Grundsteinspruch und Eris (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Grundsteinspruch''' zur Neubegründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] wurde von [[Rudolf Steiner]] in zwei verschiedenen Fassungen gegeben. Die erste Fassung wurde während der [[Weihnachtstagung 1923/24]] vorgetragen, die andere für den Abdruck im ersten Nachrichtenblatt «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder» vom 13. Januar 1924 verwendet. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die im Nachrichtenblatt enthaltene Fassung die [[Hierarchien]] nicht namentlich nennt, die [[Elementargeister]] nur allgemein als [[Geister]] angesprochen werden und der [[Rosenkreuzerspruch]] nicht [[latein]]isch, sondern in deutscher Übersetzung gegeben wird.
[[Datei:Eris Antikensammlung Berlin F1775.jpg|miniatur|Eris auf einer griechischen Darstellung (ca. 550 v. Chr.)]]
'''Eris''' ({{ELSalt2|Ἔρις / Ἴρις}} ''Éris / Íris'';<ref>Friedrich Creuzer, ''Zur Gallerie der alten Dramatiker; Auswahl unedirter Griechischer Thongefässe der Grossherzoglich Badischen Sammlung in Karlsruhe'', Heidelberg 1839, [http://books.google.ch/books?id=p5hbAAAAQAAJ&pg=PA12 p.&nbsp;12.]</ref> von {{Polytonisch|ἔρις}} ''éris'' ‚Streit, Zank‘)<ref>Wilhelm Pape, ''Handwörterbuch der griechischen Sprache''. Bd. 1: A-K. Bearbeitet von Max Sengebusch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%E1%BC%94%CF%81%CE%B9%CF%82 S. 1030]</ref> ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Göttin der [[Zwietracht]] und des [[Streit]]es. Sie ist Tochter der [[Nyx]]<ref>[[Hesiod]], [[Werke und Tage]] 18</ref>, einer der fünf direkt aus dem Ur-[[Chaos (Mythologie)|Chaos]] entstandenen Götter. Sie gilt manchmal auch als Schwester des [[Ares]]<ref>[[Wikipedia:Homer|Homer]], [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] iv.441; [[Ovid]], ''Fasti'' 255</ref>. Eris wurde aus der griechischen in die [[Wikipedia:römische Mythologie|römische Mythologie]] als '''Discordia''' („Zwietracht“) übernommen.


[[Marie Steiner]] hat später verschiedentlich mitgeteilt, warum Rudolf Steiner für das Nachrichtenblatt die zweite Fassung des Grundsteinspruchs gegeben hat. Marie Steiners Mitarbeiter Günther Schubert hat ihre Mitteilung wie folgt festgehalten:
== Apfel der Zwietracht ==
Sie ist bekannt durch den goldenen „Apfel der Zwietracht“ (den sprichwörtlichen „[[Zankapfel]]“ oder „Erisapfel“), den sie auf der Hochzeit des [[Wikipedia:Peleus|Peleus]] und der [[Thetis (Mythologie)|Thetis]], zu der sie nicht eingeladen war, unter die Gäste warf. Auf diesem Apfel war „der Schönsten“ ({{polytonisch|τῇ καλλίστῃ}} ''/tē(i) kallístē(i)/'') eingraviert.<ref>„Die Schönste nehme ihn.“ [[Wikipedia:Benjamin Hederich|Benjamin Hederich]], ''Gründliches mythologisches Lexikon'', S. 1039.</ref> [[Aphrodite]], [[Athene]] und [[Hera]] begannen um den Apfel zu streiten.<ref>[[Hyginus Mythographus]], ''Fabulae'' 92</ref> Auf den Rat des [[Zeus]] führte [[Hermes]] die drei zu [[Paris (Mythologie)|Paris]]; dieser solle ihn der schönsten der drei Göttinnen geben. [[Wikipedia:Parisurteil|Paris entschied]] sich für Aphrodite, die ihm die schönste Frau (der Welt) versprach<ref>[[Pausanias]], ''Beschreibung Griechenlands'' lxv.9.5</ref>. Es erwies sich aber danach, dass sie bereits verheiratet war: [[Helena (Mythologie)|Helena]], die Frau des Königs von Sparta [[Wikipedia:Menelaos|Menelaos]]. Ihre Entführung durch Paris löste dann den [[Wikipedia:Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] aus.


