Biologisch-dynamische Landwirtschaft

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Unter biologisch-dynamischer Landwirtschaft versteht man die Bewirtschaftung nach anthroposophischen Grundsätzen.

Entstehung

Schon in den 20er Jahren, einer Zeit, in der für uns Menschen der Postmoderne in punkto Umwelt und Landwirtschaft auf den ersten Blick paradiesische Zustände geherrscht haben sollten, konnten sensible Zeitgenossen bedenkliche Beobachtungen machen.

Vor allem Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter, die der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861-1925) nahe standen, machten die Entdeckung, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut zu schmecken begannen. Kein Vergleich war mehr möglich zwischen der Kartoffel, die man noch in der Kindheit genossen hatte. Aber auch beim Getreide und anderen Kulturen war ein Nachlassen der Vitalität/Qualität zu bemerken. Alles in einer Zeit, in der die mineralische Stickstoffdüngung, die erst lange nach dem Erscheinen des Hauptwerks Justus Liebigs (1803–1873), (Die Organische Chemie in Anwendung auf Agrikultur und Physiologie, 1840) gerade erst sehr schleppend aufgegriffen wurde und sich auch die Massenproduktion von Nahrungsmitteln erst sehr anfänglich entwickelte.

In Wissenschaft und Praxis waren keine Ambitionen zur Erhaltung der Nahrungsmittelqualität und der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge zu verzeichnen und so erhoffte sich ein zunächst recht kleiner Kreis von Menschen, aus der Anthroposophie heraus neue Impulse für den Landbau.

Im Jahre 1924 entschloss sich Rudolf Steiner auf Einladung der Gräfin Johanna und des Grafen Karl von Keyserlingk und dem Bitten anderer Landwirte und Gutsbesitzer dazu, einen landwirtschaftlichen Kursus (Lit.: GA 327) abzuhalten, der die geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft legen sollte. Dieser Kurs fand zur Pfingstzeit auf dem Gut Koberwitz, nahe Breslau satt. Vor etwa 100 Teilnehmern, hielt Rudolf Steiner acht Vorträge an die sich Aussprachen anschlossen. Es wurden Themen, wie das Zusammenleben von Erde und Kosmos und die planetarischen Wirkungen auf die Erde und deren Bewohner behandelt.

Praxis

Der landwirtschaftliche Betrieb mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt wird als lebendiger Organismus angesehen. Rinderhaltung, hofeigenes Saatgut und Futter, Düngung mit kompostiertem oder fermentiertem Wirtschaftsdünger (Präparate) und Leguminosenanbau sind die sind die Basis für einen autarken Hofkreislauf, in dem Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen im harmonischen Gleichgewicht leben und sich zu einem vitalen Gesamtorganismus zusammenschließen können. Statt chemischer Mineraldüngung und Schädlingsbekämpfung werden in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise spezielle Kräuter-, Quarz- und Mistpräparate für die Düngung, Schädlingsbekämpfung und Kompostbereitung eingesetzt. Präparate aus Kuhdung und aus Heilpflanzen wie Löwenzahn oder Baldrian fördern die Lebendigkeit des Bodens. Die Komponenten werden dynamisch mit Wasser verrührt, wodurch sich ihre feinstofflichen Qualitäten entfalten, und in homöopathischer Verdünnung ausgebracht. Alle Vorgänge, von der Präparatbereitung bis zur Ausbringung, müssen zur rechten Zeit erfolgen, die durch die Wechselwirkung irdischer und kosmischer Rhythmen bestimmt wird. Dass bei abnehmendem Mond geschlagenes Holz wesentlich widerstandfähiger ist, wird heute schon weitgehend allgemein anerkannt; nicht weniger wirken aber auch andere kosmische Rhythmen bedeutsam auf die irdischen Lebensvorgänge ein (Konstellationsforschung).

Heute kann die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf eine 80-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen konnten belegen, dass beispielsweise die Lebendigkeit der bewirtschafteten Böden schon nach einigen Jahren biologisch-dynamischen Anbaus signifikant ansteigt, gemessen an der Artenvielfalt und Menge von Mikroorganismen.

Biologisch-dynamisch hergestellte Produkte werden unter der Marke Demeter vertrieben.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, 8. Auflage, GA 327 (1999)

Weblinks

  1. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft - Landwirtschaftlicher Kurs, Koberwitz 1924
  2. Zum biologisch-dynamischen Forschungsansatz – Nur philosophisches Beiwerk oder Erkenntnisbedingung einer Wissenschaft vom Leben?
  3. Offizielles Web von Demeter
  4. Forschungsring für Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise
  5. Zeitschrift Lebendige Erde

Kritik:

  1. http://www.iavg.org/iavg018.htm - Methoden der anthroposophischen Landwirtschaft
  2. http://www.iavg.org/iavg017.htm - Anthroposophische Landwirtschaft


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