Kapillare (Anatomie) und Großhirn: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Glomerulum of mouse kidney with broken capillary in Scanning Electron Microscope, magnification 10,000x.GIF|mini|[[Rasterelektronenmikroskop|REM]]-Bild eines [[Nierenkörperchen|Glomerulus]] mit gebrochener Blutkapillare]]
Das '''Telencephalon''' oder '''Endhirn''' ist ein Teil des [[Gehirn]]s und damit des [[Zentralnervensystem]]s. Er geht aus dem vorderen Bereich des [[Vorderhirn]]s hervor und entwickelt sich bei [[Säugetiere]]n (wie dem Menschen) zum größten der [[Gehirn#Gliederung|fünf Hirnabschnitte]]. Das Wort ''Telencephalon'' leitet sich ab von {{grcS|τέλος|''telos''|de=Ende}} und ἐγκέφαλος ''enkephalos'' ‚Gehirn‘.
[[Datei:A red blood cell in a capillary, pancreatic tissue - TEM.jpg|mini|[[Transmissionselektronenmikroskop|TEM]]-Bild einer Kapillare mit dem Durchmesser 7–8 µm; in der Mitte (schwarz) ein [[Erythrozyt]]]]
[[Datei:EmbryonicBrain.svg|lang=de|mini|Stadienschema der [[Embryogenese]] des Gehirns von [[Wirbeltiere]]n. Aus dem vorderen Anteil des [[Neuralrohr]]s entstehen zunächst drei [[Hirnbläschen]]:
[[Prosencephalon]], [[Mesencephalon]] und [[Rhombencephalon]] (linke Bildhälfte). Anschließend differenziert sich das Prosencephalon in '''Telencephalon''' und [[Diencephalon]]. Mit fortschreitendem Wachstum überlagert das Endhirn später Zwischenhirn und Mittelhirn.]]


'''Kapillaren''' (''Haargefäße'') sind in der [[Anatomie]] ([[Histologie]]) von Menschen und Tieren kleinste [[Gefäß (Anatomie)|Gefäße]]. Statt des dreischichtigen Wandaufbaus aus ''[[Wikipedia:Tunica intima|Tunica intima]]'', ''[[Wikipedia:Tunica media|T. media]]'' und ''[[Wikipedia:Tunica adventitia|T. adventitia]]'', wie ihn größere Gefäße aufweisen, besitzen Kapillaren lediglich eine Intima mit einer [[Basalmembran]].
Andere gebräuchliche Namen für diesen Hirnabschnitt sind auch '''Großhirn''' und '''Cerebrum''' (von [[Latein|lateinisch]] ''cerebrum'' ‚Gehirn‘, ‚Hirn‘). ''Cerebrum'' bezeichnet fachsprachlich jedoch auch das Gehirn insgesamt.<ref>Die Bezeichnung ''Großhirn'' kann für humananatomische Begriffe unterschiedlichen Umfangs stehen; siehe dazu auch [http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/grosshirn/4997 Großhirn] im ''Lexikon der Neurowissenschaften'' auf spektrum.de.</ref><ref>Die aktuelle Terminologia Anatomica (TA) gibt die Bezeichnungen ''Telencephalon'' und ''Cerebrum'' als Synonyme an; siehe [http://www.unifr.ch/ifaa/Public/EntryPage/ViewTA/TAa14.html S.&nbsp;124] (A.14.1.09.001).</ref>


Kapillaren werden unterschieden in ''Blut-'', ''Lymph-'' und ''Luftkapillaren''.
[[Datei:Basal ganglia 1.jpg|mini|Schnitt in der [[Frontalebene]] durch beide Großhirnhemisphären, ihre [[Hirnventrikel#Seitenventrikel|Ventrikel]] und den Balken (''[[Corpus callosum]]'') – von der weißen [[Substantia alba]] zu unterscheiden ist die graue [[Substantia grisea]], außen als Rinde (''[[Cortex cerebri]]'') und innen als basale Kerne (''Nuclei basales'', mit ''[[Nucleus lentiformis]]'') sichtbar.]]


