Investitionen und Thomas Hobbes: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Unter einer '''Investition''' ({{laS|investire}}, „einkleiden“) versteht man in der [[Wirtschaft]] allgemein den Einsatz von [[Kapital]] für einen bestimmten [[Wikipedia:Verwendungszweck|Verwendungszweck]] durch einen Investor.
[[Datei:Thomas Hobbes (portrait).jpg|mini|275px|Thomas Hobbes (Ausschnitt aus einem Gemälde von [[Wikipedia:John Michael Wright|John Michael Wright]], circa 1669–1670)]]
'''Thomas Hobbes''' ([{{IPA|hɔbz}}]; * [[Wikipedia:5. April|5. April]] [[Wikipedia:1588|1588]] in [[Wikipedia:Malmesbury|Westport]], [[Wikipedia:Wildshire|Wiltshire]]; † [[Wikipedia:4.Dezember|4. Dezember]] [[Wikipedia:1679|1679]] in [[Wikipedia:Hardwick Hall|Hardwick Hall]], [[Wikipedia:Derbyshire|Derbyshire]]) war ein [[Wikipedia:Königreich England|englischer]] [[Mathematiker]], [[Wikipedia:Staatstheorie|Staatstheoretiker]] und [[Philosoph]]. Er wurde durch sein Hauptwerk ''[[Wikipedia:Leviathan (Thomas Hobbes)|Leviathan]]'' bekannt, in dem er eine Theorie des „[[Wikipedia:Absolutismus|Absolutismus]]“ entwickelte. Er gilt als Begründer des „[[Wikipedia:Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Absolutismus]]“.<ref>vgl. Paul Noack: ''Was ist Politik?'' Droemer Knaur, München 1973, S. 41: ''„Dieses Ziel vor Augen, ist Hobbes zum Begründer des aufgeklärten Absolutismus geworden.“''</ref>
Des Weiteren ist er neben [[John Locke]] und [[Jean-Jacques Rousseau]] einer der bedeutendsten Theoretiker des [[Wikipedia:Vertragstheorie|Gesellschaftsvertrags]].


== Allgemeines ==
== Leben und Wirken ==
Der Begriff ist ein [[Erkenntnisobjekt]] sowohl in der [[Betriebswirtschaftslehre]] als auch in der [[Volkswirtschaftslehre]]. Während in der Betriebswirtschaftslehre [[unternehmer]]ische Investitionsentscheidungen im Vordergrund stehen, untersucht die Volkswirtschaftslehre das [[Aggregation (Wirtschaft)|aggregierte]] Investitionsverhalten aller [[Wirtschaftssubjekt]]e. Bei Investitionen von [[Privathaushalt]]en im Rahmen der [[Private Finanzplanung|privaten Finanzplanung]] ist der Begriff [[Kapitalanlage]] eher gebräuchlich.
Hobbes wurde 1588 als Sohn eines einfachen Landpfarrers in Malmesbury in der [[Wikipedia:Grafschaft|Grafschaft]] Wiltshire geboren. Seine Mutter stammte aus einer Bauernfamilie. Die beängstigende Situation vor dem Angriff der [[Wikipedia:Spanische Armada|Spanischen Armada]] auf England im selben Jahr soll Ursache seiner Frühgeburt gewesen sein. Thomas Hobbes zeigt in seiner [[Wikipedia:Autobiografie|Autobiografie]] auf: „(She) did bring forth Twins at once, both Me and Fear.“<ref>zitiert nach: Thomas Hobbes: ''Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates.'' Hrsg. und eingeleitet von Iring Fetscher, Luchterhand, Berlin 1966, Einleitung S.&nbsp;XI.</ref> Die Angst vor der Gewalt infolge politischer Auseinandersetzungen – im England des 17. Jahrhunderts vor allem als Bürgerkrieg zwischen König und Parlament, zwischen verschiedenen gesellschaftlich und religiös differenzierten Gruppen – ist ein bestimmendes Element im Leben wie in der politischen Philosophie Thomas Hobbes’ geblieben.


Mit der [[Partnerwahl#Höhe der elterlichen Investition|biologischen Investition]] ist der Einsatz der [[Verwandtschaftsbeziehung#Eltern|Eltern]] zur Sicherung des Überlebens der [[Nachkomme]]n, insbesondere auf Kosten des Wettbewerbs um andere Partner, gemeint.
Da er bereits mit vier Jahren lesen, schreiben und rechnen konnte, wurde er als [[Wikipedia:Wunderkind|Wunderkind]] ''(child prodigy)'' bezeichnet. Mit acht Jahren wurde Hobbes in einer [[Wikipedia:Privatschule|Privatschule]] in den [[Wikipedia:Klassische Sprachen|klassischen Sprachen]] unterrichtet. Schon sechs Jahre später, im Alter von vierzehn Jahren, begann er sein Studium an der traditionell-scholastischen Universität [[Wikipedia:Oxford|Oxford]], wo er 1603–1607 vor allem [[Logik]] und [[Physik]] studierte. Resultate der klassischen Ausbildung waren Hobbes’ genaue Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen, aber auch seine vehemente Ablehnung der Universitätsphilosophie, der mittelalterlich-aristotelischen Logik und Staatstheorie.


== Betriebswirtschaftslehre ==
Nach seinem [[Wikipedia:Bachelor|Bachelor]]-Abschluss 1608 in Oxford wurde er Hauslehrer bei der [[Wikipedia:Adel|adligen]] Familie [[Wikipedia:Cavendish (Familie)|Cavendish]]. Diesen Posten hatte er mit Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende inne. Er unterrichtete hier u.&nbsp;a. den kleinen [[Wikipedia:William Cavendish, 3. Earl of Devonshire|William Cavendish]], der später Graf von [[Wikipedia:Devon (England)|Devonshire]] wurde. Seine Erziehertätigkeit in einer der führenden Adelsfamilien Englands, die ihn lebenslang unterstützen sollte, verschaffte ihm die Möglichkeit zu ausgedehnten Reisen und zum Kontakt zu führenden Politikern und Denkern seiner Zeit.
Der [[Betriebswirt]] [[Günter Wöhe]] unterscheidet nach der Art der [[Vermögensgegenstand|Vermögensgegenstände]], für deren Beschaffung finanzielle Mittel verwendet werden, zwischen Sach-, Finanz- und immateriellen Investitionen.<ref>Günter Wöhe: ''Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre''. 2013, S. 474</ref> Im weiteren Sinn gehören dazu neben kurzfristigen Anlagen auch Investitionen in [[Wertpapier]]e (Finanzinvestition). Enger gefasst und am gebräuchlichsten wird der Begriff bei langfristigen [[Sachanlage]]n verwendet. Als langfristig kann dabei angesehen werden, wenn das [[Produktionsmittel]] das laufende [[Geschäftsjahr]] überdauert. Investitionen umfassen einen weiten Bereich: von [[Immobilie]]n über [[Kraftfahrzeug|Geschäftsfahrzeuge]] und [[Maschine]]n bis zur [[Betriebs- und Geschäftsausstattung]]. Sie können von [[öffentliches Unternehmen|öffentlichen]] wie auch privaten [[Unternehmen]] getätigt werden.


Investitionen schlagen sich auf der [[Aktivseite]] der [[Bilanz]] nieder ([[Sachanlagevermögen]], [[Finanzanlage]]n und [[Immaterieller Vermögensgegenstand|immaterielle Vermögensgegenstände]]), ihre [[Finanzierung]] ist entsprechend auf der [[Passivseite]] zu finden ([[Eigenkapital]] und [[Fremdkapital]]).
Für kurze Zeit war Hobbes Sekretär des Philosophen [[Francis Bacon]], für den er einige seiner Schriften ins [[Latein]]ische übersetzte. Der Arbeit für Bacon, den Begründer des englischen [[Empirismus]], wird einiger Einfluss auf die mechanisch-materialistische Konzeption seiner Philosophie zugeschrieben. Auf den Auslandsreisen, der klassischen [[Wikipedia:Grand Tour|Grand Tour]], die er mit seinen Schülern aus der Cavendish-Familie unternahm, lernte er in [[Wikipedia:Pisa|Pisa]] [[Galileo Galilei]] kennen. Ferner schloss er auf seinen Reisen Bekanntschaft mit [[René Descartes]], [[Wikipedia:Marin Mersenne|Marin Mersenne]] und [[Pierre Gassendi]].


== Volkswirtschaftslehre ==
Während seiner dritten Europareise als Erzieher entwickelte Hobbes den Plan, seine Philosophie aus drei systematisch aufeinander aufbauenden Teilen zu konstruieren: der Lehre von der körperlichen Substanz ''(de corpore)'', der Lehre vom Menschen im Naturzustand ''(de homine)'' und schließlich die Lehre vom Menschen in der Gesellschaft ''(de cive)''.
Aus komplementärer volkswirtschaftlicher Sicht bezeichnet der Begriff den Einsatz von Geldmitteln zur Beschaffung von [[Sachkapital]] auf langfristiger Basis zum Zweck der [[Produktion|Güterproduktion]]. Das beschaffte Sachkapital dient zur Erhaltung, Verbesserung oder Erweiterung der Produktionsausrüstung von Unternehmen und erhält bzw. erhöht langfristig den [[Kapitalstock]] einer [[Volkswirtschaft]]. Wesentliche Einflussfaktoren der Investitionsgröße sind der [[Marktzins]] (Grenzleistungsfähigkeit des eingesetzten Kapitals), das laufende [[Einkommen]] und die laufende [[Produktion]] sowie Zukunftserwartungen der Investoren. Investitionen sind beispielsweise die Errichtung von [[Gebäude|Betriebsgebäuden]], Anschaffung von technischen [[Anlage (Technik)|Anlagen]], [[Maschine]]n oder [[Werkzeug]]en. Nicht zu den Investitionen gehören dagegen langlebige [[Konsum]]güter, militärische Güter oder der Erwerb von Kenntnissen. Investitionen werden aus [[Abschreibung]]sgegenwerten finanziert. Erst wenn die Investitionen größer als die Abschreibung sind, kommt es zu einer Erhöhung des Kapitalstocks.


