Basilides (Gnostiker) und Galle: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Basilides''' ({{ELSalt|Bασιλίδης}}) eigentlich ''Basileides'' (* ca. 85 in Syrien (?); † ca. 145) war ein [[Gnostizismus|Gnostiker]] in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]].
[[Datei:Gallenblase.png|miniatur|Die Gallenblase]]


== Leben und Lehre ==
Die '''Galle''' ({{ELSalt|χολή}} ''cholé''; [[Latein|lat.]] ''bilis'') ist eine von der [[Leber]] abgesonderte, gelbliche bis grünliche [[Körper]]flüssigkeit, die in der '''Gallenblase''' ([[lat.]] ''Vesica fellea'' bzw. ''biliaris'', von [[Latein|lat.]] ''vesica'' ‚Blase‘ und ''fellis'' bzw. ''bilis'' ‚Galle‘), einem [[Wikipedia:Hohlorgann|Hohlorgann]] der [[Wirbeltiere]] und des [[Mensch]]en, gesammelt und bei Bedarf in den [[Wikipedia:Zwölffingerdarm|Zwölffingerdarm]] abgegeben wird. Die Gallenflüssigkeit enthält etwa 82% [[Wasser]] 12% [[Wikipedia:Gallensäuren|Gallensäuren]] in Form ihrer [[Salz]]e, die der [[Verdauung]] der [[Fette]] dienen, ca. 4% [[Wikipedia:Lecithine|Lecithine]] und andere [[Wikipedia:Phospholipide|Phospholipide]], 0,7 % nicht [[Wikipedia:Ester|verestertes]] [[Wikipedia:Cholesterin|Cholesterin]] und verschiedene [[Wikipedia:Gallenfarbstoffe|Gallenfarbstoffe]], vor allem [[Wikipedia:Bilirubin|Bilirubin]] (rot) und dessen Vorstufe [[Wikipedia:Biliverdin|Biliverdin]] (grün), die Abbauprodukte des roten [[Blut]]farbstoffs [[Wikipedia:Hämoglobin|Hämoglobin]] sind. [[Makrokosmos|Makrokosmisch]] entspricht der Galle der [[Planet]] [[Mars]] und als [[Planetenmetall]] das [[Eisen]].
Basilides war wahrscheinlich Schüler des [[Menander]], Hauptvertreter der ägyptischen (alexandrinischen) Gnosis und wurde von [[Christentum|Christen]] der ''[[Häresie|Häresiarch]]'' (Herrscher der Irrlehrer) genannt. Er lehrte um 130–140 n. Chr. in Alexandria. Nach den ''acta archelei'' hatte er vor seiner Ankunft in Alexandria in [[Wikipedia:Perserreich|Persien]] gewirkt. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller; zu seinen Werken zählen ein [[Wikipedia:Psalmen|Psalmen]]buch, mehrere Oden, ein Bibelkommentar in 24 Bänden – genannt ''Exegetica'' – und eine Lehrschrift, die (wohl fälschlich) „Evangelium“ genannt wurde. Fast nichts davon ist erhalten.


Von seiner Lehre kennen wir nur Bruchstücke in den ''„Stromateis“'' des [[Clemens von Alexandria]] sowie  zwei Darstellungen, von [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] und von [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolytus]] – also nur aus entstellenden Gegenschriften. Irenäus etwa formuliert: „''Basileides dehnt seine Lehre ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken.''“<ref>Irenäus von Lyon: ''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]</ref> Er verarbeitete verschiedene christlich-jüdische, persische und [[Neuplatonismus|neuplatonische]] Überlieferungen zu einem Weltbild von sittlichem Ernst und eindrucksvoller Geschlossenheit. Hippolyt meint: „''Seine Lehre ist die des Aristoteles, des Stagiriten, nicht die Christi.''“<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien'' VII, 14 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-2.htm]</ref>
== Gelbe und Schwarze Galle ==


Es ist [[Emanation (Philosophie)|emanatistisch]] mit eindeutiger [[Dualismus|dualistischer]] Grundlage: Basilides ging von der Existenz der beiden alten Prinzipien Licht und Finsternis aus. Als diese einander gewahr wurden, wendete sich das Licht ab, das Dunkel jedoch gewann die Herrschaft über die Reflexe des Lichtes, Farben und Schatten; so konnte diese unsere unvollkommene Welt entstehen. Dieser [[Schöpfungsmythos]] ist eine Weiterentwicklung der persischen [[Ahura Mazda|Ahura-Mazda]]-[[Ahriman]]-[[Kosmologie]]. Basilides allerdings arbeitete [[neuplatonismus|neuplatonische]] Elemente ein, insbesondere den Dualismus zwischen Geist und Materie, Seele und Leib.
Nach der [[Humoralpathologie]] steht die '''Gelbe Galle''' ({{ELSalt|χολή}}) im Zusammenhang mit dem [[Choleriker|cholerischen Temperament]]. Stark eingedickt erscheint die Gallenflüssigkeit dunkelbräunlich. Diese '''Schwarze Galle''' wurde schon von [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] als organische Ursache für die [[Melancholie]] ({{ELSalt|μελαγχολία}} ''melancholia'', von {{polytonisch|μέλας}} ''melas'' „schwarz“ und {{polytonisch|χολή}} ''cholé'' „Galle“) bzw. für das [[Melancholiker|melancholischem Temperament]] angesehen.


