Jacques Lacan und Wahrheitsträger: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Jacques Lacan.jpg|mini|Jacques-Marie Émile Lacan]]
Als '''Wahrheitsträger''' ({{EnS|truthbearer}}) wird in der [[Philosophie]] ganz allgemein eine [[Entität]] bezeichnet, von der gesagt werden kann, dass sie [[wahr]] oder [[falsch]] ist. Wahrheitsträger sind beispielsweise [[Satz|Sätze]], [[Behauptung]]en, [[Urteil]]er, [[Proposition]]en usw., sofern ihnen ein [[Wahrheitswert]] zugeordnet werden kann. So ist etwa der Satz „Es regnet“ ein Wahrheitsträger. Befehle wie „Gehe fort!“ oder Fragen wie „Regnet es?“ sind hingegen keine Wahrheitsträger.<ref>[[Wikipedia:Marian David|Marian David]]: ''[https://plato.stanford.edu/entries/truth-correspondence/#2.1 The Correspondence Theory of Truth. 2.1 Truthbearers]'' - Artikel in der [[Wikipedia:Stanford Encyclopedia of Philosophy|Stanford Encyclopedia of Philosophy]]</ref><ref>Michael Glanzberg: ''[https://plato.stanford.edu/entries/truth/#TruBea Truth. 6.1 Truth-bearers]'' - Artikel in der [[Wikipedia:Stanford Encyclopedia of Philosophy|Stanford Encyclopedia of Philosophy]]</ref>
'''Jacques-Marie Émile Lacan''', bekannt unter dem Namen '''Jacques Lacan''' (* 13. April 1901 in Paris; † 9. September 1981 ebenda), war ein [[Frankreich|französischer]] [[Psychiater]] und [[Psychoanalytiker]], der durch eine Neuinterpretation der Schriften [[Sigmund Freud]]s internationale Bekanntheit erlangte. Er stellte seine Deutung unter den Titel einer „Rückkehr zu Freud“, wobei er das Ziel verfolgte, den Begründer der Psychoanalyse dort weiterzuentwickeln, wo dieser seiner Meinung nach hinter den eigenen Erkenntnissen zurückblieb. Dabei griff er unter anderem auf Ansätze und Methoden des [[Strukturalismus]] und der [[Linguistik]] zurück, später auch auf graphische Modelle der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] und der [[Mengenlehre]]. Der innerhalb der [[Psychoanalyse]] nicht unumstrittene Theoretiker hat unter anderem auf den [[Poststrukturalismus]] prägenden Einfluss ausgeübt.


== Leben und Werk ==
Aus Sicht der neueren Philosophie bedürfen Wahrheitsträger gemäß der [[Korrespondenztheorie der Wahrheit]] zusätzlich eines [[Wahrmacher]]s ({{EnS|truthbearer}}), durch die ihre [[Wahrheit]] bestätigt oder widerlegt wird<ref name="Mulligan">Mulligan, K., Simons, P. M. and Smith B.: ''Truth-Makers'', in: Philosophy and Phenomenological Research, 44 (1984), 287–321 [http://ontology.buffalo.edu/smith/articles/truthmakers/tm.pdf pdf]</ref>. Wahrmacher sind beipielsweise konkrete [[Ding]]e, [[Eigenschaft]]en, [[Tatsache]]n, [[Sachverhalt]]e, [[Ereignis]]se usw. So ist etwa der Satz „Es regnet“ dann und nur dann wahr, wenn es tatsächlich regnet.


Lacan wuchs in einer Familie mit starker [[Römisch-katholische Kirche in Frankreich|katholischer]] Tradition auf. Er hatte eine Schwester, Magdeleine-Marie, und einen jüngeren Bruder, Marc-Marie, der später [[Benediktiner]]mönch in der [[Hautecombe|Abtei von Hautecombe]] wurde. Lacan besuchte das ''[[Collège Stanislas]]'', ein katholisches Gymnasium. Nach seinem [[Baccalauréat]] studierte er [[Medizin]] und spezialisierte sich später in [[Psychiatrie]]. 1932 wurde er mit der Arbeit ''Über die paranoische Psychose in ihren Beziehungen zur Persönlichkeit'' [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Lacan arbeitete als Arzt für [[Neurologie]] und Psychiatrie und leitete die Klinik ''Centre hospitalier Sainte-Anne'' im [[14. Arrondissement (Paris)|14. Pariser Arrondissement]], wo er in den 1930er Jahren Kollege von [[Henri Ey]] (1900–1977) war.<ref>[[Elisabeth Roudinesco]] & [[Michel Plon]]: ''Wörterbuch der Psychoanalyse''. Namen, Länder, Werke, Begriffe. Springer, Wien 2004; ISBN 3-211-83748-5; Seite 277 f.: [http://books.google.de/books?id=56-46LwawREC&pg=PA227&lpg=PA227&dq=henri+ey&source=bl&ots=Sm-YPaO1RC&sig=B6d9ytTeD5LsY2mJnYgjDPmZntQ&hl=de&sa=X&ei=QIwHT8ryJ9DLsgaDp42DDw&ved=0CFsQ6AEwBjgU#v=onepage&q=henri%20ey&f=true Google books]</ref> Von 1964 an lehrte er an der Pariser [[École normale supérieure (Paris)|École Normale Superieure]].
== Einzelnachweise ==
 
Lacan war bis an sein Lebensende praktizierender Psychoanalytiker. Aufgrund seiner unorthodoxen Behandlungsmethoden (er variierte beispielsweise die Sitzungsdauer willkürlich, verkürzte sie bisweilen auf wenige Minuten<ref>Vgl. dazu ausführlich [http://www.diss.fu-berlin.de/2004/167/index.html Nicolas Langlitz: ''Lacans Praxis der variablen Sitzungsdauer und seine Theorie der Zeitlichkeit'']. Digitale Dissertation an der FU Berlin (2004).</ref> und behandelte vorschriftswidrig akut [[suizid]]gefährdete Patienten) wurde er von manchen Kollegen als Scharlatan angesehen.
 
In den Jahren 1953 bis 1954 vollführte Lacan eine Wendung, mit der er seine Anlehnung an [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] (Hegelianismus [[Alexandre Kojève|Kojèvescher]] Art) zugunsten des [[Strukturalismus]] aufgab.<ref>Se reporter à l'article de [[Pierre Macherey]], ''Le Leurre hégélien.'', in Le Bloc Note de la Psychanalyse, Band 5, (1985), S. 27–50.</ref>
Als Lacan sich mit der Funktion des Symbolischen und der Notwendigkeit eines Vertrags zwischen dem „Ich“ und dem „kleinen Anderen“ beschäftigte, stützte er sich auf den Begriff der „Struktur“, der genau äquivalent zu dem der „Sprache“ ist.
