Sieben Weise von Griechenland und Kategorie:Menschlicher und sozialer Organismus im Vergleich: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Sieben Weisen''' ({{ELSalt|οἱ ἑπτὰ σοφοί}} ''hoi heptà sophoí'') sind eine von der Nachwelt so bezeichnete Gruppe von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der [[Wikipedia:Antikes Griechenland|griechischen Antike]] (spätes 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.).  
Bei der '''Dreigliederung des menschlichen Organismus''' handelt es sich um "das" griechisch-abendländische System schlechthin, das im alten Ägypten und auch im Nahen Osten so nicht bekannt oder gebräuchlich war. Dort griff man eher auf die [[Viergliederung des Menschen]] zurück.


Die überlieferten Listen nennen teilweise verschiedene Personen. Die sieben Weisen waren insbesondere durch ihre Weisheitssprüche bekannt. Die meisten von ihnen waren Staatsmänner; als solche genossen sie hohes Ansehen. Sie gehörten der Epoche der [[Wikipedia:Vorsokratiker|vorsokratischen]] [[Philosophie]] an, waren aber großenteils nicht oder nicht in erster Linie Philosophen im engeren Sinne des Begriffs. Da sie als Zeitgenossen galten, wurden ihnen Zusammenkünfte zugeschrieben.
[[Kategorie:Menschlicher und sozialer Organismus im Vergleich|!]]
 
[[Kategorie:Dreigliederung des menschlichen Organismus|!]]
== Zugehörigkeit ==
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung|!]]
Bei [[Platon]] sind die Sieben Weisen erstmals ausdrücklich erwähnt. In seinem [[Wikipedia:Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Wikipedia:Protagoras (Platon)|Protagoras]]'' (343a) zählt er sie auf:  
[[Kategorie:Dreigliederung des sozialen Organismus|!102]]
 
[[Kategorie:Dreigliederung|102]]
* [[Thales]] von Milet
* [[Pittakos]] von Mytilene
* [[Bias von Priene]]
* [[Solon]] von Athen
* [[Kleobulos]] von Lindos
* [[Myson]] von Chenai (oder Chen)
* [[Chilon von Sparta]]
 
Strittig ist, ob die Idee einer solchen Siebnerliste von Platon selbst stammt<ref>So Fehling S. 9-18.</ref> oder ob er sich auf eine volkstümliche Überlieferung des sechsten oder frühen fünften Jahrhunderts stützte. Die einzelnen Namen kommen auch in älteren Quellen vor, die meisten bereits bei [[Wikipedia:Herodot|Herodot]], doch erscheinen sie dort noch nicht als Gruppe.
 
Prominent waren vor allem Thales als Naturphilosoph und Mathematiker und Solon als Gesetzgeber. Alle Listen nennen Thales, Solon, Bias und Pittakos, die meisten auch Kleobulos und Chilon. Myson war für die Nachwelt eine blasse Figur und stammte aus einem unbekannten Dorf. Vermutlich aus diesem Grund wurde er in einer Liste, die erstmals bei [[Wikipedia:Demetrios von Phaleron|Demetrios von Phaleron]], einem Schüler des [[Aristoteles]], auftaucht, durch [[Wikipedia:Periandros von Korinth|Periandros von Korinth]] ersetzt. Nach einer anderen, schon in der Antike vertretenen Hypothese ersetzte umgekehrt Platon den in einer Urversion bereits vorhandenen, aber wegen seiner Tyrannenherrschaft politisch missliebigen Periandros durch Myson.<ref>[[Wikipedia:Otto Barkowski|Otto Barkowski]]: ''Sieben Weise'', in: [[Wikipedia:Pauly-Wissowa|Pauly-Wissowa]] RE 2 A/2, Stuttgart 1923, Sp. 2243.</ref> Die Liste des Demetrios, bestehend aus Thales, Pittakos, Bias, Solon, Kleobulos, Chilon und Periandros, fand in der Antike die weiteste Verbreitung und ist die heute noch gängige.
 
Daneben kursierten noch andere Listen, die statt Myson bzw. Periandros und teilweise auch statt Chilon und Kleobulos andere Namen enthielten. Mitunter wurden folgende Persönlichkeiten zu den Sieben Weisen gezählt:
* [[Epimenides]]
* Leophantos
* Aristodemos
* [[Pherekydes von Syros]]
* [[Anacharsis]]
* [[Akusilaos von Argos]]
* [[Lasos aus Hermione]]
* [[Epicharmos]]
* [[Peisistratos]]
* Linos
* Pamphilos
 
Vereinzelt wurden auch noch weitere Namen genannt.
 
