Christa Slezak-Schindler und Turan: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Christa Slezak-Schindler''' (* [[Wikipedia:10. September|10. September]] [[Wikipedia:1926|1926]] in [[Wikipedia:Kassel|Kassel]]) ist eine deutsche [[Sprachgestaltung|Sprachgestalterin]], [[Wikipedia:Rezitator|Rezitator]]in und Sprachtherapeutin. Sie begründete die Sprachkünstlerische Therapie, in der sie die geisteswissenschaftlichen Forschungen [[Rudolf Steiner]]s und die sprachkünstlerische Tätigkeit von [[Marie Steiner-von Sivers]] zu einem allgemeinen Schulungsweg weiterentwickelte. Sie ist Autorin grundlegender Publikationen zur Sprachgestaltung und deren Anwendung in Spracherziehung und Sprachtherapie.
'''Turan''' ({{faS|توران|d=Tūrān}}), wörtlich „[Land des] Tūr“, eines Sohnes des sechsten mythischen Urkönigs [[Wikipedia:Fereydūn|Fereydūn]]<ref name="Iranica">[[Wikipedia:Ehsan Yarshater|Ehsan Yarshater]]: ''[http://www.iranica.com/newsite/articles/unicode/v1f6/v1f6a008.html AFRĀSĪĀB].'' In: ''[[Wikipedia:Encyclopædia Iranica|Encyclopædia Iranica]].'' Bd 1. Roudlege, New York 1989, 2009. ISBN 0-7100-9099-4</ref>, bezeichnet, ähnlich wie [[Wikipedia:Transoxanien|Transoxanien]] oder [[Wikipedia:Turkestan|Turkestan]], ein nicht näher umrissenes [[Wikipedia:Zentralasien|zentralasiatisches]] Gebiet oder Land nordöstlich des [[Wikipedia:Iran|Iran]], das auch das [[Wikipedia:Tiefland von Turan|Tiefland von Turan]] mit umfasst. Der Begriff stammt aus der [[Wikipedia:Iranische Mythologie|iranischen Mythologie]] und steht u. a. im [[Wikipedia:Schāhnāme|Schāhnāme]] für das Land der Nicht-Iraner ([[Wikipedia:Aniran|Aniran]]) jenseits des [[Wikipedia:Amudarja|Oxus]], dem heutigen [[Wikipedia:Amudarja|Amudarja]]. Vor diesem Hintergrund wurde Turan später auch als Urheimat aller [[Wikipedia:Turkvölker|Turkvölker]] betrachtet.


== Leben ==
== Turan in der persischen Mythologie ==
Christa Slezak, geborene Schindler, wurde am 10. September 1926 als vierte und jüngste Tochter des deutsch-tschechischen Dipl.-Bauingenieurs jüdischer Abstammung Jakob Schindler (* 6. Mai 1884, † 25. August 1949) und seiner deutschen Ehefrau Hermine, geborene Zocher (* 26. Juli 1893, † 7. Juli 1984) in Kassel geboren. Der Vater erlebte Rudolf Steiner beim Wiener Kongress 1922 und war 1928 Mitbegründer der Kasseler Waldorfschule, zeitweise fand der erste Unterricht in Räumen des Elternhauses statt. Der Hausarzt der Familie war der Anthroposoph [[Ludwig Noll]], später der Anthroposoph Otto Eisenberg.
[[Datei:Baysonghori Shahnameh battle-scene.jpg|miniatur|Kampfszene zwischen den Truppen Irans und Turans unter [[Wikipedia:Kai Chosrau (Mythologie)|Kai-Chosrau]] und Afrasiyab ([[Wikipedia:Timuriden|timuridische]] Schahnama-Illustration von 1430)]]
Nach der Sage teilte [[Wikipedia:Schah|Schah]] Fereydun die Welt unter seinen drei Söhnen [[Wikipedia:Iradsch|Iradsch]], Salam und Tur auf: Iradsch erhielt mit Iran das Herzstück des Reiches, Salam den Westen mit Kleinasien. Tur bekam alles Land jenseits des [[Wikipedia:Oxus|Oxus]] (heute Amudarja), das fortan Turan hieß: {{Zitat|''Dann gab an Tur er Turan hin,''<br />
''Und macht’ ihn zum Herrn von Turk und Tschin.''|Firdosi’s Königsbuch<ref>[[Wikipedia:Friedrich Rückert|Friedrich Rückert]]: ''Firdosi’s Königsbuch (Schahname) Sage I-XIII.'' Reimer, Berlin 1890, 2010, S. 86 (Repr.). ISBN 3-86931-356-0</ref>}}
Die avestische Figur „[[Wikipedia:Afrasiab (Mythos)|Afrāsiyāb]]“ ({{FaS|افراسياب}}; [[Wikipedia:Avestische Sprache|avestisch]] ''Fraŋrasyan''; [[Wikipedia:Mittelpersische Sprache|mittelpersisch]] ''Frāsiyāv''), Sohn von [[Wikipedia:Paschang|Paschang]], gilt als der bekannteste der Könige von Tūrān.<ref name="Iranica" />


