Philosophie des Sozialen und Dave Brubeck: Unterschied zwischen den Seiten

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Bei der '''Philosophie des Sozialen''' handelt es sich um eine noch ganz junge Teildisziplin der Philosophie. [[Wolfgang Detel]] war wahrscheinlich der Erste, der mit einer Philosophie des Sozialne Ernst gemacht hat.  
[[Datei:DaveBrubeckbyPabloSecca2.png|miniatur|hochkant|Dave Brubeck in New York im März 2008]]
'''David Warren „Dave“ Brubeck''' (* [[6. Dezember]] [[1920]] in Concord, Kalifornien; † [[5. Dezember]] [[2012]] in Norwalk, Connecticut) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Wikipedia:Jazzpiano|Jazzpianist]], [[Komponist]] und [[Wikipedia:Bandleader|Bandleader]]. Er leitete mit seinem Quartett eine der langlebigsten und erfolgreichsten [[Wikipedia:Jazz-Combo|Combos]] des [[Wikipedia:Modern Jazz|Modern Jazz]] und eroberte dem [[Jazz]] mit der intellektuellen Mittelschicht ein neues Publikum.<ref>Vgl. Martin Kunzler: ''Jazz-Lexikon.'' Band 1: ''A–L'' (= ''rororo-Sachbuch.'' Bd. 16512). 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-16512-0.</ref> In seinen Stücken verband er Jazz sowohl mit europäischer Konzertmusik als auch mit außereuropäischer Musik. In Brubecks Klavierspiel nahmen [[Wikipedia:Blockakkord|Blockakkord]]e und im rhythmischen Aufbau seiner Stücke ungerade [[Takt (Musik)|Taktarten]] einen großen Raum ein.


== Inhalte und Themen ==
== Leben und Wirken ==
[[Datei:Dave Brubeck 1954.jpg|miniatur|hochkant|Dave Brubeck, 8. Oktober 1954<br />Fotografie von Carl van Vechten]]
Brubeck wuchs auf einer Farm auf, sein Vater war Viehzüchter. In der Jazz-Filmreihe von [[Ken Burns]] sagte er scherzhaft, sein Jugendtraum sei gewesen, dass das von ihm gehütete Vieh den Tourbus des [[Wikipedia:Benny Goodman|Benny-Goodman]]-Orchesters stoppen würde, sodass er ihm vorspielen könnte. Seine ersten Musikkontakte hatte er zur [[Country Music]]. Brubecks Mutter hatte in England mit dem Ziel, Konzertpianistin zu werden, Klavier studiert und war mit [[Henry Cowell]] bekannt. Sie unterrichtete auch nebenbei Klavier; ab dem vierten Lebensjahr auch Dave, der außerdem [[Wikipedia:Violoncello|Cello]] lernte. Brubeck war nicht besonders daran interessiert, nach einer bestimmten Methode zu lernen, sondern wollte eher seine eigenen Melodien schaffen –&nbsp;dadurch lernte er nie, vom Blatt zu spielen.


Auf dem Buchrücken des Werkes "Grundkurs Philosophie - Band 5: Philosophie des Sozialen" von [[Wolfgang Detel]] heißt es:
Brubeck studierte erst Tiermedizin und wechselte 1941 zur Musik. Er studierte zunächst am ''College of Pacific'', wo er auch ein Orchester leitete. 1942 wechselte er auf das [[Mills College]]. Als einer seiner Professoren aus seinem schlechten [[Blattspiel]] schloss, dass er offenbar keine Noten lesen könne, wurde er beinahe vom College ausgeschlossen. Mehrere seiner Professoren setzten sich für ihn ein und wiesen auf seine Fähigkeiten in [[Kontrapunkt]] und [[Harmonielehre]] hin.<ref>[http://www.pbs.org/jazz/about/pdfs/Brubeck.pdf Interview (Ken Burns)] auf pbs.org (PDF; 78&nbsp;kB)</ref> Da die Schule fürchtete, dass es zu einem Skandal kommen könnte, gewährte sie ihm angeblich den Abschluss nur gegen sein Versprechen, nie selbst zu unterrichten.


