Eiche und Birke: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Eichen''' (''Quercus'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Buchengewächse]] (Fagaceae).
Die '''Birken''' (''Betula'') bilden eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Birkengewächse]] (Betulaceae).
[[Datei:Illustration Quercus robur0.jpg|mini|Illustration der [[Stieleiche]] (''Quercus robur'')]]


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Quercus petraea 04.jpg|mini|Blütenstände von ''[[Quercus petraea]]'']]
[[Datei:Betula nana Betula fruticosa Reichenbach.jpg|miniatur|links|Illustration von ''[[Betula nana]]'' und ''[[Betula fruticosa]]'']]
[[Datei:Quercus ithaburensis ssp.macrolepis MHNT.BOT.2004.0.80.jpg|mini|Eichel mit Cupula von ''[[Quercus ithaburensis]]'' subsp. ''macrolepis'']]


=== Vegetative Merkmale ===
=== Vegetative Merkmale ===
Eichen-Arten sind sommergrüne oder immergrüne [[Baum|Bäume]], seltener auch [[Strauch|Sträucher]].<ref name="FoC" />
Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne [[Baum|Bäume]] oder [[Strauch|Sträucher]]. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen.


Die wechselständigen und spiralig an den Zweigen angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind meist in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die dünnen bis ledrigen, einfachen Blattspreiten sind gelappt oder ungelappt. Die Blattränder sind glatt oder gezähnt bis stachelig gezähnt. Die unscheinbaren, extrapetiolaren [[Nebenblatt|Nebenblätter]] fallen früh ab (nur bei ''Quercus sadleriana'' sind sie auffälliger).<ref name="FoC" />
Bei vielen Birken-Arten ist die [[Borke]] besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern.


=== Generative Merkmale ===
Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen.
Eichen-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[Monözie|monözisch]]). Die meist zu mehreren an der Basis junger Zweige sitzenden [[Blütenstände]] sind eingeschlechtig. Die [[Blüte]]n sind sehr einfach gebaut, wie es bei windbestäubten ([[anemophil]]en) [[Taxon|Taxa]] häufig der Fall ist. Die männlichen Blüten sind in hängenden Blütenständen (Kätzchen) zusammengefasst.<ref name="FoC" /> Die [[Blütenhüllblatt|Blütenhüllblätter]] sind verwachsen. Die männlichen Blüten enthalten meist sechs (zwei bis zwölf) [[Staubblatt|Staubblätter]]. Die weiblichen Blüten enthalten meist drei (bis sechs) [[Fruchtblätter]] und Stempel. Jede Cupula enthält nur eine weibliche Blüte.


Eichen sind insbesondere an ihrer [[Frucht]], der Eichel, zu erkennen und in den einzelnen Arten zu unterscheiden. Die Eichel ist eine [[Nussfrucht]]. Sie reifen im ersten oder zweiten Jahr nach der Bestäubung. Jede Nussfrucht ist von einem [[Fruchtbecher]] eingeschlossen, der ''Cupula'' genannt wird.
Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt Fiedernervatur vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die [[Nebenblatt|Nebenblätter]] fallen oft früh ab.


Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 12.
=== Generative Merkmale ===
Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[Monözie|monözisch]]). Die [[Blütenstand|Blütenstände]] heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln zu in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je Schuppe immer drei Blüten. Die männlichen Blüten enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) [[Staubblatt|Staubblätter]] mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt ([[Anemophilie]]), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an [[Pollen]] frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die weiblichen Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je Schuppe ([[Tragblatt]]) selten eine bis meist drei Blüten.


== Ökologie ==
Die aufrechten bis hängenden Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige aber nicht verholzte Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab, oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter im Fruchtstand. Es werden geflügelte [[Nussfrucht|Nussfrüchte]] (Samara) gebildet. An zwei Seiten der [[Same (Pflanze)|Samen]] befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die [[Fruchtreife|Reife]] der Früchte erfolgt von September bis Oktober.


Schon von alters her ist den Menschen aufgefallen, dass Eichen eine ungewöhnliche Vielfalt von [[Insekten]] beherbergen (bis zu 1000 Arten in einer Krone). Die Spezialisierung zahlreicher Insekten-Arten auf ''Quercus''-Arten gilt als ein Zeichen des hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters ([[Koevolution]]).
Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 14.
<gallery>
Brzoza nadrzeczna Betula utilis var jacquemontii RB2.JPG|Kätzchen der [[Himalaya-Birke]] (''Betula utilis'')
Gray Birch seed catkins.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Grau-Birke]] (''Betula populifolia'')
Betula lenta 1.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Zucker-Birke]] (''Betula lenta'')
Birkensamenp.jpg|Geflügelte Nussfrucht der [[Hänge-Birke]] (''Betula pendula''). Durch die kleinen Flügel werden die Früchte über weite Strecken transportiert.
</gallery>


