Wohlstand und Neugier: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Wohlstand''' (auch Wohl, Wohlergehen) ist ein positiver Zustand, der [[Individualität|individuell]] unterschiedlich wahrgenommen wird.
[[Datei:Flammarion.jpg|mini|Neugier, hinter die Dinge zu schauen. [[Flammarions Holzstich]], Paris 1888]]
Wohlstand setzt sich aus ''immateriellem'' und ''materiellem'' Wohlstand (siehe auch [[Lebensstandard]]) zusammen. Der Lebensstandard ist leichter zu messen. Umgangssprachlich ist mit Wohlstand gemeint, dass jemand mehr Geld als „normal“ zur Verfügung hat bzw. dass es ihm in materieller Hinsicht an nichts mangelt.
'''Neugier''' (auch '''Neugierde''') ist das als ein Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere, Verborgenes kennenzulernen.<ref>Johannes Hoffmeister: Wörterbuch philosophische der Begriffe. Meiner, Hamburg 1955, Lemma Neugier.</ref>


Im Rahmen politischer Entscheidungen und Wirkungsweisen wird bislang meist der materielle Wohlstand bzw. das [[Bruttoinlandsprodukt]] pro Kopf als [[Indikator (Wirtschaft)|Indikator]] für materiellen Wohlstand berücksichtigt. Weitere [[Wohlstandsindikator]]en sind der [[Engelsches Gesetz|Engel-Koeffizient]] und der [[Index der menschlichen Entwicklung]].
== Abgrenzungen ==
Neugier kann ausgerichtet sein auf permanent wechselnde Ereignisse, um dadurch eine Lust an [[Sensation]]en befriedigen zu können. Bei dieser Begriffsvariante sind emotionale und motivierende Anteile hoch.


Im Rahmen der Veränderungen unserer Gesellschaft wird gefordert, dass auch andere Aspekte von Wohlstand wahrgenommen und in den politischen Diskurs aufgenommen werden, z.&nbsp;B. die geistige Entwicklung und das [[Seele|seelische]] Gleichgewicht.
Ist die Neugier auf ein [[Interesse (Psychologie)|Interesse]] an [[Wissen]] ausgerichtet, stehen forschungs- oder verstandesmäßige Anteile im Vordergrund. Diese Form der Neugier wird auch '''Wissbegierde''' genannt (historisch ''Philomathie'' von gr. ''philomathía'').


== Geschichtliche Entwicklung ==
Krankhafte Neugier wird [[Skopophilie]] genannt.<ref>''[https://www.duden.de/rechtschreibung/Skopophilie Skopophilie]'' = krankhafte Neugier, Duden.</ref>
Der Ethnologe [[Marshall Sahlins]] bezeichnete die [[Wildbeuter]]&shy;kulturen ''(der warmen Länder)'' als die ''ursprünglichen Wohlstandsgesellschaften'', denn alle Bedürfnisse wurden erfüllt und es blieb viel Zeit für die Muße. Im Durchschnitt mussten sie nur zwei bis fünf Stunden täglich für die Jagd, das Sammeln und die Nahrungszubereitung aufwänden.<ref>[http://www.survivalinternational.de/indigene/yanomami/wayoflife ''Yanomami'']. Website der Organisation [[Survival International]]. Abgerufen am 7. September 2013.</ref><ref>[[Georg Kneer]], [[Armin Nassehi]], Klaus Kraemer (Hrsg.): ''Spezielle Soziologien – Zugänge zur Gesellschaft.'' LIT Verlag, Münster, Hamburg 1995.</ref><ref>[http://www.erckenbrecht.com/publikationen/pdf-artikel/VT%20Steinzeit.pdf ''Die materielle Kultur der australischen Aborigines – eine „Stein“zeit?''] (PDF; 104&nbsp;kB). Website des Ethnologischen Büros Corinna Erckenbrecht. Abgerufen am 7. September 2013.</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/regelmaessige-arbeitszeiten-wie-die-menschen-fleissig-wurden-11519136.html ''Wie die Menschen fleißig wurden'']. Website der FAZ. Artikel vom 5. November 2011.</ref> In der modernen Konsumgesellschaft indes erzeugt die Werbung ständig neue Bedürfnisse, die jedoch ohne Geld und Job oftmals nicht erfüllbar sind. Sahlins weist ausdrücklich darauf hin, dass es vermessen wäre, unsere modernen Vorstellungen von einem guten Leben als einzig wahren Maßstab anzusehen.<ref>Marshall Sahlins, zitiert bei [[Erich Fromm]]: ''[[Anatomie der menschlichen Destruktivität]]'' Reinbek 1977.</ref>


