Basilides (Gnostiker) und Abrakadabra: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Basilides''' ({{ELSalt|Bασιλίδης}}) eigentlich ''Basileides'' (* ca. 85 in Syrien (?); † ca. 145) war ein [[Gnostizismus|Gnostiker]] in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]].
'''Abrakadabra''' oder auch '''Abracadabra''' ist ein bereits in der [[Wikipedia:Spätantike|Spätantike]] geläufiges Zauberwort. Möglicherweise ist es [[Hebräische Sprache|hebräischen]], [[Wikipedia:Arabische Sprache|arabischen]], [[Wikipedia:Persische Sprache|persischen]] oder [[Latein|römischen]] Ursprungs. Erstmals nachweislich erwähnt wird es um 200 n. Chr. im ''Liber medicinalis'' des [[Wikipedia:Serenus Sammonicus|Quintus Serenus Sammonicus]], wo es, in einem [[Wikipedia:Amulett|Amulett]] getragen, als Mittel gegen [[Wikipedia:Malaria|Malaria]] empfohlen wird. Abrakadabra hat durch seinen mehrmals wiederholten [[Laut]]bestand einen stark [[Mantra|mantrischen]] Charakter und steht der [[Ursprache]] noch sehr und wird in den meisten [[Sprache]]n nahezu gleich artikuliert. [[Rudolf Steiner]] hat es auch als Übung in seinen Kursen für [[Sprachgestaltung]] eingesetzt und dort folgendermaßen erläutert:
 
== Leben und Lehre ==
Basilides war wahrscheinlich Schüler des [[Menander]], Hauptvertreter der ägyptischen (alexandrinischen) Gnosis und wurde von [[Christentum|Christen]] der ''[[Häresie|Häresiarch]]'' (Herrscher der Irrlehrer) genannt. Er lehrte um 130–140 n. Chr. in Alexandria.  Nach den ''acta archelei'' hatte er vor seiner Ankunft in Alexandria in [[Wikipedia:Perserreich|Persien]] gewirkt. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller; zu seinen Werken zählen ein [[Wikipedia:Psalmen|Psalmen]]buch, mehrere Oden, ein Bibelkommentar in 24 Bänden – genannt ''Exegetica'' – und eine Lehrschrift, die (wohl fälschlich) „Evangelium“ genannt wurde. Fast nichts davon ist erhalten.
 
Von seiner Lehre kennen wir nur Bruchstücke in den ''„Stromateis“'' des [[Clemens von Alexandria]] sowie  zwei Darstellungen, von [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] und von [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolytus]] – also nur aus entstellenden Gegenschriften. Irenäus etwa formuliert: „''Basileides dehnt seine Lehre ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken.''“<ref>Irenäus von Lyon: ''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]</ref> Er verarbeitete verschiedene christlich-jüdische, persische und [[Neuplatonismus|neuplatonische]] Überlieferungen zu einem Weltbild von sittlichem Ernst und eindrucksvoller Geschlossenheit. Hippolyt meint: „''Seine Lehre ist die des Aristoteles, des Stagiriten, nicht die Christi.''“<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien'' VII, 14 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-2.htm]</ref>
 
Es ist [[Emanation (Philosophie)|emanatistisch]] mit eindeutiger [[Dualismus|dualistischer]] Grundlage: Basilides ging von der Existenz der beiden alten Prinzipien Licht und Finsternis aus. Als diese einander gewahr wurden, wendete sich das Licht ab, das Dunkel jedoch gewann die Herrschaft über die Reflexe des Lichtes, Farben und Schatten; so konnte diese unsere unvollkommene Welt entstehen. Dieser [[Schöpfungsmythos]] ist eine Weiterentwicklung der persischen [[Ahura Mazda|Ahura-Mazda]]-[[Ahriman]]-[[Kosmologie]]. Basilides allerdings arbeitete [[neuplatonismus|neuplatonische]] Elemente ein, insbesondere den Dualismus zwischen Geist und Materie, Seele und Leib.
 
