Das Böse: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Böse''', das fünfte der [[sieben Lebensgeheimnisse]], ist nach der Ansicht [[Rudolf Steiner]]s ein ursprünglich [[Das Gute|Gutes]], das, anstatt sich weiterzuentwickeln, in seiner unveränderten früheren Gestalt in einem späteren Zeitalter nachwirkt. Böses kann aber auch dadurch entstehen, dass etwas, das erst in einem späteren Zeitalter wirksam werden soll, in unreifer Form zu früh auftritt. ''Das Böse ist ein zeitversetztes Gutes''. Der Kampf zwischen Gutem und Bösem besteht in der Auseinandersetzung des Früheren mit dem Späteren, des Alten mit dem Neuen.  
Das '''Böse''' ({{HeS|רָע|ra'}}), das [[fünf]]te der [[sieben Lebensgeheimnisse]], ist nach der Ansicht [[Rudolf Steiner]]s ein ursprünglich [[Das Gute|Gutes]], das, anstatt sich weiterzuentwickeln, in seiner unveränderten früheren Gestalt in einem späteren Zeitalter nachwirkt. Böses kann aber auch dadurch entstehen, dass etwas, das erst in einem späteren Zeitalter wirksam werden soll, in unreifer Form zu früh auftritt. ''Das Böse ist ein zeitversetztes Gutes''. Der Kampf zwischen Gutem und Bösem besteht in der Auseinandersetzung des Früheren mit dem Späteren, des Alten mit dem Neuen.  


Die [[Evolution]] bedarf des Bösen als notwendigem Gegengewicht zum Guten; nur durch den Ausgleich beider kann das Weltenziel erreicht werden. Dazu müssen gewisse [[Geistige Wesen|geistige Wesenheiten]] zum Heil der Gesamtentwicklung das Opfer bringen, in ihrer regelrechten Entwicklung zurückzubleiben. Sie werden dadurch zu [[Widersacher]]mächten, die aber durch ihren Widerstand die Entwicklung insgesamt fördern. Insbesondere kann die [[Freiheit]] für den [[Mensch]]en nur dadurch errungen werden, dass er die Wahl zwischen dem Bösen und dem Guten hat.  
Die Evolution bedarf des Bösen als notwendigem Gegengewicht zum Guten; nur durch den Ausgleich beider kann das Weltenziel erreicht werden. Dazu müssen gewisse [[Geistige Wesen|geistige Wesenheiten]] zum Heil der Gesamtentwicklung das Opfer bringen, in ihrer regelrechten Entwicklung zurückzubleiben. Sie werden dadurch zu [[Widersacher]]mächten, die aber durch ihren Widerstand die Entwicklung insgesamt fördern. Insbesondere kann die [[Freiheit]] für den [[Mensch]]en nur dadurch errungen werden, dass er die Wahl zwischen dem Bösen und dem Guten hat.  


Nach der [[Urperser|urpersischen]] Anschauung ist das Gute und Böse hervorgegangen aus [[Zaruana Akarana]], der unerschaffenen [[Zeit]]. Sobald dasjenige, was in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] (-> [[Devachan]]) Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich notwendig in ein Böses und ein Gutes. Das Gewordene, das in seiner Form erstarrt und dann nur mehr der Verwesung, dem Verfall anheimfällt, wird zum Bösen, während das Gute ein Werdendes ist, das sich noch etwas von der ursprünglichen [[Schöpferkraft]] bewahrt hat. Durch den Fall des Ewigen in die Zeitlichkeit gliedern sich die [[Tierkreis]]wesenheiten in zwei Sphären: in die 7 vom [[Widder]] an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen, die das Gute repräsentieren, und in die vom [[Skorpion]] an absteigenden 5 Nacht-Tierkreiszeichen, die mit den Kräften des Bösen verwandt sind. Für den Urperser war der Gegensatz des Guten zum Bösen noch keine moralische Frage, sondern eine des Wechselspiels kosmischer Kräfte. Erst im [[Hebräer]]tum entwickelte sich der Begriff der ''menschlichen [[Schuld]]''.
Nach der [[Urperser|urpersischen]] Anschauung ist das Gute und Böse hervorgegangen aus [[Zaruana Akarana]], der unerschaffenen [[Zeit]]. Sobald dasjenige, was in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] ([[Devachan]]) Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich notwendig in ein Böses und ein Gutes. Das Gewordene, das in seiner Form erstarrt und dann nur mehr der Verwesung, dem Verfall anheimfällt, wird zum Bösen, während das Gute ein Werdendes ist, das sich noch etwas von der ursprünglichen [[Schöpferkraft]] bewahrt hat. Durch den Fall des Ewigen in die Zeitlichkeit gliedern sich die [[Tierkreis]]wesenheiten in zwei Sphären: in die 7 vom [[Widder]] an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen, die das Gute repräsentieren, und in die vom [[Skorpion (Sternbild)|Skorpion]] an absteigenden 5 Nacht-Tierkreiszeichen, die mit den Kräften des Bösen verwandt sind. Für den Urperser war der Gegensatz des Guten zum Bösen noch keine moralische Frage, sondern eine des Wechselspiels kosmischer Kräfte. Erst im [[Hebräer]]tum entwickelte sich der Begriff der ''menschlichen [[Schuld]]''.