Eichen-Arten ist [[Nahrungshabitat]] der Raupen von vielen [[Schmetterlinge|Schmetterlingsarten]]. Sie wird in Mitteleuropa nur von der [[Salweide]] übertroffen. Beide beherbergen über 100 Arten.<ref>Helmut Hintermeier: ''Der Liguster und seine Gäste.'' In: ''[[Allgemeine Deutsche Imkerzeitung]].'' November 2008, Seiten 30, 31.</ref>
== Standorte ==
Birken sind oft [[Pionierpflanze]]n auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an [[Boden (Bodenkunde)|Boden]] und [[Klima]]. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen [[Boden (Bodenkunde)|Böden]], in [[Heide (Landschaft)|Heidegebieten]], auf [[Düne]]n wie auf [[Moor]].


=== Krankheiten und Schädlinge ===
== Bedeutung für Pollenallergiker ==
Birken[[pollen]] stellen ein hochpotentes [[Allergen]] dar. Der Anteil jener [[Allergie|Allergiker]], die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der [[Universität Wien]] von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als [[Allee]]bäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa 2 Wochen Mitte April stattfindet.


* [[Gemeine Eichengallwespe|Eichengallwespen]]: Diese verursachen die Bildung der Gallen auf den Blättern, die den Baum jedoch kaum beeinträchtigen.
== Nutzung ==
* [[Eichenwickler]]
=== Pech ===
* [[Eichenmehltau]] (''Microsphaera alphitoides'')
[[Datei:Birkenpechdestille Eintopfverfahren.JPG|mini|Moderne Versuchsanordnung zur [[Birkenpech#Herstellung von Birkenpech|Birkenpechherstellung]] im Eintopfverfahren.]]
* [[Eichen-Prozessionsspinner]]
Von Birken durch Verschwelung und [[Trockendestillation]] hergestelltes [[Birkenpech]] wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter [[Kunststoff]] der Menschheitsgeschichte zum [[Klebstoff|dauerhaften Verbinden]] von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch [[Neandertaler]] als auch durch den [[Mensch|modernen Menschen]] (''Homo sapiens'' der [[Cro-Magnon-Mensch|Cro-Magnon-Epoche]]).
* [[Eichen-Feuerschwamm]] (''[[Phellinus robustus]]'', siehe auch [[Gemeiner Feuerschwamm]]“) – verursacht [[Weißfäule]]<ref>http://www.dlv.de/grafiken/afz/pdfs-baumpflege/26_Eichenfeuerschwamm.pdf</ref>


== Standorte der Eichen-Arten in Mitteleuropa ==
=== Zierpflanze ===
In [[Deutschland]] nehmen die Eichen nach der [[Bundeswaldinventur|Dritten Bundeswaldinventur (2012)]] mit einer Fläche von 1,1 Millionen Hektar einen Anteil von 11,6 Prozent an der Waldfläche ein. Die Eichenfläche in den [[Wald in Deutschland|deutschen Wäldern]] hat sich zwischen 2002 und 2012 um 70.000 Hektar vergrößert.<ref>[https://bwi.info/ Ergebnisdatenbank der Dritten Bundeswaldinventur (2012)]. Abgerufen am 1. September 2015.</ref> Die Eichen sind damit nach der [[Rotbuche]] die zweithäufigste Laubbaumgattung in Deutschland. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die einheimischen Eichenarten [[Stieleiche]] und [[Traubeneiche]]. Die aus Nordamerika eingeführte [[Roteiche]] nimmt mit einer Fläche von 55.000 Hektar nur einen Anteil von 0,5 Prozent ein.<ref> F. Kroiher, A. Bolte,: ''Naturschutz und Biodiversität im Spiegel der BWI 2012.'' in AFZ-Der Wald 21/2015</ref> <!--In küstennahen Wäldern, etwa im [[Lübeck]]er Stadtwald, findet man noch höhere Eichenanteile, die auf die Bedeutung der Eiche für den Schiffbau im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zurückzuführen sind. Auch in ehemaligen [[Mittelwald|Mittelwäldern]] und [[Hutewald|Hutwäldern]] wurden die Eichen in früheren Jahrhunderten gezielt gefördert, da ihre Eicheln wichtige Grundlage für die früher übliche Schweinemast im Wald waren. In Deutschland kommen die Eichen aktuell vor allem in Mischwäldern zusammen mit anderen Baumarten wie [[Rotbuche]], [[Hainbuche]] und [[Edellaubholz|Edellaubbäumen]] vor. Größere Eichenreinbestände sind selten.-->
Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als [[Zierpflanze]] in Gärten, Parks und [[Allee]]n gepflanzt.


