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| [[File:Nucci, Avanzino - Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus - 1620.jpg|mini|300px|Avanzino Nucci: '' Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus'' (1620)<br>Der bereits in der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] erwähnte [[Simon Magus]] († 65 in [[Wikipedia:Rom|Rom]]) gilt als erster historisch fassbarer Gnostiker und als erster [[Häresie|Häretiker]] der Kirche.]]
| | Die '''Enneaden''' ({{ELSalt|ἐννεάς}}, „Neunheit“) sind eine Sammlung der Schriften des [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] Philosophen [[Plotin]]. Sie sind im Zeitraum von 253 bis 269 entstanden und wurden von dessen Schüler [[Wikipedia:Porphyrios|Porphyrios]] editiert und herausgegeben. Die Sammlung enthält sechs Enneaden, wobei eine Enneade neun themengleichen Abhandlungen beinhaltet. |
| Die '''Gnosis''' (von {{ELSalt|γνῶσις}}, ''gnōsis'', „[Er-]Kenntnis“), oft auch als '''Gnostizismus''' oder '''Gnostik''' bezeichnet, ist eine sehr heterogene [[Wikipedia:Synkretismus|synkretistische]], weitgehend [[esoterisch]] gehaltene, weltabgewandte [[geist]]ige Strömung, die ihre Blütezeit in der [[Wikipedia:Spätantike|spätantiken]] Welt des [[Wikipedia:2. Jahrhunder|2.]] und [[Wikipedia:3. Jahrhundert|3. Jahrhundert]]s n. Chr. hatte und das alte [[Mysterien]]wissen mit dem [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen]] [[Denken]] der [[Wikipedia:Antike|Antike]] und vielfach auch mit [[christlich]]em Gedankengut zu verbinden suchte. Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete [[Neuplatonismus]], aber auch Teile der [[Aristoteles|aristotelischen]] Lehre. Es gab [[christlich]]e, [[Judentum|jüdische]], [[Heidentum|heidnische]] und zugleich meist stark [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]] geprägte Gnostiker, die sich selbst als ''Wissende'' bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den [[okkult]]en Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische [[Mystik]] auch als [[Mathesis]] aufgefasst, weil sie mit der selben [[Gedanke]]nklarheit wie die [[Mathematik]] nach geistiger [[Erkenntnis]] strebte. | |
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| == Der geistige Hintergrund der Gnosis == | | ==Inhalte== |
| | Plotin beschäftigt sich in seinen Abhandlungen mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen, sowohl mit der [[Wikipedia:Astronomie|Astronomie]] (Enneade II,2: Über die Kreisbewegung des Himmels) als auch der [[Wikipedia:Mathematik|Mathematik]] (II,8: Aus welchem Grunde das Entferntere bei dem Sehen kleiner erscheine, als es ist, das Nahe aber in seiner wahren Größe), sowohl mit der [[Ethik]] (I,9: Über die Unstatthaftigkeit der Selbsttötung) als auch mit der [[Wikipedia:Ontologie|Ontologie]] (VI,1-3: Über die Gattungen des Seienden). Sein zentrales Thema ist allerdings das Eine im Sinne des höchsten Seienden. |
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| === Gnosis und die Offenbarung des Göttlichen durch die Empfindungsseele === | | ==Das Hauptthema== |
| | ===Die Unerkennbarkeit des Einen=== |
| | Ähnlich wie [[Philon von Alexandria|Philon]] betont Plotin die Unerkennbarkeit des Einen. Lediglich das Wirken des Einen kann erkannt werden. Hierbei denkt er aber die Andersartigkeit des Einen bis in die letzte Konsequenz zu Ende: Wenn das Eine nicht erkannt werden kann, dann kann es auch nicht [[Seiendes|das Seiende ({{Polytonisch|τò ὄν)}}]] oder das Vernünftige sein ({{Polytonisch|ἡ νοήσις}}), wie noch von seinen Vorgängern behauptet wurde. Denn mit den Begriffen „das Seiende“ oder „das Vernünftige“ wird ja etwas bezeichnet, was man erkennen kann. Da das Eine aber unerkennbar ist, muss es auch jenseits des Seienden ({{Polytonisch|ἐπὲκεινα οὐσίας}}) und jenseits des Vernünftigen ({{Polytonisch|ἐπὲκεινα νοήσεως}}) sein. |
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| Gnosis beruht auf der [[Hellsehen|hellsichtigen]] Erforschung des [[Übersinnlich]]en, das der äußeren Welt zugrunde liegt. Der Gnosis-Forscher [[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]] bemerkt dazu:
| | ===Das Eine=== |
| | [[Das Eine|Das Eine ({{Polytonisch|τò ἕν}})]] ist jenseits von Allem ({{Polytonisch|τὰ πάντα}}). Das heißt aber nicht, dass es im Widerspruch dazu stehen müsste. Das Eine ist nicht das Nicht-Seiende, sondern das Über-Seiende, es ist nicht das Un-Vernünftige, sondern das Über-Vernünftige. |
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| {{Zitat|Gnosis ist Erkenntnis des Übersinnlichen, das in und hinter der durch die Sinne des Körpers wahrnehmbaren Welt „in ewigem Geheimnis unsichtbar sichtbar“ als treibende Kraft alles Geschehens angenommen wird... Das Übersinnliche selbst aber wird als ein System von Ideen
| | ===Das Verhältnis des Einen zu der Schöpfung=== |
| gedacht, die zugleich kosmische Kräfte sind und als persönliche göttliche Wesen, als Dämonen, Geister, Engel oder als Gestalten der heidnischnen und christlichen Mythen vorgestellt wurden, die das Schicksal der Welt und des Menschen in ihren Händen tragen.|Hans Leisegang|''Die Gnosis'', S 1}}
| | Aus diesem Einen ist Alles hervorgegangen, ohne dass Alles ''in'' ihm ist. Wäre nämlich Alles in ihm, dann wäre das Eine durch die Vielheit von Allem in sich geteilt und somit auch nicht mehr das Eine. Vielmehr ist Alles ''aus'' der Überfülle des Einen hervorgegangen. Alles ist also nicht das Eine (→ [[Pantheismus]]), aber Alles ist auch nicht losgelöst von dem Einen (→ [[Dualismus]]). Hinter diesem Denken steckt freilich eine gewisse Paradoxie. |
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| Die Gnosis schöpfte dabei, wie [[Rudolf Steiner]] aufgezeigt hat, aus den Kräften der [[Empfindungsseele]], die ihre Blütezeit in der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Zeit]] hatte. Diese alte, tief [[esoterisch]]e Mysteriengnosis, die etwa vom 4. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. gepflegt wurde, blieb als gut gehütetes Geheimnis in den [[Mysterien]] beschlossen und ist äußerlich in ihrem wesentlichen Gehalt nicht überliefert. Sie beruhte auf intimen Seelenerlebnissen, die zwar erfahren, aber nicht in äußere Worte gefasst werden konnte - zumindest nicht in Worte, die heute noch verständlich wären. Zur Zeitenwende war bereits die [[Verstandesseele]] erwacht, mit der der tiefere Gehalt dieser alten Mysteriengnosis nur mehr schattenhaft erfasst werden konnte. Die Seelenerlebnisse, die ihren tieferen Inhalt bildeten, waren bereits verblasst. Ein Bild davon gibt die [[exoterisch]] überlieferte Gnosis, die sich letztlich nicht nachhaltig durchsetzen konnte, weil sie an ihre eigenen geistigen Wurzeln nicht mehr heranreichte und zugleich den neuen Anforderungen des [[Intellekt]]s nicht mehr entsprach.
| | ===Der Geist=== |
| | Diese Überfülle des Einen ergießt sich in das rein Geistige, dem [[Nous|{{Polytonisch|νοῦς}}]]. Dieser {{Polytonisch|νοῦς}} ist göttlich, weil er Abbild ({{Polytonisch|εἰκών}}) des Einen ist, wiederum aber nicht göttlich, weil er wie das Eine in seinem Überfluss etwas hervorbringt, ohne aber das Eine zu sein. In dem {{Polytonisch|νοῦς}} ist der ganze Kosmos abgebildet: der übersinnliche (hervorgerufen durch die Ebenbildlichkeit mit dem Einen) und der sinnliche (hervorgebracht als eigenes Produkt). |
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| | ===Die Seele=== |
| "Ein bedeutsamer Umschwung tritt ein, wenn sich die
| | Direktes Erzeugnis des {{Polytonisch|νοῦς}} ist die [[Psyche|Seele ({{Polytonisch|ψυχή}})]]. Zwar ist diese göttlich, weil sie über den {{Polytonisch|νοῦς}} aus dem Einen hervorgegangen ist. Weil aber die Seele als eigenes Produkt den Körper hervorgebracht hat, kann sie nicht mit dem Einen identisch sein. |
| Empfindungsseele entfaltet. Die Offenbarung des Göttlichen
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| durch die Sinne dämmert ab. An die Stelle tritt das
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| Wahrnehmen der gewissermaßen entgöttlichten Sinneseindrücke,
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| der Farben, Wärmezustände und so weiter. Im Innern
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| offenbart sich das Göttliche in geistiger Form, in Bild-Ideen. Und der Mensch nimmt die Welt von zwei Seiten her
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| wahr: von außen durch die Sinnes-Eindrücke, von innen
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| durch die ideenhaften Geist-Eindrücke.
