Analogie und Minos: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Analogie''' (von {{ELSalt|ἀναλογία}}, „Verhältnis“) wird in der [[Philosophie]] die [[Gleichheit]] oder [[Ähnlichkeit]] beliebiger [[Struktur]]en hinsichtlich bestimmter [[Eigenschaft]]en bezeichnet. Ein '''Analogieschluss''' oder '''Analogismus''' ist eine [[Schluss]]folgerung, die auf der Analogie zwischen Objekten beruht.
[[Datei:Michelangelo-minos2.jpg|thumb|Minos, von Schlangen umschlungen und gebissen (Detail eines Freskos des Jüngsten Gerichts in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]] – [[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]], 1536-41)]]
'''Minos''' ({{ELSalt|Μίνως}}) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] Sohn des [[Zeus]] und der [[Europa (Mythologie)|Europa]] - und der Bruder von [[Wikipedia:Rhadamanthys|Rhadamanthys]] und [[Wikipedia:Sarpedon (Ilias)|Sarpedon]]. Er war ein König von [[Wikipedia:Kreta|Kreta]], der Gemahl der [[Pasiphaë]].


In der [[Antike]] wurde der [[Begriff]] der Analogie zunächst für [[Mathematik|mathematische]] bzw. [[Geometrie|geometrische]] Proportionen gebraucht. [[Platon]] führte ihn in die Philosophie ein, da er gemäß seiner [[Ideenlehre]] der Ansicht war, dass die [[Sinnliche Welt|sichtbare Welt]] ein vergängliches [[Abbild]] der [[ewig]]en [[Ideenwelt]] sei, und darum letztere durch ihr [[sinnlich]]es '''Analogon''' [[Erkenntnis|erkannt]] oder zumindest beschrieben werden kann. In der [[christlich]]en Philosophie des [[Mittelalter]]s versuchte man die Frage zu klären, wie man mittels Analogien sinnvoll von [[Gott]] sprechen könne. In der [[Neuzeit]], d.h. im beginnenden [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], wurde das analogische Denken in den [[Naturwissenschaft]]en sehr lange erfolgreich benutzt, um die auf dem Gebiet der [[Mechanik]] aufgefundenen und mathematisch formulierten Gesetze auch für ganz andere [[Phänomen]]bereiche nutzbar zu machen. So wurde etwa die mechanische Wellenlehre auf das [[Licht]] übertragen und dieses analog als [[elektromagnetische Welle]] beschrieben. Damit wurde aber zugleich das mechanistische [[Denken]] in Weltbereiche hineingetragen, das diesen nur sehr bedingt angemessen ist und dessen [[wesen]]tlichste Eigenschaften dadurch gerade ausgeblendet wurden. Das hat auch [[Rudolf Steiner]] ganz klar erkannt und darum auf die große Bedeutung der [[Goetheanistische Naturwissenschaft|Goetheanistischen Naturanschuung]] hingewiesen, die diesem Fehler nicht unterliegt.
Mit Pasiphaë war er der Vater von [[Wikipedia:Akakallis|Akakallis]], [[Wikipedia:Androgeos|Androgeos]], [[Ariadne]], [[Wikipedia:Deukalion (Sohn des Minos)|Deukalion]], [[Wikipedia:Glaukos (Sohn des Minos)|Glaukos]], [[Wikipedia:Katreus|Katreus]], [[Wikipedia:Phaidra|Phaidra]] und [[Wikipedia:Xenodike|Xenodike]].


