Demeter (Anbauverband) und Kategorie:Halbmetalle: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Demeter''' ist ein deutscher Bio-[[Wikipedia:Anbauverband|Anbauverband]], dessen Name 1932 in München für bio-dynamische Produkte geschützt wurde. Die seit 1924 von Demeter-Mitgliedern praktizierte [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamische Wirtschaftsweise]] basiert auf den landwirtschaftlichen Konzepten und der spirituell-esoterischen Weltanschauung [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s. Bereits 1930 entstand der ''Demeter-Wirtschaftsbund'' als Nachfolgeorganisation einer 1927 von anthroposophischen Landwirten gegründeten Verwertungsgenossenschaft.<ref>Helmut Zander: ''Anthroposophie in Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 1599f, S. 1586ff.</ref> Die Rechte am [[Wikipedia:Marke (Recht)|Markennamen]] ''Demeter ''hält der ''Demeter-Bund e.V.''<ref name="Schicht">Sabine Dietzig-Schicht: ''Biobauern heute: Landwirtschaft im Schwarzwald zwischen Tradition und Moderne.'' (= Internationale Hochschulschriften). Verlag Waxmann, 2016, ISBN 978-3-8309-3440-0, S. 57ff.</ref>  Das Produktspektrum von Demeter umfasst mehr als 3500 Lebensmittel sowie Kosmetika und Modeartikel, welche vorwiegend in [[Wikipedia:Bioladen|Bioläden]] und [[Wikipedia:Reformhaus|Reformhäusern]] verkauft werden.<ref name="bio">[http://www.demeter.de/index.php?id=1495&MP=14-1492 Biologisch-dynamisch von Anfang an]</ref>
[[Kategorie:Chemisches Element|201]]
 
[[Kategorie:Halbmetalle|!]]
Der Name leitet sich von der griechischen Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin [[Demeter]] ab.
[[Kategorie:Mineralien]]
 
[[Kategorie:Metall|O]]
== Geschichte ==
=== Gründung der Verwertungsgenossenschaft und Vertriebsgesellschaft ===
1927 gründeten Landwirte, die nach anthroposophischen Ideen arbeiten, die Verwertungsgesellschaft „Demeter“ (später: Demeter-Wirtschaftsbund e. V.) Ab Januar 1930 wurde anstelle des anfänglichen internen ''Rundbriefes'' die Zeitschrift ''Demeter – Monatszeitschrift für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise'' herausgegeben.<ref name="vogt">Gunter Vogt: ''Geschichte des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum – Teil I.'' In: ''[[Wikipedia:Ökologie & Landbau|]].'' 119, März 2001, S. 47.</ref> Ihre Redakteure waren [[Wikipedia:Erhard Bartsch|Erhard Bartsch]] und Franz Dreidax als enge Weggefährten Rudolf Steiners. Ab Juli 1933 war Bartsch alleiniger Herausgeber.<ref name="werner82">Uwe Werner: ''Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945).'' [[Wikipedia:Oldenbourg Wissenschaftsverlag|Oldenbourg Wissenschaftsverlag]], München 1999, S. 82.</ref>
 
=== Zeit des Nationalsozialismus ===
Erhard Bartsch und Franz Dreidax machten es sich zur Aufgabe, die höchsten Regierungs- und NSDAP-Parteikreise systematisch über die theoretischen und praktischen Aspekte der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise aufzuklären. Dazu wurden Vertreter von Partei und Regierung auch zur Besichtigung auf verschiedene biologisch-dynamisch bewirtschaftete Güter und zu den Wintertagungen des ''[[Wikipedia:Reichsbund|Reichsbund]] für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise'' auf Bartschs Hof in [[Bad Saarow]] eingeladen. Nachdem es gelungen war, die Gunst und Fürsprache des Hitlerstellvertreters [[Wikipedia:Rudolf Heß|Rudolf Heß]] zu erlangen, wurde auch die Belieferung des [[Rudolf-Heß-Krankenhaus]]es mit Demeter-Gemüse aufgenommen.<ref>Uwe Werner: ''Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus''. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1999, S. 87.</ref>
 
