Soziales System und Der Wohlstand der Nationen: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Der Wohlstand der Nationen''' (vollständiger engl. Titel: ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'') ist das am 9. März 1776 erschienene Hauptwerk des schottischen [[Ökonom]]en [[Adam Smith]]. Es entstand als Kontrapunkt zum bis dahin wirtschaftspolitisch vorherrschenden [[Merkantilismus]] wie er von den damaligen europäischen Großmächten praktiziert wurde. Smiths Werk gilt als das grundlegende Werk der [[Wirtschaftswissenschaft]], welche sich erst in der Folgezeit als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etablierte, und markiert sowohl den Beginn der [[Klassische Nationalökonomie|klassischen Nationalökonomie]] als auch parallel des [[Wikipedia:Wirtschaftsliberlaismus|Wirtschaftsliberalismus]].


'''Soziales System''' ist ein zentraler Begriff der [[wikipedia:Soziologische Systemtheorie|soziologischen Systemtheorie]], der eine Grenze zieht zum [[wikipedia:Ökosystem|Ökosystem]], zum [[Lebewesen|biologischen Organismus]], zum [[wikipedia:Systemtheorie (Luhmann)#Psychische Systeme|psychischen System]] sowie zum [[wikipedia:Technisches System|technischen System]]. Sie alle bilden die [[Umwelt]] sozialer Systeme. Mindestvoraussetzung für ein soziales System ist die [[wikipedia:Interaktion|Interaktion]] mindestens zweier personaler Systeme oder Rollenhandelnder ([[wikipedia:Akteur|Akteur]]en).
Smith entwickelt in seinem Werk keine eigene geschlossene Theorie. ''Der Wohlstand der Nationen'' ist zum Großteil als Zusammenfassung der wirtschaftstheoretischen Erkenntnisse zahlreicher liberaler Vordenker zu verstehen. Es erfuhr ein großes Echo durch nachfolgende Ökonomen wie [[David Ricardo]], [[Thomas Robert Malthus]] und [[Karl Marx]]. Heute ist das Werk vorrangig durch die Metapher der [[Wikipedia:Unsichtbare Hand|unsichtbaren Hand]] (und dem damit behaupteten Prinzip) bekannt, obwohl diese tatsächlich nur nebenbei von Smith erwähnt wurde.
Zudem wird das Zitat meist aus dem eigentlichen Kontext gerissen. Smith bezog sich mit seinem Begriff der "invisible hand" lediglich auf die Unterstützung der heimischen Industrie ("the support of domestic industry") im Gegensatz zum Import von Gütern. Er sagt in diesem Zusammenhang, dass der Unternehmer im Zuge der Unterstützung der heimischen Industrie durch die Maximierung des Gesamteinkommens, basierend auf seiner unternehmerischen Tätigkeit, nur nach seinem eigenen Profit strebe und nicht nach der Förderung des Gemeinwohls, welche lediglich ein Nebeneffekt seiner Gewinnmaximierung sei.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Book IV, Chapter II, Of Restraints upon the Importation from Foreign Countries of such Goods as can be Produced at Home, IV.2.9; "But the annual revenue of every society is always precisely equal to the exchangeable value of the whole annual produce of its industry, or rather is precisely the same thing with that exchangeable value. As every individual, therefore, endeavours as much as he can both to employ his capital in the support of domestic industry, and so to direct that industry that its produce may be of the greatest value; every individual necessarily labours to render the annual revenue of the society as great as he can. He generally, indeed, neither intends to promote the public interest, nor knows how much he is promoting it. By preferring the support of domestic to that of foreign industry, he intends only his own security; and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention. Nor is it always the worse for the society that it was no part of it. By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it. I have never known much good done by those who affected to trade for the public good. It is an affectation, indeed, not very common among merchants, and very few words need be employed in dissuading them from it."</ref> Heute verwendet man diese Wendung in der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Sichtweise]] jedoch für jedwede Art der Rechtfertigung einer Deregulierung der Märkte, um den Unternehmen möglichst viele Freiheiten zu gewähren.  


