Wilhelm Schmundt und Hans Driesch: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wilhelm Schmundt.jpg|thumb|Wilhelm Schmundt]]
[[Datei:Driesch1.jpg|mini|Hans Adolf Eduard Driesch]]
'''Wilhelm Schmundt''' (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, 23.4.1992 in Hannover) war ein [[deutscher]] [[Sozialwissenschaftler]], [[Naturwissenschaftler]], [[Ingenieur]], [[Waldorflehrer]] und [[Anthroposoph]].
'''Hans Adolf Eduard Driesch''' (* [[Wikipedia:28. Oktober|28. Oktober]] [[Wikipedia:1867|1867]] in [[Wikipedia:Bad Kreuznach|Kreuznach]]; [[Wikipedia:17. April|17. April]] [[Wikipedia:1941|1941]] in [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]]) war ein deutscher [[Biologe]], [[Philosoph]] und Hauptvertreter des [[Neovitalismus]].


==Leben==
== Leben ==
''Wilhelm Schmundt'' wurde im damals deutschen [[wikipedia:Metz|Metz]] in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Driesch besuchte von 1877 bis 1886 die [[Wikipedia:Gelehrtenschule des Johanneums|Gelehrtenschule des Johanneums]] in [[Wikipedia:Hamburg|Hamburg]]. Er studierte zunächst ab 1886 an der [[Wikipedia:Albert-Ludwigs-Universität|Universität Freiburg]] bei [[Wikipedia:August Weismann|August Weismann]], ab 1887 an der [[Wikipedia:Universität Jena|Universität Jena]] [[Zoologie]] bei [[Ernst Haeckel]] und [[Wikipedia:Oscar Hertwig|Oscar Hertwig]] und [[Botanik]] bei [[Wikipedia:Ernst Stahl (Botaniker)|Ernst Stahl]]. 1889 hielt er sich auf der neu gegründeten meeresbiologischen Station [[Wikipedia:Plymouth|Plymouth]] zu Studien auf. 1889 promovierte er bei Haeckel mit seiner Arbeit „Tektonische Studien an Hydroidpolypen“.<ref>Jeanische Zeitschrift für Naturwissenschaft 1889 und 1890</ref> 1890 unternahm er Studienreisen nach [[Wikipedia:Indien|Indien]] und [[Wikipedia:Hvar|Lesina]]. Ab 1891 forschte er an der [[Wikipedia:Zoologische Station Neapel|Zoologischen Station Neapel]]. 1907 und 1908 hielt er Vorlesungen an der [[Wikipedia:Universität Aberdeen|Universität Aberdeen]] in [[Wikipedia:Schottland|Schottland]] im Rahmen der [[Wikipedia:Gifford Lectures|Gifford Lectures]]. 1909 wurde Driesch [[Wikipedia:Privatdozent|Privatdozent]] für [[Naturphilosophie]] an der [[Wikipedia:Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]], 1911 außerordentlicher Professor und 1920 Ordinarius für [[Philosophie]] an der [[Wikipedia:Universität Köln|Universität Köln]] und ab 1921 ordentlicher Professor und Direktor des Philosophischen Seminars der [[Wikipedia:Universität Leipzig|Universität Leipzig]]. Die [[Wikipedia:Universität Hamburg|Universität Hamburg]] verlieh Driesch 1923 den medizinischen, die [[Wikipedia:Universität Nanking|Universität Nanking]] im selben Jahr einen naturwissenschaftlichen Ehrendoktor.
Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg.
Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb ''Wilhelm Schmundt'' noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.


1926 besuchte er das erste Mal das [[Goetheanum]] anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.
Hans Driesch war seit 1899 mit der Schriftstellerin Margaretha Reifferscheidt (1874–1946) verheiratet.


Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von [[Bernhard Behrens]] (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei ''Wilhelm Schmundt'' das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.
== Experimentelle Forschungen ==
Ab 1891 führte Driesch an der [[Wikipedia:Zoologischen Station Neapel|Zoologischen Station Neapel]] experimentelle entwicklungsmechanische Studien an Seeigelkeimen durch. Er trennte die Keime in ihrem zweizelligen Stadium der Furchungszellen durch heftiges Schütteln in einem kleinen Glasrohr. Die überlebenden Furchungszellen entwickelten sich genauso, als wenn sie nicht von ihrer Schwesterzelle getrennt worden wären.<ref>Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 42f.</ref> Jede der Zellen war also in der Lage, einen kompletten Organismus hervorzubringen. Dementsprechend bezeichnete Driesch die gesamte Entwicklungsmöglichkeit einer Zelle als ihre „prospektive Potenz“. Das, was bei einer normalen Entwicklung tatsächlich aus der Zelle hervorgeht, als ihre „prospektive  Bedeutung“. Beim Seeigel ist die prospektive Potenz der Blastomeren größer als die prospektive Bedeutung.<ref>Hans Driesch: ''Entwicklungsmechanische Studien''. I–II, Der Wert der beiden ersten Furchungszellen in der Echinodermententwicklung. Experimentelle Erzeugung von Teil- und Doppelbildungen. Z. wiss. Zool. 53 (1891).</ref><ref>Biologie Oberstufe, Gesamtband, hrsg. Von Ulrich Weber, Berlin 2001, S. 218</ref>


''Wilhelm Schmundt'' machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie.
Driesch variierte diese Experimente vielfach mit unterschiedlichen Organismen und stieß dabei immer wieder auf die Fähigkeit vieler Organismen, Zerstückeltes und Zerstörtes selbsttätig auszugleichen. Weil es Driesch nicht gelang, dies im Hinblick auf die biologische [[Morphogenese]] auf mechanistische und damit materialistische Weise zu erklären, irritierte ihn dieses Ergebnis.<ref>Hans Driesch: Lebenserinnerungen, Basel 1951, S. 74</ref> Bei einem „Mechanismus“ seien die „Anordnung der Teile, die 'Konstellation', die 'Struktur' und die letzten Wirkungsgesetze zwischen den Teilen“ das Entscheidende. Die bei Drieschs Experimenten beobachteten Ergebnisse seien jedoch durch einen in dieser Weise verstandenen Mechanismus nicht zu erklären.<ref>Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, 2. Aufl. Leipzig 1944, S. 28</ref>
1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen
[[Hans-Georg Schweppenhäuser]] kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.


Auf Bitten von [[Wolfgang Rudolph]] übernahm ''Wilhelm Schmundt'' nach Ende des 2. Weltkrieges
== Philosophie ==
eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik.
[[Datei:Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014).jpeg|mini|Leipzig, ehemaliges Wohnhaus von Hans Driesch in den Jahren 1921 bis 1941, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014)]]
Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.
[[Datei:Hans Driesch, Gedenktafel in Leipzig.jpeg|mini|Leipzig, Gedenktafel für Hans Driesch an seinem ehemaligen Wohnhaus, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1  (2014)]]
[[Datei:GrabtafelHansDriesch.JPG|miniatur|Leipzig, Grabtafel Hans Driesch auf dem [[Wikipedia:Neuer Johannisfriedhof|Neuen Johannisfriedhof]]]]


Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners.
Das in Drieschs Augen unter mechanistischen und materialistischen Voraussetzungen nicht erklärbare Ergebnis seiner Experimente führte ihn in die [[Philosophie]]. Seine Ausgangsfrage lautete: „Ist eine gegebene rein materielle Struktur als Grundlage des Formbildungsgeschehens denkbar oder nicht?“<ref>Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935, S. 32</ref> Den Begriff „Mechanismus“ verstand er dabei wie folgt: Alle künftigen Zustände können aus einem gegenwärtigen Zustand abgeleitet werden, wenn in Bezug auf den gegenwärtigen Zustand bekannt sind: 1. die Lagen jedes materiellen Elements, 2. die Geschwindigkeit jedes Elements und 3. das Gesetz der Wechselwirkung zwischen den Elementen. In diesem Sinne seien die künftigen Geschehnisse die geometrische Summe aller einzelnen Bewegungen und Kräfte der materiellen Elemente.<ref>Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 311.</ref>
Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit [[Joseph Beuys]] statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>.


''Wilhelm Schmundt'' entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.
Driesch hielt es für unmöglich, die Morphogenese der [[Organismen]] auf diese Weise hinreichend zu erklären. Obwohl Driesch es war, der den Begriff des biologischen [[System]]s einführte<ref>Heinz Penzlin: Das Phänomen Leben. Grundfragen theoretischer Biologie, Berlin, Heidelberg 2014, S. 45</ref>, war er der Meinung, dass auch eine [[Systembiologie|systembiologische]] Sicht an diesem Tatbestand nichts ändere. „Geordnete Ganzheit ist kein 'Mechanismus', und aus echtem Mechanismus kann sich nie Ganzheit ergeben (...)“<ref>Hans Driesch: Wirklichkeitslehre. Ein metaphysischer Versuch, 2. Aufl. Leipzig 1922, S. 79</ref>


Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.
Driesch forderte daher zusätzlich zu den physiko-chemischen Vorgängen einen Naturfaktor, der die geordnete [[Ganzheit]] des Organismus erzeugt. In diesem Faktor sah er den entscheidenden Unterschied zwischen Belebtem und Unbelebten. Er nannte ihn, von Aristoteles herkommend, „Entelechie“.  


Ein Wilhelm Schmundt-Archiv wird in Wangen im Allgäu von Bernd Volk verwaltet<ref>[http://www.muenster.org/beuys/000/13.htm]</ref>.
Gelegentlich sprach er von „X-Agentien“<ref>Hans Driesch: Parapsychologie, Kindler Taschenbücher, München o. J. (ca. 1970), S. 109</ref> Es handle sich um einen immateriellen Faktor, der – da alles Materielle räumlich ist – wie von „außerhalb“ in den Raum hineinwirke. „Die vitale Kausalität, mit dem Begriff der Entelechie als einem nicht-materiellen, 'in den Raum hinein' wirkenden Agens arbeitend, heißt Ganzheitskausalität, weil der Organismus ganz ist und nach Störungen wieder ganz ganz wird.“<ref>Hans Driesch: Systematische Selbstdarstellung, in der Reihe: Deutsche systematische Philosophie nach ihren Gestaltern, hrsg. v. Hermann Schwarz, Berlin 1933, S. 156</ref> Nicht auf die Bezeichnung komme es jedoch an, sondern „nur auf die Einsicht, dass ein der Materie gegenüber grundsätzlich Fremdes am Werk ist, das, anders gesagt, nicht von der Materie aus, sondern mit der Materie hier gearbeitet wird.“<ref>Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, S. 15f.</ref> Das sei laut [[Rudolf Steiner]] ein deutlicher Hinweis auf den [[Ätherleib]]:


== Werk ==
{{GZ|Heute gibt es wieder eine Anzahl Naturforscher, welche
{{Hauptartikel|Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt (Buch)}}
glauben, nicht auskommen zu können mit dem Leblosen,
die also wenigstens ahnend das annehmen, was die Theosophen
den Ätherkörper nennen. Sie nennen sich die Neovitalisten.
Ich brauche nur auf ''Hans Driesch'' und andere zu
verweisen, um zu zeigen, wie der Naturforscher wiederum
dazu kommt, diesen Ätherkörper, wenn auch unter anderen
Namen, als etwas wirklich Bestehendes zu bezeichnen. Und
je weiter die Naturwissenschaft vorrückt, desto mehr wird
sie auch erkennen, daß die Pflanze schon einen solchen
Ätherkörper hat, denn sonst könnte sie nicht leben. Auch
das Tier und der Mensch haben einen solchen Ätherdoppelkörper.
Derjenige Mensch, welcher die höheren Körper
ausbildet, kann diesen Ätherkörper auch mit den einfachsten,
primitivsten Organen seelischer Anschauung wirklich
beobachten. Dazu ist ein ganz einfacher, allerdings nur für
den esoterisch ausgebildeten Theosophen, Kunstgriff notwendig.
Sie kennen das Wort Suggestion. Die Suggestion
besteht darin, daß der Mensch Dinge wahrnehmen kann, die
scheinbar nicht da sind. Die Suggestion, bei der dem Menschen
etwas eingeredet wird, interessiert uns zunächst nicht.
Wichtiger für uns ist, um zu der Anschauung des Ätherkörpers
zu kommen, eine andere Suggestion. Derjenige, der sich
mit der Theorie der Suggestion befaßt hat, weiß, daß der
Hypnotiseur imstande ist, dem Menschen Dinge abzusuggerieren,
so daß er Dinge, die vorhanden sind, eben nicht sieht.
Sagen wir, es würde ein Hypnotiseur einem Menschen
absuggerieren, daß hier eine Uhr liegt. Dann sähe der Betreffende
nichts an der Stelle im Raum. Es ist dies nichts
anderes, als ein Ablenken der Aufmerksamkeit auf einem
abnormen Gebiet, ein künstliches Ablenken der Aufmerksamkeit.
Diesen Vorgang kann jeder an sich beobachten. Der
Mensch ist imstande, sich selbst abzusuggerieren, was vor
ihm ist. Der theosophisch Gebildete muß folgenden Kunstgriff
ausführen können, dann gelangt er zur Anschauung des
ätherischen Körpers; Er muß sich den physischen Körper
eines Tiers oder eines Menschen absuggerieren. Ist dann sein
geistiges Auge erweckt, dann sieht er nicht etwa an der
Stelle, wo der physische Körper war, nichts, sondern er sieht
den Raum ausgefüllt mit ganz bestimmten Farbenbildern.
Die Ausführung dieser Anleitung muß natürlich mit der
allergrößten Vorsicht geschehen, denn es sind allerlei Illusionen
auf diesem Gebiete möglich. Allein, wer wirklich weiß,
mit welcher Vorsicht, mit welcher alle wissenschaftliche
Genauigkeit übersteigenden Exaktheit gerade die theosophische
Forschung gepflegt wird, der weiß Bescheid. Der Raum
ist erfüllt mit Lichtbildern. Das ist der Äther- oder Doppelkörper.
Dieses Lichtbild erscheint in einer Farbe, die nicht in
unserem gewöhnlichen Spektrum vom Ultrarot bis Ultraviolett
enthalten ist. Sie ähnelt etwa der Farbe der Pfirsichblüte.
Das ist die Farbe, in der der Ätherdoppelkörper
erscheint. Einen solchen Ätherdoppelkörper finden Sie bei
jeder Pflanze, bei jedem Tier, überhaupt bei jedem Lebewesen.
Es ist der äußerliche, sinnliche Ausdruck für das, was
der Naturforscher heute wieder ahnt, für das, was man
Lebenskraft nennt.|53|54f}}  


Schmundts Elementarlehre des sozialen Organismus versteht sich als eine Darstellung der fundamentalen gesamtgesellschaftlichen Ordnungs- und Funktionszusammenhänge.<ref>Lit.: Schmundt: Erkenntnisübungen, S. 10 (Vorwort von Heidt/Rösch zur. 1. Aufl. 1973)</ref>
Mit diesem Ansatz wurde Driesch zu einem zentralen Vertreter des [[Neovitalismus]], dessen vor allem naturphilosophische Werke in den 1920er Jahren sowohl unter Laien als auch unter Biologen und Zoologen weite Verbreitung fanden. Von der engeren [[Biophilosophie]] ausgehend, entwickelte Hans Driesch eine umfangreiche Gesamtphilosophie, die auch die Bereiche [[Psychologie]],<ref>Hans Driesch: Grundprobleme der Psychologie, 2. Aufl. Leipzig 1929</ref> der [[Wissenschaftstheorie]]<ref>Hans Driesch: Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930</ref> der [[Relativitätstheorie]], <ref>Hans Driesch: Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1930</ref> und der [[Ethik]]<ref>Hans Driesch: Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927</ref> umfasst. Die Grundtendenz seiner Philosophie lag in einer Kritik des [[Materialismus]] bzw. [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]] sowie deren reduktionistischer Tendenz.<ref>Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935</ref>  


=== Die goethanistisch phänomenologische Methode ===
Rudolf Steiner wies allerdings auch darauf hin, dass die bloße Idee einer eigenständigen Lebenskraft, wie sie von den Neovitalisten wieder aufgewärmt wurde, ungenügend bleibt, solange man nicht zu einer wirklichen übersinnlichen Anschauung des Ätherleibs kommt:
Schmundt charakterisiert das von ihm angewandte Forschungsverfahren 1980 folgendermaßen:
{{LZ|Von vorherein steht gar nicht zu erwarten, daß die Methode, welche zum Erkennen des sozialen Organismus als einer begrifflich zu fassenden Ganzheit führt, eine andere sein kann als die des ''»Goetheanismus«''. Dieses Erkenntnisverfahren läßt sich so charakterisieren: es wahrt die Strenge der positivistischen Wissenschaften, aber - über den Kantianismus hinausschreitend - stellt es zugleich die Frage nach dem ''Wesen''. Der Erkenntnisprozeß geht von den Sinneserscheinungen aus, sucht einen ersten Begriff, mit welchem sich das Ganze des zu Erforschenden fassen läßt, geht mit ihm wiederum in die Erscheinungen hinein, ihn realisierend und modifizierend, und gelangt im Fortschreiten zuletzt zur »Idee« des Ganzen, die im denkenden Anschauen mit dem Charakter des Realen, des in sich selbst Gründenden, erfahren wird. Im Umgehen mit solcher Idee erweist sie sich durch ihre Fruchtbarkeit als wirklichkeitsgemäß.