== Maximen und Sprüche ==
 
[[Datei:Delphi temple-650px.jpg|miniatur|Tempel des [[Apollon]] in [[Wikipedia:Delphi|Delphi]]]]
Neben ihren politischen Verdiensten um ihre Heimatstädte trugen zum Ruhm der Weisen besonders die Maximen und Weisheitssprüche bei, die ihnen zugeschrieben wurden. Redner zitierten sie in der Politik und vor Gericht. Schon Platon lobte die knapp und kunstvoll formulierten Sprüche, die [[Wikipedia:Gnome (Dichtung)|Gnomen]], als herausragende Früchte der Weisheit der sieben Männer.
 
Nach dem Prolog des ''Ludus Septem Sapientum'' (''Das Spiel der Sieben Weisen'') des römischen Dichters [[Wikipedia:Ausonius|Ausonius]] tritt ein ''Ludius'' (eine „Lustige Person“) auf, der die bekannten Sprüche der Sieben Weisen aufzählt:<ref>Zitiert nach Snell (1952).</ref>
 
{|
|
{{lang|la|Delphis Solonem scripse fama est Atticum:<br />
γνῶθι σεαυτόν, quod Latinum est: nosce te.<br />
multi hoc Laconis esse Chilonis putant.<br />
Spartane Chilon, sit tuum necne ambigunt,<br />
quod iuxta fertur: ὅρα τέλος μακροῦ βίου,<br />
finem intueri longae vitae qui iubes.<br />
multi hoc Solonem dixe Croeso existimant.<br />
<br />
<br />
et Pittacum dixisse fama est Lesbium:<br />
γίγνωσκε καιρόν; tempus ut noris iubet.<br />
sed καιρός iste tempestivum tempus est.<br />
Bias Prieneus dixit: οἱ πλεῖστοι κακοί,<br />
quod est Latinum: plures hominum sunt mali:<br />
sed inperitos scito, quos dixit malos.<br />
μελέτη τὸ πᾶν, Periandri id est Corinthii:<br />
meditationem posse totum qui putat.<br />
ἄριστον μέτρον esse dicit Lindius<br />
Cleobulus; hoc est: optimus cunctis modus.<br />
Thales sed ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα protulit.<br />
Spondere qui nos, noxa quia praes est, vetat.<br />
hoc nos monere faeneratis non placet.<br />
dixi, recedam, legifer venit Solon.<br />
<br />}}
|
In Delphi, heißt's, schrieb Solon von Athen<br />
[[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γνῶθι σεαυτόν.|γνῶθι σεαυτόν]], zu deutsch: erkenne dich.<br />
Doch manche meinen, dies sei Chilons Wort.<br />
Spartaner Chilon, auch wird drum gestritten,<br />
Ob dein der andre Spruch sei: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Omikron#Ὅρα τέλος μακροῦ βίου.|ὅρα τέλος<br />  μακροῦ βίου]],
den man dir zuschreibt, da du<br />
Befiehlst, das Ende eines langen Lebens<br />
Erst abzuwarten. Viele meinen auch,<br />
Daß Solon dies zu Kroisos einst gesagt.<br />
Doch Pittakos von Lesbos, heißt es, habe<br />
Gesagt: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γίγνωσκε καιρόν.|γίγνωσκε καιρόν]] und ermahnt:<br />
Erkenn die Zeit, – καιρός ist 'rechte Zeit'.<br />
Und Bias von Priene sprach: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Omikron#Οἱ πλεῖστοι κακοί.|οἱ πλεῖστοι<br /> κακοί]], das heißt auf deutsch: die meisten Menschen<br />
Sind schlecht; – versteh', die Toren nennt er schlecht. –<br />
Und Periander aus Korinth: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/My#Μελέτη τὸ πᾶν.|μελέτη<br /> τὸ πᾶν]]; Bedacht, meint er, vermöge alles.<br />
[[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/My#Μέτρον ἄριστον.|ἄριστον μέτρον]] lehrte Kleobulos<br />
Aus Lindas, – deutsch: das Beste ist das Maß.<br />
Und Thales sprach: [[Liste griechischer Phrasen/Epsilon#Ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα.|ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα]];<br />
Er warnt vor Bürgschaft, da sie Schaden bringt.<br />
Dem, der entleiht, mißfällt zwar diese Mahnung.<br />
Ich hab' gesprochen, trete ab; und Solon,<br />
Der die Gesetze gab, tritt auf.
|}
 