== Biologie ==
== Name ==


=== Analogie und Homologie ===
Folgt man den Angaben [[Rudolf Steiner]]s, kann man davon ausgehen, dass sich der Name des Minos - ähnlich wie der des [[Menes]], des legendären Begründers der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptischen Kultur]] - von der [[Wikipedia:Indogermanische Wortwurzeln|indogermanischen Wortwurzel]] *manu- ([[Mensch]], [[Mann]], [[Manu]] = "Stammvater der Menschheit"; [[Sanskrit|skrt.]] '''''Manushya''''') ableitet, die aber auch mit der Verbalwurzel *men- (denken, überlegen, ermahnen) zusammenhängt und derart den [[vernunft]]- bzw. [[verstand]]esbegabten Menschen bezeichnet. Dem entspricht im [[Latein]]ischen das Wort ''manus'' (die ''Hand''). Zusammenfassend wird damit der Mensch als der vernüftig bzw. verständig Handelnde charakterisiert - und der sich dadurch sein [[Schicksal]], sein [[Karma]], selbst bereitet.  
In der [[Biologie]] spricht man von Analogie, wenn verschiedene Ordnungen ([[Wikipedia:Taon|Taxa]]) von Lebewesen unabhängig voneinander ähnliche (''analoge'') [[Merkmal]]e, [[Organe]], [[Gene]], [[Verhalten]]sweisen u. dgl. entwickeln, die ihre Vorfahren noch nicht hatten. Es handelt sich also um eine '''Parallelentwicklung''' bzw. um eine '''konvergente Evolution''' oder kurz um eine '''Konvergenz'''. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die sehr ähnliche Schädelbildung des [[Wikipedia:Wolf|Wolf]]s und des mittlerweile ausgestorbenen [[Wikipedia:Beutelwolf|Beutelwolf]]s oder die Konvergenz von [[Wikipedia:Igel|Igel]] und [[Wikipedia:Ameisenigel|Ameisenigel]].


Wurden hingegen die einander ähnlichen Eigenschaften der verschiedenen Taxa von einem (vielleicht zeitlich weiter zurückliegenden) gemeinsamen Vorfahren ererbt, spricht man von '''Homologie'''.
Mensch in diesem Sinne ist der, dem die Himmlische Speisung, das Himmlische [[Manna]] zuteil geworden ist. In der germanischen Märchen- und Sagenwelt werden die Geister der Verstorbenen, die nun nicht mehr dem irdischen, sondern dem geistigen Daseinsbereich angehören, als [[Manen]] bezeichnet. Es wird damit hingewiesen auf das erste geistige [[Wesensglieder|Wesensglied]] des Menschen, auf [[Manas]] oder [[Geistselbst]]:


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Analoges Denken]]
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"«Menes» nannten die Ägypter den, der die erste «menschliche» Kultur inauguriert hat; und sie deuten zu gleicher Zeit an, daß der Mensch dadurch auch in die Möglichkeit kam, zu irren. Denn von da ab war er angewiesen auf das Werkzeug seines Gehirns. Daß der Mensch in Irrtum verfallen konnte, wird dadurch symbolisch angedeutet, daß in die Zeit, in welcher die Menschen von den Göttern verlassen wurden, die Stiftung des Labyrinthes versetzt wird, das ein Abbild ist der Windungen des Gehirns als des Werkzeuges für die eigenen Menschengedanken, in welchen sich der Träger dieser Gedanken verlieren kann. Manas nannten die Orientalen den Menschen als denkendes Wesen, und Manu heißt der erste Hauptträger des Denkens. Minos nannten die griechischen Völker den ersten Ausgestalter des menschlichen Gedankenprinzips, und auch an Minos knüpft sich die Sage vom Labyrinth, weil die Menschen fühlten, wie sie seit seiner Zeit von der unmittelbaren göttlichen Leitung allmählich in eine solche Leitung übergingen, durch welche das «Ich» in anderer Art die Einflüsse der höheren Geisteswelt erlebt." {{lit|GA 175, S 302f.}}
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== Historisches ==
 
[[Wikipedia:Herodot|Herodot]] bezeichnet Minos als den Errichter der ersten [[Wikipedia:Thalassokratie|Thalassokratie]], die die [[Wikipedia:Piraterie|Piraterie]] im östlichen Mittelmeer erfolgreich bekämpfte und die Quelle des kretischen Reichtums war. (''Siehe auch'' [[Wikipedia:Seeherrschaft|Seeherrschaft]].) Nach u.a. [[Wikipedia:Thukydides|Thukydides]] soll Minos sich die [[Wikipedia:Karer|Karer]] untertänig gemacht (und [[Wikipedia:Milet|Milet]] erobert haben) bzw. von Kreta und/oder den Inseln der [[Wikipedia:Ägäis|Ägäis]] vertrieben haben und große Teile des ägäischen Meers beherrscht haben.
 