Ausgaben für militärische [[Waffensystem]]e, die unter die allgemeine Definition von Vermögensgütern fallen, werden seit der Einführung des [[Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen|ESVG 2010]] nicht wie bisher den [[Vorleistung]]en, sondern den [[Bruttoanlageinvestition]]en zugeordnet, d.&nbsp;h. den [[Investitionsausgaben]].<ref>[http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-02-13-269/DE/KS-02-13-269-DE.PDF ''Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen – ESVG 2010''.] (PDF; 7,5&nbsp;MB) Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union</ref>
Die politische Entwicklung in England zerschlug jedoch Hobbes’ Pläne eines systematischen Aufbaus seiner [[Sozialphilosophie]]. In den Jahren 1603 bis 1629 verschärften sich die Spannungen: Die absolutistischen Vorstellungen der Könige  [[Wikipedia:Jakob I. (England)|Jakobs I.]] und [[Wikipedia:Karl I. (England)|Karls I.]] brachten sie in Gegensatz zum Landadel, der sich zu einer agrarischen Kapitalistenklasse entwickelt hatte, und zum Bürgertum der Handelsstädte, dessen Bedeutung im 17. Jahrhundert in England stetig wuchs. Dazu kamen Auseinandersetzungen zwischen anglikanischer Staatskirche, den [[Wikipedia:Puritaner|Puritaner]]n, die eine stärkere Abgrenzung vom Katholizismus, asketische Lebensführung und ein System freier, an der Bibel orientierter Gemeinden forderten, sowie schottischen Calvinisten und irischen Katholiken.


=== Modellierung ===
Von 1629 bis 1640 regierte Karl I. ohne Parlament. Sein Versuch, dem calvinistischen Schottland die anglikanische Kirchenordnung aufzuzwingen, führte zu einem Aufstand der Schotten und zur ersten militärischen Niederlage des Königs. Karl I. sah sich 1640 gezwungen, das Parlament einzuberufen, das Steuermittel für den Krieg bewilligen sollte. Die Mehrheit der Abgeordneten machte die Hilfe aber von Reformen abhängig, die verhindern sollten, dass der König das Parlament noch einmal entmachten könnte.


Im einfachen Modell der [[Wikipedia:Güternachfrage:Güternachfrage]] wird Investition als eine [[Wikipedia:Exogen|exogene Variable]] angesehen. Dies ist jedoch problematisch, da der Umfang der Investitionen auf Veränderungen in der Produktion reagiert und vom Zinssatz abhängig ist.
Hobbes hatte sich im Streit zwischen Krone und Parlament anonym für die Rechte von König Karl I. und gegen das Unterhaus eingesetzt<ref>''Humane Nature; or the Fundamental Elements of Policie'' und ''De Corpore Politico, or the Elements of Law''</ref> und musste deshalb 1640 nach [[Frankreich]] ins Exil fliehen.
Investition wird im Modell der Güternachfrage für eine geschlossene Volkswirtschaft mit [[Staat]] ausgedrückt als
: '''I = Y - C - G'''
In einer offenen Volkswirtschaft lautet die Definition
: '''I = Y - C - G - Ex + Im'''.
'''Y''' ist die gesamte Güternachfrage, '''C''' der private [[Konsum]], '''G''' die Staatsausgaben ohne staatliche Investitionen. '''Ex''' bezeichnet den [[Wikipedia:Export|Export]] und '''Im''' den [[Wikipedia:Import|Import]].<ref name="Illing 2004">Blanchard, Illing: ''Makroökonomie''. 3. Auflage. Pearson Studium, München 2004.</ref>


=== Die Investitionsgleichung ===
Als der König 1642 gesetzwidrig versuchte, die Anführer der Opposition persönlich im Unterhaus zu verhaften, löste dies den [[Wikipedia:Englischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] zwischen Krone und Parlament aus. Mit seinem Werk ''De cive'' versuchte Hobbes erneut, Einfluss auf die Entwicklung in England zu Gunsten einer absolutistischen Monarchie auszuüben. Wie auch später im ''Leviathan'' (1651) argumentierte er für die Übertragung aller Gewalt auf einen souveränen Herrscher, da im „Naturzustand“ ein egoistischer „Krieg aller gegen alle“ ''([[bellum omnium contra omnes]])'' um Besitz und Ansehen herrsche, der nur durch die Angst vor der Strafe durch eine übermächtige Gewalt verhindert werden könne. In einem [[Wikipedia:Gesellschaftsvertrag|Gesellschaftsvertrag]] sollten demzufolge die Einzelnen ihre [[Naturrecht|natürlichen Rechte]] auf eine zentrale Gewalt übertragen, die am vollkommensten in einer Person, dem absoluten Herrscher, repräsentiert werde.
Die Investitionsgleichung analysiert, wie verschiedene Einflussgrößen auf das Investitionsniveau wirken. Im Mittelpunkt des Interesses steht der negative Zusammenhang zwischen Investitionen und Zinsen. Sinken die Zinsen erhöhen sich die Investitionen. Werden die Zinssätze angehoben sinkt die Investitionstätigkeit. In einer Volkswirtschaft kann daher insbesondere die Geldpolitik das Zinsniveau und damit die Investitionsausgaben beeinflussen.


Ein weiterer Einflussfaktor ist das [[Wikipedia:Bruttoinlandsprodukt|Bruttoinlandsprodukt]] (BIP). Steigt es, steigen auch die Investitionen und das [[Sparen]] nimmt zu. Dies bedeutet, dass zu einem bestimmten Zinssatz mehr investiert wird, als zuvor. Die Keynes’sche Investitionsgleichung besagt, dass nach Ablauf einer Periode
Seine Argumentation verschaffte Hobbes jedoch wenig Freunde. [[Wikipedia:Karl II. (England)|Karl II.]], der als Kronprinz 1646 in Paris Mathematikunterricht bei ihm genommen hatte, verübelte ihm später, dass er für jede de facto souveräne Regierung eintrat. Und dies nach der Niederlage und Hinrichtung Karls I., als England zur Republik erklärt worden war und von [[Wikipedia:Oliver Cromwell|Oliver Cromwell]] als [[Wikipedia:Lordprotektor|Lordprotektor]] regiert wurde. Hobbes’ Materialismus und seine Kritik an der katholischen Kirche, die er als „Reich der Finsternis“ bezeichnete, ließen ihn eine Verfolgung in Frankreich befürchten. Daher kehrte er 1651 nach England zurück und arrangierte sich mit der Regierung Cromwells.
:'''I = S'''
sein muss. Diese Gleichung geht aus dem Kreislaufmodell von Keynes hervor ([[Wikipedia:vereinfachtes Kreislaufmodell|vereinfachtes Kreislaufmodell]]).
<!--Auch die Erhebung von [[Steuer]]n beeinflusst die Investitionstätigkeit. Steigen die Steuern, führt dies dies tendenziell zu einer abnehmenden Investitionstätigkeit, da damit die Güternnachfrage der privaten Haushalte sinkt (höhere Steuerausgaben bedeutet weniger Konsum- bzw. Investitionsausgaben = weniger Einnahmen für Andere).
Quelle? Solche Behaubtungen müssen begründet werden. Der Staat ist kein Schwarzes Loch das Geld verschwinden läßt. Ich kenne keinen Staat bei dem nicht darauf verlass wäre, dass er mehr ausgibt als er einnimmt.-->
Die Investitionsgleichung analysiert auch den Zusammenhang zwischen [[Konsum]] und Investitionen. Eine steigende Konsumnachfrage führt auch zu höheren Investitionen.<ref name="Buscher 2006">''Investition''. In: Buscher: ''Wirtschaft heute''. bpb, Bonn 2006.</ref>


=== Die Gleichheit von Investition und Ersparnis ===
Nach der Veröffentlichung seines Hauptwerks, des ''Leviathan'', wurde Hobbes in England wegen des angeblich [[Atheismus|atheistischen]] und [[Häresie|häretischen]] Charakters seines Werks vielfach von Seiten der [[Kirche (Organisation)|Kirche]], des [[Wikipedia:Adel|Adel]]s und von Privatpersonen  angefeindet. Zahlreiche Freunde brachen mit ihm, die Staatsmacht ließ ihn jedoch weitgehend unbehelligt. Dies mochte insbesondere damit zusammenhängen, dass er – gegen [[Wikipedia:Church of England|Anglikaner]] und [[Wikipedia:Presbyterianismus|Presbyterianer]] – für die von Cromwell und den Puritanern favorisierte Kirchenverfassung eintrat, den [[Wikipedia:Independents|Independentismus]]. In den Jahren 1655 und 1658 erschienen ''De corpore'' und ''De homine'', die beiden fehlenden Teile seines Systems.  
Für eine geschlossene wie offene Wirtschaft gilt, dass die Nettoinvestitionen genauso groß sein müssen wie die Ersparnisse, da die Ersparnisse dem nicht verbrauchten Teil des Einkommens und somit dem nicht verbrauchten Teil der Produktion (Nettoinvestitionen) entsprechen.


Die Höhe der Ersparnis wird von der Investition bestimmt.
Verschärfen sollte sich die Situation für ihn indes nach der [[Wikipedia:Stuart-Restauration|Restauration des Stuart-Königtums]] 1660. Insbesondere nach der [[Wikipedia:Große Pest von London|Großen Pest]] und dem [[Wikipedia:Großer Brand von London|Brand von London]] sah er sich Verfolgungen durch anglikanische und presbyterianischen Kreise ausgesetzt, insbesondere durch die neuen Minister [[Wikipedia:Edward Hyde, 1. Earl of Clarendon|Edward Hyde]] und [[Wikipedia:Gilbert Sheldon|Gilbert Sheldon]]. Um ihn wegen angeblicher [[Häresie]] juristisch belangen zu können, wurde sogar mehrfach versucht, eigens dafür eine gesetzliche Grundlage zu schaffen. Dank einflussreicher Freunde, etwa des Earls von Arlington, der ein Ministeramt in der sogenannten [[Wikipedia:Cabal-Regierung|Cabal-Regierung]] bekleidete, gelang es Hobbes indes, die gegen ihn gerichteten Intrigen unversehrt zu überstehen. Zudem schützte ihn die Sympathie König Karls II., der ohnehin heimlich zum [[Katholizismus]] konvertiert war.


Es kommt nicht von vornherein zu einer Übereinstimmung dieser beiden Größen. Die Folge sind im Nachhinein erzwungene Investitionen oder Ersparnisse.<ref name="Illing 2004" />
Die 1668 verfasste Geschichte der Bürgerkriegsepoche ''Behemoth oder Das Lange Parlament'' erhielt keine Druckerlaubnis, und seine lateinischen Schriften musste Hobbes in Amsterdam verlegen lassen. Dennoch lebte er bis zu seinem Tod in gesicherten und komfortablen Verhältnissen auf einem Landsitz der befreundeten Familie Cavendish. In seinem Todesjahr 1679 setzte ein starkes Parlament seine Vorstellungen in der [[Wikipedia:Habeas Corpus|Habeas-Corpus-Akte]] gegen Karl II. durch. Hobbes starb in Hardwick Hall/Derbyshire.