Im folgenden soll ein Gedankenweg gegangen werden, der zu dem Begriff des sozialen Organismus führt. Jeder einzelne Schritt dieses Weges zeigt sich als gewichtig und fordert auf, ihn durch mannigfache Erfahrungen zu beleben und zu bestätigen. Auch wird man bemerken, daß das Gehen des Weges ein ziemliches Maß an Unbefangenheit voraussetzt.|Schmundt: Elementarlehre des sozialen Organismus, in Giese: Sozial handeln, S. 73}}
{{GZ|Die Verstandestätigkeit tendiert in unserem Zeitalter
dahin, nur das Phänomen zu betrachten und es hinzustellen
neben ein anderes, damit Phänomen das Phänomen
erklärt. Aber das läßt sich bei der Lebenskraft nicht ausführen.
Bei der Lebenskraft muß man immer, wenn man
überhaupt etwas tun will, von der Verstandestätigkeit aus
etwas hineinschieben in das Phänomen. Man muß gewissermaßen
dem Phänomen etwas unterschieben. Und darinnen
liegt das, was allmählich im Gebrauche der Idee von
der Lebenskraft bedenklich geworden ist. Das war dann
die Ursache, daß man sie ganz hat fallen lassen und daß
als ein gewisses Ideal in weitesten Kreisen entstanden ist,
die Lebewesen nun überhaupt als einen Zusammenfluß,
eine Kombination derjenigen Kräfte anzuschauen, die
auch in der anorganischen Natur walten.


Die Frage, ob dies die [[Goetheanismus|goetheanistische Methode]] zutreffend beschreibt, außen vor gelassen, scheint eine Art hermeneutisches Vorgehen, ein mehrmaliges qualitatives [[Induktion und Deduktion|Induzieren und Deduzieren]], bis die reine Idee gewonnen ist, ein Bestandteil des methodischen Vorgehens Schmundts zu sein. Als [[Wahrheitskriterium|Kriterium]] dafür, daß die gewonnene Idee auch die wahre ist, wird deren "Fruchtbarkeit" angeführt.
Mit anderen Worten: die Idee der Lebenskraft ist
eigentlich eine Art Wechselbalg geworden. Man ist dazu
gekommen, das Konstitutive in den Wissenschaften nur im
Phänomen zu suchen. Die Lebenskraft ergab sich als
Phänomen nicht. Man mußte - was aber eigentlich nicht
statthaft war in diesem Zeitalter der Menschheitsentwickelung
— vom Verstände aus die Vitalkraft konstruieren.
Das war der negative Teil der Entwicklung, in der wir
heute drinnenstehen. Denn in dem Neovitalismus tritt
nichts Anschauliches auf. Was der Neovitalismus an die
Stelle einer bloß das Anorganische kombinierenden Erklärung
der Lebenserscheinungen setzt, das ist nichts anderes
als eine Art Aufwärmung des alten Vitalismus.|76|102f}}


Weiter sagt Schmundt in dem Aufsatz, aus dem zitiert wurde abschließend:
Von der Entelechie im allgemeinen Sinn unterschied Driesch das sogenannte '''Psychoid''', das handelnd in den Körper eingreift:
{{LZ|Warum diese Lehre [die Elementarlehre des sozialen Organismus] in manchen, vom Verfasser geschätzten, maßgebenden Kreisen bislang wenig Eingang fand, hat etwas Rätselhaftes. Man wird die Erklärung dieses Rätselhaften in den Tiefenschichten schicksalhafter Zusammenhänge suchen müssen und wohl auch darin, daß das Zeitnotwendige goethescher Erkenntnisart auf dem Felde der Sozialwissenschaft noch wenig bemerkt wird.|e.d., S. 78}}


Andere Sozialwissenschaftler seiner Zeit wie [[Hans Georg Schweppenhäuser]], der vermutlich angesprochen ist, verwendeten also offenbar die goetheanistische Methode, nach Schmundt die einzig mögliche, noch nicht, und hatten auch noch nicht die Einsicht, daß dies nötig sei, und mußten dann auch zu unzureichenden Erkenntnissen über den "sozialen Organismus" kommen, dessen Urbild Schmundt zu schauen vermochte. Und diese Kreise hatten auch nicht das Vermögen, das von Schmundt entdeckte Urbild dann wenigstens zu übernehmen und mit ihm weiter zu arbeiten, wie es jedoch [[Joseph Beuys]] vermochte:
{{LZ|Das autonome nicht-mechanische Naturagens, welches für
die Lebensvorgänge wesentich ist, haben wir Entelechie genannt.
Wir wollen es, insofern es an den als „Handlungen"
bezeichneten Bewegungen eines Menschenleibes beteiligt ist,
in Sonderheit ''Psychoid'' nennen. Mein Leib untersteht also in seinen Bewegungen dem Wirken eines „Psychoids".|H. Driesch: ''Leib und Seele'', 1920, S. 88f.}}


{{LZ|Als ein eigenartiges Phänomen sei erwähnt, daß Joseph Beuys, der bekannte Düsseldorfer Bildhauer, als er vor Jahren mit dem, was hier als Elementarlehre des sozialen Organismus geschildert ist, bekannt wurde, diese sogleich, souverän in ihr waltend, in die Grundlagen seines volkspädagogischen Wirkens aufnahm.|e.d., S. 81, Fußnote}}
{{LZ|Das handelnde „Etwas“ hat die immanente Fähigkeit,
gewisse spezifische Kombinationen von Muskelbewegungen
zu leisten; die Kombination, welche es in einem besonderen
Falle leistet, hängt von der Individualität des in diesem
Falle tätigen Reizes und von der Gesamtheit aller „Empfindungen“
der Vergangenheit, im weitesten Sinne des
Wortes, ab...


== Rezeption ==
Wir könnten hier, wie
Nach einem zwanzigjährigen Studium des [[Nationalökonomie|nationalökonomischen]] Denkens von [[Rudolf Steiner]] veröffentlicht Schmundt im Jahr 1950 einen Aufsatz über die Wandlung des Kapitalbegriffs.<ref>Wilhelm Schmundt: ''Wandlung des Kapitalbegriffs.'' In: die drei. Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben. Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de [http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html Text]).</ref> Die Beschreibung eines meditativen Gedankenweges erzeugte Widerspruch, insbesondere seines Freundes Hans-Georg Schweppenhäuser. Zustimmung erhielt Schmundt von Rudolf Kreutzer, Fritz Götte, [[Folkert Wilken]] und Hunold Graf von Baudissin<ref>http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131</ref>. Eine wirksame Rezeption begann jedoch erst ab 1972 durch den [[Achberger Kreis]], an dem sich auch [[Joseph Beuys]] beteiligte.<ref>[http://www.kulturzentrum-achberg.de/files/schliffka-2015-achberger-impuls.pdf Herbert Schliffka: ''Der Achberger Impuls.'']</ref> Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973<ref>An dem Achberger Jahreskongress 1973 nahm auch Schweppenhäuser teil. Sein dort gehaltener Vortrag ist in der Veröffentlichung "Die organische Geldordnung" (2010/1975) abgedruckt.</ref> fand die entscheidende Begegnung mit Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
bei der Theorie der Formbildung, wieder von „Entelechie“
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>. [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1017 Leif Holbaek-Hanssen] verfasste ein umfassendes wirtschaftswissenschaftliches Grundwerk in mehreren Bänden mit dem Schwerpunkt „Marketing“, in dem er die Forschungsergebnisse Wilhelm Schmundts in eigenständiger Weise rezipiert<ref>Metoder og modeller i markedsføringen 1 - 3, Tanum 1973 - 1976. Die Arbeiten Holbaek-Hanssens sind leider bisher nur größtenteils in norwegisch erschienen. (von dem 1., 3. und 4. Kap. von Teil 3 soll es eine deutsche Übersetzung als Manusskript geben. (S. Bausteine 4/80, S. 38).In Rappmann 1993: ''Die Kunst des sozialen Bauens'' findet sich in deutscher Übersetzung: "Urbildgedanken und Entwicklungsfähigkeit in den sozialen Bestrebungen", die Arbeit ''Et samfunn for menneskelig utvikling: bidrag til tenkningen om „Alternativ framtid“'', (Oslo 1984, ISBN 9788251818339, 88 S.) könne als sein "sozialwissenschaftliches Vermächtnis" (Forschungsstelle Kulturimpuls) angesehen werden. </ref>.
sprechen; aber es ist wohl besser, dasjenige Agens, welches
den Körper bildet, von demjenigen elementaren Agens,
welches ihn lenkt, auch im Worte zu unterscheiden.
Die Worte „Seele“, „Geist“ oder „Psyche“ bieten sich
hier nun dar, aber sie alle würden uns in das Bereich der
so sorgfältig vermiedenen Pseudo-Psychologie führen. Ich
kann von meiner „Psyche“ sprechen — womit ich freilich
nicht mehr sage als „Ich“ —, aber in diesem Sinne „gibt“
es keine Seelen im Bereiche desjenigen Phänomens,
welches räumliche Natur heißt. Ich schlage daher den sehr
indifferenten Namen „Psychoid“ für das elementare in
der Handlung entdeckte Agens vor. Psychoid —
d. h. ein Etwas, welches zwar keine Psyche ist, aber doch
nur in psychologischen Analogien erörtert werden kann.|H. Driesch: ''Philosophie des Organischen'', Band 2, S. 78}}


====== Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys ======
Dieser allerdings völlig wirklichkeitsfremde Begriff des „Psychoids“ wurde von Rudolf Steiner scharf kritisiert:
{{LZ|Wie wichtig das Material für Beuys war, das er von Schmundt erhalten hatte, sieht man schon daran, daß im unmittelbarem Anschluß an dieses Ereignis zum ersten Mal bei ihm der Begriff der ''[[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]]'' bzw. ''Sozialen Skulptur'' auftritt. Die beiden Ereignisse, das In-Empfang-Nehmen des Schmundt-Impulses und das Auftreten des Begriffes der Sozialen Plastik, gehören zusammen. (...) Bevor Beuys dieses Ideenbild ''Soziale Plastik'' genannt hat, benutzte er den Terminus ''freier demokratischer Sozialismus''. (...) Dieser Terminus ist eigentlich nichts anderes als die abbildungsgetreue Wiedergabe der drei Glieder des Sozialen Organismus so, wie sie bei Rudolf Steiner vorgeführt werden. (...) Somit beinhaltete ''freier demokratischer Sozialismus'' für Beuys die Gesellschaftsform, die das Ganze, das nur vollständig war, wenn alle drei Glieder (selbstverwaltet) in Erscheinung treten, vollständig beschrieb. (...)


Aber sie [die Bezeichnung ''freier demokratischer Sozialismus''] ist auch ... bestimmt ... durch ein Defizit; und dieses Defizit bezieht sich auf die Frage der organischen ''Einheit'' der drei Glieder. (...) [J]etzt [mußte] dieser Zusammenhang selbst als Bild, als logische und organische Figur und Form heraus, also das zuvor Gegliederte als ein Einheitliches, als ein Lebewesen, als eine Plastik!|Johannes Stüttgen: Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys. In: Die Kunst des sozialen Bauens, S. 13ff.}}
{{GZ|Diese
Wissenschafter, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen,
auch diejenigen Theologen, die auf heutige Art den Materialismus
überwinden wollen, die sind vor den Augen dessen, der diese Dinge
durchschaut, eigentlich viel schlimmer als die starren Materialisten, die
nach und nach durch die Absurdität ihrer eigenen Sache die Sache unmöglich
machen. Aber diese Schwätzer über Spiritualismus, über Idealismus
und dergleichen streuen den Leuten Sand in die Augen und sich
selber auch.


