Simonianer und Basilides (Gnostiker): Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Simonianer''' waren eine [[Gnosis|gnostische]] Sekte, die sich auf den in der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] erwähnten [[Simon Magus]] als Gründer beriefen. Der '''Simonianismus''', der in Konkurrenz zum beginnenden Christentum  stand, blühte im [[Wikipedia:2. Jahrhundert|2. Jahrhundert]]s vor allem in [[Wikipedia:Syrien|Syrien]], im manchen Gegenden [[Wikipedia:Kleinasien|Kleinasien]]s und in [[Wikipedia:Rom|Rom]]. Reste dieser Anschauungen blieben bis ins [[Wikipedia:4. Jahrhundert|4. Jahrhundert]] erhalten.
'''Basilides''' ({{ELSalt|Bασιλίδης}}) eigentlich ''Basileides'' (* ca. 85 in Syrien (?); † ca. 145) war ein [[Gnostizismus|Gnostiker]] in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]].


== Die große Offenbarung ==
== Leben und Lehre ==
[[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]] gab in seiner ''Widerlegung aller Häresien'' einen ausführlichen Bericht<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien'' (Refutatio omnium haeresium), bekannt auch als [[Philosophumena]] ({{ELSalt|Φιλοσοφούμενα}}) [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-2.htm Ref. VI,7-20] in der [http://www.unifr.ch/bkv Bibliothek der Kirchenväter]</ref> über die Lehren des Simon, die in der „Großen Offenbarung“ ({{ELSalt|Αποφασις μεγάλε}}, ''Apophasis megale'') festgehalten sind und die Hippolyt als frühe Form des [[Valentinianismus]] ansieht. Es handel sich um eine Mischung aus [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistischen]], [[Mittelplatonismus|mittel]]- bzw. [[Neuplatonismus|neuplatonistischen]] und [[Judentum|jüdischen]] Elementen, verbunden mit einer [[Allegorie|allegorisierenden]] Auslegung der [[Wikipedia:Bibel|biblischen]] [[Schöpfungsgeschichte]].
Basilides war wahrscheinlich Schüler des [[Menander]], Hauptvertreter der ägyptischen (alexandrinischen) Gnosis und wurde von [[Christentum|Christen]] der ''[[Häresie|Häresiarch]]'' (Herrscher der Irrlehrer) genannt. Er lehrte um 130–140 n. Chr. in Alexandria. Nach den ''acta archelei'' hatte er vor seiner Ankunft in Alexandria in [[Wikipedia:Perserreich|Persien]] gewirkt. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller; zu seinen Werken zählen ein [[Wikipedia:Psalmen|Psalmen]]buch, mehrere Oden, ein Bibelkommentar in 24 Bänden – genannt ''Exegetica'' – und eine Lehrschrift, die (wohl fälschlich) „Evangelium“ genannt wurde. Fast nichts davon ist erhalten.


=== Das Feuer als Schöpfungsursprung ===
Von seiner Lehre kennen wir nur Bruchstücke in den ''„Stromateis“'' des [[Clemens von Alexandria]] sowie  zwei Darstellungen, von [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] und von [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolytus]] – also nur aus entstellenden Gegenschriften. Irenäus etwa formuliert: „''Basileides dehnt seine Lehre ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken.''“<ref>Irenäus von Lyon: ''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]</ref> Er verarbeitete verschiedene christlich-jüdische, persische und [[Neuplatonismus|neuplatonische]] Überlieferungen zu einem Weltbild von sittlichem Ernst und eindrucksvoller Geschlossenheit. Hippolyt meint: „''Seine Lehre ist die des Aristoteles, des Stagiriten, nicht die Christi.''“<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien'' VII, 14 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-2.htm]</ref>


Ausgehend von {{B|5 Mos|4|24|LUT}}: ''„Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott“'' und mit Bezug auf die Lehre [[Heraklit]]s sieht Simon im [[Feuer]] den Ursprung aller Dinge, das für ihn aber kein ''einfaches'' Wesen ist, sondern, anklingend an die [[Akt und Potenz]]-Lehre des [[Aristoteles]], zwei Naturen in sich trägt, eine ''offenbare'', die äußerlich in Erscheinung tritt, und eine ''verborgene'', rein [[geist]]ige Natur. Dieses ''vollkommene'' und ''vernüftige'' ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-6.htm Ref. VI,11]) ''überhimmlische Feuer'' ist die Quelle allen [[Sein]]s, was Hippolyt wie folgt kommentiert:
Es ist [[Emanation (Philosophie)|emanatistisch]] mit eindeutiger [[Dualismus|dualistischer]] Grundlage: Basilides ging von der Existenz der beiden alten Prinzipien Licht und Finsternis aus. Als diese einander gewahr wurden, wendete sich das Licht ab, das Dunkel jedoch gewann die Herrschaft über die Reflexe des Lichtes, Farben und Schatten; so konnte diese unsere unvollkommene Welt entstehen. Dieser [[Schöpfungsmythos]] ist eine Weiterentwicklung der persischen [[Ahura Mazda|Ahura-Mazda]]-[[Ahriman]]-[[Kosmologie]]. Basilides allerdings arbeitete [[neuplatonismus|neuplatonische]] Elemente ein, insbesondere den Dualismus zwischen Geist und Materie, Seele und Leib.


{{Zitat|Simon deutet das Gesetz Mosis sinnlos und böswillig um: Wenn Moses sagt, daß „Gott ein verbrennendes und verzehrendes Feuer ist“<ref>{{B|5 Mos|4|24}}</ref>, so behauptet Simon unter falscher Übernahme des Wortes des Moses, Feuer sei das Prinzip des Alls, und bedenkt dabei nicht, daß von Gott nicht gesagt ist, er sei Feuer, sondern ein verbrennendes und verzehrendes Feuer, und zerreißt so nicht nur das Gesetz des Moses selbst, sondern holt auch noch den dunklen Heraklitus zu sich herüber. Simon sagt weiter, das Prinzip des Alls sei eine unendliche Kraft, mit folgenden Worten: „Dies ist das Buch der Offenbarung der Stimme und des Namens aus der Erkenntnis der großen unendlichen Kraft. Deswegen wird es versiegelt, verborgen, verhüllt werden und in dem Raume liegen, wo die Wurzel des Alls sich gründet.“ Er sagt, der Raum sei dieser Mensch, aus Geblüt erzeugt, und in ihm wohne die unendliche Kraft, die die Wurzel des Alls ist. Diese unendliche Kraft ist das Feuer; nach Simon ist es nicht etwas Einfaches; die meisten anderen, die behaupten, die vier Elemente seien einfach, sind auch der Ansicht, das Feuer sei einfach; er aber meint, das Feuer habe gewissermaßen eine zweifache Natur, und einen Teil dieser Doppelnatur nennt er den verborgenen, den anderen den in Erscheinung tretenden; das Verborgene sei in dem, was am Feuer in Erscheinung tritt, verborgen, und das in Erscheinung Tretende des Feuers stamme aus dem Verborgenen. Es ist das, was Aristoteles Kraft (Potenz) und Wirkung (Aktualität) nennt, oder Plato das Erkennbare und das Fühlbare. Das, was vom Feuer in Erscheinung tritt, schließt alles in sich, was immer einer an sichtbaren Dingen wahrnimmt oder vielleicht übersieht; das Verborgene schließt alles in sich, was einer als geistig erkennbar und sich der sinnlichen Wahrnehmung entziehend wahrnimmt oder was er, ohne es wahrzunehmen, übersieht. Abschließend kann man sagen: Die Schatzkammer für alles Bestehende, sinnlich oder geistig Wahrnehmbare, das Simon verborgen oder in Erscheinung tretend nennt, ist das überhimmlische Feuer; es ist gleich dem großen Baum, den Nabuchodonosor im Traum geschaut<ref>{{B|Dan|4|7— 9}}</ref> , von dem alles Fleisch ernährt wird.|Hippolyt von Rom|[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-4.htm Ref. VI,9]}}
Laut Irenäus emanierten zuerst aus der obersten Gottheit, dem „ungewordenen Vater“, (nach der Zahl der Planeten) sieben göttliche Kräfte, davon vier intellektuelle:
# der Geist ([[Nous]]),
# der ihn offenbarende [[Logos]],
# die Denkkraft (Phronesis) und
# Weisheit (Sophia),
# dann die Macht,
# die sittliche Vollkommenheit und
# der innere Friede