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| Der Mensch muß nun dazu kommen, die Geist-Eindrücke
| | ===Das Menschenbild=== |
| so bestimmt, so gestaltet wahrzunehmen, wie er vorher
| | Das Menschenbild Plotins weicht erheblich von dem unsrigen ab. Den Menschen stellt man sich nicht [[Dichotomie|zweigliedrig]] aufgebaut vor (Leib-Seele), sondern [[Trichotomie|dreigliedrig]] ({{Polytonisch|νοῦς}}-Seele-Leib), wobei die Seele im {{Polytonisch|νοῦς}} ist und der Körper in der Seele. Zwar ist die Seele an dem Körper gebunden, aber sie ''überragt'' diesen. Ihr kommen Wahrnehmungsmöglichkeiten zu, die nicht an den Sinnesorganen gebunden sind. |
| die durchgöttlichten Sinnes-Eindrücke wahrgenommen
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| hat. - Solange das Zeitalter der Empfindungsseele waltet,
| |
| kann er das. Denn aus seinem inneren Wesen steigen ihm
| |
| die Ideenbilder in vollgestalteter Art auf. Er ist von innen | |
| erfüllt mit einem sinnlichkeitsfreien Geist-Inhalt, der ein
| |
| Abbild des Welt-Inhaltes ist. Haben sich ihm früher die
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| Götter im sinnlichen Kleide geoffenbart; sie offenbaren
| |
| sich ihm jetzt im Geist-Kleide.
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| Das ist das Zeitalter der eigentlichen Entstehung und des
| | ==Quelle== |
| Lebens der Gnosis." {{Lit|{{G|026|208}}}}
| | * Plotin, ''Ennéades'', Tomes I-VIII, (Collection des Universités de France), Paris: Les Belles Lettres, 1924-1938 (wissenschaftliche Ausgabe). |
| </div>
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| Einen letzter Nachklang dieser Bild-Ideen lebte noch im [[Platonismus]] und im [[Neuplatonismus]] fort. Diese lebendig bildhaften Ideen konnten die Gnostiker zur Zeitenwende gut aufgreifen. Auch was [[Aristoteles]] über die [[Seele]] und über das [[Himmel]]sgebäude gesagt hatte, konnten sie aufgreifen, um ihre Lehren auszubauen, viel weniger jedoch den trockenen [[Logik|logischen]] [[Verstand]].
| | ==Weblink== |
| | *{{Zeno-Werk|Philosophie/M/Plotin/Enneaden|Plotins Enneaden}}, nach der ersten vollständigen deutschen Übersetzung von Hermann Friedrich Müller, 1878 |
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| | [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Neuplatonismus]] |
| "Die Gnosis besteht eigentlich darin, daß sich die Menschen, die
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| Gnostiker werden, bewußt sind: Man kann zu demjenigen, in dem
| |
| die Seele urständet, zu dem Geistigen nur kommen durch Erkenntnis,
| |
| durch klare, helle, lichtvolle Erkenntnis. - Aber es war schon
| |
| die Zeit, in welcher sich doch im Dunkeln vorbereitete der Intellektualismus,
| |
| die Zeit, in der man den Intellektualismus als den Feind
| |
| des menschlichen Seelenbezuges zum Geistigen betrachtete. Man
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| sah gewissermaßen prophetisch in die Zukunft, wie der Intellektualismus
| |
| heranrückt, man sah gewissermaßen schon dieses Kommen
| |
| des Intellektualismus, der die Welt vollständig entgeistigen, vollständig
| |
| entgöttlichen wollte, wie ich das gestern charakterisiert habe.
| |
| Man sah das, und man fühlte sich dem Intellektualismus als
| |
| einer Gefahr gegenüber. Man wollte mit allen Fasern festhalten an
| |
| einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus." {{Lit|{{G|343a|269}}}}
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| </div>
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| === Wissen und Glauben ===
| | {{Wikipedia}} |
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| Gnosis - als religiöse Erkenntnis - wird schon im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] angesprochen. Zum Volk spricht der [[Christus]] in [[Gleichnis]]sen, doch seinen Jüngern offenbart er deren tieferen Sinn. So heißt es z.B. im [[Matthäus-Evangelium]]:
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| {{Zitat|10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
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| 11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen<ref>{{polytonisch| γνωναι τα μυστηρια της βασιλειας των ουρανων}} ''gnonai ta mysteria tes basileias ton ouranon'' „zu wissen (erkennen) die Mysterien der Königreiche des Himmels“</ref>, diesen aber ist's nicht gegeben.
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| 12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.
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| 13 Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht.
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| 14 Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt {{Bibel|Jes|6|9-10}}: »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen.
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| 15 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.«
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| 16 Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören.
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| 17 Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.|Matthäusevangelium|{{B|Mt|13|10-17}}}}
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| Das [[Johannes-Evangelium]], die [[Apokalypse des Johannes]] und besonders auch die [[Paulus von Tarsus|Briefe des Paulus]] haben deutlich gnostische Züge. Und [[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandria]] († vor 215/16) betonte ausdrücklich:
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| {{Zitat|Mehr aber als das Glauben ist das Erkennen, ebenso wie natürlich auch mehr als das Gerettetwerden ist, wenn man nach dem Gerettetwerden der höchsten Ehre gewürdigt wird.|Clemens von Alexandrien|''Teppiche (Stromateis)'' VI 14,109 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel270-1.htm]}}
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| Weiter sagte er über die Gnosis:
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| {{Zitat|1. Sodann versetzt sie den Menschen auch leicht in den göttlichen und heiligen Zustand, der der Seele verwandt<ref>Vgl. Platon, Phaidon</ref> ist, und mit einem nur ihr eigenen Licht führt sie ihn durch die mystischen Entwicklungsstufen, bis sie ihn zu dem alles überragenden Ort der Ruhe gebracht und den, der "reinen Herzens"<ref> Vgl. {{B|Mt|5|8}}</ref> ist, Gott "von Angesicht zu Angesicht"<ref>Vgl. {{B|1 Kor|13|12}}</ref> mit klarem Wissen und mit vollem Verständnis zu schauen gelehrt hat.<br>
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| 2. Denn darin besteht wohl die Vollendung der gnostischen Seele, daß sie über alle Formen der Reinigung und des Gottesdienstes hinauskommt und sich mit dem Herrn vereinigt<ref>Vgl. {{B|1 Thess|4|17}}</ref>, wo sie in unmittelbarer Nähe unter ihm steht.<br>
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| 3. Der Glaube ist also sozusagen eine kurz zusammengefaßte Erkenntnis der wichtigsten Dinge, die Erkenntnis ein fester und sicherer Beweis der durch den Glauben angenommenen Lehren<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel186.htm Strom. II 48,1]</ref>, da sie durch den Unterricht des Herrn auf dem Glauben aufgebaut wird<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel277-7.htm Strom. VII 20,2]</ref> und uns zu unerschütterlicher Überzeugung und zu wissenschaftlicher Gewißheit führt.<br>
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| 4. Und, wie ich früher sagte<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel281-11.htm Strom. VII 46,3]</ref>, scheint mir eine erste heilbringende Veränderung die aus dem Heidentum zum Glauben, eine zweite aber die aus dem Glauben zur Erkenntnis zu sein; die letztere aber geht in Liebe über<ref>§ 57, 3 f. (bis hierher) ist Sacra Par. 268 Holl.</ref> und bringt dann das Erkennende und das Erkannte in ein nahes freundschaftliches Verhältnis<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel223-11.htm Strom. IV 53,1]</ref>.<br>
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| 5. Und vielleicht hat derjenige, der so weit gekommen ist, bereits hier unten den Zustand des "Engelgleichseins"<ref>Vgl. {{B|Lk|20|36}}</ref> vorausgenommen und zu eigen. Jedenfalls wird er, wenn er die letzte und höchste im Fleisch erreichbare Stufe erstiegen hat, sich immer noch, wie es sich geziemt, nach dem Besseren hin verändern und darnach streben, durch die heilige Siebenzahl hindurch<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel256-17.htm Strom. V 106,2-4]; Exc. ex Theod. 63,1</ref> in das Haus des Vaters<ref>Vgl. {{B|Joh|14|2}}</ref> zu der wirklichen Wohnung des Herrn zu gelangen, wo er sozusagen ein feststehendes und ewig bleibendes, in jeder Hinsicht vollkommen unveränderliches Licht sein wird<ref>Vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel170-5.htm Strom. I 163,6]</ref>.|Clemens von Alexandrien|''Teppiche (Stromateis)'' VII 10,57 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel284-2.htm]}}
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| Darauf bezieht sich auch [[Rudolf Steiner]]:
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| "Wenn man heute davon spricht, daß Geisteswissenschaft etwas sein
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| will, was sich durchaus in der Strömung des Christentums bewegt, was
| |
| durchaus aus dem Christentum hervorblühen muß für unsere Zeit, da
| |
| kommen zahlreiche Menschen - wir haben es ja erlebt, wir erleben ja
| |
| diese Dinge - und sagen: Aufleben der alten Gnosis! - und vor der
| |
| Gnosis, nun, da fängt eine große Zahl derjenigen, die heute das
| |
| Christentum vertreten, an, sich zu bekreuzigen wie vor dem lebendigen
| |
| Teufel. Aber Gnosis für die heutige Zeit ist Geisteswissenschaft, nur
| |
| daß die fortgeschrittene, die heutige Gnosis etwas anderes ist als die
| |
| Gnosis, die Klemens der Alexandriner gekannt hat. Dennoch aber, wie
| |
| spricht sich Klemens der Alexandriner aus, als in der zweiten Hälfte des
| |
| zweiten christlichen Jahrhunderts lebend? Er sagt: Glaube, gut, das ist
| |
| das, wovon man ausgeht. - Der heutige kirchliche Bekenner will dabei
| |
| stehen bleiben. Der Glaube ist schon Gnosis, sagt er, aber gedrängte
| |
| Erkenntnis des Nottuenden, die Gnosis aber der bestätigende und festigende
| |
| Nachweis des im Glauben Aufgenommenen, durch die Unterweisung
| |
| des Herrn auf den Glauben gebaut, ihn fortführend zur wissenschaftlichen
| |
| Unwiderleglichkeit und Erfaßbarkeit. - Da haben Sie
| |
| das ausgesprochen für seine Zeit bei Klemens dem Alexandriner, was
| |
| für die heutige Zeit verwirklicht werden muß. Da haben Sie es als eine
| |
| Forderung des Christentums ausgesprochen, daß Gnosis, die heutige
| |
| Geisteswissenschaft, sich lebendig hineinstellen muß gerade in die
| |
| christliche Entwickelung. Der Stumpfling von heute sagt: Wissenschaft
| |
| auf der einen Seite - die will er beschränken auf die äußeren Tatsachen -,
| |
| Glaube auf der anderen Seite; der Glaube soll sich nicht in die Wissenschaft
| |
| hineinmischen. Klemens von Alexandrien sagt: Dem Glauben
| |
| wird die Gnosis gegeben, der Gnosis die Liebe, der Liebe das Erbe<ref>Steiner zitiert nach Otto Willmann: ''Geschichte des Idealismus'', Band 2, Seite 142 [https://ia600300.us.archive.org/8/items/geschichtedesid02willgoog/geschichtedesid02willgoog.pdf#page=156]</ref>. -
| |
| Es ist dieses einer derjenigen Aussprüche, die zu dem Tiefsten überhaupt
| |
| der Entwickelung des Menschengeistes gehören, weil er Zeugnis
| |
| ablegt von einem tiefen Verbündnis mit dem geistigen Leben. Vom
| |
| Glauben geht man aus; aber dem Glauben wird die Gnosis gegeben, das
| |
| heißt das Wissen, die Erkenntnis. Und aus der lebendigen Erkenntnis,
| |
| das heißt aus dem Untertauchen in die Dinge, fließt erst die rechte Liebe,
| |
| und aus der rechten Liebe die Handhabung des Erbes des Göttlichen.