Unter anderem wurden folgende Sprüche sowohl im häuslichen als auch im öffentlichen Bereich gerne zitiert:
 
;Thales
* {{Polytonisch|Ἐγγύα πάρα δ᾽ἄτα.}}
:Engya para d'ata.
:„Bürgschaft - schon ist Unheil da.“<ref>Dieser Spruch wurde auch Chilon zugeschrieben.</ref>
* Nicht dein Äußeres schmücke, sondern sei schön in deinem Tun.
* Was du den Eltern Gutes tust, das erwarte selbst im Alter von deinen Kindern.
* Sei nicht faul, selbst wenn du Geld hast.
* Besser beneidet als bemitleidet.
 
;Solon
* {{Polytonisch|Μηδὲν ἄγαν.}}
:''Mēden agān''.
:''„Nichts im Übermaß!“''
* Sitze nicht zu Gericht, sonst wirst du dem Verurteilten ein Feind sein.
* Fliehe die Lust, die Unlust gebiert.
* Hab nicht mehr Recht als deine Eltern.
* Lerne zu gehorchen und du wirst zu herrschen wissen.
 
;Chilon
* {{Polytonisch|Γνῶθι σεαυτόν.}}
:''[[Gnothi seauton|Gnōthi seauton]]''.
:„Erkenne dich selbst!“<ref>Dieser Spruch wurde auch Thales, Solon oder Bias zugeschrieben.</ref>
* Zu den Festen der Freunde geh langsam, zu ihrem Unglück schnell.
* Lass deine Zunge nicht deinem Verstand vorauslaufen.
* Beweg nicht beim Reden die Hand; das sieht aus, als wärst du verrückt.
* Bei Unrecht versöhn dich, bei Frechheit wehr dich.
 
;Pittakos
* {{Polytonisch|Γίγνωσκε καιρόν.}}
:Gignōske kairon.
:„Erkenne den rechten Zeitpunkt!“''
* Was du vorhast, sage nicht; denn gelingt's dir nicht, wirst du verlacht.
* Was du dem Nächsten verdenkst, tu selber nicht.
* Sprich nicht schlecht von deinem Freund und nicht gut von deinem Feind, denn solches wäre unlogisch.
* Zuverlässig ist das Land, unzuverlässig das Meer.
 
;Bias
* {{Polytonisch|οἱ πλεῖστοι κακοί.}}
:Hoi pleistoi kakoi.
:„Die Meisten sind schlecht.“
* Sieh in den Spiegel: wenn du schön aussiehst, musst du auch Schönes tun; wenn hässlich, musst du den Mangel der Natur durch Edelsein ausgleichen.
* Geh langsam ans Werk; aber was du begonnen, bei dem harre aus.
* Gewinne durch Überredung, nicht durch Gewalt.
* Was du Gutes hast, schreib den Göttern zu, nicht dir.
 
;Kleobulos
* {{Polytonisch|Μέτρον ἄριστον.}}
:Metron ariston.
:„Maßhalten ist das Beste.“''
* Viel hören und nicht viel reden.
* Den Gegner des Volks als Feind ansehen.
* Aus gleichem Stande heiraten; aus besserem Stand gewinnst du Herren, keine Verwandten.
* Im Glück nicht stolz, im Unglück nicht niedrig sein.
 
;Periandros
* {{Polytonisch|Μελέτη τὸ πᾶν.}}
:Meletē to pān.
:„Habe das Ganze im Sinn!“
* Alles ist Übung.
* Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
* Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
* Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.
 
