The Theosophist und Gewissheit: Unterschied zwischen den Seiten

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'''The Theosophist''' ist eine monatlich erscheinende [[Theosophie|theosophische]] Zeitschrift.
Der Ausdruck '''Gewissheit''' bezeichnet alltagssprachlich meist die subjektive Sicherheit bezüglich bestimmter, für gut gerechtfertigt gehaltener Überzeugungen, die sich z. B. auf natürliche oder moralische Sachverhalte beziehen können.


Die Zeitschrift erschien erstmals im Oktober 1879 und wird ohne Unterbrechung bis heute herausgegeben. [[Helena Blavatsky]] rief das Blatt in [[Wikipedia:Mumbai|Mumbai]] ins Leben, um die theosophische Idee einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Nach der Verlegung des Hauptquartiers der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] von Mumbai nach [[Wikipedia:Adyar|Adyar]] 1882, machte auch das Blatt diesen Umzug mit und erschien seitdem an diesem Ort. Nach der ersten großen Spaltung der Theosophischen Gesellschaft 1895 infolge der [[Judge Case]] in die [[Theosophische Gesellschaft Adyar]] (Adyar-TG) einerseits und die [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] (heute ''Theosophische Gesellschaft Pasadena'') andererseits, stellte die Zeitschrift das Sprachrohr der Adyar-TG dar und ist heute das offizielle Publikationsorgan dieser Gesellschaft.
In verschiedenen Wissenschaften wird "Gewissheit" darüber hinaus in engerer, präziserer oder teils auch abweichender Bedeutung verwendet. So wird beispielsweise in der philosophischen [[Erkenntnistheorie]] von einigen Theoretikern Gewissheit für eines der Kriterien für [[Wissen]] gehalten. Viele diesbezügliche Debatten stehen in engem Zusammenhang zum Problem des [[Skeptizismus]]. Außerdem wird diskutiert, welche Elemente welche Rolle für das Zustandekommen subjektiver Gewissheit spielen, darunter etwa "Beweise", Verlässlichkeit von "Expertenmeinungen", äußere Umstände wie Häufigkeit der gebrachten Argumente oder innere Modalitäten wie emotionale Stabilität.


Blavatsky fungierte von 1879 bis zu ihrer Abreise aus [[Indien]] 1885 als Herausgeberin, dann übernahm [[Henry Steel Olcott]], in seiner Eigenschaft als Präsident der Theosophischen Gesellschaft, die Herausgabe. Später fungierte der jeweilige Präsident der Adyar-TG als Herausgeber, aktuell ist dies [[Radha Burnier]]. Von Beginn an wurde die in englischer Sprache erscheinende Zeitschrift in mehrere europäische und amerikanische Länder ausgeliefert und wird heute weltweit verschickt. ''The Theosophist'' enthält keinerlei [[Wikipedia:Annonce (Medien)|Inserate]] oder [[Wikipedia:Werbung|Werbung]], die Finanzierung erfolgt zum Teil über den Kaufpreis, in erster Linie aber durch die Adyar-TG, welche sich wiederum aus Spenden finanziert. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über den der Adyar-TG eigenen Verlag ''Theosophical Publishing House'', auf dem Weg eines [[Wikipedia:Abonnement|Abonnement]]s. Der Verkauf  über Kioske oder Trafiken ist nicht vorgesehen.
Darüber hinaus findet der Ausdruck Gewissheit oder Sicherheit Anwendung u. a. in verschiedenen Ansätzen der Theorie der praktischen Rationalität, der Argumentationstheorie, Entscheidungstheorie, unterschiedlichen Teilbereichen der modernen Logik, in der Informationstheorie und Automatentheorie, der Ökonomie und Psychologie.


Neben theosophischen Themen werden, aus dem Blickwinkel der Theosophie betrachtet, Aufsätze und Artikel rund um [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]], [[Kunst]], [[Wikipedia:Literatur|Literatur]], [[Okkultismus]] und [[Spiritualismus]] behandelt. Die Verfasser sind in der Regel namhafte Theosophen oder der Theosophie nahestehende Personen.  
== Abgrenzung zu „Wissen“ und „Wahrheit“ ==
Wenn die Begriffe „[[Wissen]]“ und „Gewissheit“ unterschieden werden, dann meist so, dass Wissen sich auf die [[Kenntnis]] vorhandener [[Theorie]]n, Ereignisse oder Tatsachen bezieht und wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein kann.
 
