelt umfassende Dankbarkeit gegenüber den Naturreichen, die unter einem stehen; schließlich entfaltet sich die Vision der Fußwaschung und die Füße fühlen sich wie von Wasser umspült.
== Definitionen und Merkmale ==
::::#Geißelung - man lernt aufrecht alle Hindernisse und Leiden des Lebens ertragen; allmählich schaut man die Vision der Geißelung und spürt am ganzen Körper brennenden, juckenden Schmerz.
Eine alte Definition für Spiel stammt von dem niederländischen [[wikipedia:Kulturanthropologie|Kulturanthropologen]] [[wikipedia:Johan Huizinga|Johan Huizinga]]. In seinem Hauptwerk ''[[wikipedia:Homo ludens|Homo ludens]]'' schreibt er:
::::#Dornenkrönung - man lernt ertragen, wie einem selbst das Heiligste mit Spott und Hohn übergossen wird; in der Vision sieht man sich selbst mit der Dornenkrone und empfinden einen stechenden äußeren Schmerz am Kopf.
{{Zitat|Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.|Huizinga|1938/1991, S. 37}}
::::#Kreuzigung - der eigene Körper wird als fremd empfunden, als Kreuz, das man zu tragen hat; man arbeitet so bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]] hinein, um diesen so lebendig zu machen, dass er eine ein Anziehungskraft zum [[Phantom]]leib des [[Christus]] entwickelt, der sich auf [[Golgatha]] bei der [[Auferstehung aus dem Grab erhoben hat. Am Körper zeigen sich die Wundmale (Stigmatisierung) von leichten Rötungen bis zu wirklich blutenden Wunden.
::::#mystischer Tod - der [[Leib]] wird nun als Mutter und das verwandelte niedere [[Ich]] als Jünger erlebt, zu dem der Christus - als das höhere Ich in uns im Sinne des paulinischen Wortes: "Nicht ich, sondern der Christus in mir!" - sagt: "Siehe, das ist deine Mutter." Dann zerreißt der Vorhang, der die [[geistige Welt]] verhüllt, man begegnet dem [[Hüter der Schwelle]], wird hellsichtig auf dem [[Astralplan]] und erlebt den Abstieg zur [[Hölle]], wie er etwa im [[Nikodemus-Evangelium]] oder in [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]] angedeutet wird.
::::#Grablegung und Auferstehung - man empfindet sich vereint mit der ganzen Erdennatur und fühlt sich zutiefst vereinigt mit dem Christus, der gesagt hat: "Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen."
::::#Himmelfahrt - um diese Stufe zu erleben, muss man gelernt haben, ohne das Werkzeug des physischen [[Gehirn]]s zu denken.


Die ausgedehnte [[Meditation]] über den [[Prolog des Johannesevangeliums]], namentlich über die ersten fünf Verszeilen, geht dem Einweihungsweg voran:
Die [[wikipedia:Spielwissenschaft|Spielwissenschaft]] unterscheidet jedoch zwischen zweckfreien und zweckgerichteten Spielen.<ref>Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: ''Was Spielen bedeutet und welche Merkmale es kennzeichnen.'' In: Dies.: ''Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen.'' 3. Auflage. Baltmannsweiler 2014, S. 18–22.</ref> Als zweckfrei gelten etwa die [[wikipedia:Funktionsspiel|Funktionsspiel]]e, als zweckgerichtet die [[wikipedia:Lernspiel|Lernspiel]]e. Das zweckgerichtete Spiel gab es bereits bei den [[wikipedia:Philanthrop|Philanthrop]]en, etwa bei [[wikipedia:Guts Muths|Guts Muths]].<ref>I.C.F. Guts Muths: ''Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und des Geistes.'' Schnepfental 1796</ref> Das Lernspiel soll dem Zweck des [[Lernen]]s dienen, aber dennoch spielerisch sein.<ref name="Hans Scheuerl 1990">Hans Scheuerl: ''Das Spiel. Untersuchungen über sein Wesen, seine pädagogischen Möglichkeiten und Grenzen.'' 11. Auflage. Weinheim/ Basel 1990</ref>
Neben dem Lernspiel hat sich seit etwa 1995 eine Spielbewegung etabliert, die als Bildungsspiel<ref>Benedikt Sturzenhecker, Christoph Riemer (Hrsg.): ''Playing Arts. Impulse ästhetischer Bildung.'' Weinheim/ München 2005.</ref> bezeichnet werden kann: Playing Arts<ref>Christoph Riemer, Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.): ''Playing Arts.'' Gelnhausen 2002</ref>


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Das [[wikipedia:Sport|Sport]]spiel nimmt eine Sonderstellung ein: Es ist sowohl als Arbeit und Einnahmequelle (Berufsfußball) zu verstehen, als auch mit Spielfreude verbunden.
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. ([http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/1.html#1,1 Joh 1,1])
Es gibt auch einen [[heilig]]en Ernst des Spieles: Das Spiel enthält dann [[kult]]ische und [[Religion|religiöse]] Züge.
</div>
 
Für [[wikipedia:Roger Caillois|Roger Caillois]] werden sämtliche Spiele stets von mindestens einem der folgenden vier Prinzipien geprägt:
 
* [[wikipedia:Agon (Wettstreit)|Agon]] (Wettkampf)
* [[wikipedia:Aleatorik|Alea]] (Zufall)
* [[wikipedia:Mimikry|Mimikry]] (Maske) und
* [[wikipedia:Rausch|Ilinx]] (Rausch).
 
Diese Prinzipien können sich vielfältig mischen. Allerdings sieht Caillois eine wesentliche Trennungslinie zwischen ''Wettkampf'' und ''Zufall'' einerseits und ''Maske'' und ''Rausch'' andererseits. Hier stellte er einen Zusammenhang zwischen der Spielkultur und der allgemeinen Verfassung einer Gesellschaft her. Archaische oder sogenannte primitive Gesellschaften fänden sich eher von Maske und Rausch, sogenannte zivilisierte Gesellschaften von Wettkampf und Zufall beherrscht.<ref>Roger Caillois: ''Die Spiele und die Menschen.'' Paris 1958, erste deutsche Ausgabe Stuttgart 1960, siehe darin v.a. Kapitel VII und VIII</ref> Das Schlagwort von der „Leistungsgesellschaft“ ist bekannt – es ist aber auch offenkundig, dass in dieser durch den Zufall der Geburt, Erbschaft, Beziehung, Chance viel gewürfelt wird.
 