In seinem großen Eröffnungstext ''Fonction et champ de la parole et du langage'' verweist er auf die Studien von [[Claude Lévi-Strauss]], um in seiner Nachfolge dieses große Grundgesetz von Vertauschung und Verwandtschaft auszudrücken.
Außerdem führt er 1953 das Konzept der drei Bereiche ein, das grundlegend für sein Werk werden sollte: Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre.
 
Nach machtpolitischen und organisatorischen Streitigkeiten trat er 1953 mit vier seiner Kollegen aus der Psychoanalytischen Vereinigung Frankreichs (''Société Psychanalytique de Paris'', SPP), deren mehrfacher Vizepräsident er war, aus. Eine Woche später gründete er die ''Société Française de Psychanalyse'' (SFP), der sich etwa die Hälfte der in der SPP in Ausbildung befindlichen Psychoanalytiker anschlossen. Die Organisation wurde jedoch von der [[Internationale Psychoanalytische Vereinigung|International Psychoanalytical Association]] (IPA) nicht anerkannt. 1965 löste sich die SFP auf, nachdem sie sich in zwei miteinander konkurrierende Gesellschaften gespalten hatte: die gegen Lacan gerichtete ''Association Française de Psychanalyse'' (AFP) und die von Lacan 1964 selbst gegründete ''École Française de Psychanalyse'', die kurze Zeit später in ''École Freudienne de Paris'' (EFP) umbenannt wurde. Die lacanianische EFP wurde schließlich „zur einflussreichsten und mitgliederstärksten psychoanalytischen Fachorganisation in Frankreich“. Sie bestand bis 1980.<ref>Gerhard Schmitz: ''Das Seminar von Lacan'', in: Gondek et al.: ''Jacques Lacan – Wege zu seinem Werk'', S. 238.</ref>
 
Er starb an Nierenversagen am 9. September 1981.<ref name="roudinesco">[[Elisabeth Roudinesco]], ''Histoire de la psychanalyse en France'', T. 2, Fayard, 1994, pp. 118 et suivantes, ISBN 2-213-59359-0.</ref>
 
Grundlagen von Lacans Theorie sind außer dem Werk [[Sigmund Freud]]s unter anderem die Arbeiten der [[Strukturalismus|strukturalistischen]] [[Linguistik|Linguisten]] [[Ferdinand de Saussure]] und [[Roman Ossipowitsch Jakobson]]. Außerdem bezieht Lacan sich auf [[Philosophie|philosophische]] Autoren wie [[Edmund Husserl|Husserl]], [[René Descartes|Descartes]] und Hegel (sowie dessen Interpreten [[Alexandre Kojève]]), aber auch auf Mathematiker wie [[René Thom]] und das Autorenkollektiv [[Nicolas Bourbaki]], insbesondere auf die [[Topologie (Mathematik)|topologische]] Theorie der [[Knoten (Topologie)|Knoten]].
 
Lacans Werk gilt als äußerst schwer zugänglich. Seine Lehre verbreitete er anfänglich nur in seinen Seminaren (1951–1979), bis er 1966 seine Schriften (''Écrits'', dt.: ''Schriften I-III'') erstmals in Buchform publizierte. Danach wurden nach und nach auch die Mitschriften seiner Seminare herausgegeben, wobei bis heute noch nicht alle der insgesamt 25 von Lacan gehaltenen und aufgezeichneten Seminarskripte (1953–1979) veröffentlicht sind.


=== Privatleben ===
[[Datei:Origin-of-the-World.jpg|miniatur|''[[Der Ursprung der Welt]]'' von [[Gustave Courbet]], [[Musée d’Orsay]], Paris]]
Lacan heiratete 1934 Marie-Louise Blondin, mit der er drei Kinder hatte, Caroline (* 1937), Thibaud (* 1939) und Sibylle (*&nbsp;1940). Er verliebte sich 1937 in Sylvia Bataille (geb. Maklès). Im Jahr 1940 gestand er seiner Frau Marie-Louise, die zu der Zeit schwanger war, dass Sylvia ein Kind von ihm erwarte. Daraufhin verlangte seine Frau die Scheidung und Lacan zog zunächst alleine aus. 1943, also zwei Jahre nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Judith, zog Sylvia Bataille zu Lacan in seine Wohnung in der Rue de Lille ein, in der Lacan bis zum Lebensende lebte. Das Paar heiratete im Juli 1953.<ref>Elisabeth Roudinesco und Michel Plon: ''Wörterbuch der Psychoanalyse.'' Springer, Wien 2004, ISBN 3-211-83748-5, S. 589.</ref> Die Tochter [[Judith Miller (Philosophin)|Judith Bataille]] war mit Jacques-Alain Miller verheiratet, der [[Althusser]]-Schüler, Lacanianer und Herausgeber von Lacans Seminarmitschriften ist.
Lacan war u.&nbsp;a. mit [[Salvador Dalí]], [[Alberto Giacometti]], [[Michel Leiris]] und [[Georges Bataille]] befreundet; er war auch an Batailles Geheimgesellschaft [[Acéphale]] interessiert.
Nach 1955 kaufte er das [[Gemälde]] ''[[Der Ursprung der Welt]]'' von [[Gustave Courbet]], das sich seit 1995 im Eigentum Frankreichs befindet, in verschiedenen internationalen Ausstellungen zu sehen ist und im [[Musée d’Orsay]] in Paris gezeigt wird.<ref>[http://www.culture.gouv.fr/public/mistral/joconde_fr?ACTION=CHERCHER&FIELD_1=REF&VALUE_1=M5060000044 Joconde]</ref>
== Vier Grundannahmen der Lacanschen Theorie ==
Lacans Theorie lässt sich vereinfacht in vier Grundannahmen zusammenfassen:
* Das [[Ich#Das Ich in der Psychoanalyse Freuds|Ich]] entwickelt sich im ''[[Spiegelstadium]]'', welches die grundlegende [[Matrix (Logik)|Matrix]] der Subjektivität bildet.
* Das Subjekt ist ein ''Sprachwesen'', das heißt durch die [[Das Symbolische|symbolische Ordnung]] der [[Sprache]] geprägt: „Das [[Unbewusstes|Unbewusste]] ist wie eine Sprache strukturiert.“
* Das Subjekt ist ein ''begehrendes Subjekt''. Da das Objekt des Begehrens ([[Objekt klein a]]) immer schon ''verloren'' ist, ist es ein grundsätzlicher ''Mangel'', der das Begehren des Menschen aufrechterhält.