=== Die «sechs Wurzeln» und der «Siebente» ===
Sie machen das erste Geisterreich aus. Von diesem sind in allmählich abnehmender Klarheit 364 weitere Geisterreiche, jedes zu sieben „[[Äon|Äonen]]“, hervorgegangen. Die gesamten Geisterreiche werden zusammengefasst in dem Geheimwort [[Abraxas]] oder Abrasax, das den Zahlenwert 365 hat. Die sieben Äonen des untersten Himmelskreises sind die Weltschöpfer. Die ursprüngliche Mischung des Göttlichen mit materiellen Elementen und dadurch auch das Böse war eine Folge dieser Schöpfung, die Scheidung dieser Elemente die Aufgabe der Erlösung.


Aus dem ''ungezeugten'' Feuer entspringt die ''gezeugte'' Welt in sechs ''Wurzeln'' (bei den [[Valentinianer]]n werden sie später [[Äon]]en genannt), die drei männlich-weibliche Paare bilden: ''[[Nus]]'' (Verstand) und ''[[Epinoia]]'' (Vorstellung, Einsicht), ''Phone'' (Laut) und ''Onoma'' (Name), ''Logismos'' (Urteil) und ''Enthymesis'' (Erwägung). In ihnen vereinigt sich - zunächst nur als [[Möglichkeit]] ([[Potenz]]) - der Siebente, die «unendliche Kraft»: ''„Diese unendliche Kraft nennt er den, der steht, gestanden ist, stehen wird.“'' ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-7.htm Ref. VI,12]) ''„Wenn dieser, der in den sechs Wurzeln sich befindet, ausgeprägt sein wird, so wird er im Wesen, in der Kraft, in der Größe und Vollendung ein und dasselbe wie die unerzeugte und unendliche Kraft sein, in nichts hinter der unerzeugten, unvergleichlichen, unendlichen Kraft zurückstehend.“'' ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-7.htm Ref VI,12])
<div style="margin-left:20px">
"Man wollte mit allen Fasern festhalten an
einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus.
Das ist ungefähr der Seelenkampf, den Basilides ausgefochten hat,
der Gnostiker, der sich halten wollte an dasjenige, was sich im
Jahreslaufe offenbaren will. Er sagte sich: Wenn der Mensch sich
ganz überläßt seinem fortfließenden Intellekt, so trennt er sich von
dem göttlich-geistigen Kosmos; er muß sich halten an dasjenige,
was in der Umgebung Hegt, die durch den göttlich-geistigen Kosmos
zustandegekommen ist; er muß sich halten an das, was im
Weltenkreislauf das ehrwürdige Bild des kosmischen Schaffens hat,
also des Wirkens des Göttlichen im Materiellen; er muß sich halten
an das Jahr." {{Lit|{{G|343a|269}}}}
</div>


''Nus'' und ''Epinoia'' sind zugleich [[Himmel]] und [[Erde (Planet)|Erde]], ''Phone'' und ''Onoma'' sind [[Sonne]] und [[Mond]] und ''Logismos'' und ''Enthymesis'' [[Luft]] und [[Wasser]], wobei allen die «unendliche Kraft» beigemischt ist. ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-8.htm Ref. VI,13]) Gemeinsam entsprechen sie den [[Schöpfungstage]]n der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]].
Darum sandte der „ungewordene Vater“ seinen Erstgeborenen, den Nous, der sich mit [[Jesus von Nazaret|Jesus]], dem vollkommensten Menschen, vereinigte, sich aber nicht selbst kreuzigen ließ, sondern den [[Wikipedia:Simon von Kyrene|Simon von Kyrene]] substituierte und ins [[Pleroma]] zurückkehrte. Man muss daher nicht an den Gekreuzigten, vielmehr an Nous, den ewigen Geist, glauben, der nur scheinbar den Kreuzestod gestorben ist. ([[Doketismus]])


=== Das Paradies ===
<div style="margin-left:20px">
Von dem Siebenten heißt es in der Genesis: „Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ {{Bibel|1 Mos|1|2|LUT}} Er ist das unverderbte Bild des unendlichen, unerzeugten Gottes. Es wirkt auch in jedem Kind, das im Mutterschoß heranreift. Simon vergleicht nun, wobei er sich auf [[Moses]] beruft, das [[Paradies]] mit dem [[Mutterschoß]] und interpretiert damit den zweiten Schöpfungsbericht, die Paradieseserzählung {{Bibel|1 Mos|2|5-25}}. Die [[Genesis]], das [[Wikipedia:1. Buch Mose|1. Buch Mose]], repräsentiert insgesamt die Empfängnis und Reifung des Menschen im mütterlichen Organismus.
"Zu allerletzt verfließt der geistige Blick;
wenn wir empfinden, gewahr werden, wie der geistige Blick verfließt,
dann reden wir von dem unbekannten Gott, von dem Gott,
der in keine Worte und Begriffe zu fassen ist, von dem ersten Äon,
und aus diesem unbekannten Gotte manifestiert sich, offenbart sich
heraus — dieser Begriff der Manifestation, der später die Dinge verunziert,
ist bei Basilides noch gar nicht in der gleichen Weise zu
verstehen, wie wir heute «Manifestation» verstehen, man sollte
nicht sagen «es manifestiert sich», sondern «es gestaltet sich heraus
», ganz individuell sich gestaltend -, aus dem unbekannten
Gotte gestaltet sich dasjenige heraus, was der Nous ist, der auch
bei Anaxagoras auftritt, gewissermaßen die erste Schöpfung des
unbekannten Gottes. Das ist das erste Prinzip, das im Menschen
sein Abbild hat, wenn der Mensch sich seinem Verstand, aber jetzt
nicht dem [intellektuellen] Verstand, sondern dem Ihnen in diesen
Tagen charakterisierten lebendigen Verstand hingegeben hat, den
die Menschen noch hatten innerhalb der griechischen Philosophie
[bis Plato], und den in abgeschwächter Form Aristoteles noch
hatte." {{Lit|{{G|343a|270}}}}
</div>