== Die Ansätze von Parsons und Luhmann ==
== Inhalt ==
Innerhalb der soziologischen Systemtheorie besteht eine Kontroverse darüber, aus welchen strukturellen Elementen soziale Systeme bestehen. Nach [[Talcott Parsons]] sind es [[wikipedia:Arbeit (Philosophie)|Handlungen]], bei [[Niklas Luhmann]] sind es Prozesse der [[Kommunikation]], die soziale Systeme konstituieren. Auch Kommunikation ist eine Handlung (beispielsweise Sprechakte) und oberflächlich betrachtet scheint dies ein Streit um Worte zu sein. Tatsächlich ergeben sich aber aus der Wahl des Grundbegriffs theoretische und empirische Konsequenzen.
Der Wohlstand der Nationen ist in fünf Bücher unterteilt:
# Von den Ursachen für die Steigerung der produktiven Kräfte der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und von der Regel, nach der ihr Produkt unter die verschiedenen Klassen des Volkes natürlicherweise verteilt wird
# Natur, Ansammlung und Einsatz des Kapitals
# Die unterschiedliche Zunahme des Wohlstandes in einzelnen Ländern
# Systeme der [[Politische Ökonomie|Politischen Ökonomie]]
# Die Finanzen des Landesherrn oder des Staates


== Das Konzept Gesellschaft als Beispiel ==
Das Werk behandelt z.&nbsp;B. die grundlegenden Wirkungsmechanismen der verschiedenen [[Markt|Märkte]], der [[Geld]]wirtschaft, der [[Produktionsfaktor]]en und des [[Außenhandel]]s.
Parsons postuliert in seiner [[wikipedia:Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] die Heraufkunft eines ''system of modern societies'' (System moderner Gesellschaften), während Luhmann in seiner Systemtheorie den Begriff ''[[wikipedia:Weltgesellschaft|Weltgesellschaft]]'' verwendet.


Der [[wikipedia:Soziales Handeln|handlungstheoretische]] Bezugsrahmen erlaubt es Soziologen, eine Vielfalt von gegenwärtigen [[wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]] unter einem einheitlichen funktionalen Gesichtspunkt zu ordnen. Jede einzelne der so analysierten Gesellschaften steht in einer spezifischen [[kultur]]ellen [[wikipedia:Tradition|Tradition]], grenzt sich von anderen Gesellschaften [[wikipedia:Territorium|gebietsmäßig]] ab und ist durch eine spezifische [[Soziale Norm|normative]] [[wikipedia:Sozialstruktur|Sozialstruktur]] gekennzeichnet, die deren [[Wertvorstellung]]en, [[wikipedia:Institution|Institution]]en und [[wikipedia:Soziale Rolle|Rollen]] prägt. Die ''Kultur der Moderne'' vereinigt entsprechend eine Vielfalt von beispielsweise amerikanischen, englischen, französischen, deutschen oder japanischen Entwicklungspfaden und Beiträgen. Vorläufer menschlicher sozialer Systeme sind [[wikipedia:Primaten|Primaten]]&shy;horden, die bereits strukturiert sind. Soziale Systeme sind daher nicht aus rationalen Entschlüssen der Menschen entstanden, sondern entsprechen seiner angeborenen Verhaltensdisposition.
In diesem Werk geht Smith speziell auf [[Arbeitsteilung]] in entstehenden Manufakturen ein und begründet seine Theorien am Beispiel der Stecknadelproduktion in Südengland.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8</ref>
In Bezug auf dieses Beispiel wird Smith meistens lediglich zur Begründung der Vorteilhaftigkeit dieser Form der Arbeitsteilung zitiert. Hingegen wird selten darauf hingewiesen, dass Smith in seinem Buch ebenso vor den dramatischen Konsequenzen dieser Effektivierung der Arbeitsprozesse, nämlich einer Verdummung der Arbeiter durch die ständige Wiederholung der immer selben Handgriffe, warnt.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations -  Chapter I: On the Expenses of the Sovereign or Commonwealth, Part III: On the Expense of Public Works and Public Institutions, Article II: On the Expense of the Institutions for the Education of Youth ; 
"The man whose whole life is spent in performing a few simple operations, of which the effects are perhaps always the same, or very nearly the same, has no occasion to exert his understanding or to exercise his invention in finding out expedients for removing difficulties which never occur. He naturally loses, therefore, the habit of such exertion, and generally becomes as stupid and ignorant as it is possible for a human creature to become. The torpor of his mind renders him not only incapable of relishing or bearing a part in any rational conversation, but of conceiving any generous, noble, or tender sentiment, and consequently of forming any just judgement concerning many even of the ordinary duties of private life... But in every improved and civilized society this is the state into which the labouring poor, that is, the great body of the people, must necessarily fall, unless government takes some pains to prevent it."</ref>