Laut Irenäus emanierten zuerst aus der obersten Gottheit, dem „ungewordenen Vater“, (nach der Zahl der Planeten) sieben göttliche Kräfte, davon vier intellektuelle:
# der Geist ([[Nous]]),
# der ihn offenbarende [[Logos]],
# die Denkkraft (Phronesis) und
# Weisheit (Sophia),
# dann die Macht,
# die sittliche Vollkommenheit und
# der innere Friede
 
Sie machen das erste Geisterreich aus. Von diesem sind in allmählich abnehmender Klarheit 364 weitere Geisterreiche, jedes zu sieben „[[Äon|Äonen]]“, hervorgegangen. Die gesamten Geisterreiche werden zusammengefasst in dem Geheimwort [[Abraxas]] oder Abrasax, das den Zahlenwert 365 hat. Die sieben Äonen des untersten Himmelskreises sind die Weltschöpfer. Die ursprüngliche Mischung des Göttlichen mit materiellen Elementen und dadurch auch das Böse war eine Folge dieser Schöpfung, die Scheidung dieser Elemente die Aufgabe der Erlösung.
 
<div style="margin-left:20px">
"Man wollte mit allen Fasern festhalten an
einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus.
Das ist ungefähr der Seelenkampf, den Basilides ausgefochten hat,
der Gnostiker, der sich halten wollte an dasjenige, was sich im
Jahreslaufe offenbaren will. Er sagte sich: Wenn der Mensch sich
ganz überläßt seinem fortfließenden Intellekt, so trennt er sich von
dem göttlich-geistigen Kosmos; er muß sich halten an dasjenige,
was in der Umgebung Hegt, die durch den göttlich-geistigen Kosmos
zustandegekommen ist; er muß sich halten an das, was im
Weltenkreislauf das ehrwürdige Bild des kosmischen Schaffens hat,
also des Wirkens des Göttlichen im Materiellen; er muß sich halten
an das Jahr." {{Lit|{{G|343a|269}}}}
</div>
 
Darum sandte der „ungewordene Vater“ seinen Erstgeborenen, den Nous, der sich mit [[Jesus von Nazaret|Jesus]], dem vollkommensten Menschen, vereinigte, sich aber nicht selbst kreuzigen ließ, sondern den [[Wikipedia:Simon von Kyrene|Simon von Kyrene]] substituierte und ins [[Pleroma]] zurückkehrte. Man muss daher nicht an den Gekreuzigten, vielmehr an Nous, den ewigen Geist, glauben, der nur scheinbar den Kreuzestod gestorben ist. ([[Doketismus]])
 