1937 stellte Bartsch fest, „dass sich die führenden Männer der Demeter-Bewegung rückhaltlos mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen dem nationalsozialistischen Deutschland zur Verfügung gestellt haben.“<ref>Peter Staudenmaier: ''Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit [[Wikipedia:Völkische Bewegung|völkischer Bewegung]] und [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]].'' In: [[Wikipedia:Uwe Puschner|Uwe Puschner]]: ''Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus: eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, S. 489.</ref>
 
Im Mai 1937 bereitete das [[Wikipedia:Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft|Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft]] eine Verordnung vor, um den Anbau von Demeter-Getreide zu verbieten. Um das Verbot abzuwenden verfasste der landwirtschaftliche Berater [[Wikipedia:Fritz Todt|Fritz Todt]]s, [[Wikipedia:Alwin Seifert|Alwin Seifert]], ein ausführliches Schreiben an Heß, um für die bio-dynamische Arbeitsweise zu werben. Der mit den Fall betraute [[Wikipedia:Reichsnährstand|Reichsnährstand]] übergab die Angelegenheit der ''Landwirtschaftlichen Betriebsprüfung GmbH'' (LBP) in Berlin, deren wissenschaftlich verfasste Untersuchungsmethode Heß gegenüber von Seifert und [[Wikipedia:Benno von Heynitz|Benno von Heynitz]] als parteiisch und voreingenommen kritisiert wurde. Daraufhin veranlasste Heß 1939 eine zweite Besichtigung durch Sachverständige der [[Wikipedia:Schutzstaffel|Schutzstaffel]] (SS). Den Vertretern der biologisch-dynamischen Höfe gelang es nachzuweisen, dass die LPD-Gutachter die Ernteergebnisse nur geschätzt hatten, die realen Erträge jedoch 50 % darüber lagen. Dieses Resultat überzeugte den Reichsnährstand und das Reichsernährungsministerium und auf das geplante Anbauverbot von Demeter-Getreide wurde verzichtet.
 
Im Anschluss gab der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft eine Erklärung ab, die Bartsch im Januar 1940 in ''Demeter'' veröffentlichte, in der auch im Namen von Heß erklärt wurde, dass man zwar im Sommer 1938 übereingekommen sei, dass jede Propaganda für oder gegen die Anwendung der biologisch-dynamischen Düngeweise und Reklame für dieselbe unterbleiben soll, der Leiter der Abteilung Biologie und Landwirtschaft, [[Wikipedia:Konrad Meyer|Konrad Meyer]], dieser Vereinbarung jedoch energisch widersprochen habe und die biologisch-dynamische Arbeitsweise bekämpfe.
 
Wegen des Kriegsbeginns solle dieser Streit auf Geheiß Heß' beigelegt werden. Am 18. Juni 1940 gelang es Bartsch schließlich u. a. Landwirtschaftsminister [[Wikipedia:Walther Darré|Walther Darré]] zu einem Besuch seines Demeter-Hofes zu bewegen, der sich beeindruckt zeigte.<ref>Uwe Werner: ''Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus''. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1999, S. 268, S. 270–272.</ref>
 
Die Zeitschrift ''Demeter'' bejubelte in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges die militärischen Siege der [[Wikipedia:Wehrmacht|Wehrmacht]] und lobte den [[Wikipedia:Führer|Führer]] in einem [[Wikipedia:Leitartikel|Leitartikel]] von September 1940 wie folgt: „Das soll unser Ziel und unsere hohe Aufgabe sein, gemeinsam mit unserem Führer [[Wikipedia:Adolf Hitler|Adolf Hitler]] für die Befreiung unseres lieben deutschen Vaterlandes zu kämpfen!“<ref>Peter Staudenmaier: ''Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus.'' In: Uwe Puschner: ''Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus: eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, S. 484.</ref>
 
Die teilweise Befürwortung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise durch die Nazis beruhte nicht auf den Inhalten der anthroposophischen Philosophie, sondern auf der vermeintlichen „Ursprünglichkeit“ der landwirtschaftlichen Praxis.<ref name="Schicht" />
 