* Die menschliche [[Psyche]] konstituiert sich in der unauflösbaren ''Trias [[Das Imaginäre|Imaginäres]] – [[Das Symbolische|Symbolisches]] – [[Das Reale|Reales]] (RSI)''.
=== Das Imaginäre und das Spiegelstadium ===
[[Datei:Michelangelo Caravaggio 065.jpg|miniatur|Blick in den Spiegel: [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggios]] „Narziss“]]
Die Theorie des [[Spiegelstadium]]s (''Das Spiegelstadium als Bildner der Ichfunktion'', in: ''Schriften I'', S. 61–70) zählt zu Lacans berühmtesten Konzeptionen. Sie geht auf Beobachtungen des Psychologen [[James Mark Baldwin]] zurück.
Nach Lacan beginnt das Kind in der Zeit zwischen dem 6. und dem 18. Lebensmonat, wenn man es vor einen Spiegel hält, sich selbst in ihm zu erkennen und zu [[Identifikation (Psychologie)|identifizieren]], worauf es mit einer „jubilatorischen Geste“ reagiert. Mit einem deutschen Begriff nennt Lacan diesen wichtigen Einschnitt ein ''[[Aha-Erlebnis]]''. Von nun an verändert sich der Blick auf das eigene [[Selbst#Selbst als psychologischer Begriff|Selbst]], ja er wird jetzt überhaupt erst möglich: aus dem in „Partialobjekte“ „zerstückelten“ Blick auf sich aus der Leib-Perspektive wird nun ein Blick von außen, der das Kind erstmals ''vollständig'' zeigt. Die jubilatorische Geste ist deshalb auch eine [[Narzissmus|narzisstische]] Geste der Allmachtsphantasie, in der sich ein „Größenselbst“ („Ideal-Ich“) zeigt, das fortan zur Matrix wird, auf die das Subjekt sein Ich orientiert. Das Spiegelstadium geht darum mit der psychischen Geburt des [[Ich]]s einher.
Zugleich aber ist das Spiegelstadium der Beginn einer [[Entfremdung]]. Denn im Spiegel sieht das Kind eine körperliche Einheit, die es selbst noch gar nicht fühlt. Es identifiziert sich mit etwas, das es nicht ist, nämlich mit der „totalen Form des Körpers“, und zwar an einem Ort, an dem es sich nicht befindet (nämlich im Spiegel). Deshalb ist das Erkennen im Spiegel zugleich ein ''imaginäres Verkennen'' und führt zur Spaltung des Subjekts in „moi“ (Ideal-Ich, das „imaginäre Subjekt“) und „je“, das soziale Ich. Daraus folgt der im Deutschen paradox klingende Satz: „Das ''ich'' ist nicht das ''Ich''.“ – ''„Le je n’est pas le moi.“''
=== Das Symbolische und die Sprache ===
Die dualistische Situation im [[Spiegelstadium]] (der Bereich [[Das Imaginäre|des Imaginären]]) wird erst durch das Erreichen der [[Das Symbolische|symbolischen Ordnung]] überwunden, das heißt in dem Augenblick, in dem das Subjekt zu sprechen beginnt und so am [[Der große Andere|großen Anderen]], der Sprache, teil hat. Die erste Verkörperung des Symbolischen ist die Mutter; sie ist ein „großer anderer Wille“, der spricht und der das Kind in die Ordnung der Sprache und des Sozialen einführt. Noch mehr gilt dies für den Vater, der im [[Ödipuskonflikt]] die verbietende Rolle des Gesetzes einnimmt ([[Inzesttabu]], [[Kastrationsangst|Kastrationsdrohung]]), das Kind aus dem [[Ödipuskomplex|ödipalen]] Begehren herausdrängt und zur außerfamiliären, sozialen Welt hin orientiert.
In der Gesellschaft gilt das Gesetz des [[Das Symbolische|Symbolischen]], d.&nbsp;h. das Gesetz der [[Sprache]], der [[Soziale Norm|sozialen Normen]] und des ökonomischen Tauschs (vgl. auch [[Reziprozität (Soziologie)|Reziprozität]]). Das Symbolische ist in diesem Sinne gleichzusetzen mit der Ordnung der Sprache, des [[Diskurs]]es, der [[staat]]lichen [[Herrschaft]] und der [[Ökonomie]] sowie dem „Gesetz des Vaters“ („[[Name-des-Vaters]]“). Sie bilden gleichermaßen eine symbolische Herrschaftsordnung, die das Subjekt unterwirft (sub-jectum = Unterworfenes) und strukturiert.
Auch [[das Unbewusste]] unterliegt der Struktur des Symbolischen: „Das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert.“ (''Seminar XI. Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse'', S. 26) Das Symbolische dominiert daher die drei Strukturbestimmungen des Psychischen (auch das Imaginäre ist immer schon symbolisch überformt). Es ist auch der Bereich, der in der psychoanalytischen Behandlung die zentrale Rolle spielt, die wesentlich eine Form der [[Heilung]] durch Sprache ist. (Vgl. ''Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse'', in: ''Schriften III'', S. 71–169)
=== Das begehrende Subjekt ===
Das Subjekt ist der Träger eines irreduziblen Mangels. Dieser Mangel beginnt mit der Geburt, die das Kind aus der Vollkommenheit seines [[embryo]]nalen Daseins herauswirft, und verstärkt sich durch seine zweite große Trennung, die Trennung der [[Symbiose (Psychologie)|Symbiose]] mit der Mutter(brust). Auch von seinem Spiegelbild, dem es sich im [[Spiegelstadium]] gegenübersieht, ist es getrennt und [[Entfremdung|entfremdet]]. Das Subjekt ist seitdem unvollständig, weshalb es stets danach begehrt, vollständig zu werden und seinen Mangel, seine Lücke im Subjekt durch Objekte aufzufüllen. Ein solches Objekt, genannt [[Objekt klein a]], fungiert als Antrieb und Auslöser der Handlungen des Subjekts und insofern als äußerer „Grund des Begehrens“. Aber der Mangel ist letztlich nicht aufhebbar, das Objekt bleibt unerreichbar und ist ein „immer schon verlorengegangenes“ Objekt, ein unerreichbares „Ding“.
Um diese Theorie des Mangels und des Begehrens herum errichtet Lacan den Teil seiner psychoanalytischen Theorie, der die klassischen psychoanalytischen Persönlichkeitsstrukturen integriert und aufnimmt, etwa die [[Neurose|neurotischen]] oder [[Psychose|psychotischen]] Persönlichkeitsstrukturen, die er als spezifische Weisen versteht, mit dem fundamentalen Mangel und dem Begehren umzugehen. Eine Form, den Mangel imaginär aufzufüllen, ist das [[Phantasma]]; es ist der Rahmen, das Szenario, in dem die Objekte klein a in Erscheinung treten.