Nachdem Beuys in den Perfomances die ersten beiden Teile (''freier demokratischer'') abgearbeitet hatte, war es
Denn was wird denn da, sagen wir in Drieschscher Weise oder in
anderer Weise getan, um irgend etwas über materielles Geschehen hinaus
vertreten zu können? Es werden genau dieselben Gedanken, die
jahrhundertelang verwendet worden sind, um bloß das Materielle zu
denken, die auch gar keine andere Möglichkeit haben, als das Materielle
zu denken, verwendet, um ein angeblich Geistiges zu denken. Das
können diese Gedanken gar nicht! Das kann man nur, wenn man in
wirkliche Geisteswissenschaft eingeht. Daher kommen solche sonderbaren
Dinge heraus, die heute gar nicht bemerkt werden. Es spricht
zum Beispiel ein von der Außenwelt offiziell anerkannter, in Wirklichkeit
furchtbar dilettantischer Driesch davon, daß man annehmen
müsse: «Psychoide». Ja, meine Heben Freunde, wenn Sie irgendeinem
Ding eine Ähnlichkeit zuschreiben wollen, muß das Ding irgendwo
da sein. Sie können doch nicht sprechen von affenähnlichen Wesen,
wenn nie ein Affe da ist. Sie können nie von Psychoiden sprechen,
wenn nie eine Seele anerkannt wird im Menschen! Derlei Geschwätz
gilt heute als echte, sogar ins Bessere hineinstrebende Wissenschaft.
Das muß durchschaut werden. Und dann sind diejenigen, welche mit
wissenschaftlicher Bildung drinnenstehen in der anthroposophischen
Bewegung, für die Zivilisationsentwickelung etwas wert, wenn sie sich
nicht blenden lassen von dem aufflackernden Irrlicht, sondern wenn
sie ganz exakt hineinschauen in das, was nun wirklich notwendig ist
und gegenüber dem Materialismus gebraucht wird.|318|135f}}


{{LZ|kein Zufall, daß diese Frage nach dem einen Ganzen und seiner Form genau in dem Stadium der Aktion auftritt, als in der Logik der Reihenfolge in der Beuysuntersuchung das dritte Glied, nämlich das ''Wirtschaftswesen'' ansteht; denn das Wirtschaftswesen ist das beherrschende Prinzip des Gesellschaftsorganismus in der Gegenwart. «Wir leben in einer Wirtschaftskultur», hatte Beuys gesagt. Aber der Wirtschaftsbegriff war damals längst noch nicht so klar herausgearbeitet wie der Freiheits- und der Demokratiebegriff. (...)
Ab 1924 beschäftigte sich Driesch auch mit der [[Parapsychologie]], fungierte 1926-27 als Präsident der [[Wikipedia:Society for Psychical Research|Society for Psychical Research]] und publizierte 1932 eine Methodenlehre für dieses Gebiet (vielfach neu aufgelegt, mit Beiträgen von [[Wikipedia:Hans Bender (Psychologe)|Hans Bender]] als Taschenbuch). In Leipzig ist eine große Straße im Stadtteil Leutzsch nach Hans Driesch benannt, sie verlängert die Achse der [[Wikipedia:Emil Fuchs|Emil-Fuchs-Straße]], in der sein ehemaliges Wohnhaus steht. Im Kölner Stadtbezirk [[Wikipedia:Köln-Lindenthal|Lindenthal]] wurde das Wirken von Hans Driesch ebenfalls durch die Benennung einer Straße geehrt.<ref>Konrad Adenauer und Volker Gröbe: ''Straßen und Plätze in Lindenthal'', J.P. Bachem, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1, S.62f.</ref>


Dieses Nachhängen in den Wirtschaftsbegriffen spitzte sich dann in den frühen 70er Jahren immer mehr zu, vor allem in den 100 Tagen auf der ''documenta 5'' 1972 in Kassel, als Beuys permanent von den Leuten mit Wirtschaftsfragen konfrontiert wird. Man spürte, daß die Frage nach dem Wirtschaftswesen jetzt wirklich an der Reihe ist. Und genau an diesem Punkt trifft Joseph Beuys auf Wilhelm Schmundt.|e.d., S. 14f.}}
Driesch wirkte über viele Jahre als Mitarbeiter an der populärwissenschaftlichen illustrierten Monatsschrift ''Reclams Universum'' mit, die seiner anlässlich seines 60. Geburtstags in ihrer Ausgabe vom 27. Oktober 1927 gedachte.  


{{LZ|Da tauchen zum ersten Mal Überlegungen zum ''Kapitalbegriff'' und zum ''Geldbegriff'' richtig massiv auf, und zwar in dieser radikal geklärten Form, wie sie Wilhelm Schmundt abliefert. Es war eine Art schlagartige Erweiterung und Konkretisierung des gesamten Bildes. Wilhelm Schmundt hatte das horizontale Nebeneinander der drei Glieder in ein vertikales Gefüge versetzt und es gleichsam in eine höhere Dimension gehoben (wie wenn auf einmal eine flächige Vorstellung in eine körperhaft räumliche entfaltet wird). In dieser komplexeren Figur beschreibt jedes der drei eine Ebene oder Sphäre für sich - das Wirtschaftswesen (der Wirtschaftskreislauf) die unterste, das Rechtswesen (und der Geldkreislauf) die mittlere, der Geist die obere Sphäre -, so daß zugleich aber auch das Ineinanderwirken der drei, ihr Aufeinanderbezogensein, mit einem Wort: das ''Integral'' zur Anschauung kommt. Der Begriff der ''Sozialen Plastik'' war da.|e.d., S. 16}}
Driesch war pazifistischer und demokratischer Gesinnung, musste als einer der ersten Professoren aufgrund eines früheren Eintretens für pazifistische Kollegen unter dem Zwang der Nationalsozialisten seine Emeritierung beantragen und durfte nicht weiter lehren.<ref>Hans Driesch: Lebenserinnerungen, S. 271 ff.</ref>


{{LZ|Die Unterscheidung von Kapital und Geld, die auch die Unterscheidung von Wirtschafts- und Geldkreislauf betrifft, ist die zentrale Entdeckungs Schmundts, die heute benötigt wird. Nachdem Beuys darauf gestoßen war, spricht er über nichts anderes mehr. (...) Geld ist nicht Kapital, ''Kunst'' [gleich] ''Kapital''. Auf diese Zentralformel wäre Beuys ohne Schmundt so nicht gekommen.|e.d., S. 17}}
2013 stiftete Michael W. Driesch, der mit Hans Driesch nicht verwandt ist, einen [[Wikipedia:Hans-Driesch-Wissenschaftspreis|Hans-Driesch-Wissenschaftspreis]], der von der [[Universität Witten/Herdecke]] vergeben wird.<ref>[http://www.idw-online.de/pages/de/news514894 Informationsdienst Wissenschaft: "Universität Witten/Herdecke verleiht 2013 erstmals den Hans-Driesch-Wissenschaftspreis"]</ref>


{{LZ|[D]ie documenta 6 1977 [war] ... geprägt durch das Schmundtsche ''Urbild'' und die vorrangige Bearbeitung des Wirtschaftsbegriffs und seiner Unterscheidung vom Geldbegriff. Das "organische Wesen" selbst war ins Zentrum der Betrachtung gerückt, und Beuys hatte dafür ja seine ''[[wikipedia:Honigpumpe am Arbeitsplatz|Honigpumpe am Arbeitsplatz]]'' als Bild gesetzt. Bezeichnenderweise werden in der einzigen aus den 100 Tagen ''Honigpumpe am Arbeitsplatz'' der documenta 6 resultierenden Schrift, einem von Joseph Beuys und mir verfaßten Aufsatz mit dem Titel "Das Modell der FREE INTERNATIONAL UNIVERSITY (Honeypump)" die Grundzüge des Schmundtschen ''Urbildes'' beschrieben.|e.d., S. 17f.}}
== Driesch bei Kurt Tucholsky ==
Angesichts einer Reichstagsrede Hans Drieschs vor dem Reichstag 1928, in der er sich auch für Mitglieder der Deutschen Liga für Menschenrechte, die wegen ihres radikalen geäußerten Pazifismus, angeklagt waren, indirekt einsetzte, beschreibt [[Wikipedia:Kurt Tucholsky|Tucholsky]] Driesch als „höchst couragiert“<ref> Kurt Tucholsky; Lerne lachen ohne zu Weinen.Auswahl 1928-1929; Berlin 1985; S. 391</ref>, der für die Angeklagten „in verdienstvoller Weise eingetreten sei“<ref>ebenda</ref>, aber er bedauert, dass Driesch nicht viel eindeutiger und ohne Rücksichten auf Konventionen, geredet habe<ref>ebenda</ref>.


{{LZ|Die Dreigliederungsidee stand auf einmal gar nicht mehr der Tatsache, daß die heutige Kulturstufe der Menschheit die "Wirtschaftskultur" ist, im Wege! Denn Schmundts Hellsichtigkeit lag genau darin, daß er aus der präzisen Beschreibung des Wirtschaftswesens erst das Dreigliederungswesen herausdestillierte. Schmundt also ging von der Beschreibung des Bestehenden aus - allerdings von einer wirklich sachgemäßen, genauen Beschreibung mit den richtigen Begriffen -, und daraus ging das Dreigliederungsbild ganz von selbst hervor. Das war das Gegenteil von Dogmatismus, das war endlich reine Phänomenologie!|e.d., S. 23f.}}
== Schriften (Auswahl) ==
* Die "Seele" als elementarer Naturfaktor, Leipzig 1903 [https://archive.org/details/dieseelealselem00driegoog archive.org]
* Die Biologie als selbständige Grundwissenschaft und das System der Biologie, 2. Auf. Leipzig 1911 [https://archive.org/details/diebiologiealsse00drie archive.org]
* Der Begriff der organischen Form, Berlin 1919.
* Das Problem der Freiheit, 2. Aufl. Darmstadt 1920.
* Leib und Seele, 2. Aufl. Leipzig 1920 [https://archive.org/details/leibundseeleeine00drie archive.org]
* Mein System und sein Werdegang, 2. Aufl. Philosophie in Selbstdarstellungen, Leipzig 1922.
* Ordnungslehre, 2. Aufl. Jena 1923.
* Grundprobleme der Psychologie, Leipzig 1926 [https://archive.org/details/b29814686 archive.org]
* Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927.
* Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1929.
* Wirklichkeitslehre, 3. Aufl. Leipzig 1930 [https://archive.org/details/wirklichkeitsleh00hans archive.org]
* Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930.
* Parapsychologie, München 1932.
* Philosophische Gegenwartsfragen, Leipzig 1933.
* Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935.
* Alltagsrätsel des Seelenlebens, Stuttgart 1938.
* Der Mensch und die Welt, 2. Aufl. Zürich 1945.


{{LZ|Die Substanz der Gegenwartskultur, die im Wirtschaftswesen liegt und erst in der Unterscheidung von Kapitalbegriff und Geldbegriff herausgeholt werden konnte, vereinigte sich mit der Substanz des Begriffs der Plastik. Das kann man nur begreifen, wenn man das Innerste mit dem Äußersten zusammensieht. Das "Urbild" bei Wilhelm Schmundt ist die "Soziale Skulptur" bei Joseph Beuys. (...) Wie aber ist Substanz überhaupt wahrnehmbar? Und was hat das Denken damit zu tun? Der Beuys-Satz: ''Denken'' [gleich] ''Plastik'' ist ja eine Substanz-Aussage. (...) [Schmundt] war geprägt durch die vollkommene Selbständigkeit im Denken und deshalb begnadet mit der Fähigkeit, im Denken Wahrnehmungen zu haben, d.h. Intuitionen. So stößt er auf das ''"Urbild"'', wie er es nennt. Das hat er gesehen! Und genau in diesem Urbild erscheint bei Beuys die ''Soziale Skulptur'', die parallel dazu entstanden ist. Beide verschmelzen zu Einem. Also Beuys hat mit seinem ''freien demokratischen Sozialismus'' dieses Urbild gehabt, was Schmundt als die ''Freiheitsgestalt des sozialen Organismus'' bezeichnet. Beide Urbilder haben sich als die gleichen erkannt.|e.d., S. 24f.}}
== Literatur ==


{{LZ|[D]as Denken kann nur es selbst sein und Plastik sein, wenn es wirklich rein, d.h. von jeglichen Nicht-Denk-Ambitionen frei bleibt bzw. frei gemacht wird. Und genau dies vollzog Wilhelm Schmundt in seiner ganz wichtigen Entdeckung der Unterscheidung des ''Urbildes des sozialen Organismus'' von dem, was er das "soziale Leben" oder das "soziale Gestalten" nannte. (...) Schmundt bestand auf dieser Unterscheidung von Ideenbild und politischer Tat, weil er sah, daß der soziale Organismus ja vorhanden ist und nicht erst hergestellt werden muß, daß er also, wenn er geheilt werden soll, zuerst einmal erkannt werden muß.
* Raimund Schmidt (Hrsg. & Einf.): ''Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen.'' Erster Band: Paul Barth / [[Wikipedia:Erich Becher|Erich Becher]] / Hans Driesch / [[Wikipedia:Karl Joel (Philosoph)|Karl Joël]] / [[Wikipedia:Alexius Meinong|A. Meinong]] / [[Wikipedia:Paul Natorp|Paul Natorp]] / [[Wikipedia:Johannes Rehmke|Johannes Rehmke]] / [[Wikipedia:Johannes Volkelt|Johannes Volkelt]]. Felix Meiner, Leipzig 1921.
* Otto Heinichen: Drieschs Philosophie. Eine Einführung, Leipzig 1924.
* [[Wikipedia:Will Durant|Will Durant]]: Die großen Denker, Zürich 1926, S. 441 - 451.
* [[Wikipedia:Aloys Wenzl|Aloys Wenzl]]: Hans Driesch: Persönlichkeit und Bedeutung für Biologie und Philosophie heute, Basel 1951
* [[Wikipedia:Emil Ungerer|Emil Ungerer]]: ''Hans Driesch. Die Eigengesetzlichkeit des organischen Lebens.'' In: ''Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. 2. Mediziner, Biologen, Anthropologen.'' Hgg. [[Wikipedia:Hans Schwerte|Hans Schwerte]] & [[Wikipedia:Wilhelm Spengler|Wilhelm Spengler]]. Reihe: Gestalter unserer Zeit Bd. 4. Stalling, Oldenburg 1955, S. 218-227.
* Reinhard Mocek: Wilhelm Roux, Hans Driesch. Zur Geschichte der Entwicklungsphysiologie der Tiere ("Entwicklungsmechanik"), Jena 1974.
* {{NDB|4|125|126|Driesch, Hans Adolf Eduard|Aloys Wenzl|118527479}}
* Horst H. Freyhofer: The Vitalism of Hans Driesch. The Success and Decline of a Scientific Theory, Frankfurt/Main, Bern 1982.
* Walter Hof: Die philosophische Reichweite der modernen Naturwissenschaft, Leer 1984, S. 15 - 26.
* Thomas Miller: ''Konstruktion und Begründung''. Zur Struktur und Relevanz der Philosophie Hans Drieschs. G. Olms Verlag, Hildesheim 1991. ISBN 978-3-487-09514-1
* [[Wikipedia:Kurt Tucholsky|Kurt Tucholsky]]; Lerne lachen ohne zu weinen. Auswahl 1928–1929; Berlin 1985
* [[Wikipedia:Hans-Peter Waldrich|Hans-Peter Waldrich]]: Grenzgänger der Wissenschaft, München 1993, S. 64 - 93.
* Rudolf Steiner: ''Ursprung und Ziel des Menschen'', [[GA 53]] (1981), ISBN 3-7274-0532-5 {{Vorträge|053}}
* Rudolf Steiner: ''Die befruchtende Wirkung der Anthroposophie auf die Fachwissenschaften'', [[GA 76]] (1977), ISBN 3-7274-0760-3 {{Vorträge|076}}
* Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}


Das genau ist ''Parallelprozeß'' bei Beuys.|e.d., S. 27f.}}
{{GA}}
 
Eine politische Aktion findet also in solcher Sichtweise nicht in der politischen Sphäre eines dreigegliedert zu denkenen sozialen Organismus statt, sondern in dem, was Schmundt das kulturelle oder soziale Leben nannte, das vom sozialen Organismus zu unterscheiden wäre.
 