Christa Slezak-Schindler besuchte 1933/34 die erste Klasse der Freien Waldorfschule in der Ulmenstraße in Kassel. Ihr Lieblingsfach war die [[Eurythmie]], die sie bereits als Kleinkind kennengelernt hatte. Ihr Zeugnisspruch „Rein wie das feinste Gold...“<ref>Rein wie das feinste Gold, fest wie ein Felsenstein, ganz lauter wie Kristall soll dein Gemüte sein.</ref> von [[Angelus Silesius]], den sie von ihrem Lehrer bekommen hatte, half ihr, die folgenden Jahre zu ertragen. 1934 musste die Familie Deutschland verlassen, da der Vater als jüdischer Inhaber eines bekannten Bauunternehmens schon bald der Verfolgung ausgesetzt war. Die Familie emigrierte nach [[Wikipedia:Brünn|Brünn]] in der damaligen Tschechoslowakei, woher der Vater stammte. Dort besuchte Christa Slezak-Schindler zuerst die deutsche fünfklassige Masaryk-Volksschule, anschließend das Städtische Mädchen-Reformrealgymnasium. Die Eltern, befreundet mit Hannah Krämer-Steiner, einer persönlichen Schülerin Rudolf Steiners, und Franz Krause, dem Leiter des Brünner Zweiges der Anthroposophischen Gesellschaft (und Verfasser u.a. des Buches über den tschechischen Goetheanisten [[Jan Evangelista Purkyně]]), waren weiterhin in der anthroposophischen Bewegung engagiert. Wilma Schreiber, der Rudolf Steiner den Spruch „Vom Herzen ströme Mut…“ widmete, eine Schülerin Marie Steiners, gab im Elternhaus Kurse in Sprachgestaltung. Die Sprachübung „Abracadabra“ hörte Christa Schindler mit zehn Jahren durch die geschlossenen Türen tönen, was einen tiefen Eindruck auf sie machte.
Als „Turaner“ (''Tūrīya'') wurden ursprünglich, d. h. im [[Avesta]], iranischsprachige Nomaden der Steppe, wie etwa die [[Wikipedia:Skythen|Skythen]] und [[Wikipedia:Saken|Saken]], bezeichnet. Der Kampf zwischen Iran als ''Land der Noblen/Edlen'' und Turan als ''Land der Mächtigen'' ist ein bedeutender Teil der iranischen Mythologie. Im Zuge des Einstroms [[Wikipedia:Turkvölker|türkischer Nomaden]] ins südliche Zentralasien und ins [[Wikipedia:Iranisches Hochland|Iranische Hochland]] sowie der Gründung türkischer Reiche in diesem Gebiet (siehe [[Wikipedia:Göktürken|Göktürken]]) wurde der Begriff zu einem Synonym für das Siedlungsgebiet der Turkvölker. Im Mittelalter wurde Turan in [[Wikipedia:Firdausi]]s [[Wikipedia:Schāhnāme|Schāhnāme]] und anderer [[Wikipedia:Persische Literatur|persischer Literatur]] mit Gebieten gleichgesetzt, die von turksprachigen Stämmen bewohnt waren.<ref>''„Turan was one of the nomadic Iranian tribes mentioned in the Avesta. However, in Firdousi’s poem, and in the later Iranian tradition generally, the term Turan is perceived as denoting lands inhabited by Turkic speaking tribes.“'' In: [[Wikipedia:I.M. Diakonoff|I.M. Diakonoff]]: ''The Paths of History.'' University Press, Cambridge 1999, S. 100. ISBN 0-521-64348-1</ref>


Im Jahre 1939 besetzte Hitler auch Brünn. Aufgrund der [[Wikipedia:Nürnberger Gesetze|Nürnberger Gesetze]] musste Christa Schindler die Schule 1942 zwangsweise verlassen. Auch jedweder Schulbesuch an privaten Anstalten wurde ihr untersagt. Sie fand als deutsch-tschechische Korrespondentin in einer Speditionsfirma Arbeit. Der Schutz durch den Direktor der Speditionsfirma verhinderte 1944 ihren Abtransport nach Dresden zu Fabrikarbeiten, zu dem 1944 alle protektoratsangehörigen tschechischen Mädchen Jahrgang 1926 eingeteilt waren. Anfang 1945 erfolgte ihre Registrierung für ein Konzentrationslager durch die [[Wikipedia:Gestapo|Gestapo]]. Das Kriegsende bewahrte sie vor der Deportation. – Der Vater wurde von der Familie getrennt, musste Straßenarbeit verrichten, kam dann in das Arbeitslager [Hagibor]<ref>http://www.tschechien-portal.info/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=4195</ref> in Prag, 1944 erfolgte die Internierung im [[Wikipedia:KZ Theresienstadt|KZ Theresienstadt]], aus dem er nach Kriegsende Frühling 1945 zurückkehren konnte. Achtundzwanzig nächste Verwandte und viele enge Freunde der Familie verloren in den Konzentrationslagern ihr Leben, die Geschwister des Vaters mit ihren Familien und die mit 86 Jahren deportierte geliebte Großmutter Rosalie Schindler. Zu den Brünner Kinderfreundschaften zählte auch der jüdische Schriftsteller und Musiker Herbert Thomas Mandl.<ref>[[Wikipedia:Herbert Thomas Mandl|Herbert Thomas Mandl]], Mitglied des [[Wikipedia:Häftlingsorchester|Häftlingsorchester]]s und später Privatsekretär von [[Wikipedia:Heinrich Böll|Heinrich Böll]].</ref>
Die Wurzel dieser mythologischen Überlieferungen liegen nach [[Rudolf Steiner]] bereits in der [[Urpersische Kultur|Urpersischen Zeit]] (5067 - 2907 v. Chr.). Turan wurde demnach damals von Nomadenvölkern, den [[Turanier]]n, durchstreift, die noch über ein dekatentes [[atavistisch]]es [[Hellsehen]] verfügten.