Laut Irenäus emanierten zuerst aus der obersten Gottheit, dem „ungewordenen Vater“, (nach der Zahl der Planeten) sieben göttliche Kräfte, davon vier intellektuelle:
== Die Gallentätigkeit ==
# der Geist ([[Nous]]),
# der ihn offenbarende [[Logos]],
# die Denkkraft (Phronesis) und
# Weisheit (Sophia),
# dann die Macht,
# die sittliche Vollkommenheit und
# der innere Friede


Sie machen das erste Geisterreich aus. Von diesem sind in allmählich abnehmender Klarheit 364 weitere Geisterreiche, jedes zu sieben „[[Äon|Äonen]]“, hervorgegangen. Die gesamten Geisterreiche werden zusammengefasst in dem Geheimwort [[Abraxas]] oder Abrasax, das den Zahlenwert 365 hat. Die sieben Äonen des untersten Himmelskreises sind die Weltschöpfer. Die ursprüngliche Mischung des Göttlichen mit materiellen Elementen und dadurch auch das Böse war eine Folge dieser Schöpfung, die Scheidung dieser Elemente die Aufgabe der Erlösung.
Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht wird die Gallentätigkeit dem [[Mars]] und dem zugehörigen [[Planetenmetall]] [[Eisen]] zugeordnet. Die Galle ist ein rein [[physisch]]-[[ätherisch]]es [[Organ]] ohne Beteiligung des [[Astralleib]]s.


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"Man wollte mit allen Fasern festhalten an
"Von den physischen
einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus.
Organen haben nicht alle auch astrale Teile, so ist zum Beispiel die
Das ist ungefähr der Seelenkampf, den Basilides ausgefochten hat,
Galle nur physisch und ätherisch, das Astrale fehlt." {{Lit|{{G|093a|56}}}}
der Gnostiker, der sich halten wollte an dasjenige, was sich im
Jahreslaufe offenbaren will. Er sagte sich: Wenn der Mensch sich
ganz überläßt seinem fortfließenden Intellekt, so trennt er sich von
dem göttlich-geistigen Kosmos; er muß sich halten an dasjenige,
was in der Umgebung Hegt, die durch den göttlich-geistigen Kosmos
zustandegekommen ist; er muß sich halten an das, was im
Weltenkreislauf das ehrwürdige Bild des kosmischen Schaffens hat,
also des Wirkens des Göttlichen im Materiellen; er muß sich halten
an das Jahr." {{Lit|{{G|343a|269}}}}
</div>
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Darum sandte der „ungewordene Vater“ seinen Erstgeborenen, den Nous, der sich mit [[Jesus von Nazaret|Jesus]], dem vollkommensten Menschen, vereinigte, sich aber nicht selbst kreuzigen ließ, sondern den [[Wikipedia:Simon von Kyrene|Simon von Kyrene]] substituierte und ins [[Pleroma]] zurückkehrte. Man muss daher nicht an den Gekreuzigten, vielmehr an Nous, den ewigen Geist, glauben, der nur scheinbar den Kreuzestod gestorben ist. ([[Doketismus]])
<div style="margin-left:20px">
"Ja, das Blut wird heruntergetrieben in die Ernährungsorgane
ebenso wie in alle anderen Organe. Es macht in den Ernährungsorganen
einen Prozeß durch, durch den es erst das vollständige Werkzeug
des menschlichen Ich in der physischen Welt sein kann. Wir wissen,
daß das Blut als Werkzeug des menschlichen Ich den Übergang
durchmachen muß von dem sogenannten roten in blaues Blut. Das
Ich wirkt mit seinem Werkzeuge, dem Blut, bis herunter zu den
Anfängen der Verdauungs- und Ernährungsprozesse. Da haben wir
es nun auch wieder mit einem Widerstand zu tun. Wie geschieht das?
Das geschieht, indem das Blut durch das Pfortadersystem in die
Leber eintritt und dort aus sozusagen verändertem Blut die Galle
bereitet wird und die Galle sich wiederum unmittelbar dem Nahrungsstrom
entgegenstellt. Hier in der Galle haben wir eine wunderbare
Verbindung der beiden Enden der inneren menschlichen
Organisation. Auf der einen Seite stellt der vom Verdauungskanal
aufgenommene Nahrungsstrom das äußerste Materielle dar, was in
unseren physischen Organismus hineingelangt, auf der anderen Seite
steht das Ich, das Edelste, was der Mensch innerhalb der Erdenwelt
haben kann, mit seinem Werkzeug, dem Blut. Das Ich stellt eine unmittelbare
Verbindung her mit dem äußersten Materiellen, indem
es am Ende des Blutprozesses auf dem Umwege über die Leber die
Galle bereitet, und in der Galle stemmt sich - in dem umgewandelten,
veränderten Blut - dem Nahrungsstrom entgegen das Ich.