<div style="margin-left:20px">
== Darstellung ==
"Sie sprach wiederholt davon, daß sie daran zurückdenken müsse, wie schwer sich Dr. Steiner zu dem Entschluß durchgerungen hat, den Spruch der Grundsteinlegung 1923 zu veröffentlichen, und wie er in der schließlich gedruckten Fassung den unmittelbaren Anruf der Hierarchien nach dem Abstrakten hin abgeschwächt hat. Dr. Steiner wollte, daß auch in Mitgliederkreisen nur dieser abgeschwächte Wortlaut verwendet werden sollte, denn es gebe bei solchen kultisch geformten esoterischen Sprüchen ein Gesetz, wonach die Kraft, die hinausgesandt wird, mit derselben Stärke wiederum zurückschlage, so daß man bedenken müsse, ob man dies werde aushalten können." {{Lit|{{G|260|300}}}}
Eris erscheint oft als hinkende, zusammengeschrumpelte, kleine Frau. Erst wenn sie es schafft, den Neid und den Hass der Menschen zu wecken, erblüht sie zu ihrer wahren Gestalt. [[Wikipedia:Homer|Homer]] schreibt über sie in der ''[[Wikipedia:Ilias|Ilias]]'':„Was sie einmal begonnen hat, davon kann sie nicht mehr lassen. Von ihrer kleinen Gestalt wächst sie zu gigantischer Größe und Schönheit empor.“<ref>Homer, ''Ilias'' iv.440-445</ref>
</div>


{| width="900" align="center"
In ''[[Werke und Tage]]'' des [[Hesiod]] ist neben der zänkischen Eris auch noch eine „gute“ angeführt, die den Menschen zur Arbeit anspornt.<ref>Hesiod, ''Werke und Tage'' 11-26</ref>
|-
! Weihnachtstagung 1923/24 !! Nachrichtenblatt vom 13. Januar 1924
|-
| valign="top"| <poem>Menschenseele!
Du lebest in den Gliedern,
Die dich durch die Raumeswelt
In das Geistesmeereswesen tragen:
Übe Geist-Erinnern
In Seelentiefen,
Wo in waltendem
Weltschöpfer-Sein
Das eigne Ich
Im Gottes-Ich
Erweset;
Und du wirst wahrhaft leben
Im Menschen-Welten-Wesen.


Denn es waltet der Vater-Geist der Höhen
== Nachkommen ==
In den Weltentiefen Sein-erzeugend:
In Hesiods ''[[Theogonie]]'' werden als Nachkommen der Eris genannt:<ref>[[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]], ''[[Theogonie]]'' 226-233</ref>
Seraphim, Cherubim, Throne,
* [[Ponos]] (Πόνος, die Mühsal)
Lasset aus den Höhen erklingen,
* [[Lethe (Daimon)|Lethe]] (λήθη, die Vergessenheit)
Was in den Tiefen das Echo findet;
* [[Limos]] (Λοιμός, der Hunger)
Dieses spricht:
* [[Algea]] (Ἄλγεα, der Schmerz)
Ex Deo nascimur.
* [[Hysminai]] (Ὑσμίναι, die Schlacht)
Das hören die Elementargeister
* [[Maches|Makhai]] (Μάχαι, der Kampf)
Im Osten, Westen, Norden, Süden:
* [[Phonoi]] (Φόνος, der Mord)
Menschen mögen es hören.
* [[Androktasiai]] (Ἀνδροκτασίας, das Gemetzel)
* [[Neikea]] (Νείκεά, der Hader)
* [[Pseudea]] (Ψεύδεά, die Lüge)
* [[Amphillogiai]] (Ἀμφιλλογίας, der Wortstreit)
* [[Dysnomia (Mythologie)|Dysnomia]] (Δυσνομία, die Gesetzlosigkeit)
* [[Ate (Mythologie)|Ate]] (Ἄτη, die Verblendung)
* [[Horkos]] (Όρκος, der Eid)


Menschenseele!
== Abgeleitete Begriffe ==
Du lebest in dem Herzens-Lungen-Schlage,
* [[Eristik]], die Lehre vom Streitgespräch
Der dich durch den Zeitenrhythmus
Ins eigne Seelenwesensfühlen leitet:
Übe Geist-Besinnen
Im Seelengleichgewichte,
Wo die wogenden
Welten-Werde-Taten
Das eigne Ich
Dem Welten-Ich
Vereinen;
Und du wirst wahrhaft fühlen
Im Menschen-Seelen-Wirken.


