Blutkreislauf und Wärmekapazität: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Blutkreislauf''' ist der Weg, den das Blut im Körper vom Menschen und den meisten Tieren zurücklegt. Das '''Herz-Kreislauf-System''' ist das Strömungssystem des [[Blut]]es, das vom [[Herz]]en und von einem Netz aus [[Blutgefäß]]en (''kardiovaskuläres System'', ''Blutgefäßsystem'') gebildet wird. Umgangssprachlich wird der Blutkreislauf auch '''Blutbahn''' oder kurz '''Kreislauf''' genannt, fachsprachlich auch ''Zirkulation''.<ref>"Roche Lexikon Medizin", 5. Auflage, Urban & Fischer, München und Jena 2003, ISBN 3-437-15156-8, Seite 2008.</ref> Bei Tieren, deren Organe von [[Hämolymphe]] statt von Blut versorgt werden, spricht man ebenfalls vom Kreislauf.
Die '''Wärmekapazität''' <math>C</math> eines [[Körper (Physik)|Körpers]] errechnet sich aus dem Verhältnis der ihm zugeführten differentiellen [[Wärmemenge]] <math>dQ</math> zu der dadurch bewirkten differentiellen [[Temperatur]]erhöhung <math>dT</math>:


Bei etlichen Gruppen der [[Vielzellige Tiere|vielzelligen Tiere]] sichert ein Kreislauf das Überleben des [[Organismus]], indem er den Stoffwechsel jeder einzelnen [[Zelle (Biologie)|Körperzelle]] versorgt und die chemischen und [[Physiologie|physiologischen]] Eigenschaften der [[Körperflüssigkeit]]en aufrechterhält. Zum einen transportiert das Blut [[Sauerstoff]] aus den [[Lunge]]n zu den Zellen und [[Kohlendioxid]] in entgegengesetzter Richtung (siehe auch [[Atmung]]). Zum anderen werden aus der [[Verdauung]] gewonnene Nährstoffe wie [[Lipide|Fette]], [[Kohlenhydrate|Zucker]] oder [[Proteine|Eiweiße]] aus dem [[Verdauungstrakt]] in die einzelnen Gewebe transportiert, um dort je nach Bedarf verbraucht, weiterverarbeitet oder gespeichert zu werden. Die entstandenen [[Stoffwechsel]]- oder Abfallprodukte (zum Beispiel [[Harnstoff]] oder [[Harnsäure]]) werden dann in anderes Gewebe oder zu den Ausscheidungsorganen ([[Niere]]n und [[Leber]]) transportiert. Außerdem verteilt das Blut auch Botenstoffe wie zum Beispiel [[Hormon]]e, Zellen der [[Immunsystem|Körperabwehr]] und Teile des [[Hämostase|Gerinnungssystems]] innerhalb des Körpers.
:<math>C = \frac{dQ}{dT} </math>


[[Datei:grafik blutkreislauf.jpg|mini|Schema des Blutkreislaufs beim Menschen:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut]]
Sie wird im [[SI-System]] in [[Joule|J]]/[[Kelvin|K]] angegeben.


== Verbreitung und Formen ==
== Spezifische Wärmekapazität ==
Bedingt durch die Entwicklungsgeschichte der [[Vielzellige Tiere|Tiere]] gibt es unterschiedlich ausgeprägte Arten von Kreisläufen:
* Die Tiergruppen der [[Schwämme]], [[Stachelhäuter]], [[Nesseltiere]], [[Fadenwürmer]] und [[Plattwürmer]] besitzen kein Kreislaufsystem. So führt beispielsweise bei den Plattwürmern der Mund direkt in ein verästeltes Verdauungssystem, aus dem Nährstoffe wegen der Flachheit des Wurmes direkt in alle Zellen [[Diffusion|diffundieren]] können. Sauerstoff diffundiert aus dem Wasser in die Zellen.
* Bei einer Reihe von wirbellosen Tieren wie den [[Gliederfüßer]]n und [[Weichtiere]]n (außer den [[Kopffüßer]]n) findet man einen ''offenen Kreislauf'', bei dem das Blut in den [[Körperhöhle]]n kreist. Hier wird die Körperflüssigkeit, die man als [[Hämolymphe]] bezeichnet, vom Herzen in kurze Gefäße und von dort in alle Körperhöhlen geleitet, bis es schließlich ins Herz zurückfließt. Die Hämolymphe fließt dabei langsam und mit geringem Druck.
* Bei [[Ringelwürmer]]n wie dem [[Regenwürmer|Regenwurm]] existiert ein ''geschlossener Kreislauf'', bei dem die blutähnliche Körperflüssigkeit durch kontraktile Gefäße in Bewegung gehalten wird.
* [[Wirbeltiere]] besitzen einen fast geschlossenen Kreislauf. Hier fließt das [[Blut]] durch ein weitgehend geschlossenes Netz aus Blutgefäßen, das alle [[Organ (Biologie)|Organe]] erreicht. Herz und Blutgefäße bilden das Herz-Kreislauf-System. Dieses hat sich im Lauf der Evolution der Wirbeltiere stark verändert.
** Bei den meisten Fischen sind Herz und Kiemen in Serie geschaltet. Eine Vermischung von sauerstoffarmen mit sauerstoffreichem Blut findet nicht statt.
** Der [[Australischer Lungenfisch|Australische Lungenfisch]]<ref>Warren W. Burggren, Kjell Johansen: ''Circulation and respiration in lungfishes (Dipnoi).'' In: ''Journal of Morphology'', Band 190, Nr. S1, 1986, S. 217–236</ref> und [[Landwirbeltiere]] besitzen einen separaten [[Lungenkreislauf]]. Bei den Vögeln und Säugern ist dieser vollständig vom Körperkreislauf getrennt, so dass in ihm ein sehr viel niedrigerer Druck herrschen kann.<ref name="Kurzes">{{Literatur |Autor=Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch |Titel=Kurzes Lehrbuch der Zoologie |Auflage=5. |Verlag=Gustav Fischer Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=1985 |ISBN=3-437-20337-1 |Seiten=188&nbsp;f}}</ref>
** Bei den wechselwarmen (''poikilothermen'') Landwirbeltieren, also [[Amphibien]] und [[Reptilien]], findet eine Vermischung von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut im Herzen statt, weil nur eine oder zwei unvollständig getrennte Herzkammern vorliegen. Ursache ist, dass ihr „neues“ Atmungsorgan – die [[Lunge]] – aus dem sauerstoffverbrauchenden Organ [[Schwimmblase]] hervorgeht.
** Bei den gleichwarmen (''homoiothermen'') Tieren, den [[Vögel]]n und [[Säugetiere]]n, besteht das Herz aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern, so dass eine vollständige Trennung von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut besteht.