Bezüglich der Frage, ob Kreta während der minoischen Zeit wirklich eine Thalassokratie war, herrscht bis jetzt in der Forschung keine Einigkeit.<ref>A. Bernard Knapp, Thalassocracies in Bronze Age Eastern Mediterranean Trade. Making and breaking a myth, in: World Archaeology 24/3, 1993, S. 332</ref>
 
== Mythisches ==
 
=== Minos und Britomartis ===
 
Die Nymphe [[Britomartis]] war eine Tochter des [[Zeus]], und somit Halbschwester des Minos. Dieser verliebte sich in sie und verfolgte das wilde Mädchen neun Monate lang durch die Berge Kretas. Als er sie auf einem steilen Felsen des Diktegebirges fast ergreifen konnte, blieb ihr Kleid an einem Myrtenzweig hängen; sie rettete sich durch einen Sprung ins Meer und landete in den Netzen von Fischern, die sie in Sicherheit brachten. [[Artemis]] erhob sie später in den Rang einer Göttin.<ref>Karl Kerényi, ''Die Mythologie der Griechen'', Bd. I, S. 117. ISBN 3-423-01345-1</ref>
 
=== Minos und Prokris ===
 
Um die eheliche Treue ihres Gemahls sicherzustellen, belegte [[Pasiphae|Pasiphaë]] den König mit einem Zauber: Bei der Umarmung entströmten seinem Leib Schlangen, Skorpione und Tausendfüßler. Da traf [[Wikipedia:Prokris|Prokris]] auf der Insel ein, die eben im Streit mit [[Wikipedia:Kephalos|Kephalos]] lag. Sie heilte Minos von seinem Leiden. Er machte ihr dafür einen unfehlbaren Speer und den schnellen, unsterblichen Hund [[Lailaps|Lailaps]] zum Geschenk – Gaben, die einst sein Vater Zeus der [[Europa (Mythologie)|Europa]] überreicht hatte.<ref>Karl Kerényi, ''Die Mythologie der Griechen'', Bd. II, S. 229f. ISBN 3-423-01346-x</ref>
 
In einer anderen Version hieß es nur, dass Prokris die einzige war, die mit Minos ungestraft verkehren konnte, weil sie sich zuvor mit der Essenz einer Heilpflanze wappnete.
 
=== Minos und der Stier ===
 
Nach einer Erzählung wurden er und seine Brüder von [[Asterios]] adoptiert, dem König von Kreta. In der Frage, wer dessen Nachfolge antreten sollte, kam es zum Streit zwischen den dreien. Minos rief [[Poseidon]] um Beistand an und versprach, was immer aus dem Meer erschiene, dem Gott zu opfern. Poseidon schickte ihm einen prächtigen Stier, so dass damit der Streit entschieden war und Minos König von Kreta wurde. Der Stier gefiel ihm allerdings so gut, daß er ihn nun nicht opfern wollte, sondern ein anderes Rind darbringen ließ. Poseidon erkannte den Betrug und schlug zur Strafe Minos' Gemahlin Pasiphaë mit dem Verlangen, sich mit dem Stier zu vereinen. Sie ließ sich von [[Daidalos]] ein hölzernes Gestell bauen, das mit Kuhhaut verkleidet war. Darin verbarg sie sich und ließ sich so von dem Stier begatten. Als Frucht dieser Vereinigung gebar sie ein menschenfressendes Ungeheuer: den [[Minotauros]], ein Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf.
 
Im Zuge seiner „achten Arbeit“<ref>Oder der siebenten; vgl. Karl Kerényi, ''Die Mythologie der Griechen'', Bd. II, S. 129 ISBN 3-423-01346-x</ref> brachte [[Herakles]] den Stier auf die [[Wikipedia:Peloponnes|Peloponnes]]. Dort richtete das wilde Tier großen Schaden an. [[Wikipedia:Androgeos|Androgeos]], einer von Minos' Söhnen, wollte seine Geschicklichkeit im Kampf gegen den Stier erproben, fiel diesem aber zum Opfer. Als Minos die Nachricht erhielt, brach er zu einem Rachefeldzug gegen [[Wikipedia:Athen|Athen]] auf; manche sagten nämlich, König [[Wikipedia:Aigeus|Aigeus]] von [[Wikipedia:Attika (Landschaft)|Attika]] habe Androgeos zu dem Tier geschickt.
 