Neben der seit 1939 bestehenden Kooperation zwischen Anthroposophen und SS zur Errichtung eines biologisch-dynamisch verwalteten Lehrguts auf einem enteigneten [[Wikipedia:Posen|Posen]]er Hof konnte die Mitarbeit mit Genehmigung Himmlers und gefördert durch den Leiter des [[Wikipedia:SS-Hauptämter#SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt|SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes]], [[Wikipedia:Oswald Pohl|Oswald Pohl]], und [[Wikipedia:Günther Pancke|Günther Pancke]] an diversen Projekten nach dem [[Wikipedia:Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften|Demeter-Verbot 1941]] fortgeführt werden. Die nun der SS gehörenden biologisch-dynamischen Betriebe wurden bis zum Kriegsende weiter bewirtschaftet und der Anthroposoph und SS-Offizier [[Wikipedia:Franz Lippert|Franz Lippert]] beaufsichtigte den biologisch-dynamischen Hof beim [[KZ Dachau]]. Der Chef des [[Wikipedia:SS-Hauptämter|SS-Rasse- und Siedlungshauptamts]], Günther Pancke, hielt die biologisch-dynamischen Landbau bei der Bewirtschaftung des so genannten [[Lebensraum im Osten|Lebensraums im Osten]] für die einzig brauchbare Wirtschaftsweise „für die zukünftigen [[Wikipedia:Wehrbauer|Wehrbauer]]n und Bauern im Osten“.<ref>Peter Staudenmaier: ''Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus.'' In: Uwe Puschner, Clemens Vollnhals (Hrsg.): ''Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus: eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-36996-8, S. 489f.</ref>
 
In der [[Wikipedia:Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften|Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften]] wurden 1941 alle deutschen biologisch-dynamischen Organisationen<ref>Gunter Vogt: ''Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus.'' [[Dissertation]]. Verlag Ökologische Konzepte, Bad Dürkheim 2000, ISBN 3-934499-21-X.</ref> und die Monatszeitschrift ''Demeter'' durch den [[Wikipedia:Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|Sicherheitsdienst]] (SD) und die [[Wikipedia:Polizei (Deutschland)#Polizei im Nationalsozialismus 1933–1945|Polizei]] verboten. Der Versuchsring agierte daraufhin verdeckt. Trotz dieser schwierigen Umstände konnte die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise weiterentwickelt werden.<ref name="Schicht" />
 
=== Nach 1945 ===
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand in der Demeter-Wirtschaft ein Mangel an Führungspersönlichkeiten. Die biologisch-dynamische Bewirtschaftung wurde in den nun sozialistischen Ländern im Osten Deutschlands verboten. In Westdeutschland wurde 1946 als Nachfolger des Versuchsrings der ''Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise'' gegründet.<ref>Sabine Dietzig-Schicht: ''Biobauern heute: Landwirtschaft im Schwarzwald zwischen Tradition und Moderne.'' (= Internationale Hochschulschriften). Verlag Waxmann, 2016, ISBN 978-3-8309-3440-0, S. 58.</ref> Dieser ist Eigentümer der Schutzmarke Demeter. Es arbeiten dort Landwirte, Wissenschaftler und Berater zusammen. Dieses Gremium ist auch mit der Erarbeitung der Richtlinien für Erzeugung und Vermarktung der Demeterprodukte betraut.<ref name="Springer">Müfit Bahadir, H. Parlar (Hrsg.): ''Springer Umweltlexikon.'' Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-642-62954-9, S. 299.</ref>
Seit 1950 erscheint die verbandseigene Zeitschrift ''Lebendige Erde''.
 
1954 konstituierte sich der ''Demeter-Bund''.<ref name="Schicht" /> Der Demeter-Bund ist berechtigt in Form von [[Wikipedia:Schutzvertrag|Schutzverträgen]] Vertragsunternehmen das Recht zu verleihen, die Schutzmarke zu führen. Als Voraussetzung hierfür gilt eine zweijährige biologisch-dynamische Wirtschaftsweise.<ref name="Springer" />
 
Als erster ökologischer Anbauverband in Deutschland erließ Demeter 1994 Richtlinien für die [[Wikipedia:Lebensmittelverarbeitung|Verarbeitung von Lebensmitteln]] und strukturierte sich zeitgleich neu. Es erfolgte eine auf Steiner beruhende aufgabenbezogene [[soziale Dreigliederung]] nach Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben. Übergeordnetes Leitmotiv bildeten hierbei die Aspekte [[Wikipedia:Regionalisierung (Wirtschaft)|Regionalisierung]] und [[Wikipedia:Subsidiarität|Subsidiarität]].
 