== Allgemeines zum geschlossenen Blutkreislauf ==
Die '''spezifische Wärmekapazität''' <math>c</math> wird auf die [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math> des Körpers bezogen und ist eine temperaturabhängige Materialkonstante. Sie wird in [[Joule|J]]/[[Kilogramm|kg]]·[[Kelvin|K]] angegeben:
=== Aufbau ===
Der Blutkreislauf besteht aus dem Herzen und den [[Blutgefäß]]en. Blutgefäße, die zum Herzen führen, werden als [[Vene]]n (Blutadern) bezeichnet, diejenigen, die vom Herz wegführen, als [[Arterie]]n (Schlagadern). Je weiter die Blutgefäße vom Herzen entfernt sind, desto verzweigter werden sie und desto kleiner wird auch ihr Durchmesser. Arterien werden zuerst zu [[Arteriole]]n und diese zu [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]], welche das Gewebe versorgen. Diese führen wiederum zusammen und bilden die postkapillaren [[Venole]]n, die zu Venen werden.


=== Blutgefäße ===
:<math>c = \frac Cm</math>
Blutgefäße werden aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Funktion in mehrere Arten unterteilt. Die [[Arterie]]n transportieren das Blut unter hohem Druck und mit hoher Fließgeschwindigkeit, deswegen besitzen sie eine dicke, muskuläre Gefäßwand. Durch sie gelangt das Blut aus dem Herzen in die verschiedenen Gewebe. Von den Arterien gehen die [[Arteriole]]n ab, sie dienen als Kontrollventile und haben deswegen starke muskuläre Wände, die die Gefäße verengen ([[Vasokonstriktion]]) oder weiten ([[Vasodilatation]]) können. Sie verzweigen sich weiter zu den [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]], die den Austausch von Flüssigkeiten, Nährstoffen, Elektrolyten, Hormonen und anderen Stoffen zwischen Blut und Gewebe vornehmen und deswegen mit einer dünnen Gefäßwand (nur [[Endothel]]) ausgestattet sind, die für niedermolekulare Stoffe durchlässig ([[Selektive Permeabilität|selektiv permeabel]]) ist. In einigen Organen ([[Leber]], [[Milz]]) sind die Kapillaren erweitert und das Endothel wird diskontinuierlich, dann spricht man von [[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoiden]].


[[Venole]]n haben nur eine dünne Gefäßwand. Sie sammeln das Blut aus den Kapillaren, um es wieder den [[Vene]]n zuzuführen, die es von der Peripherie zurück zum Herzen transportieren. Weiterhin dienen sie als Blutspeicher. Sie haben dünne muskuläre Wände, die das Weiten oder Verschließen der Gefäße erlauben. Ein Teil der Flüssigkeit tritt im Kapillargebiet aus den Gefäßen aus und wird über [[Lymphgefäß]]e abtransportiert. Die großen [[Lymphsammelstamm|Lymphsammelstämme]] münden nahe dem Herzen wieder in das Venensystem.
Lokale Minima und Maxima der temperaturabhängigen spezifischen Wärmekapazität sind ein klarer Hinweis auf [[struktur]]elle Veränderungen, die in diesem Bereich stattfinden. So zeigt etwa [[Wasser]] bei etwa 37,5 [[Grad Celsius|°C]] ein Minimum.<ref>Gerhard Resch, [[Viktor Gutmann]]: ''Die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie'', Barthel&Barthel Verlag, Schäftlarn 1986 ISBN 978-3-88950-025-0, S. 333</ref> Dass die mittlere [[Bluttemperatur]] des [[Mensch]]en genau in diesem Bereich liegt, dürfte kaum ein Zufall sein.