{{Zitat|Nach Simon nämlich steht es so geschrieben. Moses nennt allegorisch den Mutterschoß Paradies, wenn man dem Worte glauben darf. Wenn nun Gott den Menschen im Mutterschoße bildet, d. i. im Paradiese, wie ich sagte, so muß das Paradies der Mutterschoß sein, Edem das Bauchfell, „der Fluß, der aus Edem entspringt, das Paradies zu bewässern“<ref>{{B|1 Mos|2|10}}</ref>, der Nabel. Dieser Nabel wird in vier Hauptströme geteilt; auf beiden Seiten des Nabels liegen zwei Arterien, Geisteskanäle, und zwei Venen, Blutkanäle. Wenn aber vom Bauchfell Edem ausgehend der Nabel dem Fötus um das Epigastrium einwächst, das man allgemein Nabel nennt..... die zwei Venen, durch die das Blut von dem Bauchfell Edem durch die sogenannten Pforten der Leber, die den Embryo nähren, fließt und getrieben wird; die Arterien, von denen wir gesagt haben, daß sie Kanäle des Geistes sind, umfassen auf beiden Seiten die Blase um die große Öffnung und vereinigen sich an der großen Arterie, an der sogenannten Aorta am Rücken, und so bewirkt der Geist, durch die Öffnungen ins Herz gelangend, die Bewegung der Embryonen.|Hippolyt von Rom|[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-9.htm Ref. VI,14]}}
<div style="margin-left:20px">
"Wenn
ich Ihnen ein charakteristisches Merkmal der Gnosis angeben soll in
bezug auf das innere menschliche Erleben, so ist es dieses, daß der
Gnostiker alles Streben hatte, bis zum Höchsten hinauf mit der
Erkenntnis zu dringen, so daß sich sein Blick über den Logos hinauf
zu dem Nous erhob. Der Gnostiker sagte: In Christus und im
Mysterium von Golgatha erschien der Nous menschlich verkörpert;
nicht der Logos, der Nous erschien menschlich verkörpert. Das hat
aber, meine lieben Freunde, wenn man es lebendig erfaßt, eine ganz
bestimmte Folge für unser inneres Seelenleben. Wenn man die Dinge
so abstrakt hinstellt, wie sie heute im intellektualistischen Zeitalter
vielfach vor die Leute hingestellt werden, nun ja, dann hört man,
die Menschen der älteren Zeiten hätten nicht von dem Logos gesprochen,
der in Jesus Fleisch geworden ist, sondern von dem
Nous, der in Jesus Fleisch geworden ist. Damit ist die Sache dann
aus, wenn man einen solchen Begriff hingepfahlt hat. Derjenige
aber, der im lebendigen Erleben des Begrifflichen geistig drinnensteht,
der kann nicht anders, indem er einen solchen Seeleninhalt
faßt, als sich plastisch gestaltet das vorzustellen, was fleischgewordener
Nous ist. Fleischgewordener Nous aber kann nicht sprechen,
das kann nicht der Christus sein, kann nicht durch Tod und durch
Auferstehung gehen. Der Christus der Gnostiker, der eigentlich der
Nous ist, konnte nur so weit kommen, daß er sich im Menschen
verkörperte, er konnte aber nicht bis zum Sterben und zur Auferstehung kommen." {{Lit|{{G|343a|271f}}}}
</div>


Der Fluß, der aus dem [[Garten Eden]] entspringt und sich in vier Hauptströme teilt, entspricht der [[Wikipedia:Nabelschnur|Nabelschnur]]. Daraus bilden sich die fünf [[Sinne]]: [[Sehsinn|Gesicht]], [[Gehörsinn|Gehör]], [[Geruchssinn|Geruch]], [[Geschmackssinn|Geschmack]] und [[Tastsinn|Gefühl]] ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-10.htm Ref. VI,15]). Diese entsprechen zugleich, in der genannten Reihenfolge, den [[Wikipedia:Tora|Fünf Büchern Moses]].
In dieser von der Finsternis geschaffenen Welt gibt es kein völlig sündenfreies Wesen; selbst Jesus ist nicht frei von Sünde und muss getauft werden. Aus diesem Grunde war für seine Anhänger, die Basilidianer, das Fest der [[Jordan-Taufe]] des Retters die wichtigste Festlichkeit des Jahres (etwa 6. Januar)<ref>[[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandrien]]: ''Stromateis'' I (XXI) 146,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel167-45.htm]</ref>.


Mit der [[Geburt]] erfolgt der Auszug ([[Wikipedia:2. Buch Mose|Exodus]]) aus dem mütterlichen Leib. Der Weg führt durch das [[Wikipedia:Rotes Meer|Rote Meer]] - nach Simon das [[Blut]] - zu den mühseligen und bitteren Lebenserfahrungen, die erst durch [[Moses]] verwandelt süß werden ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-10.htm Ref. VI,15]). Das Buch [[Wikipedia:3. Buch Mose|Levitikus]] handelt von Opfern und Opfergaben. ''„Wo immer aber Opfer ist, da entsteht Geruch von etwas Wohlduftendem durch die Brandopfer; für diesen Duft ist der Geruchsinn das Prüfungsmittel“'' ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-11.htm Ref. VI,16]) Voraussetzung für das Riechen ist aber die [[Atmung|Einatmung]].  Die Zunge ist das Organ des Geschmackes und der Rede; dafür steht das vierte Buch, [[Wikipedia:4. Buch Mose|Numeri]]: ''„Weil es alles bespricht, wird es mit dem Wort Zahl (Numerus) benannt.“'' ([http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-11.htm Ref. VI,16]) Das fünfte und letzte Buch, [[Wikipedia:5. Buch Mose|Deuteronomium]], ist die große Synthese aller anderen Bücher und steht für den Tastsinn: ''„Wie nämlich der Tastsinn die Wahrnehmungen der anderen Sinne durch Befühlen wiederholt und bestätigt, etwas als hart oder heiß oder feucht erweisend, so ist das fünfte Buch des Gesetzes die Wiederholung der vor ihm geschriebenen vier Bücher.“''
<div style="margin-left:20px">
"Der Gnostiker wies weg dasjenige, was irgendwie einfließen
wollte aus dem Intellektualistischen, und es ergibt sich ihm das Bild
[des Christus nur] bis zur Abnahme des Kreuzes durch Simon von
Kyrene. Das ist die eine Seite des menschlichen Kampfes, der dazumal
entstanden ist unter dem Einfluß der großen Frage, die ich vor
Sie hingestellt habe. Und was ging aus diesem Ringen hervor? Aus
diesem Ringen ging die andere große Frage hervor, die jetzt für die
christlichen Gnostiker eine Crux wurde. Meine lieben Freunde, indem
die Gnostiker das 365. Göttliche als den Judengott ansahen,
empfanden sie das Väterliche in dem Göttlichen gerade am Ende
dieser Reihe. Wo die Juden ihren Gott verehrten, da empfanden sie
das Väterliche, während sie dasjenige, was später als der Heilige
Geist zum Vorschein kam, empfanden in dem anderen Pole, in dem
Nous. Und daher gaben die Gnostiker auf eine bestimmte christliche
Urfrage der ersten christlichen Jahrhunderte eine Antwort, die
heute gar nicht mehr gewürdigt wird, sie gaben die Antwort: Der
Christus ist ein viel höheres Geschöpf als der Vater, der Christus ist
nicht wesensgleich dem Vater. Der Vater, der seinen äußersten, extremsten
Ausdruck in dem Judengott fand, ist der Schöpfer der
Welt, aber der Schöpfer der Welt war genötigt, aus seinen Untergründen
eine Welt hervorgehen zu lassen, die ganz zur gleichen Zeit
hervorbringt das Gute und das Böse, das Gute und das Schlechte,
die zu gleicher Zeit hervorbringt Gesundheit und Krankheit, die zu
gleicher Zeit hervorbringt das Heilige und das Teuflische. Dieser
Welt, die nicht gemacht war aus Liebe, weil sie das Böse enthält,
stellten die Gnostiker als das höhere Göttliche den Christus entgegen,
der von oben herunter kam, der den Nous in sich trägt, der
diese Welt erlösen kann, die der Schöpfer unerlöst lassen mußte." {{Lit|{{G|343a|272f}}}}
</div>