Denn es waltet der Christus-Wille im Umkreis
== Einzelnachweise ==
In den Weltenrhythmen Seelen-begnadend.
<references />
Kyriotetes, Dynamis, Exusiai,
Lasset vom Osten befeuern,
Was durch den Westen sich gestaltet;
Dieses spricht:
In Christo morimur.
Das hören die Elementargeister
Im Osten, Westen, Norden, Süden:
Menschen mögen es hören.


Menschenseele!
[[Kategorie:Mythologie]] [[Kategorie:Griechische Mythologie]]
Du lebest im ruhenden Haupte,
Das dir aus Ewigkeitsgründen
Die Weltengedanken erschließet:
Übe Geist-Erschauen
In Gedanken-Ruhe,
Wo die ew’gen Götterziele
Welten-Wesens-Licht
Dem eignen Ich
Zu freiem Wollen
Schenken;
Und du wirst wahrhaft denken
In Menschen-Geistes-Gründen.


Denn es walten des Geistes Weltgedanken
{{Wikipedia}}
Im Weltenwesen Licht-erflehend.
Archai, Archangeloi, Angeloi,
O lasset aus den Tiefen erbitten,
Was in den Höhen erhöret wird:
Dieses spricht:
Per spiritum sanctum reviviscimus.
Das hören die Elementargeister
Im Osten, Westen, Norden, Süden;
Menschen mögen es hören.
 
In der Zeiten Wende
Trat das Welten-Geistes-Licht
In den irdischen Wesensstrom;
Nacht-Dunkel
Hatte ausgewaltet;
Taghelles Licht
Erstrahlte in Menschenseelen;
Licht,
Das erwärmet
Die armen Hirtenherzen;
Licht,
Das erleuchtet
Die weisen Königshäupter -
 
Göttliches Licht,
Christus-Sonne,
Erwärme
Unsere Herzen;
Erleuchte
Unsere Häupter;
 
Dass gut werde,
Was wir aus Herzen
Gründen,
Aus Häuptern
Zielvoll führen wollen.</poem> || valign="top" | <poem>Menschenseele!
Du lebest in den Gliedern,
Die dich durch die Raumeswelt
In das Geistesmeereswesen tragen:
Übe Geist-Erinnern
In Seelentiefen,
Wo in waltendem
Weltschöpfer-Sein
Das eigne Ich
Im Gottes-Ich
Erweset;
Und du wirst wahrhaft leben
Im Menschen-Welten-Wesen.
 
Denn es waltet der Vater-Geist der Höhen
In den Weltentiefen Sein-erzeugend:
Ihr Kräfte-Geister
Lasset aus den Höhen erklingen,
Was in den Tiefen das Echo findet;
Dieses spricht:
Aus dem Göttlichen weset die Menschheit.
Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd:
Menschen mögen es hören.
 
 
Menschenseele!
Du lebest in dem Herzens-Lungen-Schlage,
Der dich durch den Zeitenrhythmus
Ins eigne Seelenwesensfühlen leitet:
Übe Geist-Besinnen
Im Seelengleichgewichte,
Wo die wogenden
Welten-Werde-Taten
Das eigne Ich
Dem Welten-Ich
Vereinen;
Und du wirst wahrhaft fühlen
Im Menschen-Seelen-Wirken.
 
Denn es waltet der Christus-Wille im Umkreis
In den Weltenrhythmen Seelen-begnadend.
Ihr Lichtes-Geister
Lasset vom Osten befeuern,
Was durch den Westen sich formet;
Dieses spricht:
In dem Christus wird Leben der Tod.
Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd:
Menschen mögen es hören.
 
 
Menschenseele!
Du lebest im ruhenden Haupte,
Das dir aus Ewigkeitsgründen
Die Weltengedanken erschließet:
Übe Geist-Erschauen
In Gedanken-Ruhe,
Wo die ew’gen Götterziele
Welten-Wesens-Licht
Dem eignen Ich
Zu freiem Wollen
Schenken;
Und du wirst wahrhaft denken
In Menschen-Geistes-Gründen.
 
Denn es walten des Geistes Weltgedanken
Im Weltenwesen Licht-erflehend.
Ihr Seelen-Geister
Lasset aus den Tiefen erbitten,
Was in den Höhen erhöret wird:
Dieses spricht:
In des Geistes Weltgedanken erwachet die Seele.
Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd;
Menschen mögen es hören.
 
 
In der Zeiten Wende
Trat das Welten-Geistes-Licht
In den irdischen Wesensstrom;
Nacht-Dunkel
Hatte ausgewaltet;
Taghelles Licht
Erstrahlte in Menschenseelen;
Licht,
Das erwärmet
Die armen Hirtenherzen;
Licht,
Das erleuchtet
Die weisen Königshäupter.
 