1997 gründeten 19 weltweit unabhängige Demeter-Organisationen den [[Verein#Eingetragener Verein|Verein]] ''Demeter International e.V.''<ref name="Schicht" /> Ziel dieses Vereins ist es, die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise weltweit zu standardisieren. Ebenso strebt er eine Angleichung der [[Wikipedia:Qualitätssicherung|Qualitätssicherung]]sprozesse der erzeugten Produkte an.<ref name="Springer" />
 
2007 gründeten die einzelnen Demeter-Foren den ersten gemeinsamen Verein ''Demeter e.V.''<ref name="Schicht" />
 
Im Jahr 2002 fügte Demeter seinen Statuten hinzu, dass die Mitgliedschaft in [[Rassismus|rassistisch]] orientierten Organisationen ebenso wie die Kooperation mit solchen unvereinbar mit den Zielen des Verbands sind.<ref>Rahel Uhlenhoff: ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart''. Bwv - Berliner Wissenschafts-Verlag; 1. Auflage, Oktober 2011, S. 738, ISBN 978-3-8305-1930-0</ref>
 
== Ideengeschichtliche Ausgangspunkte ==
Das [[Wikipedia:Leitkultur|Leitbild]] und die Konzeption der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]] entstand Anfang der 1920er Jahre und basiert auf der [[Geistesforschung]] [[Rudolf Steiner]]s.<ref>[[Wikipedia:Helmut Zander|]]: ''Anthroposophie in Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 1579ff, S. 1587, S. 1599.</ref> Es basiert auf Steiners Ansatz einer „spirituell-dynamisch orientierten Chemie“,<ref>Leonore Scholze-Irrlitz (Hrsg.): ''Aufbruch im Umbruch Das Dorf Brodowin zwischen Ökologie und Ökonomie.'' (= Berliner Blätter: Ethnographische und ethnologische Beiträge. Band 40). LIT Verlag, 2006, ISBN 3-8258-0005-9, S. 59.</ref> dem eine [[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche Sicht]] natürlicher Einwirkungen auf das Wachstum der Pflanze zu Grunde liegt.
 
Die Vortragsreihe (''Landwirtschaftlicher Kurs'') präsentierte diesen Ansatz in acht Teilen. Sie behandelte neben [[Mineralien]], [[Humusbildung]], Flora und Fauna auch den Einfluss von [[Sternkonstellation]]en als wesentlichen Faktor und sah in der Wirkung kosmischer Kräfte die Basis für den praktischen Landbau.<ref name="Scholz">Leonore Scholze-Irrlitz (Hrsg.): ''Aufbruch im Umbruch Das Dorf Brodowin zwischen Ökologie und Ökonomie.'' (= Berliner Blätter: Ethnographische und ethnologische Beiträge. Band 40). LIT Verlag, 2006, ISBN 3-8258-0005-9, S. 59ff.</ref> Steiner schrieb eine [[Wikipedia:Organischer Landbau|organische Bodennutzung]] ohne Chemieeinsatz vor. Er betonte die Wichtigkeit von [[Fruchtfolge]] und [[Kompostierung]] zur Erhaltung der Fruchtbarkeit des Bodens. Auch die Mondstellung sollte bei der Wahl der [[Aussaat]]tage berücksichtigt werden. Zur Kommunikation mit den Kräften der Natur griff man auch manchmal auf unkonventionelle Methoden zurück, so glaubte man kosmische Strahlen auffangen zu können, indem man Stierhörner mit [[Kuhfladen]] füllt und in der Erde vergrub.<ref>[[Joachim Radkau]], [[Frank Uekötter]]: ''Naturschutz und Nationalsozialismus.'' Campus Verlag, 2003, S. 260f.</ref> Diese spezifisch anthroposophische Form der Düngeraufbereitung in Kuhhörnern nahm bei Steiner einen besonderen Stellenwert ein. Im Kontext des vierten Vortrags im Juni 1924 in Koberwitz, der sich mit der Düngungsfrage auseinandersetzte, beschrieb er diese Methode folgendermaßen: ... Wenn man etwa Quarz, Kiesel oder Feldspat in ein Kuhhorn stopfe und einen Winter lang einen „dreiviertel bis eineinhalb Meter tief“ vergrabe, sei danach „eine ungeheure Kraft darinnen an Astralischem und an Ätherischem“. Wenn man den Horninhalt im Frühjahr eine Stunde lang in einem halben Eimer Wasser verrühre erhalte man mit einem stecknadelgroßen Stückchen davon, das man in einen Eimer Wasser gibt, ein verspritzbares Pflanzenmittel.<ref>[http://www.fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3411:vierter-vortrag-koberwitz-12-juni-1924-kraefte-und-substanzen-die-in-das-geistige-hereingehen-die-duengungsfrage&catid=223:ga-327-geisteswissenschaftliche-grundlagen-zum-ged&Itemid=16 Vierter Vortrag Koberwitz], ''Kräfte und Substanzen, die in das Geistige hereingehen: Die Düngungsfrage'' am 12. Juni 1924.</ref><ref>Helmut Zander: ''Anthroposophie in Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 1579ff, S. 1587, S. 1588.</ref>
 