{{Zitat
== Wirkung auf den Astralleib ==
|Text= Unser größter Wohlstand liegt in der Zahl der Kupunas (Ältesten)
|Autor=Alex Pua, Hawaii-Insulaner
|ref=<ref>Christian Flohr: ''Die geheimen Botschaften der Naturvölker.'' In: ''P.M. Perspektive.'' Nr. 92/028 "Naturvölker", Gruner + Jahr AG, München 1992.</ref>
}}
Die Interpretation von Wohlstand hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Im [[Altertum]] und [[Mittelalter]] war Wohlstand im Wesentlichen durch ethische und religiöse Normen bestimmt.<ref name="Book1">Issing: ''Geschichte der Nationalökonomie,'' 1988, S.&nbsp;169.</ref> Das Oberziel des [[Merkantilismus]] (in Deutschland [[Kameralismus]]) war das Wohlergehen des Herrschers.<ref name="Book1"/> Für Physiokraten (18.&nbsp;Jahrhundert, [[François Quesnay|Quesnay]]) galten die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft als einzige Quelle des Wohlstandes.<ref>Alfred Eugen Ott, [[Harald Winkel]]: ''Geschichte der theoretischen Volkswirtschaftslehre,'' 1985, S.&nbsp;24.</ref> Der Faktor Arbeit und das Prinzip der [[Arbeitsteilung]] gewannen in der Zeit der Klassik an Relevanz ([[Wohlstand der Nationen]], [[Adam Smith]], [[David Ricardo]], [[Malthus]]).<ref>Issing: ''Geschichte der Nationalökonomie,'' 1988, S.&nbsp;170.</ref> Im Rahmen des [[Utilitarismus]] war die individuelle Wahrnehmung des Wohlstandes nach dem „Prinzip des größten Glücks für die größte Zahl“ von Bedeutung. [[Alfred Marshall]] führte Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts die Theorie der [[Konsumentenrente]] ein, die den ökonomisch-materiellen Wohlstandsaspekt berücksichtigt. Schon [[Arthur Cecil Pigou|Pigou]] hat Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts die Messbarkeit des Geldes und die Kriterien für Wohlstandssteigerung aufgefasst.<ref>Issing: ''Geschichte der Nationalökonomie,'' 1988, S.&nbsp;173&nbsp;ff.</ref> In der New Welfare Economy basierte Wohlstand auf dem Prinzip des [[Pareto-Optimum]]s, das durch das individuelle Wohlbefinden der einzelnen Haushalte gekennzeichnet war.<ref name="Book1"/> Das heutige Verständnis von Wohlstand wird über die [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]] ermittelt. Bereits Mitte des 17.&nbsp;Jahrhunderts wurde diese erstmals durch die Schätzung des Volkseinkommens von Petty erfasst. In Deutschland geht diese auf [[Leopold Krug (Ökonom)|Leopold Krug]] zurück. Im Laufe der Zeit haben Keynes und [[Carl Föhl|Föhl]] die Theorie des Wirtschaftskreislaufs weiterentwickelt. Ihre Arbeiten dienten als Grundlage für internationale Systeme wie das der [[OECD]]. Heutzutage liegt die 3.&nbsp;Auflage des „[[System of National Accounts]]“ (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 1993) vor, in europäischer Version ESVG 1995 (Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung).<ref>[[Dieter Brümmerhoff]]: ''Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen,'' 2007, S.&nbsp;40&nbsp;ff.</ref> Bis heute ist es die Basis für die Berechnung von volkswirtschaftlichen Kennzahlen.


== Glücksforschung ==
{{GZ|Bei Neugier entstehen Falten im [[Astralleib]], die ihn schlaff, widerstandslos machen. Diese Schlaffheit kann sich bis ins Physische fortsetzen.|266a|432}}
Wirtschaftswissenschaftler wie [[Bruno S. Frey]] haben unter anderem den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des [[Einkommen]]s und dem Wohlbefinden untersucht und dabei die These aufgestellt, dass es wichtiger sei, sich mit den Bedingungen des Glücklichseins als mit dem durchschnittlichen Glücksniveau  zu beschäftigen. In ''Happiness Research in Economics'' beschreibt Frey vier Probleme der Ökonomie: das Einkommen, die [[Arbeitslosigkeit]], die [[Inflation]] und die [[Ungleichheit]]. Er versucht zu zeigen, dass Arbeitslosigkeit den größten negativen Effekt auf das Glücksempfinden hat, da sie das Einkommen begrenzt. Durch die Inflation wird das Glücksempfinden laut Frey eher weniger beeinflusst. In dem Buch wird außerdem die Bedeutung der Sozialnormen hervorgehoben. So scheinen die negativen Effekte der Arbeitslosigkeit auf das Wohlergehen der Menschen geringer zu sein, wenn dieser Zustand sozial akzeptiert wird.<ref>Frey: ''Happiness, a Revolution in Economics''. CES, London 2008, ISBN 978-0-262-06277-0.</ref> Neben der Arbeitslosigkeit beeinflussen Frey zufolge auch andere wirtschaftliche Faktoren das Wohlbefinden des Menschen. So werde das Glücksempfinden durch die Steigerung des Einkommens positiv beeinflusst.<ref>Bruno Frey: ''Was uns glücklich macht''. FAZ vom 28. September 2009, Nr. 225, S. 12.</ref> (Vergleiche aber: [[Glücksforschung#Ökonomische Glücksforschung|Ökonomische Glücksforschung]].)


Der asiatische Staat [[Bhutan]] hat zur Glücksforschung eine Staatskommission<ref>[http://www.gnhc.gov.bt/ Gross National Happiness Commission]</ref> eingesetzt, die regelmäßig das „[[Bruttonationalglück]]der Bevölkerung ermittelt. Das Land hat ein [[Wachstumsrücknahme|nicht wachstumsorientiertes]] Wirtschaftsmodell in seiner Verfassung verankert.
== Kulturgeschichte ==
Seit jeher machen Menschen die Erfahrung, dass die Erkundung von Neuem oft mit Gefahren verbunden ist, aber auch Chancen eröffnet. Angst ist dabei nicht in jedem Fall ein dämpfender Faktor für die Neugier, sondern kann sie auch beflügeln, – etwa als Suche nach dem [[Kick (Psychologie)|„ultimativen Kick“]] in der heutigen [[Freizeitgesellschaft]].