Göttliches Licht,
Christus-Sonne,
Erwärme
Unsere Herzen;
Erleuchte
Unsere Häupter;
 
Dass gut werde,
Was wir
Aus Herzen Gründen,
Aus Häuptern führen
Wollen.</poem>
|}
 
== Die geistige Bedeutung des Grundsteinspruchs ==
 
Dem Grundsteinspruch liegt die [[Erkenntnis]] von der [[Dreigliederung]] des [[Mensch]]enwesens und der [[Welt]] zugrunde, wie Rudolf Steiner während der Grundsteinlegung erläuterte:
 
<div style="margin-left:20px">
"Wahrgenommen werden konnte jene Dreigliederung des Menschen,
durch die der Mensch in seinem ganzen Wesen nach Geist,
Seele und Leib sich in erneuerter Form beleben kann das «Erkenne
dich selbst», wahrgenommen konnte sie werden, diese Dreigliederung,
seit Jahrzehnten. Ich selber konnte sie erst zur Reife bringen
im letzten Jahrzehnt während der kriegerischen Stürme. Damals
versuchte ich anzudeuten, wie der Mensch auch physisch lebt in seinem
Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, in seinem Herzens-Rhythmus-
System, in seinem Kopfes-Denk- und Wahrnehmungs-System.
Und man kann sich überzeugt halten davon, daß der Mensch - indem
er in der richtigen Art, wie es gestern angedeutet worden ist,
durch die Durchlebung seines Herzens mit [[Anthroposophia]] diese
Dreigliederung richtig in sich aufnimmt - dann erkennt, dadurch,
daß er fühlend und wollend erkennen lernt, was er eigentlich tut, indem
er, die Weltengeister ihn belebend, durch seine Glieder sich
hineinstellt in die Raumesweiten, dann erkennt im tätigen Erfassen
der Welt - nicht im leidenden, passiven Erfassen der Welt, sondern
im aktiv tätigen Erfassen der Welt, indem er seine Pflichten, seine
Aufgaben, seine Mission in der Welt erfüllt - das Wesen der allwaltenden
Menschen- und Weltenliebe, die da ist ein Glied im Gesamtweltenwesen.
Und man kann sich überzeugt halten, daß wenn der
Mensch erkennt das wundervolle Geheimnis, das da waltet zwischen
Lunge und Herz - in dem innerlich wahrnehmbar ausgedrückt
wird, wie die Weltenrhythmen, die durch Jahrtausende,
durch Äonen wirken, in Puls- und Blutrhythmus hereinschlagen
und Weltbeseelung im Menschen erwecken -, man kann hoffen,
daß, indem dieses weisheitsvoll mit dem Herzen als Erkenntnisorgan
erfaßt wird, dann der Mensch erfahren kann, wie die Weltenbilder,
die gottgegebenen, den Kosmos aus sich heraus tatkräftig offenbaren.
Wie man im wirkenden Sich-Bewegen erfaßt die waltende
Weltenliebe, so wird man die Urbilder des Weltenseins erfassen,
wenn man in sich fühlt den geheimnisvollen Übergang zwischen
Weltenrhythmus und Herzensrhythmus und durch diese wiederum
den Menschenrhythmus, der geheimnisvoll seelisch-geistig sich abspielt
zwischen Lunge und Herz. Und wenn der Mensch in der riehtigen
Weise fühlend wahrnehmen wird, was sich offenbart in seinem
Hauptessystem, das da ruhet auf seinen Schultern, auch wenn er geht,
dann wird er, sich erfühlend in seinem Hauptsystem, die Herzenswärme
ausgießend in sein Hauptessystem, die waltenden, wirkenden,
webenden Weltgedanken in seiner eigenen Wesenheit erleben.
 
Und er wird so die Dreiheit alles Seins - Weltenliebe, waltend in
Menschenliebe; Weltenimagination, waltend in menschlicher Organisationsgestaltung;
Weltgedanken, waltend geheimnisvoll untergründlich
in Menschheitsgedanken - er wird diese Dreigliederung erfassen
und sich erkennen als individuell freier Mensch im waltenden
Götterwirken des Kosmos, als Weltenmensch, individueller Mensch
im Weltenmenschen, wirkend als individueller Mensch im Weltenmenschen
für die Weltenzukunft. Er wird aus den Zeichen der Gegenwart
heraus erneuern das alte Wort: «Erkenne dich selbst!»
 