Das Urgeheimnis des Bösen hängt nach [[Rudolf Steiner]] mit dem [[Streit am Himmel]] zusammen, dessen Folgen dem menschlichen [[Astralleib]] während der [[Erdenentwicklung]] durch die [[Luzifer|luziferischen Geister]] einverleibt wurden.
== Das Urgeheimnis des Bösen - Der Streit am Himmel ==
{{Hauptartikel|Streit am Himmel}}


Es gibt in diesem Sinn kein absolutes Gutes und kein absolutes Böses, sondern beide bestimmen sich durch ihre Relation zueinander. Was auf einem Gebiet gut ist, kann auf einem anderen Gebiet böse werden. Für den Menschen kommt es darauf an, dass er die dem jeweiligen Entwicklungszustand gemäße Wahl trifft. So wird der kosmische Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen nach und nach zu einer Frage der menschlichen [[Verantwortung]]. Indem sich der Mensch durch sein geistiges Streben vom Zeitlichen zum Ewigen erhebt und etwas von dem Ewigen aufnimmt, das sich gnädig zu ihm herniedersenkt, löst er den Gegensatz von Gut und Böse wieder auf.
Das Urgeheimnis des Bösen hängt nach [[Rudolf Steiner]] mit dem [[Streit am Himmel]] zusammen, dessen Folgen dem menschlichen [[Astralleib]] während der [[Erdenentwicklung]] durch die [[Luzifer|luziferischen Geister]] einverleibt wurden. In der Übergangszeit von der [[Alte Sonne|alten Sonne]] zum [[Alter Mond|alten Mond]] wurden [[Wesenheit]]en aus der [[Hierarchie]] der [[Dynameis]] ([[Geister der Bewegung]] oder [[Mächte]]) gleichsam ''"abkommandiert"'', um als [[Widersacher]] die fortschreitende Entwicklung zu hemmen, aber gerade dadurch einen neuen wesentlichen Evolutionssprung zu bewirken. Diese Mächte waren an sich noch nicht böse und hätten auch nicht aus eigenem [[Wille]]n zu hemmenden Kräften werden können. Aber indem sie Sturm liefen gegen die normale Entwicklung und der Evolution dadurch neue Wege eröffneten, wurde sie letzlich auch zu '''Erzeugern des Bösen'''.  


Siehe auch: [[Widersacher]]
Bereits während der [[Alter Mond|alten Mondenentwicklung]] wurden die zurückgebliebenen [[Dynameis]] zu Verführern der damals die [[Menschheitsstufe]] durchlaufenden [[Angeloi]] ([[Engel]]). Ein Teil dieser Engelwesenheiten blieb dadurch in seiner Entwicklung zurück, wodurch sie zu [[luziferisch]]en Wesenheiten wurden. Während der späteren [[Erdentwicklung]] impften diese luziferischen Engel in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] die Folgen des ''Streits am Himmel'' in den [[Astralleib]] des [[Mensch]]en und gaben diesem dadurch die Möglichkeit zum Bösen, eröffneten ihm aber zugleich den Weg zur [[Freiheit]].


