Graswurzelrevolution und Strukturenrealismus: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Strukturenrealismus''' (SR) ist eine Bezeichnung für eine Vielzahl an wissenschaftstheoretischen Positionen, die sich in der These einen, dass unsere wissenschaftlichen Theorien uns keinen gegenständlichen, sondern einen strukturalen Zugang zur Welt ermöglichen. Hierbei wird zwischen einem epistemischen SR (ESR) und einer [[Ontologie|ontologisch]]en Variante des SR (OSR) unterschieden: Der ESR besagt, dass wissenschaftliche Theorien Strukturen in der Welt referieren, wobei die den Strukturen zugrundeliegenden Objekte uns epistemisch unzugänglich sind. Die ontische Variante teilt die Position vom strukturalen Zugang zur Welt, behauptet aber im Gegensatz zum ESR, dass es lediglich Strukturen gibt (eliminativer OSR) bzw. bis auf Relationen charakterisierte Objekte (die moderate Version des OSR) und verneint gleichzeitig die Existenz von Objekten als Träger von Strukturen. Der SR stellt somit eine spezielle Variante des [[Wissenschaftlicher Realismus|wissenschaftlichen Realismus]] dar, dem zufolge die  besten und reifsten Theorien der Wissenschaft näherungsweise wahr sind und die in jenen Theorien enthaltenen Terme existierende, jedoch nicht direkt beobachtbare Objekte oder – wie im Fall des SR – existierende Strukturen abbilden.


[[Datei:Anarchistische Medien.jpg|mini|Graswurzelrevolution zwischen anderen anarchistischen Medien]]
== Was ist eine Struktur? ==
'''Graswurzelrevolution''' (abgekürzt ''GWR'') ist eine 1972 von Wolfgang Hertle in der Bundesrepublik Deutschland gegründete [[Anarchopazifismus|anarchopazifistische]] [[Zeitschrift]], die sich als ein Sprachrohr der internationalen [[Graswurzelbewegung]] im deutschsprachigen Raum versteht. Nach ihrem Selbstverständnis tritt sie für [[Pazifismus|gewaltfreie]] gesellschaftliche Veränderungen ein, wobei die inhaltlichen Schwerpunkte insbesondere auf den Themenbereichen [[Gleichberechtigung]], [[Antimilitarismus]] und [[Ökologie]] liegen. Sie ist das langlebigste Periodikum des Anarchismus in Deutschland und gilt als einflussreichste [[Anarchismus|anarchistische]] Zeitschrift der deutschen Nachkriegszeit.


== Geschichte und Inhalte ==
In einer rein formalen Auffassung lassen sich [[Struktur]]en folgendermaßen erklären: Gegeben ist eine (unstrukturierte) Menge a = [a<sub>1</sub>, a<sub>2</sub> … a<sub>n</sub>] von n Objekten (Gegenständen) a<sub>i</sub>, wobei die n Objekte in Relationen zueinander stehen. Das Tupel T = [a, R(a)] ist dann eine Struktur. Die Objekte a<sub>i</sub> können dabei nur über die Relationen R(a) individuiert werden. Strukturen sind durch Relationen bestimmt und werden demnach relational erklärt. In einem weiteren Sinne ist eine Struktur ein Netz physikalischer Relationen zwischen Objekten (Siehe dazu Lyre 2006).
Die erste Ausgabe („[[Nullnummer]]) der Zeitschrift wurde im Sommer 1972 von der „Gewaltfreien Aktion Augsburg“ herausgegeben, einem kleinen Kreis libertärer Pazifisten um den [[Augsburg]]er Studenten Wolfgang Hertle.<ref>{{Toter Link|url=http://www.his-online.de/ueber-uns/mitarbeiter/ehemalige-mitarbeiter/details-ehemalige/person/hertle-wolfgang/biography/|text=his-online.de}}</ref> Ab der dritten Ausgabe im Frühjahr 1973 erschien das Blatt in Berlin, später wurde es in verschiedenen Städten Deutschlands produziert. Wechselnde Redaktionen erstellten die GWR in [[Göttingen]] (Nr. 20/21/1976 – Nr. 28/1978), in [[Hamburg]] (Nr. 29/1978 bis Nr. 123/Feb. 1988), in [[Heidelberg]] (Nr. 124/Mai 1988 bis Nr. 167/Sommer 1992), im wendländischen [[Wustrow (Wendland)|Wustrow]] (Nr. 168/Sept. 1992 bis Nr. 201/Okt. 1995) und in [[Oldenburg (Oldb)|Oldenburg]] (Nr. 202/November 1995 bis Nr. 235/Januar 1999). Seit März 1999 (Nr. 237 ff.) wird die Zeitschrift in [[Münster]] im Eigenverlag (Verlag Graswurzelrevolution e.&nbsp;V.) herausgegeben und presserechtlich von Koordinationsredakteur Bernd Drücke verantwortet.
[[Datei:Logo Foederation Gewaltfreier Aktionsgruppen.jpg|mini|In den 1980er Jahren gemeinsam mit der ''Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen'' (FöGA) verwendetes Logo mit einer zum »A« stilisierten Variante des [[Zerbrochenes Gewehr|zerbrochenen Gewehrs]]]]


Von 1972 bis 1981 erschien die GWR in wenig regelmäßigen Abständen etwa vierteljährlich, seit 1981 erscheint sie regelmäßig (bis heute) monatlich, mit einer zweimonatlichen Erscheinungspause im Sommer. Von 1981 bis 1987 wurde die Zeitschrift von der [[Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen]] (FöGA) herausgegeben, danach wieder von einem unabhängigen Herausgeberkreis.
== Neuere Debatte über den Strukturenrealismus ==
Die GWR ist Mitglied beim linken Politik- und Wissenschaftsportal [[Linksnet]] und assoziiert mit der [[War Resisters’ International]].
Der Verlag Graswurzelrevolution mit Sitz in Heidelberg gibt auch Bücher zu Themen wie Theorie und Praxis des [[Anarchismus]] und [[Pazifismus]] heraus.