Lacans Begriff des „Begehrens“ entspricht in etwa Sigmund Freuds Begriff des „Wunsches“, wobei es stets der Wunsch ''nach'' dem anderen (dem Objekt klein a), aber auch der Wunsch ''des'' (großen) [[Der große Andere|Anderen]] ist, der das Subjekt bestimmt. In diesem Zusammenhang hat Lacan sich von [[Alexandre Kojève]] folgenden Aphorismus ausgeliehen: „Das Begehren des Menschen ist das Begehren des Anderen“, und [[Arthur Rimbaud]] zitierend hält er fest: „Ich ist ein Anderer.“
Dem Begehren gegenüber steht das Genießen ([[Jouissance]]). Während das Begehren sein Objekt [[Metonymie|metonymisch]] wechselt und von der Entsagung des Begehrten lebt, gleicht das Genießen, die unmittelbare, ‚idiotische‘ sexuelle Befriedigung, eher einem zähen [[Schleim]]. Das Genießen ist zugleich eine bestimmte Weise des Subjekts, seine [[Triebtheorie|Triebökonomie]] und damit sein Dasein zu organisieren. So zeigt sich gerade im [[Symptom]] als eines zu interpretierenden [[Signifikant]]en immer auch ein Rest des Nicht-Interpretierbaren, wofür Lacan den Begriff „[[Sinthom]]“ einführt.
=== Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre (RSI) ===
[[Datei:Schéma RSI.svg|miniatur|140px|Schéma RSI]]
[[Das Imaginäre]] ist der Bereich des Psychischen, der bildhaft und dual organisiert ist und in dem Identifikation und [[Narzissmus]] angesiedelt sind. Insbesondere das [[Spiegelstadium]] und mit ihm das [[Ich]] bzw. das Selbstbild des Subjekts gehört der Sphäre des Imaginären an, ebenso das [[Objekt klein a]], das Objekt des Begehrens durch das Subjekt.
[[Das Symbolische]] ist der Bereich des Psychischen, der organisiert ist wie eine Sprache und der eine Ordnung von [[Signifikant]]en und [[Signifikat]]en bildet, die wohlorganisiert und geordnet zueinander stehen. Die Instanz, die die Ordnung des Symbolischen garantiert, ist [[der große Andere]] bzw. der [[Name des Vaters]]. Die symbolische Ordnung ist deshalb eine dreistellige Struktur (Signifikant-Signifikat-Referenz), während das Imaginäre eine duale Struktur besitzt.
[[Das Reale]], den wohl rätselhaftesten Begriff seiner Theorie, beschreibt Lacan als das, was weder imaginär noch symbolisierbar ist und was in der symbolischen Ordnung auch keinen Ort hat. Es besitzt eine eigene, massive, nichtreduzierbare und singuläre Existenz und Präsenz &nbsp;– etwa in Form eines verstörenden [[Traum]]s, unter dem das Subjekt leidet und der (noch) nicht in eine Geschichte verwandelt werden konnte.
Das Reale ist immer etwas Unfassbares, Unsagbares, nicht Kontrollierbares, oft eine Art von Horror oder [[Trauma (Psychologie)|Trauma]], das insbesondere in den Sphären der [[Sexualität]], des [[Tod]]es und der [[Gewalt]] in Erscheinung tritt. Es ist auf keinen Fall gleichzusetzen mit dem Begriff der ''[[Realität]]'', der eher der symbolisch strukturierten Ordnung der Sprache und des [[Diskurs]]es angehört. Das Reale lässt sich nicht vorstellen oder repräsentieren, sondern ist dasjenige, was sich grundsätzlich der symbolischen Ordnung, dem Sprechen und damit jeglicher Diskursivierung entzieht und verweigert. Dennoch richtet sich die Psychoanalyse gerade auf diesen Aspekt der Psyche mit besonderer Aufmerksamkeit: „Keine Praxis ist mehr auf jenen Kern des Realen hin orientiert, der das Zentrum der psychoanalytischen Erfahrung ausmacht.“ (''Seminar XI. Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse'', S. 59)
Jedes psychische Objekt kann Aspekte jeder dieser drei Dimensionen aufweisen. So unterscheidet Lacan etwa zwischen einer realen, einer imaginären und einer symbolischen Mutter. Das Gleiche gilt für den Vater oder den [[Phallus]]. Auch lässt sich von einem „imaginären Realen“, einem „symbolischen Realen“, einem „realen Realen“ etc. sprechen.
[[Datei:BorromeanRings.svg|miniatur|160px|Borromäischer Knoten]]
Die drei Strukturbestimmungen des Subjekts RSI sind in der Struktur eines [[Borromäischer Knoten|Borromäischen Knotens]] miteinander verbunden, das heißt: Jedes dieser „Register“ des Psychischen bedingt die anderen beiden, so dass die drei Begriffe eine unauflösbare Einheit bilden. Wird einer von ihnen aus dem Gesamtgeflecht herausgelöst, lösen sich auch die übrigen und das Geflecht verliert seine [[Kohärenz (Psychologie)|Kohärenz]]. Es ist unklar, ob Lacan diese Einheit als universal und unauflöslich betrachtet, oder ob diese Einheit nicht in der [[Psychose]] auf traumatische Weise aufgelöst ist, wie er in seinem späten ''Seminar XXIII. Le [[sinthom]]e'' (1975–1976) angedeutet hat (vgl. Dylan Evans, ''Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse'', S. 65).
In seinem späten Werk, ab 1974, setzt Lacan das [[Objekt klein a]] in die Mitte seines [[Borromäischer Knoten|Borromäischen Knotens]], also an jene Stelle des [[Psychismus|Psychischen]], an dem sich [[das Imaginäre]], [[das Symbolische]] und [[das Reale]] überschneiden. (Evans: ''Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse'', S. 206)
== Einfluss und Kritik ==
Lacans Werk war insbesondere für die [[Geisteswissenschaft]]en in [[Frankreich]] außerordentlich einflussreich, vergleichbar etwa mit dem Einfluss Freuds in Deutschland. Eine breitere Rezeption in Deutschland setzte erst seit den 90er Jahren ein. Im Umfeld der traditionellen Psychoanalyse, insbesondere in Deutschland, ist Lacans Modifizierung Freuds umstritten.
Einfluss übte Lacan insbesondere auf den französischen [[Poststrukturalismus]] aus, dem er oft zugerechnet wird. Auch die [[Literaturwissenschaft]] beeinflusste er, insbesondere durch seine berühmt gewordene Analyse von [[Edgar Allan Poe]]s Geschichte ''[[Der entwendete Brief]]'' (''Schriften I'', S. 7–60). Poes Geschichte war auch Gegenstand eines umfangreichen Briefwechsels zwischen Lacan und [[Jacques Derrida]].