[[wikipedia:Friedrich Georg Jünger|Friedrich Georg Jünger]] sieht im Wettkampfgedanken keinen Entstehungsgrund von Spielen. Er führt sämtliche Spiele auf nur drei Prinzipien zurück, nämlich ''Geschicklichkeit'', ''Zufall'' und ''Ahmung'' &#91;[[sic]]!&#93;. Das letzte Prinzip – das Darstellung und Beschwörung zugleich meint – deckt sich nur streckenweise mit Caillois’ Prinzip Maske und Rausch. Jünger schreibt:<ref>Friedrich Georg Jünger: ''Die Spiele.'' Frankfurt am Main 1953, S. 190. Obwohl fünf Jahre früher erschienen, wird Jüngers anregende Untersuchung von Caillois nicht erwähnt. Sie behandelt auch Sport, Dressuren, Jagd, Stierkampf, Krieg, Liebe und dergleichen.</ref>{{Zitat|Ein Geschicklichkeitsspiel stützt sich nie auf den Agon, sondern auf die Geschicklichkeit. Wettbewerb, Konkurrenz, Agon sind etwas zum Spiel Hinzukommendes. Sichtbar wird das dort, wo das gleiche Spiel bald von Spielern gespielt wird, die ihre Geschicklichkeit messen, bald von einem einzelnen Spieler, dessen Lust das Spiel selbst ist und der nicht daran denkt, in einen Wettbewerb einzutreten.}}
 
Spielen gewinnt eine besondere Qualität, wenn kreative Aspekte überwiegen, das heißt weiterreichende Entwicklungen der teilnehmenden Persönlichkeiten und ihrer gesellschaftlichen Beziehungen ins Auge gefasst werden. Obwohl solche Spiele nach [[Ökonomie|ökonomischen]] Kriterien keinesfalls Arbeit sind, tragen sie aus sozialwissenschaftlicher Sicht doch ganz wesentliche [[wikipedia:Arbeit (Philosophie)|Arbeitsmerkmale]]. Es kommt auf die [[wikipedia:Soziale Rolle|Rolle]] und [[wikipedia:Soziale Funktion|Funktion]] des Beteiligten im ''Spiel'' oder ''Nicht-Spiel'' und auf die Sichtweise des Beobachters an.


Vier [[Tugend]]en muss man zuvor erwerben, um den christlichen Einweihungsweg gehen zu können:
[[Ludwig Wittgenstein]] vertrat die Auffassung, dass die Gesamtheit aller Spiele lediglich durch [[wikipedia:Familineähnlichkeit|Familienähnlichkeit]] miteinander verbunden ist, dass es also keine Eigenschaft gibt, die allen Spielen gemeinsam ist.


# Einfalt
Spielen, so [[wikipedia:Natias Neutert|Natias Neutert]] als ehemaliger Dozent für [[wikipedia:Polyästhetik|Polyästhetik]], schärfe gegenüber der kruden Wirklichkeit den Möglichkeitssinn. In ''Spielen ist ein ernster Fall''<ref>Natias Neutert: ''Spielen ist ein ernster Fall.'' In: ''Hamburger Morgenpost.'' Nr. 77, 1. April 1971, Magazin, S. 4.</ref> schreibt er:
# Kein Wohlgefallen an den religiösen Übungen
{{Zitat|Spielen erzeugt eine  eigene Wirklichkeit: die der Möglichkeiten.|Natias Neutert|1971}}
# Der Verzicht, irgendetwas seiner eigenen Tüchtigkeit zuzuschreiben
# Ergebenheit in das Schicksal.


Der christliche Einweihungsweg unterscheidet sich von allen anderen Wegen dadurch, dass innerhalb dieses Weges der Mensch ''nicht'' durch eigene Anschauung zur Erkenntnis von [[Reinkarnation]] und [[Karma]] kommen kann, aber es wird so bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]] hineingearbeitet, dass eine Anziehungskraft zu dem aus dem Grabe auferstandenen [[Phantom]]leib des [[Christus]] entwickelt wird.
== Der geistige Hintergrund der Brett- und Kartenspiele ==


<div style="margin-right:20px;">
In seinen Vorträgen über die [[Tempellegende]] hat [[Rudolf Steiner]] auf die geistige Bedeutung der klassischen Brett- und Kartenspiele hingewiesen:
"Wir wollen den rein christlichen Weg charakterisieren. Er ist der Methode nach in dem tiefsten christlichen Buche, das von den Vertretern der christlichen Theologie am wenigsten verstanden wird, im Johannes-Evangelium, vorgeschrieben, und dem Inhalte nach in der Apokalypse oder geheimen Offenbarung.


Das Johannes-Evangelium ist ein wunderbares Buch; man muß es leben, nicht bloß lesen. Man kann es leben, indem man sich darüber klar ist, daß das, was darinnen steht, Vorschriften sind für das innere Leben und daß man sie in der richtigen Weise beobachten muß. Der christliche Weg verlangt von seinem Zögling, daß er das Johannes-Evangeliums als ein Meditationsbuch ansieht. Eine Grundvoraussetzung, die bei der Rosenkreuzer-Schulung mehr oder weniger fortfällt, ist die, daß man den strengsten Glauben hat an die Persönlichkeit des Christus Jesus. Man muß wenigstens die Möglichkeit des Glaubens in sich tragen, daß diese höchste Individualität, dieser Führer der Feuergeister der Sonnenzeit, als Jesus von Nazareth physisch verkörpert war; daß das nicht nur «der schlichte Mann aus Nazareth» war, nicht eine Individualität ähnlich wie Sokrates, Plato oder Pythagoras. Man muß seine grundsätzliche Verschiedenheit von allen ändern einsehen. Den Gottmenschen einzigartiger Natur muß man in ihm festhalten, wenn man eine rein christliche Schulung durchmachen will, sonst hat man nicht das richtige Grundgefühl, das weckend in der Seele auftritt. Dahei muß man wirklich glauben können an die ersten "Worte des Johannes-Evangeliums: «Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und ein Gott war der Logos» bis zu den Worten: «Und der Logos ward Fleisch und hat unter uns gewohnt.» Also derselbe Geist, der der Beherrscher der Feuergeister war, der mit der Umgestaltung der Erde verbunden war, den wir auch den Geist der Erde nennen, der hat wirklich unter uns gewohnt in einer fleischlichen Hülle, er war wirklich darinnen in einem physischen Leibe. Das muß man anerkennen. Kann man das nicht, dann mache man lieber eine andere Schulung durch. Wer aber in dieser Grundvoraussetzung sich die Worte des Johannes-Evangeliums bis zu der Stelle: «voller Hingabe und Wahrheit» jeden Morgen durch Wochen und Monate hindurch meditativ vor die Seele ruft, und zwar so, daß er sie nicht nur versteht, sondern daß er darin lebt, für den werden sie eine weckende Kraft für die Seele haben; denn dies sind nicht gewöhnliche Worte, sondern weckende Kräfte, die in der Seele andere Kräfte hervorrufen. Nur muß der Schüler die Geduld haben, sie immer wieder, jeden Tag, vor die Seele zu rufen. Dann werden die Kräfte, die die christliche Schulung braucht, durch Erweckung ganz bestimmter Gefühle wachgerufen. Der christliche Weg ist mehr ein innerlicher, während in der Rosenkreuzer-Schulung die Empfindungen an der Außenwelt entzündet werden.
{{GZ|Immer mehr ist der Menschheit verlorengegangen das Wissen, daß
der Mensch sich hineinbauen soll in den großen Weltentempel. Menschen
können heutzutage geboren werden und sterben, ohne eine
Ahnung davon zu haben, daß sich in uns Gesetze ausleben, daß alles
was wir tun, von den Gesetzen der Welt beherrscht wird. Unsere
ganze gegenwärtige Zeit ist eine verlorene Zeit, weil die Menschen
nicht wissen, daß sie nach Gesetzen zu leben haben. Daher haben die
Priesterweisen der alten Zeiten auf Mittel gesonnen, um von den großen
Gesetzen der geistigen Welt etwas hinüberzuretten in die neue
Kultur. Es war sozusagen ein Kniff der großen Weisen, daß sie die
gesetzmäßige Ordnung in viele Zweige des Lebens hineingeheimnißt
haben, ja sogar bis in das Spiel hinein, dessen sich die Menschen
bedienen zu ihrer Erholung nach des Tages Last. In den Karten, in
den Figuren des Schachspiels und in der Gesetzmäßigkeit, in der man
spielt, finden wir einen Abklatsch, wenn auch nur einen schwachen,
von dem, was ich die gesetzmäßige Ordnung genannt habe. Wenn Sie
sich mit jemandem zum Kartenspiel hinsetzen wollen, so wird es nicht
gehen, wenn Sie nicht die Gesetze, die Art und Weise wie man spielt,
kennen. Und dieses ist wirklich ein Abklatsch großer Weltgesetze.
Was man in der Kabbala die Sephirot nennt, was wir die sieben Prinzipien
in ihrer verschiedenen Gestaltung nennen, das finden Sie auch
in der Art und Weise, wie die Karten beim Spielen aufeinandergelegt
werden müssen. Bis in die Reize des Spiels haben die Weisen die großen
Gesetze hineinzulegen verstanden, damit die Menschen wenigstens
spielend einen Abklatsch haben von der Weisheit. Für denjenigen,
der wenigstens Karten spielen kann, gehen seine gegenwärtigen
Inkarnationen nicht ganz verloren. Das sind so Geheimnisse, wie die
großen Weisen in die Räder der Zeitläufe eingreifen. Sagt man den
Menschen, daß sie sich nach den großen Gesetzen richten sollen, so
tun sie es nicht. Wenn man aber die Gesetze in Dinge hineinlegt, wo
sie es gar nicht merken, so kann man manchmal noch einen Tropfen
dieser Gesinnung in sie hineingießen. Wenn Sie diese Gesinnung haben,
dann bekommen Sie eine Vorstellung davon, was in der großen
Allegorie vom verlorenen Tempel symbolisiert ist.|93|136f}}