In dieser von der Finsternis geschaffenen Welt gibt es kein völlig sündenfreies Wesen; selbst Jesus ist nicht frei von Sünde und muss getauft werden. Aus diesem Grunde war für seine Anhänger, die Basilidianer, das Fest der Taufe des Retters die wichtigste Festlichkeit des Jahres (etwa 6. Januar)<ref>[[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandrien]]: ''Stromateis'' I (XXI) 146,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel167-45.htm]</ref>.
Da sehen wir das Ich hinunterwirken bis in das gröbste Materielle
und dann wieder hochorganisierte Stoffe wie die Galle aus sich
heraussetzen. Und wer diese intimen Vorgänge zwischen Blut, Galle
und Ernährungsprozeß verstehen will, der kann gerade in diesen
Tatsachen etwas finden, was ihm viele Geheimnisse des menschlichen
Organismus klarer erscheinen läßt; und er kann, wenn er diese Prozesse
weiterverfolgt, zum Beispiel auch abnorme Prozesse, wie sie
sich aus einer Rückstauung der Galle, einer Rückergießung der Galle
ins Blut bei der sogenannten Gelbsucht ergeben, richtiger beurteilen
und behandeln. Doch das würde heute zu weit führen, wenn wir
solche Dinge auch noch ausführten.


Sein Nachfolger war sein Sohn Isidoros. Die zahlreichen Anhänger des Basilides bildeten bis tief ins 4. Jahrhundert hinein in Unterägypten eine Art Geheimorden, bei dem [[Magie|magische]] [[Riten]] und die Kenntnis geheimer Worte eine große Rolle spielten. Sie modifizierten sein Religionssystem unter dem Einfluss [[Stoa|stoischer]] [[Philosophie]] wesentlich und erregten durch ihre (von ihren Gegnern entstellte?) Lehre, dass die Geschichte Jesu nur Schein und die Anbetung der Heidengötter gleichgültig sei, bei ihren christlichen Zeitgenossen vielfach Anstoß.
So sehen wir, wie in der Tat die sieben Organe sich bis in das
Wirken des Ätherleibes hinuntererstrecken und die Einwirkungen
des Ich von oben in sich aufgenommen haben. Wir haben also in der
Galle etwas, das sich unter dem Einfluß des Ich dem Nahrungsstrom
direkt entgegenstellt. Will die Galle auf den Nahrungsstrom wirken,
der im Verdauungsprozeß schon ein Lebendiges geworden ist, so
muß sie ihm auch als eine lebendige Substanz entgegentreten können.
Das geschieht dadurch, daß sie eben aus einem Organ heraus gebildet
wird, welches zu den sieben Gliedern des inneren Weltsystems
gehört, die das innere des Menschen beleben, so daß damit die Galle
als inneres Leben dem von außen kommenden begegnet." {{Lit|{{G|128|160f}}}}
</div>


== Irenäus von Lyon ==
<div style="margin-left:20px">
"Die Leber schickt überall die Galle hinein, und die Galle breitet
sich im ganzen Körper aus. Und wenn sich die Galle zum Beispiel in die
Federn der Vögel oder in die Flügel der Kolibri hinein ausbreitet, da wird
sie zu den schönen Farben. Daher glitzern die Kolibris in der heißen Zone,
weil ihre Galle sehr schnell abgesondert wird und sehr schnell in die Federn
geht." {{Lit|{{G|351|61f}}}}
</div>


[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (''Gegen die Häretiker'', Buch 1 24, 1-7) berichtet über die Lehren des [[Basilides]]:
<gallery class="center" widths="400" heights="200" caption="Die hauptsächlichen Gallenfarbsoffe">
Bilirubin.svg|Strukturformel von Bilirubin
Biliverdin3.svg|Strukturformel von Biliverdin
</gallery>


{{Zitat|Basilides dehnt seine Lehrmeinung ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken. Er lehrt folgendes: Von dem ungezeugten Vater ist zunächst der Nous gezeugt, von diesem der Logos, von dem Logos die Phronesis, von der Phronesis die Sophia und Dynamis, von der Sophia und Dynamis die Kräfte, Mächte und Engel, die er die ersten nennt, und von diesen ist der erste Himmel erschaffen. Von ihnen sind andere Engel abgeleitet und erschaffen, diese machten einen zweiten Himmel ähnlich dem ersten. Von diesen entstanden auf ähnliche Weise durch Ableitung wieder andere, als Abbilder der oberen, und diese machten einen dritten Himmel. Aus dem dritten Himmel entstand der vierte und so fort auf dieselbe Weise immer weitere Fürsten und Engel und 365 Himmel. Nach dieser Himmelszahl hat denn auch das Jahr ebenso viele Tage.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]}}
== Galle und cholerisches Temperament ==