<div style="margin-left:20px">
"Zu allerletzt verfließt der geistige Blick;
wenn wir empfinden, gewahr werden, wie der geistige Blick verfließt,
dann reden wir von dem unbekannten Gott, von dem Gott,
der in keine Worte und Begriffe zu fassen ist, von dem ersten Äon,
und aus diesem unbekannten Gotte manifestiert sich, offenbart sich
heraus — dieser Begriff der Manifestation, der später die Dinge verunziert,
ist bei Basilides noch gar nicht in der gleichen Weise zu
verstehen, wie wir heute «Manifestation» verstehen, man sollte
nicht sagen «es manifestiert sich», sondern «es gestaltet sich heraus
», ganz individuell sich gestaltend -, aus dem unbekannten
Gotte gestaltet sich dasjenige heraus, was der Nous ist, der auch
bei Anaxagoras auftritt, gewissermaßen die erste Schöpfung des
unbekannten Gottes. Das ist das erste Prinzip, das im Menschen
sein Abbild hat, wenn der Mensch sich seinem Verstand, aber jetzt
nicht dem [intellektuellen] Verstand, sondern dem Ihnen in diesen
Tagen charakterisierten lebendigen Verstand hingegeben hat, den
die Menschen noch hatten innerhalb der griechischen Philosophie
[bis Plato], und den in abgeschwächter Form Aristoteles noch
hatte." {{Lit|{{G|343a|270}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wenn
"Was ich auseinandersetzte, steckt schon in der Übung Abracadabra,
ich Ihnen ein charakteristisches Merkmal der Gnosis angeben soll in
von der ich Ihnen jetzt die mantrische Deutung geben werde.
bezug auf das innere menschliche Erleben, so ist es dieses, daß der
In ziemlich alten Zeiten haben die Leute schon das Sprechen
Gnostiker alles Streben hatte, bis zum Höchsten hinauf mit der
gelernt, und zwar so, dass sie mantrische Opfersprüche daran gelernt
Erkenntnis zu dringen, so daß sich sein Blick über den Logos hinauf
haben.
zu dem Nous erhob. Der Gnostiker sagte: In Christus und im
Mysterium von Golgatha erschien der Nous menschlich verkörpert;
nicht der Logos, der Nous erschien menschlich verkörpert. Das hat
aber, meine lieben Freunde, wenn man es lebendig erfaßt, eine ganz
bestimmte Folge für unser inneres Seelenleben. Wenn man die Dinge
so abstrakt hinstellt, wie sie heute im intellektualistischen Zeitalter
vielfach vor die Leute hingestellt werden, nun ja, dann hört man,
die Menschen der älteren Zeiten hätten nicht von dem Logos gesprochen,
der in Jesus Fleisch geworden ist, sondern von dem
Nous, der in Jesus Fleisch geworden ist. Damit ist die Sache dann
aus, wenn man einen solchen Begriff hingepfahlt hat. Derjenige
aber, der im lebendigen Erleben des Begrifflichen geistig drinnensteht,
der kann nicht anders, indem er einen solchen Seeleninhalt
faßt, als sich plastisch gestaltet das vorzustellen, was fleischgewordener
Nous ist. Fleischgewordener Nous aber kann nicht sprechen,
das kann nicht der Christus sein, kann nicht durch Tod und durch
Auferstehung gehen. Der Christus der Gnostiker, der eigentlich der
Nous ist, konnte nur so weit kommen, daß er sich im Menschen
verkörperte, er konnte aber nicht bis zum Sterben und zur Auferstehung kommen." {{Lit|{{G|343a|271f}}}}
</div>


In dieser von der Finsternis geschaffenen Welt gibt es kein völlig sündenfreies Wesen; selbst Jesus ist nicht frei von Sünde und muss getauft werden. Aus diesem Grunde war für seine Anhänger, die Basilidianer, das Fest der [[Jordan-Taufe]] des Retters die wichtigste Festlichkeit des Jahres (etwa 6. Januar)<ref>[[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandrien]]: ''Stromateis'' I (XXI) 146,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel167-45.htm]</ref>.
Ein in sich abgeschlossenes Lautgebilde hat man darin, in dem
Abracadabra. [[A]] ist der Urlaut, den schon das Kind sprechen lernt.
A ist der ganze Mensch. Es gibt nichts im menschlichen Organismus,
was nicht erzittert beim a. Man kann es in der Spitze der kleinen
Zehe fühlen; es ist das erste Totalgefühl, das das Kind hat.
Dadurch war das a der Laut bei denen, die was verstanden haben
vom ganzen Menschen.