== Blutkapillaren ==
== Anatomie ==
[[Blut]]<nowiki />kapillaren sind etwa 0,5&nbsp;Millimeter lang und haben ein [[Lumen (Biologie)|Lumen]] von 5 bis 10&nbsp;Mikrometern. In den meisten [[Organ (Biologie)|Organen]] und [[Gewebe (Biologie)#Tierische Gewebearten|Geweben]] des Körpers bilden sie ein feines Netzwerk – das '''Kapillarnetz''' ([[Latein|lat.]] ''{{lang|la|Rete capillare}}'') –, das von [[Arteriole]]n gespeist und über [[Venole]]n drainiert wird. Die Kapillardichte ist in den einzelnen Geweben unterschiedlich und entspricht etwa der mittleren [[Stoffwechsel#Stoffwechselrate|Stoffwechselaktivität]]. Lediglich die [[Hornhaut]], die [[Linse (Auge)|Augenlinse]], [[Hornsubstanz|Horngebilde]], [[Knorpel#Hyaliner Knorpel|hyaliner Knorpel]] und [[Epithel]]ien sind kapillarfrei. – Blutkapillaren sind nicht mit bloßem Auge sichtbar. Entdeckt wurden die bereits im 13. Jahrhundert von dem syrischen Arzt Ibn al-Quff postulierten<ref>Friedrun R. Hau: ''Ibn al-Quff (Abū l-Farağ ibn Yaʿqūb ibn al-Quff).'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1209 f.</ref> Kapillaren erstmals 1661 von dem italienischen Anatomen [[Marcello Malpighi]] in einer Froschlunge.


Über die Kapillaren findet ein ständiger [[Stoffaustausch]] statt: Qua [[Mikrozirkulation]] werden dem Gewebe [[Nährstoff#Tiere|Nährstoffe]] zugeführt sowie die [[Stoffwechselendprodukt|Abfallstoffe]] (Stoffwechselend[[Produkt (Chemie)|produkte]]) abtransportiert. Die dünnen Kapillarwände sind [[Semipermeabilität|semipermeabel]] (halbdurchlässig) und bestehen aus einer Schicht [[Endothel]]zellen, die einer [[Basalmembran#Basallamina|Basallamina]] aufsitzen, in die zumeist [[Pericyt]]en eingeschaltet sind.
=== Anordnung Grauer und Weißer Substanz in Hemisphären ===
{{Hauptartikel|Großhirnrinde|Marklager}}
Aus dem unpaaren Hirnbläschen des Telencephalon entwickelt sich ein Paar ungefähr halbkugelförmiger Gebilde, die Hemisphärenbläschen, die je zur ''Großhirnhemisphäre'' (''Hemisphaerium cerebri'') einer Seite werden. Neben der unpaaren medianen Gewebebrücke (''[[Lamina terminalis]]'') entstehen beide Hemisphären miteinander verbindende Querbahnen, die [[Kommissur]]systeme des Endhirns wie der breite Balken (''[[Corpus callosum]]''). Linke und rechte Hemisphäre werden durch eine tiefe Längsfurche (''[[Fissura longitudinalis cerebri]]'') geschieden und umschließen je einen [[Hirnventrikel#Seitenventrikel|Seitenventrikel]] als inneren [[Liquor cerebrospinalis#Innerer Liquorraum|Liquorraum]]. Jede der Hemisphären enthält innen gelegene [[Nucleus (ZNS)|Kerngebiete]] als [[Basalganglien]] (''Nuclei basales''), die aus dem ventralen (bauchseitigen) Telencephalon entstehen. Diese werden umhüllt vom außen liegenden Hirnmantel (''Pallium''), der aus dem dorsalen (rückenseitigen) Telencephalon hervorgeht.