Der christliche Weg ist ein Weg durch Wachrufen von Gefühlen. Es sind sieben Stufen von Gefühlen, die wachgerufen werden müssen. Dazu kommen andere Übungen, die nur von Mensch zu Mensch gegeben werden und auf den einzelnen Charakter zugeschnitten sind. Unerläßlich ist es aber, das 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums zu erleben, so zu erleben, wie ich es jetzt schildern will. Der Lehrer sagt zum Schüler: Du mußt ganz bestimmte Gefühle in dir ausbilden. Stelle dir vor: Die Pflanze wächst heraus aus dem Erdboden. Sie ist höher als der mineralische Erdboden, aus dem sie herauswächst, aber sie braucht ihn. Sie, das Höhere, könnte nicht sein ohne das Niedere. Und wenn die Pflanze denken könnte, so müßte sie zur Erde sagen: Zwar bin ich höher als du, doch ohne dich kann ich nicht sein — und dankbar müßte sie sich zu ihr hinneigen. Ebenso müßte es das Tier der Pflanze gegenüber tun, denn ohne Pflanze könnte es nicht sein, und ebenso der Mensch dem Tier gegenüber. Und wenn der Mensch höher gestiegen sein wird, dann muß er sich sagen: Niemals könnte ich auf meiner Stufe stehen ohne die niedere. Dankbar muß er sich neigen gegen sie, denn sie hat es ihm möglich gemacht, daß er bestehen kann. Kein Wesen auf der Welt könnte bestehen ohne das Niedere, dem es dankbar sein müßte. So auch konnte der Christus, das Höchste, nicht bestehen ohne die Zwölfe, und gewaltig ist das Gefühl des sich dankbar zu ihnen Hinneigens dargestellt im 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums: Er, der Höchste, wäscht seinen Jüngern die Füße.
Was in diesem Sinn in der Vergangenheit berechtigt war, gilt allerdings heute nicht mehr in gleichem Maß, ''„denn alle die Spiele, welche sich an den Verstand, an das kombinierende Denken richten, sind so, daß sie das Persönliche des Menschen, das am meisten an das Instrument des Gehirnes gebunden ist, in Angriff nehmen. Soviel Günstiges auch über das Schachspiel gesagt wird, so kann es deshalb doch nie ein Faktor der Selbsterziehung sein, weil es dabei auf das ankommt, was am meisten an das Instrument des Gehirnes gebunden ist, was Kombinationen machen muß.“'' {{GZ||61|429f}} So konnten diese Spiele früher dazu beitragen, die Entwicklung der an das [[physisch]]e [[Gehirn]] gebundenen und die [[Persönlickkeit]] festigenden [[Verstand]]esfähigkeit zu fördern. Heute müssen wir aber über das bloße gehirngebundene Verstandesdenken hinauskommen und zum leibfreien [[Lebendiges Denken|lebendigen Denken]] aufsteigen.


