Dichotomie und System: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Dichotomie''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''dĭchŏtŏmos'' „entzweigeschnitten“, abgeleitet von ''dicha'' „zweigeteilt, getrennt“ und ''tomos'' „Schnitt“; manchmal auch ''Dychotomie'') bedeutet im [[geisteswissenschaft]]lichen Sinn die '''Zweigliederung''' des [[Mensch]]enwesens in [[Seele]] und [[Leib]]. Der selbstständige [[Geist]] des Mensch, der in seiner wahrhaften [[Trichotomie]] mit enthalten ist, wird dabei geleugnet und nur der Seele auch einige geistigen Eigenschaften zugeschrieben. In die [[christlich]]e Lehre wurde die Dichotomie mit dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|Vierten Konzil von Konstantinopel (869)]] eingeführt und die Trichotomie wird seitdem als [[Wikipedia:Häresie|Häresie]] betrachtet.
Ein '''System''' (von {{ELSalt|σύστημα}}, ''{{lang|grc-Latn|sýstema}}'', „das Gebilde“, „das Zusammengestellte“, „das Verbundene“) ist ein [[struktur]]iertes Gebilde, dessen Teile funktionell und in beständiger [[Wechselwirkung]] so aufeinander bezogen sind, dass sie als geordnete Glieder einer sinnvollen [[Ganzheit]] erscheinen. Es wird durch einen spezifischen Satz von '''Systemeigenschaften''' wie [[Dynamik]], [[Komplexität]], [[#Stabilität|Stabilität]] usw. charakterisiert. Die Eigenschaften und Verhaltensweisen von Systemen werden im Rahmen der [[Systemtheorie]] untersucht und in vereinfachten [[Theorie|theoretischen]] [[Modell (Wissenschaft)|Modellen]] [[Abbild|abgebildet]].


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Wesensglieder]]
Ein '''physikalisches System''' ist - ausgenommen das [[Universum]] als [[Ganzes]] - ein [[raumzeit]]lich von seiner Umgebung abgrenzbares System, das den [[Naturgesetz|physikalischen Gesetzen]] gehorcht.
 
In der Praxis hat man es nicht mit starren '''statischen Systemen''', sondern stets mit '''dynamischen Systemen''', oft auch [[Chaosforschung|chaotischen Systemen]] zu tun. Letztere sind '''nichtlineare Systeme''', bei denen das Ausgangssignal ''nicht immer'' dem Eingangssignal proportional ist wie bei '''linearen Systemen'''. Die Unterscheidung statischer und dynamischer Systeme hängt wesentlich vom gewählten Zeitmaßstab und der Beobachtungsdauer ab. Systeme, die in einem kurzen Zeitraum statisch erscheinen, erweisen sich über einen längeren Zeitraum durchaus als dynamisch.
 
Im Gegensatz zu einem '''deterministischen System''' hängt '''stochastische System''' von einer [[Zufallsgröße]] ab und erlaubt daher für künftige Zustände grundsätzlich nur die Berechnung eine [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]].
 
{{Anker|Stabilität}}[[Datei:Systemarten.png|mini|hochkant=1.0|Die Stabilität verschiedener Systeme]]
Die '''Stabilität''' oder '''Instabilität''' eines Systems hängt damit zusammen, wie es auf äußere Einwirkungen reagiert. Ein '''stabiles System''' kehrt nach einer gewissen Zeit wieder zu seinem ursprünglichen Zustand zurück, was bei einem '''labilen''' bzw. '''instabilen System''' nicht der Fall ist. Ein '''metastabiles System''' kehrt entweder zum Ursprungszustand zurück oder geht in einen anderen stabilen Zustand über. Ein '''indifferentes''' bzw. '''grenzstabiles System''' wird durch jede äußere Störung in einen neuen stabilen Zustand übergeführt.
 
Nach dem Verhältnis zu ihrer [[Umwelt]] werden in der [[Physik]] '''offene Systeme''' (Materie- und Energieaustausch), '''geschlossene Systeme''' (nur Energieaustausch, kein Materieaustausch) und völlig isolierte '''abgeschlossene Systeme''' unterschieden. Kann ein geschlossenes '''thermodynamisches System''' nur Arbeitsenergie, aber keine [[Wärme]] mit der Umgebung austauschen, so nennt man es [[adiabatisch]] (von {{elS|α|a|de=nicht}} und {{lang|el|διαβαίνειν}} ''diabaínein'' ‚hindurchgehen‘).
 
