Produktion

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Produktion (von lat. producere, "hervorführen") umfasst im allgemeinsten Sinn die Zeugung bzw. Erzeugung aller materiellen oder immateriellen, physischen, seelischen und geistigen Entitäten. Zu den so gebildeten Produkten zählen alle Stoffe und die daraus gefertigten Dinge, Energie, Information, lebendige Wesen von der einfachsten Zelle bis zu ganzen komplexen Lebewesen, alle Seelenregungen, Gedanken usw. Alle materiellen und immateriellen Mittel und Leistungen, die zur Produktion von Gütern notwendig sind, werden auch als Produktionsfaktoren bezeichnet.

Begriffe

Im Wirtschaftsleben dient die Produktion der Herstellung (Erzeugung) von Waren zur Befriedigung bestimmter menschlicher Bedürfnisse unter Einsatz von Arbeit und geeigneten Produktionsmitteln. Insofern es sich dabei um materielle Güter handelt, sind dazu gegebenenfalls auch entsprechende Rohstoffe und Energie nötig.

Urproduktion

Der Begriff Urproduktion bezeichnet im materiellen Sinn „die unmittelbare Nutzung der Erde durch Bergbau, Landwirtschaft und Fischerei“.[1] Im 19. Jahrhundert war dieser Begriff noch auf die Landwirtschaft beschränkt.[2] Für Thomas Bargatzky umfasst Urproduktion das Denken und Handeln,[3] weil das Wachsen der Pflanzen auch ohne Zutun des Menschen erfolgt.

Überproduktion

"Es wird also heute für den Markt ohne Rücksicht auf den Konsum produziert... man stapelt in den Lagerhäusern und durch die Geldmärkte alles zusammen, was produziert wird, und dann wartet man, wieviel gekauft wird. Diese Tendenz wird immer größer werden, bis sie sich - wenn ich jetzt das Folgende sagen werde, werden Sie finden, warum - in sich selber vernichten wird. Es entsteht dadurch, daß diese Art von Produktion im sozialen Leben eintritt, im sozialen Zusammenhang der Menschen auf der Erde genau dasselbe, was im Organismus entsteht, wenn so ein Karzinom entsteht. Ganz genau dasselbe, eine Krebsbildung, eine Karzinombildung, Kulturkrebs, Kulturkarzinom! So eine Krebsbildung schaut derjenige, der das soziale Leben geistig durchblickt; er schaut, wie überall furchtbare Anlagen zu sozialen Geschwürbildungen aufsprossen. " (Lit.: GA 153, S. 174ff.)

Auf eben dieser Überproduktionswirtschaft beruht der gesamte westliche Kapitalismus. So werden von Lebensmittelmärkten regelmäßig tonnenweise "unverkäufliche" Lebensmittel entsorgt, obwohl diese noch genießbar wären. Gibt es keine Möglichkeit der Erschließung neuer Märkte, so stagniert die Produktion vor allem technischer Gerätschaften, bis hin zum Fahrzeug. Stagnation bedeutet für den Kapitalismus bereits einen wirtschaftlichen Niedergang. Daher müssen ständig neue Produkte den Abverkauf wiederbeleben, was nur funktioniert, wenn die Konsumenten bis an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten zum Konsum aufgestachelt werden.

Die Produktion in Durchführung der sozialen Dreigliederung

"Was ist denn notwendig für die Produktion? Ist in Wirklichkeit Kapital notwendig? Nein! Es ist eben ein Unsinn, daß Kapital notwendig ist. Damit die Produktionsmittel bedient werden können, ist notwendig, daß geistige Arbeit da ist. Das versteht natürlich jeder Arbeiter, daß geistige Leitung, geistige Arbeit da sein muß. Und er versteht auch, daß er bald aufhören müßte zu arbeiten, wenn nicht eine geistige Leitung, geistige Arbeit, vorhanden wäre. Aber heute geht es nicht um geistige Leitung, sondern um den Privatbesitz an den Produktionsmitteln und um die Rentabilität, um die Anlagefähigkeit wiederum des im Produktionsmittel steckenden Kapitals. Deshalb ist es notwendig, daß man die Produktionsmittel herauslöst aus dem Wirtschaftsprozeß, so daß sie durch die soziale Ordnung selbst immer an den gelangen können, der die entsprechenden Fähigkeiten hat und zu dem die Arbeiter Vertrauen haben. Deshalb will die Dreigliederung des sozialen Organismus den selbständigen Geistesorganismus. Es ist einfach Unsinn, wenn gesagt wird, [daß dadurch neue Besitzverhältnisse geschaffen werden …] In diesem Geistesleben, das ja mit den anderen Zweigen des Lebens in enger Verbindung steht, wird dann dafür gesorgt, daß die Produktionsmittel ihren Weg durch die Welt anders machen als durch Kauf. Und in dem, was ich den Rechtsstaat nenne – er hat ja wahrhaftig nichts mehr mit dem alten Staat zu tun –, wird dafür gesorgt werden, daß die Arbeitskraft ihr Recht bekommen kann. Im Wirtschaftsleben selbst bleiben dann nur noch die Warenerzeugung, die Warenverteilung und die Warenkonsumtion." (Lit.: GA 331, S. 63f.)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
  2. Korpusbelege (Deutsches Textarchiv (1473–1927) im Wortauskunftssystem DWDS
  3. Thomas Bargatzky: Mythos, Weg und Welthaus: Erfahrungsreligion als Kultus und Alltag, LIT Verlag Münster 2007, dort z.B. auf Seite 72