== Einflussfaktoren ==
Für [[Herodot]] war die Neugier nach historischen Zusammenhängen das Hauptmotiv dafür, Geschichtsschreiber zu werden. Für die ionischen [[Naturphilosoph]]en war sie der Antrieb, „hinter die Dinge“ schauen zu wollen, ebenso für [[Platon]], für den das „[[Staunen]]“ (griechisch „thaumazein“) den Anfang aller [[Philosophie]] darstellte. Zitat:
Die Einflussfaktoren lassen sich in positive und negative Aspekte unterteilen. Negative Einflussfaktoren können die Steigerung des Wohlstands verhindern oder ihn senken. Dagegen tragen positive Einflussfaktoren zum Anstieg des Wohlstandes bei.<ref>Hardes/Schmitz/Uhly: ''Grundzüge der Volkswirtschaftslehre,'' 2002.</ref><ref>Lachmann: ''Volkswirtschaftslehre I Grundlagen,'' 2003.</ref>


{| class="wikitable center "
{{Zitat|Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.|Platon|''[[Theaitetos]]'' 155 D}}


|- class="hintergrundfarbe5"
Der Ägyptologe [[Jan Assmann]] charakterisiert die kulturelle Begegnung des antiken Griechenland mit Ägypten als eine ''einseitige Neugier'': In einer Rezension seiner Studie ''Weisheit und Mysterium'' heißt es dazu:


!Einflussfaktoren !! positive !! negative
{{Zitat|An den Beispielen erkennt man schon, dass unterschiedlicher zwei benachbarte Kulturen kaum sein können. Doch zogen sie einander an. Ob es um Theologie und Priestertum ging, um die Verfasstheit von Staat und Gesellschaft, um den Umgang mit Vergangenheit und Geschichte, um das Medium der Schrift oder um das Verhältnis zu Tod und Ewigkeit: Assmann zeigt, dass Griechen und Ägypter sich austauschten, einander umwarben, missverstanden, sich voneinander abgrenzten.|ref=<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/jan-assmann-ueber-das-bild-der-griechen-von-aegypten-einseitige-neugier,10810590,9838808.html Einseitige Neugier.] In: Berliner Zeitung vom 20. September 2000</ref>}}


|-
[[Augustinus von Hippo|Augustinus]] verortet das Zentrum der Neugier in den Augen. Das Sehen habe stärker als andere Sinne die Tendenz, in die Ferne zu schweifen. Es gehe über den Körper und die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Menschen hinaus, könne aber genauso ein Vorausschauen und Zurückblicken sein und damit die Gegenwart transzendieren. Doch letzten Endes bleibt für ihn die Neugier ein Laster:


| Politische Situation || Frieden, Sicherheit, Freiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, ||
{{Zitat|Und die Neu-Gier tarnt sich als Wissensdrang, obwohl doch höchste Erkenntnis um alles bei Dir ist. Habsucht will viel besitzen; aber Du hast allen Reichtum um dich versammelt.|ref=<ref>Augustinus: ''Bekenntnisse'' (Confessiones), 397-401. Zweites Buch: Über die Laster.</ref>}}


Krieg, Flucht, Einfluss des Militärs, Isolation, geschlossene Grenzen, Blockaden, Korruption, unkontrollierte Macht, Populismus, Terrorismus
Im Mittelalter zählt [[Thomas v. Aquin]] die Neugier ([[curiositas]]) zu den [[Laster]]n, die er der Tugend der Wissbegier ([[studiositas]]) gegenüberstellt.<ref>Summa theologiae, Teil II-II, Qu. 166, Art. 1-2</ref>


|-
[[Datei:H Hoffmann Struwwel 07.jpg|mini|Neugier und Gefahr, Paulinchen aus Struwwelpeter]]


| Wirtschaftliche Situation ||
In der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurde die Neugier hauptsächlich als eine weibliche Eigenschaft angesehen. In dem Buch [[Struwwelpeter]] von [[Heinrich Hoffmann]] wird die Neugier in der Geschichte von ''Paulinchen'' dargestellt, die den Titel trägt ''Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug''.<ref>Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter. 56. Auflage. CBJ, München 1968, nicht paginiert.</ref> Ihr Experiment mit den [[Streichhölzer]]n endet tragisch. Auch das dem Bestseller folgende Buch ''Struwwelliese'' geht in diese Richtung. Was damals teilweise geächtet wurde, gilt heute oft als zeitgemäß: Eine Befriedigung der Neugier im [[Abenteuer]]tourismus oder in Gestalt sogenannter [[Grenzgänger (Psychologie)|„Grenzgänger“]].


steigende Arbeitsproduktivität, Steigung der realen Löhne, homogene [[Einkommensverteilung]], technischer Fortschritt
=== Gegenwart ===
Der Autor, Kolumnist und [[Essay]]ist [[Harald Martenstein]] schrieb 2012:


||
{{Zitat|jede halbwegs interessante Person und jede alltägliche Handlung [ist] heute ein Gegenstand nahezu ununterbrochener Beobachtung […], nicht zuletzt wegen der Leserreporter, aber auch wegen der tausend Möglichkeiten des Internets und wegen der Handykameras. Vor allem aber deshalb, weil der Mensch ein neugieriges Wesen ist und weil die Neugierde, wie jedes Bedürfnis, sich in einer Warengesellschaft ökonomisch nutzen lässt. […] Vor der [[Tugend]]wacht ist niemand sicher, nicht der Jugendliche mit alterstypischem Erfahrungshunger, nicht der Ehemann auf Abwegen, auch nicht die junge Mutter.|ref=<ref>zeit.de 16. Juni 2012: [http://www.zeit.de/2012/24/DOS-Tugend/komplettansicht Der Terror der Tugend. - Du sollst nicht rauchen. Du sollst keine Geheimnisse haben. Du sollst tun, was alle tun. Und denk daran: Du wirst beobachtet! Wie der Glaube an das aufgezwungene Gute mithilfe von Gesetzen, Verordnungen und medialer Überwachung eine moderne Diktatur erschafft.]</ref>}}


Inflation, Geldentwertung, Verlust von Eigentum, Arbeitslosigkeit, häufige Streiks, Rechtsunsicherheit, zu hohe Staatsverschuldung
== Psychologie ==
In der [[Persönlichkeitspsychologie]] gilt (intellektuelle) Neugier als wichtiger Teilaspekt der [[Persönlichkeitseigenschaft]] [[Offenheit (Psychologie)|Offenheit]] (''openness''). Sie ist eingebettet in das breitere Konzept der Offenheit für vielfältige Erfahrungen (''openness to experience'') und [[Korrelation|korreliert]] moderat mit Intelligenz und Kreativität.<ref>Robert R. McCrae: ''Openness to Experience: Expanding the boundaries of Factor V.'' In: European Journal of Personality. 8(1994)4, S. 251–272.</ref> 
           
