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Als '''Anthroposophen''' werden die Anhänger und Vertreter der von [[Rudolf Steiner]] entwickelten [[anthroposophisch]]en [[Geisteswissenschaft]] bezeichnet.
== Johann Wolfgang Goethe, Schriften zur Naturwissenschaft  ==
Gemeinsam bilden sie als [[geist]]ige Gemeinschaft [[frei]]er [[Individuum|Individuen]] die weltweite '''anthroposophische Bewegung''', die sich teils in vielfältigen freien Initiativen, vor allem aber auch im Rahmen der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] auf [[Wikipedia:vereinsrecht|vereinsrecht]]licher Grundlage organisiert. Das Streben nach [[geist]]iger [[Erkenntnis]] und eine darauf gegründete Lebensführung ist den Anthroposophen inneres Herzensbedürfnis. Die anthroposophische Bewegung ist soziologisch und weltanschaulich-religiös sehr heterogen, die Interpretation von Steiners Werk aufgrund von dessen inhaltlichem und massemäßigen Umfang (28 Schriften und ca. 5900 Vorträge zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen) in ihr nicht einheitlich. Anthroposophen, betonte daher Rudolf Steiner auch schon im ersten seiner [[Anthroposophische Leitsätze|Anthroposophischen Leitsätze]],


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[[Image:Goethe portraitskizze joseph karl stieler 1828.jpg|thumb|250px]] [[Image:Farbenkreis.jpg|thumb|250px]]
"... können daher nur Menschen sein, die gewisse Fragen über das Wesen des Menschen und die Welt so als Lebensnotwendigkeiten empfinden, wie man Hunger und Durst empfindet." {{Lit|{{G|026|14}}, 1. Leitsatz}}
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Aus diesem inneren Bedürfnis widmen sie sich dem Studium der [[Anthroposophie]] und versuchen sie für alle Lebensgebiete fruchtbar zu machen. Ganz besondere Bedeutung für das Leben hat dabei die [[Erkenntnis]] von [[Reinkarnation]] und [[Karma]] in einer Form, wie sie unserem gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], das sich auf die [[geist]]ige [[Freiheit]] des [[Individuum]]s gründet, angemessen ist.
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== Goethe als Naturforscher  ==
"Gewiß, wir lernen vieles durch die Anthroposophie kennen. Wir lernen
kennen die Entwickelung der Menschheit, wir lernen kennen selbst
die Entwickelung unserer Erde und unseres Planetensystems. Alle diese
Dinge gehören zu den Grundlagen des anthroposophisch Strebenden.
Aber das hier Gemeinte, besonders Bedeutsame für den Anthroposophen
der Gegenwart ist das Erringen einer Überzeugung in bezug auf
die Fragen von Reinkarnation und Karma. Und die Art und Weise, wie
die Menschen sich aneignen werden diese Überzeugung von Reinkarnation
und Karma, wie sie die Möglichkeit finden werden, den Gedanken
von Reinkarnation und Karma in das allgemeine Leben überzuführen,
das wird eben dieses moderne Leben von der Gegenwart in die
Zukunft hinein im wesentlichen umgestalten. Es wird ganz neue Lebensformen,
ein ganz neues menschliches Zusammenleben schaffen;
ein solches Zusammenleben aber, wie es notwendig ist, wenn die Kultur
der Menschheit nicht dem Niedergang verfallen soll, sondern wirklich
aufwärtssteigen, vorwärtsgehen soll." {{Lit|{{G|135|85}}}}
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==Literatur==
Bereits in jungen Jahren hatte [[Goethe]] eine tieferlebte Verehrung für die Natur; sie war die Gottheit, der schon der siebenjährige Knabe ehrfurchtsvoll einen Altar errichtete. Dieser herzlichen Liebe zur Natur, die sich durch seine ausgedehnten naturkundlichen Studien zur Erkenntnis vertiefte, blieb Goethe sein Leben lang treu. Goethes künstlerische Begabungen richteten sich nicht nur auf die Dichtkunst. Auch als Zeichner war er hochbegabt und konnte sich lange nicht entscheiden, worauf er sein Schwergewicht legen sollte. Eine innige Beziehung zum Licht und seinen Farben zeichnete ihn ein Leben lang aus und prägte seinen Dichtungen einen unverkennbar konkret bildhaften Charakter auf, und so war sein Sinnen und Dichten zugleich immer auch ein Schauen. Dass Goethe in späteren Jahren als Naturforscher eine eigene Farbenlehre entwickelt hat, ist nicht zufällig, sondern liegt tief in seinem ganzen Wesen begründet. Goethe war der geborene «Augenmensch». Schon die äußere Erscheinung seiner Augen konnte die Menschen beeindrucken - die dunkelbraunen Pupillen waren mit einem blauen Rand umgeben -, mehr aber noch die niemals ruhende, wache Eindringlichkeit seines Blicks. Schon von jüngsten Jahren an zeigte sich bei Goethe seine bemerkenswerte visuelle Veranlagung. Bilder und Szenen, die ihn besonders tief beeindruckten, konnten ihm Stunden, Tage, oft sogar noch Jahre später in farbigen [[Halluzination]]en, sog. eidetischen Bildern ([[wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] εἶδος (eidos) = Bild), erscheinen. Dabei erscheinen häufig die Farben Gelb und Blau stärker als Rot und Grün hervorzutreten.
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
#Rudolf Steiner: ''Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart'', [[GA 135]] (1990), ISBN 3-7274-1352-2 {{Vorträge|135}}