* Was sind Handlungen und wie lassen sie sich erklären?
1943 wurde er in die [[United States Army|Armee]] eingezogen. Zu Beginn des Militärdienstes hatte er Gelegenheit, an der [[University of California]] Vorlesungen bei [[Arnold Schönberg]] zu besuchen. Dann diente er in [[George S. Patton|George Pattons]] Dritter Armee während der [[Wikipedia:Ardennenoffensive|Ardennenschlacht]]. Er spielte in einer Band, die er kurzfristig –&nbsp;vor allem mit afroamerikanischen Musikern&nbsp;– zusammenstellte, und gewann schnell Bekanntheit und Anerkennung. Nach drei Jahren Militärdienst kehrte er zum Mills College zurück und studierte 1946 ein halbes Jahr bei [[Darius Milhaud]], der ihn ermutigte, sich nicht nur mit klassischem Klavier, sondern auch mit Kontrapunkt und [[Arrangement]] zu beschäftigen.<ref>Milhaud charakterisierte ihn als „Einzelgänger, der seinem eigenen, unkonventionellen Weg folgte, entsprechend einem inneren Drang, der ihm keine Ruhe ließ.“ (Zitiert nach Kunzler: ''Jazz-Lexikon'')</ref> Außerdem wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Jazz zu.
* Welche entscheidungstheoretischen Spiele sind grundelgend?
* Was sind kollektive geistige Zustände und kollektive Handlungen?
* In welcher Weise existieren soziale Gruppen, sozialer Status und Institutionen?
Worin besteht der Unterschied zwischen funktionalen, verstehenden und kritische Theorien des Sozialen?


Inzwischen kommen aber noch weitere Theman zur Philosophie des Sozialen hinzu. Eine wichtige Fragestellung dabei ist die begriffliche Erschließung des Begriffs des Sozialen an sich. So lässt sich das Soziale phänomenologische etwa in folgende Begriffspaare zerlegen:
Noch als Student startete Brubeck ein [[Wikipedia:Oktett (Musik)|Oktett]], unter anderem mit [[Cal Tjader]] und [[Paul Desmond]]. Das Oktett ''The Jazz Workshop Ensemble'' war sehr experimentierfreudig, machte aber nur wenige Aufnahmen und bekam sehr wenig Auftrittsmöglichkeiten. Ein wenig entmutigt startete Brubeck 1949 mit zwei Mitgliedern ein Trio, das er 1951 mit Desmond zum Quartett erweiterte, und verbrachte mehrere Jahre damit, ausschließlich Jazz-Standards zu spielen. Ein erster Erfolg war sein Auftritt im [[Oberlin College]] 1953, später veröffentlicht als ''[[Jazz at Oberlin]]''. 1954 erschien Brubeck als erster Musiker nach [[Louis Armstrong]] auf einem Titelbild von ''[[Time]]''; er wurde in zahlreichen Polls ausgezeichnet. Dann formierte er das „[[Dave Brubeck Quartet]]“ mit [[Joe Dodge]] am Schlagzeug, [[Bob Bates (Musiker)|Bob Bates]] am Bass, Paul Desmond am Saxophon und ihm selbst am Klavier. Mitte der 1950er Jahre wurden Bates und Dodge durch [[Eugene Wright]] und [[Joe Morello]] ersetzt. In den späten 1950er Jahren sagte Brubeck mehrere Konzerte ab, weil der Clubbesitzer von ihm verlangte, einen anderen Bassisten als den Afroamerikaner Eugene Wright zu suchen. Er sagte auch mehrere Fernsehauftritte ab, als er herausfand, dass man vorhatte, Wright nicht ins Bild zu bringen.