| |
| Göttliches kann durch die Menschheit nur fließen, fortfließen,
| |
| wie es im Urbeginn geflossen ist, wenn dem Glauben die Gnosis, der
| |
| Gnosis die Liebe, der Liebe das Erbe gegeben werden. - Man muß solche
| |
| Aussprüche auch so ansehen, daß man in ihnen sieht Zeugnisse für
| |
| die Tiefe eines solchen Geistes." {{Lit|{{G|175|381f}}}}
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| </div>
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| Im [[Wikipedia:1. Brief des Paulus an Timotheus|1. Brief des Paulus an Timotheus]]<ref>Nach heute weit verbreiteter Meinung stammt der Brief nicht von [[Paulus von Tarsus|Paulus]] selbst, sondern vermutlich von einem seiner Schüler; vgl dazu:<br>[[Wikipedia:Jürgen Roloff|Jürgen Roloff]], ''Der erste Brief an Timotheus'' ([[Wikipedia:Evangelisch-Katholischer Kommentar|EKK]] Bd. XV, hrsg. v. Hans-Josef Klauck, François Bovon et al.), Benziger: Zürich 1988, S. 23-28.</ref> wird vor den Irrlehren der Gnosis («Erkenntnis») gewarnt:
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| {{Zitat|20 Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten «Erkenntnis»! 21 Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen. Die Gnade sei mit euch!|1. Timotheus|{{B|1 Tim|6|20-21}}}}
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| Die frühen [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenväter]] rechneten vor allem mit den Menschen des [[Verstandesseelenzeitalter]]s, denen der unmittelbare Einblick in die [[geistige Welt]] verwehrt ist. Das Streben nach höherer Erkenntnis gilt ihnen als eitel, ganz im Sinne der Worte, die der [[Christus]] dem zweifelnden [[Thomas (Apostel)|Thomas]] entgegen hält: ''„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“'' {{Bibel|Joh|20|29}} Das [[Wissen]] wird ersetzt durch den [[Glaube]]n an die überlieferte und durch die Kirche bewahrte [[Offenbarung]]. So schreibt etwa [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus]]:
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| {{Zitat|Besser ist es also und nützlicher, in schlichter Einfalt wenig zu wissen und durch die Liebe Gott nahe zu kommen, als sich für gelehrt zu halten und bei vieler Erfahrung als ein Gotteslästerer erfunden zu werden, der sich einen andern Gott Vater gemacht hat. Darum ruft der hl. Paulus: „Wissenschaft bläst auf, Liebe erbaut“<ref>{{B|1 Kor|8|1}}</ref>, nicht als ob er die wahre Gottesgelehrtheit tadelte, sonst würde er sich ja selbst anklagen, sondern weil er weiß, daß manche, mit falscher Wissenschaft sich spreizend, von der Liebe Gottes abgefallen sind, darob sich für vollkommen hielten und einen unvollkommenen Weltenmeister aufbrachten.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' II 26,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel638.htm]}}
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| | |
| Die [[Erkenntnis]] hat sich auf die [[sinnliche Welt]] zu beschränken:
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| {{Zitat|Wer aber gesunden Verstandes und geraden, frommen und wahrheitsliebenden Herzens ist, der wird eifrig erforschen, was Gott in die Gewalt der Menschen gegeben und unserer Kenntnis unterworfen hat, und wird darin fortschreiten und durch tägliche Übung leicht zu einer Wissenschaft von diesen Dingen gelangen. Hierzu gehören die, welche uns vor Augen liegen und was offen und mit unzweideutigen Ausdrücken in den Schriften niedergelegt ist.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' II 27,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel639.htm]}}
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| In der [[Wikipedia:Enzyklika|Enzyklika]] «[[Wikipedia:Fides et Ratio|Fides et Ratio]]» von [[Wikipedia:Johannes Paul II.|Johannes Paul II.]] heißt es:
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| {{Zitat|37. Wenn man auf diese Annäherungsbewegung der Christen an die Philosophie hinweist, muß man freilich auch die vorsichtige Haltung erwähnen, die andere Elemente der heidnischen Kulturwelt, wie zum Beispiel die Gnosis, bei ihnen hervorriefen. Als praktische Weisheit und Lebensschule konnte die Philosophie leicht mit einer Erkenntnis höherer, esoterischer Art, die nur wenigen Vollkommenen vorbehalten war, verwechselt werden. Zweifellos denkt der hl. Paulus an diese Weise esoterischer Spekulationen, wenn er die Kolosser warnt: »Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen« {{B|Kol|2|8}}. Die Worte des Apostels erscheinen äußerst aktuell, wenn wir sie auf die verschiedenen Formen der Esoterik beziehen, die heutzutage auch bei manchen Gläubigen, denen es am erforderlichen kritischen Sinn mangelt, um sich greifen. Dem Beispiel des hl. Paulus folgend erhoben andere Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, im besonderen der hl. Irenäus und Tertullian, ihrerseits Vorbehalte gegen eine kulturelle Konzeption, die forderte, die Wahrheit der Offenbarung der Interpretation der Philosophen unterzuordnen.|Johannes Paul II.|''Fides et Ratio'' § 37 [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_14091998_fides-et-ratio_ge.html]}}
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| === Mysterien-Gnosis und exoterische Gnosis ===
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| Mit den letzten verbliebenen Resten der Mysteriengnosis konnte noch der [[Kosmos|kosmische]] [[Christus]] erfasst werden, der sich mit der [[Jordan-Taufe]] in [[Jesus von Nazareth]] [[Inkarnation|inkarniert]] hatte und dessen Herabkunft auch schon in den alten Mysterien erwartet worden war.
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Aber hinter alle dem stand die Mysterienwelt. In ihr wurde
| |
| treu aufbewahrt, was von Gnosis aus dem Zeitalter der
| |
| Empfindungsseele vorhanden war. Die Seelen wurden für
| |
| dieses treuliche Aufbewahren geschult. Auf dem Wege der
| |
| gewöhnlichen Entwickelung erstand die Verstandes- oder
| |
| Gemütsseele. Durch besondere Schulung wurde die Empfindungsseele
| |
| belebt. So gab es hinter dem gewöhnlichen
| |
| Kulturleben gerade im Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele
| |
| ein reich entwickeltes Mysterienwesen.
| |
| | |
| In diesem lebten die Welt-Götter-Bilder auch insofern,
| |
| als sie zum Inhalte eines Kultus gemacht wurden. Man
| |
| schaut in das Innere dieser Mysterien und erblickt die Welt
| |
| im Abbilde der wunderbarsten Kultusverrichtungen.
| |
| | |
| Die Menschen, die das erlebten, sie waren diejenigen, die
| |
| auch das Mysterium von Golgatha, als es sich vollzog, in
| |
| seinem tiefen kosmischen Zusammenhange durchschauten." {{Lit|{{G|026|209}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| Die exoterische Gnosis hat ihren Ursprung vermutlich in den Randgebieten des [[Judentum]]s, vermischt mit damals noch allgegenwärtigen [[Wikipedia:Hellenismus|späthellenistischen]] Elementen. Das [[Wikipedia:Alte Testament|Alte Testament]] bildet, in gnostischer Umdeutung, die wesentliche Grundlage der meisten gnostischen Systeme. Die [[Hebräische Sprache]] hat noch einen starken, aber unterschwelligen [[Imagination|imaginativen]] Charakter, der den Gnostikern entgegenkam. Das gilt ganz besonders für die [[Wikipedia:Tora|Tora]], d.h. für die [[Wikipedia:fünf Bücher Mose|fünf Bücher Mose]].
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Wenn diese Sprache, in
| |
| der die ersten Partien der Bibel uns zunächst vorliegen, heute auch
| |
| nicht mehr so wirkt, einstmals hat sie so gewirkt, daß, wenn ein
| |
| Buchstabe durch die Seele lautete, ein Bild in ihr wachgerufen
| |
| wurde. Vor der Seele dessen, der mit lebendigem Anteil die Worte
| |
| auf sich wirken ließ, tauchten in einer gewissen Harmonie, ja in
| |
| einer organischen Form Bilder auf, die sich vergleichen lassen mit
| |
| dem, was der Seher heute noch sehen kann, wenn er von dem Sinnlichen zum Übersinnlichen vorschreitet. Man möchte sagen, die
| |
| hebräische Sprache, oder besser gesagt die Sprache der ersten Partien der Bibel, war eine Art von Mittel, aus der Seele herauszurufen
| |
| bildhafte Vorstellungen, welche nahe heranrückten an die Gesichte,
| |
| die der Seher erhält, wenn er fähig wird, leibfrei zu schauen in die
| |
| übersinnlichen Partien des Daseins." {{Lit|{{G|122|32}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| Der jüdische Schöpfergott, der die äußere Schöpfung, die nach Ansicht der Gnostiker das Reich des [[Das Böse|Bösen]] war, wurde allerdings entschieden abgelehnt.