{{GA}}
Goethe war stets der Ansicht, dass seine [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]] das Bedeutsamste war, das er in seinem Leben geschaffen hat. Tatsächlich hat er damit die Grundlage für eine wissenschaftliche Betrachtung der Natur gelegt, die sich vom herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in wesentlichen Punkten unterscheidet. Die [[Quantitativ]]e Erfassung der Naturerscheinung steht bei der herkömmlichen Naturwissenschaft im Vordergrund. „Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist“, war hier seit Galilei der oberste Grundsatz.


[[Kategorie:Anthroposophie|!]] [[Kategorie:Anthroposoph|!]]
Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen [[Phänomenologie]] der [[Sinnlich]] [[Erfahrung|erfahrbaren]] [[Erscheinung]]en. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die [[Sinnesqualitäten]] selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung. Genau so wie die messbaren Bewegungsvorgänge lassen sich auch die objektiven Zusammenhänge der Farbphänomene gesetzmäßig erfassen und beschreiben. Das zu leisten, ist die Aufgabe der Farbenlehre, wie sie Goethe verstanden haben wollte. Von den komplizierteren Erscheinungen, bei denen wir zunächst noch nicht beurteilen können, warum sie sich so und nicht anders zeigen, schreitet er zu einfacheren [[Phänomen]]en voran, um endlich zu den [[Urphänomen]]en zu kommen, die wir in ihrem Zustandekommen unmittelbar nicht nur anschauen, sondern zugleich auch durchschauen können. Bei Goethe trennt sich das [[Denken]] niemals von den beobachteten Erscheinungen, sondern geht mit ihnen Hand in Hand – eine Methode, die zu Recht als „[[Anschauende Urteilskraft]]“ bezeichnet werden darf. Die Phänomene selbst, wie sie vor unseren Augen sich schrittweise aus den Urphänomenen entwickeln lassen, sind die Lehre. Goethe hat damit nicht weniger geleistet, als die Grundlage für eine völlig hypothesenfreie Naturwissenschaft zu geben, die mit Fug und Recht als eigenständige [[Goetheanismus|Goetheanistische Naturwissenschaft]] bezeichnet werden darf.
 