Der [[Marxismus|marxistische]] Philosoph [[Louis Althusser]] gründete seine, im Essay ''[[Ideologie und ideologische Staatsapparate]]'' entworfene, einflussreiche Theorie der [[Ideologie|ideologischen]] „Anrufung“ („Interpellation“) auf Lacans Konzeption des [[Der große Andere|großen Anderen]]. Darüber hinaus finden sich an vielen anderen Stellen bei Althusser Bezugnahmen auf Lacan. Tatsächlich weist seine strukturalistische Re-Lektüre von Marx große Ähnlichkeiten zu Lacans Projekt einer Rückkehr zu Freud auf, wie er auch mitunter selbst betont hat.<ref>Vgl. u.&nbsp;a. Louis Althusser: ''Freud und Lacan'' sowie ders.: ''Marx und Freud.''</ref>
Unter anderem über den Umweg Althussers übte Lacan damit auch Einfluss auf [[Michel Foucault]] aus – obgleich eher indirekt, indem Foucault trotz mancher Gemeinsamkeiten sein eigenes Konzept der Macht gerade als „frontale Kampfansage“<ref>[[Philipp Sarasin]]: ''Michel Foucault zur Einführung.'' Hamburg: Junius 2006 (2., überarb. Auflage), S. 156.</ref> gegen die psychoanalytische Konzeption des Gesetzes entworfen hat.
Der Philosoph [[Slavoj Žižek]] überträgt die Lacansche Psychoanalyse sowohl auf die europäische Philosophiegeschichte (vgl. ''Die Tücke des Subjekts'', Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2001) als auch auf die Populärkultur, insbesondere Literatur und Kino ([[Matrix (Film)|Matrix]], [[Alfred Hitchcock|Hitchcock]], [[Science-Fiction]] etc.).
[[Julia Kristeva]], eine Schülerin Lacans, erweitert die psychoanalytische Theorie auch mit Aspekten des [[Historischer Materialismus|historischen Materialismus]]. Dabei kritisiert sie unter anderem, dass Sprache bei Lacan als etwas Überhistorisches erscheine.
Die [[Feminismus|feministische]] Psychoanalytikerin [[Luce Irigaray]] hat in ihrem 1974 erschienenen Werk ''Speculum – Spiegel des anderen Geschlechts'' versucht, auf der Grundlage einer kritischen Re-Lektüre von [[Sigmund Freud|Freud]] und Lacan einen weiblichen [[Diskurs]] und eine weibliche [[Identität]] zu erarbeiten und damit eine zentrale Lücke des aus ihrer Sicht männlich dominierten psychoanalytischen Diskurses zu schließen – eine Lücke, die besonders in Lacans umstrittenem Satz zum Ausdruck kommt: „La femme n' existe pas.“ (''Seminar XVIII'', 1970–1971)
[[Gilles Deleuze]] und [[Félix Guattari]] betonen in ihrem Buch ''[[Anti-Ödipus]]. Kapitalismus und Schizophrenie I'' die gesellschaftliche Ausrichtung der Wunschproduktion. Das Buch versteht sich als Kritik an Jacques Lacan und der Psychoanalyse.
[[Camille Paglia]] bezeichnete 1991 die postmoderne Philosophie in einer spektakulären Vorlesung am [[Massachusetts Institute of Technology|MIT]] als „French Rot“ („französischen Quatsch“) und machte insbesondere den Erfolg Lacans für die Krise der amerikanischen Universitäten wie auch für die Lebensfremdheit ihrer Absolventen verantwortlich.<ref>Camille Paglia: ''Die MIT Vorlesung. Zur Krise der amerikanischen Universitäten.'' In: dies.: ''Der Krieg der Geschlechter. Sex, Kunst und Medienkultur.'' Berlin: Byblos 1993.</ref>
Der Physiker [[Alan Sokal]] warf Lacan vor, mathematische Begriffe willkürlich und dazu noch zumeist falsch ausgelegt zu verwenden. Als Motiv vermutete der Kritiker der [[Postmoderne]] das „Zurschaustellen von Halbbildung“ und das rhetorische „Aufpolieren sinnloser Sätze“. Lacans Texte ließen sich als „[[Säkularismus|Säkularer]] [[Mystizismus]]“ beschreiben, „da der Diskurs geistig etwas bewirken möchte, was nicht ausschließlich ästhetischer Natur ist, aber dennoch nicht die Vernunft anspricht“.
Der Psychoanalytiker, Mathematiker und Arzt [[Antonello Sciacchitano]] hat in seinen Werken gezeigt, dass Lacan nur über beschränkte mathematische Kenntnisse verfügte und sie eher in einem metaphorisch-illustrativen als in einem wissenschaftlich-präzisen Sinn verwendete, um seine Theorien zu stützen.<ref>Antonello Sciacchitano: "Unendliche Subversion. Die wissenschaftlichen Ursprünge der Psychoanalyse und die psychoanalytischen Widerstände gegen die Wissenschaft", Wien 2008, S. 93 ff.</ref> Sciacchitano regt demgegenüber an, sich gewissenhaft mit der modernen Mathematik zu befassen, und führt aus, dass die unterschiedlichen Formen des Begehrens als mathematische Theoreme gefasst werden können.<ref>Antonello Sciacchitano: "Das Unendliche und das Subjekt. Warum man etwas von Mathematik verstehen sollte, wenn man über Psychoanalyse spricht", Zürich 2004.</ref>
== Werke ==
=== Werkausgabe ===
* ''Schriften.'' Ausgewählt und herausgegeben von Norbert Haas.
** ''Schriften I.'' Übersetzt von Rodolphe Gasché, Norbert Haas, Klaus Laermann und Peter Stehlin. Weinheim und Berlin: Quadriga 1986 (Vierte Auflage 1996). ISBN 3-88679-901-8.
** ''Schriften II.'' Übersetzt von Norbert Haas, Hans-Joachim Metzger, Monika Metzger und Peter Stehlin. Weinheim und Berlin: Quadriga 1986 (Fünfte Auflage 1999) ISBN 3-88679-902-6
** ''Schriften III.'' Übersetzt von Norbert Haas, Franz Kaltenbeck, Friedrich A. Kittler und Hans-Joachim Metzger. Weinheim und Berlin: Quadriga 1986 (Dritte Auflage 1994). ISBN 3-88679-903-4.
** ''Schriften I. Vollständiger Text.'' Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant 2016. ISBN 978-3-85132-800-4.
** ''Schriften II. Vollständiger Text.'' Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant 2015. ISBN 978-3-85132-801-1.