Die Geschichte der Graswurzelrevolution „muss im politischen und historischen Kontext mit der Entwicklung des libertären Pazifismus gesehen werden“, so der spätere Koordinationsredakteur [[Bernd Drücke]] 1998 in seiner Dissertation: „In den zwanziger Jahren hatte die anarchistisch-pazifistische Bewegung in Deutschland zahlreiche Periodika wie [[Junge Anarchisten]] (1923–1931) und [[Die Schwarze Fahne]] (1925–1929) hervorgebracht. 1933 wurde die Bewegung zerschlagen, die libertär-antimilitaristische Literatur, wie z.&nbsp;B. ‚Krieg dem Kriege‘ von [[Ernst Friedrich]], das meistverbreitete antimilitaristische Buch der zwanziger Jahre, war unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verboten worden. Es fiel den Bücherverbrennungen zum Opfer und wurde erst nach 1968 wieder neu entdeckt und verlegt. Nach 1945 war die Tradition des libertären Antimilitarismus weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Nazis hatten nicht nur zahllose Menschen, sondern auch viele Erinnerungen vernichtet. So verfügte die, u.&nbsp;a. durch den indischen Politiker Mahatma Gandhi beeinflusste, gewaltfreie Bewegung im Nachkriegsdeutschland über wenig libertäre Anknüpfungspunkte. Die Geschichte und Tradition einer anarchistisch-pazifistischen Bewegung in Deutschland war ihr nicht bewusst. In der Zeit des kalten Krieges entstand in der Bundesrepublik zwar eine Massenbewegung gegen Remilitarisierung, Aufrüstung und Atombewaffnung, jedoch blieb der Einfluss anarchistischer Gruppen auf die pazifistische Bewegung kaum wahrnehmbar. Die gewaltfreien AktivistInnen in der Bundesrepublik waren während der fünfziger und sechziger Jahre zum großen Teil entweder christlich oder etatistisch-sozialistisch orientiert. Das begann sich erst ab Mitte der sechziger Jahre zu ändern, mit Gründung der ersten Graswurzelgruppen. Sie wurden nicht zuletzt durch französische, schweizerische, britische und US-amerikanische AktivistInnen und Publikationen aus dem Umfeld der international vernetzten War Resisters’ international (WRI) beeinflusst. (…) Im Jahre 1965 gründete Wolfgang Zucht gemeinsam mit anderen Menschen aus Hannover die libertär-pazifistische 'Direkte Aktion, Blätter für Anarchismus und Gewaltlosigkeit’ (Untertitel). Dieses hektographierte ‚Organ gewaltfreier Anarchisten‘ (Untertitel) wurde monatlich bis 1966 als Zeitschrift zur Theorie und Praxis des gewaltfreien Anarchismus publiziert.“<ref>''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht?'' S. 165 ff.</ref>
=== Argumente gegen den wissenschaftlichen Realismus ===


In Konzept und Ausrichtung wurde die GWR inspiriert durch die im frankophonen Sprachraum von der gleichnamigen Gruppe verbreitete gewaltfrei-anarchistische [[Anarchisme et Nonviolence]] (Lausanne, 1964–1967) und die seit 1936 in London erscheinende [[Peace News]].<ref>vgl. ''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht?'', ebd.</ref>
Der wissenschaftliche Realismus behauptet zum einen die Existenz einer im erkenntnistheoretischen Sinne unabhängigen Außenwelt; darüber hinaus wird zum anderen die zentrale These vertreten, dass unsere besten und reifsten wissenschaftlichen Theorien die Beschaffenheit jener Außenwelt zutreffend beschreiben und dass die theoretischen Terme die charakteristischen Merkmale jener Welt wesentlich referieren. Das gegenwärtig stärkste Argument für den wissenschaftlichen Realismus ist das sogenannte „'''no-miracle'''“-Argument, dem zufolge der wissenschaftliche Realismus die beste Erklärung für den Vorhersageerfolg der Wissenschaften bietet (Putnam 1975). Der Vorhersageerfolg ist eben dadurch gewährleistet, weil wissenschaftliche Theorien die Leistung vollbringen, näherungsweise wahre Beschreibungen von der Welt und ihre Beschaffenheit zu liefern. Dies bedeutet, dass theoretische Terme tatsächliche Gegebenheiten der Welt referieren, ansonsten würde der Vorhersageerfolg einem Wunder gleichen. Gegen den wissenschaftlichen Realismus spricht zum einen das Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI), zum anderen das Argument der Unterbestimmtheit von Theorien (TUB).
[[Datei:Weber Zucht 04FotoBerndDrücke.jpg|mini|Helga Weber und Wolfgang Zucht (2004), ab 1974 Mitherausgeber der ''Graswurzelrevolution'']]
1974 wurde bei einem Treffen gewaltfreier Aktionsgruppen in Bückeburg die Graswurzelwerkstatt gegründet. [[Wolfgang Zucht]] und [[Helga Weber]] in [[Kassel]] übernahmen die Koordinierungsarbeit im losen Netzwerk, was auch der Zeitschrift eine festere politische Basis gab. 1976 folgte die Versandbuchhandlung und der [[Verlag Weber & Zucht]].


Entsprechende Gruppen sind auch in der Gegenwart in der [[Friedensbewegung]], bei Aktionen von [[Anti-Atomkraft-Bewegung|Atomkraftgegnern]], zum Beispiel gegen die [[Castor (Kerntechnik)|Castortransporte]] oder in der Bewegung der [[Globalisierungskritik]]er aktiv. Berichte über Aktionen des [[Ziviler Ungehorsam|Zivilen Ungehorsams]] stellen neben theoretischen Artikeln einen wesentlichen Anteil an der Berichterstattung der GWR.
Die Diskussion um den SR in der jüngeren Wissenschaftstheorie geht auf einen Aufsatz von John Worrall (1989) zurück. Worrall formuliert in seiner Arbeit eine Möglichkeit, einen [[Wissenschaftlicher Realismus|wissenschaftlichen Realismus]] zu vertreten, der zum einen den Vorhersageerfolg wissenschaftlicher Theorien plausibel zu erklären versucht, ohne dabei den geläufigen antirealistischen Einwänden zu erliegen: wie zum einen das Argument der Unterbestimmtheit von Theorien (TUB) und zum anderen das Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI). Diese antirealistischen Einwände stimmen darin überein, dass sie den in einer bestimmten Theorie formulierten Realstatus der nicht unmittelbar beobachtbaren Entitäten in Frage stellen und damit auch die einer Theorie zugrundeliegende Ontologie (als wahre Referenz zur Welt) anzweifeln.


Der [[Zivildienst]] wurde von Anarchisten ebenso wie der [[Wehrdienst]] als „staatlicher Zwangsdienst“ abgelehnt. Daher gehörte die Berichterstattung über Fälle von [[Totalverweigerung]] ebenso zu den Themenschwerpunkten.
=== Das Argument der pessimistischen Meta-induktion (PMI) ===


Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Zeitschrift gehören die Themen [[Ökologie]] und [[Antimilitarismus]].
Das Argument der PMI besagt im Wesentlichen, dass die in den jeweils akzeptierten wissenschaftlichen Theorien postulierten Auffassungen über die ontologische Beschaffenheit von Entitäten sich im Laufe der Zeit wandeln. In der Vergangenheit habe es eine Vielzahl von in ihrer Zeit akzeptierten und reifen Theorien gegeben, die sich im weiteren Verlauf der Wissenschaftsentwicklung als grundsätzlich falsch erwiesen haben. Die in diesen Theorien postulierten Terme referierten demnach auf Objekte, die tatsächlich jedoch nicht existierten und jene Terme sich somit in ihrer Bedeutung als leer erwiesen. Phlogiston- oder Äthertheorien werden von antirealistischen Vertretern als beispielhafte Fälle angeführt. So folgt per Meta-Induktionschluss, dass es für unsere heutigen besten Theorien keine Gewähr für ihre Referenz tatsächlicher Entitäten gibt, die Theorien darüber hinaus nichts enthalten, was als Annäherung an eine Wahrheit absolut interpretierbar ist (Dazu Lyre 2004 & 2006).


