Das grüne Nordfenster des ersten Goetheanums: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Goetheanum1_Gruenes_Nordfenster.jpg|thumb|350px|Das grüne Nordfenster des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] nach dem Entwurf [[Rudolf Steiner]]s, das den Weg zur [[Intuition|intuitiven Erkenntnis]] zeigt.]]
'''Das grüne Nordfenster des ersten Goetheanums''' zeigt den Weg zur [[Intuition|intuitiven Erkenntnis]].
'''Das grüne Nordfenster des ersten Goetheanums''' zeigt den Weg zur [[Intuition|intuitiven Erkenntnis]].


Das Säulenmotiv, das im rechten Seitenflügel des [[Das grüne Südfenster des ersten Goetheanums|grünen Sündfensters]] gezeigt wurde und das mit der inneren moralischen Festigkeit und dem sich dadurch bildenden ätherischen [[Vorgrat]] zusammenhängt, wird im linken Seitenflügel des grünen Nordfensters, das das Wesen der [[Intuition]] schildert, wieder aufgenommen. Hier ist der geistig aufstrebende [[Mensch]] – die kleine helle Figur im oberen Bildteil – selbst zur Säule geworden. Er steht fest auf der Erde und umspannt zugleich doch auch alle kosmischen Kräfte, die die Welt zusammenhalten: die Sternenkräfte, die über seinem Haupt angedeutet sind, die unterbewussten Nachtkräfte des [[Mond]]es zu seiner Linken (im Bild spiegelverkehrt rechts oben gezeigt, wie es richtig sein muß) und die vollbewussten Tageskräfte der [[Sonne]] zur Rechten (im Bild links oben). Der Mensch wird sich bewusst, wie er in diese kosmischen Kräfte eingespannt ist – und eben darin liegt das Wesen der Intuition. Die Erdenwelt und die in ihr waltenden Wesen nehmen einen breiten Raum ein, sie erfüllen das Bild zu gut zwei Drittel und verleihen ihm den Ausdruck der Schwere und Starrheit. Auch die säulenhafte Menschenfigur erscheint starr und unbeweglich. Rudolf Steiner hat diesem Fenstermotiv die Worte beigefügt: ''«Und der Geist der Schwere sammelte den Widerspruch, und er ward in der Menschen Wille Widerstand.»'' Die drei aus dem unterirdischen Bereich waltenden Erdenwesen sind miteinander und mit dem Menschen verbunden.


Im Entwurf Steiners steht unter dem linken Fenster: ''Es gebiert sich der Wille''.


Damit die [[Imagination]] aufleuchten kann, muß der Mensch sein Eigendenken opfern und sein [[Fühlen]] und seine [[Sprache]] muss er zum Schweigen bringen, damit die [[Inspiration]] erklingt. Nun muß der Mensch auch noch seinen Eigenwillen opfern, um in sich in der Intuition mit dem Weltenwillen zu erfüllen. Damit der Mensch aber diese Kräfte hinopfern kann, muß er zuvor sein Denken, Fühlen und Wollen stark entwickelt haben - man kann nur opfern kann, was man besitzt! Aber wollten wir auf dieser Erkenntnisstufe unseren Eigenwillen geltend machen, würden wir ein Opfer der luziferischen Mächte. Dem wirkt die Schwere der kosmischen Willenskräfte, der [[Geist der Schwere]], entgegen.
Der Mensch wird in der Intuition zum Brennpunkt der kosmischen Willenskräfte. Das zeigt das Mittelmotiv des grünen Nordfensters, wo wir den Menschen auf der Spitze eines Berges sehen, umleuchtet von Licht und Blitzen, in denen sich der durch das Menscheninnere wirkende kosmische Wille offenbart. Sich gegenüber sieht der Mensch den Geist der Schwere, der die Kette der sieben Planeten, als Ausdruck der sieben planetarischen [[Weltentwicklungsstufen]], mit sich zieht.
Der Entwurf trägt den Untertitel: ''DIE WELT ERWIRKT DEN WILLEN''.
Das rechte Seitenmotiv zeigt eine gewisse Dynamik, in der der Eigenwille des Menschen wieder tätig wird, aber nun so, dass er ganz bewusst aus der Intuition geschöpft ist. Darum schreitet der Mensch aus dem unbewussten Nachtbereich des Mondenreiches der Sonne, dem Reich des hellen Tagesbewusstseins, entgegen; die Sterne, die im linken Bild noch senkrecht standen, bilden nun eine Brücke, die vom [[Unterbewusstsein|Unbewussten]] zum [[Bewusstsein|Bewussten]] führt. Die drei Erdenwesen haben sich vom Menschen abgelöst und sind selbstständig geworden. Der Mensch ist fest gegründet auf der Erde, aber er ist nicht mehr abhängig von den irdischen Kräften. In seinem Eigenwillen offenbart sich der kosmische Weltenwille, indem er nun unmittelbar durch das menschliche [[Ich]] wirkt, in völlig [[individuell]]er Weise. Indem der Mensch so den göttlichen Willen im irdischen Dasein verwirklicht, folgt er doch nur sich selbst. Er handelt, wie es Rudolf Steiner schon in seiner Philosophie der Freiheit geschildert hat, aus [[Moralische Intuition|moralischer Intuition]].
Unter das Bild schreibt Steiner in seinem Entwurf: ''Es ist der Wille geboren''.