Im Zusammenhang mit Neugier wird in der Psychologie häufig Berlyne zitiert, der (tier-)experimentelle Studien durchgeführt hat. Ein Ergebnis bezog sich auf die Frage, welche situativen Bedingungen eine Neugier hervorrufen könne. Berlyne fand dafür die vier Aspekte<ref>D. E. Berlyne: ''Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation''. Klett, Stuttgart 1960 u. 1974.</ref>


|-
* [[Innovation|Neuartigkeit]],
* [[Komplexität]],
* [[Unsicherheit|Ungewissheit]] und
* [[Konflikt]].


| Ökologische Situation ||
Außerdem unterscheidet Berlyne einerseits zwischen spezifischer und diversiver Neugier, andererseits zwischen [[Perzeption|perzeptueller]] und epistemischer Neugier. Nach Berlynes Aktivationstheorie wird dabei spezifisches Neugierverhalten eher dann gezeigt, wenn ein Organismus vielen Umweltreizen ausgesetzt ist. Man widmet sich hierbei einzelnen Aspekten der Umwelt, um sie zu erkunden und damit das subjektive Reizniveau zu senken. Finden sich zu wenig Reize in der Umwelt, zeigt ein Organismus diverses Reizverhalten, er sucht also nach neuen Reizen in der Umwelt, um Langeweile abzubauen. Ein mittleres Reiz- oder [[Aktivationsniveau]] empfindet man hingegen als angenehm.<ref>Klaus Rothermund, Andreas ''Motivation und Emotion''. VS Verlag, 2011.</ref>


saubere Luft und sauberes Wasser, wenig Lärm, Zugang zu Natur- und Grüngebieten
Eine Studie von 2015 zeigt, dass Menschen, um Unklarheiten zu beseitigen, gewillt sind, Neues zu erforschen, auch wenn es negative Konsequenzen haben kann.<ref>Christopher K. Hsee, Bowen Ruan: ''The Pandora Effect. The Power and Peril of Curiosity'', Psychological Science, 21. März 2016, {{DOI|10.1177/0956797616631733}}</ref>
 
||
 
Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung
 
|-
 
| Gesellschaftliche Situation ||
 
Bildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuung, Kulturangebot, soziales und politisches Engagement, Freizeit
 
||
 
Epidemische Krankheiten, Sucht, Drogen, Analphabetismus, professionelle Kriminalität, mafiöse Strukturen, kollektive Angst
 
|}
 
== Wohlstand in Deutschland ==
Wohlstand entsteht durch eine hohe inländische Produktion von Gütern und Dienstleistungen, weil dadurch das Versorgungsangebot verbessert wird. Wichtige Voraussetzung ist damit ein wachsender Binnenabsatz oder zunehmende Exporte. Hinsichtlich der stagnierenden Bevölkerungszahlen und der zunehmenden Überalterung ist ein Wachstum der [[Binnennachfrage]] in Deutschland nur begrenzt möglich. Damit Außenhandelspotenziale ausgenutzt werden können und der Binnenmarkt nicht durch Konkurrenz-Länder bedroht wird, ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Inlandes von Bedeutung. Dass deutsche Unternehmen international konkurrenzfähig sind und damit hochpreisige Produkte auf dem Weltmarkt absetzten können, zeigen die hohen Exportumsätze des Landes.<ref>Schneider: ''Standort Deutschland – Grundlagen des Wohlstands.'' 2006, S. 382–387.</ref> Diese betrugen im Jahr 2008 nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes 1.157,18 Mrd. € (nominal/preisbereinigt).<ref>[https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/online Statistisches Bundesamt: Datenbank Genesis], abgerufen am 17.&nbsp;November 2009.</ref>
 
Für diese Betrachtung ist das Bruttoinlandsprodukt je Kopf eine gute Messgröße, die durch Produktivität und Beschäftigung beeinflusst wird. Hier wird die Produktivität als Bruttoinlandsprodukt pro geleistete Arbeitsstunde gemessen. In Deutschland ist die Entwicklung beider Größen jedoch ungünstig. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Produktivität betrug von 2000 bis 2005 nur 1,2 % und es zeichnet sich ein negativer Trend ab. Das Beschäftigungswachstum verringerte sich in diesem Zeitraum durchschnittlich um 0,4 %. Aus diesem Grund zielen politische Maßnahmen auf die Schaffung von mehr Beschäftigung ab.<ref>Bornmann, Dauderstädt u.&nbsp;a.: ''Wohlstand durch Produktivität – Deutschland im internationalen Vergleich,'' 2009, S.&nbsp;6–18.</ref>
 
Entscheidend für den Wohlstand des Landes ist das System der Sozialen Marktwirtschaft. Deutschland profitiert damit von der Effizienz der Märkte. Gleichzeitig werden im Sinne der Gesellschaft soziale Aspekte berücksichtigt.<ref>Gries: ''Internationale Wettbewerbsfähigkeit, eine Fallstudie für Deutschland.'' 1998, S.&nbsp;31 ff.</ref>
 
Aus Sicht der Bevölkerung führen steigende Einkommen zu mehr Wohlstand. In Deutschland liegt die Haupteinkommensquelle in der abhängigen Beschäftigung. Der Nettoverdienst ist über einen Zeitraum von 60 Jahren deutlich schneller gestiegen als die Preise. Die durchschnittlichen Stundenlöhne lagen in Westdeutschland bei 1,31 DM = 0,67 € im Jahr 1950 und stiegen bis 2007 auf 13,59 €. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in der [[Lohnquote]] wider, die 2008 aufgrund der steigenden Löhne immer noch ein hohes Niveau von 65 % erreichte. Durch den zunehmenden Einsatz des Produktionsfaktors Kapital hätte diese auf lange Sicht eigentlich sinken müssen.
 