=== Minos und die Athener ===
 
Er zog zunächst gegen [[Wikipedia:Megara|Megara]], wo [[Wikipedia:Nisos|Nisos]] herrschte, ein Bruder des Aigeus. Nisos verlieh eine purpurne Locke Unsterblichkeit. Seine Tochter [[Wikipedia:Skylla (Königstochter)|Skylla]] verliebte sich jedoch in den fremden König und schnitt ihrem Vater die Locke ab. Minos siegte, dankte es dem Mädchen aber schlecht: Er ließ sie an seinem Schiff angebunden durch das Meer schleifen.
 
Gegen das wehrhafte Athen allerdings konnte Minos zunächst nichts ausrichten. Also rief er seinen Vater Zeus um Hilfe an; dieser erhörte ihn und sandte Pest und Hungersnot. Den Athenern erlegte Minos nach ihrer Kapitulation eine grausame Steuer auf: Alle neun Jahre mußten sie sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta senden, wo diese dem Minotauros geopfert wurden.<ref>Karl Kerényi, ''Die Mythologie der Griechen'', Bd. II, S. 182f. ISBN 3-423-01346-x</ref>
 
=== Minos und das Labyrinth ===
 
Für den Minotauros hatte er von Daidalos ein Labyrinth<ref>siehe [[Wikipedia:Knossos|]]</ref> erbauen lassen. Die Jünglinge und Jungfrauen wurden hineingeschickt und so dem Ungeheuer zum Fraß vorgeworfen. Erst [[Theseus]] –&nbsp;Sohn des Aigeus&nbsp;– beendete diesen Opferritus, indem er selbst mitfuhr und den Minotauros tötete. Dabei war ihm Minos' Tochter [[Ariadne]] mit ihrem „[[Ariadnefaden|Faden]]“ behilflich; nur so konnte er aus dem Labyrinth wieder herausfinden. Als der Held Kreta verließ, nahm er Ariadne mit sich.<ref>Karl Kerényi, ''Die Mythologie der Griechen'', Bd. I, S. 212. ISBN 3-423-01345-1</ref>
 
Erzürnt sperrte Minos daraufhin den Architekten Daidalos mit dessen Sohn [[Ikaros]] in das Labyrinth. Sie konnten entkommen und flohen mit Hilfe selbstgebauter Schwingen von der Insel; Ikaros überlebte den Flug nicht, weil er der Sonne zu nahe kam - dabei schmolz das Wachs zur Befestigung der Federn - und er ins Meer stürzte. Minos aber verfolgte Daidalos bis nach [[Wikipedia:Sizilien|Sizilien]], wo dieser bei König [[Wikipedia:Kokalos|Kokalos]] Schutz gefunden hatte. Kokalos empfing den Kreterkönig mit vorgetäuschter Gastfreundschaft, ließ ihn jedoch im Bade töten. Je nach Version wurde Minos dort von Kokalos' Töchtern ertränkt oder durch kochendes Wasser ums Leben gebracht. Lange danach soll [[Wikipedia:Theron von Akragas|Theron]], Tyrann von [[Wikipedia:Agrigent|Akragas]], die Gebeine von König Minos gefunden und nach Kreta zurückgeschickt haben.
 
=== Minos im Hades ===
 
[[Datei:Inferno Canto 5 line 4 Minos.jpg|thumb|Minos sitzt zu Gericht, Illustration [[Gustave Doré|Dorés]] zu [[Dante Alighieri|Dantes]] [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]]]
Nach seinem Tode herrschte der weise irdische König Minos mit goldenem Zepter als Richter der Toten in der [[Unterwelt]], an der Seite seines Bruders [[Wikipedia:Rhadamanthys|Rhadamanthys]] und seines Halbbruders [[Wikipedia:Aiakos|Aiakos]].
 