== Struktur und Vertrieb ==
=== Das Argument der Theorienunterbestimmtheit ===
Die GWR erschien bis zur Nummer 396 (Februar 2015) mit einem Umfang von mindestens 20 Seiten im [[Berliner Format]]. Seit März 2015 (Nummer 397) erscheint sie nach einem Relaunch im neuen Design und mit jeweils 24 Seiten im Berliner Format. Ihre Auflage beträgt seit ihrem Bestehen etwa 3000 bis 3500 Exemplare pro Einzelausgabe. Während der Proteste gegen den [[NATO-Doppelbeschluss]] in den frühen 1980er Jahren erreichte sie eine monatliche Auflage von etwa 5000 Stück. In der Gegenwart werden noch die Oktober-Ausgaben, denen seit 1989 das Supplement ''Libertäre Buchseiten'' anlässlich der Frankfurter Buchmesse beiliegt, in dieser Auflagenhöhe verlegt.
Seit 2013 erscheint auch zur Leipziger Buchmesse eine Ausgabe der Libertären Buchseiten mit 5.000er Auflage. Von 2001 bis 2003 produzierte die GWR-Redaktion gemeinsam mit Kriegsdienstverweigerern in der Türkei acht Ausgaben der Otkökü (türkisch: Graswurzel). Die zweisprachige, türkisch-deutsche Otkökü erschien vierteljährlich als Beilage der GWR und separat mit einer Auflage von jeweils bis zu 7000. Nachdem die in die Türkei geschickten Ausgaben dort beschlagnahmt wurden, beschränkte sich der Otkökü-Vertrieb auf Westeuropa.
„Nein zum Krieg!“-GWR-Extrablätter zum Jugoslawienkrieg 1999 erreichten Auflagen bis zu 35.000. Im Mai 2007 erschien das „NO WAR! NO G8!-Sturmwarnung“-Extrablatt der GWR mit einer Auflage von 20.000, im Mai 2011 wurden 30.000 Exemplare von "Abschalten! Sofort! Extrablatt und Beilage zu GWR 359" verteilt. Die höchste GWR-Auflage wurde mit einem GWR-„No WAR!“-Extrablatt im Vorfeld des 3. Golfkriegs 2003 erreicht: 55.000.


Abgesehen von [[Abonnement]]s wird die GWR im Handverkauf bei [[Demonstration]]en, Kundgebungen und anderen einschlägigen Veranstaltungen verkauft wie z.&nbsp;B. in der Schweiz auf der [[Libertäre Buchmessen|Libertären Buchmesse]]. Bundesweit ist sie auch in Bahnhofsbuchhandlungen, Buch- und Infoläden vertreten. In größeren Städten ist sie vereinzelt auch in manchen [[Filiale]]n des normalen Zeitschriftenhandels oder an einigen [[Kiosk]]en erhältlich.
Ein weiteres verbreitetes Argument gegen den wissenschaftlichen Realismus ist das Argument der TUB. Es besagt, dass selbst eine Fülle von Datenmaterial die darauf gestützte Theorie prinzipiell unterbestimmt lässt. Zu jeder möglichen Theorie gäbe und könne es demnach empirisch äquivalente Konkurrenz-Theorien geben, wobei sich die Konkurrenz daraus ergibt, dass die gleichen Daten auf unterschiedliche und miteinander unvereinbare theoretische Annahmen zurückführbar sind und somit verschiedene Ontologien aufweisen können. Diese These ist in dieser Form stärker als der nach Quine und Duhem auch „Duhem-Quine-These“ genannte [[Duhem-Quine-These|Bestätigungsholismus]], demzufolge nicht einzelne Sätze, sondern nur umfassende Satz-Systeme empirisch geprüft werden können. Quine führt diesen Gedanken in verschärfter Form fort, indem er behauptet, dass jede Anomalie in einer Beobachtung in jede beliebige Theorie durch Änderungen möglicher anderer Teile der Theorie in diese eingebettet werden kann. In einer solchen Theorie, formuliert als Satzsystem, bleibt stets ein unbestimmter Raum, der für methodische und pragmatische Kriterien reserviert ist (Lyre 2004 & 2006).


Die Redaktion der GWR versteht sich als nicht [[Hierarchie|hierarchisch]] strukturiertes Kollektiv von gleichberechtigten Mitarbeitern, und hat dementsprechend auch keinen Chefredakteur. Viele GWR-[[Autor]]en veröffentlichen ihre Beiträge unter [[Pseudonym]]; – mit der Begründung, dass Inhalte Vorrang vor der (abgelehnten) Hervorhebung Einzelner und/oder deren möglicher Prominenz haben sollen.
== Der Strukturenrealismus: The best of both worlds? ==


Getragen wurde und wird die Zeitschrift Graswurzelrevolution von einem Netzwerk der seit Mitte/Ende der 1970er Jahre mit [[Basisdemokratie|basisdemokratischem]] Anspruch gebildeten ''Gewaltfreien Aktionsgruppen'' (GAs), die vor allem während der 1980er Jahre durch spektakuläre Aktionen im Umfeld der [[Neue Soziale Bewegungen|Neuen sozialen Bewegungen]] öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Dazu gehörten beispielsweise Bauplatzbesetzungen von geplanten [[Kernkraftwerk]]en oder anderen umstrittenen Großprojekten, [[Sitzblockade]]n im Zusammenhang mit dem Nato-Doppelbeschluss oder Selbstankettungsaktionen vor militärischen Einrichtungen und Ähnliches mehr. Der Politikwissenschaftler [[Wolfram Beyer (Politologe)|Wolfram Beyer]] beschreibt, dass die Graswurzelrevolution für den deutschsprachigen Raum ein wichtiges Organ ist, weil die GWR "die [[Gewaltfreie Aktion]] aus dem wissenschaftlichen Bereich löst und konkrete gewaltfreie Aktionen publizistisch begleitet und auch zu gewaltfreien Kampagnen mobilisiert sowie vor allem auch zur Gruppenbildung und Organisation der gewaltfreien Aktionsgruppen einen Beitrag leistet".<ref>[[Wolfram Beyer (Politologe)|Wolfram Beyer]]: ''Pazifismus und Antimilitarismus. Eine Einführung in die Ideengeschichte.'' (Reihe theorie.org) Schmetterling Verlag, Stuttgart 2012, S. 104f.</ref>
=== Epistemischer Strukturenrealismus ===