[[wikipedia:Kommunikationstheorie|Kommunikationstheoretiker]] richten dagegen den Fokus allein auf das, was kommuniziert wird. Ob in Brasilien oder in Bielefeld, in einem Unternehmen oder in der Kirche informiert, mitgeteilt, verstanden oder missverstanden wird, ist dabei einerlei. Die für das System ''Weltgesellschaft'' wichtigen Unterscheidungen (beispielsweise [[wikipedia:Hauptort|Zentrum]]/[[wikipedia:Peripherie|Peripherie]], [[wikipedia:Interaktion|Interaktion]]/[[Organisation]], [[wikipedia:Soziale Schicht|Stratifikation]]/[[wikipedia:funktionales Differenzierung|funktionale Differenzierung]]) werden alltäglich überall auf der Welt in jedem Moment durch und in Kommunikation erzeugt.
== Übersetzungen, kommentierte Ausgaben ==
Erstmals in die deutsche Sprache übertragen wurde das Werk 1776 und 1778 in zwei Bänden von Johann Friedrich Schiller, einem Cousin des Dichters Friedrich Schiller. Später brachte der Göttinger Historiker und Ökonom Georg Friedrich Sartorius (1765–1828) eine gedrängte Darstellung von Smiths Lehren unter dem Titel „Handbuch der Staatswirthschaft“ (Berlin: Unger, 1796) heraus, wodurch er sich um die Verbreitung des Werkes verdient machte. Später erschienen weitere Übersetzungen, u.a. von Christian Garve (1742–1798) und Max Stirner (1806–1856). Eine moderne Fassung ist die 2009 erschienene Übersetzung von Franz Stöpel. <ref>ISBN 978-3-86150-955-4 </ref> Eine Übersicht über die deutschen Übersetzungen gibt Harald Hagemann.<ref>[http://eet.pixel-online.org/files/research_papers/GE/German%20editions%20of%20Smith's%20Wealth%20of%20Nations.pdf PDF]</ref>


„Kommunikation“ nennt Luhmann die Operation, die soziale Systeme entstehen lässt und aufrechterhält. Eine Kommunikation schließt an vorherige anschlussfähige Kommunikationen an, führt sie weiter und ist damit immer zugleich auch eine anschlussfähige Voraussetzung für darauf folgende Kommunikationen. Keine Kommunikation verlässt das soziale System, das durch sie gebildet wird.<ref>[[Niklas Luhmann]], Dirk Baecker (Hrsg.): ''Einführung in die Systemtheorie.'' Auer-Systeme, Heidelberg 2002, S. 78; C. Baraldi, G. Corsi, E. Esposito: ''GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme.'' Suhrkamp, Frankfurt 1997, S. 123 ff., 142–143 und 176–177.</ref> Daher besteht ein klarer Unterschied zum Übertragungsmodell der Kommunikation.<ref>Niklas Luhmann, Dirk Baecker (Hrsg.): ''Einführung in die Systemtheorie.'' Auer-Systeme, Heidelberg 2002, S. 288 ff.; Niklas Luhmann: ''Soziale Systeme.'' Suhrkamp, Frankfurt 1984, S. 193–194.</ref> Vielmehr geht es um einen selbstreferentiellen Prozess der Erzeugung von Kommunikation durch Kommunikation.<ref>Niklas Luhmann: ''Die Wissenschaft der Gesellschaft.'' Suhrkamp, Frankfurt 1990, S. 24.</ref>
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Adam Smith}}
* {{WikipediaDE|Der Wohlstand der Nationen}}
* {{WikipediaDE|Klassische Nationalökonomie}}