* [[Individuum]] vs. [[Kollektiv]]
1959 führte er den ''Dialogue for Jazz Combo and Symphony'' seines Bruders [[Howard Brubeck|Howard]] mit [[Leonard Bernstein]] und dem [[New Yorker Philharmoniker|New York Philharmonic Orchestra]] auf. 1959 brachte das [[Quartett (Musik)|Quartett]] das Album „[[Time Out (Album)|Time Out]]“ heraus, das von ihrem [[Plattenlabel|Label]] zwar enthusiastisch aufgenommen, aber trotzdem nur widerstrebend veröffentlicht wurde: Es enthielt ausschließlich Originalkompositionen, und nur eine von ihnen ''(Strange Meadow Lark)'' stand durchgängig im üblichen 4/4-Takt. Trotzdem erreichte die Platte schnell [[Goldene Schallplatte|Platin-Status]]. 1961 nahm er mit Louis Armstrong, [[Jon Hendricks]], [[Dave Lambert (Sänger)|Dave Lambert]], [[Annie Ross]] und [[Carmen McRae]] Stücke des Musicals ''The Real Ambassador'' auf und gab ein Konzert an der [[Berliner Mauer]]. Auf den [[JazzFest Berlin|Berliner Jazztagen]] 1964 führte er seine ''Elementals'' für Quartett und Symphonie-Orchester auf; im gleichen Jahr gab er ein Konzert im [[Weißes Haus|Weißen Haus]].


bzw.  
[[Datei:Davebrubeckquartet1967a.jpg|miniatur|Dave Brubeck, Quartett, 1967]]
Das erste Brubeck-Quartett trennte sich 1967; Brubeck trat ab 1968 mit [[Gerry Mulligan]] auf, mit dem er auch Aufnahmen machte. Parallel bildete Brubeck eine neue Gruppe mit [[Perry Robinson]] bzw. [[Jerry Bergonzi]] als Bläser und mit seinen drei Söhnen [[Dan Brubeck|Dan]] am Schlagzeug, [[Darius Brubeck|Darius]] am Bass und [[Chris Brubeck|Chris]] am Keyboard. 1972 erneuerte er die Zusammenarbeit mit Paul Desmond, 1975/76 gaben sie eine Reihe von Reunion-Konzerten mit dem klassischen Quartett und Mulligan als gelegentlichem Gast. Nach Desmonds Tod 1977 machten Mulligan und Brubeck die nächsten sechs Jahre gemeinsame Aufnahmen.


* [[Kollektiv]] vs. [[Individuum]]
1980 wurde Brubeck [[Römisch-katholische Kirche|Katholik]]. Er bezeichnete diesen Schritt nicht als Konversion, sondern als Anfang eines ernsthaften religiösen Bekenntnisses. Die unmittelbare Anregung dazu dürfte seine Arbeit an der Messkomposition ''To Hope'' gewesen sein. Er erhielt den Auftrag dazu vom amerikanischen Redakteur Ed Murray, Herausgeber der katholischen Wochenzeitschrift ''Our Sunday Visitor''.<ref>[http://www.pbs.org/brubeck/theMusic/brubeckRediscovers.htm Rediscovering Dave Brubeck], PBS</ref>


und:
Brubeck beschäftigte sich auch mit der Musik der nordamerikanischen Indianer. Er gab in etwa 80&nbsp;Städten pro Jahr Konzerte, davon üblicherweise im Frühling in 20&nbsp;europäischen. In den letzten Jahren gehörten der Altsaxophonist [[Bobby Militello]], der Bassist [[Michael Moore (Bassist)|Michael Moore]] (der [[Alec Dankworth]] und [[Jack Six]] ersetzte) und der Schlagzeuger [[Randy Jones (Schlagzeuger)|Randy Jones]] zu seinem Quartett. Seit 2006 gab Dave Brubeck in Europa keine Konzerte mehr.


* [[Egoismus]] vs. [[Altruismus]]
Brubeck komponierte [[Jazzstandard]]s wie ''In Your Own Sweet Way'' oder ''The Duke''. Einige seiner Stücke stehen in ungewöhnlichen [[Takt (Musik)|Taktarten]]: ''Pick Up Sticks'' in 6/4, ''Unsquare Dance'' in 7/4 und ''Blue Rondo A La Turk'' in 9/8<!-- Angefangen hatten diese Experimente schon auf der Farm seiner Eltern in einer kleinen Stadt im Westen der USA, wo er versuchte, Musik zu den ungeraden Rhythmen zu machen, die von den verschiedenen Maschinen erzeugt wurden.-->; sein langjähriger musikalischer Partner Paul Desmond schrieb das sicherlich berühmteste Stück des Dave-Brubeck-Quartetts, ''[[Take Five]]'' im 5/4-Takt. Daneben beschäftigte er sich auch mit dem Schreiben von Werken des [[Third Stream]] und anderen aufwändig geschichteten Kompositionen. Neben sinfonischen und kammermusikalischen Werken, etwa für das [[Brodsky Quartet]], komponierte er auch Oratorien, Ballettmusiken und geistliche Musik ''(To Hope! A Celebration)''.