Gewissheit bezieht sich dagegen auf die ''[[Überzeugung]]'' einer Person, dass das Wissen wahr ist oder sich so ableiten lässt, dass ohne Probleme die [[Wahrheit]] angenommen werden kann. Gewissheit ist daher nicht Eigenschaft der Sachverhalte oder Urteile, sondern Resultat eines psychischen Prozesses und vom Subjekt abhängig. Eine vollständige Aussage kann dann nicht lauten: „Das Urteil U ist gewiss“, sondern: „Das Urteil U ist gewiss für das Subjekt S.“
 
Bei dieser Unterscheidung treten aber verschiedene [[Paradoxon|Paradoxien]] auf, die auf dem Unterschied zwischen „etwas für wahr halten“ und „wahr sein“ bzw. dem allgemeinen Problem, was unter „Wahrheit“ zu verstehen ist, beruhen. Dabei kann etwa das für wahr Gehaltene auch objektiv als wahr gelten, obwohl die Gründe für die persönliche Überzeugung falsch sind.
 
Dies tritt bei [[wikipedia:Gettiers Problem|Gettiers Problem]] auf. Gettier untersucht, welche Gründe es für Gewissheit gibt und stellt fest, dass jeder Grund täuschen kann<ref>* Edmund Gettier: [http://www.ditext.com/gettier/gettier.html ''Is Justified True Belief Knowledge?''] in: ''Analysis'', 23, 1963, S.&nbsp;121–123. Deutsch ''Ist gerechtfertigte, wahre Meinung Wissen?'' In: [[wikipedia:Peter Bieri|Peter Bieri]] (Hrsg.): ''Analytische Philosophie der Erkenntnis.'' Frankfurt/M. 1987, S.&nbsp;91–93.</ref>.
 
Da sich nach dieser Definition Gewissheit und Wahrheit unterscheiden und Gewissheit kein [[Wahrheitskriterium]] ist, ist Gewissheit etwa bei Zeugen durchaus problematisch. Sie berichten, was sie gesehen haben und sind sich dessen gewiss; trotzdem kann es falsch sein. Ebenso kann umgekehrt die Gewissheit bestehen, dass etwas nicht sein kann, obgleich alle Fakten dafür sprechen.
 
== Philosophische Betrachtungen der Gewissheit ==
Einige Theoretiker, als erster [[Platon]], unterscheiden ''Stufen'' der Gewissheit von der bloßen Meinung bis hin zur festen Überzeugung. Diese Begriffe werden allerdings nicht einheitlich gebraucht.
 
Gegenstand dauernder philosophischer Auseinandersetzungen ist die Frage, ob es sichere Gewissheit geben kann. Schon früh wurde hierbei erkannt, dass jede Beweiskette, wenn sie nicht unendlich weit laufen oder in einem [[Zirkelschluss]] münden soll (siehe auch [[infiniter Regress]]), irgendwann von Aussagen ([[Axiom]]en) ausgehen muss, die nicht weiter begründbar sind, also für offensichtlich wahr erklärt werden müssen. Ob es solche Aussagen gibt und welche es sein sollen, ist stark umstritten.
 