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Schon
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| die Kirchenväter haben immer wieder festgehalten, daß die
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| ersten Gnostiker aus dem Orient, näherhin aus dem samaritanisch-palästinischen Raum stammten und ihre Lehren der biblisch-jüdischen Überlieferung verpflichtet waren. Ein Großteil
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| der älteren und neuen Originalschriften hat diese Angaben bestätigen
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| können. Vor allem durch die koptischen Nag-Hammadi-Texte ist die These, daß die Mehrzahl der gnostischen
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| Bildungen am Rande des Judentums entstanden sind, weitgehend
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| erhärtet worden. Viele der Schriften lassen sich, wie wir
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| gesehen haben, als Auslegungen oder Umschreibungen alttestamentlicher
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| Texte verstehen, und auch sonst ist die Verwendung
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| biblischen Materials auffällig, trotz der dabei oft zutage tretenden
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| Polemik gegen die herkömmliche Sinngebung. Gerade
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| daß man sich auch in der Abgrenzung gegen die offizielle Deutung
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| der alttestamentlichen Überlieferung auf ebendiese Überlieferung
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| beruft, zeigt, daß auch die Gnosis auf die Autorisierung
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| durch die «Heilige Schrift» angewiesen ist." {{Lit|Rudolph, S 296}}
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| </div>
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| Durch die Berührung mit dem [[Christentum]] entstand die christliche Gnosis, für die auch die [[Wikipedia:Alte Kirche|frühchristlichen]] Schriften bedeutsam waren, die allmählich als [[Wikipedia:Neues Testament|Neues Testament]] kanonisiert wurden, aber auch viele Schriften, die heute zu den [[Apokryphen]] zählen. Im Gärungsprozess des frühen [[Christentum]]s waren die Grenzen zwischen anerkannten und als [[Häresie|häretisch]] empfundenen Lehrmeinungen noch sehr fließend. Schon die Lehren des [[Paulus von Tarsus|Paulus]], aber auch das [[Johannes-Evangelium]] und die [[Apokalypse des Johannes]] sind deutlich von gnostischen Elementen durchsetzt.
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| In der verborgenen Mysteriengnosis konnte man sich immer weniger zu Seelenerlebnissen erheben, in denen sich die tieferen geistigen Inhalte offenbaren sollten. Dieser ''Welt-Bild-Inhalt'' wurde darum von [[Geistige Wesen|höheren Geistwesen]] als ''[[Gefühl]]sgehalt'' bewahrt, etwa in der [[Heiliger Gral|Gralslegende]], damit er im gegenwärtigen Zeitalter der [[Bewusstseinsseele]] für die [[Menschheit]] fruchtbar werden kann.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "In der esoterischen Mysteriengnosis wurden die Menschen
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| immer unfähiger, sich zur Entfaltung der Empfindungsseele
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| zu erheben. Es ging diese esoterische Weisheit
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| immer mehr an die bloße Pflege der «Götter» über. Und
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| das ist ein Geheimnis der geschichtlichen Entwickelung der
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| Menschheit, daß in ihr gewissermaßen «göttliche Mysterien» von den ersten christlichen Jahrhunderten an bis ins
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| Mittelalter wirkten.
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| In diesen «göttlichen Mysterien» bewahrten Engelwesen
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| im irdischen Dasein, was Menschen nicht mehr bewahren
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| konnten. So waltete die Mysterien-Gnosis, während
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| man an der Ausrottung der exoterischen Gnosis arbeitete.
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| Der ''Welt-Bild-Inhalt'', der in der Mysterien-Gnosis auf
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| geistige Art von geistigen Wesen bewahrt wurde, solange
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| er im Werdegang der Menschheit wirken sollte: er konnte
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| dem bewußten Begreifen der Menschenseele nicht erhalten
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| werden. Aber der Gefühlsgehalt sollte bewahrt werden.
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| Und dieser sollte im rechten kosmischen Augenblicke der
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| dazu vorbereiteten Menschheit gegeben werden, damit unter
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| seiner Seelenwärme die Bewußtseins seele später auf
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| neue Art in das Geistesreich eindringen könne. Geisteswesen
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| haben so die Brücke gebaut zwischen dem alten Welt-Inhalt und dem neuen." {{Lit|{{G|026|210f}}}}
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| === Gnosis als luziferische Weisheit ===
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| Da die Gnosis auf die Kräfte der [[Empfindungsseele]] zurückgreifen, deren Blütezeit zur Zeitenwende längst vorrüber war, hat ihre [[Weisheit]] einen deutlich [[Luzifer|luziferischen]] Charakter, aus dem sich auch die weltflüchtige Lebenshaltung der Gnostiker erklärt. [[Luzifer]] erstrebt ja eine frühzeitig Vergeistigung des [[Mensch]]en, wodurch aber viele essentielle Früchte des Erdenlebens nicht geerntet werden könnten.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Allerdings ist es wahr, daß mit Sokrates auf
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| der einen Seite ein großes Zeitalter der Menschheit angebrochen ist,
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| das seine Kulmination gefunden hat im Übergang des 14. und 15.
| |
| Jahrhunderts, daß aber dieses Zeitalter des Sokrates heute abgelaufen
| |
| ist, richtig abgelaufen ist: denn das sokratische Zeitalter ist dasjenige,
| |
| welches aus der früheren impulsiven Weisheit herausgenommen
| |
| hat die bloße Logik, die bloße Dialektik. Dieses Herausnehmen
| |
| der bloßen Logik, der bloßen Dialektik aus der alten hellseherischen
| |
| Weisheit, das ist das Charakteristikum unserer abendländischen
| |
| Kultur. Das hat auch dem Christentum sein Gepräge aufgedrückt;
| |
| denn auch die Theologie des Abendlandes ist eine dialektische. Aber
| |
| was als Dialektik, als bis zur Abstraktion filtrierte Geistigkeit in
| |
| Griechenland aufgeht, geht eben zurück bis zu den Mysterien des
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| Orients, und bei diesen Mysterien waren auch diejenigen, die eine
| |
| Kultur begründet haben, welche dann zur chinesischen Kultur geworden
| |
| ist, innerhalb derer sich inkarniert hat die Gestalt des Luzifer.
| |
| Das darf man sich nicht verhehlen, daß Luzifer selber einmal in
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| einem Leibe war, wie der Christus während der Zeit des Mysteriums
| |
| von Golgatha in einem Leibe auf der Erde herumgewandelt ist. Aber
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| man verkennt in philiströser Weise diese luziferische Inkarnation,
| |
| wenn man wie eine Art Rührmichnichtan alles betrachten will, was
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| von Luzifer ausgegangen ist. Von Luzifer ist ausgegangen zum Beispiel
| |
| auch die Höhe der griechischen Kultur selber, die eigentliche
| |
| alte Kunst, der Kunstimpuls der Menschheit, so wie wir selber ihn
| |
| noch immer eigentlich betrachten. Nur ist das alles in Europa bis
| |
| zur Phrase, bis zur Inhaltslosigkeit erstarrt. Und luziferische Weisheit
| |
| war es, durch die zuerst das Christentum in Europa begriffen
| |
| worden ist. Das ist das Bedeutsame, daß in der griechischen Weisheit,
| |
| die sich herausgebildet hat als Gnosis, um das Mysterium von
| |
| Golgatha zu begreifen, die alte luziferische Weisheit mitgewirkt hat,
| |
| der alten Gnosis die Gestaltung gegeben hat. Es ist für die damalige
| |
| Zeit der größte Sieg des Christentums gewesen, daß die Tatsache des
| |
| Mysteriums von Golgatha sich gekleidet hat in das, was Luzifer der
| |
| Erdenentwickelung gegeben hat. Aber während die Luzifer-Kultur,
| |
| die also durch die reale Inkarnation des Luzifer der Menschheit
| |
| übergeben worden ist, abflutet, flutet auf nach und nach, was die
| |
| künftige Inkarnation des Ahriman auf der westlichen Erde vorbereitet." {{Lit|{{G|195|52f}}}}
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| </div>
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| === Gnosis und Anthroposophie ===
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| Die [[Anthroposophie]] wird von Außenstehenden oft als neognostische Strömung angesehen. Dieser Eindruck ist jedoch falsch. Zwar wird in beiden Fällen [[geist]]ige [[Erkenntnis]] erstrebt, doch mit ganz unterschiedlichen Mitteln. Während die Gnostiker noch im heraufkommenden [[Verstandesseelenzeitalter]] nach der Zeitenwende aus den Kräften der [[Empfindungsseele]] zu schöpfen versuchten (siehe oben), was schon damals nicht mehr zeitgemäß war, arbeitet die Anthroposophie voll und ganz mit den Kräften der [[Bewusstseinsseele]], die gegenwärtig entwickelt werden soll, doch versucht sie das [[Bewusstsein]] nicht nur auf die [[sinnlich]]e Außenwelt, sondern auch auf die [[geist]]ige Innenwelt zu richten, in der sich der Geistgehalt der Welt offenbaren kann.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Die Anthroposophie kann nicht eine Erneuerung der
| |
| Gnosis sein, denn diese hing an der Entfaltung der Empfindungsseele.