Beuys soziale Plastik, auch wenn sie von der gleichen "Substanz" ([[Ideenrealismus]]) wie das Schmundte Urbild sein mag, zeigt sich doch wesentlich flüssiger und flexibler als das eher festgezurrte Schmundtsche Urbild (in seiner detaillierten Ausarbeitung):
 
{{LZ|Wir mussten hart arbeiten und wären doch so gerne auch beim Kongress dabei gewesen. Da kam eines Tages Joseph Beuys in die Alte Post. Ich war gerade sehr niedergedrückt, nachdem wir 60 Mittagessen àla carte zu den Gästen gebracht hatten. Lieber hätte ich doch mehr von ihm gehört in seinem Kurs. Ich wollte die Soziale Skulptur begreifen können. Da machte er mir an meinem Tun klar, welche Skulptur ich immerzu schaffen würde. «Sieh mal», sagte er: «du gehst freundlich zu dem Gast, er bestellt, der nächste auch, mit dieser Bestellung gehst Du in die Küche und bereitest in kürzester Zeit verschiedene Essen, hier Spätzle mit einem Schnitzel, dort Bratkartoffeln, daneben Salate oder Pfannkuchen mit Apfelmus. Jeder Griff muß sitzen. Dann legst Du alles auf die Teller; dies alles so schnell wie möglich, kommst mit dem Teller in die Gaststube und stellst dem Gast das Essen heiß - und schön anzusehen - vor ihn hin. Mit allen Mitarbeitern und den Gästen zusammen ist das eine wunderschöne Soziale Skulptur». Das hatte ich verstanden und war zufrieden mit meiner Arbeit.|Ingrid Feustel: 40 Jahre Internationales Kulturzentum Achberg, in:  Brüll/Rappmann (Hrsg.), Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?, S. 92f.}}
 
Man hat hier eine Szene aus einem typischen Kleinbetrieb, den Schmundt zur "Konsumtionssphäre" des sozialen Organismus gerechnet hatte, in ein Gebiet von diesem also, wo die drei Glieder für Schmundt nicht ausdifferenziert sind, sondern ineinander verwoben. Diese konkrete soziale Plastik, die dann noch einmal durch den Auftritt des Künstlers überformt wurde, (Beuys hatte hatte in dem Gespräch ja selbst eine soziale Plastik kreiert, mit Ingrid Feustel zusammen kreiert, eine Metamorphose der eher wirtschaftlichen Plastik des Gaststättenbetriebes), ist ''nicht'' innerhalb des sozialen Organismus, wie ihn Schmundt verstand (durchorganisiertes Arbeitsfeld) geschehen, sondern an der Peripherie desselben, im Konsumtionsfeld, das als ein Übergangsfeld zum nicht in drei Glieder ausdifferenzierten sozialen Leben verstanden werden könnte, wie Schmundt es in Differenz zum eigentlichen sozialen Organismus, wie ''er'' ihn "sah", auffaßte. Das allein-einige "Urbild" zeigt sich in der Fassung der Sozialen Plastik deutlich flexibler, andererseits aber auch an das Beliebige grenzend.
 
== Horizontale und Vertikale Dreigliederung ==
Die in der Dreigliederungsliteratur dokumentierten Versuche, Wilhelm Schmundts Sichtweise mit derjenigen Rudolf Steiners vereinbaren zu können, sind zum Teil darauf hinauslaufend, unterschiedliche Perspektiven auf den ''einen'' Gegenstand in ihrer aufgrund der Perspektivität gegebenen Widersprüchlichkeit von dem Gegenstand selbst, und Widersprüchlichkeiten eines ''inneren'' Verständnisses dieses Gegenstandes, wodurch dieser als verschiedene, mehr oder weniger vereinbare Gegenstände erscheint, zu unterscheiden.
 
Es ist dies ein schwieriges Unterfangen, da das Soziale selbst eben diesen Unterschied von Perspektive und Gegenstand so nicht kennt. Es gehört zum Wesen des Sozialen, daß Perspektive, Sichtweise, Auffassung sich vergegenständlicht, realisiert, und umgekehrt der Gegenstand, das Reale einer Wandlung unterliegt, je nach dem, wie man es auffäßt und versteht, und wie man ja dann auch entsprechend handelt. (Wobei sich natürlich soziale Strukturen nicht allein aus dem bilden, was eine einzelne Person denkt und wie sie handelt, sondern aus dem Denken und Handeln aller Beteiligten, einschließlich unbeabsichtigter Nebeneffekte z.B. durch unbewußtes Verhalten). In Diskussionen und Erörterungen bleibt dabei oft unklar, was nun einer unterschiedlichen Perspektive geschuldet ist, und was einer Rede von unterschiedlichen Gegenständen, von ''verschiedenen Thematiken'' bei ähnlichem Wortschall geschuldet ist.
 
{| class="wikitable center"
!
! Geistesleben
! Rechtsleben
! Wirtschaftsleben
|-
| Geistesleben
| Kreative Produktivität, Erziehung und Bildung
| Zivilgesellschaftliche Initiativen
|
|-
| Rechtsleben
| Politische Aktion
| Demokratie
|
|-
| Wirtschaftsleben
| Konsumtionssphäre, Kleinbetrieb,
| Geld
| Produktion von Waren und Dienstleistungen, Arbeitskollektive
|}
 
Nur ein Beispiel von Zuordnungsmöglichkeiten, um Perspektive und Gegenstand in einen "Kasten" zusammen zu bekommen. Es gibt auch einen dreidimensionales Modell von Alfred Groff<ref>Alfred Groff: "Ich bin" Tetranthropos, der bewusste Mensch. Transpersonale Weisheit, dreidimensionale Dreigliederung und integrale Politik, 2012, ISBN 3848225875</ref>. Der Kasten soll hier nicht weiter ausgefüllt werden, da die "richtige" Befüllung der Fächer doch wieder von Perspektive und Gegenstandsverständnis abhängt, es also auch unterschiedliche Befüllungen möglich sein können. Solche Kästen, es könnte auch ein dreidimensionaler, oder einer mit Viergliederung oder Vierdimensionalität sein, sind Hilfsmittel des Verstandes die Einheit und Differenz von Perspektive und Gegenstand sich darzustellen. Die Richtigkeit oder Brauchbarkeit solcher Modelle kann nur im wirklichen sozialen Leben, in der jeweiligen Lebenspraxis geprüft und bewährt werden. Das Schauen des Urbildes und ein privates Erlebnis der Stimmigkeit genügt nicht. Es muß daher auch eine Ansicht als bloße Ansicht, die Dreigliederungidee sei lediglich das Urbild in Gedanken, zurückgewiesen werden. Nur die konkrete Realisierung im sozialen Leben zeigt das Urbild in seiner wahren Gestalt.
 
==Kritik==
{{LZ|Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ''ins Rechte'' denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.
 
Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren<ref>vgl. z.B. Lit: Andreas Schurack: Stüttgens Sünden, oder [[Thomas Mayer]]: [[http://www.eurorettung.org/fileadmin/media/Eurorettung/Regiogeld_OMNIBUS_6Seiten.pdf Regiogeld - Ein Schritt zur Demokratisierung des Geldes]], 2004 </ref> wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln.|<ref>http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/</ref>}}
 
(Eine Kritik juristischer Mentalität und abstrakt-juristischen Denkens, angewandt auf moderne soziale Fragen, findet sich z.B. in GA 305, 11. Vortrag. Es ist aber fraglich, ob man Wilhelm Schmundt in solche Kategorie einordnen kann, denn ein goetheanistisches Denken, d.h. Schauen, kann nicht auf "Kategorien wie Rechte und Pflichten" reduziert sein, insofern als es sich dabei um Abstraktheiten handeln sollte.)
 
Eine knappe Erläuterung der Auffassung Schmundts geben Wilfried Heidt und Ulrich Rösch im Vorwort zu: Wilhelm Schmundt: Revolution und Evolution - Auf dem Wege zu. einer Elementarlehre des sozialen Organismus. Band Nr. 3 der Reihe Wissenschaft;  Verlag edition dritter weg, Achberg 1973:
{{LZ|Im Prozeß des sozialen Gestaltwandels
hebt sich von diesem Wirtschaftsleben
das Rechtsleben, als ein gleichsam über
ihm stehendes Glied, mit einer spezifischen
Aufgabe ab. Die Wertströme des
Wirtschaftslebens - Fähigkeitswerte einerseits
und Konsumwerte andererseits -
werden durch das Geld, den Repräsentanten
des Rechtslebens, gelenkt. Arbeitsteilung
und Fremdversorgung, Produktion
und Konsumtion werden durch
das Geld in Rechtsbeziehung zueinander
gesetzt. Durch das Geld greift also das
Rechtssystem in umfassender Weise in
das Wirtschaftsgeschehen ein.|Revolution und Evolution: Vorwort}}
 
Das [[Geld]] soll also innerhalb des Wirtschaftslebens der Repräsentant des Rechtslebens sein - eine Ansicht und ein Gestaltungsvorschlag, den man so bei Rudolf Steiner nicht findet. Zudem soll dem Geld eine Lenkungsfunktion zukommen, "in umfassender Weise in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen". Das hört sich nach Steuerung der Wirtschaft durch das Rechtsleben an. (Auch von daher kommt der Vorwurf Schweppenhäusers an Schmundt, er vertrete eine Art Planwirtschaft<ref>vgl. z.B. Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 44: "Schon vor Jahren und immer wieder habe ich WS darauf aufmerksam gemacht, daß seine Elementarlehre nicht den sozialen Organismus in "seiner Freiheitsgestalt", sondern in einer sozialistisch-kommunistischen Zwangsjacke darstellt. Das hat er in Dornach bestätigt und in Hannover freimütig ausgesprochen, sein Modell habe 'Ähnlichkeit mit dem kommunistischen System'."</ref>). Für Rudolf Steiner ist das Geld jedoch lediglich eine "wandelnde Buchhaltung". Die Geldzirkulation bildet in der Buchhaltung den Kreislauf Produktion - Handel - Konsum ab. Sie steuert ihn nicht. Der Erwerb einer Ware führt z.B zu einer Übergabe von Geld. Der Geldschein begründete nur den Anspruch, den Kauf zu tätigen. Durch die Übergang des Geldes an den Verkäufer geschieht ein Buchhaltungsvorgang: Nunmehr hält der Verkäufer eine Anweisung auf Ware in bestimmter Höhe in Händen und kann etwas kaufen. Dies alles sind lt. Rudolf Steiner rein wirtschaftliche Vorgänge. Rechtscharakter hat das Geld nur als Anweisung, Anspruch auf Warenbezug.
 
{{GZ|Aber das Geld wird - auch wenn der führende Handelsstaat England an der Goldwährung festhält - zunächst wenigstens im Inlandsverkehr eine andere Bedeutung erhalten. Es wird dasjenige, was heute dem Gelde anhaftet - daß es Ware ist -, das wird wegfallen. Dasjenige, was im Geldwesen vorliegen wird, wird nur eine Art wandelnde Buchhaltung sein über den Warenaustausch der dem Wirtschaftsgebiet angehörenden Menschen. Eine Art aufgeschriebener Guthaben wird man haben in dem, was man als Geldunterlage hat. Und ein Abstreichen dieser Guthaben wird stattfinden, wenn man irgend etwas erlangt, was man zu seinem Bedarf braucht. Eine Art Buchführung, wandelnder Buchführung wird das Geldwesen sein. Das Geld, das heute Ware ist und dessen Gegenwert, das Gold, ja nur eine Scheinware ist, das wird in Zukunft nicht mehr Ware sein.|337a|78f.}}
 
Aber sind solche Differenzen der Verständnisse oder der Gestaltungsvorhaben wirklich so gravierend, daß damit die soziale Dreigliederung, wie sie sich nach Schmundt ergibt, eine Fehldeutung, ein Mißverständnis der von Rudolf Steiner in die Welt gesetzten Idee samt seinen ersten anfänglichen Versuchen, die Dreigliederung des sozialen Organismus zu verwirklichen, wäre? Für einen sozialwissenschaftlichen Anspruch und Ansatz, nicht nur einfach theoretische Voraussetzungen zu machen, sondern in der Wirklichkeit des sozialen Lebens die Entstehungs- Lebens- und Entwicklungsbedingungen eines (heutigen) gesunden sozialen Organismus aufzusuchen, kann man den Forschungsansatz Schmundts und die von ihm vorgelegten Resultate eigentlich nur begrüßen, da sie eine allzu naive, dogmatische Herangehensweise an die Dreigliederungsidee, und ein nur vermeintliches Verstehen, was Rudolf Steiner mit der Dreigliederungsidee gemeint hatte, stoppen. So genügt es einem wissenschaftlichen Anspruch denn auch nicht, Schmundt nachzuweisen, daß sein Forschungsansatz und daraus gewonnene Erkenntnisse mit denen Steiners, und den ''eigenen im Sinne einer dogmatischen Nachbeterei'' nicht übereinstimmen.
 
Möglicherweise ist, um bei der angeführten Differenz zu bleiben, für eine Übergangszeit der Vorschlag Schmundts, von der staatlichen Ebene zunächst steuernd mittels des Geldes in die Wirtschaft einzugreifen, genau das richtige Vorgehen? Es kommt dies doch dem Kontrollbedürfnis des heutigen Bürgers entgegen, der endlich die wahre Demokratie verwirklicht wissen will. Die Vorstellung, daß man der Wirtschaft für ihre Selbstverwaltung auch die Geldhoheit, bzw. deren Abschaffung überlassen könne, überfordert vielleicht noch viele. Es hat sich ein großes Mißtrauen aufgebaut, was natürlich mit der heute noch herrschenden Wirtschaftslehre (sowohl Neoklassik als auch Marxismus) zusammenhängt, die das Egoismusprinzip mit wirtschaftlichem Handeln fest verkoppelte, als müsse es aufgrund der Natur des Menschen und dem Wesen des Ökonomischen so sein.<ref>vgl. auch Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn?, Rundbr. Sozialimpulse 1/94, S.7, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Beduerfnislohn_oder_Leistungslohn.pdf PDF]</ref><ref>Allerdings sehen die Vorschläge Rudolf Steiners auch vor, daß Kapital unverkäuflich ist und vom Geistesleben verwaltet wird, vgl. [[Kapitalneutralisierung]]. Dadurch könnten die größten Gefahren gebannt werden, die durch die Geldselbstverwaltung einer staatsunabhängigen globalisierten Wirtschaft entstehen könnten.
 
{{LZ|Statt die Geldpolitik für eine staatliche Aufgabe und die Kapitalzirkulation für eine Marktfrage zu halten, stellt Steiner alles auf den Kopf. Für die Währung soll die Weltwirtschaft selber verantwortlich sein. Das Kapital soll aber durch das Geistesleben übernommen werden und damit unverkäuflich werden. Schaut man sich die Gründe Steiners genauer an, so wird einem bald klar, daß das eine nicht ohne das andere geht. Eine Entstaatlichung der Wirtschaft kann man sich nur leisten, wenn der Kapitalmarkt gleichzeitig abgeschafft wird. Sonst kommt es zu einer Globalisierung, die nicht nur Weltwirtschaft meint, sondern auch Übermacht der Ökonomie, und daher zu Recht bekämpft werden muß. Diesen Zusammenhang haben die meisten Dreigliederer übersehen. Sie haben sich lieber darüber gestritten, ob das Geld eine Ware oder ein Recht ist. Viele schrecken nämlich davor, Geld und Währung zu den Aufgaben des Wirschaftslebens zu rechnen. Die soziale Dreigliederung ist ihnen doch zu radikal. Solche anthroposophischen Versuche, Geld und Währung doch beim Alten, nämlich beim Staat zu lassen, stützen sich meist darauf, daß Steiner aus dem Geld keine Ware wie die anderen machen will. Sie soll eine Ware besonderer Art werden. Dies heißt aber lange nicht, daß Steiner daraus ein Recht machen will, wie es zum Beispiel später Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys gemacht haben. Staatliche Währungen koppeln sich nämlich von der realen Wirtschaft ab.|Sylvain Coiplet, Abschnitt Geld und Währung in: [www.dreigliederung.de/sammlungen/s04.html]}}
 
Die größten Schwierigkeiten liegen dabei wohl nicht einmal darin, mittels gesetzlichen Bestimmungen Kapitalhandel zu unterbinden und weitere Regelungen bezüglich des Erbrechts usw. international zu vereinbaren. Hierfür könnte es eine gemeinsame Linie der Staaten geben, wenn die nötige Einsicht, daß Kapital nicht handelbar sein darf, vorhanden wäre. Dann könnte man gegen Zuwiderhandlungen international vorgehen, wie heute gegen Korruption und andere Mißstände, für die ein Konsens hinsichtlich Schädlichkeit und Bekämpfungserfordernis gegeben ist. Aber diese Einsicht der Nichthandelbarkeit, bzw. der Schädlichkeit der Handelbarkeit von Arbeit, Boden und Kapital gibt es allgemein verbreitet erst ansatzweise hinsichtlich der Arbeit. Arbeit soll keine Ware sein. Die Unverkäuflichkeit von Kapital (z.B. in Form von Aktien) gehört nicht zu den Gemeinplätzen von Einsicht. Man denkt allenfalls an eine Einschränkung und Kontrolle des Kapitalverkehrs, aber auch wieder durch die Staaten, nicht durch das Geistesleben.
 