== Schriften zur Naturwissenschaft  ==
 
=== Farbenlehre  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Von den farbigen Schatten|Von den farbigen Schatten (1792)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken|Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken (1794)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Zur Farbenlehre|Zur Farbenlehre (1810)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Zu einem Lehrbuch der Physik |Zu einem Lehrbuch der Physik von Professor Neumann]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Regenbogen|Regenbogen]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Über den Regenbogen|Über den Regenbogen (1832)]]
*([[Bibliothek:Goethe/Gespräche/1829/1187|Gespräch mit Eckermann am 19. Februar 1829 über farbige Schatten]])
 
=== Wissenschaftslehre  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Studie nach Spinoza|Studie nach Spinoza]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt|Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Symbolik|Symbolik]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Beobachtung und Denken|Beobachtung und Denken]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Physikalische Wirkungen|Physikalische Wirkungen]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Polarität|Polarität]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Glückliches Ereignis|Glückliches Ereignis]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erfahrung und Wissenschaft|Erfahrung und Wissenschaft]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bedenken und Ergebung|Bedenken und Ergebung]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Einwirkung der neueren Philosophie|Einwirkung der neueren Philosophie]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Anschauende Urteilskraft|Anschauende Urteilskraft]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Newtons Persönlichkeit|Newtons Persönlichkeit]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort|Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Ernst Stiedenroth, Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen|Ernst Stiedenroth, Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Vorschlag zur Güte|Vorschlag zur Güte]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Analyse und Synthese|Analyse und Synthese]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erfinden und Entdecken|Erfinden und Entdecken]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Das Sehen in subjektiver Hinsicht|Das Sehen in subjektiver Hinsicht, von Purkinje - 1819]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Naturwissenschaftlicher Entwicklungsgang|Naturwissenschaftlicher Entwicklungsgang]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Tonlehre|Tonlehre]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Meteore des literarischen Himmels|Meteore des literarischen Himmels]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Zur Philosophie|Zur Philosophie]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die Natur|Die Natur (Fragment)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die Natur#Goethe_an_den_Kanzler_v._M.C3.BCller_.281828.29|Goethe an den Kanzler v. Müller (1828) über den aphoristischen Aufsatz: Die Natur]]
 
=== Botanik  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bildung und Umbildung organischer Naturen|Bildung und Umbildung organischer Naturen]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die Metamorphose der Pflanzen|Die Metamorphose der Pflanzen]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Metamorphose der Pflanzen Zweiter Versuch|Metamorphose der Pflanzen: Zweiter Versuch]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Über die Spiraltendenz der Vegetation|Über die Spiraltendenz der Vegetation]]
 
==== Aufsätze zur allgemeinen Botanik ====
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bildungstrieb|Bildungstrieb]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Problem und Erwiderung|Problem und Erwiderung]]
 
=== Vergleichende Anatomie - Zoologie  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die Metamorphose der Insekten|Die Metamorphose der Insekten, besonders der Schmetterlinge, wie auch ihre übrigen Eigenschaften und Ökonomie betreffend]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie|Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Principes de philosophie zoologique|Principes de philosophie zoologique. Discutés en mars 1830 au sein de l'Academie royale des sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 1830]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Über den Zwischenkiefer des Menschen und der Tiere|Über den Zwischenkiefer des Menschen und der Tiere]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch einer allgemeinen Vergleichungslehre|Versuch einer allgemeinen Vergleichungslehre]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch über die Gestalt der Tiere|Versuch über die Gestalt der Tiere]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Vorträge über die drei ersten Kapitel|Vorträge über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie]]
 
=== Zur Physiognomik  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Eingang|Eingang (Über den Geschlechtsunterschied von Mensch und Tier)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Physiognomische Diagnosen|Physiognomische Diagnosen (Rameau, Brutus, weitere)]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Tierschädel|Tierschädel]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Von den oft nur scheinbaren Fehlschlüssen des Physiognomisten|Von den oft nur scheinbaren Fehlschlüssen des Physiognomisten]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Von der Physiognomik überhaupt|Von der Physiognomik überhaupt]]
 
=== Geologie und Mineralogie  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Über den Granit|Über den Granit]]
 
=== Schriften zur Meteorologie  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Witterungslehre|Versuch einer Witterungslehre]]
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Wolkengestalt nach Howard|Wolkengestalt nach Howard]]
 
=== Aphorismen und Fragmente  ===
 
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Allgemeines|Allgemeines]]  
*[[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Urphänomen|Urphänomen]]