=== Der Zusammenhang zwischen Investition, Wachstum und Konjunktur ===
Als Philosoph wird Hobbes eher der [[Aufklärung]] zugerechnet, als Staatstheoretiker aber dem Absolutismus.
Die Investitionstätigkeit ist das Bindeglied zwischen [[Wikipedia:Konjunktur|Konjunktur]] und [[Wikipedia:Wirtschaftswachstum|Wachstum]]. Da die Investitionen ein Teil der [[Wikipedia:Nachfrage|Nachfrage]] sind, führt deren Erhöhung zu hohen Wachstumsraten der Gesamtwirtschaft.


Der Konjunkturverlauf ist eng mit der Investitionsbereitschaft verbunden. Konjunkturelle Phasen des Abschwungs sind von verminderten Investitionen begleitet, Phasen des Aufschwungs und der Hochkonjunktur gehen in der Regel mit einer hohen Investitionstätigkeit einher. Somit führen Investitionen zu einer Belebung der Konjunktur und sind Voraussetzung für ein gleichmäßiges [[Wikipedia:Wirtschaftswachstum|Wirtschaftswachstum]] und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
== Rudolf Steiner über Thomas Hobbes ==
 
In eine 1890 geschriebenen Besprechung von [[Wikipedia:Eduard Grimm|Eduard Grimm]]s (1848-1932) soeben erschienen Buch ''«Zur Geschichte des Erkenntnisproblems»'' schrieb [[Rudolf Steiner]] über Thomas Hobbes:
 
{{GZ|Die Baconsche Denkrichtung hatte bei all ihrer hohen Bedeutung
sich einer einseitigen Überschätzung der bloßen Beobachtung
der Dinge auf Kosten des selbständigen, aus der eigenen Brust des
Menschen schöpfenden Denkens schuldig gemacht. Dieser Mangel
wurde noch größer bei Thomas Hobbes, der in dem Denken
nichts sah als eine durch die Sprache vermittelte Fähigkeit. «Verstand
ist das Verstehen der Worte.» (Grimm, S. 87.) Daß das
Denken von sich aus und durch sich selbst zu Erkenntnissen kommen
kann, leugnet Hobbes. «Die sinnliche Wahrnehmung, die
Imagination und die Aufeinanderfolge unserer Vorstellungen, die
wir Erfahrung nennen, ist das uns von der Natur Gegebene.»
(Grimm, S. 85-86.) «Als Vernunft bezeichnet Hobbes jene Tätigkeit,
durch welche wir Vorstellungen und Worte zusammensetzen.» (Grimm, S. 87.) So beruht nach Hobbes die Wissenschaft
nicht auf einem denkenden Begreifen der Welt, sondern
lediglich auf vernünftigem Gebrauch und richtigem Verständnis
der Worte. Daß die Worte Ideen vermitteln und erst auf diesen
unsere Erkenntnis beruht, ist ein Satz, der für Hobbes nicht existiert.
Daß unter solchen Umständen das Wissen keinen selbständigen
Zweck mehr haben kann, ist wohl begreiflich. Daher findet
Hobbes: «Das Wissen ist um des Könnens willen da, die Mathematik
um der Mechanik, alle Spekulation um irgendeines Werkes,
irgendwelchen Handelns willen.» (Grimm, S. 99.) Gewiß: ein Wissen,
das nur aus Worten besteht, kann keinen selbständigen Wert
haben. Allerdings glaubte Hobbes, das, was er wollte, nur dadurch
erreichen zu können, daß er der Wissenschaf t diese Wendung gab.
Was wir in einzelnen Fällen beobachten, erfahren, hat ja nur eine
eingeschränkte Wahrheit. Wir können nie wissen, ob es sich auch
in allen den Fällen bewahrheitet, die wir nicht beobachtet haben.
Die Worte aber stellen wir willkürlich fest; bei ihnen wissen wir
also genau, wie weit das Gültigkeit hat, was sie behaupten. Verhängnisvoll
wurde diese Ansicht Hobbes für seine Grundlegung
der Sitten- und Staatslehre. Denn beruht alles, was objektive Gültigkeit
hat, nur auf der Willkür der Worte, so hört jeder wirkliche
Unterschied von «Gut» und «Bös» auf. Auch diese Begriffe werden
zu willkürlichen Geschöpfen des Menschen. «Es gibt keine
allgemeine Regel über Gut und Böse, die aus dem Wesen der
Dinge selbst genommen wäre.» (Grimm, S. 135—136.) Und im
Staate kann die Ordnung nicht dadurch aufrechterhalten werden,
daß die Menschen durch Vernunft, durch freie Einsicht ihre
Triebe beherrschen, sondern allein dadurch, daß ein despotischer
Herrscher die Beobachtung der willkürlich aufgestellten Sittengesetze
erzwingt.|30|490f}}
 
== Lehren ==
=== Naturwissenschaft ===
Insbesondere in seinem Werk ''De Corpore'', dem ersten Teil der [[Wikipedia:Trilogie|Trilogie]] ''Elementa Philosophiae'', von 1655 entwickelt Hobbes zentrale Thesen zu [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Fragen. Ausgehend von einer [[Materialismus|materialistischen]] Grundhaltung und dem – exemplarisch durch [[René Descartes]] vertretenen – [[mechanistisch]]en Denken seiner Zeit, schreibt er allein den [[Körper (Physik)|Körpern]] und deren [[Bewegung (Physik)|Bewegung]] Wirklichkeit zu. Dabei entsteht keine Bewegung aus sich selbst heraus, sondern ist Folge einer anderen Bewegung. Der Bewegung unterliegen nur Körper; sie können ausschließlich durch andere Körper bewegt werden.
 
Hobbes vertrat auch eine frühe Version des [[Computationalismus]], wonach der [[Rationalismus|rationale]] [[Verstand]] des [[Mensch]]en auf [[Berechnung]]svorgängen beruhe:
 
{{Zitat|Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung.
Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten
Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern
abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie
Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und
Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da
Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division
dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber
rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen
zurück: Addition und Subtraktion.|Thomas Hobbes|''Grundzüge der Philosophie'', 1. Teil: ''Lehre vom Körper'', S. 14}}
 
Auf der Grundlage dieser Körper-Lehren entwickelt Hobbes mitunter erstaunlich modern anmutende Theorien etwa zum Phänomen des [[Licht]]s, das sich seiner Ansicht gemäß in [[Materie (Physik)|materieartigen]] Impulsen bewegt, und veröffentlichte auch ein Werk über [[Optik]]. Auch beschäftigte er sich vor diesem Hintergrund mit der Natur des [[Vakuum]]s.
 
Dazu kommen einige Werke über [[Mathematik]]; in einem davon schlägt er ein Verfahren zur [[Wikipedia:Quadratur des Kreises|Quadratur des Kreises]] vor. Begeistern konnte sich Hobbes insbesondere auch für [[Euklidische Geometrie]], die ihm als Vorbild für jegliche exakte [[Wissenschaft]] galt und deren Grundsätze er entsprechend dem ''[[mos geometricus]]'' auch auf seine Philosophie übertragen wollte. Gleichwohl konnte sich Hobbes auf diesem Gebiet nicht durchsetzen; um ihn auch als Philosophen zu diskreditieren, setzte die Kirche Mathematiker ein, um seine Bemühungen der Lächerlichkeit preiszugeben.
 
=== Erkenntnistheorie ===
Im zweiten und dritten Teil der genannten Trilogie, dem 1658 veröffentlichten ''De Homine'', aber auch bereits in seinem Hauptwerk [[Wikipedia:Leviathan_(Thomas_Hobbes)|Leviathan]] von 1651 überträgt Hobbes seine Körpertheorie auf den menschlichen Erkenntnisapparat und entwickelt eine eigene mechanistische [[Erkenntnistheorie]].
 
Auch die Vorgänge im [[Bewusstsein]] sind nach Hobbes lediglich Folge der Bewegung von Körpern. Durch Druck auf die jeweiligen [[Sinnesorgan]]e lösen sie [[Wahrnehmung|Sinneswahrnehmungen]] aus, die wiederum zu „Einbildungen“ (Imagination) führen. Diese setzen schließlich mannigfaltige psychische Prozesse wie Denken, Verstehen, Erinnern und dergleichen in Gang. Neben den geordneten, etwa auf das Auffinden von Kausalbeziehungen gerichteten Gedankengängen gibt es auch ungeordnete, wie sie etwa dem Prozess des [[Traum|Träumens]] innewohnen.
 
Anhand der Vorstellung eines von jeder [[Sinneswahrnehmung]] abgetrennten, „frei im Raum schwebenden“ [[Solipsismus|Solipsisten]] zeigt Hobbes, dass die psychischen Prozesse auch bei ausbleibenden Sinneseindrücken weitergehen. Letzte Ursache hierfür sei aber weiterhin der einmal erfolgte Anstoß von außen durch die Bewegung von Körpern. Nur den Bewegungen selbst komme Realität zu, nicht den Wirkungen, die sie im Bewusstsein verursachen. Daraus folge u.&nbsp;a., dass die Eigenschaften, von deren Vorhandensein der Mensch aufgrund seiner Sinneswahrnehmung ausgeht, in Wahrheit nicht vorhanden sind, sondern nur scheinbar und als [[Erscheinung#Philosophie|Erscheinungen]] auftreten.
 
Hobbes begründet seine These, dass der menschlichen [[Wahrnehmung]] keine gesicherten Erkenntnisse über eine Außenwelt möglich sind. Aufgrund der weitverbreiteten Lehre des [[Skeptizismus]] wurde diese Auffassung von seinen Zeitgenossen vielfach geteilt, etwa von [[René Descartes]]. Dessen Einwand, dass infolge der eingreifenden Güte Gottes die Wahrnehmung trotzdem weitgehend der Realität entspreche, lässt Hobbes nicht gelten.
 
Da die Inhalte des menschlichen Bewusstseins letztlich nur die Folge von außen einwirkender Bewegung sind, verneint Hobbes auch konsequent die [[Willensfreiheit|Freiheit des Willens]] und gilt damit als Verfechter des [[Determinismus]].
 