Benachbarte Blutgefäße mit gleichem Zielgebiet werden als [[Kollaterale]]n bezeichnet. In fast allen Körperregionen gibt es Verbindungen zwischen diesen benachbarten Blutgefäßen, sogenannte [[Anastomose]]n. Diese sorgen dafür, dass bei einer Verlegung (etwa einer [[Thrombose]]) oder Verletzung eines Blutgefäßes die Versorgung vom Nachbargefäß übernommen werden kann. Arterien, die keine Anastomosen aufweisen, nennt man ''Endarterien''. Kommt es zu einer Verlegung einer Endarterie, so wird der entsprechende Gewebsabschnitt nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab ([[Infarkt]]). Die Anastomosen können aber auch zu schwach sein, um eine vollständige Kompensation eines Ausfalls zu ermöglichen. In diesem Fall spricht man von ''funktionellen Endarterien''. Eine Verstopfung oder Verletzung dieser Arterien führt zu einer Minderdurchblutung ([[Ischämie]]).
== Molare Wärmekapazität ==


=== Aufgaben und Funktionen ===
Die vor allem in der [[Chemie]] verwendete '''molare Wärmekapazität''', veraltet auch '''Molwärme''' genannt, ist ebenfalls eine stoffspezifische Materialkonstante. Sie wird auf die [[Stoffmenge]] <math>n</math> bezogen und in [[Joule|J]]/[[mol]]·[[Kelvin|K]] angegeben:
[[Blut]] erfüllt im Körper verschiedene Aufgaben. Es transportiert Sauerstoff aus den Lungen zum Gewebe und Kohlenstoffdioxid zurück. Weiterhin wird das Gewebe mit Nährstoffen aus dem Verdauungstrakt versorgt und von entstandenen Stoffwechsel- und Abfallprodukten befreit, die zu den Ausscheidungsorganen ([[Niere]]n und [[Leber]]) transportiert werden. Blut dient zudem als wichtiges Medium für den Transport von Hormonen zwischen einzelnen Organsystemen sowie von Komponenten der Immunabwehr und der Blutgerinnung zu Orten im Körper, an denen sie gebraucht werden.


Der Blutkreislauf dient demzufolge letztendlich dazu, es dem Blut zu ermöglichen, sich durch den gesamten Körper zu bewegen. Weiterhin spielt der Blutkreislauf eine wichtige Rolle bei der [[Thermoregulation]]. Über den Grad der Durchblutung der [[Haut]] wird die Wärmeabgabe über die Körperoberfläche reguliert.
:<math>c = \frac Cn</math>
 
== Blutkreislauf der wechselwarmen Wirbeltiere ==
{{Siehe auch|Herz|Herz#Herzen der Wirbeltiere|titel2=Herzen der Wirbeltiere}}
 
=== Fische ===
[[Datei:Blutkreislauf Fische.svg|mini|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Fische:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut]]
 
Das Herz der [[Fische]] ist unter den Wirbeltieren das am einfachsten gebaute. Es besteht aus vier Räumen, zwei einleitenden dünnwandigen, ''Sinus venosus'' und Vorhof, einer dickwandigen, muskulösen Kammer und dem abschließenden ''Bulbus'' oder ''Conus arteriosus''. Zwischen Vorhof und Kammer befindet sich eine Klappe, die einen Rückstrom des Blutes verhindert. Ebenso wie das Herz ist auch der Blutkreislauf selbst relativ einfach strukturiert. Das venöse Blut wird aus dem Herzen in die [[Kieme]]n geleitet (''Kiemenkreislauf''), in denen es mit Sauerstoff aus dem Wasser angereichert wird. Anschließend wird das sauerstoffreiche Blut in den ''Körperkreislauf'' weitertransportiert. In den Kapillaren gibt es den Sauerstoff ab und nimmt dafür Kohlendioxid auf. Neben dem Herz nimmt auch die Muskulatur der Kiemen am Transportvorgang teil. Der Nachteil dieser Konstruktion ist, dass der [[Blutdruck]] im Kapillarnetz des Kiemenkreislaufs stark abfällt, der Blutstrom durch den Körper also relativ langsam ist. Zudem haben Fische ein geringes Blutvolumen. Es macht weniger als ein Zehntel des Körpergewichts aus. Außerdem liegt der Sauerstoffgehalt im Blut eines Fisches weit unter dem des menschlichen Blutes.
 
=== Amphibien ===
==== Doppelter Kreislauf ====
[[Datei:Blutkreislauf Amphibien.svg|mini|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Amphibien:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut<br />rosa = Mischblut]]
 
Bei den [[Amphibien]] (Lurchen) besteht das Herz aus einer Kammer und zwei Vorhöfen. Der Gasaustausch findet sowohl in der Lunge als auch in der [[Haut]] statt. Die beiden Kreisläufe der Amphibien werden daher als ''Lungen-Haut-Kreislauf'' und ''Körperkreislauf'' bezeichnet. Da sie, im Gegensatz zu Fischen, nicht hintereinander geschaltet sind, spricht man von einem ''doppelten Kreislauf''.
 
Der linke Vorhof empfängt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge, der rechte Vorhof eine Mischung von sauerstoffarmem Blut aus dem Körper und sauerstoffreichem Blut aus der Haut. Beide Vorhöfe leiten das Blut in die einheitliche Kammer. Diese Kammer besitzt einen Ausflusstrakt (''Truncus'' oder ''Conus arteriosus''), der sich in jeweils einen Stamm für die beiden Kreisläufe teilt. Eine leistenartige Erhebung im Ventrikel und im [[Lumen (Biologie)|Lumen]] des Ausflusstrakts sorgt dafür, dass das Blut relativ „sortenrein“ durch das Herz fließt, das Blut aus den beiden Vorhöfen sich also nur wenig vermischt. Das sauerstoffreichere Blut wird zum überwiegenden Teil in die Halsschlagadern und die Aorta geleitet, während das sauerstoffärmere Blut in die Lungen-Haut-Arterie gelenkt wird. Wie Reptilien und Vögel besitzen die Amphibien bereits einen [[Nierenpfortader]]kreislauf.
 