Ein weiteres Merkmal für den bisherigen Anstieg des Wohlstands der Deutschen ist die zunehmende Freizeit. Die tarifliche Wochenarbeitszeit im Land ist von durchschnittlich 47 auf 37 Stunden gesunken. Mit zirka 30 Urlaubstagen im Jahr liegt Deutschland auf einem hohen Niveau. Diese tragen ebenfalls zu mehr Wohlstand bei.<ref>Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009): [http://www.wohlstandsbilanz-deutschland.de/reales-einkommen-plus-528-prozent.html ''Wohlstandsbilanz Deutschland.''] Abgerufen am 11. November 2009.</ref>
 
Neben dieser Auswahl sind weitere Aspekte von Bedeutung. Dazu gehören beispielsweise eine intakte Umwelt sowie kulturelle und gesellschaftliche Werte. Diese Wohlstandsdimensionen werden jedoch bei der Messung von Wohlstand durch das Bruttoinlandsprodukt – das lediglich materiellen Wohlstand erfasst – nicht berücksichtigt.<ref> Denkwerk Zukunft (Hrsg.)(2010), [http://www.denkwerkzukunft.de/downloads/WQ-Memo.pdf Das Wohlstandsquartett - Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten Ländern]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 04:24:32 InternetArchiveBot |url=http://www.denkwerkzukunft.de/downloads/WQ-Memo.pdf }}. Memorandum des Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung. Bonn. </ref>
 
Um der Vielschichtigkeit von Wohlstand Rechnung zu tragen, wird daher zu dessen Messung eine Ergänzung des BIP durch ökologische und gesellschaftliche Wohlstandsindikatoren gefordert. Hierfür plädieren u.&nbsp;a. der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und der französische Conseil d'Analyse Economique (CAE) in ihrem gemeinsamen Gutachten „Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes Indikatorensystem“. Konkret schlagen sie 25 Indikatoren aus drei Anwendungsbereichen vor: materieller Wohlstand, Lebensqualität und [[Nachhaltigkeit]].<ref> Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Conseil d'Analyse Economique (2010), [http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Expertisen/2010/ex10_de.pdf Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes Indikatorensystem, Expertise im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrates] (PDF; 3,3&nbsp;MB), Dezember 2010, Paris, Wiesbaden.</ref> Ein ähnlicher Vorschlag kommt von der Stiftung Denkwerk Zukunft. Im sogenannten Wohlstandsquintett stellt sie dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf vier weitere Indikatoren zur Seite: ein Verteilungsmaß (die sogenannte 80/20-Relation), die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote, den ökologischen Fußabdruck in Relation zur global verfügbaren Biokapazität sowie die Schuldenquote.<ref> Denkwerk Zukunft (Hrsg.)(2011), [http://www.denkwerkzukunft.de/downloads/Wohlstandsquintett2011.pdf Das Wohlstandsquintett - Zur Messung des Wohlstands in Deutschland und anderen früh industrialisierten Ländern]. Memorandum des Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung. Bonn.</ref>
 
== EU-Länder-Vergleich ==
Trotz der vielen Kritik ist das [[Bruttoinlandsprodukt]] der meist herangezogene [[Wohlstandsindikator|Indikator]] zur Wohlstandsmessung. Um den internationalen Vergleich zwischen den Ländern zu ermöglichen, wird dieser auf Pro-Kopf-Basis berechnet.<ref name="Eurostat">
Europäische Kommission Eurostat: [http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/product_details/dataset?p_product_code=TSIEB010 ''BIP pro Kopf in KKS''.]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 04:24:32 InternetArchiveBot |url=http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/product_details/dataset?p_product_code=TSIEB010 }} Abgerufen am 16. November 2009. </ref>
 
Misst man das BIP pro Kopf in [[Kaufkraftstandard]]s (kurz: KKS), so werden die unterschiedlich hohen [[Preisniveau]]s zwischen den Ländern ausgeglichen.<ref name="Eurostat" />
 
Bei dem EU-Länder Vergleich anhand von Bruttoinlandsprodukt pro Kopf belegt Luxemburg den ersten Platz.<ref>Europäische Kommission Eurostat: [http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tsieb010&plugin=0 Tabelle: ''BIP pro Kopf in KKS''.] Abgerufen am 16. November 2009 </ref> Dies ist laut [[Eurostat]] unter anderem auf die Vielzahl von Ausländern, die in Luxemburg arbeiten, zurückzuführen, da diese zwar zum BIP beitragen, jedoch nicht zu der Bevölkerung gezählt werden. Das Vermögen der Luxemburger ist 2,5 mal so groß wie das eines durchschnittlichen EU-Bürgers. Neben den Luxemburgern sind die reichsten EU-Bürger in Irland. Auf dem letzten Platz ist Bulgarien platziert. Die Menschen dort sind nicht mal halb so vermögend wie ein Normalbürger der EU. Einer der Gründe dafür ist der niedrige Arbeitslohn, der gerade mal 1,80 € beträgt.<ref>Welt Online: [https://www.welt.de/wirtschaft/article931619/In-Bulgarien-kostet-eine-Arbeitsstunde-1-80-Euro.html ''EU-Vergleich: In Bulgarien kostet eine Arbeitsstunde 1,80 €.''] Abgerufen am 18. November 2009. </ref> Deutschland liegt mit derzeit 116 % knapp über dem Durchschnitt.
 