Beispielsweise hielt [[Immanuel Kant]] den [[Kategorischer Imperativ|kategorischen Imperativ]] für eine absolut gewisse ethische Norm; andere Philosophen bestreiten dies heftig. Auch die Frage, ob man solche Grundsätze etwa anders als mit einem logischen Beweis „begründen“ kann, wird immer wieder diskutiert.
Der [[wikipedia:Intuitionismus|Intuitionismus]] behauptet, einige Wahrheiten seien aus der Intuition klar und offensichtlich wahr. Der [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] verweist auf die (unmittelbaren) [[Evidenz]]en, d.&nbsp;h. Grundwahrheiten wie den [[Satz vom Widerspruch]], die nicht nur unwiderlegbar und unbeweisbar sind, sondern aus sich heraus einleuchten.
Der [[Dialektischer Materialismus|dialektische Materialismus]] sieht in der praktischen Durchführung zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Grund für (relative) Gewissheit.
Der [[Kritischer Rationalismus|kritische Rationalismus]] lehnt Gewissheit überhaupt ab, kennt aber versuchsweise als wahr akzeptiertes Wissen und darin durchaus unterschiedliche Grade der Wahrheitsnähe, auch wenn sich daraus keine Gewissheit ableiten lässt.
Vertreter des [[wikipedia:Pespektivismus|Perspektivismus]] behaupten, es gebe überhaupt keine Wahrheiten, nur verschiedene Sichtweisen; vermeintliche Gewissheit könne sich zwar subjektiv einstellen, beweise aber überhaupt nichts. Schließlich gehen einige Philosophen so weit, nicht nur die Existenz „offensichtlich“ wahrer Sätze, sondern auch die Gültigkeit der logischen Schlußregeln anzuzweifeln. Dann sei allerdings jede Diskussion praktisch sinnlos.
 
Eine bedeutende Untersuchung des frühen 20. Jahrhunderts verfasste der österreichische Philosoph [[Ludwig Wittgenstein]] mit seiner Schrift [[wikipedia:Über Gewißheit|Über Gewißheit]].


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://ts-adyar.org/magazines.html Webpräsenz bei der Adyar-TG] (Englisch, mit möglichkeit zum Download)
* {{Eisler|Gewißheit}}
*[http://www.theosociety.org/pasadena/theosoph/theos-hp.htm Die Ausgaben Oktober 1879 bis September 1880 online] (Englisch)
*[http://www.austheos.org.au/indices/THEOST.HTM Übersicht aller veröffentlichten Artikel und Autoren] (Englisch, etwa 2,1 MB)


== Einzelnachweise ==
<references/>


{{DEFAULTSORT:Theosophist, The}}
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Theosophie]]
[[Kategorie:Wissen|H]]


{{Wikipedia}}
{{wikipedia}}

Version vom 12. März 2020, 00:06 Uhr

Der Ausdruck Gewissheit bezeichnet alltagssprachlich meist die subjektive Sicherheit bezüglich bestimmter, für gut gerechtfertigt gehaltener Überzeugungen, die sich z. B. auf natürliche oder moralische Sachverhalte beziehen können.

In verschiedenen Wissenschaften wird "Gewissheit" darüber hinaus in engerer, präziserer oder teils auch abweichender Bedeutung verwendet. So wird beispielsweise in der philosophischen Erkenntnistheorie von einigen Theoretikern Gewissheit für eines der Kriterien für Wissen gehalten. Viele diesbezügliche Debatten stehen in engem Zusammenhang zum Problem des Skeptizismus. Außerdem wird diskutiert, welche Elemente welche Rolle für das Zustandekommen subjektiver Gewissheit spielen, darunter etwa "Beweise", Verlässlichkeit von "Expertenmeinungen", äußere Umstände wie Häufigkeit der gebrachten Argumente oder innere Modalitäten wie emotionale Stabilität.

Darüber hinaus findet der Ausdruck Gewissheit oder Sicherheit Anwendung u. a. in verschiedenen Ansätzen der Theorie der praktischen Rationalität, der Argumentationstheorie, Entscheidungstheorie, unterschiedlichen Teilbereichen der modernen Logik, in der Informationstheorie und Automatentheorie, der Ökonomie und Psychologie.

Abgrenzung zu „Wissen“ und „Wahrheit“

Wenn die Begriffe „Wissen“ und „Gewissheit“ unterschieden werden, dann meist so, dass Wissen sich auf die Kenntnis vorhandener Theorien, Ereignisse oder Tatsachen bezieht und wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein kann.