1946 erfolgte die Rückkehr der Familie in das zerbombte Kassel, auch das Haus der Eltern war zerstört. Durch ihre Erlebnisse veranlasst, übernahm Christa Slezak-Schindler die Betreuung der aus den Konzentrationslagern zurückgekehrten Menschen innerhalb der [[Wikipedia:Jüdische Gemeinde Kassel|Jüdischen Gemeinde in Kassel]]. Bis 1949 war sie in der Jüdischen Gemeinde als Vorstandsassistentin tätig und lernte in vielen Gesprächen die Schicksale vorwiegend polnischer und russischer Juden kennen, die entweder Papiere für die Auswanderung nach Israel brauchten oder in Krankenhäuser und Sanatorien vermittelt werden mussten. August 1949 verunglückte der Vater tödlich auf der Baustelle des Städtischen Krankenhauses Kassel-Möncheberg, für dessen Wiederaufbau er den Auftrag erhalten hatte. Er war, neben der Führung seines wiederbegründeten Bauunternehmens, ein sehr aktiver Mitarbeiter im Vorstand des Kasseler Waldorfschulvereins. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters und dem Verlassen der Jüdischen Gemeinde 1949 Kuraufenthalt im Sanatorium Dr. Hessenbruch in Bad Liebenzell und erster Besuch von Unterlengenhardt.
<div style="margin-left:20px">
"Vollständig verstehen, auch äußerlich, kann man das, was ostwärts
und südwärts vom Kaspisee sich abspielte, nur dann, wenn man es vergleicht
mit dem, was mehr nördlich davon vorging, also in Gegenden,
die an das heutige Sibirien, an das heutige Rußland angrenzen, sogar
bis nach Europa hinein sich erstrecken. Da waren Menschen, welche
sich in hohem Grade das alte Hellsehen bewahrt hatten, und bei denen
sich in gewisser Beziehung die Waage hielten die Möglichkeit des alten
geistigen Wahrnehmens und die des sinnlichen Anschauens, des neuen
Verstandesdenkens. Bei ihnen war in weitesten Kreisen noch ein Hineinschauen
in die geistige Welt vorhanden. Wenn man den Charakter
dieses Hineinschauens in die geistige Welt, das allerdings schon auf
eine niedere Stufe heruntergestiegen war und bei diesen Völkerschaften
im wesentlichen - wie wir heute sagen würden - ein niederes astralisches
Hellsehen war, in Betracht zieht, so ergibt sich für die Gesamtentwickelung
der Menschheit eine bestimmte Folge daraus. Wer mit
dieser Art von Hellsehen begabt ist, wird ein ganz bestimmter Mensch.
Der Mensch erhält da eine gewisse Charakteranlage. Das zeigt sich besonders
bei diesen Völkermassen, die im Volkscharakter dieses niedere
Hellsehen hatten. Ein solcher Mensch hat im wesentlichen den Drang,
von der Naturumgebung zu fordern, was er zu seinem Lebensunterhalt
braucht, und möglichst wenig zu tun, um es der Natur zu entreißen.
Schließlich weiß er ja, so wahr wie der heutige Sinnenmensch
weiß, daß es Pflanzen, Tiere und so weiter gibt, daß es göttlich-geistige
Wesenheiten gibt, die in alledem darinnenstecken; denn er sieht sie. Er
weiß auch, daß sie die mächtigen Wesen sind, die hinter den physischen
Wesenheiten stehen. Aber er kennt sie auch so genau, daß er von ihnen
fordert, sie sollen ihm ohne viel Arbeit das Dasein fristen, in das sie
ihn hineingestellt haben. Man könnte vieles anführen, was äußerlicher
Ausdruck ist für die Stimmung und Gesinnung dieser astralisch hellsehenden
Menschen. Nur eines soll jetzt dafür angeführt werden.


Von 1950 bis 1956 war Christa Slezak-Schindler an der Kasseler Waldorfschule angestellt. Sie half beim Aufbau und der Einrichtung der Buchhaltung und der Bibliothek und erledigte Korrespondenzarbeiten. Die Sprache, auch die tschechische, war eine tragende Lebenskraft für sie geworden. Im Jahr 1951 nahm sie an einem ersten Kurs in Sprachgestaltung bei der Sprachgestalterin Ingeborg Kleinsorge teil und lernte den [[Hexameter]] kennen. Viele Anthroposophen, die Goetheanum-Schauspielerin Gertrud Redlich, der Kunstmaler Bernhard Eyb oder der Dipl.-Ingenieur Paul Regenstreif zählten zu den Freunden der Familie. 1951 erlebte sie zum ersten Mal die Aufführung der Mysteriendramen Rudolf Steiners an der Goetheanumbühne. Im selben Jahr trat sie in die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, 1979 in die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum ein. Von 1956 bis 1957 war sie als Erzieherin und Aushilfslehrerin in der Rudolf Steiner Heimschule Montolieu in Bussigny bei Lausanne tätig, wo ihr Gelegenheit geboten wurde, sich praktisch in die Pädagogik einzuarbeiten. Dort machte sie auch Bekanntschaft mit dem Kunstmaler Julius Hebing und seiner Frau, der Sprachgestalterin Eva Hebing. Die Schule wurde geleitet von Rudolf Kutzli, dem Begründer des Dynamischen Formenzeichnens.
In dieser Zeit, die jetzt für uns zu betrachten wichtig ist, waren alle
diese Völkerschaften, die mit einem in der Dekadenz begriffenen Hellsehen
begabt waren, Nomadenvölker, die, ohne seßhaft zu sein, ohne
feste Wohnsitze zu gründen, als Hirten herumstreiften, keinen Fleck
besonders lieb hatten, auch das, was die Erde ihnen bot, nicht besonders
pflegten, und auch gern bereit waren zu zerstören, was um sie herum
war, wenn sie etwas brauchten zu ihrem Lebensunterhalt. Aber
etwas zu leisten, um das Kulturniveau zu erhöhen, um die Erde umzugestalten,
dazu waren diese Völker nicht aufgelegt.