=== Ethik ===
Hatten Philosophen in der Tradition [[Platon]]s und [[Aristoteles]]’ sittliche [[Ideal (Philosophie)|Ideale]] angenommen, etwa in Form einer [[Ideenlehre|Idee]] des [[Das Gute|Guten]] oder eines [[Höchstes Gut|Summum Bonum]], so überwog zu Hobbes’ Lebzeiten ein mehr den Vorstellungen der [[Sophisten]] und [[Kynismus|Kyniker]] verpflichteter [[Skeptizismus]], der die Existenz universell verbindlicher [[Moral]]standards ablehnt. Als typische Vertreter dieser Auffassung galten etwa [[Wikipedia:Justus Lipsius|Justus Lipsius]], [[René Descartes]] oder [[Wikipedia:Michel de Montaigne|Michel de Montaigne]].
 
Auch Hobbes vertritt diesen moralischen [[Relativismus]] und überträgt seine [[Thomas Hobbes#Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] These, mittels menschlicher Wahrnehmung sei keine gesicherte Erkenntnis über die Welt möglich, auf das Feld der Ethik. So heißt es etwa in den ''Elements of Law,'' jedermann nenne „das, was ihm gefällt und Vergnügen bereitet, gut, und das, was ihm missfällt, schlecht“. Entsprechend ihrer unterschiedlichen körperlichen Beschaffenheit unterschieden sich die Menschen auch in ihrer Auffassung von Gut und Böse. Ein ἀγαϑόν ἁπλόος (kontr. ἁπλοῦς) ''agathón haplóos'' bzw. ''haploũs,'' das schlechthin Gute, gebe es deshalb nicht.
 
In Anknüpfung an Gedanken seines Zeitgenossen, des [[Vordenker der Aufklärung|Frühaufklärers]] [[Wikipedia:Hugo Grotius|Hugo Grotius]], nimmt Hobbes einschränkend zumindest insofern einen moralischen Minimalkonsens an, als nach allgemeiner Meinung jedes Individuum ein [[Naturrecht]] auf [[Selbsterhaltung]] hat und sich gegen Angriffe auf seine Person verteidigen darf. Daraus folgt die Verpflichtung, niemanden zu verletzen (Lehre vom [[Naturrecht|Naturgesetz]] im ''Leviathan).'' Anders als Grotius glaubt Hobbes aber, dass – während des [[Wikipedia:Naturzustand#Zur Auffassung des Naturzustands bei Thomas Hobbes|Naturzustands]] – jeder als sein eigener Richter auftreten konnte und musste, d.&nbsp;h. ohne Rücksichtnahme auf das Lebensrecht des Mitmenschen. Dieser Auffassung wurde vielfach widersprochen.
 
Jenseits des Minimalkonsenses über das Selbsterhaltungsrecht müssen laut Hobbes moralische Konflikte verbindlich durch eine übergeordnete Instanz, den absoluten Herrscher, entschieden werden, womit Hobbes den Grundstein für seine politische Philosophie und insbesondere das absolutistische Staatsmodell des ''Leviathan'' legt.
 
=== Staatskunde ===
Hobbes’ [[Staatstheorie|staatstheoretische Lehren]] bilden aus heutiger Sicht den zentralen Teil seines Werkes. Sie sind es, die ihm einen herausgehobenen Platz in der Philosophiegeschichte sichern. Einerseits legt er sie in ''Elements of Law'' von 1640 sowie in ''[[Wikipedia:De Cive|De Cive]]'' von 1642 dar, dem dritten Teil der Trilogie ''Elementa Philosophiae''.
 
Vor allem aber sind sie Gegenstand seines Hauptwerks, des ''[[Wikipedia:Leviathan_(Thomas_Hobbes)|Leviathan]]'' von 1651. Dort beschäftigt er sich mit der Überwindung des von Furcht, Ruhmsucht und Unsicherheit geprägten gesellschaftlichen [[Wikipedia:Naturzustand#Zur Auffassung des Naturzustands bei Thomas Hobbes|Naturzustands]] durch die Gründung des [[Staat]]es, also der Übertragung der Macht auf einen [[Wikipedia:Souverän|Souverän]]. Dies geschieht durch einen Gesellschaftsvertrag, in dem alle Menschen unwiderruflich und freiwillig ihr Selbstbestimmungs- und Selbstverteidigungsrecht auf den Souverän übertragen, der sie im Gegenzug voreinander schützt.
Rechtlich gesehen wird  der Gesellschaftsvertrag ''zu Gunsten'' des kommenden Souveräns geschlossen. Weil dieser aber selbst kein Vertragspartner ist, gibt der Vertrag also den ihn Schließenden gegenüber dem Souverän weder ein [[Wikipedia:Kündigung|Kündigung]]s- noch ein [[Wikipedia:Widerstandsrecht|Widerstandsrecht]]. Will man den Souverän stürzen, ist dies immer [[Wikipedia:Hochverrat|Hochverrat]]. Stürzt man ihn dennoch und ersetzt ihn, so schließen die kommenden Untertanen einen neuen entsprechenden „[[Wikipedia:Vertrag zu Gunsten Dritter|Vertrag zu Gunsten Dritter]]“.
 
Hobbes wird oft wegen seines ''Leviathan'' angeführt, jedoch wird seine Theorie als Rechtfertigung absolutistischer Herrschaft auch kritisiert.
 
Mit dem Naturzustand hat sich Hobbes schließlich im Gegenstück zum ''Leviathan'' befasst, dem ''[[Wikipedia:Behemoth (Thomas Hobbes)|Behemoth]]'' von 1668, der erst postum 1682 veröffentlicht werden konnte.
 
=== Religion ===
Sein erkenntnistheoretisches Postulat, dass der menschlichen Wahrnehmung eine Erkenntnis der Welt nicht möglich sei, erstreckt Hobbes auch auf [[Gott]]; er nimmt also eine [[Wikipedia:Agnostizismus|agnostische]] Position ein. Ausgehend von seiner Vorstellung der Welt als [[Wikipedia:Kausalität|geschlossener Kausalzusammenhang]], in dem jede Zustandsveränderung auf den Einfluss [[Bewegung (Physik)|bewegter]] Körper zurückzuführen sei, nimmt er aber konsequenterweise eine erste, selbst nicht bewegte Ursache an, die diese Kausalprozesse in Gang setzt, bei der es sich aber nicht notwendigerweise um Gott handeln müsse.
 
Hobbes zweifelte auch die (alleinige) Urheberschaft [[Wikipedia:Mose|Mose]]s am [[Wikipedia:Pentateuch|Pentateuch]] ([[Wikipedia:Tora|Tora]]) an, so stellte er zahlreiche Aussagen aus dem Pentateuch zusammen, aber er sammelte nicht nur die Fakten sondern zog auch den Schluss daraus, dass Mose eben nicht der alleinige Autoren habe sein können.<ref>Richard Elliot Friedman: ''Wer schrieb die Bibel. So entstand das Alte Testament.'' Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-144-3, S.&nbsp;21</ref>
 
Hobbes war daher, obwohl ihm dies häufig vorgehalten wurde, nicht [[Atheismus|Atheist]], sondern vertrat eher [[Wikipedia:Deismus|deistische]] Positionen. Er unterschied streng zwischen Glauben und Wissen. Religion im Allgemeinen und Christentum im Besonderen lehnte er nicht ab, sondern erklärte sie zu einer Sache des [[Glauben]]s, was für ihn in streng rationalistischer Denktradition konkret das Vertrauen auf die fehlerfreie Weitergabe religiös-historischer Tatsachen bedeutet. Von der [[Bibel|biblischen Überlieferung]] betrachtete er nur ein Minimum als verbindlichen Glaubensinhalt, nämlich dass Jesus der [[Messias]] sei, der die Menschheit durch seinen [[Kreuzigung|Kreuzestod]] [[Erlösung|erlöst]] habe.
 
Auf der Grundlage der starken Stellung des Staates in Hobbes’ politischer Philosophie weist er als [[Wikipedia:Ahasiten|Ahasit]] diesem auch die Entscheidungsbefugnis in religiösen Dingen zu und fordert insbesondere eine einheitliche [[Wikipedia:Staatskirche|Staatskirche]]. Dementsprechend stand er sowohl dem [[Papst]]tum als außerhalb des Nationalstaates stehender Institution und auch den verschiedenen englischen [[Sekte]]n kritisch gegenüber. Hatte er ursprünglich zumindest noch die Zuständigkeit für die verbindliche Auslegung von Glaubensfragen der [[Kirche (Organisation)|Kirche]] selbst zugesprochen, billigte er im ''Leviathan'' erstmals auch diese dem als absolut betrachteten Staat mit seinem Alleinherrscher zu. Im [[Wikipedia:Leviathan (Thomas Hobbes)#Dritter_und_vierter_Teil|dritten und vierten Buch des ''Leviathan'']] befasst er sich ausführlich mit der institutionellen Ausgestaltung der [[Wikipedia:Church of England|anglikanischen Kirche]] ([[Wikipedia:Kirchenverfassung|Kirchenverfassung]]).