== Minos als Namensgeber ==
 
Nach Minos wurde die Kultur von Altkreta durch [[Wikipedia:Arthur Evans|Arthur Evans]] als [[Wikipedia:Minoische Kultur|minoisch]] benannt. Bedeutende Zeugnisse dieser Kultur sind die Palastanlagen von [[Wikipedia:Phaistós|Phaistós]] und [[Wikipedia:Knossós|Knossós]]; Letztere war wegen ihrer verwinkelten Architektur vermutlich der Ursprung der Legende vom Labyrinth. Die Verbindung von Minos mit der minoischen Kultur gilt jedoch als nicht gesichert, da ihn [[Wikipedia:Homer|Homer]] nicht nur als Sohn des Zeus, sondern auch als [[Wikipedia:Achaier|Achäer]] bezeichnet, die zumeist mit den mykenischen Griechen gleichgesetzt werden. Die retrospektive Vereinnahmung wurde jedoch betrieben, wie die von Zeus und Europa, um die Bedeutung des Zeus zu erhöhen. Zu Blütezeit der kretischen Hochkultur etwa 1.600 v. Chr. war der Zeusglaube noch nicht installiert. Dieser wurde vermutlich in den [[Wikipedia:Dunkle Jahrhunderte|Dunklen Jahrhunderten]] oder sogar erst 800 v. Chr. durchgesetzt.
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Menus|Menus]]
* [[Ikarus]]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Minos|Minos}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 23. Mai 2013, 16:40 Uhr

Minos, von Schlangen umschlungen und gebissen (Detail eines Freskos des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen KapelleMichelangelo, 1536-41)

Minos (griech. Μίνως) ist in der griechischen Mythologie Sohn des Zeus und der Europa - und der Bruder von Rhadamanthys und Sarpedon. Er war ein König von Kreta, der Gemahl der Pasiphaë.

Mit Pasiphaë war er der Vater von Akakallis, Androgeos, Ariadne, Deukalion, Glaukos, Katreus, Phaidra und Xenodike.

Name

Folgt man den Angaben Rudolf Steiners, kann man davon ausgehen, dass sich der Name des Minos - ähnlich wie der des Menes, des legendären Begründers der ägyptischen Kultur - von der indogermanischen Wortwurzel *manu- (Mensch, Mann, Manu = "Stammvater der Menschheit"; skrt. Manushya) ableitet, die aber auch mit der Verbalwurzel *men- (denken, überlegen, ermahnen) zusammenhängt und derart den vernunft- bzw. verstandesbegabten Menschen bezeichnet. Dem entspricht im Lateinischen das Wort manus (die Hand). Zusammenfassend wird damit der Mensch als der vernüftig bzw. verständig Handelnde charakterisiert - und der sich dadurch sein Schicksal, sein Karma, selbst bereitet.

Mensch in diesem Sinne ist der, dem die Himmlische Speisung, das Himmlische Manna zuteil geworden ist. In der germanischen Märchen- und Sagenwelt werden die Geister der Verstorbenen, die nun nicht mehr dem irdischen, sondern dem geistigen Daseinsbereich angehören, als Manen bezeichnet. Es wird damit hingewiesen auf das erste geistige Wesensglied des Menschen, auf Manas oder Geistselbst:

"«Menes» nannten die Ägypter den, der die erste «menschliche» Kultur inauguriert hat; und sie deuten zu gleicher Zeit an, daß der Mensch dadurch auch in die Möglichkeit kam, zu irren. Denn von da ab war er angewiesen auf das Werkzeug seines Gehirns. Daß der Mensch in Irrtum verfallen konnte, wird dadurch symbolisch angedeutet, daß in die Zeit, in welcher die Menschen von den Göttern verlassen wurden, die Stiftung des Labyrinthes versetzt wird, das ein Abbild ist der Windungen des Gehirns als des Werkzeuges für die eigenen Menschengedanken, in welchen sich der Träger dieser Gedanken verlieren kann. Manas nannten die Orientalen den Menschen als denkendes Wesen, und Manu heißt der erste Hauptträger des Denkens. Minos nannten die griechischen Völker den ersten Ausgestalter des menschlichen Gedankenprinzips, und auch an Minos knüpft sich die Sage vom Labyrinth, weil die Menschen fühlten, wie sie seit seiner Zeit von der unmittelbaren göttlichen Leitung allmählich in eine solche Leitung übergingen, durch welche das «Ich» in anderer Art die Einflüsse der höheren Geisteswelt erlebt." (Lit.: GA 175, S 302f.)