{{Zitat|Die örtliche Lage der 365 Himmel bestimmen sie ähnlich wie die Mathematiker. Ihre Lehrsätze haben sie übernommen und verwenden sie für die besondere Art ihrer Lehre. Ihr Fürst heißt [[Abraxas]]; der Zahlenwert der Buchstaben dieses Namens beträgt 365.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,7 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-6.htm]}}  
<div style="margin-left:20px">
"... im normalen Menschen ist es
notwendig, daß er die Gallenabsonderung hat, weil sich der Gallsaft
vermischen muß mit den Stoffen, die sich seinem Organismus durch
die Ernährung einverleiben. Von dem, was ganz in der Ordnung ist im
normalen Organismus, von dem tut der Zornmütige zuviel, er sondert
zuviel Galle ab. Und wenn er in diesem Zustande verbleibt, wird er
zuletzt die Gelbsucht bekommen, wie Sie wissen." {{Lit|{{G|303|107}}}}
</div>


{{Zitat| Den letzten Himmel, den wir sehen, erfüllen die Engel, welche alles, was in der Welt ist, gemacht haben. Sie haben die Erde und die Völker, die auf der Erde sind, unter sich verteilt. Ihr Anführer ist der Gott der Juden. Da dieser nun seinen Leuten, d. h. den Juden, die andern Völker unterwerfen wollte, erhoben sich die andern Fürsten gegen ihn und durchkreuzten seine Pläne. Deshalb sind auch die andern Völker seinem Volke feindlich gesonnen.<br>
<div style="margin-left:20px">
"Wenn Sie keine Galle hätten, wären Sie
fürchterliche Phlegmatiker; die Hände, die Arme, den Kopf ließen Sie
hängen, und es wäre Ihnen zuwider, wenn Sie jemand ein Wort als Antwort
geben sollten und so weiter. Also Sie wären ganz latschete, phlegmatische
Leute, wenn Sie keine Galle hätten. Galle muß der Mensch haben; die
Galle muß aus der Leber kommen. Und wenn die Leber verhältnismäßig
klein ist, so wird eben der Mensch phlegmatisch; wenn die Leber verhältnismäßig
groß ist, so hat der Mensch viel Feuer in sich, denn die Galle
macht Feuer. Und sehen Sie, es kann auch in einem Menschen zuviel
Galle sein, er kann zuviel Galle erzeugen; dann hat er eigentlich die Lust,
wenn man nur ein bißchen was zu ihm sagt, einem ein paar herunterzuhauen.
Namentlich bei den jähzornigen Leuten fließt aus der Leber fleißig
Galle heraus; da fließt viel Galle in den Nahrungssaft und in das Blut über." {{Lit|{{G|351|54}}}}
</div>


Wie aber der ungezeugte und unnennbare Vater ihre Verderbtheit sah, sandte er seinen eingeborenen Nous, der Christus genannt wird, um die, welche an ihn glauben würden, von der Herrschaft jener zu befreien, die die Welt gemacht haben. Er erschien auch ihren Völkern auf Erden als Mensch und vollendete die Kräfte. Aber er hat nicht gelitten, sondern ein gewisser Simon von Cyrene, den man zwang, für ihn das Kreuz zu tragen. Dieser wurde irrtümlich und unwissentlich gekreuzigt, nachdem er von ihm verwandelt war, so daß er für Jesus gehalten wurde. Jesus aber nahm die Gestalt des Simon an und lachte sie aus, indem er dabeistand. Er war ja die unkörperliche Kraft und der Nous des ungezeugten Vaters, deswegen konnte er sich nach Belieben verwandeln und stieg so wieder zu dem hinauf, der ihn gesandt hatte, indem er derer spottete, die ihn nicht halten konnten, und unsichtbar für alle war. Befreit also sind, die dies wissen, von den Schöpferfürsten der Welt. Nicht den Gekreuzigten darf man bekennen, sondern den, der anscheinend gekreuzigt wurde, Jesus hieß und vom Vater gesandt wurde, um durch diese Veranstaltung die Werke derer zu zerstören, die die Welt gemacht haben. Wer also noch den Gekreuzigten bekennt, der ist ein Sklave und unter der Gewalt jener, welche die Körperwelt gemacht haben; die andern aber sind ihrer Macht ledig, sie wissen, wie es der ungezeugte Vater geordnet hat.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,4 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-3.htm]}}
== Galle und Nerven-Sinnessystem ==


Die [[Erlösung]] betrifft nach Basilides nur die [[Seele]], der Körper muss zerfallen. Von der [[Auferstehung|Auferstehung des Leibes]] kann hier keine Rede sein.
[[Datei:Cichorium_Intybus.jpg|mini|[[Wikipedia:Gemeine Wegwarte|Gemeine Wegwarte]] (''Cichorium intybus'')]]