Durch eine Wiedergutmachung, die sie wegen ihres nachgewiesen zwangsweisen Schulabbruches erhielt, wurde Christa Slezak-Schindler ein intensives Studium an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am [[Goetheanum]] (Dornach/Schweiz) möglich. Von Januar 1958 bis Juni 1961 wurde sie zur Sprachgestalterin ausgebildet, daneben machte sie Telefondienst in der [[Ita Wegman-Klinik]] Arlesheim. Zu ihren Lehrern zählten Gertrud Redlich<ref>Zeitschrift: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, 39. Jg., Nr. 154, Weihnachten 1985: Slezak-Schindler, C.: Totengedenken: Redlich, Gertrud</ref>  und Kurt Hendewerk<ref>{{Internetquelle | url=http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=345 | titel=Kurt Hendewerk | autor=Jörg von Kralik | hrsg=Forschungsstelle Kulturimpuls | zugriff=2012-11-09}}</ref>, ebenso Else Klevers und Dora Gutbrod<ref>{{Internetquelle | url=http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=291 | titel=Dora Gutbrod | autor=Magda Maier | hrsg=Forschungsstelle Kulturimpuls  | zugriff=2012-11-09}}</ref>. Alle ihre Lehrer waren Schüler Marie Steiners und wirkten jahrzehntelang als Schauspieler an der Goetheanum-Bühne. Auch Paul Theodor Baravalle gehörte zu ihren Sprachgestaltungs-Lehrern. Privat-Unterricht in Eurythmie erhielt sie von Isabell de Jaager. Begegnungen mit Albert Steffen und viele Gespräche mit Edwin Froböse fanden statt. 1959 erfolgte der Abschluss des Pädagogischen Seminars (Lehrerseminar) am Goetheanum. Sie erhielt die Lehrberechtigung für Rudolf Steiner Schulen und die Lehrberechtigung zum Unterricht in Sprachgestaltung. Ab 1965 zahlreiche Rezitationen, Vorträge und Seminare zur Sprachgestaltung in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz.
So entstand der große, der wichtige Gegensatz, der vielleicht zu
dem Allerwichtigsten der nachatlantischen Entwickelung gehört: der
Gegensatz zwischen diesen mehr nördlichen Völkern und den iranischen
Völkern. Bei den Iraniern entwickelte sich die Sehnsucht, einzugreifen
in das Geschehen rings um sie herum, seßhaft zu werden, was
man als Mensch und als Menschheit hat, durch Arbeit sich zu erringen,
das heißt also wirklich durch die menschlichen Geisteskräfte die Natur
umzugestalten. Das war gerade in diesem Winkel der größte Drang der
Menschen. Und unmittelbar daran stieß nach Norden jenes Volk, das
hineinschaute in die geistige Welt, das sozusagen auf «du und du»
war mit den geistigen Wesenheiten, das aber nicht gern arbeitete, das
nicht seßhaft war und gar kein Interesse daran hatte, die Kulturarbeit
in der physischen Welt vorwärts zu bringen.


1966 heiratete sie Ernst Slezak, mit dem sie die erste Klasse (die aufgrund des Schulwechsels und der mangelnden Sprachkenntnisse wiederholt werden musste) der Masaryk-Volksschule in Brünn 1934 besuchte und seitdem befreundet war. Er war als Techniker und Ingenieur bei Walter Wolman<ref>Institut für Nachrichtenübertragung, Feier des 100. Geburtstages von Prof. Dr.-Ing. Walter Wolman am 20. Januar 2001.</ref> und Wolfgang Kaiser am Institut für Nachrichtenübertragung an der Universität Stuttgart tätig. Er starb im Jahr 1995.
Das ist der größte Gegensatz vielleicht, der sich äußerlich in der
Geschichte der nachadantischen Zeiten gebildet hat, und der rein eine
Folge ist der verschiedenen Arten der Seelenentwickelung. Es ist der
Gegensatz, den man in der äußeren Geschichte auch kennt: der große
Gegensatz zwischen Iran und Turan. Aber man kennt nicht die Ursachen.
Hier haben wir jetzt die Gründe.


Christa Slezak-Schindler war nach ihrer Dornacher Studienzeit von November 1961 bis Juli 1984 als Sprachgestalterin an der Freien [[Waldorfschule]] am Kräherwald in Stuttgart tätig. Ihr Aufgabengebiet umfasste die Lehrerfortbildung, das sprachkünstlerische Unterrichten, die sprachtherapeutische Einzelbetreuung von Schülern aller Altersstufen und die Einstudierung vieler Klassenspiele und Rezitationen. Große Unterstützung erfuhr sie durch Ernst Weißert, der sie zum Schreiben ihres Buches „Künstlerisches Sprechen im Schulalter“ ermutigte, an vielen Lehrertagungen unter seiner Leitung in Stuttgart gab sie große Kurse. Ebenso aktiv arbeitete sie mit [[Helmut von Kügelgen]] in der Waldorfkindergartenbewegung zusammen, zugleich beriet sie mit Paul von der Heide die Einrichtung der sprachtherapeutischen Arbeit in der Psychosomatischen Abteilung der neugegründeten Filderklinik.
Im Norden, nach Sibirien hinein: Turan, jenes Völkergemenge, das
:Sch – !<br />
in hohem Grade mit den Erbstücken eines niederen astralischen Hellsehens
:
begabt war, das infolge dieses Lebens in der geistigen Welt
:Ganz leise, ganz leise,
keine Neigung und keinen Sinn hatte, eine äußere Kultur zu begründen,
:wir gehen auf die Reise,
sondern - weil diese Menschen mehr passiver Art waren und sogar
:der Riese schläft im Wald,
zu ihren Priestern vielfach niedere Magier und Zauberer hatten - sich
:der Morgen ist noch kalt,
namentlich da, wo es auf das Geistige ankam, mit niederer Zauberei, ja
:das Vöglein sitzt im Nest,
zum Teil sogar mit schwarzer Magie beschäftigte. Im Süden davon:
:das Nest hält es ganz fest,
Iran, jene Gegenden, in denen frühzeitig der Drang entstand, mit den
:das Vöglein fliegt ins Gras,
primitivsten Mitteln dasjenige, was in der Sinnes weit uns gegeben ist,
:das ist vom Taue nass,
durch menschliche Geisteskraft umzugestalten, so daß auf diese Weise
:die Sonne gehet auf
äußere Kulturen entstehen können.
:und scheinet warm darauf.
:Ganz leise, ganz leise,
:wir kommen von der Reise
:nach Haus, nach Haus –
:das Lied ist aus!
:''Christa Slezak-Schindler''
:Kalenderblatt<ref>Kalenderblatt (Wochennummer 32, Vorderseite) aus: Christa Slezak-Schindler: ''Sprüche und Lautspiele für Kinder. Ein immerwährender Wochenkalender mit Übungsanleitungen  und Hinweisen zur Sprachpflege'', illustriert von Christiane Lesch. Marie Steiner Verlag, 2012</ref>