Historisches

Herodot bezeichnet Minos als den Errichter der ersten Thalassokratie, die die Piraterie im östlichen Mittelmeer erfolgreich bekämpfte und die Quelle des kretischen Reichtums war. (Siehe auch Seeherrschaft.) Nach u.a. Thukydides soll Minos sich die Karer untertänig gemacht (und Milet erobert haben) bzw. von Kreta und/oder den Inseln der Ägäis vertrieben haben und große Teile des ägäischen Meers beherrscht haben.

Bezüglich der Frage, ob Kreta während der minoischen Zeit wirklich eine Thalassokratie war, herrscht bis jetzt in der Forschung keine Einigkeit.[1]

Mythisches

Minos und Britomartis

Die Nymphe Britomartis war eine Tochter des Zeus, und somit Halbschwester des Minos. Dieser verliebte sich in sie und verfolgte das wilde Mädchen neun Monate lang durch die Berge Kretas. Als er sie auf einem steilen Felsen des Diktegebirges fast ergreifen konnte, blieb ihr Kleid an einem Myrtenzweig hängen; sie rettete sich durch einen Sprung ins Meer und landete in den Netzen von Fischern, die sie in Sicherheit brachten. Artemis erhob sie später in den Rang einer Göttin.[2]

Minos und Prokris

Um die eheliche Treue ihres Gemahls sicherzustellen, belegte Pasiphaë den König mit einem Zauber: Bei der Umarmung entströmten seinem Leib Schlangen, Skorpione und Tausendfüßler. Da traf Prokris auf der Insel ein, die eben im Streit mit Kephalos lag. Sie heilte Minos von seinem Leiden. Er machte ihr dafür einen unfehlbaren Speer und den schnellen, unsterblichen Hund Lailaps zum Geschenk – Gaben, die einst sein Vater Zeus der Europa überreicht hatte.[3]

In einer anderen Version hieß es nur, dass Prokris die einzige war, die mit Minos ungestraft verkehren konnte, weil sie sich zuvor mit der Essenz einer Heilpflanze wappnete.

Minos und der Stier

Nach einer Erzählung wurden er und seine Brüder von Asterios adoptiert, dem König von Kreta. In der Frage, wer dessen Nachfolge antreten sollte, kam es zum Streit zwischen den dreien. Minos rief Poseidon um Beistand an und versprach, was immer aus dem Meer erschiene, dem Gott zu opfern. Poseidon schickte ihm einen prächtigen Stier, so dass damit der Streit entschieden war und Minos König von Kreta wurde. Der Stier gefiel ihm allerdings so gut, daß er ihn nun nicht opfern wollte, sondern ein anderes Rind darbringen ließ. Poseidon erkannte den Betrug und schlug zur Strafe Minos' Gemahlin Pasiphaë mit dem Verlangen, sich mit dem Stier zu vereinen. Sie ließ sich von Daidalos ein hölzernes Gestell bauen, das mit Kuhhaut verkleidet war. Darin verbarg sie sich und ließ sich so von dem Stier begatten. Als Frucht dieser Vereinigung gebar sie ein menschenfressendes Ungeheuer: den Minotauros, ein Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf.

Im Zuge seiner „achten Arbeit“[4] brachte Herakles den Stier auf die Peloponnes. Dort richtete das wilde Tier großen Schaden an. Androgeos, einer von Minos' Söhnen, wollte seine Geschicklichkeit im Kampf gegen den Stier erproben, fiel diesem aber zum Opfer. Als Minos die Nachricht erhielt, brach er zu einem Rachefeldzug gegen Athen auf; manche sagten nämlich, König Aigeus von Attika habe Androgeos zu dem Tier geschickt.

Minos und die Athener

Er zog zunächst gegen Megara, wo Nisos herrschte, ein Bruder des Aigeus. Nisos verlieh eine purpurne Locke Unsterblichkeit. Seine Tochter Skylla verliebte sich jedoch in den fremden König und schnitt ihrem Vater die Locke ab. Minos siegte, dankte es dem Mädchen aber schlecht: Er ließ sie an seinem Schiff angebunden durch das Meer schleifen.

