Mithras-Einweihung und Tattva: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Mithras-Kultrelief.jpg|thumb|left|Kultrelief des Mithras, Rom, 2. Jahrhundert.]]
Die '''Tattvas''' ([[Sanskrit|skrt.]] तत्त्व = ''Dasheit'', ''Prinzip'', ''Wirklichkeit'') sind nach [[indisch]]er Lehre die grundlegenden '''Daseinsfaktoren''', aus denen alles [[Sein]] aufgebaut ist. Die Anzahl der Daseinsfaktoren variiert in den verschiedenen philosophischen Systemen. Die Philosophie des  [[Samkhya]] geht von 25 Daseinsfakoren aus, der [[Wikipedia:Shivaismus|Shivaismus]] zählt 36 Faktoren auf. Die “Indischen Materialisten“ lassen nur 4 Tattvas gelten.
Die '''Mithras-Einweihung''', die den Kern des '''Mithraskultes''' ([[Wikipedia:Mithraismus|Mithraismus]]) bildet, der in der [[Griechisch-lateinische Kultur|Römerzeit]] über fast ganz [[Wikipedia:Europa|Europa]] verbreitet war, hat ihre ersten Wurzel in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Zeit]]. Der Name Mithras geht auf den persischen Gott '''Mithra''' zurück, der weitgehend identisch mit dem [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Gott]] [[Wikipedia:Mitra (vedischer Gott)|Mitra]] ist.


== Die Mithras-Legende ==
===Tattva in der Lehre des Samkhya===
[[Bild:Mithrasrelief.jpg|thumb|Mithraskultrelief aus dem 2./3. Jahrhundert, gefunden im Rheinland]]
In der Lehre des [[Sankhya]] wird von zwei Grundprinzipen ausgegangen, welche die Welt gestalten. Dies sind die rein geistigen, bewussten, unwandelbaren Seelen ([[Purusha]]) und die unbewusse, aktive Urnatur ([[Prakriti]]).
Die Mythologie schildert, dass Mithras, der von einer Jungfrau in einer Felsenhöhle geboren wurde, vom Vatergott ausgesandt worden war, um die Welt zu erretten. Oft wird er als Jüngling dargestellt, der die charakteristische [[Wikipedia:phrygische Mütze|phrygische Mütze]] trägt. Die Innenseite seines Mantels ist mit Sternen ausgeschmückt. Mithras verfolgt den Stier, den die [[luziferisch]]e [[Schlange]] umwindet. Ein [[Skorpion]] sticht in die Hinterbeine Stiers und ein [[Wolf]] springt an ihm hoch und beißt ihn. Schließlich überwältigt Mithras den Stier und trägt ihn in seine Höhle, wo er ihn durch einen Dolchstoß in die Schulter tötet.  
Aus der Prakriti sollen in einem Prozess der “Entfaltung“ alle weiteren Daseinsfaktoren entstehen. Zusammen mit dem Purusha und der Prakriti  ergeben sich so eine Aufzählung von 25  '''tattvas''' (Daseinsfakoren) aus denen  der Gestaltungsprozess der Welt erklärt wird. Diese 25 tattvas sind:


== Die Mithras-Tempel==
Die Mithras-Tempel, die [[Wikipedia:Mithräum|Mithräen]], waren meist unterirdisch angelegt, in den römischen Städten oft in den Kellerräumen von Privathäusern, oder als künstliche Höhlen in den Fels gehauen und wurden von den Römern als ''spelunca'' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] Höhle) bezeichnet. Die meist rechteckigen und mit einem [[Wikipedia:Tonnengewölbe|Tonnengewölbe]] versehenen Tempelanlagen solltn an die jungfräuliche Geburt des Mithras in der Felsenhöhle erinnern. Das Deckengewölbe war oft mit Bildern des Sternenhimmels bemalt und hatte gelegentlich auch kleine Öffnungen, durch die Licht hereinfiel. Da die einzelnen Mithrasgemeinden selten mehr als zwei Dutzend Mitglieder hatten, war der Kultraum verhältnismäßig klein.