* ''Das Seminar.'' Text eingerichtet durch Jacques-Alain Miller
** Buch I (1953–1954): ''Freuds technische Schriften.'' Übersetzt von Werner Hamacher. Wien und Berlin: Turia + Kant 2015. ISBN 978-3-85132-803-5.
** Buch II (1954–1955): ''Das Ich in der Theorie Freuds und in der Technik der Psychoanalyse.'' Übersetzt von Hans-Joachim Metzger. Wien und Berlin: Turia + Kant 2015. ISBN 978-3-85132-807-3.
** Buch III (1955–1956): ''Die Psychosen.'' Übersetzt von Michael Turnheim. Wien und Berlin: Turia + Kant 2016. ISBN 978-3-85132-805-9.
** Buch IV (1956–1957): ''Die Objektbeziehung.'' Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant 2003. ISBN 978-3-85132-472-3.
** Buch V (1957–1958): ''Die Bildungen des Unbewussten.'' Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant 2006. ISBN 978-3-85132-470-9
** Buch VII (1959–1960): ''Die Ethik der Psychoanalyse.'' Übersetzt von Norbert Haas. Wien und Berlin: Turia + Kant 2016. ISBN 978-3-85132-806-6.
** Buch VIII (1960–1961): ''Die Übertragung''. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien: Passagen 2008. ISBN 978-3-85165-817-0
** Buch X (1962–1963):'' Die Angst.'' Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant 2010. ISBN 978-3-85132-632-1
** Buch XI (1964): ''Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse.'' Übersetzt von Norbert Haas. Wien und Berlin: Turia + Kant 2017. ISBN 978-3-85132-802-8.
** Buch XX (1972–1973): ''Encore.'' Übersetzt von Norbert Haas, Vreni Haas und Hans-Joachim Metzger. Wien und Berlin: Turia + Kant 2017. ISBN 978-3-85132-807-3.
** Buch XXIII (1975–1978): ''Das Sinthom.'' Übersetzt von Myriam Mitelman und Harold Dielmann. Wien und Berlin: Turia + Kant 2017. ISBN 978-3-85132-877-6.
=== Einzelausgaben ===
* ''Zusammenfassende Wiedergaben der Seminare IV–VI von Jacques Lacan.'' Hrsg. von [[Jean-Bertrand Pontalis]]. Wien: Turia + Kant 1999, 2. Aufl. 2009. ISBN 978-3-85132-491-4
* ''Radiophonie/Television.'' Übers. von Hans-Joachim Metzger, Jutta Prasse u. Hinrich Lühmann. Weinheim/Berlin: Quadriga 1988. ISBN 3-88679-908-5
* {{Literatur | Titel=Über die paranoische Psychose in ihren Beziehungen zur Persönlichkeit und Frühe Schriften über die Paranoia | Übersetzer=Hans-Dieter Gondek | Originaltitel=De la psychose paranoïaque dans ses rapports avec la personnalité suivi de Premiers écrits sur la paranoïa | Verlag=Passagen Verlag | Ort=Wien | Auflage=1. | Jahr=2002 | ISBN=978-3-85165-406-6}}
* ''Namen-des-Vaters.'' Übers. von Hans-Dieter Gondek. Wien: Turia + Kant 2006 (Nachdruck 2013). ISBN 3-85132-450-1
* ''Der Triumph der Religion, welchem vorausgeht Der Diskurs an die Katholiken.'' Übers. von Hans-Dieter Gondek. Wien: Turia + Kant 2006. ISBN 978-3-85132-451-8
* ''Das Freud'sche Ding oder Der Sinn einer Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse.'' Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten am 7. November 1955 an der Neuro-psychiatrischen Universitätsklinik Wien. Aus dem Franz. übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Monika Mager. Wien: Turia + Kant 2006 (Nachdruck 2011). ISBN 978-3-85132-642-0
* ''Über den „Trieb“ bei Freud und das Begehren des Psychoanalytikers.'' In: ''Lacan – Trieb und Begehren.'' Hrsg. von Christian Kupke. Berlin: Parodos 2007. ISBN 978-3-938880-06-7
* ''Meine Lehre''. Wien: Turia + Kant 2008 (Nachdruck 2013). ISBN 978-3-85132-641-3
* ''Der individuelle Mythos des Neurotikers. Oder: Dichtung und Wahrheit in der Neurose''. Wien: Turia + Kant 2008. ISBN 978-3-85132-550-8
* ''Ich spreche zu den Wänden. Gespräche aus der Kapelle Saint-Anne''. Wien: Turia + Kant 2013. ISBN 978-3-85132-724-3
== Literatur ==
* Alain Badiou, Elisabeth Roudinesco: ''Jacques Lacan. Gestern, heute, Dialog.'' Turia + Kant, Wien/Berlin 2013, ISBN 978-3-85132-702-1.
* Wolfram Bergande: ''Lacans Psychoanalyse und die Dekonstruktion.'' Passagen, Wien 2002, ISBN 3-85165-520-6.
* Tim Caspar Boehme: ''Ethik und Genießen: Kant und Lacan.'' Turia + Kant, Wien 2005, ISBN 3-85132-416-1.
* Claudia Blümle, Anne von der Heiden (Hrsg.): ''Blickzähmung und Augentäuschung. Zu Jacques Lacans Bildtheorie.'' Diaphanes, Zürich 2005, ISBN 3-935300-80-8.
* Christoph Braun: ''Die Stellung des Subjekts. Lacans Psychoanalyse.'' Parodos, Berlin 2007, ISBN 3-938880-08-2.
* Jürgen Buchmann: ''Lacan à la lettre. Lacan beim Buchstaben genommen.'' In: ''RISS, Zeitschrift für Psychoanalyse.'' Lacan  - Freud. Alienation und Separation, Band 63/2, Wien 2006. Durchgesehener Neudruck unter dem Titel ''Das Geheimnis der Sphinx. Verrätselung und Bedeutung im Werk Jacques Lacans.'' In: ''Cahiers Cartésiens'', Rheine 2017.
* Andreas Cremonini: ''Die Durchquerung des Cogito. Lacan contra Sartre.'' Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3883-8.
* Jacques Derrida: ''Aus Liebe zu Lacan.'' In: Ders.: ''Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse!'' Suhrkamp, Frankfurt 1998, ISBN 3-518-11980-X, S. 15–59.
* Dylan Evans: ''Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse.'' Turia + Kant, Wien 2002, ISBN 3-85132-190-1.
* Bruce Fink: ''Eine klinische Einführung in die Lacansche Psychoanalyse. Theorie und Technik.'' Turia + Kant, Wien 2005; 2., durchges. Aufl. 2009, ISBN 978-3-85132-323-8.