Version vom 18. Juni 2009, 00:10 Uhr

Johann Wolfgang Goethe, Schriften zur Naturwissenschaft

Goethe als Naturforscher

Bereits in jungen Jahren hatte Goethe eine tieferlebte Verehrung für die Natur; sie war die Gottheit, der schon der siebenjährige Knabe ehrfurchtsvoll einen Altar errichtete. Dieser herzlichen Liebe zur Natur, die sich durch seine ausgedehnten naturkundlichen Studien zur Erkenntnis vertiefte, blieb Goethe sein Leben lang treu. Goethes künstlerische Begabungen richteten sich nicht nur auf die Dichtkunst. Auch als Zeichner war er hochbegabt und konnte sich lange nicht entscheiden, worauf er sein Schwergewicht legen sollte. Eine innige Beziehung zum Licht und seinen Farben zeichnete ihn ein Leben lang aus und prägte seinen Dichtungen einen unverkennbar konkret bildhaften Charakter auf, und so war sein Sinnen und Dichten zugleich immer auch ein Schauen. Dass Goethe in späteren Jahren als Naturforscher eine eigene Farbenlehre entwickelt hat, ist nicht zufällig, sondern liegt tief in seinem ganzen Wesen begründet. Goethe war der geborene «Augenmensch». Schon die äußere Erscheinung seiner Augen konnte die Menschen beeindrucken - die dunkelbraunen Pupillen waren mit einem blauen Rand umgeben -, mehr aber noch die niemals ruhende, wache Eindringlichkeit seines Blicks. Schon von jüngsten Jahren an zeigte sich bei Goethe seine bemerkenswerte visuelle Veranlagung. Bilder und Szenen, die ihn besonders tief beeindruckten, konnten ihm Stunden, Tage, oft sogar noch Jahre später in farbigen Halluzinationen, sog. eidetischen Bildern (griech. εἶδος (eidos) = Bild), erscheinen. Dabei erscheinen häufig die Farben Gelb und Blau stärker als Rot und Grün hervorzutreten.

Goethe war stets der Ansicht, dass seine Farbenlehre das Bedeutsamste war, das er in seinem Leben geschaffen hat. Tatsächlich hat er damit die Grundlage für eine wissenschaftliche Betrachtung der Natur gelegt, die sich vom herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in wesentlichen Punkten unterscheidet. Die Quantitative Erfassung der Naturerscheinung steht bei der herkömmlichen Naturwissenschaft im Vordergrund. „Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist“, war hier seit Galilei der oberste Grundsatz.

Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen Phänomenologie der Sinnlich erfahrbaren Erscheinungen. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die Sinnesqualitäten selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung. Genau so wie die messbaren Bewegungsvorgänge lassen sich auch die objektiven Zusammenhänge der Farbphänomene gesetzmäßig erfassen und beschreiben. Das zu leisten, ist die Aufgabe der Farbenlehre, wie sie Goethe verstanden haben wollte. Von den komplizierteren Erscheinungen, bei denen wir zunächst noch nicht beurteilen können, warum sie sich so und nicht anders zeigen, schreitet er zu einfacheren Phänomenen voran, um endlich zu den Urphänomenen zu kommen, die wir in ihrem Zustandekommen unmittelbar nicht nur anschauen, sondern zugleich auch durchschauen können. Bei Goethe trennt sich das Denken niemals von den beobachteten Erscheinungen, sondern geht mit ihnen Hand in Hand – eine Methode, die zu Recht als „Anschauende Urteilskraft“ bezeichnet werden darf. Die Phänomene selbst, wie sie vor unseren Augen sich schrittweise aus den Urphänomenen entwickeln lassen, sind die Lehre. Goethe hat damit nicht weniger geleistet, als die Grundlage für eine völlig hypothesenfreie Naturwissenschaft zu geben, die mit Fug und Recht als eigenständige Goetheanistische Naturwissenschaft bezeichnet werden darf.

Schriften zur Naturwissenschaft

Farbenlehre

Wissenschaftslehre

Botanik

Aufsätze zur allgemeinen Botanik

Vergleichende Anatomie - Zoologie

Zur Physiognomik

Geologie und Mineralogie

Schriften zur Meteorologie

Aphorismen und Fragmente