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| Anthroposophie muß im Lichte der Michael-Tätigkeit aus der Bewußtseinsseele heraus ein Welt- und
| |
| Christus-Verständnis auf neue Art entwickeln. Die Gnosis
| |
| war die aus alter Zeit bewahrte Erkenntnisart, die das Mysterium
| |
| von Golgatha bei seinem Eintritte am besten zum
| |
| Menschenverständnisse bringen konnte." {{Lit|{{G|026|212}}}}
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| </div>
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man
| |
| als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten
| |
| atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste
| |
| Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung,
| |
| wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt
| |
| habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche
| |
| versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war
| |
| eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer
| |
| Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu
| |
| verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann
| |
| vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet
| |
| worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur
| |
| wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz
| |
| römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum
| |
| durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt,
| |
| daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums
| |
| in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet
| |
| worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis
| |
| sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." {{Lit|{{G|342|191f}}}}
| |
| </div>
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| == Quellen ==
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| Die [[Pistis Sophia]] ({{ELSalt|Πίστις Σοφία}}; von {{polytonisch|πίστις}}: ''Glaube'' und {{polytonisch|σοφία}}: ''Weisheit'') ist einer der wichtigsten [[Wikipedia:koptisch|koptisch]]-[[Gnostizismus|gnostischen]] Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der [[Christus]] nach seiner [[Auferstehung]] mit den Jüngern gehalten haben soll. Die Schrift ist besonders bedeutsam, weil sie, neben den «[[Bücher des Jeû|Zwei Büchern des Jeû]]» und den erst viel später aufgefundenen [[Nag-Hammadi-Schriften]], eines der wenigen direkten Zeugnisse der antiken Gnosis ist, das nicht aus den teilweise sehr polemischen und entstellenden [[Wikipedia:Patristik|patristischen]] apologetischen Schriften gegen die als [[Häresie|Häretiker]] verdammten Gnostiker stammt. Die Schriften der [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]] bildeten lange Zeit die Hauptquelle für die Lehren der verschiedenen gnostischen Schulen.
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| | |
| Die Situation änderte sich durch die [[Nag-Hammadi-Schriften]], die im Dezember [[Wikipedia:1945|1945]] in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes [[Nag Hammadi]] von ansässigen Bauern gefunden wurde. Sie sind eine reiche Sammlung von 47 unterschiedlichen [[Wikipedia:Frühchristentum|frühchristlichen]] Texten hauptsächlich gnostischer Orientierung. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt. Dazu gehört insbesondere das [[Thomasevangelium]].
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| == Hauptmerkmale ==
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| [[Datei:Hildegard von Bingen Liber Divinorum Operum.jpg|miniatur|350px|[[Hildegard von Bingen]] (1098 - 1179) beschreibt in ihrem ''Liber divinorum operum'' eine Schau von Mensch und Welt, die deutlich gnostische Züge trägt. Charakteristisch ist die Abriegelung der oberen von der unteren, irdisch-materiellen Welt durch einen dunklen Feuerkreis, der das Reich des gefallenen [[Luzifer]] ist. Außen umgeben wird er von einem doppelt so starken rötlichen Lichtkreis. [[Christus]] trägt das ganze Weltenrad in seinen Händen, über ihm ist das Antlitz des Vaters sichtbar. In der Mitte steht der Mensch, der den ganzen Makrokosmos umspannt.<ref>Leisegang, S 20-24</ref>]]
| |
| | |
| Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in [[Wikipedia:Messina|Messina]] wurden folgende, allen gnostischen Systemen des [[Wikipedia:2. Jahrhundert|2. Jahrhundert]]s gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:
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| {{Zitat|... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt
| |
| hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt
| |
| und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück
| |
| seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig
| |
| wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich
| |
| ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung
| |
| des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals ''[[Sophia (Gnosis)|sophia]]'' oder
| |
| ''[[ennoia]]'' genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und —
| |
| wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an
| |
| welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es
| |
| den göttlichen ‹Funken› (oft als ''pneuma'', ‹Geist›, bezeichnet)
| |
| wieder herausholen muß.|Ursprünge des Gnostizismus|Messina 1966<ref>zit. nach: Rudolph, S 65f</ref>}}
| |
| | |
| Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte [[luziferisch]]e Geisteshaltung, die das [[Heil]] des [[Mensch]]en darin sieht, sich von der Befleckung durch [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (''[[Pleroma]]'') von [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] ([[Äon]]en), die er aus seinem unergründlichen Urgrund [[emaniert]]. Als unterster Äon erscheint die [[Sophia (Gnosis)|Sophia]], durch deren Fall das [[Chaos]] als materielle Grundlage der äußeren Welt gebildet wird. Die äußere [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt, der [[Kosmos]], ist ''nicht'' die [[Schöpfung]] des unbekannten Gottes, sondern die einer untergeordneten Wesenheit, des [[Demiurg]]en, der negativ und sogar als gefallener [[Engel]], als böser [[Widersacher]] empfunden wird (vgl. → [[Jaldabaoth]]) und seine Kräfte der Sophia geraubt hat. Der Mensch, weil er den «[[Göttlicher Funke|göttlichen Funken]]» des höchsten Göttlichen in sich trägt, steht höher als der Demiurg, der nur ein untergeordneter Schöpfergott ist, und der Mensch steht auch höher als die [[Engel]]wesen, die diesem dienen. Die [[Paradiesesschlange]], die dem Menschen seine Göttlichkeit bewusst macht, indem sie ihn vom [[Baum der Erkenntnis]] essen lässt, wird in den verschiedenen gnostischen Lehren unterschiedlich, oft aber weitgehend positiv bewertet.
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| Der [[Ethik|ethisch]]-[[Religion|religiöse]] Dualismus, wie ihn auch die [[Manichäer]] vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von [[Gut]] und [[Böse]], zwischen [[Licht]] und [[Finsternis]], ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Die Wurzel des Bösen liegt in der durch die Finsternis bewirkten Unwissenheit, dem mangelnden Wissen von dem «unbekannten Gott». [[Erlösung]] kann nur durch [[Erkenntnis]] („Gnosis“) geschehen, die durch den [[Erlöser]] erweckt wird, der aus höchsten Höhen in die Finsternis herab- und anschließend wieder - beispielgebend für die wissend gewordenen Menschen - in die reine Geistwelt aufsteigt. Die ganze äußere Schöpfung - bis in die höchsten Sphären des sichtbaren Himmels - ist schlecht, weil sie der Finsternis verfallen ist. Mithin wird auch das [[körper]]liche [[Dasein]] als solches negativ beurteilt. Die [[christlich]]en Gnostiker wussten daher viel über das [[geist]]ige [[Wesen]] des [[Christus]] zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche [[Menschwerdung Gottes]] und für die [[Auferstehung]], die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.
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| | |
| {{Zitat|Man geht
| |
| nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und
| |
| Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt
| |
| und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung
| |
| stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus
| |
| den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine —
| |
| zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele»
| |
| oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der
| |
| Ruhe verkündet hat.|Kurt Rudolph|''Die Gnosis'', S 7}}
| |
| | |
| Mit der Verwerfung der ganzen äußeren Schöpfung und überhaupt aller äußeren Verhältnise übten die Gnostiker eine radikale Gesellschaftskritik, die in der gesamten [[Wikipedia:antike|antike]]n Welt beispiellos ist. Im Grunde wurden alle irdischen und überirdischen Herrschaftsstrukturen, die sich auf den Schöpfergott berufen, vollkommen verneint. Allerdings resultierte daraus kein «Reformmodell», denn es ging nicht darum, die äußere Welt zu verändern, sondern sie - letztlich - endgültig zu vernichten<ref>vgl. Rudolph, S 284f</ref>.
| |
| | |
| [[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]] schlägt folgende Typologie zur Charakterisierung der «Gnosis» vor:
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| <div style="margin-left:20px">
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| # Die Erfahrung eines vollkommen jenseitigen, fernen obersten Gottes;
| |
| # die unter anderem dadurch bedingte Einführung weiterer göttlicher Figuren oder Aufspaltung der vorhandenen Figuren in solche, die dem Menschen näher sind als der ferne oberste Gott;
| |
| # die Einschätzung von Welt und Materie als böser Schöpfung und eine dadurch bedingte Erfahrung der Fremdheit des Gnostikers in der Welt;
| |
| # die Einführung eines eigenen Schöpfergottes oder Assistenten; er wird mit der platonischen Tradition „Handwerker" - griechisch: „Demiurgós" - genannt und zum Teil nur als unwissend, zum Teil aber auch als böse geschildert;
| |
| # die Erklärung dieses Zustandes durch ein mythologisches Drama, in dem ein göttliches Element, das aus seiner Sphäre in eine böse Welt fällt, als göttlicher Funke in Menschen einer Klasse schlummert und daraus befreit werden kann;
| |
| # eine Erkenntnis („Gnosis") über diesen Zustand, die aber nur durch eine jenseitige Erlösergestalt zu gewinnen ist, die aus einer oberen Sphäre hinab- und wieder hinaufsteigt;
| |
| # die Erlösung durch die Erkenntnis des Menschen, „daß Gott (bzw. der Funke) in ihm ist" ([[Evangelium der Wahrheit|TestVer NHC IX,3]] p. 56,15-20), sowie schließlich
| |
| # eine unterschiedlich ausgeprägte Tendenz zum Dualismus, die sich im Gottesbegriff, in der Entgegensetzung von Geist und Materie und in der Anthropologie äußern kann.
| |
| {{Lit|Markschies, S 25f}}
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| </div>
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| === Frauengestalten in der Gnosis ===
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| Frauengestalten kommt in den Lehren der Gnosis eine bedeutsame, teils positive, teils negative Rolle zu, etwa in Form der [[Ennoia]] oder der [[Barbelo]] und besonders auch in der zwiespältigen Stellung der [[Sophia (Gnosis)|Sophia]] oder [[Achamoth]], durch deren Fall die materielle Welt der Finsternis entsteht. Für [[Simon Magus]] war [[Helena (Mythologie)|Helena]] besonders bedeutsam und für [[Ptolemaios (Gnostiker)|Ptolemaios]] eine gewisse ''Flora''. Eine Vermittlerin wichtiger Offenbarungen ist [[Maria Magdalena]], die als Erste dem [[Auferstehung|Auferstandenen]] begegnet war.