Seit 1978 arbeitete sie an der von ihr mitgegründeten Schulungsstätte für Sprachgestaltung und sprachkünstlerische Therapie in Stuttgart. 1985 zog sie nach Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Dort führte sie die Schule für Sprachgestaltung und Sprachkünstlerische Therapie fort und ergänzte die Ausbildungstätigkeit durch Fortbildungskurse für Sprachgestalter, Ärzte und Lehrer. Gemeinsame Kurse mit dem Autor [[Jakob Streit]], dem Pädagogen Rudolf Kutzli, dem Flugzeugbauer und Ägyptologen Frank Teichmann, dem Astronomen Werner Perrey, dem Priester der Christengemeinschaft Harald Falck-Ytter oder dem Arzt Walther Bühler in der Freien Studienstätte in Unterlengenhardt. In den jährlichen Fortbildungswochen für Sprachgestalter und Sprachtherapeuten, in zahlreichen Wochenendkursen und Seminaren für Pädagogen und Heilpädagogen, in Ärztekursen und Einführungsveranstaltungen für Interessierte stellte Christa Slezak-Schindler die Entwicklung einer Methodik der Sprachkünstlerischen Therapie<ref>{{Internetquelle | url=http://register.dpma.de/DPMAregister/marke/register/301397708/DE | titel=Sprachkünstlerische Therapie nach Christa Slezak-Schindler | autor=DPMA Register | hrsg=Deutsches Patent- und Markenamt | zugriff=2012-11-09}}</ref> dar, die heute innerhalb der anthroposophisch geprägten Sprachtherapie eine selbstständige Richtung bildet.
Das ist der große Gegensatz zwischen Iran und Turan. In einer
[[Datei:Christa Slezak-Schindler im Tonstudio, 6. Dezember 2012.jpg|miniatur|hochkant=0.8|''Christa Slezak-Schindler im Tonstudio, 6. Dezember 2012'']]
schönen Weise wird mythisch, legendenhaft angedeutet, wie der nach
dieser Kulturseite vorgeschrittenste Teil der Menschen von Norden
herunterzog bis in die Gegend, die wir als die iranische angesprochen
haben. Und wenn uns in der Legende von Dschemshid, jenem Könige,
der seine Völker von Norden heruntergeführt hat nach Iran, erzählt
wird: er bekam von jenem Gotte, der nach und nach anerkannt werden
wird, den er Ahura Mazdao nannte, einen goldenen Dolch, mit
dem er seine Mission auf der Erde erfüllen sollte - dann müssen wir
uns klar sein, daß mit dem goldenen Dolch des Königs Dschemshid,
der seine Völker herausentwickelte aus der trägen Masse der Turanier,
dasjenige gegeben war, was das an die äußeren Menschenkräfte gebundene
Weisheitsstreben ist, jenes Weisheitsstreben, welches die vorher
in Dekadenz gekommenen Kräfte wieder heraufentwickelt und sie
durchdringt und durchwebt mit dem, was der Mensch auf dem physischen
Plan an Geisteskraft erringen kann. Dieser goldene Dolch hat
als Pflug die Erde umgegraben, hat aus der Erde Ackerland gemacht,
hat die ersten primitivsten Erfindungen der Menschheit gebracht. Er
hat fortgewirkt und wirkt bis heute in alledem, auf das die Menschen als
ihre Kulturerrungenschaften stolz sind. Das ist etwas Bedeutsames, daß
der König Dschemshid, der herunterzog aus Turan in die iranischen
Gebiete, von Ahura Mazdao diesen goldenen Dolch erhielt, der den
Menschen die Kraft gibt, sich die äußere sinnliche Welt zu erarbeiten.


Neben Dora Gutbrod gilt Christa Slezak-Schindler als Pionier der Therapeutischen Sprachgestaltung<ref>Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie [http://bvakt.de/ BVAKT]</ref> und wirkte zusammen mit ihren Mitarbeitern von 1989 bis 1998 in der kunsttherapeutischen Forschungsgruppe der Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach mit. Als Ergebnis dieser Arbeit ist das Buch „Therapeutische Sprachgestaltung“<ref>Dietrich von Bonin, Barbara Denjean-von Stryk, ''Therapeutische Sprachgestaltung'', Stuttgart, 2002, ISBN 978-3-926444-47-9</ref> anzusehen, in dem Barbara Denjean-von Stryk die Beiträge der Schule von Christa Slezak-Schindler, Dietrich von Bonin die Beiträge der Dora-Gutbrod-Schule zusammenfasste. Verhinderte Christa Slezak-Schindler während dieser Zeit noch eine Spaltung der Forschungsgruppe, erfolgte später aus Gründen der Qualitäts- und Identitätssicherung ihrer Arbeit vor allem im Aus- und Fortbildungsbereich die Rückkehr zur ursprünglich von ihr so genannten Sprachkünstlerischen Therapie, die sich in wesentlichen Punkten von der Therapeutischen Sprachgestaltung unterscheidet, diese aber dennoch integriert. So vertritt Christa Slezak-Schindler neben dem etablierten einen zweiten, nichtmedizinischen Heilstrom innerhalb der anthroposophischen Bewegung, der seinen Ursprung in der Zusammenarbeit Rudolf Steiners und Marie Steiner-von Sivers´ findet und zu einer Heilkunst führt, die eine Erweiterung der Anthroposophischen Medizin bedeutet und letztlich nicht ärztlich verordnet werden kann. Marie Steiner: „Wir haben den heilenden Atem.“<ref>Christa Slezak-Schindler: ''Heilkünstlerisches Sprachgestalten.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2005, ISBN 3-9808022-9-9.</ref>
Dieselbe Wesenheit, von der dieser goldene Dolch stammt, ist auch
der große Inspirator jenes Führers der iranischen Bevölkerung, den
wir als Zarathustra oder Zoroaster, Zerdutsch kennen. Und Zarathustra
war es, der in uralten Zeiten - bald nach der atlantischen Katastrophe
- mit den Gütern, die er aus den heiligen Mysterien heraustragen
konnte, jenes Volk durchdrang, das den Drang hatte, die äußere Kultur
mit menschlicher Geisteskraft zu durchweben. Dazu sollte Zarathustra
diesen Völkern, die nicht mehr die alte atlantische Fähigkeit hatten,
hineinzuschauen in die geistige Welt, neue Aussichten und neue Hoffnungen
auf die geistige Welt geben. So eröffnete Zarathustra jenen Weg,
den wir öfter besprochen haben, auf dem die Völker einsehen sollten,
daß in dem äußeren Sonnenlichtleib nur gegeben ist der äußere Leib
eines hohen geistigen Wesens, welches er, im Gegensatz zu der kleinen
menschlichen Aura, die «Große Aura», Ahura Mazdao nannte. Er
wollte damit andeuten, daß dieses zwar jetzt noch weit entfernte Wesen
einstmals heruntersteigen würde auf die Erde, um innerhalb der
Menschheitsgeschichte sich substantiell mit der Erde zu vereinigen und
im Menschheitswerden weiter zu wirken. Damit wurde für diese Menschen
von Zarathustra auf dieselbe Wesenheit hingewiesen, die später
in der Geschichte als der Christus lebte." {{Lit|{{G|123|24ff}}}}
</div>