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Investition}}
* {{WikipediaDE|Thomas Hobbes}}
 
== Werke ==
* ''Eight Books of the Peloponnesian Warre Written by Thucydides … Interpreted'' (Übersetzung und Interpretation des Peloponnesischen Krieges Thukydides, 1629)
* ''A Briefe of the Art of Rhetorique'' (1637)
* ''The Elements of Law, Natural and Politic'' (1640)
* ''Objectiones tertiae ad Cartesii Meditationes'', in Descartes: ''Meditationes de prima philosophia'' (1641)
* ''De Motu, Loco et Tempore'' (erste Ausgabe im Jahr 1973 unter dem Titel ''Thomas White’s De Mundo Examined'')
* ''Of Libertie and Necessitie'' (1654)
* ''Elementa Philosophiae'' (Trilogie)
** ''De Corpore'' (1655)
** ''De homine'' (1658)
** ''De Cive'' (1642)
* ''Leviathan or The Matter, Forme and Power of a Common Wealth Ecclesiasticall and Civil'' (1651 englische Fassung, 1670 editierte lateinische Fassung)
* ''Quadratura circuli, cubatio spherae, duplicatio cubi'' (1669)
* ''A Dialogue between a Philosopher and a Student of the Common Laws of England'' (1681)
* ''Behemoth: the History of the Causes of the Civil Wars of England and of the Counsels and Artifices by which they were carried on from the year 1640 to the year 1662'' (vollendet 1668, aber auf Wunsch von Karl II. nicht veröffentlicht; 1681 postum erschienen)
* ''Le corps politique ou Les éléments de la loy morale et civile. Avec des reflexions sur la loy de nature, sur les serments, les pacts, & les diverses sortes de gouvernements; leurs changemens, & leurs révolutions''. Traduit d’anglais en français par un de s n.O. (1652)
 
'''Neuausgaben'''
 
* ''Vom Menschen. – Vom Bürger.'' Hrsg. v. Günter Gawlick, 3. Aufl. Meiner, Hamburg 1994, ISBN 978-3-7873-1166-8.
* ''Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II.'' Aus dem Englischen von Walter Euchner, hrsg. mit einem Kommentar von Lothar R. Waas, Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-27018-9.
* ''Leviathan.'' Übers. v. Jutta Schlösser, hrsg. v. Hermann Klenner. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 978-3-7873-1303-7.
* ''Elemente der Philosophie. Erste Abteilung: Der Körper.'' Übers. u. hrsg. v. Karl Schuhmann. Meiner, Hamburg 1997, ISBN 978-3-7873-1459-1.
* ''Leviathan. Eine Auswahl'' Englisch/Deutsch, Übers. Holger Hanowell, hrsg. v. Jürgen Klein. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-018595-7.
* ''Behemoth oder das Lange Parlament'', übersetzt und mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Peter Schröder. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-7873-2807-9.
* ''Grundzüge der Philosophie: Vom Körper / Vom Menschen / Vom Bürger'', übersetzt von  Max Frischeisen-Köhler. Hofenberg Verlag 2017, ISBN 978-3743722026, eBook Jazzybee Verlag 2012 {{ASIN|B00B4ON904}}


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Betriebswirtschaftliche Perspektive'''
* Georg Geismann, Karlfriedrich Herb (Hrsg.): ''Hobbes über die Freiheit.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-337-3.
* Hans Hirth: ''Grundzüge der Finanzierung und Investition.'' 3. Auflage., Oldenbourg Verlag, München 2012, ISBN 978-3-486-70211-8.
* Jean Hampton: ''Hobbes and the Social Contract Tradition.'' Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-36827-8.
* Bernd Müller-Hedrich, u.&nbsp;a.: ''Investitionsmanagement.'' 10. Auflage. expert Verlag, Renningen, ISBN 3-8169-2558-8.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629224753/http://www.bautz.de/bbkl/h/hobbes_t.shtml |band=2|spalten=907-911|autor=Michael Hanst|artikel=Hobbes, Thomas}}
* Gerd Schulte: ''Investition.'' 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58263-5.
* Alfred Hirsch: ''Recht auf Gewalt? Spuren philosophischer Gewaltrechtfertigung nach Hobbes.'' Fink, München 2004, ISBN 978-3-7705-3869-0.
* Volker Oppitz, Volker Nollau: ''Taschenbuch Wirtschaftlichkeitsrechnung''. Carl Hanser, München 2003, ISBN 3-446-22463-7.
* Otfried Höffe: ''Thomas Hobbes'' (= ''Beck'sche Reihe Denker.'' Bd. 580). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60021-0.
* Jörg Hinze und Kai Kirchesch: ''Zusammenhang zwischen Gewinnen und Investitionen gelockert''. In: ''Wirtschaftsdienst'', 79. Jg. (1999), H. 11, S. 677–682 [http://wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=715 Download (PDF)].
* Dieter Hüning: ''Freiheit und Herrschaft in der Rechtsphilosophie des Thomas Hobbes.'' Duncker & Humblot, Berlin 1998, ISBN 3-428-09046-2.
* Wilhelm Schmeisser, Dieter Krimphove, Horst Zündorf: ''Finanzierung und Investition.'' 1. Auflage. UTB, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8252-3672-4.
* Dieter Hüning (Hrsg.): ''Der lange Schatten des Leviathan. Hobbes’ politische Philosophie nach 350 Jahren.'' Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11820-0.
* Wolfgang Kersting: ''Thomas Hobbes zur Einführung.'' 4., aktualisierte Auflage. Junius, Hamburg 2009, ISBN 978-3-88506-673-6.  
* Reinhart Koselleck: ''Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main ²1976 (u.&nbsp;a. ein Abschnitt über Thomas Hobbes, der sein Plädoyer für den absolutistischen Staat mit der Angst vor den religiösen Bürgerkriegen erklärt).
* Bernd Ludwig: ''Die Wiederentdeckung des Epikureischen Naturrechts. Zu Thomas Hobbes’ philosophischer Entwicklung von „De Cive“ zum „Leviathan“ im Pariser Exil 1640–1651.'' Klostermann, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-465-02998-4.
* Herfried Münkler: ''Thomas Hobbes'' (''Campus-Einführungen''). Campus, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2001, ISBN 3-593-36831-5.
* Eva Odzuck: ''Thomas Hobbes' körperbasierter Liberalismus. Eine kritische Analyse des Leviathan.'' Duncker und Humblot, Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Band 184, Berlin, ISBN 978-3-428-14748-9, ([http://www.duncker-humblot.de/index.php/thomas-hobbes-korperbasierter-liberalismus.html?q=odzuck Inhaltsverzeichnis]).
* Philip Pettit: ''Made with Words: Hobbes on Mind, Society and Politics.'' Princeton University Press, Princeton 2008.
* Talcott Parsons: ''The Structure of Social Action. A Study in Social Theory with Special Reference to a Group of Recent European Writers.'' McGraw Hill, New York 1937.
* Carl Schmitt: ''Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols.'' Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1938.
* Peter Schröder: ''Hobbes'' (''Grundwissen Philosophie''). Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-020271-5.
* Quentin Skinner: ''Freiheit und Pflicht. Thomas Hobbes’ politische Theorie. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2005'' (Originaltitel: ''Hobbes and Republican Liberty'', übersetzt von Karin Wördemann). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-58498-9 ([http://d-nb.info/986477656/04 Inhaltsverzeichnis]).
* Leo Strauss: ''The Political Philosophy of Hobbes. Its Basis and Its Genesis.'' Clarendon Press, Oxford 1936.
* Dieter Thomä: ''Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds.'' Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-58690-7.
* Ferdinand Tönnies: ''Thomas Hobbes, der Mann und der Denker.'' Frommann, Stuttgart [1896, ²1910] (erw.) ³1924, Faksimile 1971.
* Richard Tuck: ''Hobbes.'' (= Herder Spektrum. Meisterdenker. Bd. 4742). Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-926642-41-6.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_hobbes.pdf Hobbes:Leben und Werk] PDF
* Rudolf Steiner: ''Methodische Grundlagen der Anthroposophie'', [[GA 30]] (1989), ISBN 3-7274-0300-4 {{Vorträge|030}}


'''Volkswirtschaftliche Perspektive'''
{{GA}}
* Oliver Blanchard, Gerhard Illing: ''Makroökonomie''. 3. Auflage. Pearson Studium, München 2004, ISBN 3-8273-7051-5
* Herbert Buscher: ''Wirtschaft heute''. bpb, Bonn 2006, ISBN 3-89331-620-5
* Gerd Schulte: ''Investition''. 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58263-5
* Hans Hirth: ''Grundzüge der Finanzierung und Investition''. 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58759-3
* Achim Pollert: ''Das Lexikon der Wirtschaft – Grundlegendes Wissen von A–Z''. bpb, Bonn 2004, ISBN 3-89331-503-9
* Volker Oppitz, Volker Nollau: ''Taschenbuch Wirtschaftlichkeitsrechnung.'' Carl Hanser, München 2003, ISBN 3-446-22463-7
* J. Hinze, K. Kirchesch: [http://wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=715 ''Zusammenhang zwischen Gewinnen und Investitionen gelockert''.] (PDF; 474&nbsp;kB) In: ''Wirtschaftsdienst'', 79. Jg. (1999), H. 11, S. 677–682.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_wirtschaftliches_gleichgewicht.pdf Wirtschaftliches Gleichgewicht] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_offene_volkswirtschaft.pdf Die offene Volkswirtschaft] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_geschlossener_handelsstaat.pdf Fichte: Der geschlossene Handelsstaat] PDF


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.destatis.de/download/d/wista/anlagevermoegen.pdf Revision der Anlagevermögensrechnung 1991 bis 2001.] (PDF) Statistisches Bundesamt – eine Definition und Erläuterungen
{{Commonscat|Thomas Hobbes}}
* [http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2005/02/pdf/chapter2.pdf Analyse zum Investitions- und Sparverhalten] (PDF; 285&nbsp;kB) IWF (englisch)
* {{MacTutor Biography|id=Hobbes}}
* [http://www.e-prof.de/Investition/Was-bedeutet-Investition Video: ''Was bedeutet Investition im Unternehmen?''] e-Learning
* Gerhild Tesak: [http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=23&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&no_cache=1 Artikel ''Thomas Hobbes''] im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie
* [http://www.thomas-hobbes.de/ Website zu Thomas Hobbes]
* [https://www.youtube.com/watch?v=bWSShrPiZR4&list=PLLDsGZDNnTvBr60lqaUe7pCVy8grm7rvR&index=6 Dietmar Hübner:Vorlesung zur Politischen Philosophe] 06. Vorlesung zu den Vertragstheoretikern (Leibniz-Universität Hannover)
 
'''Werke'''
{{Wikisource}}
{{Wikisource|Author:Thomas Hobbes|Thomas Hobbes|lang=en}}
{{Wikiquote|Thomas Hobbes}}
* {{Zeno-Autor|Philosophie/M/Hobbes,+Thomas}}
* [http://www.welcker-online.de/Links/link_957.html ''Leviathan''], Teil 1 und 2
 
'''Sekundärliteratur'''
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/hobbes/|Thomas Hobbes|Stewart Duncan}}.
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/h/hobmoral.htm|Thomas Hobbes (1588–1679) – Moral and Political Philosophy|Garrath Williams}}.
* Ingo Elbe: ''[http://www.sozialtheorie.de/IMG/pdf/Elbe_Hobbes.pdf Thomas Hobbes’ politische Philosophie]'' (PDF; 375&nbsp;kB).