Eichen-Arten traten bereits im [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]] auf. Sie finden sich [[fossil]] schon vor zwölf Millionen Jahren, etwa in [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimenten]] der [[Geologie der Niederrheinischen Bucht|Niederrheinischen Bucht]]. Das im [[oligozän]]en/[[eozän]]en Baltischen [[Bernstein]] sehr häufige [[Trichom|Sternhaar]] wird ebenfalls Eichen zugeschrieben. Auch Eichenblüten sind im Baltischen Bernstein nicht selten.<ref>W. Weitschat und W. Wichard: ''Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein.'' München 1998.</ref> Die Zuordnung einiger kreidezeitlicher Pflanzenfossilien zu ''Quercus'' bzw. ''Quercophyllum'' ist indes umstritten.<ref>W. Gothan, H. Weyland: ''Lehrbuch der Paläobotanik.'' Berlin 1954.</ref>
=== Holzverwendung ===
[[Datei:Birke Holz.JPG|mini|Birkenfurnier]]


=== Informationen zu einzelnen Arten ===
Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als [[Splintholz]]arten kein [[Kernholz]] und keinen [[Farbkern]] aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner [[Falschkern]] ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.
Die in Mitteleuropa heimischen [[Stieleiche|Stiel-]] und [[Traubeneiche|Trauben]]-Eichen sind typische Vertreter der Weißeichen, wobei diese beiden Arten in weiten Bereichen gemeinsam vorkommen und zur Bastardisierung neigen, daher häufig nicht eindeutig zu differenzieren sind.
Sie haben Blätter mit abgerundetem Rand. Sie sind sogenannte Lichtbaumarten, das heißt, sie benötigen im Wachstum mehr Licht als etwa die [[Rotbuche]] und bilden selbst offene, lichte Kronen. Die Nutzung von Wäldern zur Waldweide ([[Hutewald]]) hat deshalb die Ausbildung von Eichenwäldern gefördert, weil die weidenden Tiere den Nachwuchs der Rotbuchen gehemmt haben. Das verkernende [[Holz]] der Weißeichen ist sehr dauerhaft und wurde viel im [[Schiffbau]] verwendet. Die heimischen Arten bieten etwa 350 Insektenarten einen Lebensraum.


Die ursprünglich im östlichen Nordamerika heimische Roteiche wird erst seit etwa 100 Jahren in Mitteleuropa angebaut. Man findet die Roteiche in Mitteleuropa in [[Park]]s und [[Botanischer Garten|Botanischen Gärten]], seltener werden sie in [[Forst]]en angebaut.
Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als [[Bauholz]] verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und [[Wäscheklammer]]n her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet. Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem [[Holzfehler|Maserholz]] traditionelle Trinkgefäße, die [[Guksi]]. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.


Roteichen zeichnen sich durch spitze Blätter aus sowie durch Eicheln, die innerhalb von zwei Jahren reifen. Das [[Holz]] der Roteichen ist aufgrund von Porengängen nicht wasserdicht und daher weniger wertvoll als das der Weißeichen. Es wird aufgrund der lebhaften Maserung vielfach für [[Möbel]] verwendet.
Auch als [[Brennholz]] ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der [[Ätherische Öle|Ätherischen Öle]] brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.


== Kultur ==
=== Borke und Reisig ===
[[Datei:Ecorce de bouleau.JPG|mini|Borke der [[Papier-Birke]] (''Betula papyrifera'')]]
[[Datei:Birkenrindenkanu.jpg|mini|Kanu aus Birkenrinde.]]
Auch die [[Birkenrinde]] fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in [[Finnland]] wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. [[Behälter|Vorratsbehälter]] für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in [[Sibirien]] hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die [[Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Birkenrinde. Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von [[Kanu]]s, [[Behälter]]n und [[Behälter|Gefäßen]], als Wandmaterial ihrer [[Wigwam]]s und als [[Schreibuntergrund]] für Zeichnungen und [[Symbol]]e, bis hin zum Totenkleid bei der [[Bestattung]] bilden die nordamerikanischen [[Mi'kmaq]], ein indianisches Volk im Nordosten [[Kanada]]s und der [[Vereinigte Staaten|USA]].


=== Religion ===
Der obere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von [[Birkenteer]] und [[Birkenöle|Birkenöl]] verwendet. Der untere Teil ist essbar und kann wie [[Spaghetti]] zubereitet werden.
In den alten [[Religion]]en, [[Mythos|Mythen]] und [[Sage]]n war die Eiche ein [[heilig]]er Baum. Häufig wurde sie mit blitztragenden Göttern oder Götterfürsten in Verbindung gebracht.