2008 beurteilte man die Situation noch so, dass  sich Deutschland in den letzten Jahren langsamer entwickelt hatte als die anderen Länder. 2008 zog man noch ein Szenario in Betracht, in dem sich diese Entwicklung fortsetzen würde und dann in den nächsten Jahren zu erwarten gewesen wäre, dass Deutschland zum Beispiel von Italien oder Spanien überholt würde.<ref>Welt Online: [https://www.welt.de/wirtschaft/article765933/Deutschlands-Abstieg-in-der-Wohlstands-Liga.html ''Ländervergleich: Deutschlands Abstieg in der Wohlstandsliga.''] Abgerufen am 16. November 2009. </ref> Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die 2008 noch sehr gut dastehenden Länder Spanien, Italien und Irland mittlerweile in eine ernsthafte Krise abgerutscht sind und dass gerade Deutschland im Vergleich dazu gut dasteht. In Irland und Spanien war das Platzen von Immobilienblasen der Hauptgrund für das Abrutschen in die Krise.
 
== Probleme der Wohlstandmessung ==
Im Laufe der Zeit haben die Wissenschaftler eine Menge von Indikatoren und Indizes zur Wohlstandsmessung entwickelt, darunter Bruttoinlandsprodukt, [[Pro-Kopf-Einkommen]], [[Wohlfahrtsfunktion]] und [[Index der menschlichen Entwicklung]] (HDI). Doch besonders das Bruttoinlandsprodukt wird seit Jahren zunehmend kritisiert.<ref>Brümmerhoff: ''Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen,'' 2007, S.&nbsp;276&nbsp;ff.</ref> Kritiker bemängeln, dass Wohlstandsverluste wie Umweltverschmutzung, Lärm und Verkehrsunfälle nicht mit erfasst werden, aber auch Größen wie Freizeit und Hausarbeit.<ref name="Indikatoren"> Seidel, Temmen: [http://www.bildungsverlag1.de/bv1web/assets/Probeseiten/00194_27.pdf ''Grundlagen der Volkswirtschaftslehre''] (PDF). 27. Auflage Bildungsverlag Eins S. 13–15. Abgerufen am 18. November 2009.</ref>
 
Das [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] ermittelt mit dem [[Index der menschlichen Entwicklung]] (HDI) einen Index, der neben dem Pro-Kopf-Einkommen zusätzlich noch Aspekte wie Lebenserwartung, Volksgesundheit und Bildungsgrad berücksichtigt.<ref name="Indikatoren" />
 
Einen weiteren Ansatz zur Wohlstandserfassung bietet der sogenannte Net Economic Welfare (NEW). Dieser geht zuerst vom Bruttoinlandsprodukt aus, das um die [[Externer Effekt|sozialen Kosten]], wie zum Beispiel Umweltverschmutzung, bereinigt und um die privaten Dienste, wie Hausarbeit, erweitert wird. Das Problem dieser Methode ist die passende Kombination der einzelnen Messgrößen.<ref>Walterscheid, Wegehenkel: [http://www.tu-ilmenau.de/fakww/fileadmin/template/fakww/Institute_und_Fachgebiete/Volkswirtschaftslehre/Wirtschaftspolitik/Dokumente/Diskussionspapier_Nr_62.pdf ''Diskussionspapier Nr. 62: Wohlstand der Nationen und handlungsrechtliche Struktur eines Gesellschaftssystems 2008,'' S. 2] (PDF). Abgerufen am 6. November 2009.</ref>
 
Auch wenn mit diesen Indikatoren deutliche Verbesserungen gegenüber der BIP-Messung erzielt werden, hat sich bislang noch kein Indikator zur wirklich ganzheitlichen Wohlstandserfassung eines Landes herausgebildet.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wohlstand}}
* {{WikipediaDE|Neugier}}
* {{WikipediaDE|Armut}}  
* {{WikipediaDE|Erkundungsverhalten}}
* {{WikipediaDE|Bedürfnis-Pyramide}}  
* {{WikipediaDE|Neophobie}}
* {{WikipediaDE|Reichtum}}
* {{WikipediaDE|Neophilie}}
* {{WikipediaDE|Wohlfahrt}}
* {{WikipediaDE|Zeitwohlstand}}
* {{WikipediaDE|Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft}}
* {{WikipediaDE|Liste der Länder nach Gesamtvermögen}}
* {{WikipediaDE|Liste der Länder nach Vermögen pro Kopf}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Johannes M. Waidfeld: ''Wachstum, der Irrtum. Wohlstand, eine gesellschaftliche Betrachtung''. Fischer & Fischer Medien AG, Frankfurt 2005, ISBN 3-89950-076-8.
* D. E. Berlyne: ''Conflict, arousal, and curiosity.'' McGraw-Hill, New York NY u. a. 1960 (Deutsch: ''Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation.'' Klett, Stuttgart 1974, ISBN 3-12-920610-8).
* Georg von Wallwitz: ''Mr. Smith und das Paradies. Die Erfindung des Wohlstands''. Berenberg Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-937834-63-4.
* Donata Elschenbroich (Hrsg.): ''Anleitung zur Neugier. Grundlagen japanischer Erziehung'' (= ''Edition Suhrkamp'' 1934 = NF Bd. 934). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-11934-6.
* Otmar Issing: ''Geschichte der Nationalökonomie''. 2.&nbsp;Auflage, Vahlen Verlag, München 1988, ISBN 3-8006-1256-9.
* Neil Kenny: ''The Uses of Curiosity in Early Modern France and Germany.'' Oxford University Press, Oxford u. a. 2004, ISBN 0-19-927136-4.
* Alfred Eugen Ott, Harald Winkel: ''Geschichte der theoretischen Volkswirtschaftslehre''. Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 1985, ISBN 3-525-10525-8.
* Carolin Duttlinger, Johannes Birgfeld (Hrsg.): ''Curiosity in German Literature and Culture from 1700 to the Present'' (= ''Oxford German Studies.'' Vol. 38, Nr. 2, {{ISSN|0078-7191}}). Maney, London 2009.
* Dieter Brümmerhoff: ''Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen''. 8.&nbsp;Auflage, Oldenbourg, Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58335-9.
* Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
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* Helga Luckenbach: ''Volkswirtschaftslehre im Überblick''. Band I, ''Grundlagen der Volkswirtschaftslehre''. Franz Vahlen Verlag, 1994, ISBN 978-3-8006-1797-5.
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* Reinhard Schneider: ''Standort Deutschland – Grundlagen des Wohlstands''. MV Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-86582-383-0.
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* Werner Lachmann: ''Volkswirtschaftslehre I Grundlagen''. 4. Auflage, Springer Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-540-43730-4.
* René Bornmann, Michael Dauderstädt u. a.: ''Wohlstand durch Produktivität – Deutschland im internationalen Vergleich''. 2009 ([http://library.fes.de/pdf-files/wiso/06221.pdf Online als PDF-Datei, 323 kB,] abgerufen am 11.&nbsp;November 2009).
* Bruno Frey: ''Happiness, a Revolution in Economics''. CES Verlag, London 2008, ISBN 978-0-262-06277-0.
* Hans Gerd Fuchs, Alfred Klose, Rolf Kramer: ''Güter und Ungüter''. Duncker & Humblot, Berlin 1991, ISBN 3-428-07089-5.