Noch die Griechen durften weglassen den Nachsatz, weil bei
ihnen das menschliche Selbst noch nicht so abstrakt geworden war
wie bei uns, zusammengeflossen in den abstrakten Ich-Punkt oder
höchstens in das Denken, Fühlen und Wollen, sondern weil bei ihnen
erfaßt wurde die Menschennatur als Ganzes nach Geist, Seele
und Leib. So durften die Griechen glauben, zu treffen den ganzen
Menschen nach Geist, Seele und Leib, wenn sie das Wort ertönen
ließen, das uralte Sonnenwort, das Apollo-Wort: «Erkenne dich
selbst!»
 
Wir aber müssen sagen, wenn wir aus den Zeichen der Zeit in der
richtigen Weise erneuern dieses Wort: O Menschenseele, erkenne
dich selbst in deinem wesenden Weben in Geist, Seele und Leib. -
Dann haben wir verstanden dasjenige, was allem Menschenwesen zu
Grunde liegt. Und diese Weltensubstanz, in der da wirkt und west
und lebt der Geist, der aus den Höhen strömt und im Menschenhaupte
sich offenbart; die Christus-Kraft, die überall im Umkreise
wirkt, die mit den Lüften webt, um die Erde kreisend, die in unserem
Atemsystem wirkt und lebt; und wenn wir erkennen die in den
Tiefen aus dem Erdeninnern heraufkommenden Kräfte, die in unseren
Gliedmaßen wirken - und wenn wir diese drei Kräfte, die Kräfte
der Höhen, die Kräfte des Umkreises, die Kräfte der Tiefen, in diesem
Augenblicke vereinigen in einer gestaltenden Substanz: dann
können wir in unserem Seelen-Erfassen dem Welten-Dodekaeder
das Menschen-Dodekaeder gegenüberstellen. Und aus diesen drei
Kräften: aus dem Geist der Höhe, aus der Christus-Kraft des Umkreises,
aus der Vater-Wirksamkeit, der schöpferischen Vatertätigkeit,
die aus den Tiefen strömt, wollen wir in diesem Augenblicke in
unseren Seelen den dodekaedrischen Grundstein formen, den wir in
den Boden unserer Seelen senken, damit er da sei zum starken Zeichen
in den kräftigen Gründen unseres Seelenseins und wir in der
Zukunft des Wirkens der Anthroposophischen Gesellschaft auf
diesem festen Grundstein stehen können." {{Lit|{{G|260|62ff}}}}
</div>
 
== Grundsteinmeditation (Variation von Joachim Stiller) ==
 
<poem style="margin-left:2em;margin-right:2em;">
Menschenseele!
Du lebst in deinen Gliedern,
Die dich durch die Raumeswelt
Im Geistesmeereswesen tragen,
Und du wirst wahrhaft leben
Im Menschen-Welten-Wesen.
Denn es waltet der Vater der Höhen
In den Weltentiefen Sein-erzeugend.
Ihr Kräfte-Geister,
Lasset aus den Höhen klingen
Was in den Tiefen sein Echo findet.
Menschen mögen es hören.
 
Menschenseele!
Du lebest in dem Herzen-Lungen-Schlage,
Der dich durch den Zeitenrhythmus
Ins eigne Seelenwesenfühlen leitet,
Und du wirst wahrhaft fühlen
Im Welten-Seelen-Wirken.
Denn es waltet der Christus im Umkreis
In dem Weltenrhythmus Seele-begnadend.
Ihr Lichtes-Geister,
Lasset vom Osten befeuern,
Was durch den Westen sich gestaltet.
Menschen mögen es hören.
 
Menschenseele!
Du lebst im ruhenden Menschenhaupte,
Das aus Ewigkeitengründen
Die Weltgedanken dir erschließe,
Und Du wirst wahrhaft denken
In Menschen-Geistes-Gründen.
Denn es walten die Geistes Weltgedanken
Im Weltenwesen Licht-erflehend.
Ihr Seelen-Geister,
Oh, lasset aus den Tiefen erbitten,
Was in den Höhen erhört wird.
Menschen mögen es hören.
</poem>
 
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24'', [[GA 260]] (1994), ISBN 3-7274-2602-0 {{Geschichte|260}} {{Vorträge1|147}}
* Rudolf Steiner: ''«Eine große Verantwortung» für das Schicksal aller Menschen'', Rudolf Steiner Ausgaben, Bad Liebenzell 2015
* Bernard Lievegoed: ''Besinnung auf den Grundstein'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1989
* Jörgen Smit: ''Geistesschulung und Lebenspraxis - die Grundstein-Meditation als Zukunftsimpuls'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1987
* Valentin Tomberg: ''Die Grundsteinmeditation Rudolf Steiners'', Achamoth Vlg., Schönach 1993
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Anthroposophische Gesellschaft]] [[Kategorie:Weihnachtstagung]]

Version vom 28. Mai 2013, 11:06 Uhr

Eris auf einer griechischen Darstellung (ca. 550 v. Chr.)