* [[Christentum]]:  Die Eiche galt als Lebensbaum, sie stand in ihrem dauerhaften Holz und dem langen Leben des Baumes für das ewige Leben und das ewige Heil. Auch wurde der Baum mit der glaubensstarken Heiligen Maria in Verbindung gebracht. Die Eiche findet sich in der Gotik und der frühen Neuzeit etwa auf Bibeleinbänden.
Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der [[Besenbinder]] stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden [[Besen]] her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken[[reisig]] zu befestigenden Elementen für den [[Deichbau|Deich-]] und [[Wasserbau]].
* [[Antikes Griechenland]]: dem [[Zeus]] geweiht bei den Griechen (Eichenorakel von [[Dodona]])
Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen [[Sauna]] als Badequast (russ. ''[[Wenik]]'', finn. ''vihta'' bzw. ''vasta'') zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die [[Birkenrute]], ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste [[Züchtigung]]sinstrument in [[Mitteleuropa]], [[Nordeuropa]] und [[Nordasien]].
* [[Römisches Reich|Rom]]: dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]] geweiht bei den [[Römisches Reich|Römern]],
* [[Kelten]]: Dem Himmelsherrscher und Wettergott [[Taranis]] gewidmet. Durch den römischen Geschichtsschreiber [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]] ist überliefert, dass die Kelten ohne Eichenlaub keine kultischen Handlungen vollzogen. Nach einer Herleitung könnte das Wort [[Druide]] für Priester von der [[Festlandkeltische Sprachen|festlandkeltischen]] Wurzel ''dru'' abgeleitet sein.
* [[Germanen]]: dem [[Gewitter]]gott [[Thor|Donar]] (= Thor) geweiht. Der Legende nach fällte der heilige [[Bonifatius]] (Apostel der Deutschen) im Jahr 723 die [[Donareiche]] bei Geismar, um den zu bekehrenden Heiden zu beweisen, dass ihr Gott ein ohnmächtiges Wesen sei, das nicht einmal seinen Baum schützen könne.


=== Archäologie ===
=== Medizinische Inhaltsstoffe ===
In der Archäologie kann Eichenholz mit einer ausreichenden Anzahl von Jahressringen mit Hilfe der [[Dendrochronologie]] zur Datierung herangezogen werden. Dies ist insbesondere bei der Datierung von Ereignissen hilfreich, die in [[Prähistorie|vorgeschichtlicher Zeit]] stattgefunden haben. Die [[Archäologie Nordamerikas|nordamerikanische Archäologie]] muss sich zu einem sehr großen Teil auf solche Methoden verlassen, da es keinerlei schriftliche Quellen aus der Zeit vor der europäischen Besiedelung gibt.
[[Datei:Sap-drip-LL.jpg|mini|Anzapfen von Birken zur Gewinnung von Birkensaft.]]
 
Die Blätter (''Betulae folium'') der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an [[Flavonoide]]n, [[Saponine]]n, [[Gerbstoff]]en, [[Ätherisches Öl|ätherischen Ölen]] und [[Vitamin C]]. Die Rinde enthält [[Phytosterin]]e sowie [[Terpene]] wie [[Betulin]], [[Betulinsäure]] und [[Lupeol]]; der Rindensaft u. a. [[Invertzucker]], sodass dieser auch vergoren werden kann. In [[Finnland]] wird der [[Zuckeraustauschstoff]] [[Xylitol]] aus Birken gewonnen. In [[Mitteleuropa]] wurde vor allem die heimische [[Sandbirke]] bereits historisch in der [[Volksmedizin]] genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde ([[Phytotherapie]]) Verwendung findet.
In den [[Ur- und Frühgeschichte|ur- und frühgeschichtlichen]] Siedlungen Europas gibt es viele Funde geschälter, verkohlter Eicheln allerdings selten in solchen Mengen wie in vielen Siedlungsgruben der [[Bronzezeit|bronzezeitlichen]] Siedlung in [[Oespel|Dortmund Oespel]]. Die Eicheln verkohlten vermutlich bei einem misslungenen Röstvorgang. Da Schälen und Rösten nicht erforderlich sind, wenn Eicheln als Schweinefutter dienen, ist anzunehmen, dass sie für den menschlichen Verzehr genießbarer gemacht werden sollten. Solche Vorgehensweisen kennen wir auch aus historischen Notzeiten. Das gehäufte Auftreten macht es jedoch fraglich, ob Eicheln nur in Notzeiten gegessen wurden. Eher waren sie eine leicht zu bevorratende Ergänzung im Speiseplan.
 
=== Sonstiges ===
* Der Volksmund legt nahe, dass Eichen häufiger als andere Bäume vom [[Blitz]] getroffen werden („Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“). Diese Aussage ist unwahr, vergleiche auch den Artikel über [[Blitz#Verhalten bei Gewittern|Blitze, Abschnitt „Verhalten bei Gewittern“]].
* Der Künstler [[Joseph Beuys]] präsentierte in [[Kassel]] zur [[documenta 7]] das Werk „[[7000 Eichen]].
* Die Eiche ist der [[Baum des Jahres]] 2016 in Österreich.<ref>{{Internetquelle|titel = Keineswegs unflexibel: Die Eiche ist Baum des Jahres|url = http://derstandard.at/2000027752095/Keineswegs-unflexibel-Die-Eiche-ist-Baum-des-Jahres?dst=t.co|zugriff = 2016-01-01|werk = derStandard.at}}</ref>
 