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| Im Gemeindeleben der Gnostiker sollen alle wichtigen Positionen auch von Frauen eingenommen worden sein, wogegen die [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]] häufig abfällig polemisiert haben. So schreibt etwa [[Wikipedia:Tertullian|Tertullian]] († um 220):
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| {{Zitat|Und selbst die häretischen Weiber, wie frech und anmaßend sind sie! Sie unterstehen sich, zu lehren, zu disputieren, Exorzismen vorzunehmen, Heilungen zu versprechen, vielleicht auch noch zu taufen.|Tertullian|''De praescriptione haereticorum'' 41 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel96-40.htm]}}
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| Frauen waren Lehrerinnen oder sogar Schulhäupter, wie z.B. [[Marcellina]], waren als [[Prophet]]innen und [[Wikipedia:Missionar|Missionar]]innen tätig und führten [[kult]]ische und [[Magie|magische]] Handlungen aus. Wie weit es eine tatsächliche Gleichstellung der Frau in einzelnen gnostischen [[Sekte]]n gab, ist allerdings umstritten<ref>vgl. Rudolph, S 229f und Brankaer, S 108ff</ref>.
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| === Kosmologie ===
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| [[Datei:Ophitendiagramm_(Leisegang).jpg|mini|350px|Das kosmologische Weltbild der [[Ophiten]], rekonstruiert von [[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]] {{Lit|Leisegang, S 20f}}]]
| |
| Die [[Kosmologie]] der Gnostiker orientiert sich am [[Geozentrisches Weltbild|geozentrischen Weltbild]] der [[Wikipedia:Antike|Antike]]. Im Mittelpunkt steht die [[Erde (Planet)|Erde]] mit ihrem [[Luft]]kreis, umgeben von den [[sieben]] [[Planetensphären]]. Die [[Archonten]], die [[dämon]]ischen Beherrscher dieser [[Hebdomas]] ({{ELSalt|εβδομάς}}, „Siebenheit“), bewirken die [[Schicksal]]snotwendigkeit ([[Heimarmene]]) und gehören dem finsteren Reich der äußeren [[Schöpfung]] an. Auf die 7 Planetensphären folgt als «Achtheit» die [[Fixstern]]region mit dem [[Tierkreis]] ({{polytonisch|δώδεκα}}, ''dodeka''), die entweder noch zum finsteren Reich gezählt wird oder schon den Übergang zur geistigen Lichtsphäre mit den reinen [[Engel]]wesenheiten des [[Pleroma]]s bildet. Der (böse) «[[Oberarchon]]», der von den meisten Gnostikern dem [[Demiurg]]en gleichgesetzt wird, thront entsprechend entweder in der siebenten Sphäre oder in der Achtheit. Bei den [[Ophiten]] umwindet [[Leviathan]] als [[Ouroboros]]schlange (von {{ELSalt|οὐροβóρος}} „Schwanzfresser“) die Planetensphären und trennt sie von der Tierkreisregion; Leviathan ist hier zugleich der Herr und König der ''geschaffenen'' Welt und die [[Weltseele]], die alle Dinge durchdringt.<ref>vgl. Rudolph, S 76ff</ref>
| |
| | |
| === Der «unbekannte Gott» ===
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| Der unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater überragt alle Sphären und ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles [[Sein]]s, vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Kabbala|Kabbalisten]]. Im [[Apokryphon des Johannes]] wird [[Johannes (Apostel)|Johannes]] von dem [[Christus]] ausführlich über das [[Wesen]] des «unbekannten Vaters» belehrt:
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| {{Zitat|Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.<br>
| |
| | |
| Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen. Er ist das unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher. Er hat keinen Anteil, weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.<br>
| |
| | |
| Denn der, der über allen steht, hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.<br>
| |
| | |
| Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt. Er ist Leben, das Leben gibt.<br>
| |
| | |
| Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.<br>
| |
| | |
| Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.<br>
| |
| | |
| Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und existiert im Schweigen, indem er ruht und
| |
| vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.|Apokryphon des Johannes|''Der unbekannte Vater'' [http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Apokryphon%20des%20Johannes.htm]}}
| |
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| === Das [[Pleroma]] ===
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| | |
| Der Begriff «[[Pleroma]]» umfasst für die Gnostiker die Gesamtheit aller [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] und [[Äonen]], die der «unbekannte Gott» [[Emanation|emaniert]] hat. Im nachfolgenden Text identifiziert Steiner den [[Demiurg]] mit diesem «unbekannten Gott», der die Quelle alles [[Sein]]s ist. In den meisten gnostischen Texten wird als Demiurg allerdings nur der untergeordnete, negativ bewertete Schöpfergott bezeichnet, der die äußere Welt der Finsternis bzw. der Materie hervorgebracht hat, also [[Jahve]] oder [[Jaldabaoth]].
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt - für die ältere
| |
| Menschheit durchaus verständlich, für die spätere Menschheit nicht
| |
| mehr verständlich -, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen,
| |
| was uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen
| |
| unter dem Ausdrucke Pleroma (siehe Schema). Das Pleroma ist
| |
| also eine Welt, von individualisierten Wesen bevölkert, die sich erhebt
| |
| über der Welt des Physischen. Gewissermaßen auf der untersten
| |
| Stufe dieser Welt, dieser Pleroma-Welt, erscheint der durch Jahve
| |
| oder Jehova ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe
| |
| dieses Pleromas ersteht eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem
| |
| einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe, sondern
| |
| in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die
| |
| Abstammung vom Pleroma, vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt
| |
| nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamoth, mit
| |
| der man in Griechenland eben das Hinaufstreben der Menschheit
| |
| nach dem Geistigen andeutete. So daß also durch Achamoth ein wiederum
| |
| Zurückstreben zu dem Geistigen vorhanden ist (roter Pfeil).
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| Nun gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an, daß
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| der Demiurg dem Streben der Achamoth entgegengekommen ist und
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| [[Datei:GA225 119.gif|center|500px|Tafel 7]]
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| einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen
| |
| Jesus vereinigte, damit das Streben der Achamoth in Erfüllung gehen
| |
| könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon-
| |
| Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von
| |
| höherer geistiger Art als Jahve oder Jehova gedacht wurde (grüner
| |
| Pfeil)." {{Lit|{{G|225|119f}}}}
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| </div>
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| == Gnosis und Neuplatonismus ==
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| Es gibt manche Gemeinsamkeiten zwischen der Gnosis und dem [[Neuplatonismus]], vor allem wenn es um die Bedeutung der rein geistigen Weltbereiche geht. Auch die Neuplatoniker hatten eine ausgefeilte [[Emanation|Emanation]]slehre. Womit sie aber nicht mitgehen konnten, war die Verteufelung der ganzen äußeren Welt. Für die Platoniker war der äußere [[Kosmos]] trotz seiner Trübung durch die [[Materie]] ein Ort der Schönheit und Ordnung, in der sich die Gesetze des ewigen Geistes widerspiegeln. [[Plotin]], der führende Denker der Neuplatoniker, wandte sich daher entschieden gegen die weltverneinenden Lehren der Gnostiker.
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| {{Zitat|Das Vorhaben der Gnostiker ist, anders als die
| |
| Philosophie, nicht rational. Plotin stellt die Lehre
| |
| der Gnostiker als absurd, lächerlich und
| |
| unvernünftig dar. Philosophie an sich ist eine
| |
| rationale Beschäftigung. Daher sind die Gnostiker
| |
| keine Philosophen, sondern sogar das Gegenteil.|Johanna Brankaer|''Die Gnosis'', S 104}}
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| In seinen [[Enneaden]] schreibt Plotin «Gegen die Gnostiker oder gegen die welche sagen, der Weltbildner sei schlecht und die Welt sei schlecht»:
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| {{Zitat|Wer also die Natur der Welt tadelt, weiss nicht
| |
| was er thut noch wieweit er sich in seiner Frechheit
| |
| versteigt. Dies kommt aber daher, weil sie das Gesetz
| |
| der Stufenfolge vom Ersten, Zweiten, Dritten u.s.f. bis
| |
| zum Letzten nicht kennen, weil sie nicht wissen, dass
| |
| man es den Dingen nicht vorwerfen darf, weil sie
| |
| schlechter sind als das Erste, sondern geduldig sich in
| |
| das Naturgesetz des Alls zu fügen hat, rüstig zum Ersten
| |
| emporeilend und ablassend von der theatralischen
| |
| Ausschmückung der eingebildeten Schrecken,
| |
| welche das Sphärensystem der Welt verursachen soll,
| |
| das im Gegentheil doch alles zu ihrem Heile fördert.
| |
| Was liegt denn Furchtbares in diesen Sphären, wie sie
| |
| es doch den Leuten einzureden suchen, die in philosophischen
| |
| Untersuchungen nicht geübt sind und einer
| |
| auf Bildung begründeten richtigen Erkenntniss entbehren?
| |
| Wenn ihre Körper feurig sind, so braucht
| |
| man sich deshalb nicht vor ihnen zu fürchten, da sie
| |
| trotzdem das richtige Verhältniss zum All und zur
| |
| Erde bewahren; auf ihre Seelen muss man blicken,
| |
| durch die ja auch sie jedenfalls geehrt sein wollen.