Das vorrangige Streben nach staatlicher Anerkennung der Sprachgestalter-Ausbildung, das zunehmende Übergewicht konventioneller, naturwissenschaftlich geprägter Weltanschauung und die damit einhergehende Verdrängung (heil-)künstlerischen Wissens, der allgemeine Niedergang der Sprachgestaltung zugunsten des ebenfalls konventionell orientierten Schauspiels, vor allem aber die weitgehende Verständnislosigkeit vonseiten der Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum und einzelner anthroposophischer Ärzte sowie die fehlende Unterstützung ihrer Arbeit durch die Sektion für Redende und Musizierende Künste am Goetheanum unter der Leitung des Eurythmisten Werner Barfod führten nach jahrelangen, aber fruchtlosen Bemühungen um Verständigung, Wahrnehmung und ideelle Unterstützung Mai 2005 zum Verlassen der Sektion für Redende und Musizierende Künste und Januar 2009 zum Austritt aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.
== Sonstiges ==
 
Der Name ''Turan'' lebt auch in dem weiblichen Vornamen und literarischen [[Wikipedia:Sujet|Sujet]] [[Wikipedia:Turandot (Begriffsklärung)|''Turan Docht'']] (Turans Tochter) weiter.
2000 gründete Christa Slezak-Schindler das Institut für Sprachgestaltung in Fortführung ihrer künstlerischen Forschungsarbeit, welche der Erhaltung und Weiterentwicklung der Sprachgestaltung und ihrer heilkünstlerischen Möglichkeiten dienen soll. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das weitere Erschließen der Sprachübungen Rudolf Steiners, das Aufsuchen der Kraftzentren von Lauten und der Wirkungen von Rhythmen, das Einfühlen und Einleben in den Atem, die Stimmarbeit und die Behandlung von Bewegung in der Sprachgebärde. Die sprachbegleitende Bewegung, insbesondere auch die lautbegleitende Bewegung wurde seit 1956 entwickelt und vermittelt.
 
Januar 2002 erfolgte die Adoption ihres Schülers und Mitarbeiters Otto Ph. Sponsel-Slezak, der am 10. September 2001 den Marie Steiner Verlag gründete.  Die anthroposophische Augenärztin Elfriede Lötterle (* 30. September 1915, † 14. Dezember 2009) ermöglichte die Einrichtung des ''Hauses der Sprache'' in Bad Liebenzell-Unterlengenhardt, in dem sich auch der Marie Steiner Verlag, die Praxis für künstlerisches Sprechen und das Institut für Sprachgestaltung befinden.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.haus-der-sprache.org/haus_der_sprache.html | titel=Haus der Sprache | autor=Christa Slezak-Schindler, Otto Ph. Sponsel-Slezak | hrsg=Haus der Sprache | zugriff=2012-11-09}}</ref>
 
== Schriften ==
* ''Sprachanbahnung – Sprechfreude. Hinweise für Sprachgestalter, Erzieher, Lehrer und Eltern.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2009, ISBN 978-3-9808022-8-4.
* ''Heilkünstlerisches Sprachgestalten.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2005, ISBN 3-9808022-9-9.
* ''Die Kunst der Sprachgestaltung im Atemraum der Zeit.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2011, ISBN 978-3-9813255-7-7.
* mit Otto Ph. Sponsel-Slezak: ''Sprachgestaltung in der Oberstufe. Hinweise für Eltern, Lehrer, Erzieher und Sprachgestalter.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2009, ISBN 978-3-9808022-6-0.
* ''Was ist sprachkünstlerische Therapie?'' Verlag am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-1142-2.
* ''Vom Leben mit dem Wort. Fünf heilende Wirksamkeiten der Sprache und des Sprechens.'' Verlag am Goetheanum, Dornach 1992, ISBN 3-7235-0668-2.
* ''Der Schulungsweg der Sprachgestaltung und praktische Anregungen für die sprachkünstlerische Therapie. Ein Weg zum heilkräftigen Wort.'' Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1985, ISBN 3-7235-0413-2.
* ''Künstlerisches Sprechen im Schulalter. Grundlegendes für Lehrer und Erzieher, die im Sinne der Erziehungskunst Rudolf Steiners arbeiten.'' 8., wesentlich erweiterte und verbesserte Auflage. Pädagogische Forschungsstelle, Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell, 2007, ISBN 978-3-927286-74-0.
* ''Sprüche und Lautspiele für Kinder. Ein immerwährender Wochenkalender mit Übungsanleitungen und Hinweisen zur Sprachpflege, illustriert von Christiane Lesch.'' Marie-Steiner-Verlag, Bad Liebenzell 2012, ISBN 978-3-9813255-3-9.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Weblinks ==
== Literatur ==
* {{DNB-Portal|1018889388}}
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* [http://www.fonoteca.ch/ Werke von Christa Slezak-Schindler] in der Schweizer Nationalphonothek


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#Rudolf Steiner: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5 {{Vorträge|123}}


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Version vom 5. April 2014, 16:08 Uhr

Lage Zentralasiens

Turan (persisch توران, DMG Tūrān), wörtlich „[Land des] Tūr“, eines Sohnes des sechsten mythischen Urkönigs Fereydūn[1], bezeichnet, ähnlich wie Transoxanien oder Turkestan, ein nicht näher umrissenes zentralasiatisches Gebiet oder Land nordöstlich des Iran, das auch das Tiefland von Turan mit umfasst. Der Begriff stammt aus der iranischen Mythologie und steht u. a. im Schāhnāme für das Land der Nicht-Iraner (Aniran) jenseits des Oxus, dem heutigen Amudarja. Vor diesem Hintergrund wurde Turan später auch als Urheimat aller Turkvölker betrachtet.