Man wird aber wohl ohnehin zunächst nach praktischen, kleineren Lösungen im Regionalen (global netzwerkartig) suchen müssen. Es gibt für die Kapitalneutralisierung Ansätze, wie z.B. Übertragung an eine Stiftung, die bei geltendem Recht schon funktionieren. Und andererseits gibt es die Möglichkeit zu regionalen Parallelwährungen, die allein von der Wirtschaft verwaltet werden. Praktische Erfahrungen mit der Umsetzung der Dreigliederung im Kleinen mögen letztlich größeren Wert für die Realisierung und Etablierung der Dreigliederungidee haben als große theoretische Entwürfe, Gesamtmodelle, von denen niemand weiß, wie sie sich realisieren lassen sollen und die daher als Utopie erscheinen.
 
Schmundts Modell versteht sich aber als das Ergebnis einer goetheanistischen phänomenologischen Forschung. Er forderte eine Revolutionierung der Begriffe. Es sollen Begriffe gebildet werden für die Erfassung der Wirklichkeit des Sozialen, dieses soll von innen aus sich selbst heraus verstanden werden. Die Dreigliederung des sozialen Organismus ist bei ihm als Ergebnis des Forschens gemeint, nicht als Voraussetzung. Nun weicht das Gesamtmodell als Forschungsergebnis bei ihm von demjenigen Steiners ab. Er kann gar nicht zugeben, daß das, was er sozialwissenschaftlich erforscht hat, darum falsch sein soll, weil es nicht mit allem übereinstimmt, was Rudolf Steiner über den sozialen Organismus gesagt hat. Um Schmundt zu widerlegen, muß man ihm in seiner phänomenologischen Arbeit folgen und ihm seine in ihr befindlichen Denk- oder Beobachtungsfehler nachweisen. Man wird diese finden können. Es mögen schon diese Axiome sein, die er seiner Forschung voraussetzt:
 
{{LZ|Das Gefüge des sozialen Organismus, wie es der heutigen Stufe des Menschentums entspricht, ergibt sich aus den zutage liegenden Phänomenen dann, wenn man drei axiomatische Gegebenheiten beachtet. »Axiome« meint hier Aussagen, welche unmittelbar einleuchten und im Rahmen der Soziologie keiner weiteren Begründung bedürfen. Es handelt sich um das Gestalt-Axiom, um das Demokratie-Axiom und um das Freiheits-Axiom. Das Gestalt-Axiom hat es mit der Gestalt des sozialen Organismus zu tun, wie sie sich von der Vergangenheit her in die Gegenwart herein entwickelt hat. Das Demokratie-Axiom umschließt das Fordern der Gleichheit im Rahmen zwischenmenschlicher Rechtsvereinbarungen. Das Freiheits-Axiom fordert das Erfüllen dessen, was aus der Zukunft auf die Kulturmenschheit zugekommen ist: Daß nämlich der erwachsene Mensch die Möglichkeit freien Handelns habe, - daß es heute keine andere Quelle fruchtbaren Handelns mehr gibt als die sich selbst bestimmende Individualität.|Schmundt, 1981}}
 
Das sind keine Axiome, sondern sehr voraussetzungsreiche Annahmen, und keineswegs solche von der Art, die unmittelbar einleuchten. Schon hier muß die Kritik einsetzen, eine immanente Krtik, die darauf verzichten kann, dogmatisch Schmundt entgegen zu halten, daß Steiner etwas anderes gesagt hatte, oder Steiner anders zu verstehen sei. Aber angenommen, es seien Ideen, Urbilder gemeint, Schmundt spricht ja später auch vom Gestalt-Urbild: Solche Urbilder enthalten geradezu alles, es sind keine Axiome. Vergleicht man diese Axiome Schmundts mit den vier Königen aus Goethes Märchen, ergibt sich folgendes:
Goethe: Gemischter König (Vergangenheit) - Goldener, silberner und ehener König (Zukunft). Schmundt: Gestalt-Axiom (Vergangenheit) - Demokratie-Axiom  - Freiheits-Axiom (Zukunft). Für den ehernen König gibt es bei Schmundt kein entsprechendes Axiom, seine Axiome entsprechen einer Dreiheit des gemischten, silbernen, und goldenen König.
 
Es ergeben sich im Anschluß an eine solche urbildliche Differenz zwischen der Steinerschen und der Schmundtschen Dreigliederung viele Fragen. Eine ist diese: Inwiefern ist der gemischte König in Goethes Märchen tatsächlich der sog. "Einheits''staat''", und was hat es mit diesem angeblichen [[Einheitsstaat]] eigentlich auf sich? Kann man heute noch von solch einem Einheits''staat'' sprechen, oder hat sich der gemischte König längst metamorphosiert zur Einheits''wirtschaft''? Hat Schmundt die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den ehernen, silbernen und goldenen König nicht in einem historisch gewordenen Einheits''staat'' aufgesucht, sondern in der modernen ''Wirtschafts''gesellschaft, in der das Staats- und Rechtsleben bereits zum Überbau eines alles beherrschenden kapitalistischen Wirtschaftslebens heruntergekommen ist? (In eine ähnliche Richtung hat auch Herbert Witzenmann gedacht, mit seiner Ansicht, die Dreigliederung ließe sich nicht mehr so verwirklichen, wie es nach dem ersten Weltkrieg möglich gewesen wäre, man müsse innerhalb des Wirtschaftslebens nach einer Dreigliederung des sozialen Organismus suchen. (vgl. z.B. Witzenmann: Die organische Geldordnung, Seite 62ff., mit Berufung auf den Nationalökonomischen Kurs und der höchst problematischen Annahme, schon 1922 habe Rudolf Steiner eine Dreigliederung i.S. der Kernpunkte nicht mehr für möglich gehalten: "Die institutionären Machtballungen und mit der Entschlossenheit des Stärkerechts ausgestatteten Gruppenegoismen unserer Zeit geben einer Erwartung, wie man sie damals hegen konnte, nicht mehr Raum. Auch Rudolf Steiner hat der bereits zu seiner Zeit entscheidend veränderten Lage Rechnung getragen. Sein sog. 'nationalökonomischer Kurs' ist der Beweis dafür." (S. 62) "Die erste Variante der Dreigliederungsidee entwickelte die sozialorganische Differenzierung und Integrierung von Menschengruppen innerhalb großer Gegenseitigkeitsgeflechte. Die neue Variante betrifft die Einordnung von Menschen und Menschengruppen in Kooperationssysteme beliebiger Größenordnung. Diese können sich daher auch innerhalb größerer sozialer Zusammenhänge anderer Art bilden." (S. 64) Die witzenmannsche Dreigliederung der Wirtschaft auf Grundlage einer Interpretation des NöK, auch über diesen hinausschauend, unterscheidet sich allerdings in wesentlichen Punkten von derjenigen Schmundts. Die Zuständigkeit für die Geldordnung liegt bei der Wirtschaft (wobei allerdings die Assoziationen mit höherer Kompetenz ausgestattet werden, was letztlich darauf hinauslaufen könnte, daß demokratische Legitimierungsverfahren in sie hineinragen, was allerdings kein Thema für Witzenmann ist: Allein Sachkompetenz entscheidet, mit Hinzunahme von Gerechtigkeitsgesichtspunkten. Gerechtigkeit wird freilich von allen Betroffenen geltend gemacht), das Rechtsleben manifestiert sich in den gerechten Preisen, die Ergebnis der beiden Wertbildungsfaktoren Naturveredlung und organisierender Geist sind, mit ihren ermittelten gerechten Leistungsanteilen: "Die Idee der sozialen Dreigliederung erscheint damit in neuer Metamorphose als ein Sich-Bedingen der wert- und rechtsbildenden Faktoren. Der wirtschaftliche Systemanteil tritt hierbei als Veredlung, der geistige, wenn auch noch halbfrei an die Bedarfsdeckung gebundene, als organisierende Leistungsfreisetzung, der rechtliche als Preisbildung und Preisregulation auf." (63f.) Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Schmundt können hier nicht weiter verfolgt werden. Zu Witzenmanns Dreigliederung sowie zu Kritik seiner Verabschiedung der Dreigliederung der Kernpunkte siehe [[Sozialorganik]].) Wenn der gemischte König längst schon kein Staat mehr ist, sondern totalitärer Kapitalismus, muß möglicherweise die Befreiung der Könige, die Verselbständigung, Selbstverwaltung von Rechtsleben und Geistesleben auf neue Art begriffen werden, - im Sinne Schmundts? Eine andere Frage ist die, ob nicht die schmundtianische Auffassung als eine Teilperspektive angesehen werden könnte, diejenige (oder als eine von möglichen derjenigen) von der Wirtschaft aus? Für die Wirtschaft sagt Rudolf Steiner, daß sich ihre Wirklichkeit je nach Standpunkt unterschiedlich darstelle, man könne deshalb nur gemeinsam im Austausch zu Erkenntnissen der Sachlage, und dann zu sachgerechtem wirtschaftlichen Handeln kommen (Vgl. z.B. hinsichtlich der Frage der Goldwährung GA 79, S. 250f.). Aus der Perspektive der Wirtschaft kommt es, so könnte man folgern, dann auch zu unterschiedlichen Sichtweisen, wie ihr Verhältnis zum Rechts- und Geistesleben zu gestalten sei? Und muß man dann nicht, wenn sich Vertreter der Wirtschaft und Vertreter des Rechtslebens einigen können sollen, auch demokratische Verfahrensweisen mit hinzunehmen, bzw. was demokratisch entschieden worden ist, oder zu entscheiden sein wird, berücksichtigen? </ref>
 
{{LZ|Die neue Elementarlehre von WS [Wilfried Schmundt] ist das Resultat von drei fundamentalen Fehlern. Die drei neuen Begriffe: die Dreigliederung des sozialen Organismus, die Assoziation als soziale Wirtschaftsgestaltung und das Schenkungsgeld sind originäre Begriffe bei Rudolf Steiner. Wissenschaftliche Exaktheit fordert, daß solche eindeutigen Begriffe nicht in unzutreffender Weise verwendet werden. Gerade das aber geschieht, wenn sich WS auf Rudolf Steiner beruft.|Schweppenhäuser: Fallstudien Heft 5, S. 107}}
 
Die Kritik Schweppenhäusers erweckt den Eindruck, daß Schmundts Dreigliederungslehre derart massive Differenzen zu derjenigen Steiners (bzw. wie Schweppenhäuser ihn versteht) hat, daß man nicht mehr von Interpretation der Steinerschen Ideen sprechen kann, sondern von einem (mehr oder weniger) eigenständigen Ansatz Schmundts sprechen muß, der nur Anleihen bei Steiner macht.
 
{{LZ|Auch WS spricht von Dreigliederung. Sein "Ur-Gestaltbild" des sozialen Organismus ist aber keine "horizontale" Dreigliederung im Sinne des Begriffes bei Rudolf Steiner. Unüberhörbar verkündet WS: Sein Urbild des sozialen Organismus ist Wirtschaftsleben schlechthin, auch da wo rein geistige und rein rechtliche Funktionen bestimmend für die sozialen Einrichtungen sind. Von einem autonomen, sich selbst verwaltenden Geistesleben ist bei WS nicht die Rede. Er erläutert (in einem Schreiben vom 17.9.80), was er als Geistesleben versteht: "Die 'beratenden Gremien' ('Kuratorien') sind nicht die 'Assoziationen' bei WS; vielmehr durchziehen sie das assoziative Wirtschaftsleben und vollziehen die Aufgabe des 'freien Geisteslebens', welches die Einsichten zustande bringt, 'die in der Gemeinschaft wirken sollen'. Bei WS wird so die Dreigliederung konkretisiert."
 
Die Dreigliederung ist bei Rudolf Steiner eindeutig durch die relative Selbständigkeit - Selbstverwaltung - der drei Gebiete definiert; WS mißbraucht diesen Begriff: irgendwo ist bei ihm auch Dreigliederung; aber sie ist (...) - in dem Überbau von Rechtsleben und Geistesleben über dem Wirtschaftsorganismus - unkonkret. Er verlangt, daß, wenn man diese "Kuratorien" als Geistesleben begreift, dann bei ihm die Dreigliederung "konkret" wird. Hier wird in unkorrekter Weise mit dem Begriff der Dreigliederung umgegangen. - Bei WS gibt es nur eine materielle "Kultur" - das Wirtschaftsleben ist diese "Kultur": "WS unterscheidet den 'sozialen Organismus' mit seinen drei Gliedern und das 'soziale Leben' mit seinen drei Kulturbereichen - jenen als Grundlage für dieses. HGS [Hans Georg Schweppenhäuser] (sprich Rudolf Steiner!) hat dieses nicht. So sieht WS das öffentliche Bildungswesen, das dem Geistbereich der Kultur angehört, zugleich im 'Tätigkeitsbereich' des sozialen Organismus, also in dessen 'Wirtschaftsleben'. Für HGS ist 'Geistesleben des sozialen Organismus' identisch mit 'Geistbereich der Kultur'."|Fallstudien 5, S. 107f.}}
 