== Hippolytus von Rom ==
<div style="margin-left:20px">
"Nun sagte ich schon, in unserem Leibe, in jedem Organsystem,
leben [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|drei Systeme]], aber es präponderiert immer eines, jedes ist wiederum
für den ganzen Menschen tätig; betrachten wir zum Beispiel
am menschlichen Organismus die Gallenfunktion im Zusammenhang
mit allen anderen Verdauungsorganen, so finden wir vor allen Dingen,
daß es neben allem übrigen Wirken der Galle außerordentlich wichtig
ist, daß die Galle funktioniert, richtig funktioniert gerade für die Gesundheit
des [[Nerven-Sinnessystem]]s. Denn wir können dann, wenn
wir Verdauungsstörungen auf Störungen der Gallenfunktion zurückführen,
immer auch auftreten sehen außerordentlich große Störungen
irgendwie in den Organen des Nerven-Sinnessystems.


{{Zitat|Als nun nichts existierte, weder Stoff, noch Wesenheit, noch Wesenloses, noch Einfaches, noch Zusammengesetztes, noch Unfaßbares, noch Unfühlbares, weder Mensch, noch Engel, noch Gott, noch überhaupt etwas Benennbares, das man mit dem Gefühl oder dem Verstand wahrnimmt, als vielmehr alles absolut im eigentlichsten Sinne nicht vorhanden war, entschloß sich der nichtexistierende Gott, den Aristoteles „Gedanke des Gedankens“ nennt, Basilides und seine Schule aber den Nichtexistierenden, ohne Gedanken, ohne Empfindung, ohne Ratschluß, ohne Plan, ohne Leidenschaft, ohne Begierde die Welt zu schaffen. Wenn ich „er wollte“ sage, so sage ich es, meint Basilides, der Verständlichmachung wegen, er wollte ohne Wille, ohne Gedanke, ohne Gefühl; unter „die Welt“ verstehe ich nicht jene, die später durch die Ausdehnung und Scheidung entstand und auseinanderging, sondern den Weltsamen. Der Weltsamen enthielt alles in sich, wie das Senfkorn im kleinsten zusammengefaßt alles enthält: die Wurzeln, den Stamm, die Zweige, die unzähligen Blätter und die von der Pflanze hervorzubringenden Samen und alle weiter entstehenden Pflanzen und ihre Samen. So schuf der nichtexistierende Gott eine nichtexistierende Welt aus Nichtexistierendem, indem er ein Samenkorn hervorbrachte, das den Gesamtsamen der Welt in sich hatte.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 21 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-9.htm]}}
Wenn wir den Gallenabsonderungsprozeß verfolgen, so wird er
eigentlich erst interessant, wenn wir ihn im ganzen Zusammenhang
mit der menschlichen Konstitution als denjenigen Prozeß betrachten
können, der, vom Verdauungssystem ausgehend, das Nerven-Sinnessystem
versorgt.


{{Zitat|Es war, so sagt Basilides, im Samen selbst eine dreifache Sohnschaft, dem nichtexistierenden Gott durchaus wesensgleich, aus dem Nichtexistierenden erzeugt. Ein Teil dieser dreifach geteilten Sohnschaft war ganz leicht, der andere schwer, der dritte reinigungsbedürftig. Im Augenblick, als die erste Hervorbringung des Samens durch den nichtexistierenden Gott stattfand, entfloh der ganz feine Teil, stieg eilends mit einer schöpferischen Schnelligkeit von unten nach oben „wie ein Flügel oder ein Gedanke“<ref>Od. 7, 36</ref> und gelangte zum Nichtexistierenden; nach ihm strebt jedes Wesen wegen seiner überaus großen Schönheit und Anmut; aber jedes auf seine Weise. Das allzu Schwere bleibt aber noch im Samen und konnte, obwohl es Nachahmungstrieb hatte, nicht aufsteigen; diese Sohnschaft war viel zu wenig leicht im Gegensatz zu der, die durch sich selbst aufstieg, und blieb unten. Nun versah sich also die allzu schwere Sohnschaft mit solchen Flügeln, wie sie Plato, der Lehrer des Aristoteles, im Phaidros<ref>Phaidros 246 A ff.</ref> der Seele gibt. Basilides nennt sie nicht Flügel, sondern Heiliger Geist; wenn die Sohnschaft ihn angetan hat, übt sie Wohltaten und erhält solche.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 22 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-10.htm]}}
Dieser Prozeß ist auf der einen Seite in den Gallenfunktionen des
Menschen vorhanden, ganz abgesehen von den Substanzen, die dabei
spielen. Auf der anderen Seite wirkt er außer dem Menschen in fast
getreuer Imitation von der Wurzel von [[Wikipedia:Gemeine Wegwarte|Cichorium intybus]] gegen den
Stengel und gegen die Blüte hinauf, in der Radix von Cichorium intybus.
Wenn wir da sehen, wie verarbeitet werden gerade die Kieselsäure
und die alkalischen Salze, so finden wir darinnen eine genaue Imitation
desjenigen, was im menschlichen Organismus der Gallenabsonderungsprozeß
in seiner Wirkung gerade auf das Nerven-Sinnessystem
ist." {{Lit|{{G|316|46f}}}}
</div>