[[Kategorie:Grundbegriffe]]
Es gibt in diesem Sinn kein absolutes Gutes und kein absolutes Böses, sondern beide bestimmen sich durch ihre Relation zueinander. Was auf einem Gebiet gut ist, kann auf einem anderen Gebiet böse werden. Für den Menschen kommt es darauf an, dass er die dem jeweiligen Entwicklungszustand gemäße Wahl trifft. So wird der kosmische Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen nach und nach zu einer Frage der menschlichen Verantwortung. Indem sich der Mensch durch sein geistiges Streben vom Zeitlichen zum Ewigen erhebt und etwas von dem Ewigen aufnimmt, das sich gnädig zu ihm herniedersenkt, löst er den Gegensatz von Gut und Böse wieder auf.
 
== Die Mannigfaltigkeit des Bösen ==
Ebenso wie die [[Dreigliederung]] des menschlichen Organismus, so existiert auch eine ''Dreigliederung des Bösen'', die durch ihre Polarität eine Steigerung der Kräfte des Bösen erst hervorruft. Diese wesenhaften [[Widersacher]]mächte tragen in der [[Anthroposophie]] die Bezeichnungen:
[[Luzifer]] und [[Ahriman]] sowie [[Sorat]]-[[Asuras]].
 
{{GZ|Sehen Sie, man kann sagen, wenn man den Menschen schematisch
so betrachtet (siehe Zeichnung): Viertes griechisch-lateinisches Zeitalter,
fünftes Zeitalter - Geburt und Tod erblickte der Mensch bewußt
in diesem vierten Zeitalter, wenn er ins Innere seines Menschen hineinschaute;
jetzt muß er Geburt und Tod äußerlich im geschichtlichen
Leben erblicken und von da aus es auch im Innern suchen. Daher ist es
so unendlich wichtig, daß in diesem Zeitalter der Bewußtseinsseele der
Mensch sich über Geburt und Tod im wahren Sinne, das heißt im Sinne
der wiederholten Erdenleben, aufklärt, sonst wird er nie dazu kommen,
im historischen Werden Verständnis für Geburt und Tod zu erwerben.
 
Aber geradeso, wie Geburt und Tod von innen nach außen gegangen
sind im menschlichen Anschauen, so muß der Mensch wiederum etwas
entwickeln in seinem Innern im fünften nachatlantischen Zeitraum,
was im sechsten Zeitalter, das also im vierten Jahrtausend beginnt,
wiederum nach außen gehen wird. Und das ist das Böse. Das Böse wird
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sechsten Zeitraume so wie Geburt und Tod im fünften Zeitraume. Das
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[[Datei:GA185 103.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 185, S. 103]]
 
Denken Sie einmal, was das für eine unangenehme Wahrheit ist!
Man wird vielleicht sagen: Man kann es ja noch hinnehmen, was im
vierten nachatlantischen Zeitraum das Wichtige ist, daß der Mensch
ganz bekannt wird innerlich mit Geburt und Tod, dann aber kosmisch
Geburt und Tod erfaßt, so wie ich es Ihnen dargestellt habe in der
Conceptio immaculata und in der Auferstehung, im Mysterium von
Golgatha. Deshalb steht vor der Menschheit des vierten nachatlantischen
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Zeitraum.
 
Jetzt, wo der Christus wiederum im Ätherischen erscheinen soll, wo
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Zeitraum entwickelte der Christus Jesus seinen Impuls für die Erdenmenschheit
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des Mysteriums von Golgatha geführt. Durch das Erleben des Bösen
wird zustandegebracht, daß der Christus wieder erscheinen kann, wie
er durch den Tod im vierten nachatlantischen Zeitraum erschienen ist.|185|102f}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Das Böse}}
* [[Widersacher]]
* [[Neigung zum Bösen]]
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Mysterium des Bösen'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1993
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geschichtliche Symptomatologie'', [[GA 185]] (1982), ISBN 3-7274-1850-8 {{Vorträge|185}}
* [[Erhard Fucke]]: ''Im Spannungsfeld des Bösen'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2002
* [[Michael Kalisch]]: ''Das Böse - Polarität und Steigerung'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998
* [[Bernard Lievegoed]]: ''Dem einundzwanzigsten Jahrhundert entgegen''. Acht Vorträge, gehalten in Spring Valley, Info3-Verlag, Frankfurt a.M. 1988
* Alfred Schütze: ''Das Rätsel des Bösen'', Fischer TB Vlg., Frankfurt a. M. 1982
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Fünfheit]]
[[Kategorie:Das Böse|!]]
[[Kategorie:Ethik]]
[[en:Evil]]