== Plutarchs Gastmahl der Sieben Weisen ==
 
Der Weisheitsschatz der Sieben Weisen spielte in philosophischen Diskussionen über den besten Staat eine Rolle. [[Wikipedia:Plutarch|Plutarch]] geht darauf in seinem Dialog [[Wikipedia:Das Gastmahl der sieben Weisen|Das Gastmahl der sieben Weisen]] ein:
 
Auf die Frage nach dem besten Staat antworteten die Sieben Weisen unterschiedlich:
# Solon: „Der Staat, in dem ein Verbrecher genauso von allen, denen er nichts getan hat, wie von dem einen, dem er etwas getan hat, angeklagt und bestraft wird.“
# Bias: „In dem alle das Gesetz wie einen Tyrannen fürchten.“
# Thales: „Der weder allzu Reiche noch allzu Arme hat.“
# Anacharsis: „In dem man alles andere gleich achtet, aber nach der Tugend den Vorzug und nach der Schlechtigkeit den Nachteil bemisst.“
# Kleobulos: „Wo die Bürger einen Tadel mehr fürchten als das Gesetz.“
# Pittakos: „Wo es weder möglich ist, dass die Schlechten herrschen, noch dass die Guten nicht herrschen.“
# Chilon: „Der am meisten auf Gesetze, am wenigsten auf Redner hört.“
 
Auf die Frage nach dem besten Haus antworteten sechs der Sieben Weisen:
# Solon: „Wo der Erwerb des Geldes keine Ungerechtigkeit, sein Bewachen kein Misstrauen, sein Ausgeben keine Reue bringt.“
# Bias: „Wo der Herr von sich aus so ist wie draußen wegen der Gesetze.“
# Thales: „Wo der Herr am meisten Muße haben kann.“
# Kleobulos: „Wo der Herr mehr hat, die ihn lieben als die ihn fürchten.“
# Pittakos: „Das nichts Überflüssiges begehrt und nichts Nötiges entbehrt.“
# Chilon: „Das am meisten dem von einem König regierten Staat gleicht.“
 
== Rezeption ==
Die Überzeugung, dass eine optimale Staatslenkung des Rats von Weisen bedarf, hat sich bis in unsere Zeit gehalten. Die Bezeichnung ''Die (sieben) Weisen'' wird für Beratergremien unterschiedlicher Art verwendet. Beispielsweise gab es bis vor kurzem den alljährlichen Wirtschaftsbericht der „Sieben Weisen“. In einem Projekt der [[Wikipedia:Expo.02|Expo.02]] „Die sieben Weisen“ erhielt eine Gruppe von sieben Wissenschaftlern, Künstlern und Vertretern politischer Gremien den Auftrag, das Denken, Fühlen und Handeln von Schweizer Bürgern zu erforschen.
 
== Quellensammlungen ==
* [[Wikipedia:Jochen Althoff|Jochen Althoff]], Dieter Zeller (Hrsg.): ''Die Worte der Sieben Weisen'', Griechisch/Deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006 [Zusammenstellung und Übersetzung der Sprüche mit Kommentar und Untersuchungen]
* [[Wikipedia:Herwig Görgemanns|Herwig Görgemanns]]: ''Die griechische Literatur in Text und Darstellung'', Bd. 1: ''Archaische Periode'', hg. [[Wikipedia:Joachim Latacz|Joachim Latacz]], 2. Auflage, Stuttgart 1998
* [[Wikipedia:Bruno Snell|Bruno Snell]]: ''Leben und Meinungen der Sieben Weisen. Griechische und lateinische Quellen'', Heimeran-Verlag, München 1952
* Maria Tziatzi-Papagianni: ''Die Sprüche der sieben Weisen: zwei byzantinische Sammlungen; Einleitung, Text, Testimonien und Kommentar'' (Beiträge zur Altertumskunde 51), Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07600-4, (Diss., Univ. Hamburg 1992)
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Sieben Weise von Griechenland}}
 
== Literatur ==
* Detlev Fehling: ''Die sieben Weisen und die frühgriechische Chronologie'', Bern 1985. ISBN 3-261-04061-0 [äußerst skeptisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Überlieferung]
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Seven Sages|Sieben Weise von Griechenland}}
{{DNB-Portal|118613928}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118613928|VIAF=25395398}}
 
[[Kategorie:Sieben Weise Griechenlands|!]]
[[Kategorie:Piste (Philosophie)]]
[[Kategorie:Vorsokratiker]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 3. Mai 2021, 06:59 Uhr

Bei der Dreigliederung des menschlichen Organismus handelt es sich um "das" griechisch-abendländische System schlechthin, das im alten Ägypten und auch im Nahen Osten so nicht bekannt oder gebräuchlich war. Dort griff man eher auf die Viergliederung des Menschen zurück.