== Jugendzeitung ==
Das Problem des wissenschaftlichen Realismus liegt Worrall folgend darin, dass alle antirealistischen Einwände zutreffend sind, insofern man im wissenschaftlichen Realismus weiterhin an einer Ontologie festhält, die Existenzbehauptungen von Entitäten gegenständlicher Natur formuliert. Der Strukturenrealismus dagegen besagt, dass unsere besten Theorien strukturale und nicht gegenständliche Entitäten referieren. Worrall versteht Strukturen als Netze von Relationen zwischen (physikalischen) Objekten. Dabei geht er davon aus, dass die Objekte durch intrinsische Eigenschaften individuiert sind, sodass diese zugleich auch die Relationen und damit auch den darauf aufgeprägten Strukturen zugrunde liegen. Jedoch können wir, so Worrall, jene intrinsischen Eigenschaften nicht erkennen. So enthält jener Strukturenrealismus eine erkenntnistheoretische These: Alles, was wir erfassen können, sind die von den Objekten ausgehenden Relationen und die darauf aufgeprägte Struktur. Über die den Strukturen zugrunde liegende Ontologie werden nur vage Vorstellungen formuliert. So werden den Objekten zwar intrinsische Eigenschaften zugesprochen, jedoch sind diese jenseits jeder Erkenntnismöglichkeit. Wie etwas, das uns epistemisch versperrt ist, zugleich als ontologischer Träger vorausgesetzt werden kann, darüber schweigt Worrall. Doch ist dieser Umstand für seinen Strukturenrealismus zunächst einmal kein Problem: Denn gewiss ist es möglich, zum Beispiel ein Fischernetz als Netz zu erkennen, ohne gleichzeitig etwas über die materielle Beschaffenheit eines einzelnen Knotenpunktes wissen zu müssen. Für das Erkennen einer Struktur spielt also die dieser zugrundeliegende Ontologie zunächst keine Rolle.
Von 2007 bis Ende 2011 gab es zweimonatlich als Beilage insgesamt 21 Ausgaben der Jugendzeitung ''utopia – gewaltlos – herrschaftsfrei''. Die Auflage der Utopia stieg von 10.000 auf 25.000 (Nr. 9, März 2009). Die Autoren schrieben ehrenamtlich und die Zeitung wurde kostenlos verteilt. Finanziert wurde die Zeitung durch Anzeigen und Spenden. Sie wurde an Gruppen und Einzelpersonen verschickt und auf Demonstrationen, an Schulen und Jugendzentren verteilt.


== Einstufung durch den Verfassungsschutz ==
Eine strukturenrealistische Betrachtungsweise ermöglicht darüber hinaus auch den Einwänden von TUB und PMI zu entgehen.
Die Graswurzelrevolution bzw. die Graswurzelbewegung wird von verschiedenen Landesbehörden für [[Landesbehörde für Verfassungsschutz|Verfassungsschutz]] sowie dem [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] in einigen [[Verfassungsschutzbericht|Jahresberichten]] erwähnt und darin dem [[Linksextremismus|linksextremistischen]] Spektrum zugeordnet.
So mögen zwar, wie im Einwand der TUB formuliert, konkurrierende Theorien sich durch eine unterschiedliche Ontologie auszeichnen, jedoch besteht diese ontologische Differenz nur in Bezug auf die behaupteten gegenstandsartigen Entitäten, nicht aber im Hinblick auf ihre Struktur. Die Wissenschaftsgeschichte verdeutlicht zwar, dass Theorien sich im Laufe der Zeit wandeln, Brüche und Inkommensurabilitäten aufweisen, doch zeigen sich diese in erster Linie in Bezug auf die signifikanten Gegenstände, jedoch weniger deutlich im Hinblick auf ihren strukturelle Beschaffenheit.


Der am 22. Mai 2006 vom Bundesinnenministerium vorgelegte „Verfassungsschutzbericht 2005“ widmete der Zeitschrift etwa eine halbe Seite im Abschnitt „Traditionelle Anarchisten“. Zur Begründung heißt es dort: „Klassische anarchistische Konzepte werden in Deutschland vor allem von Gruppierungen der ‚Graswurzelbewegung‘ und der anarcho-syndikalistischen [[Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union]] (FAU) als deutscher Sektion der ‚Internationalen Arbeiter Assoziation‘ (IAA) vertreten.“ Die Stärke der „Graswurzelbewegung“ veranschlagte der Bericht auf „etwa 200 in Aktionsgruppen, Trainingskollektiven und sonstigen Zirkeln zusammengeschlossenen Anhänger“. Zu ihren Aktionsformen gehöre „das Konzept des [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsams]] mit bewussten Regelverletzungen“, weiter „Auch ‚gewaltfreien Widerstand‘, der zwar [[Sachbeschädigung]], nicht aber Übergriffe auf Personen einschließt, halten sie für legitim.“ Frühere Berichte enthalten weitgehend gleichlautende Erwähnungen und Einschätzungen.
Eine strukturenrealistische Betrachtung ermöglicht daher eine schlüssigere Rekonstruktion einer beständigen und kumulativen Wissenschaftsentwicklung, wenn man die Vorstellung einer Wissenschaftsentwicklung als Geschichte des Fortschritts wissenschaftlicher Erkenntnis verteidigen möchte. Der Strukturenrealismus stellt somit nach Worrall „the best of both worlds“ in Aussicht: Zum einen wird die Erklärungsleistung des „no-miracle“-Arguments betont und damit die Referens zwischen theoretischem Term und Welt als tatsächlich gegeben postuliert. Zum anderen erliegt der Strukturenrealismus nicht den Einwänden von TUB und PMI (siehe dazu: Worrall 1989).
Während die Erwähnung in den Verfassungsschutz-Berichten von der Redaktion eher ironisch kommentiert wurde,<ref>[https://www.graswurzel.net/gwr/2002/11/bitte-meldet-euch/ „Bitte meldet Euch!“] GWR 273 November 2002</ref> löste die Titelgestaltung eines der VS-Berichte <!-- welcher war das doch gleich?-->erheblichen Unmut aus, da das Emblem der Zeitschrift neben Symbolen neonazistischer Gruppierungen zu sehen war, worin eine unzulässige Gleichsetzung von Gewalt und Diktatur befürwortendem Rechtsradikalismus und gewaltfrei-anarchistischen Linken gesehen wurde.


Im August 2007 äußerte sich GWR-Redakteur Drücke in einem Interview in der Zeitschrift ''[[Jungle World]]'' zur erneuten Erwähnung der GWR im Verfassungsschutzbericht: „Schon die Stasi hat uns als kleinbürgerlich und pseudorevolutionär bezeichnet. (…) Man kann nachvollziehen, dass der Verfassungsschutz es nicht gut findet, dass wir mit gewaltfreien Mitteln den Staat bekämpfen wollen. Aber es ist ärgerlich. Allein durch die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht werden Berufskarrieren zerstört. (…) Allein die Mitarbeit in einer anarchistischen Zeitung ist für den Staat schon Grund genug, Verdacht zu schöpfen.“<ref>[https://jungle.world/artikel/2007/35/wir-sind-kriegsgewinnler ''„Wir sind Kriegsgewinnler“''.] In: ''Jungle World'', Nr. 35/2007, 30. August 2007; Interview von Doris Akrap.</ref>
Worrall hat also einen moderaten epistemischen Strukturenrealismus (ESR) formuliert: Unsere besten und reifsten wissenschaftlichen Theorien beschreiben die strukturalen Eigenschaften (z.&nbsp;B. Symmetrien) eines Trägers, der jenseits unserer Erkenntnismöglichkeit liegt, der ungeachtet dessen über nicht-strukturale Eigenschaften (z.&nbsp;B. Raumzeit-Punkte als nicht-observable Entitäten) verfügt.