Ähnlich wie die späteren christlichen [[Kirche]]n war der Innenraum dreiteilig gegliedert. Der Mittelgang, die ''cella'', wurde zu beiden Seiten von steinernen Podien flankiert, von wo aus die Kultgemeinde die Zeremonien verfolgte und wo auch das rituelle [[Abendmahl]] eingenommen wurde. Der Tempeleingang lag im Westen und im Osten befand sich die [[Wikipedia:Apsis|Apsis]] mit dem [[Altar]], zu dem oft sieben Stufen führten, die den 7 Stufen der Mithras-Einweihung entsprachen. Oberhalb des Altars befand sich ein großes Steinrelief oder Wandgemälde, das die Szene der Stiertötung zeigte.
{| class="prettytable" width="800px"
|'''Sanskrit''' ||'''Transliteration [[Wikipedia:IAST|IAST]]''' ||'''Bedeutung'''|| '''Daseinsgruppe''' ||'''Daseinsfaktor'''||
|-
| पुरुष||[[Purusha|puruṣa]] ||Seele, Bewusstsein || || eins ||
|-
| प्रकृति||[[Prakriti|prakṛti]] ||aktive Urnatur || || zwei||
|-
|बुद्धि|| [[buddhi]] || Intelligenz ||  || drei ||
|-
| अहंकार||ahaṃkāra || Ich-Bewusstsein ||  || vier ||
|-
| मनस् ||manas||  sinnengebundenes Denken||  || fünf ||
|-
|  शृनोति ||śṛnoti|| hören|| Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sechs||
|-
|त्वच् || tvac || berühren || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sieben ||
|-
|चक्षण ||cakṣaṇa || sehen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || acht ||
|-
| रस ||rasa|| schmecken || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || neun ||
|-
| घ्राण||ghrāṇa|| riechen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || zehn ||
|-
|वाच् ||vāc|| sprechen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || elf ||
|-
|पाणि ||pāṇi || greifen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || zwölf ||
|-
|पाद ||pāda || Gehbewegung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || dreizehn ||
|-
|पायु ||pāyu || Ausscheidung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || vierzehn ||
|-
|उपस्थ ||upastha ||  Zeugung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || fünfzehn ||
|-
| शब्द ||śabda ||Klang ||subtiles Element (tanmātra) || sechzehn ||
|-
| स्पर्श ||sparśa ||Berührung ||subtiles Element (tanmātra) || siebzehn ||
|-
| रूप || rūpa|| Form ||subtiles Element (tanmātra) || achtzehn ||
|-
| रस ||rasa || Geschmack|| subtiles Element (tanmātra)|| neunzehn ||
|-
|गन्ध || gandha||Geruch ||subtiles Element (tanmātra) || zwanzig ||
|-
| आकाश ||ākāśa ||Raum, Äther ||grobstoffliches Element (mahābhūta)  ||einundzwanzig ||
|-
|वयु ||vayu ||Luft ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| zweiundzwanzig ||
|-
|तेजस् ||tejas ||Feuer||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| dreiundzwanzig ||
|-
| अप् ||ap ||Wasser ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| vierundzwanzig ||
|-
|पृथिवी ||pṛthivī  ||Erde ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| fünfundzwanzig ||
|-
|}


== Die 7 Stufen der Mithras-Einweihung ==
===Tattva in der Lehre des Shivaismus===
Während sich die [[Eingeweihte]]n der [[Urindische Kultur|urindischen Zeit]] noch [[Hellsehen|hellseherisch]] des Ätherleibes bedienen konnten, war es in der urpersischen Zeit nur mehr möglich, den [[Astralleib]] dazu heranzuziehen. Dabei strahlte die damals noch gar nicht eigenständig ausgebildete [[Empfindungsseele]] die Wirkungen der [[luziferisch]]en [[Versuchung]] in den Astralleib zurück, die in ihrer Spiegelung von innen her aber als [[ahrimanisch]]e Wirkungen erlebt wurden. Es wurde darum in diesen [[Mysterien]], in denen man den Weg nach innen suchte, und die später die Mithras-Mysterien genannt wurden, besonderer Wert darauf gelegt, die Empfindungsseele auszubilden und zu reinigen {{Lit|GA 113, S 162ff}}. Auf diesem Wege wurde die geistige Grundlage für die dritte nachatlantische Kulturperiode, für die [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäische Kultur]], gelegt, die die eigentliche [[Empfindungsseelenkultur]] war.