==== Entwicklung ====
Amphibien haben ursprünglich vier paarige [[Kiemenbogen]]arterien, die zu beiden Seiten aus der Aorta entspringen. Bei ausgewachsenen Lurchen entwickelt sich die erste zur ''Arteria carotis'', die den Kopf versorgt. Die Arterien des zweiten Bogens vereinigen sich zur ''Aorta descendens'', der absteigenden Aorta. Die dritte Kiemenbogenarterie bildet sich zurück, und aus den vierten entwickelt sich der paarige [[Aortenbogen]].
 
=== Reptilien ===
[[Datei:Blutkreislauf Reptilien.svg|mini|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Reptilien:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut<br />rosa = Mischblut]]
 
Die zu den [[Reptilien]] zusammengefassten [[Taxon|Taxa]] besitzen ein Herz, das ebenso aus zwei Vorhöfen und einer Kammer besteht. Diese ist jedoch nahezu vollständig durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt. Aus dem Körper strömt sauerstoffarmes Blut in den rechten Vorhof, aus den Lungen mit Sauerstoff angereichertes Blut fließt in den linken Vorhof. Beide Vorhöfe leiten das Blut in die Herzkammer, aus der drei Schlagadern abgehen. In der rechten fließt sauerstoffarmes Blut zur Lunge, in der linken sauerstoffreiches Blut zum Kopf und in den Körper. Da die Trennung der Herzkammer jedoch nicht vollständig ist, kommt es zur Bildung von Mischblut (circa 10 bis 40&nbsp;Prozent). Dieses fließt durch die mittlere Schlagader in den Körper.
 
Eine Besonderheit stellen die [[Krokodile]] dar, bei ihnen sind die beiden Herzkammern komplett getrennt. Zwischen der linken und der rechten Schlagader besteht bei ihnen mit dem ''Foramen Panizzae'' eine Verbindung. Dabei entspringt die linke Aorta an der rechten Herzkammer und die rechte an der linken. Durch das Fenster vermischt sich das sauerstoffreiche Blut der rechten Kammer mit dem sauerstoffarmen der linken Kammer im Bereich der rechten Aorta, so dass Mischblut in den Körperkreislauf geführt wird und dabei vor allem in die peripheren Bereiche des Körpers gelangt. Zugleich fördert die linke Aorta sauerstoffreiches Blut in den Körper und vor allem in den Kopf des Tieres. Beim Tauchvorgang schließt sich das ''Foramen Panizzae'' vollständig, so dass die rechte Aorta nur noch mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird, der Kopf jedoch weiterhin sauerstoffreiches Blut bekommt.
 
Auch bei den Dinosauriern lag vermutlich eine vollständige Trennung der Herzkammern vor, was sie zu gewissermaßen gleichwarmen Tieren machen würde und somit deren langes Überleben erklären könnte (siehe [[Thermoregulation#Warum Thermoregulation?|Thermoregulation]]). Dies ergibt sich aufgrund ihrer Position im Stammbaum zwischen den Krokodilen und den Vögeln, die beide eine durchgängige Trennwand im Herzen besitzen.
<!-- Erst wenn im Herzen keine Mischung von sauerstoffarmen und sauerstoffreichem Blut mehr stattfindet, ist das Lebewesen nicht mehr wechselwarm, sondern gleichwarm.-->
 
== Blutkreislauf der gleichwarmen Wirbeltiere ==
[[Datei:Blutkreislauf Gleichwarme.svg|250px|mini|Schematischer Aufbau eines doppelten Blutkreislaufs:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut]]
 
Im Gegensatz zu den wechselwarmen Tieren ist das [[Herz]] der gleichwarmen Tiere, also auch das des [[Mensch]]en, vollständig in vier Räume (Herzhöhlen genannt) geteilt. Deshalb kann es als in zwei Hälften geteilt betrachtet werden, obwohl es sich im gesamten um ein einziges [[Organ (Biologie)|Organ]] handelt. Jede dieser Hälften besteht aus einem Vorhof und einer Kammer, die jeweils als Einheit arbeiten. Während die rechte Herzhälfte das Blut durch den [[Lungenkreislauf]] (''kleiner Blutkreislauf'') leitet, der das Blut mit Sauerstoff anreichert, führt die linke Herzhälfte das Blut durch den [[Körperkreislauf]] (''großer Blutkreislauf''), um die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen.
 
Diese beiden Kreisläufe sind in Reihe geschaltet, so dass das gesamte Blut immer auch durch den Lungenkreislauf fließen muss. Im Unterschied dazu sind die Organe im Körperkreislauf parallel geschaltet.
 
Die Existenz zweier Blutkreisläufe (großer Körper- und kleiner Lungenkreislauf) hat wichtige Vorteile:
* Der Druck kann in beiden Kreisläufen unterschiedlich sein. Im Lungenkreislauf ist er erheblich niedriger, so dass eine geringere Wanddicke in den Lungen einen besseren [[Gasaustausch]] ermöglicht.
* Die Lunge mit ihren Kapillaren funktioniert als Filter gegen Blutgerinnsel ([[Thrombus|Thromben]]) u.&nbsp;ä., bevor das Blut von der linken Herzseite unter anderem zum Gehirn geleitet wird. Die Lunge hat dazu thrombenlösende Eigenschaften.
 