== Rezeption ==
=== Ontologischer Strukturenrealismus ===
Der Sozialwissenschaftler Ralf Vandamme charakterisiert die Graswurzelrevolution in seiner Dissertation ''Basisdemokratie als zivile Intervention''<ref>Opladen, 2000</ref> als „das Hauptorgan basisdemokratischer Akteure“. Horst Stowasser schreibt: „Die Gruppierung, die die Herausbildung eines Wurzelwerks am konsequentesten vorangetrieben hat und zugleich der anarchistischen Ethik am nächsten kommt, ist die ‚Gewaltfreie Aktion‘. Nicht zufällig trägt ihre recht weit verbreitete Zeitung den Namen ‚Graswurzel-Revolution‘.“<ref>in: ''Anarchie! Idee – Geschichte – Perspektiven''. Edition Nautilus, Hamburg 2007, S. 460.</ref>


== Siehe auch ==
Die Diskussion um den Strukturenrealismus erhielt durch einen Aufsatz von James Ladyman (1998) einen neuen Impuls. Ladyman unterscheidet darin zwischen einer epistemischen Variante (ESR) und einer ontischen Variante (OSR) des Strukturenrealismus. Während ESR-Vertreter wie Worrall annehmen, dass sowohl die Relationen zwischen den Objekten und die darauf aufgeprägte Struktur einerseits als auch die die den Objekten zugrundeliegenden intrinsischen Eigenschaften andererseits existieren, wir aber zu diesen epistemisch keinen Zugang haben, behaupten dagegen OSR-Vertreter, dass es solche Objekte als Träger einer Struktur gar nicht gibt. In einem eliminativen Sinne existieren demnach ausschließlich Strukturen, und zwar Strukturen als physikalische Relationen, jedoch keine Objekte, die als Relata in den Relationen fungieren und durch ihre intrinsischen Eigenschaften die Relationen und damit die zwischen ihnen bestehenden strukturellen Beziehungen begründen (Ladyman 1998).
* {{WikipediaDE|Graswurzelrevolution}}


== Literatur ==
Gegenüber dieser eliminativen Auffassung hat sich unter den OSR-Vertretern eine nicht-eliminative Sichtweise auf die Existenz von Objekten herausgebildet: Demnach existieren jene Objekte – von denen die eliminative Variante ausgeht, dass sie nicht existieren – hier als individuierte Relata in einer Relation. Objekte sind demnach eine Stelle in einer Struktur. Jene Objekte sind durch ihre relationalen Eigenschaften konstituiert. Sie existieren dennoch nicht eigenständig und besitzen keine intrinsischen Eigenschaften, sondern sind durch ihre Rolle im relationalen Gefüge bedingt. Diese Auffassung ist zugleich auch eine Kritik an der eliminativen Variante des OSR. Chakravartty (1998, 399)sagt dazu: „One cannot intelligibly subscribe to the reality of relations unless one is also committed to the fact that some things are related“. Eine Analogie: Wie kann man in sinnvoller Weise von Gruppen sprechen, wenn man die Existenz der einzelnen Gruppenmitglieder verneint? (Siehe dazu Esfeld und Lam 2008, Lyre 2004, und Stachel 2006).
* ''Gewaltfreier Anarchismus. Herausforderungen und Perspektiven zur Jahrhundertwende''. Graswurzelrevolution (Hrsg.). Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 1999, ISBN 3-9806353-1-7
 
* Johann Bauer: ''Ein weltweiter Aufbruch! Gespräch über den gewaltfreien Anarchismus der Siebzigerjahre. Mit Grundsatztexten u.&nbsp;a. zur Kritik der RAF und zur Göttinger »Mescalero«-Affäre''. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2008, ISBN 978-3-939045-12-0
Ladyman versucht die Plausibilität seines Ansatzes der Unterscheidung zwischen ESR und OSR an einem Beispiel aus dem Problemkreis der Individualität in der Quantentheorie in Anlehnung an Arbeiten von Steven French zu verdeutlichen (French/ Ladyman 2003). Dazu Lyre (2006):
* Bernd Drücke: ''Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland''. Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 1998, ISBN 3-932577-05-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe insbesondere S. 165–181)
 
* Bernd Drücke (Hrsg.): ''ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert''. Interviews und Gespräche. Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1 (Zur Geschichte der Graswurzelrevolution siehe Kapitel 3: Gewaltfreier Anarchismus und Graswurzelrevolution, S. 114–201)
''„Nach gängiger Auffassung verletzt die Quantenstatistik ununterscheidbarer Teilchen das Leibniz-Prinzip der Identität des Ununterscheidbaren. In Ermangelung eines alternativen Individuationsprinzips spricht man daher von der Nicht-Individualität von Quantenobjekten. Insbesondere French hat demgegenüber hervorgehoben, dass die Quantentheorie durchaus mit einer Ontologie von Individuen kompatibel sei, insofern man an der metaphysischen Annahme einer Haecceitas der Objekte festhalten kann, wenngleich die an ihnen operational feststellbaren Eigenschaften keinerlei Unterscheidung gestatten. Nach French besteht hier vielmehr eine elementare „metaphysische Unterbestimmtheit“ (im Gegensatz zur gewöhnlichen TUB), insofern die fundamentalen Bausteine uns sogar hinsichtlich ihres Individuencharakters im Unklaren lassen. Dies, so French und Ladyman, ist als direkter Beleg für OSR zu werten, da eine Unterbestimmtheit der Gegenstandontologie in diesem Sinne einer Auflösung des Gegenstandskonzepts gleichkommt.'' (Lyre 2006, S. 4: [http://www.lyre.de/Lyre-InfoPhil2006.pdf] (PDF-Datei; 98&nbsp;kB))
* Bernd Drücke: ''Anarchist and Libertarian Media, 1945–2010''. (Federal Germany). In: John D. H. Downing (Editor): ''Encyclopedia of Social Movement Media''. SAGE, Los Angeles / London / New Delhi / Singapore / Washington D.C.,2011, ISBN 978-0-7619-2688-7
* Bernd Hüttner (Hrsg.): ''Verzeichnis der AlternativMedien''. AG Spak, Neu-Ulm 2006, ISBN 3-930830-77-9 (Interview zur Geschichte der Graswurzelrevolution, S. 121 ff.)
* Holger Jenrich: ''Anarchistische Presse in Deutschland 1945–1985''. Trotzdem Verlag, Grafenau 1988, ISBN 3-922209-75-0
* Günter Saathoff: ''Graswurzelrevolution. Praxis, Theorie und Organisation des gewaltfreien Anarchismus in der Bundesrepublik, 1972–1980''. Diplomarbeit, Universität Marburg 1980


== Weblinks ==
Dieses Beispiel verdeutlicht die Verschiebung der Ansätze in der jüngeren SR-Debatte. Während Worrall noch zur Stützung seines Arguments für eine epistemische strukturenrealistische Sichtweise Bezug nahm auf die gängigen antirealistischen Einwände TUB und PMI, so versuchen French und Ladyman ihre Argumente für ihre ontische Variante aus einer unmittelbaren Abhandlung der fundamentalen Physik zu konstruieren.
{{Commonscat|3=S}}
* [https://www.graswurzel.net/ Offizielle Website]
* [https://www.nrwision.de/mediathek/sendungen/radio-graswurzelrevolution/ Radio Graswurzelrevolution] bei NRWision
* [https://www.anarchismus.at/texte-anarchismus/anarchistische-medien/6164-zur-geschichte-der-graswurzelrevolution Beitrag zur Geschichte der Graswurzelrevolution] inkl. einer Klärung des Begriffs „Graswurzelrevolution“ <!-- sinnvollerweise in Literaturliste einarbeiten, ist aus B. Drückes erstem Buch -->
* [https://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=18224 Radiointerview zur Geschichte der Graswurzelrevolution und zur GWR-Jugendbeilage „Utopia“, August 2007]
* [http://ur.dadaweb.de/dada-p/P0000947.shtml Graswurzelrevolution] in der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus
* [https://ildb.nadir.org/v/137/Graswurzelrevolution.html Graswurzelrevolution] bei Dataspace