== Weblinks ==
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* [http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/eurostat/home/ Europäische Kommission Eurostat]
{{Wiktionary|Neugierde}}
* Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009): [http://www.wohlstandsbilanz-deutschland.de ''Wohlstandsbilanz Deutschland''.] Abgerufen am 11. November 2009.
* [http://www.wissenschaft.de/wissen/news/266540.html Bild der Wissenschaft: Wissen macht high.]
* Statistisches Bundesamt (2010): [http://www.destatis.de/genesis ''Datenbank Genesis''.] Abgerufen am 12. Mai 2010.
* [http://www.medialifemagazine.com/cgi-bin/artman/exec/view.cgi?archive=226&num=5439 Heidi Dawley, The disorder of these times, neophilia (2006)]
* Welt Online: [https://www.welt.de/wirtschaft/article931619/In-Bulgarien-kostet-eine-Arbeitsstunde-1-80-Euro.html ''EU-Vergleich: In Bulgarien kostet eine Arbeitsstunde 1,80 €''.] Abgerufen am 18. November 2009.
* Welt Online: [https://www.welt.de/wirtschaft/article765933/Deutschlands-Abstieg-in-der-Wohlstands-Liga.html ''Ländervergleich: Deutschlands Abstieg in der Wohlstandsliga''.] Abgerufen am 16. November 2009.


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 27. September 2018, 09:19 Uhr

Neugier, hinter die Dinge zu schauen. Flammarions Holzstich, Paris 1888

Neugier (auch Neugierde) ist das als ein Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere, Verborgenes kennenzulernen.[1]

Abgrenzungen

Neugier kann ausgerichtet sein auf permanent wechselnde Ereignisse, um dadurch eine Lust an Sensationen befriedigen zu können. Bei dieser Begriffsvariante sind emotionale und motivierende Anteile hoch.

Ist die Neugier auf ein Interesse an Wissen ausgerichtet, stehen forschungs- oder verstandesmäßige Anteile im Vordergrund. Diese Form der Neugier wird auch Wissbegierde genannt (historisch Philomathie von gr. philomathía).

Krankhafte Neugier wird Skopophilie genannt.[2]

Wirkung auf den Astralleib

„Bei Neugier entstehen Falten im Astralleib, die ihn schlaff, widerstandslos machen. Diese Schlaffheit kann sich bis ins Physische fortsetzen.“ (Lit.:GA 266a, S. 432)

Kulturgeschichte

Seit jeher machen Menschen die Erfahrung, dass die Erkundung von Neuem oft mit Gefahren verbunden ist, aber auch Chancen eröffnet. Angst ist dabei nicht in jedem Fall ein dämpfender Faktor für die Neugier, sondern kann sie auch beflügeln, – etwa als Suche nach dem „ultimativen Kick“ in der heutigen Freizeitgesellschaft.

Für Herodot war die Neugier nach historischen Zusammenhängen das Hauptmotiv dafür, Geschichtsschreiber zu werden. Für die ionischen Naturphilosophen war sie der Antrieb, „hinter die Dinge“ schauen zu wollen, ebenso für Platon, für den das „Staunen“ (griechisch „thaumazein“) den Anfang aller Philosophie darstellte. Zitat:

„Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“

Platon: Theaitetos 155 D

Der Ägyptologe Jan Assmann charakterisiert die kulturelle Begegnung des antiken Griechenland mit Ägypten als eine einseitige Neugier: In einer Rezension seiner Studie Weisheit und Mysterium heißt es dazu:

„An den Beispielen erkennt man schon, dass unterschiedlicher zwei benachbarte Kulturen kaum sein können. Doch zogen sie einander an. Ob es um Theologie und Priestertum ging, um die Verfasstheit von Staat und Gesellschaft, um den Umgang mit Vergangenheit und Geschichte, um das Medium der Schrift oder um das Verhältnis zu Tod und Ewigkeit: Assmann zeigt, dass Griechen und Ägypter sich austauschten, einander umwarben, missverstanden, sich voneinander abgrenzten.“[3]

Augustinus verortet das Zentrum der Neugier in den Augen. Das Sehen habe stärker als andere Sinne die Tendenz, in die Ferne zu schweifen. Es gehe über den Körper und die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Menschen hinaus, könne aber genauso ein Vorausschauen und Zurückblicken sein und damit die Gegenwart transzendieren. Doch letzten Endes bleibt für ihn die Neugier ein Laster:

„Und die Neu-Gier tarnt sich als Wissensdrang, obwohl doch höchste Erkenntnis um alles bei Dir ist. Habsucht will viel besitzen; aber Du hast allen Reichtum um dich versammelt.“[4]

Im Mittelalter zählt Thomas v. Aquin die Neugier (curiositas) zu den Lastern, die er der Tugend der Wissbegier (studiositas) gegenüberstellt.[5]

Neugier und Gefahr, Paulinchen aus Struwwelpeter

In der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurde die Neugier hauptsächlich als eine weibliche Eigenschaft angesehen. In dem Buch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann wird die Neugier in der Geschichte von Paulinchen dargestellt, die den Titel trägt Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug.[6] Ihr Experiment mit den Streichhölzern endet tragisch. Auch das dem Bestseller folgende Buch Struwwelliese geht in diese Richtung. Was damals teilweise geächtet wurde, gilt heute oft als zeitgemäß: Eine Befriedigung der Neugier im Abenteuertourismus oder in Gestalt sogenannter „Grenzgänger“.