Im [[Lungenkreislauf]] verlässt das Blut die rechte Herzkammer über den ''Lungenstamm'' (lat. ''[[Truncus pulmonalis]]'') in Richtung der [[Lunge]]n, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Dann wird es von der ''Lungenvene'' (lat. ''Vena pulmonalis'') in den linken Herzvorhof geleitet. Vom linken Vorhof gelangt es in die linke Kammer, von wo aus es durch die [[Aorta]] in den [[Körperkreislauf]] geleitet wird. Während bei den Säugern die Aorta auf der linken Körperseite verläuft, liegt sie bei Vögeln auf der rechten. Nach der Versorgung der Organe kehrt das nun mit [[Kohlendioxid]] angereicherte Blut durch die [[Vena cava superior|obere]] und die [[Vena cava inferior|untere Hohlvene]] in den rechten Vorhof zurück. Wenn das Blut vom rechten Vorhof in die rechte Kammer kommt, beginnt der Kreislauf von neuem.
 
Eine Besonderheit stellt das [[Pfortader]]system dar. Blut, das von den Organen des [[Verdauungstrakt]]s kommt, wird in der Pfortader gesammelt und gelangt in die Leber, wo die aufgenommenen [[Nährstoff]]e verwertet werden. Auch die Hirnanhangsdrüse ([[Hypophyse]]) hat ein [[Hypophysenpfortader|Pfortadersystem]]. Vögel und Reptilien haben zudem eine [[Nierenpfortader]].
 
== Physiologie ==
[[Datei:Electrical model cardiovascular system.svg|mini|hochkant=1.25|Elektrisches Analogon des menschlichen Kreislaufs. Hochdrucksystem rot, Niederdrucksystem blau. [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensatoren]] unterschiedlicher [[Elektrische Kapazität|Kapazität]] modellieren die Dehnbarkeiten.]]
 
Zur Beschreibung des Herz-Kreislauf-Systems bedient man sich Analogien zu [[Stromkreis|elektrischen Stromkreisen]]:
* [[Elektrische Spannung]] <math>U</math> →&nbsp;[[Druck (Physik)|Druckdifferenz]] <math>\Delta p</math>
* [[Elektrische Stromstärke]] <math>I</math> (Ladung pro Zeit) →&nbsp;[[Volumenstrom]]stärke <math>\dot V</math> (Blutvolumen pro Zeit)
* [[Elektrischer Widerstand]] <math>R</math> →&nbsp;[[Gefäßwiderstand]] <math>R</math>
 
Die [[Kirchhoffsche Regeln|kirchhoffschen Regeln]] lassen sich folgendermaßen übertragen:
# Bei Aufzweigung oder Vereinigung von Gefäßen ist die Summe der Volumenstromstärken der zuführenden Gefäße gleich der Summe der Volumenstromstärken der abführenden Gefäße. Dies ergibt sich intuitiv aus der Überlegung, dass kein Blut verloren geht.
# Zwischen zwei Punkten im Gefäßsystem A und B besteht eine Druckdifferenz, die sich als Summe der Druckdifferenzen auf dem Weg von A nach B berechnen lässt. Für jeden beliebigen Weg durch das Gefäßsystem erhält man dieselbe Druckdifferenz zwischen A und B.
 
Von besonderer Bedeutung ist die Entsprechung des [[Ohmsches Gesetz|ohmschen Gesetzes]]:
:<math>\Delta p = R \cdot \dot V</math> oder umgestellt <math>\dot V = \frac{\Delta p}{R}</math>
 
Sie besagt, dass die Druckdifferenz zwischen den Enden eines Gefäßsystems umso größer ist, je größer der Widerstand und je größer die Stromstärke ist. Umgestellt nach der Stromstärke ergibt sich, dass diese umso größer ist, je größer die Druckdifferenz und je kleiner der Widerstand ist; der Abfall des Druckes im Verlauf eines Gefäßsystems lässt sich damit als Antrieb des Blutstroms auffassen. All diese Zusammenhänge gelten sowohl für einzelne Gefäße als auch für größere Stromgebiete (z.&nbsp;B. ganzes Organ, alle Arterien, gesamter Körperkreislauf); die entsprechenden Widerstände ergeben sich dabei unter sinngemäßer Anwendung der Regeln zur [[Elektrischer Widerstand#Reihen- und Parallelschaltung|Addition von elektrischen Widerständen in Reihen- und Parallelschaltung]] aus den Widerständen der enthaltenen Einzelgefäße oder Gefäßsysteme.
 
Der Widerstand des gesamten Körperkreislaufs heißt ''[[Peripherer Widerstand|totaler peripherer Widerstand]]'' (TPR). Weil die gedanklich zusammengefassten Kreislaufabschnitte „Arterien“, „Arteriolen“, „Kapillaren“, „Venolen“ und „Venen“ in Reihe geschaltet sind, lässt sich der TPR durch Addition der zusammengefassten Widerstände dieser Kreislaufabschnitt berechnen. So entfallen vom Widerstand<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=581}}</ref>
* 45–55 % auf die terminalen Arterien und Arteriolen (''Widerstandsgefäße'', regulierbar),
* 20–25 % auf die Kapillaren,
* 3–4 % auf die Venolen und nur
* 3 % auf die mittleren und großen Venen.
 