Aber wenn Steiners Begrifflichkeit wirklich so eindeutig ist, wie Schweppenhäuser meint, dann verwundert es doch, daß solche gravierenden Auffassungsunterschiede zustande kommen konnten (und bis heute nicht ausgeräumt sind). Schmundt beharrte auf seinen Ansichten trotz der Kritik, und wurde zum Ideengeber der Achberger Dreigliederer. Durch Joseph Beuys ist dann nochmals eine zusätzliche Verwirrung eingetreten, als seine Idee der [[Soziale Plastik|sozialen Plastik]] eigentlich nur noch an die Erkenntnisfähigkeit und Gestaltungskraft des Einzelnen, bzw. auch Gemeinschaften, gemeinsames Erkennen und Gestalten, appelliert. Sein Spruch "Jeder Mensch ist ein Künstler" läßt sich transponieren in: "Alles ist soziale Plastik"<ref>Also ist auch der "[[gemischter König|gemischte König]]" soziale Plastik, oder etwa nicht? Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs sei. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen ''neuen'' Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des [[Retardus]] zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen. Um bei dem Bild zu bleiben, sieht Schweppenhäuser die soziale Plastik Schmundts als mißraten an, die drei Könige wären in Schmundts Lehre nicht vollständig (d.h. auch in ''richtiger'' Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten wieder neu verquickt, vermischt.</ref>. Nimmt man noch verschiedene Viergliederungskonzepte ([[Johannes Heinrichs]], [[Michael Opielka]]) hinzu, möglicherweise auch [[Luhmann]]s Systemtheorie, sowie [[Habermas]]<ref>Einer sich als ''empirische'' Wissenschaft (mit dem Vorbild der Naturwissenschaften und der mathematisierenden Ökonomie) verstehenden Soziologie gelten ansonsten Großtheorien wie diejenigen Habermas und Luhmann lediglich als "Sozialphilosophie", brauchbar vielleicht für einige Orientierungs- und Ordnungsgesichtspunkte, aber weil nicht [[wikipedia:Operationalisierung|operationalisierbar]] und [[Falsifikation|falsifizierbar]], für die empirische Forschung als unbrauchbar. (Das auch von Habermas konstatierte Faktum eines unintegrierten Nebeneinanders von soziologischer (Groß)-Theorie und empirischer Sozialforschung ist auch durch die Aufstellung von [[wikipedia:Theorie mittlerer Reichweite|Theorien "mittlerer Reichweite"]] zu überbrücken versucht worden.) Unter solches Verdikt, bloße Philosophie zu sein, dürften auch Soziallehren wie die Dreigliederung oder auch Heinrichs Viergliederungskonzept fallen. Bis eine goetheanistische Sozialwissenschaft im akademischen Diskurs zur Anerkennung als ''empirische'' Wissenschaft kommt, ist es noch ein langer Weg, wenn es überhaupt jemals geschieht, vielleicht sogar besser gar nicht sollte. Im Rahmen von Philosophie gibt es allerdings mehr Freiheit, und gerade unter dem Aspekt der Notwendigkeit der Bewußtmachung und hinweisenden Verbreitung von Wissen für eine mögliche soziale Praxis kann Sozialphilosophie viel bewirken, hier in dem besonderen Fall auch durch den gründlichen und genauen Vergleich der verschiedenen Lehren. Im übrigen ist aus der Sicht Rudolf Steiners seine Lehre von der sozialen Dreigliederung nicht als ein abstrakt-theoretisches Lehrgebäude zu verstehen, sondern als Vermittlung von nicht abstrakten, sondern [[Urbild|urbildlichen]], lebendigen Ideen, die eine praktische Gestaltung des sozialen Lebens sollen anleiten können, und über ein entsprechendes bewußtes Wollen als Ideen praktisch wirksam werden können sollen. Eine bloß theoretische Beschäftigung mit der Lehre von der Dreigliederung als einer Großtheorie neben anderen würde nur das Verbleiben in unfruchtbarem Theoretisieren befördern. Sozialwissenschaft, so notwendig sie ist als abstraktes Theoriegebäude und empirische Forschung, hat letztlich nur die Aufgabe, Verständnisschwierigkeiten zu bearbeiten, die einer gelingenden sozialen Praxis entgegen stehen.</ref> natürlich (Wirtschaft, Politik und Lebenswelt), ist das Disaster perfekt und man sieht sich genötigt, nochmals genauer zu studieren, was Rudolf Steiner eigentlich mit seiner Dreigliederungslehre gemeint hatte.
 
Dabei hatte Rudolf Steiner zwar eine besondere Schwierigkeit gesehen, brauchbare Ideen für die Gestaltung des sozialen Lebens zu gewinnen, weil dafür höhere Erkenntnisfähigkeiten erforderlich seien. Wären diese Ideen aber in adäquater Sprache mitgeteilt, habe der "gesunde Menschenverstand" keine Probleme mit ihrem Verständnis:
 
{{GZ|Es ist ja heute so, daß dasjenige, was sozial fruchtbar ist an Ideen, eigentlich nur gefunden werden kann von den wenigen Menschen, welche sich gewisser spiritueller Fähigkeiten bedienen können, die die weitaus überwiegende Mehrzahl der Menschen heute nicht gebrauchen will, trotzdem sie in jeder Seele liegen. Aber diese wenigen, die werden sich die Aufgabe setzen müssen, dasjenige, was sie herausholen aus der geistigen Welt gerade mit Bezug auf soziale Ideen, mitzuteilen. Sie werden es übersetzen in die Sprache, in die eben die geistigen Wahrheiten, die in einer anderen Gestalt jenseits der Schwelle geschaut werden, übersetzt werden müssen, wenn sie populär werden sollen. Diejenigen, die aus der Initiation etwas wissen über soziale Ideen, werden die Verpflichtung haben, diese sozialen Ideen der Menschheit mitzuteilen, und die Menschheit wird sich entschließen müssen dazu, über die Sache nachzudenken. Und durch Nachdenken, bloß durch Nachdenken mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, wird schon das Richtige herauskommen.|185a|200f.}}
 
Entgegen dem Optimismus, der in diesem Zitat aus dem Jahre 1918 noch zum Audruck kommt, hat sich dann allerdings während des öffentlichen Eintretens für die soziale Dreigliederung 1919 und 1920 durch Steiner und andere Anthroposophen gezeigt, daß bei einer genügend großen Zahl von Menschen ein Verständnis für die Dreigliederung sich vorerst noch nicht ausreichend entwickeln konnte. Wilhelm Schmundt verstand denn auch sein Werk auch als Hinführung, Anleitung zum Begreifen, was mit dem dreigegliederten sozialen Organismus gemeint sei, und wie er praktisch zu verwirklichen sei. Diesem Anliegen entsprechend trägt eines seiner Werke, eine Zusammenstellung von Aufsätzen, den Titel: "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus".
 
==Werke (Auswahl)==
''"Vorläufer"''
*''Wandlung des Kapitalbegriffs'' In: Die Drei, Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html|Text}})
*''Sozialwissenschaft als Gegenstand des Hauptunterrichts'', in: Erziehungskunst, Juni (Heft 6), 1959, S. 161 - 172, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1950-1959/1959_Heft_6_Jg_23.pdf#4}}
 
''Grundwerk''
*''Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt'', (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977, (1. Aufl.: 1968, die erste Auflage enthält ein Geleitwort von Herbert Witzenmann, S. 5f.), (Neuauflage im FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage))
*''Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus'', hrsg. u. mit e. Vorw. vers. von [[Wilfried Heidt]] u. [[Ulrich Rösch]], 1973, ISBN 3-88103-020-4, [http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1970-1979/1975_01_Jg_39.pdf Rezension]
*''Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Durch Revolution der Begriffe zur Evolution der Gesellschaft'', Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003), ''(2. erw. und umgestaltete Auflage von "Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus")'', (''Aufsatzsammlung, bearbeitet'')
*''Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze''. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975, 2. erw. Aufl. 1980, {{VT|16|http://www.impuls21.net/pdf/schmundt-wirtschaftsgesetze.pdf|PDF}}, (kritische Rezension von [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=721 Boris Tullander] in: Bausteine 4/80, S. 46 - 56<ref>"Schumdt spricht stets von wesenhaften Begriffen und goetheanistischer Methode. Weder das eine noch das andere ist gültig für die Texte Schmundts. Seine Formulierungen werden gesteuert von abstrakten, selbstgemachten Worten, und nicht von Phänomenen, nicht von Begriffen. In der Schrift "Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze" wimmelt es von Worten und Ausdrücken, die nicht den Charakter von Begriffen, sondern von irgendwelchen ganz lose erfundenen Bezeichnungen haben. (...) Wo findet man ähnliches in der Nationalökonomie? Man findet es - im größten Ausmaße beim Mißbrauch der Mathematik. Der Mathematiker bestimmt nach seinem Gutachten die Variablen und setzt dafür Buchstaben, Symbole ein. 'Jeder Theoretiker hat seinen eigenen Begriffsapparat' - man charakterisiert es so. Nur sind die wirtschaftlichen Begriffe nicht nominalistisch wie die mathematischen, sondern realistisch. Wenn die Leute dann auf eigene Hand die Definitionen fabrizieren, entsteht eine heillose Sprachverwirrung. Es entsteht eine endlose Diskussion darüber, was jeder 'mit seinen Begriffen meint'. (Boris Tullander in: Bausteine 4/80, S. 54f.) Auch wenn man als Schmundtianer Tullander entgegen halten könnte, er habe Schmundt eben nicht verstanden, bleibt zumindest richtig, folgt man der Ansicht Rudolf Steiners, im Wirtschaftsleben komme es auf Verständigung und ''gemeinsame'' Erkenntnisse an, daß eine gemeinsame Sprache nötig ist, mit klaren Wortbedeutungen, die allgemein bekannt sind und gelten. Es ist schon schwer genug, zu verstehen, was Rudolf Steiner mit "Assoziation" meinte. Wohin soll es dann führen, wenn die verschiedensten Varianten der Wortbedeutung von "Assoziation" in Kurs kommen, ohne daß diese klar in ihrer Differenz zur Steinerschen Bedeutung expliziert sind, oder explizierbar sind. Entweder sollte man dazu stehen, daß man unter Assoziation das gleiche verstehen will wie Steiner (dann läßt sich das untersuchen und ein Verständnis eventuell kritisieren), oder aber man sollte, wenn man einen abweichenden Gegenstand vor Augen hat, wenn das "Phänomen" different ist, ein anderes Wort verwenden. Dies gilt auch für ganze Komplexe von Phänomenen: Wenn diese in ihrer Gesamtheit einen spezifischen differenten Gegenstand ausmachen, verbietet sich die beliebige Übernahme von Bezeichnungen, die aus einem anderen Kontext stammen, da der differente Gegenstand dann in der Auffassung mit dem fremden Kontext verschwimmt.</ref>)
 
''Einzelausgaben, Aspekte, Erläuterung, Vertiefung und Fortführung''
*''Zum Kriterium des Wirklichkeitsgemäßen auf goetheanistischem Erkenntnisfelde'', Math.-Phys. Korrespondenz Nr. 38, Weihn. 1962, S.3-7
*''Physikalische Miniaturen. Ein Gedankenweg zum Bilden wirklichkeitsgemaBer Begriffe im Reich der Physik'', Sonderheft der Mathematische-Physikalischen Korrespondenz, 1971, Vorwort Georg Unger, Hrsg: Mathematisch-Physikalisches Institut
*''Ausblick auf eine Elementarlehre des dreigliedrigen sozialen Organismus'', Manuskript 1971, 30 S., Lehr-Kurs, basiert auf "Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt", {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-Ausblick.pdf|PDF}}, auch enthalten in: Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 51 - 75
*''Das Unternehmerkapital im sozialen Organismus'', in:  Die Drei, 07-8/1975, (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1975-07-001.html|Text}}), auch in: Lit.: ''Erkenntnisübungen'', S. 204 - 211
*''Die Zeit und ihre sozialen Forderungen'', in Stefan Leber (Hrsg.): Der Mensch in der Gesellschaft, Beiträge zur Anthroposophie 2, 1977, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772504027, S. 65 - 80
*''Drei Quellen zum Erfüllen des sozialen Hauptgesetzes'', erschienen in: Das Goetheanum, Nr. 32, 6.8.1978, ebenso in: "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982 und 2003", S. 184 - 188 {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-SHG-1978.pdf|PDF}}
*''Eine Kurzbeschreibung des "Gestalt-Urbildes" des sozialen Organismus. Möglicher Beitrag zu dem Seminar im Institut für soziale Gegenwartsfragen am 8./9. März 1980 zum Thema Geld'', in: Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 54 -  58, (Darstellung des Urbildes der Elementarlehre in konzentrierter Form, Schmundt nahm an dem Seminar nicht teil)
*''Elementarlehre des sozialen Organismus'', in: Reinhard Giese: ''Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute'', Verlag Reinhard Giese, Rabel 1980, ISBN 3922683010, S. 73 - 81
*''Eine Elementarlehre des sozialen Organismus. Wie kann man sie begründen - was vermag sie zu leisten?'',  Die Drei, 05/1981, S.345-354, {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1981-05-001.html|Text}}, auch in Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 33 - 49
*''Die Elementarlehre des sozialen Organismus als Grundlage politischen Wirkens. Oder: Über die Kunst des sozialen Bauens'', in: Lit: Rainer Rappmann (Hrsg.): Die Kunst des sozialen Bauens, S. 97 - 110, (zuerst 1981 in Johannes Stüttgen (Hrsg.): Similia Similibus, Köln 1981)
*''Der soziale Organismus und das Soziale Hauptgesetz'', in: Das Soziale Hauptgesetz, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 1, Herausgeber Stefan Leber), S. 54 - 64, ISBN 3772508596, {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/Assets/PDF_Dateien/Schmundt-1986-Soziales-Hauptgesetz.pdf|PDF}}
*''Der Typus der sozialen Organismen'', in: Lit.: Die Kunst es sozialen Bauens, S. 85 - 90, (Ein Entwurf aus dem Jahre 1986, in Form eines fiktiven Interviews)
*''Die Assoziation als Gestaltelement des sozialen Organismus'', in: Stefan Leber (Hrsg.): Die wirtschaftlichen Assoziationen, Verl. Freies Geistesleben, 1987, ISBN 3772509037, S. 136 - 148
*''Der Geldkreislauf als Organsystem des sozialen Organismus'', in: Stefan Leber (Hrsg.): Wesen und Funktion des Geldes, Freies Geistesleben, Stuttgart 1989, S. 71 - 79
*''Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts. Die Materie und ihr Ursprung. Der Soziale Organismus und sein Krankheitszustand'', Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988, ISBN 3-926673-06-0, ''("Der Autor hat es in hohem Alter ... unternommen, in zwei zusammenfassenden, äußerst dichten Abhandlungen dasjenige zur Darstellung zu bringen, was sich ihm in langen Jahren seines Forschens ergeben, begründet und befestigt hat. (...) Methodisch geht diese Arbeit ... den Weg der goetheanistischen Erkenntnistheorie." (Bernd Volk, Flensburger Hefte Nr. 25, S. 218). "Die Materie und ihr Ursprung" ist eine Arbeit zur Physik. Das Buch enthält außerdem als 3. Teil eine biographische Skizze in Gesprächsform.)''
*''Die Aufgabe Mitteleuropas. Die Lehre vom sozialen Organismus in seiner Freiheitsgestalt als Brückenschlag zwischen Ost und West'', FIU-Verlag, Wangen 1997, ISBN 3-928780-16-6, (2 Vorträge vom 28. und 29. Dezember 1981)
*''Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus'', FIU-Verlag, Wangen 1999, (Buch inkl. CD mit Original-Vortrag von Wilhelm Schmundt (72,5 min.) über seinen Lebens- und Forschungsweg, gehalten am 31. Dezember 1976 im Internationalen Kulturzentrum Achberg.), ISBN 9783928780216, {{IT|16|http://fiu-verlag.com/denkschritte|Verlagsauskunft}} , (''Auszüge aus Schmundts Bericht über seinen Lebens- und Forschungsweg sind auch in Lit: Die Kunst des sozialen Bauens enthalten, 1993, unter dem Titel: Auf dem Wege zur Idee des sozialen Organismus. Ein Wanderbericht, S. 111 - 129, mit zahlr. Fotos'')
*''Neuanfänge'', in: Erziehungskunst Nr. 9, Jg. 41, 1977, S. 447f., {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1970-1979/1977_Jg_41_09.pdf#17}} ''(Biographisches, Schmundt als Waldorflehrer)''
*''Rudolf Steiners Erkenntnistheorie für die Chemie fruchtbar gemacht. Gerhard Ott: Grundriß einer Chemie nach phänomenologischer Methode'', Rezension, in: Erziehungskunst, Jg. 25, Heft 6 1961, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1960-1967/1961_H_6_Jg_25.pdf#25}}
*''Zeichen der Zeit. Über das Wesen der mathematischen Naturwissenschaft'', Rezension zu: A.E. Kornmüller: "Zur Beziehung zwischen Psyche, Gehirn und Natur im Zusammenhang mit dem Naturbild der modernen Physik", in: Erziehungskunst, Jg. 21, 1957, Heft 5, S. 154 - 156, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1950-1959/1957_Heft_5_Jg_21.pdf#28}}
 