War die Empfindungsseele entsprechend ausgebildet und gereinigt, dann lernte der Mithras-Schüler allmählich durch seine [[Herz]]organisation sehr fein den Einfluss des Jahreslaufes auf sein [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] mitzuempfinden, das symbolisch durch den [[Stier]] dargestellt wurde:
Der Shivaismus bedient sich der 25 Prinzipien des Sankhya und versieht sie mit einem Überbau von 11 weiteren, deren Urgrund [[Shiva]] ist.


<div style="margin-left:20px">
===Tattva in der Lehre der Materialisten===
„Und die Gewalten, die durch den Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen wirken und nur gezähmt werden durch den oberen Menschen, diese Gewalten werden durch alles dasjenige angegeben, was da als Skorpion, als die Schlange figuriert um den Stier herum. Und der eigentliche Mensch in seiner Krüppelhaftigkeit sitzt oben mit der primitiven Macht, indem er mit dem Michael-Schwerte in den Hals des Stieres hineinstößt. Aber was da zu besiegen ist, das wusste
eben nur der, der in dieser Beziehung geschult war." {{Lit|GA 223, S 135ff}}
</div>


Indem der Geistesschüler so durch sein Herz auf sich selber zurückblickte, konnte er den Gang der [[Sonne]] durch den Tierkreis studieren und daraus Anweisungen dafür geben, was zu welcher Jahreszeit zu tun war.
Die Lehre der Indischen Materialisten, die auch als  Carvakas bezeichnet werden, nehmen eine Vielheit von ewig existierenden Elementen (bhuta) an, die durch Vermischung alles hervorbringen. Als Grundlage gelten die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft.


In der Mithras-Einweihung wurden sieben Stufen der Einweihung unterschieden:
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Indische Philosophie]]


#Als [[Rabe]] wurde der [[Eingeweihte]] des ersten Grades bezeichnet. Er ist ein Bote zwischen der [[Physische Welt|physischen]] und der [[Astralwelt|astralischen Welt]]. Das Sinnbild des Raben ist immer wieder in diesem Sinn gebraucht worden. Im [[Altes Testament|Alten Testament]] wird der [[Prophet]] [[Elias]] von den Raben versorgt. Raben sind die Boten [[Wotan]]s, die täglich über das Erdenrund fliegen und ihm berichten, was sie wahrgenommen haben. Auch der [[Kyffhäuser]]berg, in dem [[Barbarossa]] schläft, wird von Raben umkreist, die ihm Nachricht geben sollen, wenn die Stunde des Erwachens für ihn gekommen ist. Auch [[Mephistopheles]] in [[Goethe]]s [[Faust-Dichtung]] sendet zwei Raben als Boten aus.
{{Wikipedia}}
#Als [[Okkulter]] wird der zweite Grad bezeichnet. Er darf schon im inneren Heiligtum leben.
#Der [[Streiter]], der Eingeweihte des dritten Grades, darf die okkulte Weisheit, die er in sich aufgenommen hat, vor der Welt vertreten. [[Lohengrin]] ist ein solcher Streiter.
#Der [[Löwe]] ist der vierte Grad der Einweihung. Er ist mit seinem Bewußtsein bis zur [[Stammesseele]] aufgestiegen ist. Daher rührt die Bezeichnung in der [[Bibel]]: ''Der Löwe aus dem Stamme Juda.''
#Der [[Perser]] ist Eingeweihter des fünften Grades. Er ist mit seinem Bewusstsein bis zur [[Volksseele]] aufgestiegen und trägt daher den Namen seines Volkes; in der Mithras-Einweihung heißt er darum ''Perser'', in anderen Völkern entsprechend anders.
#Der [[Sonnenheld]], von den Römern [[Sol invictus]] ([[Wikipedia:Latein|lat.]] „der unbesiegte Sonnengott“) genannt, ist Eingeweihter des sechsten Grades. Er kann so wenig von seiner Bahn abweichen wie die Sonne selbst.
#Der [[Vater]] ist die siebente Stufe und solchen Eingeweihten vorbehalten, die in ihrem Bewusstsein bis zur Vereinigung mit dem Urgeist gekommen sind.
 