== Siehe auch ==
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#Georg Hartmann: ''Goetheanum-Glasfenster'', Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8
#Georg Hartmann: ''Goetheanum-Glasfenster'', Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8


[[Kategorie:Kunst]] [[Kategorie:Glaskunst]] [[Kategorie:Goetheanum]]
[[Kategorie:Glaskunst]] [[Kategorie:Goetheanum]]

Version vom 4. Juli 2018, 22:19 Uhr

Das grüne Nordfenster des ersten Goetheanums nach dem Entwurf Rudolf Steiners, das den Weg zur intuitiven Erkenntnis zeigt.

Das grüne Nordfenster des ersten Goetheanums zeigt den Weg zur intuitiven Erkenntnis.

Das Säulenmotiv, das im rechten Seitenflügel des grünen Sündfensters gezeigt wurde und das mit der inneren moralischen Festigkeit und dem sich dadurch bildenden ätherischen Vorgrat zusammenhängt, wird im linken Seitenflügel des grünen Nordfensters, das das Wesen der Intuition schildert, wieder aufgenommen. Hier ist der geistig aufstrebende Mensch – die kleine helle Figur im oberen Bildteil – selbst zur Säule geworden. Er steht fest auf der Erde und umspannt zugleich doch auch alle kosmischen Kräfte, die die Welt zusammenhalten: die Sternenkräfte, die über seinem Haupt angedeutet sind, die unterbewussten Nachtkräfte des Mondes zu seiner Linken (im Bild spiegelverkehrt rechts oben gezeigt, wie es richtig sein muß) und die vollbewussten Tageskräfte der Sonne zur Rechten (im Bild links oben). Der Mensch wird sich bewusst, wie er in diese kosmischen Kräfte eingespannt ist – und eben darin liegt das Wesen der Intuition. Die Erdenwelt und die in ihr waltenden Wesen nehmen einen breiten Raum ein, sie erfüllen das Bild zu gut zwei Drittel und verleihen ihm den Ausdruck der Schwere und Starrheit. Auch die säulenhafte Menschenfigur erscheint starr und unbeweglich. Rudolf Steiner hat diesem Fenstermotiv die Worte beigefügt: «Und der Geist der Schwere sammelte den Widerspruch, und er ward in der Menschen Wille Widerstand.» Die drei aus dem unterirdischen Bereich waltenden Erdenwesen sind miteinander und mit dem Menschen verbunden.

Im Entwurf Steiners steht unter dem linken Fenster: Es gebiert sich der Wille.

Damit die Imagination aufleuchten kann, muß der Mensch sein Eigendenken opfern und sein Fühlen und seine Sprache muss er zum Schweigen bringen, damit die Inspiration erklingt. Nun muß der Mensch auch noch seinen Eigenwillen opfern, um in sich in der Intuition mit dem Weltenwillen zu erfüllen. Damit der Mensch aber diese Kräfte hinopfern kann, muß er zuvor sein Denken, Fühlen und Wollen stark entwickelt haben - man kann nur opfern kann, was man besitzt! Aber wollten wir auf dieser Erkenntnisstufe unseren Eigenwillen geltend machen, würden wir ein Opfer der luziferischen Mächte. Dem wirkt die Schwere der kosmischen Willenskräfte, der Geist der Schwere, entgegen.

Der Mensch wird in der Intuition zum Brennpunkt der kosmischen Willenskräfte. Das zeigt das Mittelmotiv des grünen Nordfensters, wo wir den Menschen auf der Spitze eines Berges sehen, umleuchtet von Licht und Blitzen, in denen sich der durch das Menscheninnere wirkende kosmische Wille offenbart. Sich gegenüber sieht der Mensch den Geist der Schwere, der die Kette der sieben Planeten, als Ausdruck der sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen, mit sich zieht.

Der Entwurf trägt den Untertitel: DIE WELT ERWIRKT DEN WILLEN.

Das rechte Seitenmotiv zeigt eine gewisse Dynamik, in der der Eigenwille des Menschen wieder tätig wird, aber nun so, dass er ganz bewusst aus der Intuition geschöpft ist. Darum schreitet der Mensch aus dem unbewussten Nachtbereich des Mondenreiches der Sonne, dem Reich des hellen Tagesbewusstseins, entgegen; die Sterne, die im linken Bild noch senkrecht standen, bilden nun eine Brücke, die vom Unbewussten zum Bewussten führt. Die drei Erdenwesen haben sich vom Menschen abgelöst und sind selbstständig geworden. Der Mensch ist fest gegründet auf der Erde, aber er ist nicht mehr abhängig von den irdischen Kräften. In seinem Eigenwillen offenbart sich der kosmische Weltenwille, indem er nun unmittelbar durch das menschliche Ich wirkt, in völlig individueller Weise. Indem der Mensch so den göttlichen Willen im irdischen Dasein verwirklicht, folgt er doch nur sich selbst. Er handelt, wie es Rudolf Steiner schon in seiner Philosophie der Freiheit geschildert hat, aus moralischer Intuition.

Unter das Bild schreibt Steiner in seinem Entwurf: Es ist der Wille geboren.

Siehe auch

Literatur

  1. Georg Hartmann: Goetheanum-Glasfenster, Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8