bzw.  
== Privatleben ==
Mit seiner Ehefrau Iola (geb. Iola Marie Whitlock, * 14. August 1923, † 12. März 2014), die er 1942 heiratete, hatte Dave Brubeck sechs Kinder (Michael, Catherine, [[Darius Brubeck|Darius]], [[Chris Brubeck|Chris]], [[Dan Brubeck|Dan]] und Matthew), von denen Darius, Chris, Dan und Matthew ebenfalls professionelle Musiker wurden. Dave Brubeck starb am 5. Dezember 2012, einen Tag vor seinem 92. Geburtstag, im [[Norwalk (Connecticut)|Norwalk]] Hospital nach Herzversagen.<ref>Howard Reich: ''[http://www.chicagotribune.com/entertainment/music/chi-dave-brubeck-dead-20121205,0,7126256.column Jazz pianist Dave Brubeck dead at age 91]''. Auf: chicagotribune.com am 5. Dezember 2012 (englisch)</ref>


* [[Altruismus]] vs. [[Egoismus]]
== Diskografie (Auswahl) ==
[[Datei:DaveBrubeck18.JPG|mini|Dave Brubeck 1990 in Deauville]]


Im Rahmen der Anthroposophischen Bewegung haben sich etwa auch die beiden Begriffe [[Soziale Phantasie|soziale Phantasie]] und [[Soziale Technik|soziale Technik]] entwickelt, die sich wachender Beliebtheit erfreuen.
* ''The Dave Brubeck Octet'' (1947–1948)
* ''Dave Brubeck Trio Featuring Cal Tjader'' (1949–1950)
* ''Dave Brubeck/Paul Desmond'' (1951–1953)
* ''Jazz at Oberlin'' (1953)
* ''Jazz at College of the Pacific'' (1953)
* ''All-Time Greatest Hits'' (1956–1965)
* ''[[Wikipedia:Time Out (Album)|Time Out]]'' (1959)
* ''The Real Ambassadors'' (1961, mit Louis Armstrong)
* [[Wikipedia:Tony Bennett|Tony Bennett]]/Dave Brubeck: ''The White House Sessions Live 1962'' (Columbia/RPM/Legacy, ed. 2013)
* ''Blues Roots'' (1970, mit Gerry Mulligan)
* ''All the Things We Are'' (1973–1974, mit [[Anthony Braxton]] und [[Lee Konitz]])
* ''Brubeck and Desmond 1975: The Duets'' (1975)
* ''Reflections'' (1985)
* ''New Wine'' (1987)
* ''One Alone'' (2000)


Einen großen Vorläufer hat die Philosophie des Sozialen aber noch im [[Erweiterten Kunstbegriff]] und der [[Soziale Kunst|sozialen Kunst]] von [[Joseph Beuys]]. Auch Beuys hatte sich schon sehr um diese Dinge gekümmert, und versucht, sie ins Zentrum des Denkens zu stellen.
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Dave Brubeck}}
== Studium ==
Das Fach "Philosophie des Sozialen" kann bisher nur in Rostick als Schwerpunktfach im Rahmen des dortigen Philosophiestudiums studiert werden.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Wolfgang Detel]]: [https://www.amazon.de/Grundkurs-Philosophie-Sozialen-Reclams-Universal-Bibliothek/dp/315018472X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1533330086&sr=8-1&keywords=Detel+Philosophie+des+Sozialen Grundkurs Philosophie - Band 5: Philosophie des Sozialen] Reclam
* Ilse Storb: ''Dave Brubeck: Improvisationen und Kompositionen. Die Idee der kulturellen Wechselbeziehungen'', 2.&nbsp;Auflage, Lit-Verlag, Münster/Hamburg/London 1999, ISBN 3-8258-4763-2.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_philosophie_des_sozialen.pdf Philosophie des Sozialen] PDF


