Enneaden

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Die Enneaden (griech. ἐννεάς, „Neunheit“) sind eine Sammlung der Schriften des neuplatonischen Philosophen Plotin. Sie sind im Zeitraum von 253 bis 269 entstanden und wurden von dessen Schüler Porphyrios editiert und herausgegeben. Die Sammlung enthält sechs Enneaden, wobei eine Enneade neun themengleichen Abhandlungen beinhaltet.

Inhalte

Plotin beschäftigt sich in seinen Abhandlungen mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen, sowohl mit der Astronomie (Enneade II,2: Über die Kreisbewegung des Himmels) als auch der Mathematik (II,8: Aus welchem Grunde das Entferntere bei dem Sehen kleiner erscheine, als es ist, das Nahe aber in seiner wahren Größe), sowohl mit der Ethik (I,9: Über die Unstatthaftigkeit der Selbsttötung) als auch mit der Ontologie (VI,1-3: Über die Gattungen des Seienden). Sein zentrales Thema ist allerdings das Eine im Sinne des höchsten Seienden.

Das Hauptthema

Die Unerkennbarkeit des Einen

Ähnlich wie Philon betont Plotin die Unerkennbarkeit des Einen. Lediglich das Wirken des Einen kann erkannt werden. Hierbei denkt er aber die Andersartigkeit des Einen bis in die letzte Konsequenz zu Ende: Wenn das Eine nicht erkannt werden kann, dann kann es auch nicht das Seiende (τò ὄν) oder das Vernünftige sein (ἡ νοήσις), wie noch von seinen Vorgängern behauptet wurde. Denn mit den Begriffen „das Seiende“ oder „das Vernünftige“ wird ja etwas bezeichnet, was man erkennen kann. Da das Eine aber unerkennbar ist, muss es auch jenseits des Seienden (ἐπὲκεινα οὐσίας) und jenseits des Vernünftigen (ἐπὲκεινα νοήσεως) sein.

Das Eine

Das Eine (τò ἕν) ist jenseits von Allem (τὰ πάντα). Das heißt aber nicht, dass es im Widerspruch dazu stehen müsste. Das Eine ist nicht das Nicht-Seiende, sondern das Über-Seiende, es ist nicht das Un-Vernünftige, sondern das Über-Vernünftige.

Das Verhältnis des Einen zu der Schöpfung

Aus diesem Einen ist Alles hervorgegangen, ohne dass Alles in ihm ist. Wäre nämlich Alles in ihm, dann wäre das Eine durch die Vielheit von Allem in sich geteilt und somit auch nicht mehr das Eine. Vielmehr ist Alles aus der Überfülle des Einen hervorgegangen. Alles ist also nicht das Eine (→ Pantheismus), aber Alles ist auch nicht losgelöst von dem Einen (→ Dualismus). Hinter diesem Denken steckt freilich eine gewisse Paradoxie.

Der Geist

Diese Überfülle des Einen ergießt sich in das rein Geistige, dem νοῦς. Dieser νοῦς ist göttlich, weil er Abbild (εἰκών) des Einen ist, wiederum aber nicht göttlich, weil er wie das Eine in seinem Überfluss etwas hervorbringt, ohne aber das Eine zu sein. In dem νοῦς ist der ganze Kosmos abgebildet: der übersinnliche (hervorgerufen durch die Ebenbildlichkeit mit dem Einen) und der sinnliche (hervorgebracht als eigenes Produkt).

Die Seele

Direktes Erzeugnis des νοῦς ist die Seele (ψυχή). Zwar ist diese göttlich, weil sie über den νοῦς aus dem Einen hervorgegangen ist. Weil aber die Seele als eigenes Produkt den Körper hervorgebracht hat, kann sie nicht mit dem Einen identisch sein.

Das Menschenbild

Das Menschenbild Plotins weicht erheblich von dem unsrigen ab. Den Menschen stellt man sich nicht zweigliedrig aufgebaut vor (Leib-Seele), sondern dreigliedrig (νοῦς-Seele-Leib), wobei die Seele im νοῦς ist und der Körper in der Seele. Zwar ist die Seele an dem Körper gebunden, aber sie überragt diesen. Ihr kommen Wahrnehmungsmöglichkeiten zu, die nicht an den Sinnesorganen gebunden sind.

Quelle

  • Plotin, Ennéades, Tomes I-VIII, (Collection des Universités de France), Paris: Les Belles Lettres, 1924-1938 (wissenschaftliche Ausgabe).

Weblink


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