<div style="margin-left:20px">
[[B]] drückt aus die Umhüllung des Menschen, das Haus, in dem er
"Der Gnostiker wies weg dasjenige, was irgendwie einfließen
wohnt. Mit dem Haus laufen kann die Schnecke noch, nicht der
wollte aus dem Intellektualistischen, und es ergibt sich ihm das Bild
Mensch. Das Laufen ist also noch nicht drinnen in dem a.
[des Christus nur] bis zur Abnahme des Kreuzes durch Simon von
Kyrene. Das ist die eine Seite des menschlichen Kampfes, der dazumal
entstanden ist unter dem Einfluß der großen Frage, die ich vor
Sie hingestellt habe. Und was ging aus diesem Ringen hervor? Aus
diesem Ringen ging die andere große Frage hervor, die jetzt für die
christlichen Gnostiker eine Crux wurde. Meine lieben Freunde, indem
die Gnostiker das 365. Göttliche als den Judengott ansahen,
empfanden sie das Väterliche in dem Göttlichen gerade am Ende
dieser Reihe. Wo die Juden ihren Gott verehrten, da empfanden sie
das Väterliche, während sie dasjenige, was später als der Heilige
Geist zum Vorschein kam, empfanden in dem anderen Pole, in dem
Nous. Und daher gaben die Gnostiker auf eine bestimmte christliche
Urfrage der ersten christlichen Jahrhunderte eine Antwort, die
heute gar nicht mehr gewürdigt wird, sie gaben die Antwort: Der
Christus ist ein viel höheres Geschöpf als der Vater, der Christus ist
nicht wesensgleich dem Vater. Der Vater, der seinen äußersten, extremsten
Ausdruck in dem Judengott fand, ist der Schöpfer der
Welt, aber der Schöpfer der Welt war genötigt, aus seinen Untergründen
eine Welt hervorgehen zu lassen, die ganz zur gleichen Zeit
hervorbringt das Gute und das Böse, das Gute und das Schlechte,
die zu gleicher Zeit hervorbringt Gesundheit und Krankheit, die zu
gleicher Zeit hervorbringt das Heilige und das Teuflische. Dieser
Welt, die nicht gemacht war aus Liebe, weil sie das Böse enthält,
stellten die Gnostiker als das höhere Göttliche den Christus entgegen,
der von oben herunter kam, der den Nous in sich trägt, der
diese Welt erlösen kann, die der Schöpfer unerlöst lassen mußte." {{Lit|{{G|343a|272f}}}}
</div>


Basilides Nachfolger war sein Sohn Isidoros. Die zahlreichen Anhänger des Basilides bildeten bis tief ins 4. Jahrhundert hinein in Unterägypten eine Art Geheimorden, bei dem [[Magie|magische]] [[Riten]] und die Kenntnis geheimer Worte eine große Rolle spielten. Sie modifizierten sein Religionssystem unter dem Einfluss [[Stoa|stoischer]] [[Philosophie]] wesentlich und erregten durch ihre (von ihren Gegnern entstellte?) Lehre, dass die Geschichte Jesu nur Schein und die Anbetung der Heidengötter gleichgültig sei, bei ihren christlichen Zeitgenossen vielfach Anstoß.
<poem>
A: ist der ganze Mensch.
Ab: es ist der Mensch mit dem Haus.
Abr: der Mensch läuft mit dem Haus.
Abra: der Mensch läuft mit dem Haus und kriecht wieder heraus.
Abrac: der Mensch mit seinem Haus ist gelaufen, kriecht heraus und stellt
sich kräftig hin als Mensch. Dass er immer Mensch bleibe, deshalb kommt
das a immer wieder.
Abraca: er stellt sich kräftig hin und fühlt sich als Mensch.
Abracad: er wird des andern Menschen ansichtig.
Abracada: er zeigt auf ihn.
Abracadab: der andere Mensch hat auch sein Haus.
Abracadabr: der andere Mensch läuft auch und hat sein Haus.
Abracadabra: das ist ein Mensch wie ich.
</poem>


== Irenäus von Lyon ==
Im Sinne der Ursprache haben Sie also gesagt:


[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (''Gegen die Häretiker'', Buch 1 24, 1-7) berichtet über die Lehren des [[Basilides]]:
Ich als Mensch fühle mich in meinem Hause, laufend, fühle einen
 