Die Demeter-Landwirtschaft begreift den landwirtschaftlichen Betrieb als eine Form lebendigen und individuellen Organismus, der auch von nicht-materiellen Einflüssen mitbestimmt wird. Diese Einflüsse werden als dynamische verstanden. In der Praxis bedeutet dies den Einsatz von biologisch-dynamischen Präparaten, die als Heilmittel für die Erde angesehen werden. Es gibt Kompost- und Spritzpräparate. Ihre Herstellung erfolgt durch definierte Zubereitung von speziellen [[Heilkräuter]]n, [[Quarz]] oder [[Hornmist]], die in kleinsten Mengen dem [[Wikipedia:Dünger|Dünger]] zugesetzt oder bei der Pflanzenbestellung eingesetzt werden.<ref name="Scholz" />
 
== Qualitätsicherung und Verbreitung ==
Zur Anerkennung der Demeter-Qualität ist zunächst ein zweijähriger Anbau nach der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise erforderlich. Der Erzeuger der Demeterprodukte hat bei der jährlichen Ernteerfassung mit seiner Unterschrift zu bestätigen, dass er die Anbauregeln eingehalten hat. Die Demeter-Qualität wird danach von einem Beauftragten des demetereigenen ''Forschungsrings für biologisch-dynamische Landwirtschaft'' anerkannt. Die Gütestelle des Forschungsrings führt stichprobenartig Qualitätskontrollen durch.<ref name="Springer" />
 
Seit 2016 ist Demeter in 61 Ländern vertreten. Nach Angaben von Demeter-International wurde in 5091 zertifizierten Betrieben eine Fläche von 170.833&nbsp;ha nach Demeter-Richtlinien biologisch-dynamisch bearbeitet. Davon entfielen 1532 Höfe mit 73.307&nbsp;ha auf Deutschland. In Österreich und der Schweiz wurden 188 bzw. 263 Betriebe ermittelt mit einer Fläche von 6085&nbsp;ha bzw. 4440&nbsp;ha.<ref>[http://www.demeter.net/statistics Statistik Certified Demeter operations in member countries of Demeter-International (DI)], 7/2016</ref> Der von dem Landwirt [[Wikipedia:Erhard Bartsch|Erhard Bartsch]] am 1. Januar 1928 übernommene [[Wikipedia:Marienhöhe (Bad Saarow) | Hof Marienhöhe]] entwickelte sich in den 1930er Jahren zu einem Musterhof und Zentrum der Demeter-Bewegung. Der aus einer [[Wikipedia:Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft|LPG]] hervorgegangene Hof ''Ökodorf Brodowin'' in [[Wikipedia:Brodowin|Brodowin]], im Landkreis [[Wikipedia:Barnim|Barnim]], ist mit 1200 Hektar der größte Demeter-Betrieb Deutschlands.<ref>Manfred Feder: ''Wandern in der Schorfheide: Touren durch eine ungewöhnliche Landschaft.'' Trescher Verlag 2005. S. 146.</ref>
 