=== Die Zeugungslust des Feuers ===
Basilides Nachfolger war sein Sohn Isidoros. Die zahlreichen Anhänger des Basilides bildeten bis tief ins 4. Jahrhundert hinein in Unterägypten eine Art Geheimorden, bei dem [[Magie|magische]] [[Riten]] und die Kenntnis geheimer Worte eine große Rolle spielten. Sie modifizierten sein Religionssystem unter dem Einfluss [[Stoa|stoischer]] [[Philosophie]] wesentlich und erregten durch ihre (von ihren Gegnern entstellte?) Lehre, dass die Geschichte Jesu nur Schein und die Anbetung der Heidengötter gleichgültig sei, bei ihren christlichen Zeitgenossen vielfach Anstoß.


Dass das Feuer das Zeugungsprinzip aller werdenden Dinge ist, liegt aber daran, dass darin die [[Begierde]], die Zeugungslust waltet. Durch sie wird der oben genannte «Siebente», der zuerst nur der [[Möglichkeit]] (potentiell) nach da war, zur [[Wirklichkeit]] ([[Aktualität]]) und damit gleich dem unendlichen, unveränderlichen Ursprung, dem göttlichen Quell.
== Irenäus von Lyon ==


{{Zitat|Die Zeugungslust aller zeugungsfähigen Wesen entstammt dem Feuer. Denn die Begier nach Umwandlung nennt man vom Feuer ergriffen werden. Obwohl es nur ein Feuer gibt, unterliegt es zwei Wandlungen. Im Mann wandelt sich das heiße, rötliche, feuerähnliche Blut in den Samen, im Weibe in Milch. Die Wandlung im Männlichen ergibt Zeugung, die Wandlung im Weiblichen Nahrung. Dies ist „das flammende Schwert, das gezückt ist, um den Weg zum Holz des Lebens zu bewachen“<ref>{{B|1 Mos|3|24}}</ref>. Es wandelt3 sich nämlich das Blut in Samen und Milch, und diese Kraft wird Vater und Mutter, Vater der Entstehenden und Nahrung derer, die genährt werden, keiner Sache bedürfend, sich selbst genügend. Das Holz des Lebens wird durch das gezückte flammende Schwert, wie wir gesagt, behütet, d. i. die siebente Kraft, die aus sich selbst entstammt, die alle in sich hat, die in den sechs Kräften liegende. Wenn nämlich das flammende Schwert nicht gezückt wird, wird jenes schöne Holz zerstört und vernichtet; wenn es aber in Samen und Milch verwandelt wird, so wird der, welcher der Potenz nach darin liegt, den ihm zustehenden Ruhm und den hervorragenden Platz, in dem das Wort erzeugt wird, erhalten und wie aus dem allerkleinsten Funken entstehend, größer werden und zunehmen, und er wird eine unendliche Kraft werden, unveränderlich, ganz ähnlich dem unveränderlichen [[Äon]], der in Ewigkeit nicht mehr entsteht.|Hippolyt von Rom|[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-12.htm Ref. VI,17]}}
[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (''Gegen die Häretiker'', Buch 1 24, 1-7) berichtet über die Lehren des [[Basilides]]:


=== Sige ===
{{Zitat|Basilides dehnt seine Lehrmeinung ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken. Er lehrt folgendes: Von dem ungezeugten Vater ist zunächst der Nous gezeugt, von diesem der Logos, von dem Logos die Phronesis, von der Phronesis die Sophia und Dynamis, von der Sophia und Dynamis die Kräfte, Mächte und Engel, die er die ersten nennt, und von diesen ist der erste Himmel erschaffen. Von ihnen sind andere Engel abgeleitet und erschaffen, diese machten einen zweiten Himmel ähnlich dem ersten. Von diesen entstanden auf ähnliche Weise durch Ableitung wieder andere, als Abbilder der oberen, und diese machten einen dritten Himmel. Aus dem dritten Himmel entstand der vierte und so fort auf dieselbe Weise immer weitere Fürsten und Engel und 365 Himmel. Nach dieser Himmelszahl hat denn auch das Jahr ebenso viele Tage.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]}}


[[Sige]] ({{ELSalt|σιγή}}, „Stille, Schweigen“), das „Schweigen“, die unsichtbare, unfassbare [[weiblich]]e Seite des unergründlichen männlich-weiblichen Schöpfungsursprungs, ist die ''eine'' und ''eigentliche'' Wurzel, aus der [[Nus]] (männlich) und [[Epinoia]] (weiblich) hervorgehen. Der oben genannte «Siebente» wird hier zum «Vater» - aber erst, nachdem er von der Epinoia so genannt wird.
{{Zitat|Die örtliche Lage der 365 Himmel bestimmen sie ähnlich wie die Mathematiker. Ihre Lehrsätze haben sie übernommen und verwenden sie für die besondere Art ihrer Lehre. Ihr Fürst heißt [[Abraxas]]; der Zahlenwert der Buchstaben dieses Namens beträgt 365.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,7 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-6.htm]}}


{{Zitat|Zwei Sprossen gibt es unter den gesamten Äonen, die weder Anfang noch Ende haben, aus einer Wurzel. Diese Kraft ist die unsichtbare, unfaßbare Sige. Der eine von ihnen erscheint oben und ist die große Kraft, der Nus des Alls, alles verwaltend, männlichen Geschlechts; der andere unten, die große Epinoia, weiblichen Geschlechts, alles erzeugend. Daher haben sie Gemeinschaft, sich gegenseitig ergänzend, und lassen den Zwischenraum in Erscheinung treten, unfaßbare Luft, die weder Anfang noch Ende hat. In dieser weilt der Vater, der alles trägt und nährt, das Anfang und Ende hat. Dieser ist es, der steht, gestanden ist, stehen wird, eine männlich-weibliche Kraft, gemäß der vorher existierenden unendlichen Kraft, die weder Anfang noch Ende hat, in Einzigheit bestehend. Von ihr ausgehend verzweifachte sich die in Einzigheit bestehende Epinoia. Auch der Vater war einzig; die Epinoia in sich habend war er allein, zwar nicht der erste, doch vorherexistierend; indem er sich selbst erschien, verzweifachte er sich durch sich selbst. Aber er wurde nicht Vater genannt, bevor die Epinoia ihn nicht Vater nannte. So, wie er sich selbst durch sich hervorbrachte und sich selbst die eigene Epinoia zeigte, machte es die in Erscheinung getretene Epinoia nicht, sondern da sie den Vater gesehen, verbarg sie den Vater, d. i. die Kraft in sich, und so ist Epinoia auch männlich-weibliche Kraft; daher ergänzen sie sich gegenseitig — die Kraft unterscheidet sich nicht von der Epinoia — da sie eines sind. In dem, was oben ist, findet sich die Kraft, in dem, was unten ist, die Epinoia. Ihre Erscheinungsform ist nun folgender Art: obwohl eins, werden sie als zwei erfunden, der Männlich-Weibliche das Weibliche in sich habend. So ist der Nus in der Epinoia, die, voneinander getrennt, obwohl eins, als zwei erfunden werden. |Hippolyt von Rom|[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-13.htm Ref. VI,18]}}
{{Zitat| Den letzten Himmel, den wir sehen, erfüllen die Engel, welche alles, was in der Welt ist, gemacht haben. Sie haben die Erde und die Völker, die auf der Erde sind, unter sich verteilt. Ihr Anführer ist der Gott der Juden. Da dieser nun seinen Leuten, d. h. den Juden, die andern Völker unterwerfen wollte, erhoben sich die andern Fürsten gegen ihn und durchkreuzten seine Pläne. Deshalb sind auch die andern Völker seinem Volke feindlich gesonnen.<br>