Gewissheit bezieht sich dagegen auf die Überzeugung einer Person, dass das Wissen wahr ist oder sich so ableiten lässt, dass ohne Probleme die Wahrheit angenommen werden kann. Gewissheit ist daher nicht Eigenschaft der Sachverhalte oder Urteile, sondern Resultat eines psychischen Prozesses und vom Subjekt abhängig. Eine vollständige Aussage kann dann nicht lauten: „Das Urteil U ist gewiss“, sondern: „Das Urteil U ist gewiss für das Subjekt S.“

Bei dieser Unterscheidung treten aber verschiedene Paradoxien auf, die auf dem Unterschied zwischen „etwas für wahr halten“ und „wahr sein“ bzw. dem allgemeinen Problem, was unter „Wahrheit“ zu verstehen ist, beruhen. Dabei kann etwa das für wahr Gehaltene auch objektiv als wahr gelten, obwohl die Gründe für die persönliche Überzeugung falsch sind.

Dies tritt bei Gettiers Problem auf. Gettier untersucht, welche Gründe es für Gewissheit gibt und stellt fest, dass jeder Grund täuschen kann[1].

Da sich nach dieser Definition Gewissheit und Wahrheit unterscheiden und Gewissheit kein Wahrheitskriterium ist, ist Gewissheit etwa bei Zeugen durchaus problematisch. Sie berichten, was sie gesehen haben und sind sich dessen gewiss; trotzdem kann es falsch sein. Ebenso kann umgekehrt die Gewissheit bestehen, dass etwas nicht sein kann, obgleich alle Fakten dafür sprechen.

Philosophische Betrachtungen der Gewissheit

Einige Theoretiker, als erster Platon, unterscheiden Stufen der Gewissheit von der bloßen Meinung bis hin zur festen Überzeugung. Diese Begriffe werden allerdings nicht einheitlich gebraucht.

Gegenstand dauernder philosophischer Auseinandersetzungen ist die Frage, ob es sichere Gewissheit geben kann. Schon früh wurde hierbei erkannt, dass jede Beweiskette, wenn sie nicht unendlich weit laufen oder in einem Zirkelschluss münden soll (siehe auch infiniter Regress), irgendwann von Aussagen (Axiomen) ausgehen muss, die nicht weiter begründbar sind, also für offensichtlich wahr erklärt werden müssen. Ob es solche Aussagen gibt und welche es sein sollen, ist stark umstritten.

Beispielsweise hielt Immanuel Kant den kategorischen Imperativ für eine absolut gewisse ethische Norm; andere Philosophen bestreiten dies heftig. Auch die Frage, ob man solche Grundsätze etwa anders als mit einem logischen Beweis „begründen“ kann, wird immer wieder diskutiert. Der Intuitionismus behauptet, einige Wahrheiten seien aus der Intuition klar und offensichtlich wahr. Der Realismus verweist auf die (unmittelbaren) Evidenzen, d. h. Grundwahrheiten wie den Satz vom Widerspruch, die nicht nur unwiderlegbar und unbeweisbar sind, sondern aus sich heraus einleuchten. Der dialektische Materialismus sieht in der praktischen Durchführung zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Grund für (relative) Gewissheit. Der kritische Rationalismus lehnt Gewissheit überhaupt ab, kennt aber versuchsweise als wahr akzeptiertes Wissen und darin durchaus unterschiedliche Grade der Wahrheitsnähe, auch wenn sich daraus keine Gewissheit ableiten lässt. Vertreter des Perspektivismus behaupten, es gebe überhaupt keine Wahrheiten, nur verschiedene Sichtweisen; vermeintliche Gewissheit könne sich zwar subjektiv einstellen, beweise aber überhaupt nichts. Schließlich gehen einige Philosophen so weit, nicht nur die Existenz „offensichtlich“ wahrer Sätze, sondern auch die Gültigkeit der logischen Schlußregeln anzuzweifeln. Dann sei allerdings jede Diskussion praktisch sinnlos.

Eine bedeutende Untersuchung des frühen 20. Jahrhunderts verfasste der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein mit seiner Schrift Über Gewißheit.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. * Edmund Gettier: Is Justified True Belief Knowledge? in: Analysis, 23, 1963, S. 121–123. Deutsch Ist gerechtfertigte, wahre Meinung Wissen? In: Peter Bieri (Hrsg.): Analytische Philosophie der Erkenntnis. Frankfurt/M. 1987, S. 91–93.


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