Luhmanns Forschungsprogramm zielte deshalb auf die Suche nach „[[evolution]]ären Errungenschaften“ ab, die weltumfassende Kommunikation ermöglichen oder erleichtern und bündeln helfen. Zu diesen gehören neben den Verbreitungsmedien [[wikipedia:Presse (Medien)|Druck]], [[Radio]], [[Fernsehen]] und [[Computer]] auch die „[[wikipedia:Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien|symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien]]“, deren wichtigste [[Liebe]], [[Geld]], [[Wahrheit]] und [[Macht]] sind.
== Literatur ==
 
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8
== Kultur und Gesellschaft ==
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 2, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, ISBN 0-86597-007-6
Für die systemische Handlungstheorie ist das Konzept [[Kultur]] notwendiger Bestandteil ihres Bezugsrahmens. Kommunikationen und Handlungen sind in ein normatives Gewebe eingebettet, das die Wahrscheinlichkeit der Verständigung zwischen [[wikipedia:Akteur|Akteur]]en garantieren soll. Der Systembegriff ist untrennbar mit der Vorstellung [[wikipedia:Soziale Ordnung|sozialer Ordnung]] verknüpft: Jede Aktion, die sinnhaft am normativen Horizont der Gesellschaft orientiert ist, trägt zur [[wikipedia:Stabilität|Stabilisierung]] des sozialen Systems bei.
* Smith, Adam (1776), ''Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes'', übersetzt von F. Stöpel, bearbeitet von R. Prager, Berlin 1906,  Band 1-2: https://archive.org/details/untersuchungbe1v2smit, Band 3-4: https://archive.org/details/untersuchungbe3v4smit
 
Aus der Sicht der systemischen Kommunikationstheorie mangelt es dem Kulturkonzept an analytischer Trennschärfe. Ihre Vertreter interessieren sich ausschließlich für kommunikative Ereignisse, die analytisch in die Begriffsdreiheit [[Information]], [[wikipedia:Nachricht|Mitteilung]] und [[Verstehen]] aufgelöst werden können. Das soziale System ''Gesellschaft'' leitet sich – diesem Ansatz zufolge – gerade nicht aus einem [[Soziale Norm|normativen]] Vorverständnis ab, sondern erscheint als stets unwahrscheinliches, prekäres Gebilde. Kommunikative Missverständnisse und Fehlübertragungen erscheinen weitaus wahrscheinlicher als Verständigung herstellende Handlungen.


[[wikipedia:Jay Wright Forrester|Jay Wright Forrester]] erachtet drei kontraintuitive Eigenschaften in sozialen Systemen als wichtig: Die Gründe der Ursachen sind oft sehr entfernt in Raum und Zeit, das Identifizieren von ''leverage points'' sowie gegensätzliche kurzfristige und langfristige Konsequenzen.<ref>[[wikipedia:Jay Wright Forrester|Jay Wright Forrester]]: ''Counterintuitive Behavior of Social Systems.'' In: ''Technology Review.'' Band 73, Nr. 3, 1971, S. 52–68: Kapitel 6.</ref>
''Voll-Faksimile-Ausgabe''
* ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'', Vol. I/ Vol. II. Printed for W. Strahn; and T. Cadell, in the Strand, 1776; erschienen im IDION-Verlag, München 1976 (als Vorlage diente eine sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindende Originalausgabe).