Aus der Reihenschaltung folgt ferner, dass die Stromstärke in all diesen Kreislaufabschnitten dieselbe ist, nämlich das [[Herzzeitvolumen]]. Weil der Volumenstrom derselbe ist, treten wegen <math>\Delta p = R \cdot \dot V</math> in den Abschnitten mit dem größten Widerstand auch die größten Druckabfälle auf: Beträgt der Mitteldruck in der Aorta und in den großen Arterien noch etwa 130&nbsp;hPa (100&nbsp;mmHg), fällt er in den Arterienästen auf 50&nbsp;hPa (40&nbsp;mmHg) ab, und beträgt in den Kapillaren nur noch 33&nbsp;hPa (25&nbsp;mmHg). In den Venolen beträgt er 27&nbsp;hPa (20&nbsp;mmHg), in den Pfortadern letztendlich nur noch 4&nbsp;hPa (3&nbsp;mmHg). Insgesamt wird der Blutstrom durch den Körperkreislauf also von einer Druckdifferenz in der Größenordnung 90&nbsp;mmHg angetrieben, diese Differenz wird auch als ''arteriovenöse Druckdifferenz'' (Differenz zwischen ''[[Mittlerer arterieller Druck|mittlerem arteriellen]]'' und ''[[Zentraler Venendruck|zentralem Venendruck]]'') bezeichnet. Der Widerstand des Lungenkreislaufs ist viel niedriger als der des Körperkreislaufs; weil die Stromstärke (normale Anatomie vorausgesetzt) aber dieselbe sein muss, sind hier nur 7&nbsp;mmHg Druckdifferenz zwischen den [[Arteria pulmonalis|Pulmonalarterien]] (14&nbsp;mmHg) und den [[Arteria pulmonalis|Lungenvenen]] (7&nbsp;mmHg) nötig.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=621}}</ref>
 
Unter Verwendung der Größen arteriovenöse Druckdifferenz für <math>\Delta p</math>, totaler peripherer Widerstand für <math>R</math> und Herzzeitvolumen für <math>\dot V</math>, lassen sich Aussagen über den gesamten Körperkreislauf treffen: Eine Senkung des TPR erhöht bei gleichbleibender arteriovenöser Druckdifferenz wegen <math>\dot V = \frac{\Delta p}{R}</math> das Herzzeitvolumen, anders gesagt muss die [[Herzfrequenz|Frequenz]] oder das [[Schlagvolumen]] des Herzens steigen, damit der Blutdruck konstant bleibt. Wird dagegen das Herzzeitvolumen konstant behalten, sinkt wegen <math>\Delta p = R \cdot \dot V</math> die arteriovenöse Druckdifferenz und damit der arterielle Blutdruck.
 
=== Blutdruck und -volumen ===
[[Datei:Herz-Kreislauf-Diagramm.svg|mini|hochkant=1.25|Herz&shy;zeit&shy;volumen und zentraler Venen&shy;druck ergeben sich im Herz-Kreislauf-Diagramm als Schnitt&shy;punkt von Herz&shy;funktions&shy;kurve und Gefäß&shy;funktions&shy;kurve.
{| class="mw-collapsible mw-collapsed" style="margin:0.5em 0 0 0"
|+ Legende
|-
| style="background-color:#ffdddd;"| Herz&shy;funktions&shy;kurve (HZV steigt mit zunehmendem ZVD wegen Frank/Starling)
<ul>
<li>gepunktet: gesteigerte<sup>s</sup> bzw. verminderte<sup>p</sup> Herz&shy;kraft</li>
</ul>
|-
| style="background-color:#ddddff;"| Gefäß&shy;funktions&shy;kurve (ZVD sinkt mit zunehmendem HZV wegen Verlagerung von Blut ins Hochdruck&shy;system)
<ul>
<li>gepunktet: verminderter<sup>−s</sup> (oben) bzw. erhöhter<sup>+s</sup> (unten) peripherer Widerstand</li>
<li>gestrichelt: gesteigertes bzw. vermindertes Blut&shy;volumen oder verminderte<sup>+s</sup> bzw. gesteigerte<sup>−s</sup> Venen&shy;kapazität</li>
</ul>
|-
| Die Verschiebungen der Kurven treten im Rahmen der sympathischen (s) und parasympathischen (p) Steuerung auf, können aber auch Krankheiten modellieren.
|}]]
 
Man unterscheidet zwischen dem Niederdruck- und dem Hochdrucksystem. Zum Niederdrucksystem gehören die Venen des Körperkreislaufs, das rechte Herz, die Gefäße des Lungenkreislaufs, der linke Vorhof und nur während der Diastole auch die linke Herzkammer.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=582}}</ref> Zum Hochdrucksystem gehören die linke Kammer während der Systole sowie die Arterien und Arteriolen des Körperkreislaufs.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=582}}</ref> Das Niederdrucksystem enthält fast 85 % des [[Blutvolumen]]s,<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=582}}</ref>
 