=== Helena und Epinoia ===
Wie aber der ungezeugte und unnennbare Vater ihre Verderbtheit sah, sandte er seinen eingeborenen Nous, der Christus genannt wird, um die, welche an ihn glauben würden, von der Herrschaft jener zu befreien, die die Welt gemacht haben. Er erschien auch ihren Völkern auf Erden als Mensch und vollendete die Kräfte. Aber er hat nicht gelitten, sondern ein gewisser Simon von Cyrene, den man zwang, für ihn das Kreuz zu tragen. Dieser wurde irrtümlich und unwissentlich gekreuzigt, nachdem er von ihm verwandelt war, so daß er für Jesus gehalten wurde. Jesus aber nahm die Gestalt des Simon an und lachte sie aus, indem er dabeistand. Er war ja die unkörperliche Kraft und der Nous des ungezeugten Vaters, deswegen konnte er sich nach Belieben verwandeln und stieg so wieder zu dem hinauf, der ihn gesandt hatte, indem er derer spottete, die ihn nicht halten konnten, und unsichtbar für alle war. Befreit also sind, die dies wissen, von den Schöpferfürsten der Welt. Nicht den Gekreuzigten darf man bekennen, sondern den, der anscheinend gekreuzigt wurde, Jesus hieß und vom Vater gesandt wurde, um durch diese Veranstaltung die Werke derer zu zerstören, die die Welt gemacht haben. Wer also noch den Gekreuzigten bekennt, der ist ein Sklave und unter der Gewalt jener, welche die Körperwelt gemacht haben; die andern aber sind ihrer Macht ledig, sie wissen, wie es der ungezeugte Vater geordnet hat.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,4 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-3.htm]}}


Die schöne [[Helena (Mythologie)|Helena]] habe ihre Kraft und Schönheit erhalten, weil die [[Epinoia]] in ihr wohnte. Simon sei, wie er sagte, gekommen, um sie aus dem Gefängnis ihres Leibes - dem „Hurenhaus“ - zu erlösen. Hippolyt sieht darin allerdings nur einen Vorwand für die [[Wikipedia:freie Liebe|freie Liebe]], die die Simonianer angeblich gepflegt haben sollen.
Die [[Erlösung]] betrifft nach Basilides nur die [[Seele]], der Körper muss zerfallen. Von der [[Auferstehung|Auferstehung des Leibes]] kann hier keine Rede sein.


{{Zitat|Helena sei das verirrte Schaf<ref>{{B|Lk|15|4}}</ref>; sie verwirre, in den Frauen wohnend, durch ihre wunderbare Schönheit die Kräfte in der Welt; so sei auch durch sie der trojanische Krieg entstanden. In der damaligen Helena wohnte die Epinoia und, da alle Mächte sie für sich beanspruchten, so entstand Zwist und Krieg, bei welchen Völkern immer sie sich zeigte. So wurden dem Stesichoros, der sie in Liedern geschmäht hatte, die Augen geblendet, dann schrieb er reuig Gesänge, in denen er sie verherrlichte, und erhielt das Gesicht wieder. Durch die Engel und die unteren Mächte, die die Welt gemacht, habe auch sie einen Leib bekommen und habe sich in einem Hurenhause in der phönizischen Stadt Tyrus aufgehalten, und er (Simon) habe sie dort bei seiner Herabkunft gefunden. Er sagt, er sei in erster Linie sie zu suchen gekommen, auf daß er sie von ihren Ketten löse, und er führte sie befreit mit sich herum und sagte, sie sei das verlorene Schaf, sich selbst nannte er die Kraft über alles. Der Lügner aber, in das Weibsbild, das Helena hieß, verliebt, hatte sie gekauft und hielt sie aus, und erfand diese Fabel, weil er sich vor seinen Schülern schämte. Sie aber traten in die Fußstapfen des Schwindlers und Zauberers Simon, führten sich ebenso auf und behaupteten, man solle unterschiedslos geschlechtlich verkehren: Jegliche Erde sei Erde, und es komme nicht darauf an, wo einer säe, wenn er nur säe; ja sie preisen sich selig wegen des allgemeinen Geschlechtsverkehrs, indem sie sagen, das sei die vollkommene Liebe, und: Der Heilige der Heiligen...... wird geheiligt; sie ließen sich nicht von einem eingebildeten Übel beherrschen; sie seien ja doch erlöst.|Hippolyt von Rom|[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-13.htm Ref. VI,19]}}
== Hippolytus von Rom ==


Die Beziehung des [[Simon Magus]] zu Helena findet eine gewisse Entsprechung in [[Goethe]]s [[Faust-Tragödie]]. Helena ist hier ein Bild für die sich entwickelnde, ''unschuldig-schuldige'' [[Seele]]. Nach dem [[Wikipedia:Volksbuch|Volksbuch]] ''„Historia von D. Johann Fausten“'' des Buchdruckers [[Wikipedia:Johann Spies|Johann Spies]] soll sich [[Johann Georg Faust]] auch als ''Magus secundus'' bezeichnet haben - mit bewusstem Bezug auf Simon Magus, den ''Magus primus''.
{{Zitat|Als nun nichts existierte, weder Stoff, noch Wesenheit, noch Wesenloses, noch Einfaches, noch Zusammengesetztes, noch Unfaßbares, noch Unfühlbares, weder Mensch, noch Engel, noch Gott, noch überhaupt etwas Benennbares, das man mit dem Gefühl oder dem Verstand wahrnimmt, als vielmehr alles absolut im eigentlichsten Sinne nicht vorhanden war, entschloß sich der nichtexistierende Gott, den Aristoteles „Gedanke des Gedankens“ nennt, Basilides und seine Schule aber den Nichtexistierenden, ohne Gedanken, ohne Empfindung, ohne Ratschluß, ohne Plan, ohne Leidenschaft, ohne Begierde die Welt zu schaffen. Wenn ich „er wollte“ sage, so sage ich es, meint Basilides, der Verständlichmachung wegen, er wollte ohne Wille, ohne Gedanke, ohne Gefühl; unter „die Welt“ verstehe ich nicht jene, die später durch die Ausdehnung und Scheidung entstand und auseinanderging, sondern den Weltsamen. Der Weltsamen enthielt alles in sich, wie das Senfkorn im kleinsten zusammengefaßt alles enthält: die Wurzeln, den Stamm, die Zweige, die unzähligen Blätter und die von der Pflanze hervorzubringenden Samen und alle weiter entstehenden Pflanzen und ihre Samen. So schuf der nichtexistierende Gott eine nichtexistierende Welt aus Nichtexistierendem, indem er ein Samenkorn hervorbrachte, das den Gesamtsamen der Welt in sich hatte.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 21 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-9.htm]}}