== Politisches System ==
== Sekundärliteratur ==
{{Hauptartikel| Politisches System}}
* Föllinger, Sabine:  ''Der Einfluß der stoischen Philosophie auf die Grundlagen der modernen Wirtschaftstheorie bei Adam Smith.'' In: Barbara Neymeyr, Jochen Schmidt, Bernhard Zimmermann (Hrsg.): ''Stoizismus in der europäischen Philosophie, Literatur, Kunst und Politik. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Moderne.'' Band 2. de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020405-6, S. 1063–1079.
 
* Harold B. Jones: ''Marcus Aurelius, the Stoic Ethic, and Adam Smith.'' In: ''Journal of Business Ethics.'' Bd. 95, Nr. 1, 2010, S. 89–96, {{doi|10.1007/s10551-009-0349-9}}.
== Rechtssystem ==
* Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Lese-Einführung von Helen Winter und Thomas Rommel, dtv, München 1999, ISBN 3-423-350708-0
''--> Hauptartikel [[wikipedia:Rechtssystem (Soziologie)| Rechtsordnung]]''
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_adamsmith.pdf Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Besprechung der Leseeinführung von Helen Winter und Thomas Rommel] PDF
 
== Kritik ==
Die verbreitete Verwendung eines (oft vagen) Systembegriffs in Alltag und [[Sozialwissenschaft]] darf nicht übersehen lassen, daß es auch generelle Kritik an systemtheoretischer Sozialwissenschaft, oder an der Auffassung des Sozialen als aus "Systemen" bestehend, gibt, die insbesondere von [[wikipedia:Handlungstheorie (Soziologie)|handlungstheoretischen]] und [[wikipedia:Akteurtheorie|akteurtheoretischen]] Ansätzen vorgetragen wird. Zudem gibt es neben der Soziologie eine Reihe weiterer [[wikipedia:Sozialwissenschaft|Wissenschaften vom "Sozialen"]], wie insbesondere die [[wikipedia:Sozialpsychologie|sozialpsychologischen Ansätze]], die vornehmlich individuenzentriert sind.
 
Daneben kann ein "soziales System", als ein Zusammenhang von durch Individuen für ihr soziales Handeln zu berücksichtigenden sozialen Realitäten mit einer gewissen strukturierten Einheitlichkeit, auch völlig anders gefaßt sein als in den Systemtheorien von Parsons oder Luhmann. Vgl. z.B. die Feldtheorie von [[wikipedia:Pierre Bourdieu|Pierre Bourdieu]] oder die Strukturationstheorie von [[wikipedia:Anthony Giddens|Anthony Giddens]].
 
== Siehe auch ==
* [[wikipedia:Management|Management]] (Planung, Organisation, Führung und Kontrolle)
* [[wikipedia:Kaizen|Kaizen]] (japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie als Streben nach ständiger Verbesserung)
*[[Niklas Luhmann]]
*[[Talcott Parsons]]
*[[Johannes Heinrichs]]
*[[Habermas#System und Lebenswelt]]
*[[Freies Geistesleben, Zivilgesellschaft und Lebenswelt#Struktur und System - Eine Begriffsanalyse]]
*[[wikipedia:Funktionale Differenzierung|Funktionale Differenzierung]]
*[[Humberto Maturana]]
*[[wikipedia:Interaktionssystem|Interaktionssystem]]
 
