Sophismus und Kategorie:Soziologische Systemtheorie: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Sophismus''' (''Pl. '' Sophismen) oder '''Sophisma''' (''Pl. '' Sophismata), von {{grcS|''sophízesthai''|de=ausklügeln, aussinnen}} und {{lang|grc|''sophós''|de=geschickt, klug}} ist ein [[Argument]], das scheinbar einen [[Logik|logisch]] gültigen Beweis führt, tatsächlich aber einen formellen oder informellen [[Fehlschluss]] darstellt. Ein unabsichtlicher Trugschluss wurde auch als ''[[Fehlschluss|Paralogismus]]'' bezeichnet.
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[[Kategorie:Systemtheorie]]
== Geschichte (Abriss) ==
[[Kategorie:Soziologische Systemtheorie|!]]
{{Hauptartikel|Geschichte der Logik}}
[[Kategorie:Soziologische Theorie|R]]
Die Verwendung und Aufdeckung von Sophismen hatte im 5.  Jahrhundert v. Chr. eine besondere Bedeutung in den griechischen Stadtstaaten, in denen öffentliche Angelegenheiten durch Verhandlungen und argumentativ begründete Entscheidungen von Gremien geregelt wurden. Sie gelten als bevorzugtes Stilmittel der [[Sophisten]], einer Gruppe altgriechischer [[Rhetorik]]er und [[Philosoph]]en. Die Sophisten beanspruchten, jede Position argumentativ und dem Anschein nach logisch zwingend begründen zu können. Einige Sophisten vertraten auch philosophisch eine [[Subjektivität]] der menschlichen [[Erkenntnis]] (etwa [[Protagoras]]) und demonstrierten sie, indem sie mit Sophismen einen Satz und seine Negation bewiesen. Zum Teil folgten die Debatten formellen Mustern der Begründung ([[Dialektik]]), der Widerlegung ([[Mäeutik|Elenktik]]) und des Streitgesprächs ([[Eristik]]). Diese Verfahren wurden in der Folge neu definiert, z. B. in den [[Platonischer Dialog|Dialogen]] [[Platon]]s, um den Anspruch der Sophisten zu widerlegen.
 
Ein bekanntes Beispiel ist etwa der [[Sophismus des Euathlos]], die ältesten bekannten Beispiele sind die Sophismen des [[Eubulides]]: der [[Hörnerfrage|Gehörnte]], der [[Sophismus vom Verhüllten|Verhüllte]] und die [[Paradoxie des Haufens]]. Erste Überlieferungen einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung finden sich im [[Organon (Aristoteles)|Organon]] des Aristoteles, insbesondere in der ''[[Topik (Aristoteles)|Topik]]'', und den ''[[Sophistische Widerlegungen|Sophistischen Widerlegungen]]''.
 
In der abendländischen Tradition wurden im Anschluss an Aristoteles vor allem Sophismen untersucht, die mit der [[Syllogismus|Syllogistik]] formal fassbar sind, und solche, die auf [[Homonymie]]n bzw. [[Supposition]]en beruhen. Erst mit der ''[[Logik von Port-Royal]]'' geraten auch informelle Sophismen wieder in den Blick. Modernere Klassiker sind die Arbeiten von [[Arthur Schopenhauer]] (die ''[[Eristische Dialektik]]'') und zuletzt das Standardwerk ''Fallacies'' von [[Charles Leonard Hamblin]]. Im 20. Jahrhundert sind Sophismen und Trugschlüsse auch Gegenstand der [[Denkpsychologie]] geworden, wobei oft thematisiert wird, wieso das Denken im Alltag oft von den Normen der [[Logik]] abweicht.
 
== Denkpsychologische Rekonstruktion (Beispiel) ==
Es gibt verschiedene Gründe, warum im Alltag häufige Fehler im logischen Denken auftreten.
 
Schlussfolgerndes Denken erfordert, mehrere [[Information]]seinheiten gleichzeitig im [[Arbeitsgedächtnis]] verfügbar zu halten. Nach der Theorie der [[Mentales Modell|mentalen Modelle]] wird das normale Denken dadurch überfordert, weil es stärker an Relevanz- und Sparsamkeitsprinzipien orientiert ist als an systematischer Vollständigkeit, um möglichst rasch zu Ergebnissen zu gelangen. Bekannt ist folgendes Beispiel von [[Philip Johnson-Laird]]:
 
: Entweder Ann sitzt auf dem Sofa und sieht fern, oder aber Eve steht am Fenster und beobachtet die Vögel.
: Ann sitzt auf dem Sofa.
: Sieht Ann fern?<ref>{{Webarchiv | url=http://psych.princeton.edu/psychology/research/johnson_laird/case.php | wayback=20150924110959 | text=Homepage von Philip Johnson-Laird, Psychologie-Professor in Princeton}}.</ref>
 
In Tests antworten die meisten Menschen mit ‚Ja‘, obwohl dies nicht logisch folgt. Dieses Antwortverhalten wird als Beleg dafür angesehen, dass gewöhnliches Schlussfolgern mit mentalen Modellen und begrenztem Arbeitsspeicher erfolgt. Dies kann als Beleg dafür verstanden werden, dass die Gesetze der formalen [[Logik]] nicht die Tiefenstruktur des tatsächlichen Denkens widerspiegeln, sondern nur als normative Vorgabe zu verstehen sind. Im Beispiel erscheint die Antwort ‚Ja‘ als folgerichtig, weil der zweite Teil des [[Kontravalenz|Entweder… oder…]]-Satzes und die Verknüpfung der Teilsätze ausgeblendet werden, da es in ihnen nicht um ‚Ann‘ geht. Es könnte aber zum Beispiel sein, dass Eve am Fenster steht und die Vögel beobachtet, während Ann auf dem Sofa sitzt und liest.
 
Die Struktur ist: Entweder (A+B) oder (C+D) sind richtig; die Kombinationen schließen einander aus. Das heißt nicht, dass A immer mit B zusammen stehen muss oder C immer mit D.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Scheinargument}}
* {{WikipediaDE|Sophismus (Rhetorik)]]
 
== Literatur ==
* Martin Cohen: ''99 philosophische Rätsel. '' Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36653-3.
* Charles Leonard Hamblin: ''Fallacies'', London: Methuen 1970, ISBN 0416145701 (gebundene Ausgabe), ISBN 0-416-70070-5 (Taschenbuchausgabe) – ein Standardwerk zum Thema der Fehlschlüsse, in englischer Sprache.
* Christian Gizewski: ''Die Lehre des Aristoteles von der ‚Widerlegung der Sophismen‘ und die Struktur der Öffentlichkeit in der Polis'', in: KLIO 81 (1999) 1, S. 112–130.
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Sophisma}}
{{Wiktionary|Sophismus}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/sophismata/}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Argument]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 29. Mai 2019, 15:16 Uhr