== Gesamtüberblick ==
{{Zitat|Es war, so sagt Basilides, im Samen selbst eine dreifache Sohnschaft, dem nichtexistierenden Gott durchaus wesensgleich, aus dem Nichtexistierenden erzeugt. Ein Teil dieser dreifach geteilten Sohnschaft war ganz leicht, der andere schwer, der dritte reinigungsbedürftig. Im Augenblick, als die erste Hervorbringung des Samens durch den nichtexistierenden Gott stattfand, entfloh der ganz feine Teil, stieg eilends mit einer schöpferischen Schnelligkeit von unten nach oben „wie ein Flügel oder ein Gedanke“<ref>Od. 7, 36</ref> und gelangte zum Nichtexistierenden; nach ihm strebt jedes Wesen wegen seiner überaus großen Schönheit und Anmut; aber jedes auf seine Weise. Das allzu Schwere bleibt aber noch im Samen und konnte, obwohl es Nachahmungstrieb hatte, nicht aufsteigen; diese Sohnschaft war viel zu wenig leicht im Gegensatz zu der, die durch sich selbst aufstieg, und blieb unten. Nun versah sich also die allzu schwere Sohnschaft mit solchen Flügeln, wie sie Plato, der Lehrer des Aristoteles, im Phaidros<ref>Phaidros 246 A ff.</ref> der Seele gibt. Basilides nennt sie nicht Flügel, sondern Heiliger Geist; wenn die Sohnschaft ihn angetan hat, übt sie Wohltaten und erhält solche.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 22 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-10.htm]}}
Einen kurzen Gesamtüberblick über die Äonologie der Simonianer gibt das folgende Schema des [[Wikipedia:Vereinigtes Königreich|englischen]] [[Theosophie|Theosophen]] [[G.R.S. Mead]]:
 
[[Datei:Aenologie der Simonianer (Mead).gif|center|700px|Die Simonianische Äonologie]]


== Anmerkungen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==


* [[G.R.S. Mead]]: ''[http://www.gutenberg.org/files/12892/12892-h/12892-h.htm Simon Magus]'' (1892)
* Frank Bahr: ''„Als aber das Gebot kam“ (Röm 7,9b). Funktion und Wirkung des Gesetzes in der Römer 7-Deutung vor Origenes' Römerbriefkommentar.'', 2001, ISBN 3-89825-302-3 [http://www.dissertation.de/index.php3?active_document=buch.php3&buch=3607 kostenpflichtige Online-Ressource], Seiten 119-177.
* Winrich Alfried Löhr: ''Basilides und seine Schule. Eine Studie zur Theologie- und Kirchengeschichte des zweiten Jahrhunderts.'' Tübingen: Mohr, 1996, ISBN 3-16-146300-5
* [[Wikipedia:Ekkehard Mühlenberg|Ekkehard Mühlenberg]]: „Basilides“. In: [[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|TRE]] Bd. 5, S. 296-301 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110077396&id=sak1XiO4CRcC&vq=Basilides&dq=Basilides&lpg=PA297&pg=PA296&sig=7SGCS38Q8w5c4RqnswQ5-x7qz6Q Google-Booksearch]
* {{BBKL|b/basilides_g|band=1|spalte=404|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Basilides}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
 
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== Weblinks ==
 
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[[Kategorie:Gnosis]] [[Kategorie:Simonianer]]
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Version vom 21. August 2014, 10:52 Uhr

Basilides (griech. Bασιλίδης) eigentlich Basileides (* ca. 85 in Syrien (?); † ca. 145) war ein Gnostiker in Alexandria.

Leben und Lehre

Basilides war wahrscheinlich Schüler des Menander, Hauptvertreter der ägyptischen (alexandrinischen) Gnosis und wurde von Christen der Häresiarch (Herrscher der Irrlehrer) genannt. Er lehrte um 130–140 n. Chr. in Alexandria. Nach den acta archelei hatte er vor seiner Ankunft in Alexandria in Persien gewirkt. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller; zu seinen Werken zählen ein Psalmenbuch, mehrere Oden, ein Bibelkommentar in 24 Bänden – genannt Exegetica – und eine Lehrschrift, die (wohl fälschlich) „Evangelium“ genannt wurde. Fast nichts davon ist erhalten.

Von seiner Lehre kennen wir nur Bruchstücke in den „Stromateis“ des Clemens von Alexandria sowie zwei Darstellungen, von Irenäus von Lyon und von Hippolytus – also nur aus entstellenden Gegenschriften. Irenäus etwa formuliert: „Basileides dehnt seine Lehre ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken.[1] Er verarbeitete verschiedene christlich-jüdische, persische und neuplatonische Überlieferungen zu einem Weltbild von sittlichem Ernst und eindrucksvoller Geschlossenheit. Hippolyt meint: „Seine Lehre ist die des Aristoteles, des Stagiriten, nicht die Christi.[2]

Es ist emanatistisch mit eindeutiger dualistischer Grundlage: Basilides ging von der Existenz der beiden alten Prinzipien Licht und Finsternis aus. Als diese einander gewahr wurden, wendete sich das Licht ab, das Dunkel jedoch gewann die Herrschaft über die Reflexe des Lichtes, Farben und Schatten; so konnte diese unsere unvollkommene Welt entstehen. Dieser Schöpfungsmythos ist eine Weiterentwicklung der persischen Ahura-Mazda-Ahriman-Kosmologie. Basilides allerdings arbeitete neuplatonische Elemente ein, insbesondere den Dualismus zwischen Geist und Materie, Seele und Leib.

Laut Irenäus emanierten zuerst aus der obersten Gottheit, dem „ungewordenen Vater“, (nach der Zahl der Planeten) sieben göttliche Kräfte, davon vier intellektuelle:

  1. der Geist (Nous),
  2. der ihn offenbarende Logos,
  3. die Denkkraft (Phronesis) und
  4. Weisheit (Sophia),
  5. dann die Macht,
  6. die sittliche Vollkommenheit und
  7. der innere Friede

Sie machen das erste Geisterreich aus. Von diesem sind in allmählich abnehmender Klarheit 364 weitere Geisterreiche, jedes zu sieben „Äonen“, hervorgegangen. Die gesamten Geisterreiche werden zusammengefasst in dem Geheimwort Abraxas oder Abrasax, das den Zahlenwert 365 hat. Die sieben Äonen des untersten Himmelskreises sind die Weltschöpfer. Die ursprüngliche Mischung des Göttlichen mit materiellen Elementen und dadurch auch das Böse war eine Folge dieser Schöpfung, die Scheidung dieser Elemente die Aufgabe der Erlösung.