== Anmerkungen ==
== Die Unwahrhaftigkeit der Lehrer und Erzieher wirkt auf die Gallentätigkeit des Kindes ==


<references/>
<div style="margin-left:20px">
"Ebenso wirkt ungeheuer stark für das kindliche Alter noch über
den Zahnwechsel hinaus die innere Unwahrhaftigkeit des Lehrenden
und Erziehenden. Die innere Unwahrhaftigkeit kann auch darin bestehen,
daß man zum Beispiel ein unehrlicher Frömmling ist oder
daß man sittliche Gebote aufstellt für das Kind, bei denen es einem
gar nicht einfällt, sich selber hinterher darnach zu benehmen. Da
webt und lebt in unseren Worten und in dem, was wir vor dem Kinde
entwickeln, eine Unwahrheit. Von dem Erwachsenen können wir sagen:
Er merkt das nicht. Das Kind aber nimmt das mit den Gesten
auf. Und diese innerliche Unehrlichkeit und Unwahrhaftigkeit, die
wirkt auf dem Umwege über das Nerven-Sinnessystem ungemein
stark auf die Organisierung des Verdauungsapparates des Kindes,
namentlich auf die Entwickelung der Galle. Und diese Gallenentwickelung
ist dann für das ganze Leben von einer ungeheueren Bedeutung." {{Lit|{{G|306|156}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


* Frank Bahr: ''„Als aber das Gebot kam“ (Röm 7,9b). Funktion und Wirkung des Gesetzes in der Römer 7-Deutung vor Origenes' Römerbriefkommentar.'', 2001, ISBN 3-89825-302-3 [http://www.dissertation.de/index.php3?active_document=buch.php3&buch=3607 kostenpflichtige Online-Ressource], Seiten 119-177.
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* Winrich Alfried Löhr: ''Basilides und seine Schule. Eine Studie zur Theologie- und Kirchengeschichte des zweiten Jahrhunderts.'' Tübingen: Mohr, 1996, ISBN 3-16-146300-5
#Rudolf Steiner: ''Eine okkulte Physiologie'', [[GA 128]] (1991), ISBN 3-7274-1281-X {{Vorträge|128}}
* [[Wikipedia:Ekkehard Mühlenberg|Ekkehard Mühlenberg]]: „Basilides“. In: [[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|TRE]] Bd. 5, S. 296-301 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110077396&id=sak1XiO4CRcC&vq=Basilides&dq=Basilides&lpg=PA297&pg=PA296&sig=7SGCS38Q8w5c4RqnswQ5-x7qz6Q Google-Booksearch]
#Rudolf Steiner: ''Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik.'', [[GA 303]] (1978), ISBN 3-7274-3031-1 {{Vorträge|303}}
* {{BBKL|b/basilides_g|band=1|spalte=404|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Basilides}}
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
#Rudolf Steiner: ''Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen'', [[GA 351]] (1999), ISBN 3-7274-3510-0 {{Vorträge|351}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Organismus]] [[Kategorie:Organe]] [[Kategorie:Die sieben Organe]] [[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Medizin]] [[Kategorie:Anthroposophische Medizin]]
 
* {{DNB-Portal|118943219|NAME=Basilides}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118943219|VIAF=13106830}}
 
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Geboren im 1. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Personendaten
|NAME=Basilides
|ALTERNATIVNAMEN=Bασιλίδης (griechisch)
|KURZBESCHREIBUNG=Gnostiker in Alexandria
|GEBURTSDATUM=um 85
|GEBURTSORT=Syrien
|STERBEDATUM=um 145
|STERBEORT=
}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 28. August 2017, 00:41 Uhr

Die Gallenblase

Die Galle (griech. χολή cholé; lat. bilis) ist eine von der Leber abgesonderte, gelbliche bis grünliche Körperflüssigkeit, die in der Gallenblase (lat. Vesica fellea bzw. biliaris, von lat. vesica ‚Blase‘ und fellis bzw. bilis ‚Galle‘), einem Hohlorgann der Wirbeltiere und des Menschen, gesammelt und bei Bedarf in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Die Gallenflüssigkeit enthält etwa 82% Wasser 12% Gallensäuren in Form ihrer Salze, die der Verdauung der Fette dienen, ca. 4% Lecithine und andere Phospholipide, 0,7 % nicht verestertes Cholesterin und verschiedene Gallenfarbstoffe, vor allem Bilirubin (rot) und dessen Vorstufe Biliverdin (grün), die Abbauprodukte des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin sind. Makrokosmisch entspricht der Galle der Planet Mars und als Planetenmetall das Eisen.