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4027556-5}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118551698|LCCN=n/79/59190|NDL=00443458|VIAF=59083895}}
 
{{SORTIERUNG:Hobbes, Thomas}}
[[Kategorie:Philosoph (Barock)]]
[[Kategorie:Rationalist]]
[[Kategorie:Empirist]]
[[Kategorie:Rechtsphilosoph]]
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
[[Kategorie:Soziologe]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaftler]]
[[Kategorie:Sozialphilosoph]]
[[Kategorie:Politischer Philosoph]]
[[Kategorie:Staatsphilosoph]]
[[Kategorie:Moralphilosoph]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren 1588]]
[[Kategorie:Gestorben 1679]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Gesamtwirtschaftliche Nachfrage]]
[[Kategorie:Wirtschaftsleben]]
[[Kategorie:Investitionen]]
[[Kategorie:Wirtschaft]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 6. November 2018, 11:04 Uhr

Thomas Hobbes (Ausschnitt aus einem Gemälde von John Michael Wright, circa 1669–1670)

Thomas Hobbes ([hɔbz]; * 5. April 1588 in Westport, Wiltshire; † 4. Dezember 1679 in Hardwick Hall, Derbyshire) war ein englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph. Er wurde durch sein Hauptwerk Leviathan bekannt, in dem er eine Theorie des „Absolutismus“ entwickelte. Er gilt als Begründer des „aufgeklärten Absolutismus“.[1] Des Weiteren ist er neben John Locke und Jean-Jacques Rousseau einer der bedeutendsten Theoretiker des Gesellschaftsvertrags.

Leben und Wirken

Hobbes wurde 1588 als Sohn eines einfachen Landpfarrers in Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire geboren. Seine Mutter stammte aus einer Bauernfamilie. Die beängstigende Situation vor dem Angriff der Spanischen Armada auf England im selben Jahr soll Ursache seiner Frühgeburt gewesen sein. Thomas Hobbes zeigt in seiner Autobiografie auf: „(She) did bring forth Twins at once, both Me and Fear.“[2] Die Angst vor der Gewalt infolge politischer Auseinandersetzungen – im England des 17. Jahrhunderts vor allem als Bürgerkrieg zwischen König und Parlament, zwischen verschiedenen gesellschaftlich und religiös differenzierten Gruppen – ist ein bestimmendes Element im Leben wie in der politischen Philosophie Thomas Hobbes’ geblieben.

Da er bereits mit vier Jahren lesen, schreiben und rechnen konnte, wurde er als Wunderkind (child prodigy) bezeichnet. Mit acht Jahren wurde Hobbes in einer Privatschule in den klassischen Sprachen unterrichtet. Schon sechs Jahre später, im Alter von vierzehn Jahren, begann er sein Studium an der traditionell-scholastischen Universität Oxford, wo er 1603–1607 vor allem Logik und Physik studierte. Resultate der klassischen Ausbildung waren Hobbes’ genaue Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen, aber auch seine vehemente Ablehnung der Universitätsphilosophie, der mittelalterlich-aristotelischen Logik und Staatstheorie.

Nach seinem Bachelor-Abschluss 1608 in Oxford wurde er Hauslehrer bei der adligen Familie Cavendish. Diesen Posten hatte er mit Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende inne. Er unterrichtete hier u. a. den kleinen William Cavendish, der später Graf von Devonshire wurde. Seine Erziehertätigkeit in einer der führenden Adelsfamilien Englands, die ihn lebenslang unterstützen sollte, verschaffte ihm die Möglichkeit zu ausgedehnten Reisen und zum Kontakt zu führenden Politikern und Denkern seiner Zeit.

Für kurze Zeit war Hobbes Sekretär des Philosophen Francis Bacon, für den er einige seiner Schriften ins Lateinische übersetzte. Der Arbeit für Bacon, den Begründer des englischen Empirismus, wird einiger Einfluss auf die mechanisch-materialistische Konzeption seiner Philosophie zugeschrieben. Auf den Auslandsreisen, der klassischen Grand Tour, die er mit seinen Schülern aus der Cavendish-Familie unternahm, lernte er in Pisa Galileo Galilei kennen. Ferner schloss er auf seinen Reisen Bekanntschaft mit René Descartes, Marin Mersenne und Pierre Gassendi.

Während seiner dritten Europareise als Erzieher entwickelte Hobbes den Plan, seine Philosophie aus drei systematisch aufeinander aufbauenden Teilen zu konstruieren: der Lehre von der körperlichen Substanz (de corpore), der Lehre vom Menschen im Naturzustand (de homine) und schließlich die Lehre vom Menschen in der Gesellschaft (de cive).

Die politische Entwicklung in England zerschlug jedoch Hobbes’ Pläne eines systematischen Aufbaus seiner Sozialphilosophie. In den Jahren 1603 bis 1629 verschärften sich die Spannungen: Die absolutistischen Vorstellungen der Könige Jakobs I. und Karls I. brachten sie in Gegensatz zum Landadel, der sich zu einer agrarischen Kapitalistenklasse entwickelt hatte, und zum Bürgertum der Handelsstädte, dessen Bedeutung im 17. Jahrhundert in England stetig wuchs. Dazu kamen Auseinandersetzungen zwischen anglikanischer Staatskirche, den Puritanern, die eine stärkere Abgrenzung vom Katholizismus, asketische Lebensführung und ein System freier, an der Bibel orientierter Gemeinden forderten, sowie schottischen Calvinisten und irischen Katholiken.

Von 1629 bis 1640 regierte Karl I. ohne Parlament. Sein Versuch, dem calvinistischen Schottland die anglikanische Kirchenordnung aufzuzwingen, führte zu einem Aufstand der Schotten und zur ersten militärischen Niederlage des Königs. Karl I. sah sich 1640 gezwungen, das Parlament einzuberufen, das Steuermittel für den Krieg bewilligen sollte. Die Mehrheit der Abgeordneten machte die Hilfe aber von Reformen abhängig, die verhindern sollten, dass der König das Parlament noch einmal entmachten könnte.

Hobbes hatte sich im Streit zwischen Krone und Parlament anonym für die Rechte von König Karl I. und gegen das Unterhaus eingesetzt[3] und musste deshalb 1640 nach Frankreich ins Exil fliehen.

Als der König 1642 gesetzwidrig versuchte, die Anführer der Opposition persönlich im Unterhaus zu verhaften, löste dies den Bürgerkrieg zwischen Krone und Parlament aus. Mit seinem Werk De cive versuchte Hobbes erneut, Einfluss auf die Entwicklung in England zu Gunsten einer absolutistischen Monarchie auszuüben. Wie auch später im Leviathan (1651) argumentierte er für die Übertragung aller Gewalt auf einen souveränen Herrscher, da im „Naturzustand“ ein egoistischer „Krieg aller gegen alle“ (bellum omnium contra omnes) um Besitz und Ansehen herrsche, der nur durch die Angst vor der Strafe durch eine übermächtige Gewalt verhindert werden könne. In einem Gesellschaftsvertrag sollten demzufolge die Einzelnen ihre natürlichen Rechte auf eine zentrale Gewalt übertragen, die am vollkommensten in einer Person, dem absoluten Herrscher, repräsentiert werde.

Seine Argumentation verschaffte Hobbes jedoch wenig Freunde. Karl II., der als Kronprinz 1646 in Paris Mathematikunterricht bei ihm genommen hatte, verübelte ihm später, dass er für jede de facto souveräne Regierung eintrat. Und dies nach der Niederlage und Hinrichtung Karls I., als England zur Republik erklärt worden war und von Oliver Cromwell als Lordprotektor regiert wurde. Hobbes’ Materialismus und seine Kritik an der katholischen Kirche, die er als „Reich der Finsternis“ bezeichnete, ließen ihn eine Verfolgung in Frankreich befürchten. Daher kehrte er 1651 nach England zurück und arrangierte sich mit der Regierung Cromwells.

Nach der Veröffentlichung seines Hauptwerks, des Leviathan, wurde Hobbes in England wegen des angeblich atheistischen und häretischen Charakters seines Werks vielfach von Seiten der Kirche, des Adels und von Privatpersonen angefeindet. Zahlreiche Freunde brachen mit ihm, die Staatsmacht ließ ihn jedoch weitgehend unbehelligt. Dies mochte insbesondere damit zusammenhängen, dass er – gegen Anglikaner und Presbyterianer – für die von Cromwell und den Puritanern favorisierte Kirchenverfassung eintrat, den Independentismus. In den Jahren 1655 und 1658 erschienen De corpore und De homine, die beiden fehlenden Teile seines Systems.

Verschärfen sollte sich die Situation für ihn indes nach der Restauration des Stuart-Königtums 1660. Insbesondere nach der Großen Pest und dem Brand von London sah er sich Verfolgungen durch anglikanische und presbyterianischen Kreise ausgesetzt, insbesondere durch die neuen Minister Edward Hyde und Gilbert Sheldon. Um ihn wegen angeblicher Häresie juristisch belangen zu können, wurde sogar mehrfach versucht, eigens dafür eine gesetzliche Grundlage zu schaffen. Dank einflussreicher Freunde, etwa des Earls von Arlington, der ein Ministeramt in der sogenannten Cabal-Regierung bekleidete, gelang es Hobbes indes, die gegen ihn gerichteten Intrigen unversehrt zu überstehen. Zudem schützte ihn die Sympathie König Karls II., der ohnehin heimlich zum Katholizismus konvertiert war.

Die 1668 verfasste Geschichte der Bürgerkriegsepoche Behemoth oder Das Lange Parlament erhielt keine Druckerlaubnis, und seine lateinischen Schriften musste Hobbes in Amsterdam verlegen lassen. Dennoch lebte er bis zu seinem Tod in gesicherten und komfortablen Verhältnissen auf einem Landsitz der befreundeten Familie Cavendish. In seinem Todesjahr 1679 setzte ein starkes Parlament seine Vorstellungen in der Habeas-Corpus-Akte gegen Karl II. durch. Hobbes starb in Hardwick Hall/Derbyshire.

Als Philosoph wird Hobbes eher der Aufklärung zugerechnet, als Staatstheoretiker aber dem Absolutismus.