Gegenwart

Der Autor, Kolumnist und Essayist Harald Martenstein schrieb 2012:

„jede halbwegs interessante Person und jede alltägliche Handlung [ist] heute ein Gegenstand nahezu ununterbrochener Beobachtung […], nicht zuletzt wegen der Leserreporter, aber auch wegen der tausend Möglichkeiten des Internets und wegen der Handykameras. Vor allem aber deshalb, weil der Mensch ein neugieriges Wesen ist und weil die Neugierde, wie jedes Bedürfnis, sich in einer Warengesellschaft ökonomisch nutzen lässt. […] Vor der Tugendwacht ist niemand sicher, nicht der Jugendliche mit alterstypischem Erfahrungshunger, nicht der Ehemann auf Abwegen, auch nicht die junge Mutter.“[7]

Psychologie

In der Persönlichkeitspsychologie gilt (intellektuelle) Neugier als wichtiger Teilaspekt der Persönlichkeitseigenschaft Offenheit (openness). Sie ist eingebettet in das breitere Konzept der Offenheit für vielfältige Erfahrungen (openness to experience) und korreliert moderat mit Intelligenz und Kreativität.[8]

Im Zusammenhang mit Neugier wird in der Psychologie häufig Berlyne zitiert, der (tier-)experimentelle Studien durchgeführt hat. Ein Ergebnis bezog sich auf die Frage, welche situativen Bedingungen eine Neugier hervorrufen könne. Berlyne fand dafür die vier Aspekte[9]

Außerdem unterscheidet Berlyne einerseits zwischen spezifischer und diversiver Neugier, andererseits zwischen perzeptueller und epistemischer Neugier. Nach Berlynes Aktivationstheorie wird dabei spezifisches Neugierverhalten eher dann gezeigt, wenn ein Organismus vielen Umweltreizen ausgesetzt ist. Man widmet sich hierbei einzelnen Aspekten der Umwelt, um sie zu erkunden und damit das subjektive Reizniveau zu senken. Finden sich zu wenig Reize in der Umwelt, zeigt ein Organismus diverses Reizverhalten, er sucht also nach neuen Reizen in der Umwelt, um Langeweile abzubauen. Ein mittleres Reiz- oder Aktivationsniveau empfindet man hingegen als angenehm.[10]

Eine Studie von 2015 zeigt, dass Menschen, um Unklarheiten zu beseitigen, gewillt sind, Neues zu erforschen, auch wenn es negative Konsequenzen haben kann.[11]

Siehe auch

Literatur

  • D. E. Berlyne: Conflict, arousal, and curiosity. McGraw-Hill, New York NY u. a. 1960 (Deutsch: Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation. Klett, Stuttgart 1974, ISBN 3-12-920610-8).
  • Donata Elschenbroich (Hrsg.): Anleitung zur Neugier. Grundlagen japanischer Erziehung (= Edition Suhrkamp 1934 = NF Bd. 934). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-11934-6.
  • Neil Kenny: The Uses of Curiosity in Early Modern France and Germany. Oxford University Press, Oxford u. a. 2004, ISBN 0-19-927136-4.
  • Carolin Duttlinger, Johannes Birgfeld (Hrsg.): Curiosity in German Literature and Culture from 1700 to the Present (= Oxford German Studies. Vol. 38, Nr. 2, ISSN 0078-7191). Maney, London 2009.
  • Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909, GA 266/1 (1995), ISBN 3-7274-2661-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wikiquote: Neugier – Zitate
 Wiktionary: Neugier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Neugierde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Johannes Hoffmeister: Wörterbuch philosophische der Begriffe. Meiner, Hamburg 1955, Lemma Neugier.
  2. Skopophilie = krankhafte Neugier, Duden.
  3. Einseitige Neugier. In: Berliner Zeitung vom 20. September 2000
  4. Augustinus: Bekenntnisse (Confessiones), 397-401. Zweites Buch: Über die Laster.
  5. Summa theologiae, Teil II-II, Qu. 166, Art. 1-2
  6. Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter. 56. Auflage. CBJ, München 1968, nicht paginiert.
  7. zeit.de 16. Juni 2012: Der Terror der Tugend. - Du sollst nicht rauchen. Du sollst keine Geheimnisse haben. Du sollst tun, was alle tun. Und denk daran: Du wirst beobachtet! Wie der Glaube an das aufgezwungene Gute mithilfe von Gesetzen, Verordnungen und medialer Überwachung eine moderne Diktatur erschafft.
  8. Robert R. McCrae: Openness to Experience: Expanding the boundaries of Factor V. In: European Journal of Personality. 8(1994)4, S. 251–272.
  9. D. E. Berlyne: Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation. Klett, Stuttgart 1960 u. 1974.
  10. Klaus Rothermund, Andreas Motivation und Emotion. VS Verlag, 2011.
  11. Christopher K. Hsee, Bowen Ruan: The Pandora Effect. The Power and Peril of Curiosity, Psychological Science, 21. März 2016, doi:10.1177/0956797616631733


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