Thymos und Martin Heidegger: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Illu thymus.jpg|thumb|right|Lage und grobes Schema des [[Wikipedia:Thymus|Thymus]]]]
[[Datei:Heidegger 4 (1960) cropped.jpg|mini|left|Martin Heidegger (1960)]]
Als '''Thymos''' ({{ELSalt|θυμός}} „Lebenskraft“) wurde in der [[Wikipedia:Griechische Philosophie|griechischen Philosophie]] die [[leib]]lich bedingte und darum sterbliche [[Gemüt]]sanlage des [[Mensch]]en bezeichnet, deren [[organ]]ischer Sitz im [[Wikipedia:Thymus|Thymus]] vermutet wurde. Das [[Gemüt]] ([[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''gemüete'', abgeleitet von der [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|idg.]] Verbalwurzel ''*me-, *mo-'', "nach etwas trachten, heftig verlangen, erregt sein", die auch dem Wort [[Mut]] zugrunde liegt) ist der zweite, dem auf das [[physisch]]e [[Gehirn]] gestützten [[Verstand]] ausgleichend gegenübergestellte Pol der [[Verstandes- oder Gemütsseele]], die ihre wesentliche Entwicklung in der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Zeit]] erfahren hat. Das Gemüt schwankt dabei zwischen dem bereits durch das [[Ich]] geführten, [[urteil]]sfähigen [[Gefühl]] und blinder [[Emotion|emotionaler]] [[Leidenschaft]].


[[Platon]] unterschied den irdisch-vergänglichen Thymos von der unsterblichen [[Psyche]] ({{ELSalt|ψυχή}}) und dem [[Nous]] ({{ELSalt|νους}}), dem unvergänglichen göttlichen [[Geist]] im Menschen.
'''Martin Heidegger''' (* 26. September 1889 in [[wikipedia:Meßkirch|Meßkirch]]; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher [[Philosoph]]. Er stand in der Tradition der [[Phänomenologie]] (vor allem [[Edmund Husserl]]s), der [[wikipedia:Lebensphilosophie|Lebensphilosophie]] (besonders [[wikipedia:Wilhelm Dilthey|Wilhelm Dilthey]]s) sowie der Existenzdeutung [[Søren Kierkegaard]]s, die er in einer neuen [[Ontologie]] überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der [[Philosophie|abendländischen Philosophie]] und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.


Der '''Thymus''' (die [[Latein|latinisierte]] Form von {{ELSalt|θυμός}}, ''thymos''), auch '''Bries''' genannt, ist ein zweilappiges Organ des  [[Wikipedia:Lymphatisches System|lymphatischen Systems]] und liegt beim Menschen oberhalb des [[Herz]]ens im [[Wikipedia:Mediastinum|Mittelfellraum]] der [[Wikipedia:Brusthöhle|Brusthöhle]]. Mit der [[Geschlechtsreife]], wenn die Reifung des [[Ätherleib]]s abgeschlossen und der [[Astralleib]] geboren wird, bildet sich der Thymus zurück und wird zunehmend durch [[Wikipedia:Fettgewebe|Fettgewebe]] ersetzt. Die mit dem Thymus verbundenen [[Äther]]kräfte werden dadurch für die Gemütsbildung frei, die insbesondere auch bei der [[Urteil]]sbildung eine wesentliche Rolle spielen, während [[Logik|logische]] [[Schluss|Schlüsse]] das [[Gehirn]] als Werkzeug benötigen.
1926 entstand sein erstes Hauptwerk ''[[wikipedia:Sein und Zeit|Sein und Zeit]]'', das die philosophische Richtung der [[wikipedia:Fundamentalontologie|Fundamentalontologie]] begründete (publiziert 1927).


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Psychologie]] [[Kategorie:Physiologie]]
Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, [[Hermeneutik|hermeneutischen]] und [[Ontologie|ontologischen]] Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und [[wikipedia:Vorurteil|Vorurteil]]e freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder [[Metaphysik]] ansah.
 
Diese ''metaphysische'' Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen ''[[Technik]]''. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte ''Auffassung'' der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.
 
 
Der ''[[Technik]]'' stellte er die ''[[Kunst]]'' gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u. a. anhand von [[Friedrich Hölderlin|Hölderlins]] [[Dichtung]]en Alternativen zu einem rein ''technischen'' Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der [[Sprache]]. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast ''wohnen'' und sie ''schonen''.
 
Eine breite [[wikipedia:Heidegger-Rezeption|Rezeption]] machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch [[wikipedia:Heidegger und der Nationalsozialismus|sein nationalsozialistisches Engagement]] ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.
 
== Literatur ==
*Otto Jachmann: ''Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie''. Verlag Ch. Möllmann 2009
*Steffen Hartmann: ''Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie'', in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, [http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/02/Heideggers_Sein_und_Zeit.pdf PDF]
*Helene Cichy: ''Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner'', Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1
 
== Weblinks ==
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7e2.html Projekt Heidegger] Website
 
 
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[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Ontologe]]
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[[Kategorie:Sachbuchautor]]
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[[Kategorie:Geboren 1889]]
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[[Kategorie:Mann]]
 
{{wikipedia}}

Version vom 5. November 2018, 23:32 Uhr

Martin Heidegger (1960)

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie (vor allem Edmund Husserls), der Lebensphilosophie (besonders Wilhelm Diltheys) sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

1926 entstand sein erstes Hauptwerk Sein und Zeit, das die philosophische Richtung der Fundamentalontologie begründete (publiziert 1927).

Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und Vorurteile freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder Metaphysik ansah.

Diese metaphysische Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen Technik. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte Auffassung der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.


Der Technik stellte er die Kunst gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u. a. anhand von Hölderlins Dichtungen Alternativen zu einem rein technischen Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der Sprache. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast wohnen und sie schonen.

Eine breite Rezeption machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch sein nationalsozialistisches Engagement ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.

Literatur

  • Otto Jachmann: Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie. Verlag Ch. Möllmann 2009
  • Steffen Hartmann: Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie, in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, PDF
  • Helene Cichy: Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner, Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1

Weblinks


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