| |
| Und doch sind auch ihre Körper ausgezeichnet durch
| |
| Grösse und Schönheit, sie tragen thätig und hülfreich
| |
| mit bei zu dem, was gemäss der Natur entsteht, was
| |
| niemals aufhören kann zu entstehen so lange es das
| |
| Erste giebt, sie helfen das All ergänzen und sind grosse
| |
| Theile des Alls. Wenn aber den Menschen gegenüber
| |
| den andern lebendenWesen ein besonderer
| |
| Werth zukommt, so in noch viel höherem Grade
| |
| ihnen, die nicht zur Tyrannei im All vorhanden sind,
| |
| sondern ihm seinen Schmuck und seine Ordnung verleihen.|Plotin|''Enneaden'' II 9,13}}
| |
| | |
| == Rudolf Steiner über die Gnosis ==
| |
| | |
| [[Rudolf Steiner]] sagt über die Gnosis:
| |
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| <div style="margin-left:20px">
| |
| "In Griechenland gab es bis ins 4. Jahrhundert
| |
| hinein Philosophen, welche daran arbeiteten, die alte
| |
| ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen,
| |
| und daraus entstand jene wahre Gnosis, welche durch das
| |
| spätere Christentum gründlich ausgerottet worden ist, so daß nur
| |
| einige Fragmente von den literarischen Proben dieser Gnosis übriggeblieben
| |
| sind. Was wissen denn die heutigen Menschen, das sagte
| |
| ich schon neulich, eigentlich über die Gnosis, von der sie in ihrer
| |
| Torheit sagen, daß unsere Anthroposophie eine Aufwärmung dieser
| |
| Gnosis sei. Selbst wenn sie es wäre, so könnten es diese Menschen gar
| |
| nicht wissen, denn sie kennen von der Gnosis eben nur das, was in
| |
| den abendländischen christlichen kritischen Schriften über die
| |
| Gnosis steht. Die Zitate kennen sie, welche die Bekämpfer der
| |
| Gnosis von ihr hinterlassen haben. Von der Gnosis ist ja kaum mehr
| |
| vorhanden als nur dasjenige, was sich etwa durch folgenden Vergleich
| |
| ausdrücken läßt: Denken Sie einmal, es gelänge dem Herrn
| |
| von Gleich, alles auszurotten, was von der anthroposophischen Literatur
| |
| da ist, und es bliebe nichts anderes als seine Zitate, und dann
| |
| würde man später einmal konstruieren wollen diese Anthroposophie
| |
| nach diesen Zitaten, dann würde man im Abendlande ungefähr das
| |
| Verfahren haben, das man hat mit der Gnosis. Wenn also die Leute
| |
| sagen, die neuere Anthroposophie ahme die Gnosis nach, so können
| |
| sie, selbst wenn sie es täte, es ja nicht wissen, denn sie kennen die
| |
| Gnosis nicht, sie kennen sie ja nur von den Gegnern!
| |
| | |
| Also in Athen namentlich war bis ins 4. Jahrhundert herein, ja
| |
| noch länger, eine Weisheitsschule, welche sich bemühte, die alte
| |
| ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen.
| |
| Die letzten Reste dieser Anschauung von dem Hereinkommen des
| |
| Menschen aus höheren Welten durch die Planetensphäre in die
| |
| Erdensphäre, sie durchglänzen noch die Schriften des Origenes,
| |
| glänzen noch durch selbst durch die Schriften der griechischen Kirchenväter.
| |
| Man kann überall sehen, wie das da durchglänzt; und es
| |
| glänzte namentlich durch die Schriften des wahren Dionysius des
| |
| Areopagiten. Dieser Dionysius der Areopagke hinterließ ja eine
| |
| Lehre, die eine reine Synthesis war zwischen der ätherischen Astronomie
| |
| und demjenigen, was im Christentum lebte: daß sich die
| |
| gewissermaßen in der Sonne astronomisch oder kosmisch lokalisierten
| |
| Kräfte in dem Christus durch den Menschen Jesus von Nazareth
| |
| in die Erdensphäre hineinbegeben haben, und daß damit eine
| |
| gewisse Beziehung, die vorher nicht vorhanden war, zur Erde entstanden
| |
| ist in bezug auf alle höheren Hierarchien, die Hierarchien
| |
| der Engel, die Hierarchien der Weistümer, die Hierarchien der
| |
| Throne, die Hierarchien der Seraphime und so weiter. Eine Durchdringung
| |
| dieser Hierarchienlehre mit ätherischer Astronomie, das
| |
| war es, was beim ursprünglichen Dionysius dem Areopagiten vorhanden
| |
| war." {{Lit|{{G|204|71f}}}}
| |
| </div>
| |
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| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Als das Mysterium von Golgatha da war, war auf der Erde verbreitet
| |
| noch so viele Mondenweisheit, daß die alte Mondenweisheit
| |
| als Gnosis, als Pistis Sophia - es ist ja alte Mondenweisheit - verstehen
| |
| konnte, was der Christus bedeutet. Die alte Mondenweisheit
| |
| war noch da, trat als Gnosis auf. Und die Gnosis war ja wesentlich
| |
| ein Bestreben, den Christus in seiner ganzen Geistigkeit zu
| |
| begreifen. Nun, die Gnosis ist ausgerottet worden. Der erste Akt
| |
| zu jener Evolution, die hinging auf das temporäre Nichtverstehen
| |
| des Mysteriums von Golgatha, ist die Ausrottung der Gnosis,
| |
| fast - bis auf die [Darstellungen in den] Schriften der Gegner.
| |
| | |
| Nun stellen Sie sich vor, wenn von der heutigen Anthroposophie
| |
| nur dasjenige bleiben würde, was die Gegner darüber geschrieben
| |
| haben, dann werden Sie eine Vorstellung davon bekommen,
| |
| was die Menschen durch äußere Erkenntnisse von der Gnosis
| |
| eigentlich wissen. Sie wissen ja nichts als dasjenige, was die Gegner
| |
| gesagt haben, und noch einiges in der Pistis Sophia-Schrift und so
| |
| weiter, was sie nicht verstehen. Das wissen die Menschen über die
| |
| Gnosis. Die Gnosis war eben noch, man möchte sagen, aus der
| |
| alten Zeit eine Mondengabe an die ersten Jahrhunderte, vor allen
| |
| Dingen an die vier ersten Jahrhunderte der christlichen Entwickelung;
| |
| denn vom vierten Jahrhunderte ab wurde die Gnosis schon
| |
| gar nicht mehr verstanden. Es war also dasjenige, was, wie man
| |
| sagen könnte, aus der alten Mondenweisheit, aus dem Mondenlogos
| |
| zu dem Sonnenlogos, der auf Erden angekommen war, zu
| |
| dem Christus gesagt werden konnte. Wer diesen Zusammenhang
| |
| kennt, kann eigentlich die Gnosis, die so viel verkannt wird, über
| |
| die so sonderbare Dinge eigentlich gesagt werden in der Gegenwart,
| |
| wirklich verstehen.
| |
| | |
| Aber dabei kann es nicht bleiben, denn die Erdenentwickelung
| |
| muß weitergehen. Wir müssen wirklich vorrücken von der alten
| |
| Mondenweisheit in eine neue Sonnenweisheit." {{Lit|{{G|227|255}}}}
| |
| </div>
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| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Wie konnte man diese Gnosis eigentlich charakterisieren? So etwa,
| |
| wie man im 4. nachchristlichen Jahrhundert von der Gnosis hat sprechen
| |
| können, so hätte man natürlich, sagen wir, ein halbes Jahrtausend
| |
| vorher nicht sprechen können. Denn ein halbes Jahrtausend vorher
| |
| waren noch instinktive alte Schauungen da, Erkenntnisse der übersinnlichen
| |
| Welt, und man mußte von diesen Erkenntnissen der übersinnlichen
| |
| Welt so sprechen, daß man sie beschrieb. Man hatte gewissermaßen
| |
| immer im Hintergrunde einer solchen Beschreibung die reale
| |
| geistige Welt, die bewußtseinspräsent war. Das hörte auf.
| |
| | |
| [[Aristoteles]] zum Beispiel ist gerade dadurch charakterisiert, daß für
| |
| ihn diese Welt völlig nur noch eine Tradition war. Vielleicht hat er,
| |
| wie ich schon sagte, einiges davon gewußt, aber im wesentlichen war
| |
| sie für ihn Tradition. Aber das, was aus diesen geistigen Welten heraus
| |
| an Timbre die Begriffe gehabt haben, das war noch vorhanden, und
| |
| das ging eigentlich erst zugrunde im 3., 4. nachchristlichen Jahrhundert.
| |
| | |
| ''[[Augustinus]]'' hatte nichts mehr von der Gnosis. Da war sie bereits
| |
| verschwunden. Die Gnosis ist also wesentlich, sagen wir, der abstrakte
| |
| Bodensatz einer früher spirituellen Erkenntnis, der abstrakte Bodensatz,
| |
| die bloßen Begriffe. Es waren Abstraktionen, die da lebten. Man
| |
| kann sie schon bei ''[[Philo]]'' als Abstraktionen erkennen. Man kann sie
| |
| auch bei den eigentlichen Gnostikern als Abstraktionen erkennen. Aber
| |
| es waren Abstraktionen von einer einmal geschauten geistigen Welt.
| |
| Für die Leute des 4. nachchristlichen Jahrhunderts lag die Sache schon
| |
| so, daß sie überhaupt nichts mehr anzufangen wußten mit den Begriffen,
| |
| die der Inhalt der Gnosis waren. Daher jener im Grunde genommen
| |
| ganz und gar nicht auf eine Formel zu bringende Streit zwischen dem
| |
| Arianismus und Athanasianismus. Nicht wahr, wie da gestritten, diskutiert
| |
| worden ist, ob der Sohn gleicher Natur und Wesenheit mit dem
| |
| Vater oder verschiedener Natur und Wesenheit mit dem Vater ist, das
| |
| bewegt sich auf einem Gebiete, wo man schon den eigentlichen Inhalt
| |
| der alten Begriffe verloren hatte. Man diskutierte gewissermaßen nur
| |
| mehr mit Worten, nicht mehr mit den Vorstellungen." {{Lit|{{G|206|30f}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken
| |
| der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig
| |
| alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst
| |
| an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht
| |
| wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung
| |
| drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn
| |
| ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt,
| |
| in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich
| |
| schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem,
| |
| was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines
| |
| leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung
| |
| drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn
| |
| ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei
| |
| jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht
| |
| reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet
| |
| zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt
| |
| das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam
| |
| von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele
| |
| sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen
| |
| Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das
| |
| unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern
| |
| nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt
| |
| und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der
| |
| Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der
| |
| Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann
| |
| sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder
| |
| andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig
| |
| Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was
| |
| unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus
| |
| so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der
| |
| dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten;
| |
| denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie
| |
| Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der
| |
| Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer
| |
| Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.