Gelbe und Schwarze Galle

Nach der Humoralpathologie steht die Gelbe Galle (griech. χολή) im Zusammenhang mit dem cholerischen Temperament. Stark eingedickt erscheint die Gallenflüssigkeit dunkelbräunlich. Diese Schwarze Galle wurde schon von Hippokrates von Kos als organische Ursache für die Melancholie (griech. μελαγχολία melancholia, von μέλας melas „schwarz“ und χολή cholé „Galle“) bzw. für das melancholischem Temperament angesehen.

Die Gallentätigkeit

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht wird die Gallentätigkeit dem Mars und dem zugehörigen Planetenmetall Eisen zugeordnet. Die Galle ist ein rein physisch-ätherisches Organ ohne Beteiligung des Astralleibs.

"Von den physischen Organen haben nicht alle auch astrale Teile, so ist zum Beispiel die Galle nur physisch und ätherisch, das Astrale fehlt." (Lit.: GA 093a, S. 56)

"Ja, das Blut wird heruntergetrieben in die Ernährungsorgane ebenso wie in alle anderen Organe. Es macht in den Ernährungsorganen einen Prozeß durch, durch den es erst das vollständige Werkzeug des menschlichen Ich in der physischen Welt sein kann. Wir wissen, daß das Blut als Werkzeug des menschlichen Ich den Übergang durchmachen muß von dem sogenannten roten in blaues Blut. Das Ich wirkt mit seinem Werkzeuge, dem Blut, bis herunter zu den Anfängen der Verdauungs- und Ernährungsprozesse. Da haben wir es nun auch wieder mit einem Widerstand zu tun. Wie geschieht das? Das geschieht, indem das Blut durch das Pfortadersystem in die Leber eintritt und dort aus sozusagen verändertem Blut die Galle bereitet wird und die Galle sich wiederum unmittelbar dem Nahrungsstrom entgegenstellt. Hier in der Galle haben wir eine wunderbare Verbindung der beiden Enden der inneren menschlichen Organisation. Auf der einen Seite stellt der vom Verdauungskanal aufgenommene Nahrungsstrom das äußerste Materielle dar, was in unseren physischen Organismus hineingelangt, auf der anderen Seite steht das Ich, das Edelste, was der Mensch innerhalb der Erdenwelt haben kann, mit seinem Werkzeug, dem Blut. Das Ich stellt eine unmittelbare Verbindung her mit dem äußersten Materiellen, indem es am Ende des Blutprozesses auf dem Umwege über die Leber die Galle bereitet, und in der Galle stemmt sich - in dem umgewandelten, veränderten Blut - dem Nahrungsstrom entgegen das Ich.

Da sehen wir das Ich hinunterwirken bis in das gröbste Materielle und dann wieder hochorganisierte Stoffe wie die Galle aus sich heraussetzen. Und wer diese intimen Vorgänge zwischen Blut, Galle und Ernährungsprozeß verstehen will, der kann gerade in diesen Tatsachen etwas finden, was ihm viele Geheimnisse des menschlichen Organismus klarer erscheinen läßt; und er kann, wenn er diese Prozesse weiterverfolgt, zum Beispiel auch abnorme Prozesse, wie sie sich aus einer Rückstauung der Galle, einer Rückergießung der Galle ins Blut bei der sogenannten Gelbsucht ergeben, richtiger beurteilen und behandeln. Doch das würde heute zu weit führen, wenn wir solche Dinge auch noch ausführten.

So sehen wir, wie in der Tat die sieben Organe sich bis in das Wirken des Ätherleibes hinuntererstrecken und die Einwirkungen des Ich von oben in sich aufgenommen haben. Wir haben also in der Galle etwas, das sich unter dem Einfluß des Ich dem Nahrungsstrom direkt entgegenstellt. Will die Galle auf den Nahrungsstrom wirken, der im Verdauungsprozeß schon ein Lebendiges geworden ist, so muß sie ihm auch als eine lebendige Substanz entgegentreten können. Das geschieht dadurch, daß sie eben aus einem Organ heraus gebildet wird, welches zu den sieben Gliedern des inneren Weltsystems gehört, die das innere des Menschen beleben, so daß damit die Galle als inneres Leben dem von außen kommenden begegnet." (Lit.: GA 128, S. 160f)

"Die Leber schickt überall die Galle hinein, und die Galle breitet sich im ganzen Körper aus. Und wenn sich die Galle zum Beispiel in die Federn der Vögel oder in die Flügel der Kolibri hinein ausbreitet, da wird sie zu den schönen Farben. Daher glitzern die Kolibris in der heißen Zone, weil ihre Galle sehr schnell abgesondert wird und sehr schnell in die Federn geht." (Lit.: GA 351, S. 61f)