'''Komplexe Systeme''' lassen sich ohne Zerstörung ihrer Funktionalität nicht weiter vereinfachen. Dazu zählen insbesondere '''komplexe adaptive Systeme''', die sich selbsttätig ohne äußere Steuerung an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Es handelt sich dabei um nichtlineare dynamische Systeme, deren zeitliches Verhalten nicht nur vom aktuellen Zustand, sondern auch von der Vorgeschichte abhängt (→ [[Wikipedia:Pfadabhängigkeit|Pfadabhängigkeit]]). Sie sind zur [[Selbstorganisation]] und [[Selbstregulation]] befähigt und entwickeln durch [[Emergenz]] neue Eigenschaften, die sich nicht aus denen ihrer konstituierenden Teile ableiten lassen. Meist verfügen sie auch über sogenannten '''Attraktoren''', indem sie bestimmte Zustände oder Zustandsfolgen unabhängig von den Anfangsbedingungen und den äußeren Einflüssen selbsttätig anstreben. Die Zustandsabfolgen können dabei durchaus auf dem Weg des [[Deterministisches Chaos|deterministischen Chaos]] erreicht werden; man spricht in diesem Fall von „seltsamen Attraktoren“.
 
Das trifft insbesondere auf [[Lebewesen]] zu, die aus [[Physik|physikalisch]]-[[Biochemie|biochemischer]] Sicht offene komplexe adaptive Systeme fern des [[Wikipedia:Thermodynamisches Gleichgewicht|thermodynamischen Gleichgewichts]] sind und in ständigem [[Stoff]]-, [[Energie]]- und [[Information]]saustausch mit ihrer Umgebung stehen.
 
Die [[Struktur]] des Systems ist umso schärfer ausgeprägt, aber auch umso starrer, je geringer die Anzahl der möglichen [[Mikrozustand|Mikrozustände]] ist, durch die sich der beobachtete [[Makrozustand]] des gesamten Systems realisieren läßt, d.h. je geringer die [[Entropie]] S des Systems ist. Die Entropie ist proportional zum [[Logarithmus]] des  [[Wikipedia:Phasenraum|Phasenraum]]volumens {{polytonisch|Ω}}, als der Menge aller möglichen Mikrozustände, die das System einnehmen kann: '''<big>S = k<sub>B</sub>ln{{polytonisch|Ω}}</big>''' <ref>Der Proportionalitätsfaktor ist die [[Wikipedia:Boltzmann-Konstante|Boltzmann-Konstante]], in [[Internationales Einheitensystem|SI-Einheiten]]:  '''k<sub>B</sub>''' = 1,3806504(24) · 10<sup>−23</sup> [[Joule (Einheit)|J]]/[[Wikipedia:Kelvin (Einheit)|K]]</ref>
 
== Siehe auch ==
 
* [[Entropie]]
* {{WikipediaDE|Entropie (Thermodynamik)|}}
* {{WikipediaDE|System|}}
* {{WikipediaDE|Systemtheorie|}}
* [[Soziales System]]
 
== Weblinks ==
* {{UTB-Philosophie|Brigitte Wiesen|876|System}}
* {{Eisler|System}}
* {{Kirchner|System}}
* [http://www.begriffsgeschichte.de/doku.php?id=system System - Literatur zur Begriffsgeschichte (Historisches Wörterbuch interdisziplinärer Begriffe)]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Systemtheorie]]
[[Kategorie:System|!]]

Version vom 16. Oktober 2019, 15:32 Uhr

Ein System (von griech. σύστημα, sýstema, „das Gebilde“, „das Zusammengestellte“, „das Verbundene“) ist ein strukturiertes Gebilde, dessen Teile funktionell und in beständiger Wechselwirkung so aufeinander bezogen sind, dass sie als geordnete Glieder einer sinnvollen Ganzheit erscheinen. Es wird durch einen spezifischen Satz von Systemeigenschaften wie Dynamik, Komplexität, Stabilität usw. charakterisiert. Die Eigenschaften und Verhaltensweisen von Systemen werden im Rahmen der Systemtheorie untersucht und in vereinfachten theoretischen Modellen abgebildet.