Unterschieden werden drei Bautypen von Kapillaren:
Die Oberfläche des Palliums besteht als [[Hirnrinde|Rinde]] des Endhirns oder ''[[Großhirnrinde]]'' (''Cortex cerebri'') – ähnlich wie die [[Kleinhirn#Aufbau|Kleinhirnrinde]] (''Cortex cerebelli'') – aus [[Graue Substanz|Grauer Substanz]] mit [[Perikaryon|Nervenzellkörpern]] in mehreren Schichten. Darunter liegt als sogenanntes ''[[Marklager]]'' aus [[Weiße Substanz|Weißer Substanz]] ein dichtes Geflecht von [[Nervenfaser]]n, deren [[Axon|Nervenzellfortsätze]] vielfältige Verbindungen schaffen. Als [[Assoziationskortex|Assoziationsfasern]] verbinden sie unterschiedliche Areale des Cortex cerebri der Hemisphäre gleicher Seite untereinander, als Kommissurfasern mit solchen der Gegenseite und als Fasern von [[Projektionsbahn]]en stellen sie auf- oder absteigend Verbindungen von und zu verschiedenen anderen Regionen des Gehirns bzw. des zentralen Nervensystems dar.
[[Datei:CorpusCallosum.svg|mini|Schemazeichnung der rechten Großhirnhälfte von [[Anatomische_Lage-_und_Richtungsbezeichnungen#Weitere_allgemeine_Lage-_und_Richtungsbezeichnungen|medial]]]]
[[Datei:Human brain right dissected lateral view description.JPG|mini|Schnitt in der [[Sagittalebene]] durch die linke Großhirnhemisphäre]]


* ''Kontinuierliche Kapillaren'' besitzen eine geschlossene Endothelschicht und erlauben daher nur den Durchtritt ([[Permeation]]) sehr kleiner [[Molekül]]e.
==== Verbindungen beider Großhirnhälften (Commissurae) ====
Die beiden Hemisphären sind durch Fasersysteme gegenseitig miteinander verbunden, die als Kommissuren (''Commissurae'') die [[Medianebene]] queren; von diesen drei ist der Balken am faserreichsten:
* [[Corpus callosum]] (auch Balken genannt)
* [[Commissura anterior]] bzw. rostralis
* [[Fornix (Gehirn)|Commissura fornicis]]


* ''Fenestrierte Kapillaren'' („gefensterte Kapillaren“) haben zwischen den Endothelzellen 60 bis 80&nbsp;Nanometer kleine [[Pore]]n („Fenster“), durch die kleinere [[Protein]]e hindurchtreten können. Solche fenestrierten Kapillaren finden sich in [[Endokrine Drüse|endokrinen Drüsen]], im [[Darm]], in der [[Bauchspeicheldrüse]] sowie in der [[Niere]]. Die größten Poren befinden sich in den [[Nierenkörperchen]].
==== Basale Kerne (Nuclei basales) ====
Die aus dem ventralen Telencephalon hervorgehenden subkortikalen [[Nucleus (ZNS)|Kerne]] werden auch als basale Kerne oder ''Nuclei basales'' bezeichnet bzw. als [[Basalganglien]]. Sie liegen an der Basis des Endhirns seitlich und bauchseitig eines Seitenventrikels und schließen an Bereiche des [[Thalamus]] des [[Zwischenhirn]]s. Infolge der hindurchziehenden Fasern von und zur Großhirnrinde hat ein Teil der Kerne ein gestreiftes Aussehen, weshalb diese auch als [[Striatum|Corpus striatum]] (Streifenkörper) bezeichnet werden.