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Uni Rostock: [https://www.phf.uni-rostock.de/studium/studiengaenge/master-ein-fach-a-z/philosophie-des-sozialen/ Philosophie des Sozialen]
{{Commonscat}}
* Philosophie.ch: [https://www.philosophie.ch/philosophie/themenbereiche/praktische-philosophie/philosophie-des-sozialen Philosophie des Sozialen]
* [http://www.davebrubeck.com/ Offizielle Seite Dave Brubecks]
* {{DNB-Portal|118952021|TEXT=Werke von und über}}
* [http://www.brubeckinstitute.org/ The Brubeck Institute]
* [http://www.jazzdisco.org/dave-brubeck/discography/ Umfassende Diskografie]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118952021|LCCN=n/82/144291|NDL=01063499|VIAF=14957683}}
 
{{SORTIERUNG:Brubeck, Dave}}
[[Kategorie:Jazz-Pianist]]
[[Kategorie:Komponist (Jazz)]]
[[Kategorie:Komponist (Kirchenmusik)]]
[[Kategorie:Musiker (20. Jahrhuntert)]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1920]]
[[Kategorie:Gestorben 2012]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Philosophie des Sozialen|!]]
{{Wikipedia}}}

Version vom 7. Juli 2019, 22:18 Uhr

Dave Brubeck in New York im März 2008

David Warren „Dave“ Brubeck (* 6. Dezember 1920 in Concord, Kalifornien; † 5. Dezember 2012 in Norwalk, Connecticut) war ein US-amerikanischer Jazzpianist, Komponist und Bandleader. Er leitete mit seinem Quartett eine der langlebigsten und erfolgreichsten Combos des Modern Jazz und eroberte dem Jazz mit der intellektuellen Mittelschicht ein neues Publikum.[1] In seinen Stücken verband er Jazz sowohl mit europäischer Konzertmusik als auch mit außereuropäischer Musik. In Brubecks Klavierspiel nahmen Blockakkorde und im rhythmischen Aufbau seiner Stücke ungerade Taktarten einen großen Raum ein.

Leben und Wirken

Dave Brubeck, 8. Oktober 1954
Fotografie von Carl van Vechten

Brubeck wuchs auf einer Farm auf, sein Vater war Viehzüchter. In der Jazz-Filmreihe von Ken Burns sagte er scherzhaft, sein Jugendtraum sei gewesen, dass das von ihm gehütete Vieh den Tourbus des Benny-Goodman-Orchesters stoppen würde, sodass er ihm vorspielen könnte. Seine ersten Musikkontakte hatte er zur Country Music. Brubecks Mutter hatte in England mit dem Ziel, Konzertpianistin zu werden, Klavier studiert und war mit Henry Cowell bekannt. Sie unterrichtete auch nebenbei Klavier; ab dem vierten Lebensjahr auch Dave, der außerdem Cello lernte. Brubeck war nicht besonders daran interessiert, nach einer bestimmten Methode zu lernen, sondern wollte eher seine eigenen Melodien schaffen – dadurch lernte er nie, vom Blatt zu spielen.

Brubeck studierte erst Tiermedizin und wechselte 1941 zur Musik. Er studierte zunächst am College of Pacific, wo er auch ein Orchester leitete. 1942 wechselte er auf das Mills College. Als einer seiner Professoren aus seinem schlechten Blattspiel schloss, dass er offenbar keine Noten lesen könne, wurde er beinahe vom College ausgeschlossen. Mehrere seiner Professoren setzten sich für ihn ein und wiesen auf seine Fähigkeiten in Kontrapunkt und Harmonielehre hin.[2] Da die Schule fürchtete, dass es zu einem Skandal kommen könnte, gewährte sie ihm angeblich den Abschluss nur gegen sein Versprechen, nie selbst zu unterrichten.