Wenn man sich dies als Grundgefühl in der Menschenseele erwachend denkt, wenn der Schüler wochen- und monatelang in Betrachtungen und Kontemplationen lebt, die ihm dieses Grundgefühl in der Seele vertiefen, wie dankbar das Höhere herunterschauen soll zum Niederen, das es ihm möglich macht zu leben, dann erweckt man ein erstes Grundgefühl, und man hat es genügend durchkostet in dem Moment, wo gewisse Symptome auftreten: ein äußeres Symptom und eine innere Vision. Das äußere Symptom ist, daß der Mensch seine Füße wie von Wasser umspült fühlt; in einer inneren Vision sieht er sich selbst als Christus den Zwölfen die Füße waschen. Das ist die erste Stufe, die der Fußwaschung. Das ist nicht nur ein historisches Ereignis; ein jeder kann es erleben, das Ereignis des 13. Kapitels des Johannes-Evangeliums. Es ist ein äußerer symptomatischer Ausdruck dafür, daß der Mensch in seiner Gefühlswelt so weit hinaufgestiegen ist, um das erleben zu können, und er kann nicht in seiner Gefühlswelt so weit hinaufsteigen, ohne daß dieses Symptom auftritt.
== Das Spiel zwischen Freiheit und Determinismus ==
Im Hinblick auf die begriffliche Unvereinbarkeit von Freiheit und Notwendigkeit/Determinismus ist '''Spiel''' ein vermittelnder Begriff. Schon in einer ganz einfachen Fassung ist dies im Begriff des [[wikipedia:Spielraum|Spielraum]]s bezeichnet. Im Spielraum hat die Freiheit, oder auch Willkürlichkeit, freies Spiel, in einem ''Rahmen''. Dies sind bei kleinen, spielenden Kindern die Bretter der Sandkiste z.B. Im Kontrast zu solchem Spielraum kennt man die [[wikipedia:Spielzeit|Spielzeit]]. Sie ist eine freie Zeit, die aber gleichwohl mit einem Schluß scharf begrenzt ist. Vgl. auch [[wikipedia:Moratorium|Moratorium]]. Im Vergleich kann man dem Spielraum zum Wesen des Spiels mehr Nähe zusprechen, als der Spielzeit, obwohl gerade die Terminierung auch wohl ein Licht werfen mag. Ein weiterer Aspekt ist, daß das Spiel [[wikipedia:Regel|Regel]]n unterliegt, [[wikipedia:Spielregel|Spielregel]]n (Dies ist auch beim Spiel von Tierkindern der Fall: Sie beißen sich z.B. gegenseitig nicht wirklich, sondern nur in Andeutung, sie zeigen ein "als ob"-Verhalten im Spiel. Ein wirkliches Zubeißen wäre eine Regelverletzung). In den Regeln ist wie mit der räumlichen oder zeitlichen Begrenzung dem Spiel entsprochen. Spiel ist insofern [[Freiheit]] in [[wikipedia:Grenze|Grenze]]n. In den Grenzen ''bestimmten'' Raumes oder ''bestimmter'' Zeit, oder in den Grenzen von ''bestimmten'' Regeln. Der Regelbegriff ist dabei aber vom Begriff der Kausalität/Determinität zu unterscheiden. Der Spielbegriff in diesem Sinne findet auch in der Mechanik Anwendung. Wenn in einem Maschinensystem die 1zu1-Übersetzung nicht 100% funktioniert, z.B. bei einer Kupplung, spricht man von "zu viel Spiel". Ein Gelenk kann Spiel haben bis zu einer gewissen Grenze, und bis dahin kann dieses Spiel sogar funktional sein. Ein knarrendes Scharnier hat zu ''wenig'' Spiel, man gibt Öl in das Spiel, um seine Beweglichkeit zu verbessern. Diese [[wikipedia:Beweglichkeit|Beweglichkeit]], nicht zu verwechseln mit [[Bewegung]], ist denn auch für den Begriff des Spiels konstitutiv. Die Differenzierung zwischen den Begriffen Spiel und Beweglichkeit expliziert den Begriff des Spiels unter diesem Gesichtspunkt näher.


Die zweite Stufe, die Geißelung, macht man durch, wenn man sich in folgendes vertieft: Wie wird es dir ergehen, wenn von allen Seiten die Schmerzen und Geißelhiebe des Lebens auf dich einstürmen? Aufrecht sollst du stehen, stärken sollst du dich gegen alles, was das Leben an Leiden bietet, und ertragen sollst du es. — Das ist das zweite Grundgefühl, das durchgemacht werden muß. Das äußere Gefühl dafür ist ein Jucken und Zucken an allen Stellen des äußeren Leibes, und ein mehr innerer Ausdruck ist eine Vision, in der man sich selbst gegeißelt sieht, zuerst im Traum, dann visionär. Dann kommt das dritte, das ist die Dornenkrönung. Da muß man wochen- und monatelang die Empfindung durchmachen: Wie wird es dir ergehen, wenn du nicht nur die Leiden und Schmerzen des Lebens durchmachen sollst, sondern wenn sogar das Heiligste, deine geistige Wesenheit, dir mit Spott und Hohn übergössen wird? — Und wieder darf es kein Klagen sein, sondern klar muß es dem Schüler sein, daß er trotzdem aufrecht stehen muß. Seine innere Stärke-Entwickelung muß es ihm möglich machen, daß er trotz Hohn und Spott aufrecht steht. Was auch immer seine Seele zu vernichten droht, er steht aufrecht! Dann sieht er in einer inneren astralen Vision sich selbst mit der Dornenkrone und empfindet einen äußeren Schmerz am Kopfe. Das ist das Symptom, daß er weit genug in seiner Gefühlswelt vorgeschritten ist, um diese Erfahrungen machen zu dürfen.
== Das Spiel der Tiere ==
Die Anwendung des Spielbegriffs auf mechanische Phänomene führte zur Verbindung des Spielbegriffs mit dem der Beweglichkeit und damit auch dem der Bewegung. Man kann zwar übertragend z.B. auch von einem Spiel der Wellen sprechen, um einen Felsen im Wasser herum, oder von dem Spiel des Mondlichtes auf der Wasseroberfläche u.ä., aber man hat erst in der Bewegung des Tieres die eigentliche Identität von Bewegung und Spiel faßbar. Es ist zwar natürlich keine völlige Identität, da sich Bewegung und Spiel in anderer Hinsicht unterscheiden. Jedoch zeigt das Verhältnis der Tiere zur Umwelt, daß sie in ihren Bewegungen frei sind, sie haben Spiel zur Umwelt, und zwar ''innerhalb'' der geschlossenen Kausalität ihres Verhaltens. Es ist dies etwas ganz Außerordentliches. Wesen mit Eigensinn verhalten sich, ohne aus der naturgesetzlichen Kausalität herauszutreten, zur Umwelt in der Weise des Spiels, mit einer jeglichen Bewegung ihres Körpers, und sind insofern frei.


Das vierte ist die Kreuzigung. Da muß der Schüler wieder ein ganz bestimmtes Gefühl in sich entwickeln. Heute identifiziert der Mensch seinen Leib mit seinem Ich. Wer die christliche Einweihung durchmachen will, muß sich gewöhnen, seinen Leib so durch die Welt zu tragen, wie man einen fremden Gegenstand, etwa einen Tisch, trägt. Fremd muß ihm sein Leib werden. Wie ein Fremdes trägt er ihn zur Tür hinein, zur Tür hinaus. Wenn der Mensch in diesem Grundgefühl genügend weit vorgeschritten ist, zeigt sich ihm das, was man die Blutsprobe nennt. Gewisse Rötungen der Haut an bestimmten Stellen treten so auf, daß der Mensch die Wundmale Christi hervorrufen kann, an den Händen, den Füßen und an der rechten Seite der Brust. Wenn der Mensch durch die Wärme des Gefühls imstande ist, die Blutprobe in sich zu entwickeln, was das äußere Symptom ist, dann tritt auch das Innere, Astrale ein, daß der Mensch sich selbst gekreuzigt sieht.
== Menschliches Spiel ==
Nach den vorgenannten Unterscheidungen ist das Spiel als etwas definiert, über das auch Tiere verfügen. Tiere sind jedoch keine freien Wesen wie der Mensch (abgesehen von der Frage, ob sog. höhere Tiere auch Freiheit kennen mögen, oder in Zukunft erfahren können). Das Spiel des Menschen ist daher vom Spiel der Tiere zu unterscheiden und darauf hin zu untersuchen, ob in dem Unterschied des Spielens (i.d.S. Menschen spielen anders als Tiere, oder das Spiel hat für Menschen einen anderen Sinn), etwas über den Begriff des Spiels auszumachen ist.