* ''[[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoide]]'' sind erweiterte Kapillaren, die ebenfalls fenestriert sind und eine fenestrierte Basallamina aufweisen. Die Poren der Sinusoide sind etwa 30 bis 40&nbsp;Mikrometer groß und erlauben die Permeation von größeren Proteinen sowie von [[Blutkörperchen]]. Sie finden sich in der [[Leber]] (→&nbsp;''[[Lebersinusoid]]e''), in der [[Milz]], im [[Knochenmark]], in den [[Lymphknoten]] sowie im [[Nebenniere#Nebennierenmark|Nebennierenmark]].
==== Hirnlappen (Lobi) ====


== Lymphkapillaren ==
Die [[Großhirnrinde]] einer Hemisphäre lässt sich jederseits in fünf oder sechs Hirnlappen (''Lobi cerebri'') einteilen. Vier davon liegen an der Oberfläche (siehe Abbildung rechts), der [[Inselrinde|Insellappen]] wird vom [[Operculum (Gehirn)|Operculum]] verdeckt und auch der [[Limbisches System#Anatomie|Limbische]] Cortex, von einigen Fachleuten als sechster Hirnlappen (''Lobus limbicus'')<ref>siehe dazu auch die Anmerkung in der aktuellen Terminologia Anatomica [http://www.unifr.ch/ifaa/Public/EntryPage/ViewTA/TAa14.html S.&nbsp;126] (A.14.1.09.230).</ref> aufgefasst, liegt in der Tiefe.
[[Lymphgefäß#Lymphkapillaren|Lymphkapillaren]] stellen den Anfangsabschnitt des [[Lymphatisches System#Lymphgefäßsystem|Lymphgefäßsystems]] des Menschen sowie von vielen [[Wirbeltiere]]n dar. Sie enden blind und sind mit [[Mikrofilamente|Ankerfilamenten]] zwischen den [[Zelle (Biologie)#Die eukaryotische Zelle|Zellen]] des [[Gewebe (Biologie)#Tierische Gewebearten|Gewebes]] eingebettet. Lymphkapillaren bestehen aus einer einfachen Lage flacher Zellen, die miteinander verbunden sind – dem [[Endothel]] –, aber Lücken aufweisen, durch die [[Gewebsflüssigkeit]] einfließen kann. Die Endothelzellen überlappen einander mit [[Eichenlaub|eichenblatt]]<nowiki />artigen Ausstülpungen, die wiederum durch eine [[Kitt]]<nowiki />substanz aneinandergeheftet sind. Dazwischen ergeben sich jene Lücken, die so groß sind, dass durch sie unter anderem sogar Zellen (z.&#8239;B. [[Bakterien]], [[Leukozyt]]en), [[Fremdkörper]] oder [[Protein|Eiweiße]] (z.&#8239;B. [[Albumin]], [[Antikörper]], [[Fibrin]]) in die Lymphkapillaren eindringen können. Deswegen ist deren [[Lumen (Biologie)|Lumen]] mit 30 bis 50&nbsp;Mikrometern auch deutlich größer als das der Blutkapillaren ([[#Blutkapillaren|s.&#8239;o.]]), wodurch das [[Lymphatisches System|Lymphsystem]] in der Lage ist, beispielsweise bei Verletzungen [[Exsudat (Medizin)#Bestandteile|Exsudat]] abzutransportieren.
[[Datei:Gehirn, lateral - Lobi deu.svg|mini|300px|Einteilung der Großhirnrinde in Hirnlappen:<br />
Stirn-/Frontallappen (''[[Lobus frontalis]]'', gelb)<br />
Scheitel-/Parietallappen (''[[Lobus parietalis]]'', rot)<br />
Hinterhaupts-/Okzipitallappen (''[[Lobus occipitalis]]'', blau)<br />
Schläfen-/Temporallappen (''[[Lobus temporalis]]'', grün)<br />
Insellappen (''Insula'' oder ''[[Lobus insularis]]'') – verdeckt]]