== Eigenes Bio-Siegel und Verbandsanforderungen ==
Demeter zählt zu den Anbauverbänden, die zusätzlich zur [[Wikipedia:EG-Öko-Verordnung|EG-Öko-Verordnung]] und dem [[Wikipedia:Bio-Siegel#Deutsches staatliches Bio-Siegel|deutschen staatlichen Bio-Siegel]] ein verbandspezifisches [[Wikipedia:Bio-Siegel|Bio-Siegel]] – das Demeter-Logo – verwenden, dessen Anforderungen über diejenigen der EG-Öko-Verordnung und des deutschen staatlichen Bio-Siegel hinausgehen. Es darf nur durch Vertragspartner genutzt werden, die sich während des gesamten Anbau- und Verarbeitungsprozesses an die Richtlinien des Demeter-Verbandes halten.<ref>Neue EG-ÖKO Verordnung (EG) Nr. 834/2007 Herausgeber: IFOAM EU Gruppe; [https://www.reformhaus.de/themen/gesundheit/ernaehrung/bio-siegel-in-europa/?no_cache=1 Bio-Siegel in Europa] reformhaus.de, 21. März 2016; [http://www.asta.th-koeln.de/wp-content/uploads/2015/02/Biosiegel-Vergleich1.pdf ''Bio-Siegel Vergleich. Was unterscheidet Bio von Bio?''] Biobranchenbuch.info</ref><br />
 
So sind beispielsweise nur 13 [[Wikipedia:Lebensmittelzusatzstoff|Lebensmittelzusatzstoff]]e erlaubt, das [[Wikipedia:Enthornung|Enthornen]] von Rindern ist verboten, der Transportweg der Tiere zum Schlachthof wird auf höchstens 200 Kilometer begrenzt.<ref>[http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/news/bio-siegel-im-vergleich-was-die-verschiedenen-oeko-label-sagen_aid_921933.html ''Bio-Siegel im Vergleich. Was die verschiedenen Öko-Label sagen.]'' Focus-online, 18. Februar 2013.</ref><ref>Felix Frieler: [https://www.welt.de/gesundheit/article113924938/Welchen-Bio-Siegeln-man-noch-trauen-kann.html ''Welchen Bio-Siegeln man noch trauen kann.''] In: ''[[Wikipedia:Die Welt|Die Welt]].'' 26. Februar 2013.</ref> Alle Tiere dürfen ausschließlich mit Biofutter gefüttert werden, wobei mindestens 80 % der Futterration für Wiederkäuer und mindestens 50 % des Gesamtfutterbedarfs ''Demeter-Qualität'' haben und 50 % davon wiederum vom eigenen Hof stammen muss.<ref name="Wiener">Sarah Wiener: ''Zukunftsmenü: Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können''. Riemann-Verlag 2013, ISBN 978-3-570-50150-4 (keine Seitenangabe)</ref> Die Haltung von [[Wikipedia:Raufutterfresser|Raufutterfresser]]n ist – ausgenommen für Gärtnereien und Dauerkulturbetriebe, Versuchs- oder Forschungsbetriebe – obligatorisch, wobei eine vom Verband zu genehmigende Futter/Mist-Kooperation mit einem anderen ökologischen Betrieb geschlossen werden kann. Im Falle von Tierkrankheiten werden vorzugsweise biologische, anthroposophische, homöopathische und andere Naturheilverfahren angewendet.<ref>[https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_7-allgemeine-regelungen-erzeugung.pdf Demeter]: Allgemeine Richtlinien, S. 46.</ref> Bei der biologisch-dynamischen Saatgutzüchtung ist die Vermehrung und Züchtung von [[Wikipedia:Hybridsaatgut|Hybridsaatgut]] (F1) nicht gestattet.<ref>[https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_7-allgemeine-regelungen-erzeugung.pdf Demeter]: Allgemeine Richtlinien, S. 45.</ref> Im Getreideanbau sind außer bei Mais keine Hybridsorten zugelassen. Der Anbau von Sorten, die mit Hilfe von [[Wikipedia:Zellfusion|Zellfusion]]stechniken gezüchtet wurden ist grundsätzlich nicht erlaubt.
<ref>[https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_7-allgemeine-regelungen-erzeugung.pdf Demeter]: Allgemeine Richtlinien, S. 45 u. 57.</ref><ref>Christoph Willers: ''CSR und Lebensmittelwirtschaft: Nachhaltiges Wirtschaften entlang der Food Value Chain'', Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3662470152, Seite 245</ref>
 