anderen Menschen mit seinem Haus, auch laufend. Zusammen sind
{{Zitat|Basilides dehnt seine Lehrmeinung ins Unendliche aus, um den Schein größerer Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erwecken. Er lehrt folgendes: Von dem ungezeugten Vater ist zunächst der Nous gezeugt, von diesem der Logos, von dem Logos die Phronesis, von der Phronesis die Sophia und Dynamis, von der Sophia und Dynamis die Kräfte, Mächte und Engel, die er die ersten nennt, und von diesen ist der erste Himmel erschaffen. Von ihnen sind andere Engel abgeleitet und erschaffen, diese machten einen zweiten Himmel ähnlich dem ersten. Von diesen entstanden auf ähnliche Weise durch Ableitung wieder andere, als Abbilder der oberen, und diese machten einen dritten Himmel. Aus dem dritten Himmel entstand der vierte und so fort auf dieselbe Weise immer weitere Fürsten und Engel und 365 Himmel. Nach dieser Himmelszahl hat denn auch das Jahr ebenso viele Tage.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I,24,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-2.htm]}}
wir ein Mensch, wie er ist." {{Lit|{{G|280|51f|71}}; vgl. auch {{G|282|44}}}}
 
</div>  
{{Zitat|Die örtliche Lage der 365 Himmel bestimmen sie ähnlich wie die Mathematiker. Ihre Lehrsätze haben sie übernommen und verwenden sie für die besondere Art ihrer Lehre. Ihr Fürst heißt [[Abraxas]]; der Zahlenwert der Buchstaben dieses Namens beträgt 365.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,7 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-6.htm]}}
 
{{Zitat| Den letzten Himmel, den wir sehen, erfüllen die Engel, welche alles, was in der Welt ist, gemacht haben. Sie haben die Erde und die Völker, die auf der Erde sind, unter sich verteilt. Ihr Anführer ist der Gott der Juden. Da dieser nun seinen Leuten, d. h. den Juden, die andern Völker unterwerfen wollte, erhoben sich die andern Fürsten gegen ihn und durchkreuzten seine Pläne. Deshalb sind auch die andern Völker seinem Volke feindlich gesonnen.<br>
 
Wie aber der ungezeugte und unnennbare Vater ihre Verderbtheit sah, sandte er seinen eingeborenen Nous, der Christus genannt wird, um die, welche an ihn glauben würden, von der Herrschaft jener zu befreien, die die Welt gemacht haben. Er erschien auch ihren Völkern auf Erden als Mensch und vollendete die Kräfte. Aber er hat nicht gelitten, sondern ein gewisser Simon von Cyrene, den man zwang, für ihn das Kreuz zu tragen. Dieser wurde irrtümlich und unwissentlich gekreuzigt, nachdem er von ihm verwandelt war, so daß er für Jesus gehalten wurde. Jesus aber nahm die Gestalt des Simon an und lachte sie aus, indem er dabeistand. Er war ja die unkörperliche Kraft und der Nous des ungezeugten Vaters, deswegen konnte er sich nach Belieben verwandeln und stieg so wieder zu dem hinauf, der ihn gesandt hatte, indem er derer spottete, die ihn nicht halten konnten, und unsichtbar für alle war. Befreit also sind, die dies wissen, von den Schöpferfürsten der Welt. Nicht den Gekreuzigten darf man bekennen, sondern den, der anscheinend gekreuzigt wurde, Jesus hieß und vom Vater gesandt wurde, um durch diese Veranstaltung die Werke derer zu zerstören, die die Welt gemacht haben. Wer also noch den Gekreuzigten bekennt, der ist ein Sklave und unter der Gewalt jener, welche die Körperwelt gemacht haben; die andern aber sind ihrer Macht ledig, sie wissen, wie es der ungezeugte Vater geordnet hat.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I 24,4 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel604-3.htm]}}
 
Die [[Erlösung]] betrifft nach Basilides nur die [[Seele]], der Körper muss zerfallen. Von der [[Auferstehung|Auferstehung des Leibes]] kann hier keine Rede sein.
 