"Man wollte mit allen Fasern festhalten an einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus. Das ist ungefähr der Seelenkampf, den Basilides ausgefochten hat, der Gnostiker, der sich halten wollte an dasjenige, was sich im Jahreslaufe offenbaren will. Er sagte sich: Wenn der Mensch sich ganz überläßt seinem fortfließenden Intellekt, so trennt er sich von dem göttlich-geistigen Kosmos; er muß sich halten an dasjenige, was in der Umgebung Hegt, die durch den göttlich-geistigen Kosmos zustandegekommen ist; er muß sich halten an das, was im Weltenkreislauf das ehrwürdige Bild des kosmischen Schaffens hat, also des Wirkens des Göttlichen im Materiellen; er muß sich halten an das Jahr." (Lit.: GA 343a, S. 269)

Darum sandte der „ungewordene Vater“ seinen Erstgeborenen, den Nous, der sich mit Jesus, dem vollkommensten Menschen, vereinigte, sich aber nicht selbst kreuzigen ließ, sondern den Simon von Kyrene substituierte und ins Pleroma zurückkehrte. Man muss daher nicht an den Gekreuzigten, vielmehr an Nous, den ewigen Geist, glauben, der nur scheinbar den Kreuzestod gestorben ist. (Doketismus)

"Zu allerletzt verfließt der geistige Blick; wenn wir empfinden, gewahr werden, wie der geistige Blick verfließt, dann reden wir von dem unbekannten Gott, von dem Gott, der in keine Worte und Begriffe zu fassen ist, von dem ersten Äon, und aus diesem unbekannten Gotte manifestiert sich, offenbart sich heraus — dieser Begriff der Manifestation, der später die Dinge verunziert, ist bei Basilides noch gar nicht in der gleichen Weise zu verstehen, wie wir heute «Manifestation» verstehen, man sollte nicht sagen «es manifestiert sich», sondern «es gestaltet sich heraus », ganz individuell sich gestaltend -, aus dem unbekannten Gotte gestaltet sich dasjenige heraus, was der Nous ist, der auch bei Anaxagoras auftritt, gewissermaßen die erste Schöpfung des unbekannten Gottes. Das ist das erste Prinzip, das im Menschen sein Abbild hat, wenn der Mensch sich seinem Verstand, aber jetzt nicht dem [intellektuellen] Verstand, sondern dem Ihnen in diesen Tagen charakterisierten lebendigen Verstand hingegeben hat, den die Menschen noch hatten innerhalb der griechischen Philosophie [bis Plato], und den in abgeschwächter Form Aristoteles noch hatte." (Lit.: GA 343a, S. 270)

"Wenn ich Ihnen ein charakteristisches Merkmal der Gnosis angeben soll in bezug auf das innere menschliche Erleben, so ist es dieses, daß der Gnostiker alles Streben hatte, bis zum Höchsten hinauf mit der Erkenntnis zu dringen, so daß sich sein Blick über den Logos hinauf zu dem Nous erhob. Der Gnostiker sagte: In Christus und im Mysterium von Golgatha erschien der Nous menschlich verkörpert; nicht der Logos, der Nous erschien menschlich verkörpert. Das hat aber, meine lieben Freunde, wenn man es lebendig erfaßt, eine ganz bestimmte Folge für unser inneres Seelenleben. Wenn man die Dinge so abstrakt hinstellt, wie sie heute im intellektualistischen Zeitalter vielfach vor die Leute hingestellt werden, nun ja, dann hört man, die Menschen der älteren Zeiten hätten nicht von dem Logos gesprochen, der in Jesus Fleisch geworden ist, sondern von dem Nous, der in Jesus Fleisch geworden ist. Damit ist die Sache dann aus, wenn man einen solchen Begriff hingepfahlt hat. Derjenige aber, der im lebendigen Erleben des Begrifflichen geistig drinnensteht, der kann nicht anders, indem er einen solchen Seeleninhalt faßt, als sich plastisch gestaltet das vorzustellen, was fleischgewordener Nous ist. Fleischgewordener Nous aber kann nicht sprechen, das kann nicht der Christus sein, kann nicht durch Tod und durch Auferstehung gehen. Der Christus der Gnostiker, der eigentlich der Nous ist, konnte nur so weit kommen, daß er sich im Menschen verkörperte, er konnte aber nicht bis zum Sterben und zur Auferstehung kommen." (Lit.: GA 343a, S. 271f)

In dieser von der Finsternis geschaffenen Welt gibt es kein völlig sündenfreies Wesen; selbst Jesus ist nicht frei von Sünde und muss getauft werden. Aus diesem Grunde war für seine Anhänger, die Basilidianer, das Fest der Jordan-Taufe des Retters die wichtigste Festlichkeit des Jahres (etwa 6. Januar)[3].

"Der Gnostiker wies weg dasjenige, was irgendwie einfließen wollte aus dem Intellektualistischen, und es ergibt sich ihm das Bild [des Christus nur] bis zur Abnahme des Kreuzes durch Simon von Kyrene. Das ist die eine Seite des menschlichen Kampfes, der dazumal entstanden ist unter dem Einfluß der großen Frage, die ich vor Sie hingestellt habe. Und was ging aus diesem Ringen hervor? Aus diesem Ringen ging die andere große Frage hervor, die jetzt für die christlichen Gnostiker eine Crux wurde. Meine lieben Freunde, indem die Gnostiker das 365. Göttliche als den Judengott ansahen, empfanden sie das Väterliche in dem Göttlichen gerade am Ende dieser Reihe. Wo die Juden ihren Gott verehrten, da empfanden sie das Väterliche, während sie dasjenige, was später als der Heilige Geist zum Vorschein kam, empfanden in dem anderen Pole, in dem Nous. Und daher gaben die Gnostiker auf eine bestimmte christliche Urfrage der ersten christlichen Jahrhunderte eine Antwort, die heute gar nicht mehr gewürdigt wird, sie gaben die Antwort: Der Christus ist ein viel höheres Geschöpf als der Vater, der Christus ist nicht wesensgleich dem Vater. Der Vater, der seinen äußersten, extremsten Ausdruck in dem Judengott fand, ist der Schöpfer der Welt, aber der Schöpfer der Welt war genötigt, aus seinen Untergründen eine Welt hervorgehen zu lassen, die ganz zur gleichen Zeit hervorbringt das Gute und das Böse, das Gute und das Schlechte, die zu gleicher Zeit hervorbringt Gesundheit und Krankheit, die zu gleicher Zeit hervorbringt das Heilige und das Teuflische. Dieser Welt, die nicht gemacht war aus Liebe, weil sie das Böse enthält, stellten die Gnostiker als das höhere Göttliche den Christus entgegen, der von oben herunter kam, der den Nous in sich trägt, der diese Welt erlösen kann, die der Schöpfer unerlöst lassen mußte." (Lit.: GA 343a, S. 272f)

Basilides Nachfolger war sein Sohn Isidoros. Die zahlreichen Anhänger des Basilides bildeten bis tief ins 4. Jahrhundert hinein in Unterägypten eine Art Geheimorden, bei dem magische Riten und die Kenntnis geheimer Worte eine große Rolle spielten. Sie modifizierten sein Religionssystem unter dem Einfluss stoischer Philosophie wesentlich und erregten durch ihre (von ihren Gegnern entstellte?) Lehre, dass die Geschichte Jesu nur Schein und die Anbetung der Heidengötter gleichgültig sei, bei ihren christlichen Zeitgenossen vielfach Anstoß.