| |
| | |
| Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser
| |
| Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt:
| |
| Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um
| |
| dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an,
| |
| sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen
| |
| Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten
| |
| Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer
| |
| spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere
| |
| Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir
| |
| in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat,
| |
| daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen
| |
| Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der
| |
| Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen
| |
| Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht
| |
| nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch
| |
| herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts
| |
| angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und
| |
| die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen.
| |
| Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das
| |
| Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden
| |
| Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig
| |
| Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du
| |
| selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der
| |
| Gnostiker.
| |
| | |
| Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser
| |
| Welt?
| |
| | |
| Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese
| |
| Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts.
| |
| Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns
| |
| etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie
| |
| des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die
| |
| Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis
| |
| versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch
| |
| über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den
| |
| dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker,
| |
| auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da
| |
| vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche
| |
| Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch,
| |
| zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen
| |
| Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten.
| |
| Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas
| |
| von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten
| |
| wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich
| |
| aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was
| |
| fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia,
| |
| in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt,
| |
| das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt
| |
| nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken,
| |
| lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt
| |
| aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam
| |
| als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite
| |
| geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in
| |
| alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust
| |
| du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten,
| |
| so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil
| |
| sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst
| |
| nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der
| |
| Äonen.
| |
| | |
| Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der
| |
| reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie
| |
| nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den
| |
| reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere
| |
| Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als
| |
| diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich
| |
| im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter
| |
| sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus
| |
| auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung
| |
| heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des
| |
| Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das,
| |
| was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen
| |
| Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht
| |
| durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt
| |
| auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen
| |
| Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der
| |
| abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen
| |
| wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.
| |
| | |
| Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt
| |
| ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis
| |
| die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen
| |
| die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit,
| |
| von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt
| |
| ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt,
| |
| dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird
| |
| nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden.
| |
| Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch
| |
| verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen
| |
| könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister,
| |
| den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister,
| |
| ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen,
| |
| was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In
| |
| seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen
| |
| sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der
| |
| göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich-
| |
| geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist,
| |
| aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all
| |
| das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde,
| |
| einverleibt ist.
| |
| | |
| Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt
| |
| sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung
| |
| von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen
| |
| Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie
| |
| sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der
| |
| göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde,
| |
| in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung
| |
| ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das
| |
| ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den
| |
| Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit
| |
| des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war.
| |
| Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie
| |
| auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der
| |
| Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in
| |
| der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser
| |
| materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke,
| |
| lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält
| |
| an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach
| |
| der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt,
| |
| einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der
| |
| Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer
| |
| Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal
| |
| klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion,
| |
| sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher
| |
| werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche
| |
| solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben
| |
| sprechen." {{Lit|{{G|149|18ff}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| == Gnosis als Weltanschauungsstimmung ==
| |
| | |
| Die Gnosis ist auch eine der [[sieben]] grundlegenden [[Weltanschauungsstimmungen]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden und den sieben [[Planetensphären]] zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der [[Saturnsphäre]].
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist,
| |
| durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht
| |
| durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen.
| |
| Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse
| |
| Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde,
| |
| das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann
| |
| wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge
| |
| der geistigen Welten.
| |
| | |
| Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus
| |
| sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale
| |
| der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied
| |
| ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen
| |
| auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen
| |
| haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer
| |
| davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal,
| |
| Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht
| |
| die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen
| |
| wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet
| |
| sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern
| |
| die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes
| |
| Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich
| |
| ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift,
| |
| der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man
| |
| könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt
| |
| sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus
| |
| bescheinen.
| |
| | |
| Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen
| |
| von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die
| |
| Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden,
| |
| wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel,
| |
| viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch
| |
| Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande,
| |
| wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um
| |
| sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten
| |
| der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker
| |
| des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und
| |
| manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des
| |
| Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen
| |
| nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts
| |
| zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen
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| sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles
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| dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen
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| Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge.
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| Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar
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| nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele
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| aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker
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| des Realismus.
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| Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings
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| sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker
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| des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber
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| es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden
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| haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare
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| Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die
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| Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich
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| in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker
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| ist.
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| [[Datei:GA151 051.gif|center|600px]]
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| Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder.
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| Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen
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| wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der
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| ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle
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| zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder
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| durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder
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| durchwandeln.
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| Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der
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| Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet
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| wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im
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| Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist
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| außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch
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| hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische
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| Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden
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| mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die
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| es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich
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| will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt.
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| Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich,
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| wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in
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| Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich
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| wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es
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| ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde
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| des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die
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| Geistes-Sternbilder durchläuft." {{Lit|{{G|151|49ff}}}}
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| </div>
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| == Siehe auch ==
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| * {{WikipediaDE|Gnosis|}}
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| * {{Eisler|Gnosis}}
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| * {{Kirchner|Gnosis}}
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| == Anmerkungen ==
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| <references/>
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| == Literatur ==
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| #[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
| |
| #[[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis''. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
| |
| #[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
| |
| #Johanna Brankaer: ''Die Gnosis. Texte und Kommentar'', Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3865399540
| |
| #[[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Die Gnosis'', 3. Aufl., C.H.Beck, München 2010
| |
| # [[Wikipedia:Karl Reinhold von Köstlin|Karl Reinhold Köstlin]]: {{Digitalisat|GB=sNsZAAAAYAAJ&hl|SZ=PA1|LT= Das gnostische System des Buches Pistis Sophia}}. Tübingen 1854. In: Theologische Jahrbücher Hrg. von Ferdinand Christian Baur, E. Zeller. Bd 13, Jg. 1854, S. 1–105; 137–196.
| |
| # [[Wikipedia:Carl Schmidt (Koptologe)|Carl Schmidt]] (Hrsg.): {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n3|LT= Koptisch-gnostische Schriften. Bd. I. Die Pistis Sophia}}. Die beiden Bücher des Jeû. Unbekanntes altgnostisches Werk, Leipzig 1905. 4., um d. Vorw. erw. Auflage, Berlin 1981 (Koptisch-gnostische Schriften; Bd. 1: Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte). Erste deutsche Übersetzung.
| |
| # Carl Schmidt: {{Digitalisat|IA=CarlSchmidtPistisSophia1925Teil1|LT = ''Pistis Sophia neu herausgegeben''}} mit Einleitung nebst griechischem und koptischem Wort- und Namenregister. Gyldendalsk Boghandel-Nordisk Forlag, Hauniae 1925. (deutsches Vorwort, koptischer Text)
| |
| # [[George Robert Stow Mead|G.R.S. Mead]]: {{Digitalisat|IA=pistissophiagnos00mead|SZ=n4|LT= Pistis Sophia, a Gnostic gospel}} (with extracts from the books of the Saviour appended) originally tr. from Greek into Coptic and now for the first time Englished from Schwartze's Latin version of the only known Coptic ms. and checked by Amélineau's French version with an introduction by G.R.S. Mead ... Published 1896 by The Theosophical publishing society [etc., etc.] in London, New York. Englische Erstausgabe.
| |
| # G. R. S. Mead: {{Digitalisat|IA=pistissophiagnos1921mead|SZ=n6|LT=Pistis Sophia : a Gnostic miscellany}} : being for the most part extracts from the books of the Saviour, to which are added excerpts from a cognate literature ; englished (with an introduction and annotated bibliography), Watkins, London 1921.
| |
| # G. R. S. Mead: {{Digitalisat|IA=fragmentsoffaith00meaduoft|LT=Fragments of a faith forgotten, Theosophical Publishing Society, London und Benares 1906}}
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| ;Rudolf Steiner
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| #Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral'', [[GA 149]] (2004), ISBN 3-7274-1490-1 {{Vorträge|149}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]] (1990), ISBN 3-7274-1510-X {{Vorträge|151}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984), ISBN 3-7274-1220-8 {{Vorträge|122}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996), ISBN 3-7274-1750-1 {{Vorträge|175}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Weltsilvester und Neujahrsgedanken'', [[GA 195]] (1986), ISBN 3-7274-1950-4 {{Vorträge|195}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Perspektiven der Menschheitsentwickelung'', [[GA 204]] (1979), ISBN 3-7274-2040-5 {{Vorträge|204}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil'', [[GA 206]] (1991), ISBN 3-7274-2060-X {{Vorträge|206}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet.'', [[GA 225]] (1990), ISBN 3-7274-2252-1 {{Vorträge|225}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I'', [[GA 342]] (1993), ISBN 3-7274-3420-1 {{Vorträge|342}}
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| #Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
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| #Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]]{{Vorträge|343b}}
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| {{GA}}
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| == Weblinks ==
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| #[http://web.archive.org/web/20070907084312/wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/nhs.html Die Bibel der Häretiker. Die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi] - Erste deutsche Gesamtübersetzung ([[Wikipedia:Gerd Lüdemann|Gerd Lüdemann]], Martina Janßen).
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| #[http://www.gerd-albrecht.de/schriften.htm Die gnostischen Schriften] (Gerd Albrecht)
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| #[http://www.unifr.ch/bkv/index.htm Bibliothek der Kirchenväter] - eine Auswahl patristischer Werke in deutscher Übersetzung
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| [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Gnosis]]
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