Version vom 25. Oktober 2022, 22:19 Uhr

Das Böse (hebr. רָע ra'), das fünfte der sieben Lebensgeheimnisse, ist nach der Ansicht Rudolf Steiners ein ursprünglich Gutes, das, anstatt sich weiterzuentwickeln, in seiner unveränderten früheren Gestalt in einem späteren Zeitalter nachwirkt. Böses kann aber auch dadurch entstehen, dass etwas, das erst in einem späteren Zeitalter wirksam werden soll, in unreifer Form zu früh auftritt. Das Böse ist ein zeitversetztes Gutes. Der Kampf zwischen Gutem und Bösem besteht in der Auseinandersetzung des Früheren mit dem Späteren, des Alten mit dem Neuen.

Die Evolution bedarf des Bösen als notwendigem Gegengewicht zum Guten; nur durch den Ausgleich beider kann das Weltenziel erreicht werden. Dazu müssen gewisse geistige Wesenheiten zum Heil der Gesamtentwicklung das Opfer bringen, in ihrer regelrechten Entwicklung zurückzubleiben. Sie werden dadurch zu Widersachermächten, die aber durch ihren Widerstand die Entwicklung insgesamt fördern. Insbesondere kann die Freiheit für den Menschen nur dadurch errungen werden, dass er die Wahl zwischen dem Bösen und dem Guten hat.

Nach der urpersischen Anschauung ist das Gute und Böse hervorgegangen aus Zaruana Akarana, der unerschaffenen Zeit. Sobald dasjenige, was in der geistigen Welt (→ Devachan) Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich notwendig in ein Böses und ein Gutes. Das Gewordene, das in seiner Form erstarrt und dann nur mehr der Verwesung, dem Verfall anheimfällt, wird zum Bösen, während das Gute ein Werdendes ist, das sich noch etwas von der ursprünglichen Schöpferkraft bewahrt hat. Durch den Fall des Ewigen in die Zeitlichkeit gliedern sich die Tierkreiswesenheiten in zwei Sphären: in die 7 vom Widder an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen, die das Gute repräsentieren, und in die vom Skorpion an absteigenden 5 Nacht-Tierkreiszeichen, die mit den Kräften des Bösen verwandt sind. Für den Urperser war der Gegensatz des Guten zum Bösen noch keine moralische Frage, sondern eine des Wechselspiels kosmischer Kräfte. Erst im Hebräertum entwickelte sich der Begriff der menschlichen Schuld.

Das Urgeheimnis des Bösen - Der Streit am Himmel

Hauptartikel: Streit am Himmel

Das Urgeheimnis des Bösen hängt nach Rudolf Steiner mit dem Streit am Himmel zusammen, dessen Folgen dem menschlichen Astralleib während der Erdenentwicklung durch die luziferischen Geister einverleibt wurden. In der Übergangszeit von der alten Sonne zum alten Mond wurden Wesenheiten aus der Hierarchie der Dynameis (Geister der Bewegung oder Mächte) gleichsam "abkommandiert", um als Widersacher die fortschreitende Entwicklung zu hemmen, aber gerade dadurch einen neuen wesentlichen Evolutionssprung zu bewirken. Diese Mächte waren an sich noch nicht böse und hätten auch nicht aus eigenem Willen zu hemmenden Kräften werden können. Aber indem sie Sturm liefen gegen die normale Entwicklung und der Evolution dadurch neue Wege eröffneten, wurde sie letzlich auch zu Erzeugern des Bösen.

Bereits während der alten Mondenentwicklung wurden die zurückgebliebenen Dynameis zu Verführern der damals die Menschheitsstufe durchlaufenden Angeloi (Engel). Ein Teil dieser Engelwesenheiten blieb dadurch in seiner Entwicklung zurück, wodurch sie zu luziferischen Wesenheiten wurden. Während der späteren Erdentwicklung impften diese luziferischen Engel in der lemurischen Zeit die Folgen des Streits am Himmel in den Astralleib des Menschen und gaben diesem dadurch die Möglichkeit zum Bösen, eröffneten ihm aber zugleich den Weg zur Freiheit.