Irenäus von Lyon

Irenäus von Lyon (Gegen die Häretiker, Buch 1 24, 1-7) berichtet über die Lehren des Basilides:

„Basilides dehnt seine Lehrmeinung ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken. Er lehrt folgendes: Von dem ungezeugten Vater ist zunächst der Nous gezeugt, von diesem der Logos, von dem Logos die Phronesis, von der Phronesis die Sophia und Dynamis, von der Sophia und Dynamis die Kräfte, Mächte und Engel, die er die ersten nennt, und von diesen ist der erste Himmel erschaffen. Von ihnen sind andere Engel abgeleitet und erschaffen, diese machten einen zweiten Himmel ähnlich dem ersten. Von diesen entstanden auf ähnliche Weise durch Ableitung wieder andere, als Abbilder der oberen, und diese machten einen dritten Himmel. Aus dem dritten Himmel entstand der vierte und so fort auf dieselbe Weise immer weitere Fürsten und Engel und 365 Himmel. Nach dieser Himmelszahl hat denn auch das Jahr ebenso viele Tage.“

Irenäus: Gegen die Häretiker I,24,3 [4]

„Die örtliche Lage der 365 Himmel bestimmen sie ähnlich wie die Mathematiker. Ihre Lehrsätze haben sie übernommen und verwenden sie für die besondere Art ihrer Lehre. Ihr Fürst heißt Abraxas; der Zahlenwert der Buchstaben dieses Namens beträgt 365.“

Irenäus: Gegen die Häretiker I 24,7 [5]

„Den letzten Himmel, den wir sehen, erfüllen die Engel, welche alles, was in der Welt ist, gemacht haben. Sie haben die Erde und die Völker, die auf der Erde sind, unter sich verteilt. Ihr Anführer ist der Gott der Juden. Da dieser nun seinen Leuten, d. h. den Juden, die andern Völker unterwerfen wollte, erhoben sich die andern Fürsten gegen ihn und durchkreuzten seine Pläne. Deshalb sind auch die andern Völker seinem Volke feindlich gesonnen.

Wie aber der ungezeugte und unnennbare Vater ihre Verderbtheit sah, sandte er seinen eingeborenen Nous, der Christus genannt wird, um die, welche an ihn glauben würden, von der Herrschaft jener zu befreien, die die Welt gemacht haben. Er erschien auch ihren Völkern auf Erden als Mensch und vollendete die Kräfte. Aber er hat nicht gelitten, sondern ein gewisser Simon von Cyrene, den man zwang, für ihn das Kreuz zu tragen. Dieser wurde irrtümlich und unwissentlich gekreuzigt, nachdem er von ihm verwandelt war, so daß er für Jesus gehalten wurde. Jesus aber nahm die Gestalt des Simon an und lachte sie aus, indem er dabeistand. Er war ja die unkörperliche Kraft und der Nous des ungezeugten Vaters, deswegen konnte er sich nach Belieben verwandeln und stieg so wieder zu dem hinauf, der ihn gesandt hatte, indem er derer spottete, die ihn nicht halten konnten, und unsichtbar für alle war. Befreit also sind, die dies wissen, von den Schöpferfürsten der Welt. Nicht den Gekreuzigten darf man bekennen, sondern den, der anscheinend gekreuzigt wurde, Jesus hieß und vom Vater gesandt wurde, um durch diese Veranstaltung die Werke derer zu zerstören, die die Welt gemacht haben. Wer also noch den Gekreuzigten bekennt, der ist ein Sklave und unter der Gewalt jener, welche die Körperwelt gemacht haben; die andern aber sind ihrer Macht ledig, sie wissen, wie es der ungezeugte Vater geordnet hat.“

Irenäus: Gegen die Häretiker I 24,4 [6]

Die Erlösung betrifft nach Basilides nur die Seele, der Körper muss zerfallen. Von der Auferstehung des Leibes kann hier keine Rede sein.

Hippolytus von Rom

„Als nun nichts existierte, weder Stoff, noch Wesenheit, noch Wesenloses, noch Einfaches, noch Zusammengesetztes, noch Unfaßbares, noch Unfühlbares, weder Mensch, noch Engel, noch Gott, noch überhaupt etwas Benennbares, das man mit dem Gefühl oder dem Verstand wahrnimmt, als vielmehr alles absolut im eigentlichsten Sinne nicht vorhanden war, entschloß sich der nichtexistierende Gott, den Aristoteles „Gedanke des Gedankens“ nennt, Basilides und seine Schule aber den Nichtexistierenden, ohne Gedanken, ohne Empfindung, ohne Ratschluß, ohne Plan, ohne Leidenschaft, ohne Begierde die Welt zu schaffen. Wenn ich „er wollte“ sage, so sage ich es, meint Basilides, der Verständlichmachung wegen, er wollte ohne Wille, ohne Gedanke, ohne Gefühl; unter „die Welt“ verstehe ich nicht jene, die später durch die Ausdehnung und Scheidung entstand und auseinanderging, sondern den Weltsamen. Der Weltsamen enthielt alles in sich, wie das Senfkorn im kleinsten zusammengefaßt alles enthält: die Wurzeln, den Stamm, die Zweige, die unzähligen Blätter und die von der Pflanze hervorzubringenden Samen und alle weiter entstehenden Pflanzen und ihre Samen. So schuf der nichtexistierende Gott eine nichtexistierende Welt aus Nichtexistierendem, indem er ein Samenkorn hervorbrachte, das den Gesamtsamen der Welt in sich hatte.“

Hippolytus von Rom: Widerlegung aller Häresien VII 21 [7]

„Es war, so sagt Basilides, im Samen selbst eine dreifache Sohnschaft, dem nichtexistierenden Gott durchaus wesensgleich, aus dem Nichtexistierenden erzeugt. Ein Teil dieser dreifach geteilten Sohnschaft war ganz leicht, der andere schwer, der dritte reinigungsbedürftig. Im Augenblick, als die erste Hervorbringung des Samens durch den nichtexistierenden Gott stattfand, entfloh der ganz feine Teil, stieg eilends mit einer schöpferischen Schnelligkeit von unten nach oben „wie ein Flügel oder ein Gedanke“[4] und gelangte zum Nichtexistierenden; nach ihm strebt jedes Wesen wegen seiner überaus großen Schönheit und Anmut; aber jedes auf seine Weise. Das allzu Schwere bleibt aber noch im Samen und konnte, obwohl es Nachahmungstrieb hatte, nicht aufsteigen; diese Sohnschaft war viel zu wenig leicht im Gegensatz zu der, die durch sich selbst aufstieg, und blieb unten. Nun versah sich also die allzu schwere Sohnschaft mit solchen Flügeln, wie sie Plato, der Lehrer des Aristoteles, im Phaidros[5] der Seele gibt. Basilides nennt sie nicht Flügel, sondern Heiliger Geist; wenn die Sohnschaft ihn angetan hat, übt sie Wohltaten und erhält solche.“

Hippolytus von Rom: Widerlegung aller Häresien VII 22 [8]

Anmerkungen

  1. Irenäus von Lyon: Gegen die Häretiker I,24,3 [1]
  2. Hippolytus von Rom: Widerlegung aller Häresien VII, 14 [2]
  3. Clemens von Alexandrien: Stromateis I (XXI) 146,1 [3]
  4. Od. 7, 36
  5. Phaidros 246 A ff.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks


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