Gegen das wehrhafte Athen allerdings konnte Minos zunächst nichts ausrichten. Also rief er seinen Vater Zeus um Hilfe an; dieser erhörte ihn und sandte Pest und Hungersnot. Den Athenern erlegte Minos nach ihrer Kapitulation eine grausame Steuer auf: Alle neun Jahre mußten sie sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta senden, wo diese dem Minotauros geopfert wurden.[5]

Minos und das Labyrinth

Für den Minotauros hatte er von Daidalos ein Labyrinth[6] erbauen lassen. Die Jünglinge und Jungfrauen wurden hineingeschickt und so dem Ungeheuer zum Fraß vorgeworfen. Erst Theseus – Sohn des Aigeus – beendete diesen Opferritus, indem er selbst mitfuhr und den Minotauros tötete. Dabei war ihm Minos' Tochter Ariadne mit ihrem „Faden“ behilflich; nur so konnte er aus dem Labyrinth wieder herausfinden. Als der Held Kreta verließ, nahm er Ariadne mit sich.[7]

Erzürnt sperrte Minos daraufhin den Architekten Daidalos mit dessen Sohn Ikaros in das Labyrinth. Sie konnten entkommen und flohen mit Hilfe selbstgebauter Schwingen von der Insel; Ikaros überlebte den Flug nicht, weil er der Sonne zu nahe kam - dabei schmolz das Wachs zur Befestigung der Federn - und er ins Meer stürzte. Minos aber verfolgte Daidalos bis nach Sizilien, wo dieser bei König Kokalos Schutz gefunden hatte. Kokalos empfing den Kreterkönig mit vorgetäuschter Gastfreundschaft, ließ ihn jedoch im Bade töten. Je nach Version wurde Minos dort von Kokalos' Töchtern ertränkt oder durch kochendes Wasser ums Leben gebracht. Lange danach soll Theron, Tyrann von Akragas, die Gebeine von König Minos gefunden und nach Kreta zurückgeschickt haben.

Minos im Hades

Minos sitzt zu Gericht, Illustration Dorés zu Dantes Göttlicher Komödie

Nach seinem Tode herrschte der weise irdische König Minos mit goldenem Zepter als Richter der Toten in der Unterwelt, an der Seite seines Bruders Rhadamanthys und seines Halbbruders Aiakos.

Minos als Namensgeber

Nach Minos wurde die Kultur von Altkreta durch Arthur Evans als minoisch benannt. Bedeutende Zeugnisse dieser Kultur sind die Palastanlagen von Phaistós und Knossós; Letztere war wegen ihrer verwinkelten Architektur vermutlich der Ursprung der Legende vom Labyrinth. Die Verbindung von Minos mit der minoischen Kultur gilt jedoch als nicht gesichert, da ihn Homer nicht nur als Sohn des Zeus, sondern auch als Achäer bezeichnet, die zumeist mit den mykenischen Griechen gleichgesetzt werden. Die retrospektive Vereinnahmung wurde jedoch betrieben, wie die von Zeus und Europa, um die Bedeutung des Zeus zu erhöhen. Zu Blütezeit der kretischen Hochkultur etwa 1.600 v. Chr. war der Zeusglaube noch nicht installiert. Dieser wurde vermutlich in den Dunklen Jahrhunderten oder sogar erst 800 v. Chr. durchgesetzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. A. Bernard Knapp, Thalassocracies in Bronze Age Eastern Mediterranean Trade. Making and breaking a myth, in: World Archaeology 24/3, 1993, S. 332
  2. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. I, S. 117. ISBN 3-423-01345-1
  3. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. II, S. 229f. ISBN 3-423-01346-x
  4. Oder der siebenten; vgl. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. II, S. 129 ISBN 3-423-01346-x
  5. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. II, S. 182f. ISBN 3-423-01346-x
  6. siehe [[Wikipedia:Knossos|]]
  7. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. I, S. 212. ISBN 3-423-01345-1

Weblinks

Commons: Minos - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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