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (1979), S 261, München, 2. November 1906; für eine ausführlichere Darstellung der Mithras-Mysterien siehe ebd. S 208 ff., Berlin, 5. März 1906
#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi'', [[GA 113]] (1982), Achter Vortrag, München, 30. August 1909
#Rudolf Steiner: ''Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten'', [[GA 223]] (1990), Achter Vortrag, Dornach, 30. September 1923
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Schulungsweg]]

Version vom 12. Mai 2008, 21:06 Uhr

Die Tattvas (skrt. तत्त्व = Dasheit, Prinzip, Wirklichkeit) sind nach indischer Lehre die grundlegenden Daseinsfaktoren, aus denen alles Sein aufgebaut ist. Die Anzahl der Daseinsfaktoren variiert in den verschiedenen philosophischen Systemen. Die Philosophie des Samkhya geht von 25 Daseinsfakoren aus, der Shivaismus zählt 36 Faktoren auf. Die “Indischen Materialisten“ lassen nur 4 Tattvas gelten.

Tattva in der Lehre des Samkhya

In der Lehre des Sankhya wird von zwei Grundprinzipen ausgegangen, welche die Welt gestalten. Dies sind die rein geistigen, bewussten, unwandelbaren Seelen (Purusha) und die unbewusse, aktive Urnatur (Prakriti). Aus der Prakriti sollen in einem Prozess der “Entfaltung“ alle weiteren Daseinsfaktoren entstehen. Zusammen mit dem Purusha und der Prakriti ergeben sich so eine Aufzählung von 25 tattvas (Daseinsfakoren) aus denen der Gestaltungsprozess der Welt erklärt wird. Diese 25 tattvas sind:


Sanskrit Transliteration IAST Bedeutung Daseinsgruppe Daseinsfaktor
पुरुष puruṣa Seele, Bewusstsein eins
प्रकृति prakṛti aktive Urnatur zwei
बुद्धि buddhi Intelligenz drei
अहंकार ahaṃkāra Ich-Bewusstsein vier
मनस् manas sinnengebundenes Denken fünf
शृनोति śṛnoti hören Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) sechs
त्वच् tvac berühren Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) sieben
चक्षण cakṣaṇa sehen Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) acht
रस rasa schmecken Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) neun
घ्राण ghrāṇa riechen Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) zehn
वाच् vāc sprechen Handlungsfähigkeit (karmendriya) elf
पाणि pāṇi greifen Handlungsfähigkeit (karmendriya) zwölf
पाद pāda Gehbewegung Handlungsfähigkeit (karmendriya) dreizehn
पायु pāyu Ausscheidung Handlungsfähigkeit (karmendriya) vierzehn
उपस्थ upastha Zeugung Handlungsfähigkeit (karmendriya) fünfzehn
शब्द śabda Klang subtiles Element (tanmātra) sechzehn
स्पर्श sparśa Berührung subtiles Element (tanmātra) siebzehn
रूप rūpa Form subtiles Element (tanmātra) achtzehn
रस rasa Geschmack subtiles Element (tanmātra) neunzehn
गन्ध gandha Geruch subtiles Element (tanmātra) zwanzig
आकाश ākāśa Raum, Äther grobstoffliches Element (mahābhūta) einundzwanzig
वयु vayu Luft grobstoffliches Element (mahābhūta) zweiundzwanzig
तेजस् tejas Feuer grobstoffliches Element (mahābhūta) dreiundzwanzig
अप् ap Wasser grobstoffliches Element (mahābhūta) vierundzwanzig
पृथिवी pṛthivī Erde grobstoffliches Element (mahābhūta) fünfundzwanzig

Tattva in der Lehre des Shivaismus

Der Shivaismus bedient sich der 25 Prinzipien des Sankhya und versieht sie mit einem Überbau von 11 weiteren, deren Urgrund Shiva ist.

Tattva in der Lehre der Materialisten

Die Lehre der Indischen Materialisten, die auch als Carvakas bezeichnet werden, nehmen eine Vielheit von ewig existierenden Elementen (bhuta) an, die durch Vermischung alles hervorbringen. Als Grundlage gelten die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Tattva aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.