== Literatur ==
* [[Niklas Luhmann]]: ''[[wikipedia:Soziale Systeme (1984)|Soziale Systeme]].'' Frankfurt 1984.
* Niklas Luhmann: ''Die Gesellschaft der Gesellschaft.'' 2 Bände. Frankfurt 1997.
* [[wikipedia:Richard Münch (Soziologe)|Richard Münch]]: ''Die Kultur der Moderne.'' 2 Bände. Frankfurt 1986.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_soziale_systeme.pdf  Entwurf einer alternativen Theorie sozialer Systeme] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_pyramide2.pdf Die Pyramide als Schlüssel soziologischer Systemtheorie] PDF
* [[Talcott Parsons]]: ''The System of Modern Societies.'' New York 1970.
* Talcott Parsons: ''Social Systems and the Evolution of Action Theory.'' New York 1977.
* Talcott Parsons: ''Action Theory and the Human Condition.'' New York 1978.
* Zeitschrift ''[[wikipedia:Soziale Systeme (Zeitschrift)|Soziale Systeme]].'' Lucius & Lucius (halbjährlich).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/systemtheorie/15237 Lexikon der Psychologie: Systemtheorie]
{{Wikisource|en:The Wealth of Nations|The Wealth of Nations (Das vollständige Werk in englischer Sprache)}}
* [http://metalibri.wikidot.com/title:an-inquiry-into-the-nature-and-causes-of-the-wealth-of-nations:smith-a ''The Wealth of Nations''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
* [http://metalibri.wikidot.com/title:theory-of-moral-sentiments:smith-a ''The Theory of Moral Sentiments''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
<!-- * [http://www.rrz.uni-hamburg.de/RRZ/R.Tiwari/papers/unsichtbare-hand.pdf Adam Smith'
Ansatz zum Freihandel] (PDF-Datei; 131&nbsp;kB)
Link funktioniert nicht mehr :-(  -->


== Einzelnachweise ==
== Fußnoten ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Systemtheorie]]
{{SORTIERUNG:Wohlstand Der Nationen}}
[[Kategorie:Soziologie]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
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{{wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 9. September 2017, 23:43 Uhr

Titelseite von Adam Smith' Hauptwerk (1776)

Der Wohlstand der Nationen (vollständiger engl. Titel: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations) ist das am 9. März 1776 erschienene Hauptwerk des schottischen Ökonomen Adam Smith. Es entstand als Kontrapunkt zum bis dahin wirtschaftspolitisch vorherrschenden Merkantilismus wie er von den damaligen europäischen Großmächten praktiziert wurde. Smiths Werk gilt als das grundlegende Werk der Wirtschaftswissenschaft, welche sich erst in der Folgezeit als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etablierte, und markiert sowohl den Beginn der klassischen Nationalökonomie als auch parallel des Wirtschaftsliberalismus.

Smith entwickelt in seinem Werk keine eigene geschlossene Theorie. Der Wohlstand der Nationen ist zum Großteil als Zusammenfassung der wirtschaftstheoretischen Erkenntnisse zahlreicher liberaler Vordenker zu verstehen. Es erfuhr ein großes Echo durch nachfolgende Ökonomen wie David Ricardo, Thomas Robert Malthus und Karl Marx. Heute ist das Werk vorrangig durch die Metapher der unsichtbaren Hand (und dem damit behaupteten Prinzip) bekannt, obwohl diese tatsächlich nur nebenbei von Smith erwähnt wurde. Zudem wird das Zitat meist aus dem eigentlichen Kontext gerissen. Smith bezog sich mit seinem Begriff der "invisible hand" lediglich auf die Unterstützung der heimischen Industrie ("the support of domestic industry") im Gegensatz zum Import von Gütern. Er sagt in diesem Zusammenhang, dass der Unternehmer im Zuge der Unterstützung der heimischen Industrie durch die Maximierung des Gesamteinkommens, basierend auf seiner unternehmerischen Tätigkeit, nur nach seinem eigenen Profit strebe und nicht nach der Förderung des Gemeinwohls, welche lediglich ein Nebeneffekt seiner Gewinnmaximierung sei.[1] Heute verwendet man diese Wendung in der neoklassischen Sichtweise jedoch für jedwede Art der Rechtfertigung einer Deregulierung der Märkte, um den Unternehmen möglichst viele Freiheiten zu gewähren.

Inhalt

Der Wohlstand der Nationen ist in fünf Bücher unterteilt:

  1. Von den Ursachen für die Steigerung der produktiven Kräfte der Arbeit und von der Regel, nach der ihr Produkt unter die verschiedenen Klassen des Volkes natürlicherweise verteilt wird
  2. Natur, Ansammlung und Einsatz des Kapitals
  3. Die unterschiedliche Zunahme des Wohlstandes in einzelnen Ländern
  4. Systeme der Politischen Ökonomie
  5. Die Finanzen des Landesherrn oder des Staates

Das Werk behandelt z. B. die grundlegenden Wirkungsmechanismen der verschiedenen Märkte, der Geldwirtschaft, der Produktionsfaktoren und des Außenhandels.