Das fünfte ist der mystische Tod. Der Mensch schwingt sich immer mehr und mehr hinauf zu der Empfindung: Ich gehöre in die ganze Welt hinein. Ich bin so wenig ein selbständiges Wesen wie der Finger an meiner Hand. — Eingebettet fühlt er sich in die ganze übrige Welt, wie zu ihr gehörig. Dann erlebt er, als ob alles um ihn herum sich verdüstere, als ob eine schwarze Finsternis ihn einhülle, wie ein Vorhang, der sich um ihn verdichtet. Während dieser Zeit lernt der christlich Einzuweihende alles Leid und alle Schmerzen, alles Böse und alles Unheil, das der Kreatur anhaftet, kennen. Das ist das Hinabsteigen in die Hölle; das muß jeder erleben. Dann tritt etwas ein, wie wenn der Vorhang risse, und der Mensch sieht dann hinein in die geistigen Welten. Das nennt man das Zerreißen des Vorhangs.
In der abstrakten Definition gibt es Spiel auch auf dem mechanischen Gebiet, aber es ist wohl kaum möglich, da von "eigenem" Spiel zu sprechen. Bei den Pflanzen kann man von Spiel genauso wenig sprechen. Sie sind jederzeit und immer in völliger ''Übereinstimmung'' mit der Umwelt. Anders bei Tieren und Menschen.  


Das sechste ist die Grablegung und Auferstehung. Wenn der Mensch so weit ist, muß er sagen können: Ich habe mich schon daran gewöhnt, meinen Leib als ein Fremdes anzusehen, aber jetzt betrachte ich alles auf der Welt als mir so nahestehend wie meinen eigenen Leib, der ja nur aus diesen Stoffen genommen ist. Eine jede Blume, ein jeder Stein steht mir so nahe wie mein Leib. — Dann ist der Mensch in dem Erdenplaneten begraben. Notwendig verbunden ist diese Stufe mit einem neuen Leben, mit dem Sich-vereinigt-Fühlen mit der tiefsten Seele des Planeten, mit der Christus-Seele, die da sagt: Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen.
Der [[Begriff]] des ''menschlichen'' '''Spiels''' umfasst ganz allgemein alle freien [[mensch]]lichen Tätigkeiten, die weder aus inneren oder äußeren Zwängen entspringen, noch auf irgend welche außerhalb dieser Tätigkeit selbst gelegenen spezifischen Ziele oder Zwecke gerichtet sind. Das [[Freiheit|freie]] menschliche Spiel überhöht nach und nach den bloßen [[Spieltrieb]], über den auch die höheren [[Tier]]e verfügen, indem es unmittelbar aus der schöpferischen Tätigkeit des menschlichen [[Ich]] hervorgeht und dieses in seiner Entwicklung durch spielerische [[Selbsterziehung]] fördert.


Das siebente, die Himmelfahrt, läßt sich nicht beschreiben. Man muß eine Seele haben, die nicht mehr darauf angewiesen ist, durch das Instrument des Gehirns zu denken. Um das zu empfinden, was der Betreffende als das, was man Himmelfahrt nennt, durchmacht, muß man eine Seele haben, die dieses Gefühl erleben kann.
[[Friedrich Schiller]] sagt über das Spiel:


Das Durchgehen durch demütig hingebungsvolle Zustände stellt das Wesen der christlichen Einweihung dar. Wer sie so ernsthaftig durchgeht, der erlebt seine Auferstehung in den geistigen Welten. Nicht jeder kann das heute durchführen. Daher ist es notwendig, daß eine andere Methode besteht, die zu den höheren "Welten hinaufführt. Das ist die rosenkreuzerische Methode." {{lit|GA 99, 14.Vortrag}}
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"Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Dieser Satz, der in diesem Augenblicke vielleicht paradox erscheint, wird eine große und tiefe Bedeutung erhalten, wenn wir erst dahin gekommen sein werden, ihn auf den doppelten Ernst der Pflicht und des Schicksals anzuwenden; er wird, ich verspreche es Ihnen, das ganze Gebäude der ästhetischen Kunst und der noch schwierigern Lebenskunst tragen." {{Lit|Schiller, 15. Brief}}
</div>
</div>


(siehe auch -> [[Rosenkreuzer Schulungsweg]])
=== Das Spiel des Kindes ===
 
Der verbreiteten Ansicht, das Kind solle in der [[Schule]] „spielend lernen“, widerspricht [[Rudolf Steiner]] entschieden:
 
{{GZ|Man sieht
gewöhnlich dasjenige, was das Kind im Spiele vollbringt, so an, daß man
dabei den Gesichtspunkt des Erwachsenen einnimmt. Ja, es ist so, man
sieht das kindliche Spiel so an, daß man dabei den Gesichtspunkt des
Erwachsenen einnimmt. Wenn das nicht der Fall wäre, würden wir
niemals die dilettantische Redensart hören, die immer wiederholt, man
solle es in der Schule dahin bringen, daß das Kind «spielend lernt». Man
kann nichts Schlimmeres machen, als daß man es dahin bringt, daß das
Kind spielend lernt. Wenn man es wirklich künstlich darauf anlegt, daß
die Kinder spielend lernen, dann wird man nichts anderes erreichen, als
daß die Kinder als erwachsene Menschen zuletzt aus dem Leben doch
ein Spiel machen. Derjenige, der in so dilettantischer Weise spricht, das
Lernen solle nur eine Freude sein, das Lernen solle spielend geschehen,
der schaut das Spielen des Kindes vom Gesichtspunkte des Erwachsenen
an. Er glaubt, das Kind spielt in derselben Seelenverfassung, wie der
Erwachsene spielt. Für den Erwachsenen ist das Spiel Spaß, eine Lust,
die hinzukommt zum Leben. Für das Kind ist das Spiel der ernste Inhalt
des Lebens. Das Kind meint es durchaus ernst mit seinem Spiele, und das
ist die Wesenheit des kindlichen Spieles, daß dieses kindliche Spiel vom
Ernst getragen ist. Nur derjenige, der den Ernst des Spieles begreift, der
versteht das Spiel in der richtigen Weise. Derjenige aber, der hinschaut
auf das kindliche Spiel, wie sich in vollem Ernst die menschliche Natur
hinausgießt in die Behandlung der äußeren Gegenstände, in die Behandlung
der äußeren Welt, der ist imstande, wenn das Kind in die Schule
hereinkommt, überzuführen die Kraft, die Begabung, die Fähigkeit zum
Spielen, namentlich in die Fähigkeit, in jeder möglichen Weise zu
künstlerischer Betätigung überzugehen, wo wir noch die Freiheit der
inneren Betätigung haben, aber zu gleicher Zeit wie bei der Arbeit
kämpfen müssen mit dem äußeren Stoff. Dann werden wir sehen, wie
gerade in jenem Künstlerischen, das wir an das Kind heranbringen, es
durchaus möglich ist, die Erziehung so zu leiten, daß der Frohsinn in der
Ausbildung vom Künstlerischen mit Ernst verbunden sein kann, daß
selbst dasjenige, was in der Schule dem Kinde Lust, Freude machen darf,
daß das verbunden sein kann mit Charaktervollheit.|304a|24f}}
 