Rudolf Steiner über Thomas Hobbes

In eine 1890 geschriebenen Besprechung von Eduard Grimms (1848-1932) soeben erschienen Buch «Zur Geschichte des Erkenntnisproblems» schrieb Rudolf Steiner über Thomas Hobbes:

„Die Baconsche Denkrichtung hatte bei all ihrer hohen Bedeutung sich einer einseitigen Überschätzung der bloßen Beobachtung der Dinge auf Kosten des selbständigen, aus der eigenen Brust des Menschen schöpfenden Denkens schuldig gemacht. Dieser Mangel wurde noch größer bei Thomas Hobbes, der in dem Denken nichts sah als eine durch die Sprache vermittelte Fähigkeit. «Verstand ist das Verstehen der Worte.» (Grimm, S. 87.) Daß das Denken von sich aus und durch sich selbst zu Erkenntnissen kommen kann, leugnet Hobbes. «Die sinnliche Wahrnehmung, die Imagination und die Aufeinanderfolge unserer Vorstellungen, die wir Erfahrung nennen, ist das uns von der Natur Gegebene.» (Grimm, S. 85-86.) «Als Vernunft bezeichnet Hobbes jene Tätigkeit, durch welche wir Vorstellungen und Worte zusammensetzen.» (Grimm, S. 87.) So beruht nach Hobbes die Wissenschaft nicht auf einem denkenden Begreifen der Welt, sondern lediglich auf vernünftigem Gebrauch und richtigem Verständnis der Worte. Daß die Worte Ideen vermitteln und erst auf diesen unsere Erkenntnis beruht, ist ein Satz, der für Hobbes nicht existiert. Daß unter solchen Umständen das Wissen keinen selbständigen Zweck mehr haben kann, ist wohl begreiflich. Daher findet Hobbes: «Das Wissen ist um des Könnens willen da, die Mathematik um der Mechanik, alle Spekulation um irgendeines Werkes, irgendwelchen Handelns willen.» (Grimm, S. 99.) Gewiß: ein Wissen, das nur aus Worten besteht, kann keinen selbständigen Wert haben. Allerdings glaubte Hobbes, das, was er wollte, nur dadurch erreichen zu können, daß er der Wissenschaf t diese Wendung gab. Was wir in einzelnen Fällen beobachten, erfahren, hat ja nur eine eingeschränkte Wahrheit. Wir können nie wissen, ob es sich auch in allen den Fällen bewahrheitet, die wir nicht beobachtet haben. Die Worte aber stellen wir willkürlich fest; bei ihnen wissen wir also genau, wie weit das Gültigkeit hat, was sie behaupten. Verhängnisvoll wurde diese Ansicht Hobbes für seine Grundlegung der Sitten- und Staatslehre. Denn beruht alles, was objektive Gültigkeit hat, nur auf der Willkür der Worte, so hört jeder wirkliche Unterschied von «Gut» und «Bös» auf. Auch diese Begriffe werden zu willkürlichen Geschöpfen des Menschen. «Es gibt keine allgemeine Regel über Gut und Böse, die aus dem Wesen der Dinge selbst genommen wäre.» (Grimm, S. 135—136.) Und im Staate kann die Ordnung nicht dadurch aufrechterhalten werden, daß die Menschen durch Vernunft, durch freie Einsicht ihre Triebe beherrschen, sondern allein dadurch, daß ein despotischer Herrscher die Beobachtung der willkürlich aufgestellten Sittengesetze erzwingt.“ (Lit.:GA 30, S. 490f)

Lehren

Naturwissenschaft

Insbesondere in seinem Werk De Corpore, dem ersten Teil der Trilogie Elementa Philosophiae, von 1655 entwickelt Hobbes zentrale Thesen zu naturwissenschaftlichen Fragen. Ausgehend von einer materialistischen Grundhaltung und dem – exemplarisch durch René Descartes vertretenen – mechanistischen Denken seiner Zeit, schreibt er allein den Körpern und deren Bewegung Wirklichkeit zu. Dabei entsteht keine Bewegung aus sich selbst heraus, sondern ist Folge einer anderen Bewegung. Der Bewegung unterliegen nur Körper; sie können ausschließlich durch andere Körper bewegt werden.

Hobbes vertrat auch eine frühe Version des Computationalismus, wonach der rationale Verstand des Menschen auf Berechnungsvorgängen beruhe:

„Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung. Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen zurück: Addition und Subtraktion.“

Thomas Hobbes: Grundzüge der Philosophie, 1. Teil: Lehre vom Körper, S. 14

Auf der Grundlage dieser Körper-Lehren entwickelt Hobbes mitunter erstaunlich modern anmutende Theorien etwa zum Phänomen des Lichts, das sich seiner Ansicht gemäß in materieartigen Impulsen bewegt, und veröffentlichte auch ein Werk über Optik. Auch beschäftigte er sich vor diesem Hintergrund mit der Natur des Vakuums.

Dazu kommen einige Werke über Mathematik; in einem davon schlägt er ein Verfahren zur Quadratur des Kreises vor. Begeistern konnte sich Hobbes insbesondere auch für Euklidische Geometrie, die ihm als Vorbild für jegliche exakte Wissenschaft galt und deren Grundsätze er entsprechend dem mos geometricus auch auf seine Philosophie übertragen wollte. Gleichwohl konnte sich Hobbes auf diesem Gebiet nicht durchsetzen; um ihn auch als Philosophen zu diskreditieren, setzte die Kirche Mathematiker ein, um seine Bemühungen der Lächerlichkeit preiszugeben.

Erkenntnistheorie

Im zweiten und dritten Teil der genannten Trilogie, dem 1658 veröffentlichten De Homine, aber auch bereits in seinem Hauptwerk Leviathan von 1651 überträgt Hobbes seine Körpertheorie auf den menschlichen Erkenntnisapparat und entwickelt eine eigene mechanistische Erkenntnistheorie.

Auch die Vorgänge im Bewusstsein sind nach Hobbes lediglich Folge der Bewegung von Körpern. Durch Druck auf die jeweiligen Sinnesorgane lösen sie Sinneswahrnehmungen aus, die wiederum zu „Einbildungen“ (Imagination) führen. Diese setzen schließlich mannigfaltige psychische Prozesse wie Denken, Verstehen, Erinnern und dergleichen in Gang. Neben den geordneten, etwa auf das Auffinden von Kausalbeziehungen gerichteten Gedankengängen gibt es auch ungeordnete, wie sie etwa dem Prozess des Träumens innewohnen.

Anhand der Vorstellung eines von jeder Sinneswahrnehmung abgetrennten, „frei im Raum schwebenden“ Solipsisten zeigt Hobbes, dass die psychischen Prozesse auch bei ausbleibenden Sinneseindrücken weitergehen. Letzte Ursache hierfür sei aber weiterhin der einmal erfolgte Anstoß von außen durch die Bewegung von Körpern. Nur den Bewegungen selbst komme Realität zu, nicht den Wirkungen, die sie im Bewusstsein verursachen. Daraus folge u. a., dass die Eigenschaften, von deren Vorhandensein der Mensch aufgrund seiner Sinneswahrnehmung ausgeht, in Wahrheit nicht vorhanden sind, sondern nur scheinbar und als Erscheinungen auftreten.

Hobbes begründet seine These, dass der menschlichen Wahrnehmung keine gesicherten Erkenntnisse über eine Außenwelt möglich sind. Aufgrund der weitverbreiteten Lehre des Skeptizismus wurde diese Auffassung von seinen Zeitgenossen vielfach geteilt, etwa von René Descartes. Dessen Einwand, dass infolge der eingreifenden Güte Gottes die Wahrnehmung trotzdem weitgehend der Realität entspreche, lässt Hobbes nicht gelten.

Da die Inhalte des menschlichen Bewusstseins letztlich nur die Folge von außen einwirkender Bewegung sind, verneint Hobbes auch konsequent die Freiheit des Willens und gilt damit als Verfechter des Determinismus.

Ethik

Hatten Philosophen in der Tradition Platons und Aristoteles’ sittliche Ideale angenommen, etwa in Form einer Idee des Guten oder eines Summum Bonum, so überwog zu Hobbes’ Lebzeiten ein mehr den Vorstellungen der Sophisten und Kyniker verpflichteter Skeptizismus, der die Existenz universell verbindlicher Moralstandards ablehnt. Als typische Vertreter dieser Auffassung galten etwa Justus Lipsius, René Descartes oder Michel de Montaigne.

Auch Hobbes vertritt diesen moralischen Relativismus und überträgt seine erkenntnistheoretische These, mittels menschlicher Wahrnehmung sei keine gesicherte Erkenntnis über die Welt möglich, auf das Feld der Ethik. So heißt es etwa in den Elements of Law, jedermann nenne „das, was ihm gefällt und Vergnügen bereitet, gut, und das, was ihm missfällt, schlecht“. Entsprechend ihrer unterschiedlichen körperlichen Beschaffenheit unterschieden sich die Menschen auch in ihrer Auffassung von Gut und Böse. Ein ἀγαϑόν ἁπλόος (kontr. ἁπλοῦς) agathón haplóos bzw. haploũs, das schlechthin Gute, gebe es deshalb nicht.

In Anknüpfung an Gedanken seines Zeitgenossen, des Frühaufklärers Hugo Grotius, nimmt Hobbes einschränkend zumindest insofern einen moralischen Minimalkonsens an, als nach allgemeiner Meinung jedes Individuum ein Naturrecht auf Selbsterhaltung hat und sich gegen Angriffe auf seine Person verteidigen darf. Daraus folgt die Verpflichtung, niemanden zu verletzen (Lehre vom Naturgesetz im Leviathan). Anders als Grotius glaubt Hobbes aber, dass – während des Naturzustands – jeder als sein eigener Richter auftreten konnte und musste, d. h. ohne Rücksichtnahme auf das Lebensrecht des Mitmenschen. Dieser Auffassung wurde vielfach widersprochen.

Jenseits des Minimalkonsenses über das Selbsterhaltungsrecht müssen laut Hobbes moralische Konflikte verbindlich durch eine übergeordnete Instanz, den absoluten Herrscher, entschieden werden, womit Hobbes den Grundstein für seine politische Philosophie und insbesondere das absolutistische Staatsmodell des Leviathan legt.

Staatskunde

Hobbes’ staatstheoretische Lehren bilden aus heutiger Sicht den zentralen Teil seines Werkes. Sie sind es, die ihm einen herausgehobenen Platz in der Philosophiegeschichte sichern. Einerseits legt er sie in Elements of Law von 1640 sowie in De Cive von 1642 dar, dem dritten Teil der Trilogie Elementa Philosophiae.

Vor allem aber sind sie Gegenstand seines Hauptwerks, des Leviathan von 1651. Dort beschäftigt er sich mit der Überwindung des von Furcht, Ruhmsucht und Unsicherheit geprägten gesellschaftlichen Naturzustands durch die Gründung des Staates, also der Übertragung der Macht auf einen Souverän. Dies geschieht durch einen Gesellschaftsvertrag, in dem alle Menschen unwiderruflich und freiwillig ihr Selbstbestimmungs- und Selbstverteidigungsrecht auf den Souverän übertragen, der sie im Gegenzug voreinander schützt. Rechtlich gesehen wird der Gesellschaftsvertrag zu Gunsten des kommenden Souveräns geschlossen. Weil dieser aber selbst kein Vertragspartner ist, gibt der Vertrag also den ihn Schließenden gegenüber dem Souverän weder ein Kündigungs- noch ein Widerstandsrecht. Will man den Souverän stürzen, ist dies immer Hochverrat. Stürzt man ihn dennoch und ersetzt ihn, so schließen die kommenden Untertanen einen neuen entsprechenden „Vertrag zu Gunsten Dritter“.