1943 wurde er in die Armee eingezogen. Zu Beginn des Militärdienstes hatte er Gelegenheit, an der University of California Vorlesungen bei Arnold Schönberg zu besuchen. Dann diente er in George Pattons Dritter Armee während der Ardennenschlacht. Er spielte in einer Band, die er kurzfristig – vor allem mit afroamerikanischen Musikern – zusammenstellte, und gewann schnell Bekanntheit und Anerkennung. Nach drei Jahren Militärdienst kehrte er zum Mills College zurück und studierte 1946 ein halbes Jahr bei Darius Milhaud, der ihn ermutigte, sich nicht nur mit klassischem Klavier, sondern auch mit Kontrapunkt und Arrangement zu beschäftigen.[3] Außerdem wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Jazz zu.

Noch als Student startete Brubeck ein Oktett, unter anderem mit Cal Tjader und Paul Desmond. Das Oktett The Jazz Workshop Ensemble war sehr experimentierfreudig, machte aber nur wenige Aufnahmen und bekam sehr wenig Auftrittsmöglichkeiten. Ein wenig entmutigt startete Brubeck 1949 mit zwei Mitgliedern ein Trio, das er 1951 mit Desmond zum Quartett erweiterte, und verbrachte mehrere Jahre damit, ausschließlich Jazz-Standards zu spielen. Ein erster Erfolg war sein Auftritt im Oberlin College 1953, später veröffentlicht als Jazz at Oberlin. 1954 erschien Brubeck als erster Musiker nach Louis Armstrong auf einem Titelbild von Time; er wurde in zahlreichen Polls ausgezeichnet. Dann formierte er das „Dave Brubeck Quartet“ mit Joe Dodge am Schlagzeug, Bob Bates am Bass, Paul Desmond am Saxophon und ihm selbst am Klavier. Mitte der 1950er Jahre wurden Bates und Dodge durch Eugene Wright und Joe Morello ersetzt. In den späten 1950er Jahren sagte Brubeck mehrere Konzerte ab, weil der Clubbesitzer von ihm verlangte, einen anderen Bassisten als den Afroamerikaner Eugene Wright zu suchen. Er sagte auch mehrere Fernsehauftritte ab, als er herausfand, dass man vorhatte, Wright nicht ins Bild zu bringen.

1959 führte er den Dialogue for Jazz Combo and Symphony seines Bruders Howard mit Leonard Bernstein und dem New York Philharmonic Orchestra auf. 1959 brachte das Quartett das Album „Time Out“ heraus, das von ihrem Label zwar enthusiastisch aufgenommen, aber trotzdem nur widerstrebend veröffentlicht wurde: Es enthielt ausschließlich Originalkompositionen, und nur eine von ihnen (Strange Meadow Lark) stand durchgängig im üblichen 4/4-Takt. Trotzdem erreichte die Platte schnell Platin-Status. 1961 nahm er mit Louis Armstrong, Jon Hendricks, Dave Lambert, Annie Ross und Carmen McRae Stücke des Musicals The Real Ambassador auf und gab ein Konzert an der Berliner Mauer. Auf den Berliner Jazztagen 1964 führte er seine Elementals für Quartett und Symphonie-Orchester auf; im gleichen Jahr gab er ein Konzert im Weißen Haus.

Dave Brubeck, Quartett, 1967

Das erste Brubeck-Quartett trennte sich 1967; Brubeck trat ab 1968 mit Gerry Mulligan auf, mit dem er auch Aufnahmen machte. Parallel bildete Brubeck eine neue Gruppe mit Perry Robinson bzw. Jerry Bergonzi als Bläser und mit seinen drei Söhnen Dan am Schlagzeug, Darius am Bass und Chris am Keyboard. 1972 erneuerte er die Zusammenarbeit mit Paul Desmond, 1975/76 gaben sie eine Reihe von Reunion-Konzerten mit dem klassischen Quartett und Mulligan als gelegentlichem Gast. Nach Desmonds Tod 1977 machten Mulligan und Brubeck die nächsten sechs Jahre gemeinsame Aufnahmen.