== Anmerkungen, Nachweise ==
<references/>
 
== Siehe auch ==
*{{wikipediaDE|Spiel}}
*{{wikipediaDE|Homo ludens}}
*[[Spieltrieb]]
 
== Literatur ==
 
* [[Friedrich Schiller]]: ''[[Über die ästhetische Erziehung des Menschen]] in einer Reihe von Briefen''
* [[wikipedia:Johan Huizinga|Johan Huizinga]] (Autor), [[wikipedia:Andreas Flitner|Andreas Flitner]] (Hrsg.): ''Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel'' („Homo ludens“, 1939). Rowohlt Verlag, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-55435-3.
* Rudolf Steiner: ''Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung'', [[GA 61]] (1983), ISBN 3-7274-0610-0 {{Vorträge|061}}
* Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik'', [[GA 304a]] (1979), ISBN 3-7274-3045-1 {{Vorträge|304a}}
 
{{GA}}


==Literatur==
== Weblinks ==  
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907


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Version vom 30. Mai 2016, 10:08 Uhr

Freies Spiel mit Spielkarten: Ein Kartenhaus ("Das Kartenhaus" von Jean Siméon Chardin, (1699–1779))

Spiel (von althochdeutsch: spil für „Tanzbewegung“) ist eine Tätigkeitsform, Spielen eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung, aber auch als Beruf ausgeführt werden kann (Theaterspiel, Sportspiel, Violinspiel). Es ist eine Beschäftigung, die oft in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen wird. Ein Gutteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von motorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, beim Menschen ebenso wie bei zahlreichen Tierarten. Einem Spiel liegen oft ganz bestimmte Handlungsabläufe zugrunde, aus denen, besonders in Gemeinschaft, verbindliche Regeln hervorgehen können. Die konkreten Handlungsabläufe können sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln (Völkerball, Mensch ärgere Dich nicht) oder aber aus dem Wunsch verschiedener Individuen ergeben, gemeinschaftlich zu handeln (Bau einer Sandburg z.B.).

Definitionen und Merkmale

Eine alte Definition für Spiel stammt von dem niederländischen Kulturanthropologen Johan Huizinga. In seinem Hauptwerk Homo ludens schreibt er:

„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“

Huizinga: 1938/1991, S. 37

Die Spielwissenschaft unterscheidet jedoch zwischen zweckfreien und zweckgerichteten Spielen.[1] Als zweckfrei gelten etwa die Funktionsspiele, als zweckgerichtet die Lernspiele. Das zweckgerichtete Spiel gab es bereits bei den Philanthropen, etwa bei Guts Muths.[2] Das Lernspiel soll dem Zweck des Lernens dienen, aber dennoch spielerisch sein.[3] Neben dem Lernspiel hat sich seit etwa 1995 eine Spielbewegung etabliert, die als Bildungsspiel[4] bezeichnet werden kann: Playing Arts[5]

Das Sportspiel nimmt eine Sonderstellung ein: Es ist sowohl als Arbeit und Einnahmequelle (Berufsfußball) zu verstehen, als auch mit Spielfreude verbunden. Es gibt auch einen heiligen Ernst des Spieles: Das Spiel enthält dann kultische und religiöse Züge.

Für Roger Caillois werden sämtliche Spiele stets von mindestens einem der folgenden vier Prinzipien geprägt:

Diese Prinzipien können sich vielfältig mischen. Allerdings sieht Caillois eine wesentliche Trennungslinie zwischen Wettkampf und Zufall einerseits und Maske und Rausch andererseits. Hier stellte er einen Zusammenhang zwischen der Spielkultur und der allgemeinen Verfassung einer Gesellschaft her. Archaische oder sogenannte primitive Gesellschaften fänden sich eher von Maske und Rausch, sogenannte zivilisierte Gesellschaften von Wettkampf und Zufall beherrscht.[6] Das Schlagwort von der „Leistungsgesellschaft“ ist bekannt – es ist aber auch offenkundig, dass in dieser durch den Zufall der Geburt, Erbschaft, Beziehung, Chance viel gewürfelt wird.

Friedrich Georg Jünger sieht im Wettkampfgedanken keinen Entstehungsgrund von Spielen. Er führt sämtliche Spiele auf nur drei Prinzipien zurück, nämlich Geschicklichkeit, Zufall und Ahmung [sic!]. Das letzte Prinzip – das Darstellung und Beschwörung zugleich meint – deckt sich nur streckenweise mit Caillois’ Prinzip Maske und Rausch. Jünger schreibt:[7]

„Ein Geschicklichkeitsspiel stützt sich nie auf den Agon, sondern auf die Geschicklichkeit. Wettbewerb, Konkurrenz, Agon sind etwas zum Spiel Hinzukommendes. Sichtbar wird das dort, wo das gleiche Spiel bald von Spielern gespielt wird, die ihre Geschicklichkeit messen, bald von einem einzelnen Spieler, dessen Lust das Spiel selbst ist und der nicht daran denkt, in einen Wettbewerb einzutreten.“

Spielen gewinnt eine besondere Qualität, wenn kreative Aspekte überwiegen, das heißt weiterreichende Entwicklungen der teilnehmenden Persönlichkeiten und ihrer gesellschaftlichen Beziehungen ins Auge gefasst werden. Obwohl solche Spiele nach ökonomischen Kriterien keinesfalls Arbeit sind, tragen sie aus sozialwissenschaftlicher Sicht doch ganz wesentliche Arbeitsmerkmale. Es kommt auf die Rolle und Funktion des Beteiligten im Spiel oder Nicht-Spiel und auf die Sichtweise des Beobachters an.

Ludwig Wittgenstein vertrat die Auffassung, dass die Gesamtheit aller Spiele lediglich durch Familienähnlichkeit miteinander verbunden ist, dass es also keine Eigenschaft gibt, die allen Spielen gemeinsam ist.