== Einzelnachweise ==
== Literatur ==
<references />


{{Normdaten|TYP=k|GND=2086613-6|LCCN=n/2002/102428|VIAF=123837845}}
* [[w:Martin Carrier|Martin Carrier]]: ''Realismus, wissenschaftlicher.'', in: [[w:Jürgen Mittelstraß|Jürgen Mittelstraß]] (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Band 7: Re - Te. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02106-9, S. 13–15 (ausführliche Literaturnachweise)
* A. Chakravartty: ''Semirealism.'' In: ''Studies in History and Philosophy of Modern Science.'' 29(1), S. 391–408
* A. Chakravartty: ''The Structuralist Conception of Objects.'' In: ''Philosophy of Science.'' 70, S. 867–878
* A. Chakravartty: ''Structuralism as a Form of Scientific Realism.'' In: ''International Studies in Philosophy of Science.'' 18, S. 151–171
* M. Esfeld, V. Lam: ''Moderate structural realism about space-time.'' In: ''Synthese.'' 160, S. 27–46
* M. Dorato: ''Substantivalism, relationism and structural spacetime realism.'' In: ''Foundations of Physics.'' 30 (10), S. 1605–1628
* St. French, James Ladyman: ''Remodelling Structural Realism. Quantum Physics and the Metaphysics of Structure.'' In: ''Synthese.'', 136(1) 2003, S. 31–56
* James Ladyman: ''What is Structural Realism?'' In: ''Studies in History and Philosophy of Science.'' 29(3), S. 409–424
* James Ladyman: Eintrag ''[http://plato.stanford.edu/entries/structural-realism/ Structural Realism]'' in der [[w:Stanford Encyclopedia of Philosophy|SEP]] (mit Bibliographie)
* H. Lyre: ''Lokale Symmetrien und Wirklichkeit.'' mentis, Paderborn, 2004
* H. Lyre: ''[http://www.lyre.de/Lyre-InfoPhil2006.pdf Strukturenrealismus]'', in: ''Information Philosophie'' 4 (2006), S. 32-37 (PDF; 98&nbsp;kB)
* D. Papineau (Hrsg.): ''The Philosophy of Science.'' Oxford University Press, Oxford 1996, (Eine Sammlung von Klassikeraufsätzen zum wissenschaftlichen Realismus – inklusive Worrall (1989))
* H. Putnam: ''Mathematics, Matter and Method.'' Cambridge 1975
* S. Saunders: ''Structural realism again.'' In: ''Synthese'' 136, S. 127–133
* B. C. Van Fraassen: ''Structure: Its shadow and substance.'' In: ''The British Journal for the Philosophy of Science'' 57, S. 275–307
* B. C. Van Fraassen: ''Structuralism(s) About Science: Some Common Problems.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society'' LXXXI, S. 45–61
* I. Votsis: ''Is Structure Not Enough?'' In: ''Philosophy of Science.'' 70, S. 879–890
* I. Votsis: ''The upward path to structural realism.'' In: ''Philosophy of Science'' 72, S. 1361–1372
* J. Worrall: ''Structural realism: The best of both worlds?'' In: ''Dialectica'' 43, S. 99–124. [Neu aufgelegt und gedruckt in D. Papineau 1996 (s.&nbsp;o.)] [http://joelvelasco.net/teaching/3330/Worrall%201989%20Structural%20Realism%20.pdf pdf]


[[Kategorie:Zeitschrift]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Politische Zeitschrift]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 21. März 2019, 14:02 Uhr

Der Strukturenrealismus (SR) ist eine Bezeichnung für eine Vielzahl an wissenschaftstheoretischen Positionen, die sich in der These einen, dass unsere wissenschaftlichen Theorien uns keinen gegenständlichen, sondern einen strukturalen Zugang zur Welt ermöglichen. Hierbei wird zwischen einem epistemischen SR (ESR) und einer ontologischen Variante des SR (OSR) unterschieden: Der ESR besagt, dass wissenschaftliche Theorien Strukturen in der Welt referieren, wobei die den Strukturen zugrundeliegenden Objekte uns epistemisch unzugänglich sind. Die ontische Variante teilt die Position vom strukturalen Zugang zur Welt, behauptet aber im Gegensatz zum ESR, dass es lediglich Strukturen gibt (eliminativer OSR) bzw. bis auf Relationen charakterisierte Objekte (die moderate Version des OSR) und verneint gleichzeitig die Existenz von Objekten als Träger von Strukturen. Der SR stellt somit eine spezielle Variante des wissenschaftlichen Realismus dar, dem zufolge die besten und reifsten Theorien der Wissenschaft näherungsweise wahr sind und die in jenen Theorien enthaltenen Terme existierende, jedoch nicht direkt beobachtbare Objekte oder – wie im Fall des SR – existierende Strukturen abbilden.

Was ist eine Struktur?

In einer rein formalen Auffassung lassen sich Strukturen folgendermaßen erklären: Gegeben ist eine (unstrukturierte) Menge a = [a1, a2 … an] von n Objekten (Gegenständen) ai, wobei die n Objekte in Relationen zueinander stehen. Das Tupel T = [a, R(a)] ist dann eine Struktur. Die Objekte ai können dabei nur über die Relationen R(a) individuiert werden. Strukturen sind durch Relationen bestimmt und werden demnach relational erklärt. In einem weiteren Sinne ist eine Struktur ein Netz physikalischer Relationen zwischen Objekten (Siehe dazu Lyre 2006).

Neuere Debatte über den Strukturenrealismus

Argumente gegen den wissenschaftlichen Realismus

Der wissenschaftliche Realismus behauptet zum einen die Existenz einer im erkenntnistheoretischen Sinne unabhängigen Außenwelt; darüber hinaus wird zum anderen die zentrale These vertreten, dass unsere besten und reifsten wissenschaftlichen Theorien die Beschaffenheit jener Außenwelt zutreffend beschreiben und dass die theoretischen Terme die charakteristischen Merkmale jener Welt wesentlich referieren. Das gegenwärtig stärkste Argument für den wissenschaftlichen Realismus ist das sogenannte „no-miracle“-Argument, dem zufolge der wissenschaftliche Realismus die beste Erklärung für den Vorhersageerfolg der Wissenschaften bietet (Putnam 1975). Der Vorhersageerfolg ist eben dadurch gewährleistet, weil wissenschaftliche Theorien die Leistung vollbringen, näherungsweise wahre Beschreibungen von der Welt und ihre Beschaffenheit zu liefern. Dies bedeutet, dass theoretische Terme tatsächliche Gegebenheiten der Welt referieren, ansonsten würde der Vorhersageerfolg einem Wunder gleichen. Gegen den wissenschaftlichen Realismus spricht zum einen das Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI), zum anderen das Argument der Unterbestimmtheit von Theorien (TUB).