== Nutzung ==


=== Eichenholz ===
Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der [[Birkensaft]] (durch Anzapfen gewonnen). In der [[Heilkunde]] finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei [[Rheuma]], [[Gicht]] und [[Ödem|Wassersucht]] Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni. Mit Birkensaft werden auch schlecht heilende Wunden gereinigt und Ausschläge und [[Hautschuppe|Schuppen]] behandelt.
Eichenstämme haben in ihrer Mitte das graubräunliche [[Kernholz]], welches durch die eingelagerte [[Gerbsäure]] den typischen sauer-würzigen Eichengeruch erhält; zur Rinde hin und scharf abgegrenzt sind zwei bis fünf Zentimeter helles, junges, noch saftdurchflossenes Holz, das [[Splintholz]]. Das Holz der Stiel- und Traubeneiche hat eine Rohdichte bei [[Darrfeuchte]] (p0) von 0,39 bis 0,93&nbsp;g/cm³, im Mittel 0,65&nbsp;g/cm³, es ist hart und gut spaltbar.
Weitere technische Daten:
* Elastizitätzsmodul aus Biegeversuch E [N/mm² ] 13000,
* Zugfestigkeit längs Sigma ZB [N/mm² ] 110,
* Druckfestigkeit längs Sigma DB [N/mm² ] 52,
* Biegefestigkeit längs Sigma BB [N/mm² ] 95,
* Bruchschlagarbeit Omega [kJ/m²] 60–75,
* Härte nach Brinell  [N/mm² ] längs 64–66, quer 34–41


Das wertvolle Hartholz gut gewachsener Stämme wird bevorzugt zu Furnieren verarbeitet. Kernholz hat eine hohe Verrottungsbeständigkeit und wird selten von Wurmfraß befallen. Splint dagegen sehr schnell. Eichenholz wird für Möbel, Treppen, Fußböden, Außentüren und Fenster, Fachwerk und im Wasserbau eingesetzt.
=== Anwendungen der Kosmetik ===
Eichenholz gilt zudem als gutes [[Brennholz]] mit geringem Funkenflug. Sein Flammenbild ist jedoch nicht so schön wie bei [[Buche]]n- und [[Birke]]nholz oder bei Obsthölzern; außerdem ist der Heizwert etwas niedriger als bei der [[Rotbuche]].
Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende [[Birkensaft]] gewonnen. Er soll gegen [[Haarausfall]] gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.


=== Mooreiche ===
=== Nahrungsmittel ===
[[Datei:Naturerlebnisraum Burg Mooreichen IMG 8760.JPG|mini|Mooreichen im Naturerlebnisraum [[Burg (Dithmarschen)]] am Waldmuseum<br />[[:Datei:Naturerlebnisraum Burg IMG 8758.JPG|Informationen zum Alter dieser Stämme]]]]
Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar. Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als [[Birkenchampagner|Birkenwein]] genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für [[Impotentia coeundi|impotente]] Männer verwendet.
Eine Besonderheit stellt die [[Mooreiche]] dar. Dabei handelt es sich nicht um eine Baumart, sondern um Eichenstämme, die über Jahrhunderte in Mooren, Sümpfen oder in Flussufern gelegen hatten und ausgegraben wurden. Die Gerbsäure des Eichenholzes verbindet sich mit den Eisensalzen des Wassers, wodurch das Holz sehr hart wird und sich stark verfärbt. Die Verfärbung kann sehr unregelmäßig sein und variiert von hellgrau über dunkelgelb, dunkelbraun, blaugrau bis tiefschwarz. Diese subfossilen Eichen können 600 bis 8500 Jahre alt sein.


=== Eicheln ===
== Birken im Brauchtum und Volksglauben ==
Die Früchte (Eicheln) sind reich an [[Kohlenhydrate]]n und [[Protein]]en und wurden zur [[Eichelmast]] genutzt. Man trieb die Schweine zur [[Waldweide]] in die Wälder. In ur- und frühgeschichtlicher Zeit sowie in Notzeiten wurden Eicheln von Menschen als Nahrungsmittel genutzt.<ref>[[Carl August Bolle|Carl Bolle]]: ''Die Eichenfrucht als menschliches Nahrungsmittel.'' In: ''Zeitschrift des Vereins für Volkskunde'' 1, 1891, S. 138–148.</ref> Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden in Wasser allmählich von den wasserlöslichen [[Gerbstoff]]en befreit werden, was sich durch die ausbleibende Verfärbung des Wassers leicht erkennen lässt, wobei eine höhere Temperatur den Vorgang beschleunigt. Sie enthalten in hohen Mengen [[Tannine]].<ref>{{Literatur | Autor = Swantje Bergmann | Titel = Eicheln als Nahrungsmittel – Alltägliches Nahrungsmittel oder Indikator für Nahrungsknappheiten? | Herausgeber = Frank M. Andraschko, Barbara Kraus, Birte Meller | Sammelwerk = Archäologie zwischen Befund und Rekonstruktion: Ansprache und Anschaulichkeit; Festschrift für Prof. Dr. Renate Rolle zum 65. Geburtstag | Verlag = Kovač | Ort = Hamburg | Jahr = 2007 | Seiten = 327–338 | ISBN = 978-3-8300-2711-9}}</ref> Danach können sie, zum Beispiel als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz „[[Ersatzkaffee|Muckefuck]]“, verarbeitet werden, wobei bei letzterer Verwendung die Gerbsäure wahlweise auch nicht oder nicht vollständig entzogen werden kann, etwa aus medizinischen Gründen.<ref>Erika Lüders: ''10 Pfund Eicheln sind 7 Pfund Eichelmehl.'' In: [[Zentralinstitut für Ernährung|Institut für Ernährung und Verpflegungswissenschaft]] (Hrsg.): ''Wiederaufbau der deutschen Ernährung.'' Heft 4, Linde, Berlin 1946.</ref>
[[Datei:Gustav Klimt 006.jpg|mini|Birken in der Kunst, ein Beispiel von [[Gustav Klimt]]]]
Das Wort ''Birke'' ist auf einen Begriff im [[Indogermanische Ursprache|Indogermanischen]] zurückzuführen (*''bherHg̑o'') und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“.