* Bruce Fink: ''Das Lacan'sche Subjekt. Zwischen Sprache und Jouissance.'' Turia + Kant, Wien 2006 (2. Aufl. 2011), ISBN 978-3-85132-643-7.
* Bruce Fink: ''Grundlagen der psychoanalytischen Technik.'' Turia + Kant, Wien 2013, ISBN 978-3-85132-701-4,
* Hans-Dieter Gondek: ''Von Freud zu Lacan. Philosophische Zwischenschritte.'' Turia + Kant, Wien 1999, ISBN 978-3-85132-198-2,
* Hans-Dieter Gondek u. a. (Hrsg.): ''Jacques Lacan - Wege zu seinem Werk.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-94168-1,
* Ivo Gurschler, Sándor Ivády, Andrea Wald (Hrsg.): ''Lacan 4D. Zu den vier Diskursen in Lacans Seminar XVII.'' Turia + Kant, Wien/Berlin 2013, ISBN 978-3-85132-714-4,
* Iris Hanika, Edith Seifert: ''Die Wette auf das Unbewußte oder Was Sie schon immer über Psychoanalyse wissen wollten.'' Suhrkamp, Frankfurt 2006,
* Kai Hammermeister: ''Jacques Lacan.'' C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57374-3,
* Franz Kaltenbeck: ''Lesen mit Lacan. Aufsätze zur Psychoanalyse.'' Turia + Kant, Wien 1998, ISBN 978-3-85132-114-2.
* Christian Kupke (Hrsg.): ''Lacan – Trieb und Begehren.'' Parodos, Berlin 2007, ISBN 978-3-938880-06-7.
* Jacques Lacan: Oeuvres Graphiques et Manuscrits. Auktionskatalog von Artcurial mit 117 Nummern.
* Hermann Lang: ''Die Sprache und das Unbewusste: Jacques Lacans Grundlegung der Psychoanalyse.'' Suhrkamp, Frankfurt 1986, ISBN 3-518-28226-3. (Dissertation, Universität Heidelberg 1972)
* Nicolas Langlitz: ''Die Zeit der Psychoanalyse: Lacan und das Problem der Sitzungsdauer.'' Suhrkamp, Frankfurt 2005, ISBN 3-518-29357-5. (Dissertation, FU Berlin, 2004; [http://www.diss.fu-berlin.de/2004/167/index.html online]).
* Thanos Lipowatz: ''Politik der Psyche. Eine Einführung in die Psychopathologie des Politischen.'' Turia + Kant, Wien 1998, ISBN 3-85132-156-1.
* André Michels, Susanne Gottlob, Bernhard Schwaiger (Hrsg.): ''Norm, Normalität, Gesetz.'' (= ''Klinik der Psychoanalyse'', 1) Turia + Kant, Wien 2012, ISBN 978-3-85132-654-3.
* Jacques-Alain Miller u.&nbsp;a.: ''Von einem anderen Lacan.'' Turia + Kant, Wien 1993, ISBN 3-85132-063-8.
* Jacques-Alain Miller: ''Vie de Lacan. Écrite a lintention de l'opinion éclairée''. Navarin, Paris 2011.
* Catherine Millot: ''Mein Leben mit Lacan.'' Übers. Richard Steurer-Boulard. Passagen, Wien 2017 ISBN 978-3-7092-0262-3. (André-Gide-Preis 2016.)
* Nina Ort: ''Objektkonstitution als Zeichenprozeß: Jacques Lacans Psychosemiologie und Systemtheorie.'' DUV, Wiesbaden 1998, ISBN 3-8244-4276-0.
* Nina Ort: ''Das Symbolische und das Signifikante. Eine Einführung in Lacans Zeichentheorie.'' Turia + Kant, Wien/Berlin 2014, ISBN 978-3-85132-740-3.
* Gerda Pagel: ''Jacques Lacan zur Einführung.'' 6. Aufl. Junius, Hamburg 2012, ISBN 978-3-88506-364-3.
* Claus-Dieter Rath: ''Der Rede Wert. Psychoanalyse als Kulturarbeit.'' (Reihe: Klinik der Psychychoanalyse) Turia + Kant, Wien/Berlin 2013, ISBN 978-3-85132-708-3.
* François Regnault: ''Lacan'sche Ästhetik. Vier Vorlesungen.'' Turia + Kant, Wien/Berlin 2015, ISBN 978-3-85132-772-4.
* Manfred Riepe: ''Der große Andere und der kleine Unterschied. Freud, Lacan, Saussure und die Metapher des Geschlechts''. Turia + Kant, Wien/Berlin 2014, ISBN 978-3-85132-716-8.
* Élisabeth Roudinesco: ''Jacques Lacan. Bericht über ein Leben, Geschichte eines Denksystems.'' Kiepenheuer und Witsch, Köln 1996, ISBN 3-462-02574-0.
* Élisabeth Roudinesco: ''Jacques Lacan. Bericht über ein Leben, Geschichte eines Denksystems.'' Turia + Kant, Wien/Berlin 2011, ISBN 978-3-85132-522-5. (Neuaufl.)
* Élisabeth Roudinesco: ''Lacan, envers et contre tout''. Editions du Seuil, Paris 2011, ISBN 978-2-02-105523-8.
* August Ruhs: ''Lacan. Eine Einführung in die strukturale Psychoanalyse.'' Löcker, Wien 2010, ISBN 978-3-85409-554-5.
* Gregor Schwering: ''Benjamin – Lacan. Vom Diskurs des Anderen.'' Turia + Kant, Wien 1998, ISBN 978-3-85132-186-9.
* Edith Seifert: ''Was will das Weib? Zu Begehren und Lust bei Freud und Lacan.'' Quadriga, Weinheim 1987, ISBN 3-88679-952-2.
* Walter Seitter: ''Jacques Lacan und''. Merve, Berlin 1984, ISBN 3-88396-039-X.
* Bernhard H. F. Taureck: ''Psychoanalyse und Philosophie. Lacan in der Diskussion.'' Fischer, Frankfurt 1992, ISBN 3-596-10911-6.
* Georg Christoph Tholen u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Übertragung – Übersetzung – Überlieferung. Episteme und Sprache in der Psychoanalyse Lacans.'' Transcript, Bielefeld 2001, ISBN 3-933127-74-2.
* Michael Turnheim: ''Mit der Vernunft schlafen.'' Diaphanes, Zürich 2009.
* Michael Turnheim: ''Jenseits der Trauer. Au-delá du deuil.'' Diaphanes, Zürich 2013.
* Samuel Weber: ''Rückkehr zu Freud. Jacques Lacans Ent-stellung der Psychoanalyse.'' Passagen, Wien 2000, ISBN 3-85165-424-2.