Die Diskussion um den SR in der jüngeren Wissenschaftstheorie geht auf einen Aufsatz von John Worrall (1989) zurück. Worrall formuliert in seiner Arbeit eine Möglichkeit, einen wissenschaftlichen Realismus zu vertreten, der zum einen den Vorhersageerfolg wissenschaftlicher Theorien plausibel zu erklären versucht, ohne dabei den geläufigen antirealistischen Einwänden zu erliegen: wie zum einen das Argument der Unterbestimmtheit von Theorien (TUB) und zum anderen das Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI). Diese antirealistischen Einwände stimmen darin überein, dass sie den in einer bestimmten Theorie formulierten Realstatus der nicht unmittelbar beobachtbaren Entitäten in Frage stellen und damit auch die einer Theorie zugrundeliegende Ontologie (als wahre Referenz zur Welt) anzweifeln.

Das Argument der pessimistischen Meta-induktion (PMI)

Das Argument der PMI besagt im Wesentlichen, dass die in den jeweils akzeptierten wissenschaftlichen Theorien postulierten Auffassungen über die ontologische Beschaffenheit von Entitäten sich im Laufe der Zeit wandeln. In der Vergangenheit habe es eine Vielzahl von in ihrer Zeit akzeptierten und reifen Theorien gegeben, die sich im weiteren Verlauf der Wissenschaftsentwicklung als grundsätzlich falsch erwiesen haben. Die in diesen Theorien postulierten Terme referierten demnach auf Objekte, die tatsächlich jedoch nicht existierten und jene Terme sich somit in ihrer Bedeutung als leer erwiesen. Phlogiston- oder Äthertheorien werden von antirealistischen Vertretern als beispielhafte Fälle angeführt. So folgt per Meta-Induktionschluss, dass es für unsere heutigen besten Theorien keine Gewähr für ihre Referenz tatsächlicher Entitäten gibt, die Theorien darüber hinaus nichts enthalten, was als Annäherung an eine Wahrheit absolut interpretierbar ist (Dazu Lyre 2004 & 2006).

Das Argument der Theorienunterbestimmtheit

Ein weiteres verbreitetes Argument gegen den wissenschaftlichen Realismus ist das Argument der TUB. Es besagt, dass selbst eine Fülle von Datenmaterial die darauf gestützte Theorie prinzipiell unterbestimmt lässt. Zu jeder möglichen Theorie gäbe und könne es demnach empirisch äquivalente Konkurrenz-Theorien geben, wobei sich die Konkurrenz daraus ergibt, dass die gleichen Daten auf unterschiedliche und miteinander unvereinbare theoretische Annahmen zurückführbar sind und somit verschiedene Ontologien aufweisen können. Diese These ist in dieser Form stärker als der nach Quine und Duhem auch „Duhem-Quine-These“ genannte Bestätigungsholismus, demzufolge nicht einzelne Sätze, sondern nur umfassende Satz-Systeme empirisch geprüft werden können. Quine führt diesen Gedanken in verschärfter Form fort, indem er behauptet, dass jede Anomalie in einer Beobachtung in jede beliebige Theorie durch Änderungen möglicher anderer Teile der Theorie in diese eingebettet werden kann. In einer solchen Theorie, formuliert als Satzsystem, bleibt stets ein unbestimmter Raum, der für methodische und pragmatische Kriterien reserviert ist (Lyre 2004 & 2006).

Der Strukturenrealismus: The best of both worlds?

Epistemischer Strukturenrealismus

Das Problem des wissenschaftlichen Realismus liegt Worrall folgend darin, dass alle antirealistischen Einwände zutreffend sind, insofern man im wissenschaftlichen Realismus weiterhin an einer Ontologie festhält, die Existenzbehauptungen von Entitäten gegenständlicher Natur formuliert. Der Strukturenrealismus dagegen besagt, dass unsere besten Theorien strukturale und nicht gegenständliche Entitäten referieren. Worrall versteht Strukturen als Netze von Relationen zwischen (physikalischen) Objekten. Dabei geht er davon aus, dass die Objekte durch intrinsische Eigenschaften individuiert sind, sodass diese zugleich auch die Relationen und damit auch den darauf aufgeprägten Strukturen zugrunde liegen. Jedoch können wir, so Worrall, jene intrinsischen Eigenschaften nicht erkennen. So enthält jener Strukturenrealismus eine erkenntnistheoretische These: Alles, was wir erfassen können, sind die von den Objekten ausgehenden Relationen und die darauf aufgeprägte Struktur. Über die den Strukturen zugrunde liegende Ontologie werden nur vage Vorstellungen formuliert. So werden den Objekten zwar intrinsische Eigenschaften zugesprochen, jedoch sind diese jenseits jeder Erkenntnismöglichkeit. Wie etwas, das uns epistemisch versperrt ist, zugleich als ontologischer Träger vorausgesetzt werden kann, darüber schweigt Worrall. Doch ist dieser Umstand für seinen Strukturenrealismus zunächst einmal kein Problem: Denn gewiss ist es möglich, zum Beispiel ein Fischernetz als Netz zu erkennen, ohne gleichzeitig etwas über die materielle Beschaffenheit eines einzelnen Knotenpunktes wissen zu müssen. Für das Erkennen einer Struktur spielt also die dieser zugrundeliegende Ontologie zunächst keine Rolle.

Eine strukturenrealistische Betrachtungsweise ermöglicht darüber hinaus auch den Einwänden von TUB und PMI zu entgehen. So mögen zwar, wie im Einwand der TUB formuliert, konkurrierende Theorien sich durch eine unterschiedliche Ontologie auszeichnen, jedoch besteht diese ontologische Differenz nur in Bezug auf die behaupteten gegenstandsartigen Entitäten, nicht aber im Hinblick auf ihre Struktur. Die Wissenschaftsgeschichte verdeutlicht zwar, dass Theorien sich im Laufe der Zeit wandeln, Brüche und Inkommensurabilitäten aufweisen, doch zeigen sich diese in erster Linie in Bezug auf die signifikanten Gegenstände, jedoch weniger deutlich im Hinblick auf ihren strukturelle Beschaffenheit.

Eine strukturenrealistische Betrachtung ermöglicht daher eine schlüssigere Rekonstruktion einer beständigen und kumulativen Wissenschaftsentwicklung, wenn man die Vorstellung einer Wissenschaftsentwicklung als Geschichte des Fortschritts wissenschaftlicher Erkenntnis verteidigen möchte. Der Strukturenrealismus stellt somit nach Worrall „the best of both worlds“ in Aussicht: Zum einen wird die Erklärungsleistung des „no-miracle“-Arguments betont und damit die Referens zwischen theoretischem Term und Welt als tatsächlich gegeben postuliert. Zum anderen erliegt der Strukturenrealismus nicht den Einwänden von TUB und PMI (siehe dazu: Worrall 1989).