Eris (altgriech. Ἔρις / Ἴρις Éris / Íris;[1] von ἔρις éris ‚Streit, Zank‘)[2] ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Zwietracht und des Streites. Sie ist Tochter der Nyx[3], einer der fünf direkt aus dem Ur-Chaos entstandenen Götter. Sie gilt manchmal auch als Schwester des Ares[4]. Eris wurde aus der griechischen in die römische Mythologie als Discordia („Zwietracht“) übernommen.

Apfel der Zwietracht

Sie ist bekannt durch den goldenen „Apfel der Zwietracht“ (den sprichwörtlichen „Zankapfel“ oder „Erisapfel“), den sie auf der Hochzeit des Peleus und der Thetis, zu der sie nicht eingeladen war, unter die Gäste warf. Auf diesem Apfel war „der Schönsten“ (τῇ καλλίστῃ /tē(i) kallístē(i)/) eingraviert.[5] Aphrodite, Athene und Hera begannen um den Apfel zu streiten.[6] Auf den Rat des Zeus führte Hermes die drei zu Paris; dieser solle ihn der schönsten der drei Göttinnen geben. Paris entschied sich für Aphrodite, die ihm die schönste Frau (der Welt) versprach[7]. Es erwies sich aber danach, dass sie bereits verheiratet war: Helena, die Frau des Königs von Sparta Menelaos. Ihre Entführung durch Paris löste dann den Trojanischen Krieg aus.

Darstellung

Eris erscheint oft als hinkende, zusammengeschrumpelte, kleine Frau. Erst wenn sie es schafft, den Neid und den Hass der Menschen zu wecken, erblüht sie zu ihrer wahren Gestalt. Homer schreibt über sie in der Ilias:„Was sie einmal begonnen hat, davon kann sie nicht mehr lassen. Von ihrer kleinen Gestalt wächst sie zu gigantischer Größe und Schönheit empor.“[8]

In Werke und Tage des Hesiod ist neben der zänkischen Eris auch noch eine „gute“ angeführt, die den Menschen zur Arbeit anspornt.[9]

Nachkommen

In Hesiods Theogonie werden als Nachkommen der Eris genannt:[10]

  • Ponos (Πόνος, die Mühsal)
  • Lethe (λήθη, die Vergessenheit)
  • Limos (Λοιμός, der Hunger)
  • Algea (Ἄλγεα, der Schmerz)
  • Hysminai (Ὑσμίναι, die Schlacht)
  • Makhai (Μάχαι, der Kampf)
  • Phonoi (Φόνος, der Mord)
  • Androktasiai (Ἀνδροκτασίας, das Gemetzel)
  • Neikea (Νείκεά, der Hader)
  • Pseudea (Ψεύδεά, die Lüge)
  • Amphillogiai (Ἀμφιλλογίας, der Wortstreit)
  • Dysnomia (Δυσνομία, die Gesetzlosigkeit)
  • Ate (Ἄτη, die Verblendung)
  • Horkos (Όρκος, der Eid)

Abgeleitete Begriffe

  • Eristik, die Lehre vom Streitgespräch

Einzelnachweise

  1. Friedrich Creuzer, Zur Gallerie der alten Dramatiker; Auswahl unedirter Griechischer Thongefässe der Grossherzoglich Badischen Sammlung in Karlsruhe, Heidelberg 1839, p. 12.
  2. Wilhelm Pape, Handwörterbuch der griechischen Sprache. Bd. 1: A-K. Bearbeitet von Max Sengebusch. 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 S. 1030
  3. Hesiod, Werke und Tage 18
  4. Homer, Ilias iv.441; Ovid, Fasti 255
  5. „Die Schönste nehme ihn.“ Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, S. 1039.
  6. Hyginus Mythographus, Fabulae 92
  7. Pausanias, Beschreibung Griechenlands lxv.9.5
  8. Homer, Ilias iv.440-445
  9. Hesiod, Werke und Tage 11-26
  10. Hesiod, Theogonie 226-233


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