Ohne Herztätigkeit ergibt sich ein mittlerer Füllungsdruck von etwa 6–7&nbsp;mmHg in beiden Systemen.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=583}}</ref> Ein arbeitendes Herz hält verglichen mit diesem Zustand eine Verschiebung von Blut ins Hochdrucksystem aufrecht. Dabei steigt der ''[[Mittlerer arterieller Druck|mittlere arterielle Blutdruck]]'' stark an, während der ''[[Zentraler Venendruck|zentrale Venendruck]]'' nur um etwa 2–4&nbsp;mmHg abfällt.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=583}}</ref> Der Grund dafür sind die sehr unterschiedlichen Dehnbarkeiten beider Systeme: Eine gleiche Druckveränderung geht im Niederdrucksystem mit einer 200-mal größeren Volumenveränderung einher als im Hochdrucksystem.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=582}}</ref> Venen stellen daher ''Kapazitätsgefäße'' dar, deren Kapazität ([[Compliance (Physiologie)|Compliance]], Volumen pro Druck) durch gesteigerten glattmuskulären Tonus gesenkt werden kann,<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=584}}</ref> wobei der zentrale Venendruck steigt.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=552}}</ref> Dies tritt als Anpassung an körperliche Aktivität auf (da ein erhöhter zentraler Venendruck über den [[Frank-Starling-Mechanismus]] das [[Schlagvolumen]] des Herzens erhöht), ferner kompensatorisch bei Blutverlust (der fast vollständig das Niederdrucksystem betrifft) sowie als Teil der [[Orthostase-Reaktion]]. Im umgekehrten Fall, der zum Beispiel bei [[Bluttransfusion]]en auftritt, ändert sich ebenfalls hauptsächlich das Volumen des Niederdrucksystems.
 
Spricht man umgangssprachlich vom [[Blutdruck]], so meint man den Blutdruck der Arterien im Körperkreislauf. Dieser schwankt zwischen [[Systole]] (der Auswurfphase des Herzens) und [[Diastole]] (der Füllungsphase in den vier Herzhöhlen) und wird als Doppelwert dieser beiden Phasen angegeben. Dabei werden zuerst der systolische und dann der diastolische Wert genannt. Durchschnittlich liegen diese Werte für die Systole zwischen 130 und 190&nbsp;hPa (100–140&nbsp;mmHg) und für die Diastole zwischen 80 und 120 hPa (60–90 mmHg). Der Unterschied zwischen dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck wird als [[Pulsamplitude]], als ''Blutdruckamplitude'' oder als Pulsdruck bezeichnet.
 
=== Blutfluss ===
Obwohl das Herz nur während der Systole Blut auswirft, ist der Blutstrom durch den Körper recht gleichmäßig. Dies liegt an der sogenannten [[Windkesselfunktion]] der Aorta und der großen Arterien. Während der Systole dehnt sich die Gefäßwand aus; so nimmt die Schlagader einen Teil des ausgeworfenen Blutes auf – und gibt ihn in der Diastole, in der kein Blut aus dem Herzen austritt, wieder ab. Diese Volumendehnbarkeit ([[Compliance (Physiologie)|Compliance]]) wandelt also das stoßweise austretende Blut in einen gleichmäßigeren Strom um. Würde der Druck nicht durch die elastischen Gefäße gespeichert werden können, so würde der Druck in der Aorta wesentlich dramatischer schwanken. Interessanterweise würde im zeitlichen Mittel aber wesentlich weniger Blut durch die Gefäße strömen, da viel Strömungsenergie für das ständige Beschleunigen des Blutes aufgezehrt würde.
 
Die Druckwelle bewegt sich beim jungen, erwachsenen [[Mensch]]en mit etwa 6 Metern pro Sekunde, beim alten Menschen verdoppelt sich die Geschwindigkeit. Da mit zunehmendem Lebensalter die [[Gefäß (Anatomie)|Gefäßwände]] immer unelastischer werden, vermindert sich der Druckspeichereffekt mit dem Lebensalter immer mehr und der [[Volumen]]strom reduziert sich.
 
Von der Geschwindigkeit der Druckwelle zu unterscheiden ist die wesentlich geringere Fließgeschwindigkeit des Blutes. Das Produkt von Fließgeschwindigkeit ''v'' und Querschnittsfläche ''A'' aller parallel geschalteten Gefäße eines Kreislaufabschnitts (z.&nbsp;B. aller Arterien, aller Arteriolen, aller Kapillaren, aller Venolen oder aller Venen) muss im zeitlichen Mittel dem Herzzeitvolumen entsprechen. Aus dem Kontinuitätsgesetz
 
:<math>\dot V = v \cdot A = \text{konst.}</math>
 
folgt, dass die Fließgeschwindigkeit in der verhältnismäßig engen Aorta am größten (bei einem Querschnitt von 5&nbsp;cm² maximal 1,2&nbsp;m/s, im Mittel 0,15&nbsp;m/s bis 0,2&nbsp;m/s)<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=579}}</ref> und in den postkapillären Venolen am kleinsten ist (bei einem geschätzten Gesamtquerschnitt von 0,3&nbsp;m² unter Annahme eines Herzzeitvolumens von 5,6&nbsp;l/min 0,3&nbsp;mm/s)<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Robert Franz Schmidt]], Florian Lang, Manfred Heckmann |Titel=Physiologie des Menschen |Auflage=31. |Verlag=Springer Medizin Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-01650-9 |Seiten=581}}</ref>. Die niedrige Fließgeschwindigkeit bei geringem Druck prädestiniert die postkapillären Venolen für den [[Leukodiapedese|Durchtritt von Immunzellen]].
 