==Literatur==
 
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg): ''Die Kunst des sozialen Bauens''. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, mit Beiträgen von Wilhelm Schmundt, Rainer Rappmann (Einführung), Johannes Stüttgen, Ulrich Rösch, Leif Holbaek-Hanssen, Bernd Volk, Frank Meyer, Günther Lierschof, FIU-Verlag, Wangen 1993
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg.): ''Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus'', FIU-Verlag, Wangen 1996
* [[Johannes Stüttgen]]: ''Ökonomie/Wirtschaftsleben''. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281
* [[Hans Georg Schweppenhäuser]]: ''Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner und die Elementarlehre des sozialen Organismus von Wilhelm Schmundt. Fallstudien Heft 5.'', Freiburg 1980, 122 S., [http://anthrowiki.at/images/3/3f/Hgs-fallstudien5-inh-verz.pdf Inhaltsverzeichnis]
* Hans Georg Schweppenhäuser: ''Die Elementarlehre von Wilhelm Schmundt. - Ein Briefwechsel als Dokumentation über eine Kontroverse zur sozialen Dreigliederung. Fallstudien. Heft 6a und 6b.'', Freiburg 1981, 116 und 100 S.
*Hans Georg Schweppenhäuser: ''"Fähigkeiten"- oder "Erfahrungs"- Wirtschaft?'', Bausteine, 4.Jg., 4/1980, S.40-45, (Zur Kontroverse Schmundt Schweppenhäuser)
*Redaktion (Reinhard Giese): ''Zitate Rudolf Steiners und Hans Georg Schweppenhäusers mit Erläuterungen zum Thema'', in: Beiträge zur Dreigliederung des sozialen Organismus, 24.Jg., Nr.36, Dez.1983, S.13-33, Thema: ''Zur assoziativen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. In Memoriam Hans Georg Schweppenhäuser'', (''enthält einen Exkurs zur Kontroverse Schweppenhäuser - Schmundt S. 23 - 25, in dem insbesondere auf den Begriff der [[Assoziation (Wirtschaft)|Assoziation]] eingegangen wird. Schmundt und im Anschluß auch [[Ulrich Rösch]] und [[Benediktus Hardorp]]<ref>vgl. z.B. Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung, wo Hardorp S. 91ff. Schmundts "Gestaltbild" ohne den leisesten Anflug von kritischer Distanz übernimmt, und zu einer Beschreibung der Assoziation übergeht, in der die Konsumentenseite nicht vorkommt. Hardorp identifiziert diese schmundtische Auffassung von Assoziation mit derjenigen Steiners (S. 95), verweist für seinen eigenen Assoziationsbegriff allerdings auch auf seine Dissertation "Elemente einer Neubestimmung ...(S. 277ff.)"  und auf [[Wolfgang Latrille|Latrille]]. "Assoziation" sei: "ein soziales Organ, das es möglich macht, Sachgegebenheiten und Gestaltungsmöglichkeiten einer gegebenen sozialen Lage in gemeinsamer Urteilsbildung der Beteiligten zu gemeinsamer Urteilsschau verfügbar zu machen, um so ein sinnvolles Handeln aller an diesem Wirtschaftsprozeß Beteiligten möglich zu machen." (Mit Wirtschaftsprozeß ist der Produktionsprozeß in Arbeitskollektven gemeint. Konsumenten, die einen Bedarf im Hinblick auf eine bedarfsorientierte Produktion geltend machen, kommen nicht vor.) "Das Wesen dessen, was in der anthroposophischen Literatur zur Dreigliederung als Assoziation geschildert worden ist, scheint uns damit auf den entscheidenden Punkt gebracht zu sein." (96f.) Dabei bringt Hardorp in keiner Weise auch nur andeutungsweise zum Ausdruck, daß in der anthroposophischen Literatur und von ihm selbst von dem Steinerschen Assoziationsbegriff abgewichen werde. Man glaubt mit "Assoziation" dasselbe zu meinen, was Rudolf Steiner mit dem Begriff gemeint hatte.</ref>u.a. würden einen Assoziationsbegriff zugrundelegen, der von demjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweiche, mit auch Konsequenzen für die dann unterschiedliche Gesamtauffassung der sozialen Dreigliederungidee, die von derjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweichen würde, obwohl manchmal nach dem Wortlaut der Darlegungen eine Übereinstimmung scheinbar gegeben ist.'')<ref>"Kontrovers zu den genannten Ansichten versteht Wilhelm Schmundt die Assoziation nicht als eine Einrichtung, sondern als organisches Gestaltelement, das sich so entfaltet, daß Menschen von allein in rechte Verhältnisse zueinander kommen." (St. Leber in "Die wirtschaftlichen Assoziationen, S. 29). "Und so seien - so jene Ansicht - Assoziationen zweckmäßig, um die verschiedenen Interessen von Konsumenten und Produzenten aufeinander abzustimmen. Im folgenden soll der Begriff der Assoziation in anderer Weise angegangen werden und zwar in Hinsicht der Frage, ob vielleicht die «''Assoziation''» ein ''Gestaltelement des «sozialen Organismus»'' sei. Kann man doch den Eindruck haben, daß Rudolf Steiner diesen Begriff in solchem Sinne verwendet. (...) - kurz gesagt: der soziale Organismus - wenn er gesund ist - «assoziiert» die Menschen in rechter Weise." (e.d., S. 136f.)</ref>
*Andreas Schurack: ''Stüttgens Sünden wider die soziale Dreigliederung'', 2014, [http://www.dreigliederung.de/essays/2014-07-002.html Text], [http://blog.dreigliederung.de/2014/07/stuettgen-soziale-dreigliederung.html Ein Kommentar]
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=721 Boris Tullander]: ''Bedauerliche Blätter'', in: Jedermensch Nr. 648, Herbst 2008, {{VT16|http://www.jedermensch.net/jedermensch648_web.pdf#15}}
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Zum Geleit'', in: Schmundt: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, 1. Aufl. 1968, S. 5f. (Dieses Geleitwort ist nur in der 1. Auflage enthalten. Ersetzt in der zweiten Auflage 1977 durch eine Widmung an bzw. Hinweis auf Hunold Graf v. Baudissin und Prof. Adolf Reichwein, und eine leere Seite)
*[[Benediktus Hardorp]]: ''Anthroposophie und Dreigliederung. Das soziale Leben als Entwicklungsfeld des Menschen'', Verlag Freies Geistesleben, 1986, ISBN 3772508731, {{IT|16|http://anthrowiki.at/images/a/a6/Hardorp-3gl.pdf|Inhaltsverzeichnis}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_dritter_weg.pdf Der Dritte Weg] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_schmundt.pdf Schmundt zurückgeführt] PDF
 
==Weblinks==
 
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131 Forschungsstelle Kulturimpuls zu ''Wilhelm Schmundt'']
*[http://fiu-verlag.com/die-demokratische-bank-dvd/ Verein Soziale Skulptur (Hg.): ''Die demokratische Bank'' (DVD)]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118527479}}
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/people/data?id=per63 Kurzbiografie und Bibliografie] (englisch) im [[Wikipedia:Virtual Laboratory|Virtual Laboratory]] des [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte|Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte]]
* {{CPL|Driesch_30}}
* [http://dikuw.org/ueber-hans-driesch/ Biographie von Hans Driesch] beim Düsseldorfer Institut für Kunst und Wissenschaft
 
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Version vom 17. Januar 2019, 14:01 Uhr

Hans Adolf Eduard Driesch

Hans Adolf Eduard Driesch (* 28. Oktober 1867 in Kreuznach; † 17. April 1941 in Leipzig) war ein deutscher Biologe, Philosoph und Hauptvertreter des Neovitalismus.

Leben

Driesch besuchte von 1877 bis 1886 die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg. Er studierte zunächst ab 1886 an der Universität Freiburg bei August Weismann, ab 1887 an der Universität Jena Zoologie bei Ernst Haeckel und Oscar Hertwig und Botanik bei Ernst Stahl. 1889 hielt er sich auf der neu gegründeten meeresbiologischen Station Plymouth zu Studien auf. 1889 promovierte er bei Haeckel mit seiner Arbeit „Tektonische Studien an Hydroidpolypen“.[1] 1890 unternahm er Studienreisen nach Indien und Lesina. Ab 1891 forschte er an der Zoologischen Station Neapel. 1907 und 1908 hielt er Vorlesungen an der Universität Aberdeen in Schottland im Rahmen der Gifford Lectures. 1909 wurde Driesch Privatdozent für Naturphilosophie an der Universität Heidelberg, 1911 außerordentlicher Professor und 1920 Ordinarius für Philosophie an der Universität Köln und ab 1921 ordentlicher Professor und Direktor des Philosophischen Seminars der Universität Leipzig. Die Universität Hamburg verlieh Driesch 1923 den medizinischen, die Universität Nanking im selben Jahr einen naturwissenschaftlichen Ehrendoktor.

Hans Driesch war seit 1899 mit der Schriftstellerin Margaretha Reifferscheidt (1874–1946) verheiratet.

Experimentelle Forschungen

Ab 1891 führte Driesch an der Zoologischen Station Neapel experimentelle entwicklungsmechanische Studien an Seeigelkeimen durch. Er trennte die Keime in ihrem zweizelligen Stadium der Furchungszellen durch heftiges Schütteln in einem kleinen Glasrohr. Die überlebenden Furchungszellen entwickelten sich genauso, als wenn sie nicht von ihrer Schwesterzelle getrennt worden wären.[2] Jede der Zellen war also in der Lage, einen kompletten Organismus hervorzubringen. Dementsprechend bezeichnete Driesch die gesamte Entwicklungsmöglichkeit einer Zelle als ihre „prospektive Potenz“. Das, was bei einer normalen Entwicklung tatsächlich aus der Zelle hervorgeht, als ihre „prospektive Bedeutung“. Beim Seeigel ist die prospektive Potenz der Blastomeren größer als die prospektive Bedeutung.[3][4]

Driesch variierte diese Experimente vielfach mit unterschiedlichen Organismen und stieß dabei immer wieder auf die Fähigkeit vieler Organismen, Zerstückeltes und Zerstörtes selbsttätig auszugleichen. Weil es Driesch nicht gelang, dies im Hinblick auf die biologische Morphogenese auf mechanistische und damit materialistische Weise zu erklären, irritierte ihn dieses Ergebnis.[5] Bei einem „Mechanismus“ seien die „Anordnung der Teile, die 'Konstellation', die 'Struktur' und die letzten Wirkungsgesetze zwischen den Teilen“ das Entscheidende. Die bei Drieschs Experimenten beobachteten Ergebnisse seien jedoch durch einen in dieser Weise verstandenen Mechanismus nicht zu erklären.[6]

Philosophie

Leipzig, ehemaliges Wohnhaus von Hans Driesch in den Jahren 1921 bis 1941, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014)
Leipzig, Gedenktafel für Hans Driesch an seinem ehemaligen Wohnhaus, Emil-Fuchs-Straße Nr. 1 (2014)
Leipzig, Grabtafel Hans Driesch auf dem Neuen Johannisfriedhof

Das in Drieschs Augen unter mechanistischen und materialistischen Voraussetzungen nicht erklärbare Ergebnis seiner Experimente führte ihn in die Philosophie. Seine Ausgangsfrage lautete: „Ist eine gegebene rein materielle Struktur als Grundlage des Formbildungsgeschehens denkbar oder nicht?“[7] Den Begriff „Mechanismus“ verstand er dabei wie folgt: Alle künftigen Zustände können aus einem gegenwärtigen Zustand abgeleitet werden, wenn in Bezug auf den gegenwärtigen Zustand bekannt sind: 1. die Lagen jedes materiellen Elements, 2. die Geschwindigkeit jedes Elements und 3. das Gesetz der Wechselwirkung zwischen den Elementen. In diesem Sinne seien die künftigen Geschehnisse die geometrische Summe aller einzelnen Bewegungen und Kräfte der materiellen Elemente.[8]

Driesch hielt es für unmöglich, die Morphogenese der Organismen auf diese Weise hinreichend zu erklären. Obwohl Driesch es war, der den Begriff des biologischen Systems einführte[9], war er der Meinung, dass auch eine systembiologische Sicht an diesem Tatbestand nichts ändere. „Geordnete Ganzheit ist kein 'Mechanismus', und aus echtem Mechanismus kann sich nie Ganzheit ergeben (...)“[10]

Driesch forderte daher zusätzlich zu den physiko-chemischen Vorgängen einen Naturfaktor, der die geordnete Ganzheit des Organismus erzeugt. In diesem Faktor sah er den entscheidenden Unterschied zwischen Belebtem und Unbelebten. Er nannte ihn, von Aristoteles herkommend, „Entelechie“.