Ein physikalisches System ist - ausgenommen das Universum als Ganzes - ein raumzeitlich von seiner Umgebung abgrenzbares System, das den physikalischen Gesetzen gehorcht.

In der Praxis hat man es nicht mit starren statischen Systemen, sondern stets mit dynamischen Systemen, oft auch chaotischen Systemen zu tun. Letztere sind nichtlineare Systeme, bei denen das Ausgangssignal nicht immer dem Eingangssignal proportional ist wie bei linearen Systemen. Die Unterscheidung statischer und dynamischer Systeme hängt wesentlich vom gewählten Zeitmaßstab und der Beobachtungsdauer ab. Systeme, die in einem kurzen Zeitraum statisch erscheinen, erweisen sich über einen längeren Zeitraum durchaus als dynamisch.

Im Gegensatz zu einem deterministischen System hängt stochastische System von einer Zufallsgröße ab und erlaubt daher für künftige Zustände grundsätzlich nur die Berechnung eine Wahrscheinlichkeitsverteilung.

Die Stabilität verschiedener Systeme

Die Stabilität oder Instabilität eines Systems hängt damit zusammen, wie es auf äußere Einwirkungen reagiert. Ein stabiles System kehrt nach einer gewissen Zeit wieder zu seinem ursprünglichen Zustand zurück, was bei einem labilen bzw. instabilen System nicht der Fall ist. Ein metastabiles System kehrt entweder zum Ursprungszustand zurück oder geht in einen anderen stabilen Zustand über. Ein indifferentes bzw. grenzstabiles System wird durch jede äußere Störung in einen neuen stabilen Zustand übergeführt.

Nach dem Verhältnis zu ihrer Umwelt werden in der Physik offene Systeme (Materie- und Energieaustausch), geschlossene Systeme (nur Energieaustausch, kein Materieaustausch) und völlig isolierte abgeschlossene Systeme unterschieden. Kann ein geschlossenes thermodynamisches System nur Arbeitsenergie, aber keine Wärme mit der Umgebung austauschen, so nennt man es adiabatisch (von griech. α a, deutsch ‚nicht‘ und διαβαίνειν diabaínein ‚hindurchgehen‘).

Komplexe Systeme lassen sich ohne Zerstörung ihrer Funktionalität nicht weiter vereinfachen. Dazu zählen insbesondere komplexe adaptive Systeme, die sich selbsttätig ohne äußere Steuerung an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Es handelt sich dabei um nichtlineare dynamische Systeme, deren zeitliches Verhalten nicht nur vom aktuellen Zustand, sondern auch von der Vorgeschichte abhängt (→ Pfadabhängigkeit). Sie sind zur Selbstorganisation und Selbstregulation befähigt und entwickeln durch Emergenz neue Eigenschaften, die sich nicht aus denen ihrer konstituierenden Teile ableiten lassen. Meist verfügen sie auch über sogenannten Attraktoren, indem sie bestimmte Zustände oder Zustandsfolgen unabhängig von den Anfangsbedingungen und den äußeren Einflüssen selbsttätig anstreben. Die Zustandsabfolgen können dabei durchaus auf dem Weg des deterministischen Chaos erreicht werden; man spricht in diesem Fall von „seltsamen Attraktoren“.

Das trifft insbesondere auf Lebewesen zu, die aus physikalisch-biochemischer Sicht offene komplexe adaptive Systeme fern des thermodynamischen Gleichgewichts sind und in ständigem Stoff-, Energie- und Informationsaustausch mit ihrer Umgebung stehen.

Die Struktur des Systems ist umso schärfer ausgeprägt, aber auch umso starrer, je geringer die Anzahl der möglichen Mikrozustände ist, durch die sich der beobachtete Makrozustand des gesamten Systems realisieren läßt, d.h. je geringer die Entropie S des Systems ist. Die Entropie ist proportional zum Logarithmus des Phasenraumvolumens Ω, als der Menge aller möglichen Mikrozustände, die das System einnehmen kann: S = kBlnΩ [1]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Proportionalitätsfaktor ist die Boltzmann-Konstante, in SI-Einheiten: kB = 1,3806504(24) · 10−23 J/K