== Hippolytus von Rom ==
 
{{Zitat|Als nun nichts existierte, weder Stoff, noch Wesenheit, noch Wesenloses, noch Einfaches, noch Zusammengesetztes, noch Unfaßbares, noch Unfühlbares, weder Mensch, noch Engel, noch Gott, noch überhaupt etwas Benennbares, das man mit dem Gefühl oder dem Verstand wahrnimmt, als vielmehr alles absolut im eigentlichsten Sinne nicht vorhanden war, entschloß sich der nichtexistierende Gott, den Aristoteles „Gedanke des Gedankens“ nennt, Basilides und seine Schule aber den Nichtexistierenden, ohne Gedanken, ohne Empfindung, ohne Ratschluß, ohne Plan, ohne Leidenschaft, ohne Begierde die Welt zu schaffen. Wenn ich „er wollte“ sage, so sage ich es, meint Basilides, der Verständlichmachung wegen, er wollte ohne Wille, ohne Gedanke, ohne Gefühl; unter „die Welt“ verstehe ich nicht jene, die später durch die Ausdehnung und Scheidung entstand und auseinanderging, sondern den Weltsamen. Der Weltsamen enthielt alles in sich, wie das Senfkorn im kleinsten zusammengefaßt alles enthält: die Wurzeln, den Stamm, die Zweige, die unzähligen Blätter und die von der Pflanze hervorzubringenden Samen und alle weiter entstehenden Pflanzen und ihre Samen. So schuf der nichtexistierende Gott eine nichtexistierende Welt aus Nichtexistierendem, indem er ein Samenkorn hervorbrachte, das den Gesamtsamen der Welt in sich hatte.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 21 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-9.htm]}}
 
{{Zitat|Es war, so sagt Basilides, im Samen selbst eine dreifache Sohnschaft, dem nichtexistierenden Gott durchaus wesensgleich, aus dem Nichtexistierenden erzeugt. Ein Teil dieser dreifach geteilten Sohnschaft war ganz leicht, der andere schwer, der dritte reinigungsbedürftig. Im Augenblick, als die erste Hervorbringung des Samens durch den nichtexistierenden Gott stattfand, entfloh der ganz feine Teil, stieg eilends mit einer schöpferischen Schnelligkeit von unten nach oben „wie ein Flügel oder ein Gedanke“<ref>Od. 7, 36</ref> und gelangte zum Nichtexistierenden; nach ihm strebt jedes Wesen wegen seiner überaus großen Schönheit und Anmut; aber jedes auf seine Weise. Das allzu Schwere bleibt aber noch im Samen und konnte, obwohl es Nachahmungstrieb hatte, nicht aufsteigen; diese Sohnschaft war viel zu wenig leicht im Gegensatz zu der, die durch sich selbst aufstieg, und blieb unten. Nun versah sich also die allzu schwere Sohnschaft mit solchen Flügeln, wie sie Plato, der Lehrer des Aristoteles, im Phaidros<ref>Phaidros 246 A ff.</ref> der Seele gibt. Basilides nennt sie nicht Flügel, sondern Heiliger Geist; wenn die Sohnschaft ihn angetan hat, übt sie Wohltaten und erhält solche.|Hippolytus von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VII 22 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1768-10.htm]}}
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Methodik und Wesen der Sprachgestaltung'', [[GA 280]] (1983), ISBN 3-7274-2800-7 {{Vorträge|280}}
* Frank Bahr: ''„Als aber das Gebot kam“ (Röm 7,9b). Funktion und Wirkung des Gesetzes in der Römer 7-Deutung vor Origenes' Römerbriefkommentar.'', 2001, ISBN 3-89825-302-3 [http://www.dissertation.de/index.php3?active_document=buch.php3&buch=3607 kostenpflichtige Online-Ressource], Seiten 119-177.
#Rudolf Steiner: ''Sprachgestaltung und Dramatische Kunst'', [[GA 282]] (1981), ISBN 3-7274-2820-1 {{Vorträge|282}}
* Winrich Alfried Löhr: ''Basilides und seine Schule. Eine Studie zur Theologie- und Kirchengeschichte des zweiten Jahrhunderts.'' Tübingen: Mohr, 1996, ISBN 3-16-146300-5
* [[Wikipedia:Ekkehard Mühlenberg|Ekkehard Mühlenberg]]: „Basilides“. In: [[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|TRE]] Bd. 5, S. 296-301 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110077396&id=sak1XiO4CRcC&vq=Basilides&dq=Basilides&lpg=PA297&pg=PA296&sig=7SGCS38Q8w5c4RqnswQ5-x7qz6Q Google-Booksearch]
* {{BBKL|b/basilides_g|band=1|spalte=404|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=Basilides}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Sprache]] [[Kategorie:Mantra]] [[Kategorie:Magie]] [[Kategorie:Sprachgestaltung]]
 