Es gibt in diesem Sinn kein absolutes Gutes und kein absolutes Böses, sondern beide bestimmen sich durch ihre Relation zueinander. Was auf einem Gebiet gut ist, kann auf einem anderen Gebiet böse werden. Für den Menschen kommt es darauf an, dass er die dem jeweiligen Entwicklungszustand gemäße Wahl trifft. So wird der kosmische Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen nach und nach zu einer Frage der menschlichen Verantwortung. Indem sich der Mensch durch sein geistiges Streben vom Zeitlichen zum Ewigen erhebt und etwas von dem Ewigen aufnimmt, das sich gnädig zu ihm herniedersenkt, löst er den Gegensatz von Gut und Böse wieder auf.

Die Mannigfaltigkeit des Bösen

Ebenso wie die Dreigliederung des menschlichen Organismus, so existiert auch eine Dreigliederung des Bösen, die durch ihre Polarität eine Steigerung der Kräfte des Bösen erst hervorruft. Diese wesenhaften Widersachermächte tragen in der Anthroposophie die Bezeichnungen: Luzifer und Ahriman sowie Sorat-Asuras.

„Sehen Sie, man kann sagen, wenn man den Menschen schematisch so betrachtet (siehe Zeichnung): Viertes griechisch-lateinisches Zeitalter, fünftes Zeitalter - Geburt und Tod erblickte der Mensch bewußt in diesem vierten Zeitalter, wenn er ins Innere seines Menschen hineinschaute; jetzt muß er Geburt und Tod äußerlich im geschichtlichen Leben erblicken und von da aus es auch im Innern suchen. Daher ist es so unendlich wichtig, daß in diesem Zeitalter der Bewußtseinsseele der Mensch sich über Geburt und Tod im wahren Sinne, das heißt im Sinne der wiederholten Erdenleben, aufklärt, sonst wird er nie dazu kommen, im historischen Werden Verständnis für Geburt und Tod zu erwerben.

Aber geradeso, wie Geburt und Tod von innen nach außen gegangen sind im menschlichen Anschauen, so muß der Mensch wiederum etwas entwickeln in seinem Innern im fünften nachatlantischen Zeitraum, was im sechsten Zeitalter, das also im vierten Jahrtausend beginnt, wiederum nach außen gehen wird. Und das ist das Böse. Das Böse wird im Innern des Menschen entwickelt im fünften nachatlantischen Zeitraum, muß nach außen strahlen und im Äußeren erlebt werden im sechsten Zeitraume so wie Geburt und Tod im fünften Zeitraume. Das Böse soll innerlich in den Menschen sich entwickeln.

Zeichnung aus GA 185, S. 103
Zeichnung aus GA 185, S. 103

Denken Sie einmal, was das für eine unangenehme Wahrheit ist! Man wird vielleicht sagen: Man kann es ja noch hinnehmen, was im vierten nachatlantischen Zeitraum das Wichtige ist, daß der Mensch ganz bekannt wird innerlich mit Geburt und Tod, dann aber kosmisch Geburt und Tod erfaßt, so wie ich es Ihnen dargestellt habe in der Conceptio immaculata und in der Auferstehung, im Mysterium von Golgatha. Deshalb steht vor der Menschheit des vierten nachatlantischen Zeitraums Geburt und Tod des Christus Jesus, weil Geburt und Tod das ganz besonders Wichtige war im vierten nachatlantischen Zeitraum.

Jetzt, wo der Christus wiederum im Ätherischen erscheinen soll, wo wiederum eine Art Mysterium von Golgatha erlebt werden soll, jetzt wird das Böse eine ähnliche Bedeutung haben wie Geburt und Tod für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im vierten nachatlantischen Zeitraum entwickelte der Christus Jesus seinen Impuls für die Erdenmenschheit aus dem Tode heraus. Und man darf sagen: Aus dem erfolgten Tode heraus wurde das, was in die Menschheit einfloß. - So wird aus dem Bösen heraus auf eine sonderbare, paradoxe Art die Menschheit des fünften nachatlantischen Zeitraums zu der Erneuerung des Mysteriums von Golgatha geführt. Durch das Erleben des Bösen wird zustandegebracht, daß der Christus wieder erscheinen kann, wie er durch den Tod im vierten nachatlantischen Zeitraum erschienen ist.“ (Lit.:GA 185, S. 102f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.