Spielen, so Natias Neutert als ehemaliger Dozent für Polyästhetik, schärfe gegenüber der kruden Wirklichkeit den Möglichkeitssinn. In Spielen ist ein ernster Fall[8] schreibt er:

„Spielen erzeugt eine eigene Wirklichkeit: die der Möglichkeiten.“

Natias Neutert: 1971

Der geistige Hintergrund der Brett- und Kartenspiele

In seinen Vorträgen über die Tempellegende hat Rudolf Steiner auf die geistige Bedeutung der klassischen Brett- und Kartenspiele hingewiesen:

„Immer mehr ist der Menschheit verlorengegangen das Wissen, daß der Mensch sich hineinbauen soll in den großen Weltentempel. Menschen können heutzutage geboren werden und sterben, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß sich in uns Gesetze ausleben, daß alles was wir tun, von den Gesetzen der Welt beherrscht wird. Unsere ganze gegenwärtige Zeit ist eine verlorene Zeit, weil die Menschen nicht wissen, daß sie nach Gesetzen zu leben haben. Daher haben die Priesterweisen der alten Zeiten auf Mittel gesonnen, um von den großen Gesetzen der geistigen Welt etwas hinüberzuretten in die neue Kultur. Es war sozusagen ein Kniff der großen Weisen, daß sie die gesetzmäßige Ordnung in viele Zweige des Lebens hineingeheimnißt haben, ja sogar bis in das Spiel hinein, dessen sich die Menschen bedienen zu ihrer Erholung nach des Tages Last. In den Karten, in den Figuren des Schachspiels und in der Gesetzmäßigkeit, in der man spielt, finden wir einen Abklatsch, wenn auch nur einen schwachen, von dem, was ich die gesetzmäßige Ordnung genannt habe. Wenn Sie sich mit jemandem zum Kartenspiel hinsetzen wollen, so wird es nicht gehen, wenn Sie nicht die Gesetze, die Art und Weise wie man spielt, kennen. Und dieses ist wirklich ein Abklatsch großer Weltgesetze. Was man in der Kabbala die Sephirot nennt, was wir die sieben Prinzipien in ihrer verschiedenen Gestaltung nennen, das finden Sie auch in der Art und Weise, wie die Karten beim Spielen aufeinandergelegt werden müssen. Bis in die Reize des Spiels haben die Weisen die großen Gesetze hineinzulegen verstanden, damit die Menschen wenigstens spielend einen Abklatsch haben von der Weisheit. Für denjenigen, der wenigstens Karten spielen kann, gehen seine gegenwärtigen Inkarnationen nicht ganz verloren. Das sind so Geheimnisse, wie die großen Weisen in die Räder der Zeitläufe eingreifen. Sagt man den Menschen, daß sie sich nach den großen Gesetzen richten sollen, so tun sie es nicht. Wenn man aber die Gesetze in Dinge hineinlegt, wo sie es gar nicht merken, so kann man manchmal noch einen Tropfen dieser Gesinnung in sie hineingießen. Wenn Sie diese Gesinnung haben, dann bekommen Sie eine Vorstellung davon, was in der großen Allegorie vom verlorenen Tempel symbolisiert ist.“ (Lit.:GA 93, S. 136f)

Was in diesem Sinn in der Vergangenheit berechtigt war, gilt allerdings heute nicht mehr in gleichem Maß, „denn alle die Spiele, welche sich an den Verstand, an das kombinierende Denken richten, sind so, daß sie das Persönliche des Menschen, das am meisten an das Instrument des Gehirnes gebunden ist, in Angriff nehmen. Soviel Günstiges auch über das Schachspiel gesagt wird, so kann es deshalb doch nie ein Faktor der Selbsterziehung sein, weil es dabei auf das ankommt, was am meisten an das Instrument des Gehirnes gebunden ist, was Kombinationen machen muß.“ (Lit.:GA 61, S. 429f) So konnten diese Spiele früher dazu beitragen, die Entwicklung der an das physische Gehirn gebundenen und die Persönlickkeit festigenden Verstandesfähigkeit zu fördern. Heute müssen wir aber über das bloße gehirngebundene Verstandesdenken hinauskommen und zum leibfreien lebendigen Denken aufsteigen.

Das Spiel zwischen Freiheit und Determinismus

Im Hinblick auf die begriffliche Unvereinbarkeit von Freiheit und Notwendigkeit/Determinismus ist Spiel ein vermittelnder Begriff. Schon in einer ganz einfachen Fassung ist dies im Begriff des Spielraums bezeichnet. Im Spielraum hat die Freiheit, oder auch Willkürlichkeit, freies Spiel, in einem Rahmen. Dies sind bei kleinen, spielenden Kindern die Bretter der Sandkiste z.B. Im Kontrast zu solchem Spielraum kennt man die Spielzeit. Sie ist eine freie Zeit, die aber gleichwohl mit einem Schluß scharf begrenzt ist. Vgl. auch Moratorium. Im Vergleich kann man dem Spielraum zum Wesen des Spiels mehr Nähe zusprechen, als der Spielzeit, obwohl gerade die Terminierung auch wohl ein Licht werfen mag. Ein weiterer Aspekt ist, daß das Spiel Regeln unterliegt, Spielregeln (Dies ist auch beim Spiel von Tierkindern der Fall: Sie beißen sich z.B. gegenseitig nicht wirklich, sondern nur in Andeutung, sie zeigen ein "als ob"-Verhalten im Spiel. Ein wirkliches Zubeißen wäre eine Regelverletzung). In den Regeln ist wie mit der räumlichen oder zeitlichen Begrenzung dem Spiel entsprochen. Spiel ist insofern Freiheit in Grenzen. In den Grenzen bestimmten Raumes oder bestimmter Zeit, oder in den Grenzen von bestimmten Regeln. Der Regelbegriff ist dabei aber vom Begriff der Kausalität/Determinität zu unterscheiden. Der Spielbegriff in diesem Sinne findet auch in der Mechanik Anwendung. Wenn in einem Maschinensystem die 1zu1-Übersetzung nicht 100% funktioniert, z.B. bei einer Kupplung, spricht man von "zu viel Spiel". Ein Gelenk kann Spiel haben bis zu einer gewissen Grenze, und bis dahin kann dieses Spiel sogar funktional sein. Ein knarrendes Scharnier hat zu wenig Spiel, man gibt Öl in das Spiel, um seine Beweglichkeit zu verbessern. Diese Beweglichkeit, nicht zu verwechseln mit Bewegung, ist denn auch für den Begriff des Spiels konstitutiv. Die Differenzierung zwischen den Begriffen Spiel und Beweglichkeit expliziert den Begriff des Spiels unter diesem Gesichtspunkt näher.

Das Spiel der Tiere

Die Anwendung des Spielbegriffs auf mechanische Phänomene führte zur Verbindung des Spielbegriffs mit dem der Beweglichkeit und damit auch dem der Bewegung. Man kann zwar übertragend z.B. auch von einem Spiel der Wellen sprechen, um einen Felsen im Wasser herum, oder von dem Spiel des Mondlichtes auf der Wasseroberfläche u.ä., aber man hat erst in der Bewegung des Tieres die eigentliche Identität von Bewegung und Spiel faßbar. Es ist zwar natürlich keine völlige Identität, da sich Bewegung und Spiel in anderer Hinsicht unterscheiden. Jedoch zeigt das Verhältnis der Tiere zur Umwelt, daß sie in ihren Bewegungen frei sind, sie haben Spiel zur Umwelt, und zwar innerhalb der geschlossenen Kausalität ihres Verhaltens. Es ist dies etwas ganz Außerordentliches. Wesen mit Eigensinn verhalten sich, ohne aus der naturgesetzlichen Kausalität herauszutreten, zur Umwelt in der Weise des Spiels, mit einer jeglichen Bewegung ihres Körpers, und sind insofern frei.