Galle und cholerisches Temperament

"... im normalen Menschen ist es notwendig, daß er die Gallenabsonderung hat, weil sich der Gallsaft vermischen muß mit den Stoffen, die sich seinem Organismus durch die Ernährung einverleiben. Von dem, was ganz in der Ordnung ist im normalen Organismus, von dem tut der Zornmütige zuviel, er sondert zuviel Galle ab. Und wenn er in diesem Zustande verbleibt, wird er zuletzt die Gelbsucht bekommen, wie Sie wissen." (Lit.: GA 303, S. 107)

"Wenn Sie keine Galle hätten, wären Sie fürchterliche Phlegmatiker; die Hände, die Arme, den Kopf ließen Sie hängen, und es wäre Ihnen zuwider, wenn Sie jemand ein Wort als Antwort geben sollten und so weiter. Also Sie wären ganz latschete, phlegmatische Leute, wenn Sie keine Galle hätten. Galle muß der Mensch haben; die Galle muß aus der Leber kommen. Und wenn die Leber verhältnismäßig klein ist, so wird eben der Mensch phlegmatisch; wenn die Leber verhältnismäßig groß ist, so hat der Mensch viel Feuer in sich, denn die Galle macht Feuer. Und sehen Sie, es kann auch in einem Menschen zuviel Galle sein, er kann zuviel Galle erzeugen; dann hat er eigentlich die Lust, wenn man nur ein bißchen was zu ihm sagt, einem ein paar herunterzuhauen. Namentlich bei den jähzornigen Leuten fließt aus der Leber fleißig Galle heraus; da fließt viel Galle in den Nahrungssaft und in das Blut über." (Lit.: GA 351, S. 54)

Galle und Nerven-Sinnessystem

Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus)

"Nun sagte ich schon, in unserem Leibe, in jedem Organsystem, leben drei Systeme, aber es präponderiert immer eines, jedes ist wiederum für den ganzen Menschen tätig; betrachten wir zum Beispiel am menschlichen Organismus die Gallenfunktion im Zusammenhang mit allen anderen Verdauungsorganen, so finden wir vor allen Dingen, daß es neben allem übrigen Wirken der Galle außerordentlich wichtig ist, daß die Galle funktioniert, richtig funktioniert gerade für die Gesundheit des Nerven-Sinnessystems. Denn wir können dann, wenn wir Verdauungsstörungen auf Störungen der Gallenfunktion zurückführen, immer auch auftreten sehen außerordentlich große Störungen irgendwie in den Organen des Nerven-Sinnessystems.

Wenn wir den Gallenabsonderungsprozeß verfolgen, so wird er eigentlich erst interessant, wenn wir ihn im ganzen Zusammenhang mit der menschlichen Konstitution als denjenigen Prozeß betrachten können, der, vom Verdauungssystem ausgehend, das Nerven-Sinnessystem versorgt.

Dieser Prozeß ist auf der einen Seite in den Gallenfunktionen des Menschen vorhanden, ganz abgesehen von den Substanzen, die dabei spielen. Auf der anderen Seite wirkt er außer dem Menschen in fast getreuer Imitation von der Wurzel von Cichorium intybus gegen den Stengel und gegen die Blüte hinauf, in der Radix von Cichorium intybus. Wenn wir da sehen, wie verarbeitet werden gerade die Kieselsäure und die alkalischen Salze, so finden wir darinnen eine genaue Imitation desjenigen, was im menschlichen Organismus der Gallenabsonderungsprozeß in seiner Wirkung gerade auf das Nerven-Sinnessystem ist." (Lit.: GA 316, S. 46f)

Die Unwahrhaftigkeit der Lehrer und Erzieher wirkt auf die Gallentätigkeit des Kindes

"Ebenso wirkt ungeheuer stark für das kindliche Alter noch über den Zahnwechsel hinaus die innere Unwahrhaftigkeit des Lehrenden und Erziehenden. Die innere Unwahrhaftigkeit kann auch darin bestehen, daß man zum Beispiel ein unehrlicher Frömmling ist oder daß man sittliche Gebote aufstellt für das Kind, bei denen es einem gar nicht einfällt, sich selber hinterher darnach zu benehmen. Da webt und lebt in unseren Worten und in dem, was wir vor dem Kinde entwickeln, eine Unwahrheit. Von dem Erwachsenen können wir sagen: Er merkt das nicht. Das Kind aber nimmt das mit den Gesten auf. Und diese innerliche Unehrlichkeit und Unwahrhaftigkeit, die wirkt auf dem Umwege über das Nerven-Sinnessystem ungemein stark auf die Organisierung des Verdauungsapparates des Kindes, namentlich auf die Entwickelung der Galle. Und diese Gallenentwickelung ist dann für das ganze Leben von einer ungeheueren Bedeutung." (Lit.: GA 306, S. 156)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Eine okkulte Physiologie, GA 128 (1991), ISBN 3-7274-1281-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik., GA 303 (1978), ISBN 3-7274-3031-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen., GA 306 (1989), ISBN 3-7274-3060-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen, GA 351 (1999), ISBN 3-7274-3510-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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