Die mit übergetretener Gewebsflüssigkeit – der [[Lymphe]] – gefüllten Lymphkapillaren münden in größere [[Lymphgefäß]]e, die die Lymphe schließlich den [[Lymphknoten]] zuführen.
Bei genauerer Betrachtung zeigen die einzelnen Furchen (''Sulci''; Singular: ''Sulcus'') und Windungen (''Gyri''; Singular: ''Gyrus'') der verschiedenen Hirnlappen keine exakte Symmetrie im Vergleich von linker und rechter Seite der Großhirnhemisphären eines Individuums. Einige dieser neuroanatomischen Ungleichheiten der im Prinzip [[Bilateria|bilateral]] symmetrisch aufgebauten Hälften hängen auch damit zusammen, dass einige der cerebralen Funktionen bevorzugt in einer der beiden Großhirnhälften ausgeführt werden. Diese prozedural unterschiedliche Aufteilung wird auch als [[Lateralisation des Gehirns|Lateralisation]] bezeichnet.


== Luftkapillaren ==
Der oberflächliche Teil der Hemisphären beziehungsweise ihr ''Pallium'' (Hirnmantel) ist – bis auf wenige [[Neuroepithel|epithelial]] bleibende Wandbezirke – ausgebildet als nur wenige Millimeter dicke [[Hirnrinde]], der ''Cortex cerebri''. Das Gewebe dieses Cortex des Großhirns – oft wird der Ausdruck ''Pallium'' [[synonym]] verwendet – zeigt allerdings [[Histologie|histologisch]] nicht überall den gleichen Aufbau. Weite Bereiche der Rinde sind recht ähnlich aus sechs unterschiedlich starken Schichten (''Laminae'') aufgebaut. Von diesem sogenannten [[Isocortex]] verschieden ist der aus zwei oder drei Schichten anders aufgebaute [[Allocortex]]. Auch unter entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten ist der Cortex cerebri nicht einheitlich, und kann so in die Anteile von Paläo-, Archi- und Neocortex (bzw. -pallium) unterschieden werden.
[[Luft]]<nowiki />kapillaren (''Pneumocapillares'') sind das Luftaustausch[[Gewebe (Biologie)#Tierische Gewebearten|gewebe]] der [[Lunge#Vogellunge|Vogellunge]]. Zum einen bilden hier die Luftkapillaren selbst ein Netz aus [[Hohlorgan|Röhren]], die meist untereinander [[Wikipedia:Kommunikation (Biologie)|kommunizieren]]; zum anderen ist dieses Röhrennetz weiters von dichten [[#Blutkapillaren|Blutkapillar]]<nowiki />netzen umgeben. Im Gegensatz zu den [[Lungenbläschen]] der [[Säugetiere]] handelt es sich bei den ''Pneumocapillares'' der [[Vögel]] nicht um ein blind endendes [[Wikipedia:Physikalisches System#Offene, geschlossene und abgeschlossene Systeme|System]], sondern um ein offenes (Röhren-)System.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kapillare (Anatomie)}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Telencephyslon}}
* {{WikipediaDE|Telencephyslon}}


== Literatur ==
== Weblinks ==
* {{Literatur
{{Wiktionary}}
  |Hrsg=Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille
  |Titel=Anatomie für die Tiermedizin
  |TitelErg=Unter Mitarb. von Winnie Achilles
  |Auflage=3.&nbsp;akt. und erw.
  |Verlag=[[Wikipedia:MVS Medizinverlage Stuttgart#Verlage|Enke]]
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=2015
  |ISBN=978-3-8304-1288-5
  |Kapitel=Kapitel: ''6&nbsp;Herz-, Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia.'' (U.&nbsp;Gille, F.-V.&nbsp;Salomon)
  |Seiten=417–476}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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{{Normdaten|TYP=s|GND=4121188-1}}


[[Kategorie:Herz-Kreislauf-System]]
[[Kategorie:Neurobiologie]]
[[Kategorie:Körperkreislauf|301]]
[[Kategorie:Gehirn|101]]
[[Kategorie:Lungenkreislauf|303]]
[[Kategorie:Großhirn|!]]
[[Kategorie:Blutgefäße]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 29. September 2018, 11:46 Uhr