Turan in der persischen Mythologie

Kampfszene zwischen den Truppen Irans und Turans unter Kai-Chosrau und Afrasiyab (timuridische Schahnama-Illustration von 1430)

Nach der Sage teilte Schah Fereydun die Welt unter seinen drei Söhnen Iradsch, Salam und Tur auf: Iradsch erhielt mit Iran das Herzstück des Reiches, Salam den Westen mit Kleinasien. Tur bekam alles Land jenseits des Oxus (heute Amudarja), das fortan Turan hieß:

Dann gab an Tur er Turan hin,
Und macht’ ihn zum Herrn von Turk und Tschin.

Firdosi’s Königsbuch[2]

Die avestische Figur „Afrāsiyāb“ (persisch افراسياب; avestisch Fraŋrasyan; mittelpersisch Frāsiyāv), Sohn von Paschang, gilt als der bekannteste der Könige von Tūrān.[1]

Als „Turaner“ (Tūrīya) wurden ursprünglich, d. h. im Avesta, iranischsprachige Nomaden der Steppe, wie etwa die Skythen und Saken, bezeichnet. Der Kampf zwischen Iran als Land der Noblen/Edlen und Turan als Land der Mächtigen ist ein bedeutender Teil der iranischen Mythologie. Im Zuge des Einstroms türkischer Nomaden ins südliche Zentralasien und ins Iranische Hochland sowie der Gründung türkischer Reiche in diesem Gebiet (siehe Göktürken) wurde der Begriff zu einem Synonym für das Siedlungsgebiet der Turkvölker. Im Mittelalter wurde Turan in Wikipedia:Firdausis Schāhnāme und anderer persischer Literatur mit Gebieten gleichgesetzt, die von turksprachigen Stämmen bewohnt waren.[3]

Die Wurzel dieser mythologischen Überlieferungen liegen nach Rudolf Steiner bereits in der Urpersischen Zeit (5067 - 2907 v. Chr.). Turan wurde demnach damals von Nomadenvölkern, den Turaniern, durchstreift, die noch über ein dekatentes atavistisches Hellsehen verfügten.

"Vollständig verstehen, auch äußerlich, kann man das, was ostwärts und südwärts vom Kaspisee sich abspielte, nur dann, wenn man es vergleicht mit dem, was mehr nördlich davon vorging, also in Gegenden, die an das heutige Sibirien, an das heutige Rußland angrenzen, sogar bis nach Europa hinein sich erstrecken. Da waren Menschen, welche sich in hohem Grade das alte Hellsehen bewahrt hatten, und bei denen sich in gewisser Beziehung die Waage hielten die Möglichkeit des alten geistigen Wahrnehmens und die des sinnlichen Anschauens, des neuen Verstandesdenkens. Bei ihnen war in weitesten Kreisen noch ein Hineinschauen in die geistige Welt vorhanden. Wenn man den Charakter dieses Hineinschauens in die geistige Welt, das allerdings schon auf eine niedere Stufe heruntergestiegen war und bei diesen Völkerschaften im wesentlichen - wie wir heute sagen würden - ein niederes astralisches Hellsehen war, in Betracht zieht, so ergibt sich für die Gesamtentwickelung der Menschheit eine bestimmte Folge daraus. Wer mit dieser Art von Hellsehen begabt ist, wird ein ganz bestimmter Mensch. Der Mensch erhält da eine gewisse Charakteranlage. Das zeigt sich besonders bei diesen Völkermassen, die im Volkscharakter dieses niedere Hellsehen hatten. Ein solcher Mensch hat im wesentlichen den Drang, von der Naturumgebung zu fordern, was er zu seinem Lebensunterhalt braucht, und möglichst wenig zu tun, um es der Natur zu entreißen. Schließlich weiß er ja, so wahr wie der heutige Sinnenmensch weiß, daß es Pflanzen, Tiere und so weiter gibt, daß es göttlich-geistige Wesenheiten gibt, die in alledem darinnenstecken; denn er sieht sie. Er weiß auch, daß sie die mächtigen Wesen sind, die hinter den physischen Wesenheiten stehen. Aber er kennt sie auch so genau, daß er von ihnen fordert, sie sollen ihm ohne viel Arbeit das Dasein fristen, in das sie ihn hineingestellt haben. Man könnte vieles anführen, was äußerlicher Ausdruck ist für die Stimmung und Gesinnung dieser astralisch hellsehenden Menschen. Nur eines soll jetzt dafür angeführt werden.

In dieser Zeit, die jetzt für uns zu betrachten wichtig ist, waren alle diese Völkerschaften, die mit einem in der Dekadenz begriffenen Hellsehen begabt waren, Nomadenvölker, die, ohne seßhaft zu sein, ohne feste Wohnsitze zu gründen, als Hirten herumstreiften, keinen Fleck besonders lieb hatten, auch das, was die Erde ihnen bot, nicht besonders pflegten, und auch gern bereit waren zu zerstören, was um sie herum war, wenn sie etwas brauchten zu ihrem Lebensunterhalt. Aber etwas zu leisten, um das Kulturniveau zu erhöhen, um die Erde umzugestalten, dazu waren diese Völker nicht aufgelegt.

So entstand der große, der wichtige Gegensatz, der vielleicht zu dem Allerwichtigsten der nachatlantischen Entwickelung gehört: der Gegensatz zwischen diesen mehr nördlichen Völkern und den iranischen Völkern. Bei den Iraniern entwickelte sich die Sehnsucht, einzugreifen in das Geschehen rings um sie herum, seßhaft zu werden, was man als Mensch und als Menschheit hat, durch Arbeit sich zu erringen, das heißt also wirklich durch die menschlichen Geisteskräfte die Natur umzugestalten. Das war gerade in diesem Winkel der größte Drang der Menschen. Und unmittelbar daran stieß nach Norden jenes Volk, das hineinschaute in die geistige Welt, das sozusagen auf «du und du» war mit den geistigen Wesenheiten, das aber nicht gern arbeitete, das nicht seßhaft war und gar kein Interesse daran hatte, die Kulturarbeit in der physischen Welt vorwärts zu bringen.