=== Rinde ===
Im [[Germanische Mythologie|germanischen]] und im [[Slawische Mythologie|slawischen Volksglauben]] spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin [[Freya]] geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen [[Maibaum]] aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende [[Frühling]] in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier. In dem Lied „[[Der Winter ist vergangen]], ich seh des Maien Schein …“ ist davon die Rede.
Aus der jungen, glatten Rinde wurden Gerbstoffe für die [[Gerben|Lohgerberei]] gewonnen (Eichenschälwald). Die Borke der [[Korkeiche]] (''Quercus suber'') wird als [[Kork]] zur Herstellung von [[Korken]], Korkfußböden und mehr verwendet. Von allen Eichenarten eignen sich nur ungefähr 180 zur Herstellung von Weinfässern, siehe auch [[Barrique]]. In der Volksheilkunde wurde borkenlose Eichenrinde genutzt, um Entzündungen im Mund und der Schleimhäute zu heilen.


=== Gallen ===
Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.
Aus den [[Gallapfel|Galläpfeln]], die von der gemeinen Eichengallwespe hervorgerufen werden, hat man früher dokumentenechte [[Eisengallustinte]] gewonnen.


== Medizin und Pharmakologie ==
Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten unbeleuchteten Alleenstraßen und uneinsichtige Reisewege gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren [[Baum|Bäume]] von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, [[Schamanismus]]. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu [[Fronleichnam]] regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.
Alle Teile der Eiche sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe leicht giftig und können zu gastrointestinalen Symptomen (Magenschleimhautreizung, Erbrechen, Durchfälle) führen (siehe dazu den Artikel: [[Liste giftiger Pflanzen]]). Als [[Heilpflanze]] wurde<ref>[[Joachim Telle]]: ''Altdeutsche Eichentraktate aus medizinischen Handschriften. Beiträge zur pharmazeutischen Kleinliteratur im ausgehenden Mittelalter.'' In: ''Centaurus.'' Band 13, 1968, S. 37–61.</ref> und wird die Eiche allerdings geschätzt. <!--Auf Grund des hohen [[Gerbstoff]]gehaltes wird vor allem ihre Rinde genutzt. Gesammelt wird die frische Eichenrinde im Frühjahr. Getrocknet und gemahlen kann daraus ein Sud gekocht werden. Als Tee getrunken, findet dieser zum Beispiel bei chronischen [[Entzündung]]en des Magen-Darm-Traktes Anwendug - nie mehr als zwei Tassen täglich.--> Auch die bis ins Mittelalter für die Frucht des Eiche gehaltene [[Eichenmistel]] fand magische und therapeutische Verwendung.<ref>Wolfgang Wegner: ''‚Eichentraktat‘.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 338.</ref>


Die im Eichenholz enthaltenen [[Tannine]] und [[Aldehyd]]e können beim Einatmen allergische Reaktionen ([[Rhinitis]], [[Asthma]]) hervorrufen.<ref>[http://www.alles-zur-allergologie.de/Allergologie/Artikel/3846/Allergen,Allergie/H%F6lzer/ Vgl. Roland Irion: Hölzer. In: Alles zur Allergologie, online,  2009 (21. Februar 2015).]</ref>
Die Birke ist das Wahrzeichen [[Estland]]s. In [[Russland]], [[Finnland]] und [[Polen]] gilt der Baum als nationales [[Symbol]], vergleichbar mit der „[[Stieleiche|deutschen Eiche]].


