Das grüne Südfenster des ersten Goetheanums

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Das grüne Südfenster des ersten Goetheanums schildert das Wesen der Inspiration.
Das grüne Südfenster nach dem Entwurf Rudolf Steiners.

Das grüne Südfenster des ersten Goetheanums zeigt den Weg zur inspirierten Erkenntnis.

Damit sich die Inspiration entwickeln kann, muß sich das Geisteslicht mit Seelenwärme verbinden, wie es auch im 11. Bild von Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama durch das Opfer der „anderen Maria“ angedeutet wird, die dadurch ihre noch unbewussten Herzenskräfte mit dem wachen Geisteslicht des Theodosius verbindet. Das wird im linken Fensterflügel gezeigt. Die helle Gestalt des roten Westfensters hat sich nun in einen gütigen Greis verwandelt, der seine Kräfte mit dem ihn überschwebenden kosmisch-geistigen Urbild der Güte verbindet, das durch ein gütiges Greisenhaupt symbolisiert wird, das von zwölf kleineren Häuptern umgeben ist. Menschliche Liebeskräfte strömen aufwärts zu den göttlichen Liebeskräften und hier, im Schoß der göttlichen Liebe, erlebt der Mensch die Inspiration.

In Steiners Entwurf steht hier der Untertitel: Und Menschenliebe entsteht.

Was der Mensch erlebt, wenn die Inspiration erwacht ist, wird im Mittelfenster dargestellt. Der Mensch sitzt als dunkle Gestalt mitten im Flammenmeer der Seelenwelt. Auch seinem Haupt entspringen Seelenflammen, die die Kopfaura andeuten. Von oben strahlt des Geisteslicht der Sonne herab und der Mensch sieht sich den aufstrebenden Engelgestalten gegenübergestellt, die dem ganzen Bild eine stark aufstrebende Dynamik geben. Leicht könnte der Mensch ihnen folgen und nach oben entschweben, ohne daß er schon seine volle Erdenaufgabe erfüllt hätte. Er würde dann den luziferischen Mächten verfallen. Johannes Thomasius, der Protagonist von Steiners Mysteriendramen, gerät ganz stark in diese Gefahr, nachdem er schon die ersten Stufen der geistigen Erkenntnis errungen hat.

Unter dem Mittelfenster steht in Steiners Entwurf: DIE LIEBE DER WELT WIRKT.

Ein Gegengewicht ist nötig, das den Menschen fest auf der Erde gründet. Das ist im Motiv des rechten Seitenflügels dargestellt. Der Mensch ist zu einer festen Säule geworden, die fest auf der Erde ruht, hier angedeutet durch eine Säule des ersten Goetheanums, und von oben strömen die göttlichen Liebeskräfte als mächtige Lichtaura herab. Nur so vermag der Mensch das geistig in der Inspiration erlebte mit dem auf Erden zu Vollbringenden verbinden – und nur so ist er auf dem rechten Weg der geistigen Erkenntnis.

Das rechte Seitenfenster trägt den Untertitel: Und Menschenliebe ergreift ihn.

Im Menschen selbst muß diese feste Säule ausgebildet werden, doch ist es keine physische Säule wie die Knochensäule des Rückgrats, sondern es ist jene zweite Wirbelsäule, von der Rudolf Steiner spricht, die als ätherisches Organ im Menschen durch den geordneten Zusammenfluß der ätherischen Strömungen an der Vorderseite des Menschen, gleichsam als eine Art Vorgrat durch die systematische geistige Schulung ausgebildet wird.

Das ätherische Vorgrat, das schon durch das System der Lotosblumen angedeutet wird und hinter dem Brustbein liegt, das der Mensch in der 7. nachatlanischen Zeit nicht mehr haben wird, wird gemeinsam durch Epiphyse und Hypophyse organisiert, die beide auch ganz wesentlich an der Gedächtnisbildung beteiligt sind.

Tatsächlich ist der Prozess, durch den das Vorgrat ausgebildet wird, nahe verwandt der Gedächtnisbildung. Diese beruht darauf, daß einerseits ein Strom ätherisierten Blutes vom Herzen aufströmt und die Zirbeldrüse umspielt, die diese Kräfte nun wie feine Lichtstrahlen aussendet. Anderseits strömt mit der Lymphflüssigkeit aus dem unteren Organismus ein zweiter Ätherstrom aufwärts bis zur Hypophyse. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden Strömungen ausgleicht und das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation aufgespeichert werden.

Bei der herkömmlichen Gedächtnisbildung das, was zunächst dem Ätherleib eingeprägt wird, bis an den physischen Leib weitergereicht. Bei der geistigen Schulung geschieht das nicht. Da bleiben alle Kräfte im Ätherleib, werden verstärkt und machen dadurch den Ätherleib zum geeigneten lebendigen Spiegelungsorgan, durch das die Erlebnisse der Lotosblumen bewußt werden können.

Siehe auch

Literatur

  1. Georg Hartmann: Goetheanum-Glasfenster, Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8