=== Markenname und Logo ===
Das Demeter-Logo wird seit 1928 verwendet.<ref name="bio" /> 1932 wurde der Begriff ''Demeter'' als Markenzeichen für Produkte der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise beim [[Wikipedia:Patentamt|Patentamt]] München angemeldet.<ref name="werner82" /> 1954 erhielt der ''Demeter-Bund'' die [[Wikipedia:Warenzeichen|Warenzeichen]]rechte.<ref name="Schicht" />
 
== Vermarktung ==
In den 1930er Jahren wurde der Verkauf bio-dynamischer Demeter-Produkte über [[Wikipedia:Reformhaus|Reformhäuser]] organisiert.<ref>Helmut Zander: ''Anthroposophie in Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 1600.</ref> In der [[Wikipedia:Zeit des Nationalsozialismus|Zeit des Nationalsozialismus]] wurden Demeter-Produkte von der [[Wikipedia:Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung|Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung]] vermarktet, die auch mit [[Weleda (Unternehmen)|Weleda]] kooperierte.<ref>Peter Staudenmaier: ''Between Occultism and Nazism: Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era (Aries Texts and Studies in Western Esotericism).'' Brill Academic Pub, 2014, S. 141f.</ref>
 
Der [[Wikipedia:Marktanteil|Marktanteil]] von Demeter bei ökologischen Produkten betrug Anfang 2004 zwischen sieben und acht Prozent bei einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro.<ref>Helmut Zander: ''Anthroposophie in Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 1607.</ref> Der Fokus liegt hierbei besonders auf der Direktvermarktung und dem Naturkostfachhandel.<ref>[https://www.demeter.de/leistungen/vermarktung Demeter:] Vermarktung</ref>
 
== Konkurrierende Anbauverbände ==
Demeter gehört mit [[Wikipedia:Naturland|Naturland]] und [[Wikipedia:Bioland|Bioland]] zu den ältesten privaten Bio-Verbänden in Deutschland.<ref>[[Wikipedia:Sina Trinkwalder|Sina Trinkwalder]]: ''Fairarscht: Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen.'' 1. Auflage. Knaur, München 2016, ISBN 978-3-426-78794-6. Abschnitt ''Was ist bio?''</ref> Nach Bioland und Naturland ist Demeter in Deutschland hinsichtlich der Mitgliederanzahl der drittstärkste Verband. Er unterhält die strengsten Richtlinien.<ref name="Schicht" />
 
== Trivia ==
Aufgrund einer schlechten Ernte 2007 wurde verarbeitenden Betrieben im Jahr 2008 erstmals in der Geschichte des Verbandes eine kurzzeitige Beimischung von bis zu 30 Prozent Getreide gestattet, das nicht biologisch-dynamisch erzeugt wurde, aber der EG-Öko-Verordnung entsprach.<ref>[http://www.taz.de/!849600/ ''Demeter erlaubt bis zu 30 % Bio''] in [[taz]] vom 12. April 2008, aufgerufen am 17. Januar 2017</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://demeter.de/index.php?id=1726&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=57&cHash=f1102c5668 | wayback=20090601232312 | text=''Schlechte Getreideernte zwingt zu Ausnahmen.''}}</ref>
 
== Weblinks ==
{{commonscat|3=s}}
* [http://www.demeter.de/ Website des deutschen Demeter e. V.]
* [http://www.demeter.at/ Website des österreichischen Demeter-Vereins]
* [http://www.demeter.net/ Website vom Demeter-International e. V.] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Markenname]]
[[Kategorie:Organisation]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Biologisch-dynamische Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Demeter]]
[[Kategorie:Gegründet 1927]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 29. Mai 2019, 00:30 Uhr