1980 wurde Brubeck Katholik. Er bezeichnete diesen Schritt nicht als Konversion, sondern als Anfang eines ernsthaften religiösen Bekenntnisses. Die unmittelbare Anregung dazu dürfte seine Arbeit an der Messkomposition To Hope gewesen sein. Er erhielt den Auftrag dazu vom amerikanischen Redakteur Ed Murray, Herausgeber der katholischen Wochenzeitschrift Our Sunday Visitor.[4]

Brubeck beschäftigte sich auch mit der Musik der nordamerikanischen Indianer. Er gab in etwa 80 Städten pro Jahr Konzerte, davon üblicherweise im Frühling in 20 europäischen. In den letzten Jahren gehörten der Altsaxophonist Bobby Militello, der Bassist Michael Moore (der Alec Dankworth und Jack Six ersetzte) und der Schlagzeuger Randy Jones zu seinem Quartett. Seit 2006 gab Dave Brubeck in Europa keine Konzerte mehr.

Brubeck komponierte Jazzstandards wie In Your Own Sweet Way oder The Duke. Einige seiner Stücke stehen in ungewöhnlichen Taktarten: Pick Up Sticks in 6/4, Unsquare Dance in 7/4 und Blue Rondo A La Turk in 9/8; sein langjähriger musikalischer Partner Paul Desmond schrieb das sicherlich berühmteste Stück des Dave-Brubeck-Quartetts, Take Five im 5/4-Takt. Daneben beschäftigte er sich auch mit dem Schreiben von Werken des Third Stream und anderen aufwändig geschichteten Kompositionen. Neben sinfonischen und kammermusikalischen Werken, etwa für das Brodsky Quartet, komponierte er auch Oratorien, Ballettmusiken und geistliche Musik (To Hope! A Celebration).

Privatleben

Mit seiner Ehefrau Iola (geb. Iola Marie Whitlock, * 14. August 1923, † 12. März 2014), die er 1942 heiratete, hatte Dave Brubeck sechs Kinder (Michael, Catherine, Darius, Chris, Dan und Matthew), von denen Darius, Chris, Dan und Matthew ebenfalls professionelle Musiker wurden. Dave Brubeck starb am 5. Dezember 2012, einen Tag vor seinem 92. Geburtstag, im Norwalk Hospital nach Herzversagen.[5]

Diskografie (Auswahl)

Dave Brubeck 1990 in Deauville
  • The Dave Brubeck Octet (1947–1948)
  • Dave Brubeck Trio Featuring Cal Tjader (1949–1950)
  • Dave Brubeck/Paul Desmond (1951–1953)
  • Jazz at Oberlin (1953)
  • Jazz at College of the Pacific (1953)
  • All-Time Greatest Hits (1956–1965)
  • Time Out (1959)
  • The Real Ambassadors (1961, mit Louis Armstrong)
  • Tony Bennett/Dave Brubeck: The White House Sessions Live 1962 (Columbia/RPM/Legacy, ed. 2013)
  • Blues Roots (1970, mit Gerry Mulligan)
  • All the Things We Are (1973–1974, mit Anthony Braxton und Lee Konitz)
  • Brubeck and Desmond 1975: The Duets (1975)
  • Reflections (1985)
  • New Wine (1987)
  • One Alone (2000)

Siehe auch

Literatur

  • Ilse Storb: Dave Brubeck: Improvisationen und Kompositionen. Die Idee der kulturellen Wechselbeziehungen, 2. Auflage, Lit-Verlag, Münster/Hamburg/London 1999, ISBN 3-8258-4763-2.

Weblinks

Commons: Dave Brubeck - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Vgl. Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Band 1: A–L (= rororo-Sachbuch. Bd. 16512). 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-16512-0.
  2. Interview (Ken Burns) auf pbs.org (PDF; 78 kB)
  3. Milhaud charakterisierte ihn als „Einzelgänger, der seinem eigenen, unkonventionellen Weg folgte, entsprechend einem inneren Drang, der ihm keine Ruhe ließ.“ (Zitiert nach Kunzler: Jazz-Lexikon)
  4. Rediscovering Dave Brubeck, PBS
  5. Howard Reich: Jazz pianist Dave Brubeck dead at age 91. Auf: chicagotribune.com am 5. Dezember 2012 (englisch)


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Dave Brubeck aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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