Während der Blutfluss in den Arterien allein von der Druckkraft des Herzens realisiert wird, spielen bei Venen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zu einem gewissen Grad wirkt die Druckkraft über das Kapillarbett hinaus auch auf die Venen (sog. ''vis a tergo'', „Kraft von hinten“). In den Venen wird das Blut vor allem schubweise über von außen wirkende Kräfte zurück zum Herz transportiert. Die ''äußeren Kräfte'' sind vor allem die Kontraktionen umliegender [[Skelettmuskel]]n, außerdem die Druckwellen durch anliegende Arterien. Bei den großen Venen im Körperinneren wird der Blutfluss durch die Druckschwankungen bei der Atmung (Erweiterung der Venen durch den Unterdruck bei der [[Inspiration (Medizin)|Inspiration]]) realisiert. [[Venenklappe]]n verhindern, dass Blut durch die Kraftwirkung oder aufgrund der Schwerkraft in die falsche Richtung fließt. Der Ansaugdruck durch die Erweiterung der Vorhöfe des Herzens spielt nur bei den herznahen großen Venen eine Rolle.
 
=== Lymphsystem ===
Das [[Lymphsystem]] dient dazu, Wasser und darin gelöste Stoffe aus dem Körpergewebe wieder dem Blutkreislauf zuzuführen. In Umgebung der Kapillaren findet ein Flüssigkeitsaustausch zwischen Blut und Gewebe statt, angetrieben vom ''effektiven Filtrationsdruck'', der sich aus den Differenzen der [[Hydrostatischer Druck|hydrostatischen]] und [[Kolloidosmotischer Druck|kolloidosmotischen Drücken]] auf beiden Seiten ergibt. Während im arteriellen Schenkel der Kapillaren der Flüssigkeitsausstrom überwiegt, wechselt der effektive Filtrationsdruck mit Abnahme des Blutdrucks hin zu den postkapillären Venolen das Vorzeichen, sodass ein großer Teil der Flüssigkeit wieder in die Blutgefäße zurückkehrt. Da dieser Prozess aber nicht hundertprozentig effektiv ist, sammeln [[Lymphgefäß]]e die restliche Flüssigkeit, jetzt [[Lymphe]] genannt, und führen sie den Venen in der Nähe des Herzens wieder zu. Auf dem Weg dorthin fließt die Lymphe durch die [[Lymphknoten]], in denen sie gefiltert und dem [[Immunsystem]] präsentiert wird. Die Filtrationsbilanz hängt auch vom Tonus der Widerstandsgefäße ab: Vasokonstriktion senkt den Filtrationsdruck und stellt damit auch einen mittelfristigen Mechanismus zur Erhöhung des Plasmavolumens dar.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Blutkreislauf}}


== Literatur ==
* {{WikipediaDE|Wärmekapazität}}
* Neil A. Campbell, Jane B. Reece: ''Biologie.'' 6., aktualisierte Auflage. Pearson Studium, München u.&nbsp;a. 2006, ISBN 3-8273-7180-5.
* {{WikipediaDE|Spezifische Wärmekapazität}}
* Uwe Gille: ''Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia.'' In: Franz-Viktor Salomon u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 404–463.
* {{WikipediaDE|molare Wärmekapazität}}
* Charles Reginald Schiller Harris: ''The heart and the vascular system in ancient Greek medicine from Alcmaeon to Galen.'' Oxford 1973.
* J. R. Levick: ''Physiologie des Herz-Kreislauf-Systems.'' Barth, Heidelberg u.&nbsp;a. 1998, ISBN 3-8252-8129-9 (''UTB'' 8129).
* Stefan Silbernagl, Agamemnon Despopoulos: ''Taschenatlas der Physiologie.'' Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-567706-0.
* {{Literatur
  |Autor=
  |Hrsg=Robert Franz Schmidt, Florian Lang, Manfred Heckmann
  |Titel=Physiologie des Menschen
  |Auflage=31.
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  |Datum=2010
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  |Kapitel=Kapitel 28 ''Kreislauf''
  |Seiten=}}


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
{{Commonscat|Circulatory system|Blutkreislauf}}
* [http://www.angiologie-online.de/blutkrei.htm Gefaess-Medizin.de: Kreislauf des Blutes]
* [http://www.eduvinet.de/mallig/bio/Repetito/Evolut3.html Vergleich der verschiedenen Blutkreisläufe der Wirbeltiere]
* [http://www.herzklick.de/home/zusatzinfos/fetaler-umgehungskreislauf/60,0,1,0.html ''Fetaler Umgehungskreislauf''.] Herzklick


== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Thermodynamik]]
 
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{{Wikipedia}}

Version vom 27. Februar 2020, 10:49 Uhr

Die Wärmekapazität eines Körpers errechnet sich aus dem Verhältnis der ihm zugeführten differentiellen Wärmemenge zu der dadurch bewirkten differentiellen Temperaturerhöhung :

Sie wird im SI-System in J/K angegeben.

Spezifische Wärmekapazität

Die spezifische Wärmekapazität wird auf die Masse des Körpers bezogen und ist eine temperaturabhängige Materialkonstante. Sie wird in J/kg·K angegeben:

Lokale Minima und Maxima der temperaturabhängigen spezifischen Wärmekapazität sind ein klarer Hinweis auf strukturelle Veränderungen, die in diesem Bereich stattfinden. So zeigt etwa Wasser bei etwa 37,5 °C ein Minimum.[1] Dass die mittlere Bluttemperatur des Menschen genau in diesem Bereich liegt, dürfte kaum ein Zufall sein.

Molare Wärmekapazität

Die vor allem in der Chemie verwendete molare Wärmekapazität, veraltet auch Molwärme genannt, ist ebenfalls eine stoffspezifische Materialkonstante. Sie wird auf die Stoffmenge bezogen und in J/mol·K angegeben:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gerhard Resch, Viktor Gutmann: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie, Barthel&Barthel Verlag, Schäftlarn 1986 ISBN 978-3-88950-025-0, S. 333