Gelegentlich sprach er von „X-Agentien“[11] Es handle sich um einen immateriellen Faktor, der – da alles Materielle räumlich ist – wie von „außerhalb“ in den Raum hineinwirke. „Die vitale Kausalität, mit dem Begriff der Entelechie als einem nicht-materiellen, 'in den Raum hinein' wirkenden Agens arbeitend, heißt Ganzheitskausalität, weil der Organismus ganz ist und nach Störungen wieder ganz ganz wird.“[12] Nicht auf die Bezeichnung komme es jedoch an, sondern „nur auf die Einsicht, dass ein der Materie gegenüber grundsätzlich Fremdes am Werk ist, das, anders gesagt, nicht von der Materie aus, sondern mit der Materie hier gearbeitet wird.“[13] Das sei laut Rudolf Steiner ein deutlicher Hinweis auf den Ätherleib:

„Heute gibt es wieder eine Anzahl Naturforscher, welche glauben, nicht auskommen zu können mit dem Leblosen, die also wenigstens ahnend das annehmen, was die Theosophen den Ätherkörper nennen. Sie nennen sich die Neovitalisten. Ich brauche nur auf Hans Driesch und andere zu verweisen, um zu zeigen, wie der Naturforscher wiederum dazu kommt, diesen Ätherkörper, wenn auch unter anderen Namen, als etwas wirklich Bestehendes zu bezeichnen. Und je weiter die Naturwissenschaft vorrückt, desto mehr wird sie auch erkennen, daß die Pflanze schon einen solchen Ätherkörper hat, denn sonst könnte sie nicht leben. Auch das Tier und der Mensch haben einen solchen Ätherdoppelkörper. Derjenige Mensch, welcher die höheren Körper ausbildet, kann diesen Ätherkörper auch mit den einfachsten, primitivsten Organen seelischer Anschauung wirklich beobachten. Dazu ist ein ganz einfacher, allerdings nur für den esoterisch ausgebildeten Theosophen, Kunstgriff notwendig. Sie kennen das Wort Suggestion. Die Suggestion besteht darin, daß der Mensch Dinge wahrnehmen kann, die scheinbar nicht da sind. Die Suggestion, bei der dem Menschen etwas eingeredet wird, interessiert uns zunächst nicht. Wichtiger für uns ist, um zu der Anschauung des Ätherkörpers zu kommen, eine andere Suggestion. Derjenige, der sich mit der Theorie der Suggestion befaßt hat, weiß, daß der Hypnotiseur imstande ist, dem Menschen Dinge abzusuggerieren, so daß er Dinge, die vorhanden sind, eben nicht sieht. Sagen wir, es würde ein Hypnotiseur einem Menschen absuggerieren, daß hier eine Uhr liegt. Dann sähe der Betreffende nichts an der Stelle im Raum. Es ist dies nichts anderes, als ein Ablenken der Aufmerksamkeit auf einem abnormen Gebiet, ein künstliches Ablenken der Aufmerksamkeit. Diesen Vorgang kann jeder an sich beobachten. Der Mensch ist imstande, sich selbst abzusuggerieren, was vor ihm ist. Der theosophisch Gebildete muß folgenden Kunstgriff ausführen können, dann gelangt er zur Anschauung des ätherischen Körpers; Er muß sich den physischen Körper eines Tiers oder eines Menschen absuggerieren. Ist dann sein geistiges Auge erweckt, dann sieht er nicht etwa an der Stelle, wo der physische Körper war, nichts, sondern er sieht den Raum ausgefüllt mit ganz bestimmten Farbenbildern. Die Ausführung dieser Anleitung muß natürlich mit der allergrößten Vorsicht geschehen, denn es sind allerlei Illusionen auf diesem Gebiete möglich. Allein, wer wirklich weiß, mit welcher Vorsicht, mit welcher alle wissenschaftliche Genauigkeit übersteigenden Exaktheit gerade die theosophische Forschung gepflegt wird, der weiß Bescheid. Der Raum ist erfüllt mit Lichtbildern. Das ist der Äther- oder Doppelkörper. Dieses Lichtbild erscheint in einer Farbe, die nicht in unserem gewöhnlichen Spektrum vom Ultrarot bis Ultraviolett enthalten ist. Sie ähnelt etwa der Farbe der Pfirsichblüte. Das ist die Farbe, in der der Ätherdoppelkörper erscheint. Einen solchen Ätherdoppelkörper finden Sie bei jeder Pflanze, bei jedem Tier, überhaupt bei jedem Lebewesen. Es ist der äußerliche, sinnliche Ausdruck für das, was der Naturforscher heute wieder ahnt, für das, was man Lebenskraft nennt.“ (Lit.:GA 53, S. 54f)

Mit diesem Ansatz wurde Driesch zu einem zentralen Vertreter des Neovitalismus, dessen vor allem naturphilosophische Werke in den 1920er Jahren sowohl unter Laien als auch unter Biologen und Zoologen weite Verbreitung fanden. Von der engeren Biophilosophie ausgehend, entwickelte Hans Driesch eine umfangreiche Gesamtphilosophie, die auch die Bereiche Psychologie,[14] der Wissenschaftstheorie[15] der Relativitätstheorie, [16] und der Ethik[17] umfasst. Die Grundtendenz seiner Philosophie lag in einer Kritik des Materialismus bzw. Naturalismus sowie deren reduktionistischer Tendenz.[18]

Rudolf Steiner wies allerdings auch darauf hin, dass die bloße Idee einer eigenständigen Lebenskraft, wie sie von den Neovitalisten wieder aufgewärmt wurde, ungenügend bleibt, solange man nicht zu einer wirklichen übersinnlichen Anschauung des Ätherleibs kommt:

„Die Verstandestätigkeit tendiert in unserem Zeitalter dahin, nur das Phänomen zu betrachten und es hinzustellen neben ein anderes, damit Phänomen das Phänomen erklärt. Aber das läßt sich bei der Lebenskraft nicht ausführen. Bei der Lebenskraft muß man immer, wenn man überhaupt etwas tun will, von der Verstandestätigkeit aus etwas hineinschieben in das Phänomen. Man muß gewissermaßen dem Phänomen etwas unterschieben. Und darinnen liegt das, was allmählich im Gebrauche der Idee von der Lebenskraft bedenklich geworden ist. Das war dann die Ursache, daß man sie ganz hat fallen lassen und daß als ein gewisses Ideal in weitesten Kreisen entstanden ist, die Lebewesen nun überhaupt als einen Zusammenfluß, eine Kombination derjenigen Kräfte anzuschauen, die auch in der anorganischen Natur walten.

Mit anderen Worten: die Idee der Lebenskraft ist eigentlich eine Art Wechselbalg geworden. Man ist dazu gekommen, das Konstitutive in den Wissenschaften nur im Phänomen zu suchen. Die Lebenskraft ergab sich als Phänomen nicht. Man mußte - was aber eigentlich nicht statthaft war in diesem Zeitalter der Menschheitsentwickelung — vom Verstände aus die Vitalkraft konstruieren. Das war der negative Teil der Entwicklung, in der wir heute drinnenstehen. Denn in dem Neovitalismus tritt nichts Anschauliches auf. Was der Neovitalismus an die Stelle einer bloß das Anorganische kombinierenden Erklärung der Lebenserscheinungen setzt, das ist nichts anderes als eine Art Aufwärmung des alten Vitalismus.“ (Lit.:GA 76, S. 102f)

Von der Entelechie im allgemeinen Sinn unterschied Driesch das sogenannte Psychoid, das handelnd in den Körper eingreift:

„Das autonome nicht-mechanische Naturagens, welches für die Lebensvorgänge wesentich ist, haben wir Entelechie genannt. Wir wollen es, insofern es an den als „Handlungen" bezeichneten Bewegungen eines Menschenleibes beteiligt ist, in Sonderheit Psychoid nennen. Mein Leib untersteht also in seinen Bewegungen dem Wirken eines „Psychoids".“ (Lit.: H. Driesch: Leib und Seele, 1920, S. 88f.)

„Das handelnde „Etwas“ hat die immanente Fähigkeit, gewisse spezifische Kombinationen von Muskelbewegungen zu leisten; die Kombination, welche es in einem besonderen Falle leistet, hängt von der Individualität des in diesem Falle tätigen Reizes und von der Gesamtheit aller „Empfindungen“ der Vergangenheit, im weitesten Sinne des Wortes, ab...

Wir könnten hier, wie bei der Theorie der Formbildung, wieder von „Entelechie“ sprechen; aber es ist wohl besser, dasjenige Agens, welches den Körper bildet, von demjenigen elementaren Agens, welches ihn lenkt, auch im Worte zu unterscheiden. Die Worte „Seele“, „Geist“ oder „Psyche“ bieten sich hier nun dar, aber sie alle würden uns in das Bereich der so sorgfältig vermiedenen Pseudo-Psychologie führen. Ich kann von meiner „Psyche“ sprechen — womit ich freilich nicht mehr sage als „Ich“ —, aber in diesem Sinne „gibt“ es keine Seelen im Bereiche desjenigen Phänomens, welches räumliche Natur heißt. Ich schlage daher den sehr indifferenten Namen „Psychoid“ für das elementare in der Handlung entdeckte Agens vor. Psychoid — d. h. ein Etwas, welches zwar keine Psyche ist, aber doch nur in psychologischen Analogien erörtert werden kann.“ (Lit.: H. Driesch: Philosophie des Organischen, Band 2, S. 78)

Dieser allerdings völlig wirklichkeitsfremde Begriff des „Psychoids“ wurde von Rudolf Steiner scharf kritisiert:

„Diese Wissenschafter, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen, auch diejenigen Theologen, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen, die sind vor den Augen dessen, der diese Dinge durchschaut, eigentlich viel schlimmer als die starren Materialisten, die nach und nach durch die Absurdität ihrer eigenen Sache die Sache unmöglich machen. Aber diese Schwätzer über Spiritualismus, über Idealismus und dergleichen streuen den Leuten Sand in die Augen und sich selber auch.

Denn was wird denn da, sagen wir in Drieschscher Weise oder in anderer Weise getan, um irgend etwas über materielles Geschehen hinaus vertreten zu können? Es werden genau dieselben Gedanken, die jahrhundertelang verwendet worden sind, um bloß das Materielle zu denken, die auch gar keine andere Möglichkeit haben, als das Materielle zu denken, verwendet, um ein angeblich Geistiges zu denken. Das können diese Gedanken gar nicht! Das kann man nur, wenn man in wirkliche Geisteswissenschaft eingeht. Daher kommen solche sonderbaren Dinge heraus, die heute gar nicht bemerkt werden. Es spricht zum Beispiel ein von der Außenwelt offiziell anerkannter, in Wirklichkeit furchtbar dilettantischer Driesch davon, daß man annehmen müsse: «Psychoide». Ja, meine Heben Freunde, wenn Sie irgendeinem Ding eine Ähnlichkeit zuschreiben wollen, muß das Ding irgendwo da sein. Sie können doch nicht sprechen von affenähnlichen Wesen, wenn nie ein Affe da ist. Sie können nie von Psychoiden sprechen, wenn nie eine Seele anerkannt wird im Menschen! Derlei Geschwätz gilt heute als echte, sogar ins Bessere hineinstrebende Wissenschaft. Das muß durchschaut werden. Und dann sind diejenigen, welche mit wissenschaftlicher Bildung drinnenstehen in der anthroposophischen Bewegung, für die Zivilisationsentwickelung etwas wert, wenn sie sich nicht blenden lassen von dem aufflackernden Irrlicht, sondern wenn sie ganz exakt hineinschauen in das, was nun wirklich notwendig ist und gegenüber dem Materialismus gebraucht wird.“ (Lit.:GA 318, S. 135f)

Ab 1924 beschäftigte sich Driesch auch mit der Parapsychologie, fungierte 1926-27 als Präsident der Society for Psychical Research und publizierte 1932 eine Methodenlehre für dieses Gebiet (vielfach neu aufgelegt, mit Beiträgen von Hans Bender als Taschenbuch). In Leipzig ist eine große Straße im Stadtteil Leutzsch nach Hans Driesch benannt, sie verlängert die Achse der Emil-Fuchs-Straße, in der sein ehemaliges Wohnhaus steht. Im Kölner Stadtbezirk Lindenthal wurde das Wirken von Hans Driesch ebenfalls durch die Benennung einer Straße geehrt.[19]

Driesch wirkte über viele Jahre als Mitarbeiter an der populärwissenschaftlichen illustrierten Monatsschrift Reclams Universum mit, die seiner anlässlich seines 60. Geburtstags in ihrer Ausgabe vom 27. Oktober 1927 gedachte.

Driesch war pazifistischer und demokratischer Gesinnung, musste als einer der ersten Professoren aufgrund eines früheren Eintretens für pazifistische Kollegen unter dem Zwang der Nationalsozialisten seine Emeritierung beantragen und durfte nicht weiter lehren.[20]

2013 stiftete Michael W. Driesch, der mit Hans Driesch nicht verwandt ist, einen Hans-Driesch-Wissenschaftspreis, der von der Universität Witten/Herdecke vergeben wird.[21]

Driesch bei Kurt Tucholsky

Angesichts einer Reichstagsrede Hans Drieschs vor dem Reichstag 1928, in der er sich auch für Mitglieder der Deutschen Liga für Menschenrechte, die wegen ihres radikalen geäußerten Pazifismus, angeklagt waren, indirekt einsetzte, beschreibt Tucholsky Driesch als „höchst couragiert“[22], der für die Angeklagten „in verdienstvoller Weise eingetreten sei“[23], aber er bedauert, dass Driesch nicht viel eindeutiger und ohne Rücksichten auf Konventionen, geredet habe[24].

Schriften (Auswahl)

  • Die "Seele" als elementarer Naturfaktor, Leipzig 1903 archive.org
  • Die Biologie als selbständige Grundwissenschaft und das System der Biologie, 2. Auf. Leipzig 1911 archive.org
  • Der Begriff der organischen Form, Berlin 1919.
  • Das Problem der Freiheit, 2. Aufl. Darmstadt 1920.
  • Leib und Seele, 2. Aufl. Leipzig 1920 archive.org
  • Mein System und sein Werdegang, 2. Aufl. Philosophie in Selbstdarstellungen, Leipzig 1922.
  • Ordnungslehre, 2. Aufl. Jena 1923.
  • Grundprobleme der Psychologie, Leipzig 1926 archive.org
  • Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927.
  • Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1929.
  • Wirklichkeitslehre, 3. Aufl. Leipzig 1930 archive.org
  • Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930.
  • Parapsychologie, München 1932.
  • Philosophische Gegenwartsfragen, Leipzig 1933.
  • Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935.
  • Alltagsrätsel des Seelenlebens, Stuttgart 1938.
  • Der Mensch und die Welt, 2. Aufl. Zürich 1945.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Jeanische Zeitschrift für Naturwissenschaft 1889 und 1890
  2. Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 42f.
  3. Hans Driesch: Entwicklungsmechanische Studien. I–II, Der Wert der beiden ersten Furchungszellen in der Echinodermententwicklung. Experimentelle Erzeugung von Teil- und Doppelbildungen. Z. wiss. Zool. 53 (1891).
  4. Biologie Oberstufe, Gesamtband, hrsg. Von Ulrich Weber, Berlin 2001, S. 218
  5. Hans Driesch: Lebenserinnerungen, Basel 1951, S. 74
  6. Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, 2. Aufl. Leipzig 1944, S. 28
  7. Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935, S. 32
  8. Hans Driesch: Philosophie des Organischen, 4. Aufl. Leipzig 1928, S. 311.
  9. Heinz Penzlin: Das Phänomen Leben. Grundfragen theoretischer Biologie, Berlin, Heidelberg 2014, S. 45
  10. Hans Driesch: Wirklichkeitslehre. Ein metaphysischer Versuch, 2. Aufl. Leipzig 1922, S. 79
  11. Hans Driesch: Parapsychologie, Kindler Taschenbücher, München o. J. (ca. 1970), S. 109
  12. Hans Driesch: Systematische Selbstdarstellung, in der Reihe: Deutsche systematische Philosophie nach ihren Gestaltern, hrsg. v. Hermann Schwarz, Berlin 1933, S. 156
  13. Hans Driesch: Biologische Probleme höherer Ordnung, S. 15f.
  14. Hans Driesch: Grundprobleme der Psychologie, 2. Aufl. Leipzig 1929
  15. Hans Driesch: Philosophische Forschungslehre, Leipzig 1930
  16. Hans Driesch: Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. Leipzig 1930
  17. Hans Driesch: Die sittliche Tat. Ein moralphilosophischer Versuch, Leipzig 1927
  18. Hans Driesch: Die Überwindung des Materialismus, Zürich 1935
  19. Konrad Adenauer und Volker Gröbe: Straßen und Plätze in Lindenthal, J.P. Bachem, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1, S.62f.
  20. Hans Driesch: Lebenserinnerungen, S. 271 ff.
  21. Informationsdienst Wissenschaft: "Universität Witten/Herdecke verleiht 2013 erstmals den Hans-Driesch-Wissenschaftspreis"
  22. Kurt Tucholsky; Lerne lachen ohne zu Weinen.Auswahl 1928-1929; Berlin 1985; S. 391
  23. ebenda
  24. ebenda

Weblinks


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