Das ist der größte Gegensatz vielleicht, der sich äußerlich in der Geschichte der nachadantischen Zeiten gebildet hat, und der rein eine Folge ist der verschiedenen Arten der Seelenentwickelung. Es ist der Gegensatz, den man in der äußeren Geschichte auch kennt: der große Gegensatz zwischen Iran und Turan. Aber man kennt nicht die Ursachen. Hier haben wir jetzt die Gründe.

Im Norden, nach Sibirien hinein: Turan, jenes Völkergemenge, das in hohem Grade mit den Erbstücken eines niederen astralischen Hellsehens begabt war, das infolge dieses Lebens in der geistigen Welt keine Neigung und keinen Sinn hatte, eine äußere Kultur zu begründen, sondern - weil diese Menschen mehr passiver Art waren und sogar zu ihren Priestern vielfach niedere Magier und Zauberer hatten - sich namentlich da, wo es auf das Geistige ankam, mit niederer Zauberei, ja zum Teil sogar mit schwarzer Magie beschäftigte. Im Süden davon: Iran, jene Gegenden, in denen frühzeitig der Drang entstand, mit den primitivsten Mitteln dasjenige, was in der Sinnes weit uns gegeben ist, durch menschliche Geisteskraft umzugestalten, so daß auf diese Weise äußere Kulturen entstehen können.

Das ist der große Gegensatz zwischen Iran und Turan. In einer schönen Weise wird mythisch, legendenhaft angedeutet, wie der nach dieser Kulturseite vorgeschrittenste Teil der Menschen von Norden herunterzog bis in die Gegend, die wir als die iranische angesprochen haben. Und wenn uns in der Legende von Dschemshid, jenem Könige, der seine Völker von Norden heruntergeführt hat nach Iran, erzählt wird: er bekam von jenem Gotte, der nach und nach anerkannt werden wird, den er Ahura Mazdao nannte, einen goldenen Dolch, mit dem er seine Mission auf der Erde erfüllen sollte - dann müssen wir uns klar sein, daß mit dem goldenen Dolch des Königs Dschemshid, der seine Völker herausentwickelte aus der trägen Masse der Turanier, dasjenige gegeben war, was das an die äußeren Menschenkräfte gebundene Weisheitsstreben ist, jenes Weisheitsstreben, welches die vorher in Dekadenz gekommenen Kräfte wieder heraufentwickelt und sie durchdringt und durchwebt mit dem, was der Mensch auf dem physischen Plan an Geisteskraft erringen kann. Dieser goldene Dolch hat als Pflug die Erde umgegraben, hat aus der Erde Ackerland gemacht, hat die ersten primitivsten Erfindungen der Menschheit gebracht. Er hat fortgewirkt und wirkt bis heute in alledem, auf das die Menschen als ihre Kulturerrungenschaften stolz sind. Das ist etwas Bedeutsames, daß der König Dschemshid, der herunterzog aus Turan in die iranischen Gebiete, von Ahura Mazdao diesen goldenen Dolch erhielt, der den Menschen die Kraft gibt, sich die äußere sinnliche Welt zu erarbeiten.

Dieselbe Wesenheit, von der dieser goldene Dolch stammt, ist auch der große Inspirator jenes Führers der iranischen Bevölkerung, den wir als Zarathustra oder Zoroaster, Zerdutsch kennen. Und Zarathustra war es, der in uralten Zeiten - bald nach der atlantischen Katastrophe - mit den Gütern, die er aus den heiligen Mysterien heraustragen konnte, jenes Volk durchdrang, das den Drang hatte, die äußere Kultur mit menschlicher Geisteskraft zu durchweben. Dazu sollte Zarathustra diesen Völkern, die nicht mehr die alte atlantische Fähigkeit hatten, hineinzuschauen in die geistige Welt, neue Aussichten und neue Hoffnungen auf die geistige Welt geben. So eröffnete Zarathustra jenen Weg, den wir öfter besprochen haben, auf dem die Völker einsehen sollten, daß in dem äußeren Sonnenlichtleib nur gegeben ist der äußere Leib eines hohen geistigen Wesens, welches er, im Gegensatz zu der kleinen menschlichen Aura, die «Große Aura», Ahura Mazdao nannte. Er wollte damit andeuten, daß dieses zwar jetzt noch weit entfernte Wesen einstmals heruntersteigen würde auf die Erde, um innerhalb der Menschheitsgeschichte sich substantiell mit der Erde zu vereinigen und im Menschheitswerden weiter zu wirken. Damit wurde für diese Menschen von Zarathustra auf dieselbe Wesenheit hingewiesen, die später in der Geschichte als der Christus lebte." (Lit.: GA 123, S. 24ff)

Sonstiges

Der Name Turan lebt auch in dem weiblichen Vornamen und literarischen Sujet Turan Docht (Turans Tochter) weiter.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ehsan Yarshater: AFRĀSĪĀB. In: Encyclopædia Iranica. Bd 1. Roudlege, New York 1989, 2009. ISBN 0-7100-9099-4
  2. Friedrich Rückert: Firdosi’s Königsbuch (Schahname) Sage I-XIII. Reimer, Berlin 1890, 2010, S. 86 (Repr.). ISBN 3-86931-356-0
  3. „Turan was one of the nomadic Iranian tribes mentioned in the Avesta. However, in Firdousi’s poem, and in the later Iranian tradition generally, the term Turan is perceived as denoting lands inhabited by Turkic speaking tribes.“ In: I.M. Diakonoff: The Paths of History. University Press, Cambridge 1999, S. 100. ISBN 0-521-64348-1

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Turan (Mythologie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation und der Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine (Mythologie)&action=history Liste der Autoren verfügbar.