* {{DNB-Portal|118943219|NAME=Basilides}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118943219|VIAF=13106830}}
 
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Geboren im 1. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Personendaten
|NAME=Basilides
|ALTERNATIVNAMEN=Bασιλίδης (griechisch)
|KURZBESCHREIBUNG=Gnostiker in Alexandria
|GEBURTSDATUM=um 85
|GEBURTSORT=Syrien
|STERBEDATUM=um 145
|STERBEORT=
}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 8. September 2018, 20:27 Uhr

Abrakadabra oder auch Abracadabra ist ein bereits in der Spätantike geläufiges Zauberwort. Möglicherweise ist es hebräischen, arabischen, persischen oder römischen Ursprungs. Erstmals nachweislich erwähnt wird es um 200 n. Chr. im Liber medicinalis des Quintus Serenus Sammonicus, wo es, in einem Amulett getragen, als Mittel gegen Malaria empfohlen wird. Abrakadabra hat durch seinen mehrmals wiederholten Lautbestand einen stark mantrischen Charakter und steht der Ursprache noch sehr und wird in den meisten Sprachen nahezu gleich artikuliert. Rudolf Steiner hat es auch als Übung in seinen Kursen für Sprachgestaltung eingesetzt und dort folgendermaßen erläutert:

"Was ich auseinandersetzte, steckt schon in der Übung Abracadabra, von der ich Ihnen jetzt die mantrische Deutung geben werde. In ziemlich alten Zeiten haben die Leute schon das Sprechen gelernt, und zwar so, dass sie mantrische Opfersprüche daran gelernt haben.

Ein in sich abgeschlossenes Lautgebilde hat man darin, in dem Abracadabra. A ist der Urlaut, den schon das Kind sprechen lernt. A ist der ganze Mensch. Es gibt nichts im menschlichen Organismus, was nicht erzittert beim a. Man kann es in der Spitze der kleinen Zehe fühlen; es ist das erste Totalgefühl, das das Kind hat. Dadurch war das a der Laut bei denen, die was verstanden haben vom ganzen Menschen.

B drückt aus die Umhüllung des Menschen, das Haus, in dem er wohnt. Mit dem Haus laufen kann die Schnecke noch, nicht der Mensch. Das Laufen ist also noch nicht drinnen in dem a.

A: ist der ganze Mensch.
Ab: es ist der Mensch mit dem Haus.
Abr: der Mensch läuft mit dem Haus.
Abra: der Mensch läuft mit dem Haus und kriecht wieder heraus.
Abrac: der Mensch mit seinem Haus ist gelaufen, kriecht heraus und stellt
sich kräftig hin als Mensch. Dass er immer Mensch bleibe, deshalb kommt
das a immer wieder.
Abraca: er stellt sich kräftig hin und fühlt sich als Mensch.
Abracad: er wird des andern Menschen ansichtig.
Abracada: er zeigt auf ihn.
Abracadab: der andere Mensch hat auch sein Haus.
Abracadabr: der andere Mensch läuft auch und hat sein Haus.
Abracadabra: das ist ein Mensch wie ich.

Im Sinne der Ursprache haben Sie also gesagt:

Ich als Mensch fühle mich in meinem Hause, laufend, fühle einen anderen Menschen mit seinem Haus, auch laufend. Zusammen sind wir ein Mensch, wie er ist." (Lit.: GA 280, S. 51f; vgl. auch GA 282, S. 44)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Methodik und Wesen der Sprachgestaltung, GA 280 (1983), ISBN 3-7274-2800-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Sprachgestaltung und Dramatische Kunst, GA 282 (1981), ISBN 3-7274-2820-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.