Eine indirekte Gefahr besteht durch den auch in Mitteleuropa immer stärker auffindbaren [[Eichen-Prozessionsspinner]]. Dieser siedelt sich ausschließlich auf Eichen an und birgt für den Menschen Gefahren: Die Larven des Eichen-Prozessionsspinners tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu [[Asthma bronchiale|Asthmaanfällen]]. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare hunderte Meter weit mit dem Wind vertragen werden können, stellen sie eine wichtige Ursache einer luftübertragenen Krankheit dar.
Dem [[Volksglaube]]n nach sollten Birken den [[Gewitterblitz|Blitz]] anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von [[Bauernhof|bäuerlichen Anwesen]]. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.


== Quellen ==
[[Datei:Betula leopoldae 01.jpg|mini|hochkant=0.75|[[Fossil]]es Blatt von ''Betula leopoldae'', 48,5 Millionen Jahre alt aus der Klondike Mountain Formation in [[Ferry County]], Washington, USA]]
* Kevin C. Nixon: ''Fagaceae.'': in der ''Flora of North America'', Volume 3: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=127839 ''Quercus'' - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): ''Flora of North America North of Mexico'', Volume 3 - ''Magnoliidae and Hamamelidae'', Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. (Abschnitt Beschreibung)
* Chengjiu Huang, Yongtian Zhang, Bruce Bartholomew: ''Fagaceaen'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=127839 ''Quercus'', S. 370 - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi & Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China'', Volume 4 - ''Cycadaceae through Fagaceae'', Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1999, ISBN 0-915279-70-3. (Abschnitt Beschreibung)


== Weiterführende Literatur ==
== Literatur ==
* Joachim Krahl-Urban: ''Die Eichen. Forstliche Monographie der Traubeneiche und der Stieleiche.'' Parey, Hamburg 1959.
* Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 9781842461419, S. 1–431.
* Wolf Dieter Becker: ''Von verkohlten Nahrungsvorräten, geheimnisvollen Wällen und bitteren Mahlzeiten – Archäobotanische Untersuchungen in Westfalen.'' (S. 191–194) In: ''Ein Land macht Geschichte Archäologie in Nordrheinwestfalen.'' Köln 1995, ISBN 3-8053-1801-4.
* John J. Furlow: ''Betulaceae.'' In: (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
* Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: ''Betulaceae.''
* Yasin J. Nasir: ''Betulaceae.'' In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): ''Flora of West Pakistan.'' Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi, [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=5&taxon_id=103887 online.]
* Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: ''Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences.'' In: ''American Journal of Botany.'' Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, [[doi: 10.3732/ajb.91.11.1834]].


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Eiche}}
{{Commonscat|Betula|Birken (''Betula'')}}
{{Commonscat|Quercus|Eichen (''Quercus'')}}
{{Wiktionary|Birke}}
* [http://www.materialarchiv.ch/#/detail/244/eiche/ MATERIAL ARCHIV: Eiche] – Umfangreiche Materialinformationen und Bilder
* [http://www.sdw.de/cms/upload/pdf/Die_Birke.pdf ''Schutzgemeinschaft Deutscher Wald'' - Baumfaltblatt Birke.] (PDF-Datei; 833&nbsp;kB)
* {{PFAF|WissName=Quercus|Rang=Gattung|Zugriff= }}
* [http://ingeb.org/Lieder/derwinti.html Birke im Volkslied: "Der Winter ist vergangen".]
* [http://www.uam.es/personal_pdi/ciencias/jcardiel/asignaturas/floraiberica/sabermas/quercus.pdf Bestimmungsschlüssel und Beschreibung der Eichenarten der iberischen Halbinsel.] (spanisch, PDF-Datei, 1,34&nbsp;MB)
* [http://www.heilpflanzenkatalog.net/heilpflanzen/heilpflanzen-europa/181-birke.html Verwendung in der Volksheilkunde.]


== Einzelnachweise ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4136469-7}}
<references>
<ref name="FoNA"> Kevin C. Nixon: ''Fagaceae.'': in der ''Flora of North America'', Volume 3: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=127839 ''Quercus'' - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): ''Flora of North America North of Mexico'', Volume 3 - ''Magnoliidae and Hamamelidae'', Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. </ref>
<ref name="FoC"> Chengjiu Huang, Yongtian Zhang, Bruce Bartholomew: ''Fagaceaen'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=127839 ''Quercus'', S. 370 - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi & Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China'', Volume 4 - ''Cycadaceae through Fagaceae'', Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1999, ISBN 0-915279-70-3. </ref>
<ref name="WCSP"> Rafaël Govaerts (Hrsg.): [http://apps.kew.org/wcsp/qsearch.do?page=quickSearch&plantName=Quercus ''Quercus'' - ''World Checklist of Selected Plant Families'' des Royal Botanic Gardens, Kew.] Zuletzt eingesehen am 14. Januar 2017. </ref>
<ref name="Genaust1983"> Helmut Genaust: ''Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.'' 2. Auflage. Birkhäuser, Basel 1983, ISBN 3-7643-1399-4.</ref>
</references>


[[Kategorie:Pflanzenreich]]
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Version vom 6. August 2017, 20:54 Uhr

Die Birken (Betula) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).