In diesem Werk geht Smith speziell auf Arbeitsteilung in entstehenden Manufakturen ein und begründet seine Theorien am Beispiel der Stecknadelproduktion in Südengland.[2] In Bezug auf dieses Beispiel wird Smith meistens lediglich zur Begründung der Vorteilhaftigkeit dieser Form der Arbeitsteilung zitiert. Hingegen wird selten darauf hingewiesen, dass Smith in seinem Buch ebenso vor den dramatischen Konsequenzen dieser Effektivierung der Arbeitsprozesse, nämlich einer Verdummung der Arbeiter durch die ständige Wiederholung der immer selben Handgriffe, warnt.[3]

Übersetzungen, kommentierte Ausgaben

Erstmals in die deutsche Sprache übertragen wurde das Werk 1776 und 1778 in zwei Bänden von Johann Friedrich Schiller, einem Cousin des Dichters Friedrich Schiller. Später brachte der Göttinger Historiker und Ökonom Georg Friedrich Sartorius (1765–1828) eine gedrängte Darstellung von Smiths Lehren unter dem Titel „Handbuch der Staatswirthschaft“ (Berlin: Unger, 1796) heraus, wodurch er sich um die Verbreitung des Werkes verdient machte. Später erschienen weitere Übersetzungen, u.a. von Christian Garve (1742–1798) und Max Stirner (1806–1856). Eine moderne Fassung ist die 2009 erschienene Übersetzung von Franz Stöpel. [4] Eine Übersicht über die deutschen Übersetzungen gibt Harald Hagemann.[5]

Siehe auch

Literatur

Voll-Faksimile-Ausgabe

  • An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Vol. I/ Vol. II. Printed for W. Strahn; and T. Cadell, in the Strand, 1776; erschienen im IDION-Verlag, München 1976 (als Vorlage diente eine sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindende Originalausgabe).

Sekundärliteratur

Weblinks

Fußnoten

  1. Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Book IV, Chapter II, Of Restraints upon the Importation from Foreign Countries of such Goods as can be Produced at Home, IV.2.9; "But the annual revenue of every society is always precisely equal to the exchangeable value of the whole annual produce of its industry, or rather is precisely the same thing with that exchangeable value. As every individual, therefore, endeavours as much as he can both to employ his capital in the support of domestic industry, and so to direct that industry that its produce may be of the greatest value; every individual necessarily labours to render the annual revenue of the society as great as he can. He generally, indeed, neither intends to promote the public interest, nor knows how much he is promoting it. By preferring the support of domestic to that of foreign industry, he intends only his own security; and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention. Nor is it always the worse for the society that it was no part of it. By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it. I have never known much good done by those who affected to trade for the public good. It is an affectation, indeed, not very common among merchants, and very few words need be employed in dissuading them from it."
  2. Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8
  3. Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Chapter I: On the Expenses of the Sovereign or Commonwealth, Part III: On the Expense of Public Works and Public Institutions, Article II: On the Expense of the Institutions for the Education of Youth ; "The man whose whole life is spent in performing a few simple operations, of which the effects are perhaps always the same, or very nearly the same, has no occasion to exert his understanding or to exercise his invention in finding out expedients for removing difficulties which never occur. He naturally loses, therefore, the habit of such exertion, and generally becomes as stupid and ignorant as it is possible for a human creature to become. The torpor of his mind renders him not only incapable of relishing or bearing a part in any rational conversation, but of conceiving any generous, noble, or tender sentiment, and consequently of forming any just judgement concerning many even of the ordinary duties of private life... But in every improved and civilized society this is the state into which the labouring poor, that is, the great body of the people, must necessarily fall, unless government takes some pains to prevent it."
  4. ISBN 978-3-86150-955-4
  5. PDF


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