Worrall hat also einen moderaten epistemischen Strukturenrealismus (ESR) formuliert: Unsere besten und reifsten wissenschaftlichen Theorien beschreiben die strukturalen Eigenschaften (z. B. Symmetrien) eines Trägers, der jenseits unserer Erkenntnismöglichkeit liegt, der ungeachtet dessen über nicht-strukturale Eigenschaften (z. B. Raumzeit-Punkte als nicht-observable Entitäten) verfügt.

Ontologischer Strukturenrealismus

Die Diskussion um den Strukturenrealismus erhielt durch einen Aufsatz von James Ladyman (1998) einen neuen Impuls. Ladyman unterscheidet darin zwischen einer epistemischen Variante (ESR) und einer ontischen Variante (OSR) des Strukturenrealismus. Während ESR-Vertreter wie Worrall annehmen, dass sowohl die Relationen zwischen den Objekten und die darauf aufgeprägte Struktur einerseits als auch die die den Objekten zugrundeliegenden intrinsischen Eigenschaften andererseits existieren, wir aber zu diesen epistemisch keinen Zugang haben, behaupten dagegen OSR-Vertreter, dass es solche Objekte als Träger einer Struktur gar nicht gibt. In einem eliminativen Sinne existieren demnach ausschließlich Strukturen, und zwar Strukturen als physikalische Relationen, jedoch keine Objekte, die als Relata in den Relationen fungieren und durch ihre intrinsischen Eigenschaften die Relationen und damit die zwischen ihnen bestehenden strukturellen Beziehungen begründen (Ladyman 1998).

Gegenüber dieser eliminativen Auffassung hat sich unter den OSR-Vertretern eine nicht-eliminative Sichtweise auf die Existenz von Objekten herausgebildet: Demnach existieren jene Objekte – von denen die eliminative Variante ausgeht, dass sie nicht existieren – hier als individuierte Relata in einer Relation. Objekte sind demnach eine Stelle in einer Struktur. Jene Objekte sind durch ihre relationalen Eigenschaften konstituiert. Sie existieren dennoch nicht eigenständig und besitzen keine intrinsischen Eigenschaften, sondern sind durch ihre Rolle im relationalen Gefüge bedingt. Diese Auffassung ist zugleich auch eine Kritik an der eliminativen Variante des OSR. Chakravartty (1998, 399)sagt dazu: „One cannot intelligibly subscribe to the reality of relations unless one is also committed to the fact that some things are related“. Eine Analogie: Wie kann man in sinnvoller Weise von Gruppen sprechen, wenn man die Existenz der einzelnen Gruppenmitglieder verneint? (Siehe dazu Esfeld und Lam 2008, Lyre 2004, und Stachel 2006).

Ladyman versucht die Plausibilität seines Ansatzes der Unterscheidung zwischen ESR und OSR an einem Beispiel aus dem Problemkreis der Individualität in der Quantentheorie in Anlehnung an Arbeiten von Steven French zu verdeutlichen (French/ Ladyman 2003). Dazu Lyre (2006):

„Nach gängiger Auffassung verletzt die Quantenstatistik ununterscheidbarer Teilchen das Leibniz-Prinzip der Identität des Ununterscheidbaren. In Ermangelung eines alternativen Individuationsprinzips spricht man daher von der Nicht-Individualität von Quantenobjekten. Insbesondere French hat demgegenüber hervorgehoben, dass die Quantentheorie durchaus mit einer Ontologie von Individuen kompatibel sei, insofern man an der metaphysischen Annahme einer Haecceitas der Objekte festhalten kann, wenngleich die an ihnen operational feststellbaren Eigenschaften keinerlei Unterscheidung gestatten. Nach French besteht hier vielmehr eine elementare „metaphysische Unterbestimmtheit“ (im Gegensatz zur gewöhnlichen TUB), insofern die fundamentalen Bausteine uns sogar hinsichtlich ihres Individuencharakters im Unklaren lassen. Dies, so French und Ladyman, ist als direkter Beleg für OSR zu werten, da eine Unterbestimmtheit der Gegenstandontologie in diesem Sinne einer Auflösung des Gegenstandskonzepts gleichkommt.“ (Lyre 2006, S. 4: [1] (PDF-Datei; 98 kB))

Dieses Beispiel verdeutlicht die Verschiebung der Ansätze in der jüngeren SR-Debatte. Während Worrall noch zur Stützung seines Arguments für eine epistemische strukturenrealistische Sichtweise Bezug nahm auf die gängigen antirealistischen Einwände TUB und PMI, so versuchen French und Ladyman ihre Argumente für ihre ontische Variante aus einer unmittelbaren Abhandlung der fundamentalen Physik zu konstruieren.

Literatur

  • Martin Carrier: Realismus, wissenschaftlicher., in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Band 7: Re - Te. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02106-9, S. 13–15 (ausführliche Literaturnachweise)
  • A. Chakravartty: Semirealism. In: Studies in History and Philosophy of Modern Science. 29(1), S. 391–408
  • A. Chakravartty: The Structuralist Conception of Objects. In: Philosophy of Science. 70, S. 867–878
  • A. Chakravartty: Structuralism as a Form of Scientific Realism. In: International Studies in Philosophy of Science. 18, S. 151–171
  • M. Esfeld, V. Lam: Moderate structural realism about space-time. In: Synthese. 160, S. 27–46
  • M. Dorato: Substantivalism, relationism and structural spacetime realism. In: Foundations of Physics. 30 (10), S. 1605–1628
  • St. French, James Ladyman: Remodelling Structural Realism. Quantum Physics and the Metaphysics of Structure. In: Synthese., 136(1) 2003, S. 31–56
  • James Ladyman: What is Structural Realism? In: Studies in History and Philosophy of Science. 29(3), S. 409–424
  • James Ladyman: Eintrag Structural Realism in der SEP (mit Bibliographie)
  • H. Lyre: Lokale Symmetrien und Wirklichkeit. mentis, Paderborn, 2004
  • H. Lyre: Strukturenrealismus, in: Information Philosophie 4 (2006), S. 32-37 (PDF; 98 kB)
  • D. Papineau (Hrsg.): The Philosophy of Science. Oxford University Press, Oxford 1996, (Eine Sammlung von Klassikeraufsätzen zum wissenschaftlichen Realismus – inklusive Worrall (1989))
  • H. Putnam: Mathematics, Matter and Method. Cambridge 1975
  • S. Saunders: Structural realism again. In: Synthese 136, S. 127–133
  • B. C. Van Fraassen: Structure: Its shadow and substance. In: The British Journal for the Philosophy of Science 57, S. 275–307
  • B. C. Van Fraassen: Structuralism(s) About Science: Some Common Problems. In: Proceedings of the Aristotelian Society LXXXI, S. 45–61
  • I. Votsis: Is Structure Not Enough? In: Philosophy of Science. 70, S. 879–890
  • I. Votsis: The upward path to structural realism. In: Philosophy of Science 72, S. 1361–1372
  • J. Worrall: Structural realism: The best of both worlds? In: Dialectica 43, S. 99–124. [Neu aufgelegt und gedruckt in D. Papineau 1996 (s. o.)] pdf


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Strukturenrealismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.