Beschreibung

Illustration von Betula nana und Betula fruticosa

Vegetative Merkmale

Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen.

Bei vielen Birken-Arten ist die Borke besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern.

Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen.

Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt Fiedernervatur vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die Nebenblätter fallen oft früh ab.

Generative Merkmale

Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blütenstände heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln zu in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je Schuppe immer drei Blüten. Die männlichen Blüten enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) Staubblätter mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt (Anemophilie), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an Pollen frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die weiblichen Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je Schuppe (Tragblatt) selten eine bis meist drei Blüten.

Die aufrechten bis hängenden Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige aber nicht verholzte Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab, oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter im Fruchtstand. Es werden geflügelte Nussfrüchte (Samara) gebildet. An zwei Seiten der Samen befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die Reife der Früchte erfolgt von September bis Oktober.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 14.

Standorte

Birken sind oft Pionierpflanzen auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen wie auf Moor.

Bedeutung für Pollenallergiker

Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener Allergiker, die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als Alleebäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa 2 Wochen Mitte April stattfindet.

Nutzung

Pech

Moderne Versuchsanordnung zur Birkenpechherstellung im Eintopfverfahren.

Von Birken durch Verschwelung und Trockendestillation hergestelltes Birkenpech wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter Kunststoff der Menschheitsgeschichte zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch Neandertaler als auch durch den modernen Menschen (Homo sapiens der Cro-Magnon-Epoche).

Zierpflanze

Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als Zierpflanze in Gärten, Parks und Alleen gepflanzt.

Holzverwendung

Birkenfurnier

Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als Splintholzarten kein Kernholz und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner Falschkern ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.

Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als Bauholz verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und Wäscheklammern her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet. Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem Maserholz traditionelle Trinkgefäße, die Guksi. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.

Auch als Brennholz ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der Ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.

Borke und Reisig

Borke der Papier-Birke (Betula papyrifera)
Kanu aus Birkenrinde.

Auch die Birkenrinde fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in Finnland wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. Vorratsbehälter für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in Sibirien hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die antiseptischen Eigenschaften der Birkenrinde. Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von Kanus, Behältern und Gefäßen, als Wandmaterial ihrer Wigwams und als Schreibuntergrund für Zeichnungen und Symbole, bis hin zum Totenkleid bei der Bestattung bilden die nordamerikanischen Mi'kmaq, ein indianisches Volk im Nordosten Kanadas und der USA.

Der obere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet. Der untere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.

Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der Besenbinder stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birkenreisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau. Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen Sauna als Badequast (russ. Wenik, finn. vihta bzw. vasta) zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die Birkenrute, ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste Züchtigungsinstrument in Mitteleuropa, Nordeuropa und Nordasien.

Medizinische Inhaltsstoffe

Anzapfen von Birken zur Gewinnung von Birkensaft.

Die Blätter (Betulae folium) der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an Flavonoiden, Saponinen, Gerbstoffen, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol; der Rindensaft u. a. Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann. In Finnland wird der Zuckeraustauschstoff Xylitol aus Birken gewonnen. In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische Sandbirke bereits historisch in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) Verwendung findet.

Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der Birkensaft (durch Anzapfen gewonnen). In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni. Mit Birkensaft werden auch schlecht heilende Wunden gereinigt und Ausschläge und Schuppen behandelt.

Anwendungen der Kosmetik

Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er soll gegen Haarausfall gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.

Nahrungsmittel

Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar. Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als Birkenwein genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für impotente Männer verwendet.

Birken im Brauchtum und Volksglauben

Birken in der Kunst, ein Beispiel von Gustav Klimt

Das Wort Birke ist auf einen Begriff im Indogermanischen zurückzuführen (*bherHg̑o) und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“.

Im germanischen und im slawischen Volksglauben spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin Freya geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier. In dem Lied „Der Winter ist vergangen, ich seh des Maien Schein …“ ist davon die Rede.

Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.

Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten unbeleuchteten Alleenstraßen und uneinsichtige Reisewege gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren Bäume von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, Schamanismus. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu Fronleichnam regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in katholischen Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.

Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der „deutschen Eiche“.

Dem Volksglauben nach sollten Birken den Blitz anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.

Fossiles Blatt von Betula leopoldae, 48,5 Millionen Jahre alt aus der Klondike Mountain Formation in Ferry County, Washington, USA

Literatur

  • Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: The genus Betula: a taxonomic revision of birches. Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 9781842461419, S. 1–431.
  • John J. Furlow: Betulaceae. In: (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: Betulaceae.
  • Yasin J. Nasir: Betulaceae. In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): Flora of West Pakistan. Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi, online.
  • Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences. In: American Journal of Botany. Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, doi: 10.3732/ajb.91.11.1834.

Weblinks

Commons: Birken (Betula) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Birke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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