Das Telencephalon oder Endhirn ist ein Teil des Gehirns und damit des Zentralnervensystems. Er geht aus dem vorderen Bereich des Vorderhirns hervor und entwickelt sich bei Säugetieren (wie dem Menschen) zum größten der fünf Hirnabschnitte. Das Wort Telencephalon leitet sich ab von altgriech. τέλος telos, deutsch ‚Ende‘ und ἐγκέφαλος enkephalos ‚Gehirn‘.

Stadienschema der Embryogenese des Gehirns von Wirbeltieren. Aus dem vorderen Anteil des Neuralrohrs entstehen zunächst drei Hirnbläschen: Prosencephalon, Mesencephalon und Rhombencephalon (linke Bildhälfte). Anschließend differenziert sich das Prosencephalon in Telencephalon und Diencephalon. Mit fortschreitendem Wachstum überlagert das Endhirn später Zwischenhirn und Mittelhirn.

Andere gebräuchliche Namen für diesen Hirnabschnitt sind auch Großhirn und Cerebrum (von lateinisch cerebrum ‚Gehirn‘, ‚Hirn‘). Cerebrum bezeichnet fachsprachlich jedoch auch das Gehirn insgesamt.[1][2]

Schnitt in der Frontalebene durch beide Großhirnhemisphären, ihre Ventrikel und den Balken (Corpus callosum) – von der weißen Substantia alba zu unterscheiden ist die graue Substantia grisea, außen als Rinde (Cortex cerebri) und innen als basale Kerne (Nuclei basales, mit Nucleus lentiformis) sichtbar.

Anatomie

Anordnung Grauer und Weißer Substanz in Hemisphären

Hauptartikel: Großhirnrinde und Marklager

Aus dem unpaaren Hirnbläschen des Telencephalon entwickelt sich ein Paar ungefähr halbkugelförmiger Gebilde, die Hemisphärenbläschen, die je zur Großhirnhemisphäre (Hemisphaerium cerebri) einer Seite werden. Neben der unpaaren medianen Gewebebrücke (Lamina terminalis) entstehen beide Hemisphären miteinander verbindende Querbahnen, die Kommissursysteme des Endhirns wie der breite Balken (Corpus callosum). Linke und rechte Hemisphäre werden durch eine tiefe Längsfurche (Fissura longitudinalis cerebri) geschieden und umschließen je einen Seitenventrikel als inneren Liquorraum. Jede der Hemisphären enthält innen gelegene Kerngebiete als Basalganglien (Nuclei basales), die aus dem ventralen (bauchseitigen) Telencephalon entstehen. Diese werden umhüllt vom außen liegenden Hirnmantel (Pallium), der aus dem dorsalen (rückenseitigen) Telencephalon hervorgeht.

Die Oberfläche des Palliums besteht als Rinde des Endhirns oder Großhirnrinde (Cortex cerebri) – ähnlich wie die Kleinhirnrinde (Cortex cerebelli) – aus Grauer Substanz mit Nervenzellkörpern in mehreren Schichten. Darunter liegt als sogenanntes Marklager aus Weißer Substanz ein dichtes Geflecht von Nervenfasern, deren Nervenzellfortsätze vielfältige Verbindungen schaffen. Als Assoziationsfasern verbinden sie unterschiedliche Areale des Cortex cerebri der Hemisphäre gleicher Seite untereinander, als Kommissurfasern mit solchen der Gegenseite und als Fasern von Projektionsbahnen stellen sie auf- oder absteigend Verbindungen von und zu verschiedenen anderen Regionen des Gehirns bzw. des zentralen Nervensystems dar.