Hobbes wird oft wegen seines Leviathan angeführt, jedoch wird seine Theorie als Rechtfertigung absolutistischer Herrschaft auch kritisiert.

Mit dem Naturzustand hat sich Hobbes schließlich im Gegenstück zum Leviathan befasst, dem Behemoth von 1668, der erst postum 1682 veröffentlicht werden konnte.

Religion

Sein erkenntnistheoretisches Postulat, dass der menschlichen Wahrnehmung eine Erkenntnis der Welt nicht möglich sei, erstreckt Hobbes auch auf Gott; er nimmt also eine agnostische Position ein. Ausgehend von seiner Vorstellung der Welt als geschlossener Kausalzusammenhang, in dem jede Zustandsveränderung auf den Einfluss bewegter Körper zurückzuführen sei, nimmt er aber konsequenterweise eine erste, selbst nicht bewegte Ursache an, die diese Kausalprozesse in Gang setzt, bei der es sich aber nicht notwendigerweise um Gott handeln müsse.

Hobbes zweifelte auch die (alleinige) Urheberschaft Moses am Pentateuch (Tora) an, so stellte er zahlreiche Aussagen aus dem Pentateuch zusammen, aber er sammelte nicht nur die Fakten sondern zog auch den Schluss daraus, dass Mose eben nicht der alleinige Autoren habe sein können.[4]

Hobbes war daher, obwohl ihm dies häufig vorgehalten wurde, nicht Atheist, sondern vertrat eher deistische Positionen. Er unterschied streng zwischen Glauben und Wissen. Religion im Allgemeinen und Christentum im Besonderen lehnte er nicht ab, sondern erklärte sie zu einer Sache des Glaubens, was für ihn in streng rationalistischer Denktradition konkret das Vertrauen auf die fehlerfreie Weitergabe religiös-historischer Tatsachen bedeutet. Von der biblischen Überlieferung betrachtete er nur ein Minimum als verbindlichen Glaubensinhalt, nämlich dass Jesus der Messias sei, der die Menschheit durch seinen Kreuzestod erlöst habe.

Auf der Grundlage der starken Stellung des Staates in Hobbes’ politischer Philosophie weist er als Ahasit diesem auch die Entscheidungsbefugnis in religiösen Dingen zu und fordert insbesondere eine einheitliche Staatskirche. Dementsprechend stand er sowohl dem Papsttum als außerhalb des Nationalstaates stehender Institution und auch den verschiedenen englischen Sekten kritisch gegenüber. Hatte er ursprünglich zumindest noch die Zuständigkeit für die verbindliche Auslegung von Glaubensfragen der Kirche selbst zugesprochen, billigte er im Leviathan erstmals auch diese dem als absolut betrachteten Staat mit seinem Alleinherrscher zu. Im dritten und vierten Buch des Leviathan befasst er sich ausführlich mit der institutionellen Ausgestaltung der anglikanischen Kirche (Kirchenverfassung).

Siehe auch

Werke

  • Eight Books of the Peloponnesian Warre Written by Thucydides … Interpreted (Übersetzung und Interpretation des Peloponnesischen Krieges Thukydides, 1629)
  • A Briefe of the Art of Rhetorique (1637)
  • The Elements of Law, Natural and Politic (1640)
  • Objectiones tertiae ad Cartesii Meditationes, in Descartes: Meditationes de prima philosophia (1641)
  • De Motu, Loco et Tempore (erste Ausgabe im Jahr 1973 unter dem Titel Thomas White’s De Mundo Examined)
  • Of Libertie and Necessitie (1654)
  • Elementa Philosophiae (Trilogie)
    • De Corpore (1655)
    • De homine (1658)
    • De Cive (1642)
  • Leviathan or The Matter, Forme and Power of a Common Wealth Ecclesiasticall and Civil (1651 englische Fassung, 1670 editierte lateinische Fassung)
  • Quadratura circuli, cubatio spherae, duplicatio cubi (1669)
  • A Dialogue between a Philosopher and a Student of the Common Laws of England (1681)
  • Behemoth: the History of the Causes of the Civil Wars of England and of the Counsels and Artifices by which they were carried on from the year 1640 to the year 1662 (vollendet 1668, aber auf Wunsch von Karl II. nicht veröffentlicht; 1681 postum erschienen)
  • Le corps politique ou Les éléments de la loy morale et civile. Avec des reflexions sur la loy de nature, sur les serments, les pacts, & les diverses sortes de gouvernements; leurs changemens, & leurs révolutions. Traduit d’anglais en français par un de s n.O. (1652)

Neuausgaben

  • Vom Menschen. – Vom Bürger. Hrsg. v. Günter Gawlick, 3. Aufl. Meiner, Hamburg 1994, ISBN 978-3-7873-1166-8.
  • Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. Aus dem Englischen von Walter Euchner, hrsg. mit einem Kommentar von Lothar R. Waas, Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-27018-9.
  • Leviathan. Übers. v. Jutta Schlösser, hrsg. v. Hermann Klenner. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 978-3-7873-1303-7.
  • Elemente der Philosophie. Erste Abteilung: Der Körper. Übers. u. hrsg. v. Karl Schuhmann. Meiner, Hamburg 1997, ISBN 978-3-7873-1459-1.
  • Leviathan. Eine Auswahl Englisch/Deutsch, Übers. Holger Hanowell, hrsg. v. Jürgen Klein. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-018595-7.
  • Behemoth oder das Lange Parlament, übersetzt und mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Peter Schröder. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-7873-2807-9.
  • Grundzüge der Philosophie: Vom Körper / Vom Menschen / Vom Bürger, übersetzt von Max Frischeisen-Köhler. Hofenberg Verlag 2017, ISBN 978-3743722026, eBook Jazzybee Verlag 2012 ASIN B00B4ON904

Literatur

  • Georg Geismann, Karlfriedrich Herb (Hrsg.): Hobbes über die Freiheit. Königshausen & Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-337-3.
  • Jean Hampton: Hobbes and the Social Contract Tradition. Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-36827-8.
  • Michael Hanst: Hobbes, Thomas In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 907–911.
  • Alfred Hirsch: Recht auf Gewalt? Spuren philosophischer Gewaltrechtfertigung nach Hobbes. Fink, München 2004, ISBN 978-3-7705-3869-0.
  • Otfried Höffe: Thomas Hobbes (= Beck'sche Reihe Denker. Bd. 580). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60021-0.
  • Dieter Hüning: Freiheit und Herrschaft in der Rechtsphilosophie des Thomas Hobbes. Duncker & Humblot, Berlin 1998, ISBN 3-428-09046-2.
  • Dieter Hüning (Hrsg.): Der lange Schatten des Leviathan. Hobbes’ politische Philosophie nach 350 Jahren. Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11820-0.
  • Wolfgang Kersting: Thomas Hobbes zur Einführung. 4., aktualisierte Auflage. Junius, Hamburg 2009, ISBN 978-3-88506-673-6.
  • Reinhart Koselleck: Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt. Suhrkamp, Frankfurt am Main ²1976 (u. a. ein Abschnitt über Thomas Hobbes, der sein Plädoyer für den absolutistischen Staat mit der Angst vor den religiösen Bürgerkriegen erklärt).
  • Bernd Ludwig: Die Wiederentdeckung des Epikureischen Naturrechts. Zu Thomas Hobbes’ philosophischer Entwicklung von „De Cive“ zum „Leviathan“ im Pariser Exil 1640–1651. Klostermann, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-465-02998-4.
  • Herfried Münkler: Thomas Hobbes (Campus-Einführungen). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-593-36831-5.
  • Eva Odzuck: Thomas Hobbes' körperbasierter Liberalismus. Eine kritische Analyse des Leviathan. Duncker und Humblot, Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Band 184, Berlin, ISBN 978-3-428-14748-9, (Inhaltsverzeichnis).
  • Philip Pettit: Made with Words: Hobbes on Mind, Society and Politics. Princeton University Press, Princeton 2008.
  • Talcott Parsons: The Structure of Social Action. A Study in Social Theory with Special Reference to a Group of Recent European Writers. McGraw Hill, New York 1937.
  • Carl Schmitt: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1938.
  • Peter Schröder: Hobbes (Grundwissen Philosophie). Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-020271-5.
  • Quentin Skinner: Freiheit und Pflicht. Thomas Hobbes’ politische Theorie. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2005 (Originaltitel: Hobbes and Republican Liberty, übersetzt von Karin Wördemann). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-58498-9 (Inhaltsverzeichnis).
  • Leo Strauss: The Political Philosophy of Hobbes. Its Basis and Its Genesis. Clarendon Press, Oxford 1936.
  • Dieter Thomä: Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-58690-7.
  • Ferdinand Tönnies: Thomas Hobbes, der Mann und der Denker. Frommann, Stuttgart [1896, ²1910] (erw.) ³1924, Faksimile 1971.
  • Richard Tuck: Hobbes. (= Herder Spektrum. Meisterdenker. Bd. 4742). Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-926642-41-6.
  • Joachim Stiller: Hobbes:Leben und Werk PDF
  • Rudolf Steiner: Methodische Grundlagen der Anthroposophie, GA 30 (1989), ISBN 3-7274-0300-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Thomas Hobbes - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Werke

 Wikisource: Thomas Hobbes – Quellen und Volltexte
 Wikisource: Thomas Hobbes – Quellen und Volltexte (english)

Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul Noack: Was ist Politik? Droemer Knaur, München 1973, S. 41: „Dieses Ziel vor Augen, ist Hobbes zum Begründer des aufgeklärten Absolutismus geworden.“
  2. zitiert nach: Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates. Hrsg. und eingeleitet von Iring Fetscher, Luchterhand, Berlin 1966, Einleitung S. XI.
  3. Humane Nature; or the Fundamental Elements of Policie und De Corpore Politico, or the Elements of Law
  4. Richard Elliot Friedman: Wer schrieb die Bibel. So entstand das Alte Testament. Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-144-3, S. 21


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Thomas Hobbes aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.