Menschliches Spiel

Nach den vorgenannten Unterscheidungen ist das Spiel als etwas definiert, über das auch Tiere verfügen. Tiere sind jedoch keine freien Wesen wie der Mensch (abgesehen von der Frage, ob sog. höhere Tiere auch Freiheit kennen mögen, oder in Zukunft erfahren können). Das Spiel des Menschen ist daher vom Spiel der Tiere zu unterscheiden und darauf hin zu untersuchen, ob in dem Unterschied des Spielens (i.d.S. Menschen spielen anders als Tiere, oder das Spiel hat für Menschen einen anderen Sinn), etwas über den Begriff des Spiels auszumachen ist.

In der abstrakten Definition gibt es Spiel auch auf dem mechanischen Gebiet, aber es ist wohl kaum möglich, da von "eigenem" Spiel zu sprechen. Bei den Pflanzen kann man von Spiel genauso wenig sprechen. Sie sind jederzeit und immer in völliger Übereinstimmung mit der Umwelt. Anders bei Tieren und Menschen.

Der Begriff des menschlichen Spiels umfasst ganz allgemein alle freien menschlichen Tätigkeiten, die weder aus inneren oder äußeren Zwängen entspringen, noch auf irgend welche außerhalb dieser Tätigkeit selbst gelegenen spezifischen Ziele oder Zwecke gerichtet sind. Das freie menschliche Spiel überhöht nach und nach den bloßen Spieltrieb, über den auch die höheren Tiere verfügen, indem es unmittelbar aus der schöpferischen Tätigkeit des menschlichen Ich hervorgeht und dieses in seiner Entwicklung durch spielerische Selbsterziehung fördert.

Friedrich Schiller sagt über das Spiel:

"Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Dieser Satz, der in diesem Augenblicke vielleicht paradox erscheint, wird eine große und tiefe Bedeutung erhalten, wenn wir erst dahin gekommen sein werden, ihn auf den doppelten Ernst der Pflicht und des Schicksals anzuwenden; er wird, ich verspreche es Ihnen, das ganze Gebäude der ästhetischen Kunst und der noch schwierigern Lebenskunst tragen." (Lit.: Schiller, 15. Brief)

Das Spiel des Kindes

Der verbreiteten Ansicht, das Kind solle in der Schule „spielend lernen“, widerspricht Rudolf Steiner entschieden:

„Man sieht gewöhnlich dasjenige, was das Kind im Spiele vollbringt, so an, daß man dabei den Gesichtspunkt des Erwachsenen einnimmt. Ja, es ist so, man sieht das kindliche Spiel so an, daß man dabei den Gesichtspunkt des Erwachsenen einnimmt. Wenn das nicht der Fall wäre, würden wir niemals die dilettantische Redensart hören, die immer wiederholt, man solle es in der Schule dahin bringen, daß das Kind «spielend lernt». Man kann nichts Schlimmeres machen, als daß man es dahin bringt, daß das Kind spielend lernt. Wenn man es wirklich künstlich darauf anlegt, daß die Kinder spielend lernen, dann wird man nichts anderes erreichen, als daß die Kinder als erwachsene Menschen zuletzt aus dem Leben doch ein Spiel machen. Derjenige, der in so dilettantischer Weise spricht, das Lernen solle nur eine Freude sein, das Lernen solle spielend geschehen, der schaut das Spielen des Kindes vom Gesichtspunkte des Erwachsenen an. Er glaubt, das Kind spielt in derselben Seelenverfassung, wie der Erwachsene spielt. Für den Erwachsenen ist das Spiel Spaß, eine Lust, die hinzukommt zum Leben. Für das Kind ist das Spiel der ernste Inhalt des Lebens. Das Kind meint es durchaus ernst mit seinem Spiele, und das ist die Wesenheit des kindlichen Spieles, daß dieses kindliche Spiel vom Ernst getragen ist. Nur derjenige, der den Ernst des Spieles begreift, der versteht das Spiel in der richtigen Weise. Derjenige aber, der hinschaut auf das kindliche Spiel, wie sich in vollem Ernst die menschliche Natur hinausgießt in die Behandlung der äußeren Gegenstände, in die Behandlung der äußeren Welt, der ist imstande, wenn das Kind in die Schule hereinkommt, überzuführen die Kraft, die Begabung, die Fähigkeit zum Spielen, namentlich in die Fähigkeit, in jeder möglichen Weise zu künstlerischer Betätigung überzugehen, wo wir noch die Freiheit der inneren Betätigung haben, aber zu gleicher Zeit wie bei der Arbeit kämpfen müssen mit dem äußeren Stoff. Dann werden wir sehen, wie gerade in jenem Künstlerischen, das wir an das Kind heranbringen, es durchaus möglich ist, die Erziehung so zu leiten, daß der Frohsinn in der Ausbildung vom Künstlerischen mit Ernst verbunden sein kann, daß selbst dasjenige, was in der Schule dem Kinde Lust, Freude machen darf, daß das verbunden sein kann mit Charaktervollheit.“ (Lit.:GA 304a, S. 24f)

Anmerkungen, Nachweise

  1. Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: Was Spielen bedeutet und welche Merkmale es kennzeichnen. In: Dies.: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 3. Auflage. Baltmannsweiler 2014, S. 18–22.
  2. I.C.F. Guts Muths: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und des Geistes. Schnepfental 1796
  3. Hans Scheuerl: Das Spiel. Untersuchungen über sein Wesen, seine pädagogischen Möglichkeiten und Grenzen. 11. Auflage. Weinheim/ Basel 1990
  4. Benedikt Sturzenhecker, Christoph Riemer (Hrsg.): Playing Arts. Impulse ästhetischer Bildung. Weinheim/ München 2005.
  5. Christoph Riemer, Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.): Playing Arts. Gelnhausen 2002
  6. Roger Caillois: Die Spiele und die Menschen. Paris 1958, erste deutsche Ausgabe Stuttgart 1960, siehe darin v.a. Kapitel VII und VIII
  7. Friedrich Georg Jünger: Die Spiele. Frankfurt am Main 1953, S. 190. Obwohl fünf Jahre früher erschienen, wird Jüngers anregende Untersuchung von Caillois nicht erwähnt. Sie behandelt auch Sport, Dressuren, Jagd, Stierkampf, Krieg, Liebe und dergleichen.
  8. Natias Neutert: Spielen ist ein ernster Fall. In: Hamburger Morgenpost. Nr. 77, 1. April 1971, Magazin, S. 4.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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