Schemazeichnung der rechten Großhirnhälfte von medial
Schnitt in der Sagittalebene durch die linke Großhirnhemisphäre

Verbindungen beider Großhirnhälften (Commissurae)

Die beiden Hemisphären sind durch Fasersysteme gegenseitig miteinander verbunden, die als Kommissuren (Commissurae) die Medianebene queren; von diesen drei ist der Balken am faserreichsten:

Basale Kerne (Nuclei basales)

Die aus dem ventralen Telencephalon hervorgehenden subkortikalen Kerne werden auch als basale Kerne oder Nuclei basales bezeichnet bzw. als Basalganglien. Sie liegen an der Basis des Endhirns seitlich und bauchseitig eines Seitenventrikels und schließen an Bereiche des Thalamus des Zwischenhirns. Infolge der hindurchziehenden Fasern von und zur Großhirnrinde hat ein Teil der Kerne ein gestreiftes Aussehen, weshalb diese auch als Corpus striatum (Streifenkörper) bezeichnet werden.

Hirnlappen (Lobi)

Die Großhirnrinde einer Hemisphäre lässt sich jederseits in fünf oder sechs Hirnlappen (Lobi cerebri) einteilen. Vier davon liegen an der Oberfläche (siehe Abbildung rechts), der Insellappen wird vom Operculum verdeckt und auch der Limbische Cortex, von einigen Fachleuten als sechster Hirnlappen (Lobus limbicus)[3] aufgefasst, liegt in der Tiefe.

Einteilung der Großhirnrinde in Hirnlappen:
Stirn-/Frontallappen (Lobus frontalis, gelb)
Scheitel-/Parietallappen (Lobus parietalis, rot)
Hinterhaupts-/Okzipitallappen (Lobus occipitalis, blau)
Schläfen-/Temporallappen (Lobus temporalis, grün)
Insellappen (Insula oder Lobus insularis) – verdeckt

Bei genauerer Betrachtung zeigen die einzelnen Furchen (Sulci; Singular: Sulcus) und Windungen (Gyri; Singular: Gyrus) der verschiedenen Hirnlappen keine exakte Symmetrie im Vergleich von linker und rechter Seite der Großhirnhemisphären eines Individuums. Einige dieser neuroanatomischen Ungleichheiten der im Prinzip bilateral symmetrisch aufgebauten Hälften hängen auch damit zusammen, dass einige der cerebralen Funktionen bevorzugt in einer der beiden Großhirnhälften ausgeführt werden. Diese prozedural unterschiedliche Aufteilung wird auch als Lateralisation bezeichnet.

Der oberflächliche Teil der Hemisphären beziehungsweise ihr Pallium (Hirnmantel) ist – bis auf wenige epithelial bleibende Wandbezirke – ausgebildet als nur wenige Millimeter dicke Hirnrinde, der Cortex cerebri. Das Gewebe dieses Cortex des Großhirns – oft wird der Ausdruck Pallium synonym verwendet – zeigt allerdings histologisch nicht überall den gleichen Aufbau. Weite Bereiche der Rinde sind recht ähnlich aus sechs unterschiedlich starken Schichten (Laminae) aufgebaut. Von diesem sogenannten Isocortex verschieden ist der aus zwei oder drei Schichten anders aufgebaute Allocortex. Auch unter entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten ist der Cortex cerebri nicht einheitlich, und kann so in die Anteile von Paläo-, Archi- und Neocortex (bzw. -pallium) unterschieden werden.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Großhirn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Die Bezeichnung Großhirn kann für humananatomische Begriffe unterschiedlichen Umfangs stehen; siehe dazu auch Großhirn im Lexikon der Neurowissenschaften auf spektrum.de.
  2. Die aktuelle Terminologia Anatomica (TA) gibt die Bezeichnungen Telencephalon und Cerebrum als Synonyme an; siehe S. 124 (A.14.1.09.001).
  3. siehe dazu auch die Anmerkung in der aktuellen Terminologia Anatomica S. 126 (A.14.1.09.230).


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