* Peter Widmer: ''Subversion des Begehrens. Eine Einführung in Jacques Lacans Werk.'' Turia + Kant, Wien/ Berlin (4. Aufl.) 2017, ISBN 978-3-85132-562-1.
* Slavoj Žižek: ''Liebe Dein Symptom wie Dich selbst! Jacques Lacans Psychoanalyse und die Medien.'' Merve, Berlin 1991, ISBN 3-88396-081-0.
* Slavoj Žižek: ''Mehr-Genießen. Lacan in der Populärkultur.'' Turia + Kant, Wien 1992, ISBN 3-85132-037-9.
* Slavoj Žižek: ''Lacan in Hollywood.'' Turia + Kant, Wien 2000, ISBN 3-85132-276-2.
* Slavoj Žižek: ''Die Tücke des Subjekts.'' Suhrkamp, Frankfurt, 2004 ISBN 3-518-58304-2.
* Slavoj Žižek: ''Lacan. Eine Einführung.'' Fischer, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-596-17626-7.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Jacques Lacan}}
* {{DNB-Portal|118568507}}
* {{DDB|Person|118568507}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/lacan/||Adrian Johnston}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/llacweb/|Jacques Lacan (1901—1981)|Matthew Sharpe}}
* [http://www.bregenznet.at/Lacan-Archiv/ Lacan-Archiv Bregenz] mit ausführlichem Werkverzeichnis
* [http://www.ecole-lacanienne.net/ Ecole Lacanienne de Psychanalyse (Paris)] mit zahlreichen Texten Lacans sowie den von Lacan in Auftrag gegebenen Stenotypien seiner Seminare
* [http://gaogoa.free.fr/ Gaogoa] Zugang zu den im Internet vorhandenen Transkripten von Lacans Seminaren
* [http://www.ubu.com/sound/lacan.html ubu.com] Tonaufnahmen mit Lacan
* [http://www.nosubject.com/ No Subject – Online Encyclopedia of Lacanian Psychoanalysis] mit Artikeln und Bildern zu Lacan (englisch) sowie Seminartranskripten (französisch)
* [http://www.lacan-entziffern.de Lacan entziffern] Erläuterungen von Lacans Begriffen, Schemata und Aphorismen
* [http://lacast.de Lacast - Podcast über Lacan]
* [http://www.freud-lacan.com/ freud-lacan.com] Association lacanienne internationale (französisch)
* [http://www.lacanseminar.ch/ Lacan Seminar Zürich] Veranstaltungen
* [http://www.muenchner-semiotik.de/ Münchner Semiotik], Forschungskolloquium an der LMU mit Publikationen zu den Semiotiken von Ch.S. Peirce und Jacques Lacan
* [http://www.transforma-online.de/deutsch/transforma2004/papers/angermueller.htm Johannes Angermüller: Umrisse einer Theorie der diskursiven Konstitution von Macht. Eine Lacan’sche Perspektive (2004)]
* Anna-Maria Babin: [http://www.muenchner-semiotik.de/wordpress/wp-content/uploads/2018/07/Babin-Lacan-und-Coppolas-Apocalypse-Now.pdf ''Lacan Now!'' Ein Blick auf Jacques Lacan mittels Francis Ford Coppolas ''Apocalypse Now'']. In: [http://www.muenchner-semiotik.de/ Muenchner Semiotik – Zeitschrift des Forschungskolloquiums an der LMU (2015)]
* [http://www.clas.ufl.edu/users/nnh/lacan.htm Norman N. Holland: The Trouble(s) with Lacan]
* Patrick Thor: [http://www.muenchner-semiotik.de/wordpress/wp-content/uploads/2018/07/Thor-Wortkoerper-Lacan-Grass-Schlingensief.pdf Der fremde (Wort‑)Körper im entfremdeten Leib – Was uns Jacques Lacans Psychosemiologie über unsere Subjektwerdung, über unsere Psychosen (G.  Grass‘ ''Blechtrommel'') und über unseren Krebs (Ch.  Schlingensiefs ''Mea Culpa'') sagen kann]. In: [http://www.muenchner-semiotik.de/ Muenchner Semiotik – Zeitschrift des Forschungskolloquiums an der LMU (2015)]
* [http://www.textem.de/417.0.html Dieter Wenk: Zur Einführung von Objekt klein a] – Rezension zur französischen Ausgabe des Seminar X: Die Angst (L’angoisse, 1962–1963)
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=118568507|LCCN=n/80/22983|NDL=00446613|VIAF=36920510}}
[[Kategorie:Semantik|V]]
 
[[Kategorie:Ontologie]]
{{SORTIERUNG:Lacan, Jacques}}
[[Kategorie:Logik]]
[[Kategorie:Wikipedia:Lesenswert]]
[[Kategorie:Wahrheit]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Strukturalist]]
[[Kategorie:Poststrukturalist]]
[[Kategorie:Psychoanalytiker]]
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]
[[Kategorie:Psychiater]]
[[Kategorie:Mediziner]]
[[Kategorie:Essayist]]
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1901]]
[[Kategorie:Gestorben 1981]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 30. Mai 2019, 12:57 Uhr

Als Wahrheitsträger (eng. truthbearer) wird in der Philosophie ganz allgemein eine Entität bezeichnet, von der gesagt werden kann, dass sie wahr oder falsch ist. Wahrheitsträger sind beispielsweise Sätze, Behauptungen, Urteiler, Propositionen usw., sofern ihnen ein Wahrheitswert zugeordnet werden kann. So ist etwa der Satz „Es regnet“ ein Wahrheitsträger. Befehle wie „Gehe fort!“ oder Fragen wie „Regnet es?“ sind hingegen keine Wahrheitsträger.[1][2]

Aus Sicht der neueren Philosophie bedürfen Wahrheitsträger gemäß der Korrespondenztheorie der Wahrheit zusätzlich eines Wahrmachers (eng. truthbearer), durch die ihre Wahrheit bestätigt oder widerlegt wird[3]. Wahrmacher sind beipielsweise konkrete Dinge, Eigenschaften, Tatsachen, Sachverhalte, Ereignisse usw. So ist etwa der Satz „Es regnet“ dann und nur dann wahr, wenn es tatsächlich regnet.

Einzelnachweise

  1. Marian David: The Correspondence Theory of Truth. 2.1 Truthbearers - Artikel in der Stanford Encyclopedia of Philosophy
  2. Michael Glanzberg: Truth. 6.1 Truth-bearers - Artikel in der Stanford Encyclopedia of Philosophy
  3. Mulligan, K., Simons, P. M. and Smith B.: Truth-Makers, in: Philosophy and Phenomenological Research, 44 (1984), 287–321 pdf