Stigmatisation

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Dieser Artikel behandelt Stigmatisation als religiöses Phänomen, weitere Bedeutungen unter Stigma und Stigmatisierung

Stigmatisation (von griechisch στíγμα stigma Stich) bezeichnet das Auftreten der Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen. Die entsprechenden Wundmale werden als Stigmata (Einzahl Stigma) bezeichnet, Leute, bei denen Stigmatisation auftritt, als Stigmatisierte.

Am bekanntesten sind Handstigmata, die sich in der Mitte des Handrückens bzw. des Handtellers befinden, es können aber auch die Füße, Schulter oder Rücken (Geißelung), die Stirn (Dornenkrone) oder die Seite (Speerwunde) betroffen sein, entsprechend der Verletzungen, die Jesus Christus gemäß dem Neuen Testament während seiner Passion zugefügt wurden.

Stigmatisation kann sowohl als innere Stigmatisation (Schmerzen) als auch äußere Stigmatisation (sichtbare blutunterlaufene oder blutende Stellen) auftreten. Diese äußeren Wunden heilen charakteristischerweise nicht ab oder tauchen periodisch wieder auf und entzünden sich nicht.

"Sie dringen ja auch wirklich bis zum physischen Leib vor; denn es kommen die Stigmata, die von Blut durchtränkten Stellen der Wundmale des Christus Jesus hervor; das heißt also: bis in den physischen Leib treiben wir die Empfindungen hinein und wissen, daß selbst bis in den physischen Leib die Empfindungen ihre Stärke entfalten, wissen also, daß wir uns von unserer Wesenheit mehr ergriffen fühlen als etwa bloß Astralleib und Ätherleib. Es ist also im wesentlichen so zu charakterisieren, daß wir durch einen solchen Vorgang mystischer Empfindungen bis in unseren physischen Leib hinein wirken. Wenn wir das tun, machen wir nichts Geringeres, als daß wir uns bereit machen in unserem physischen Leib, das Phantom nach und nach zu empfangen, das ausgeht von dem Grabe auf Golgatha. Wir arbeiten deshalb in unseren physischen Leib hinein, um denselben so lebendig zu machen, das er eine Verwandtschaft, eine Anziehungskraft fühlt zu dem Phantom, das sich auf Golgatha aus dem Grabe erhoben hat." (GA 131, Vortrag vom 14.10.1911).

Stigmatisationen treten fast nur bei römischen Katholiken auf, aber es gibt auch Fälle bei Baptisten und Nichtchristen. In den Ostkirchen ist das Phänomen so gut wie unbekannt; in deren Tradition und Überlieferung nehmen Lichterscheinungen, wie etwa das berichtete Aufleuchten des Gesichtes einer Person, eine ähnliche Rolle ein wie die Stigmatisierung bei den westlichen Christen.

Stigmatisationen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Erleben einer christlichen Einweihung.

Seit dem Ereignis von Golgatha war der christliche Einweihungsweg, der reguläre Schulungsweg. Dieser wurde aber aufgrund der veränderten äußeren Lebensumstände mit Eintritt des Bewußtseinsseelenzeitalters ab 1413 n. Chr. ergänzt durch den rosenkreuzerischen Schulungsweg.

Nach Rudolf Steiner tritt im Zusammenhang mit dem regulären christlichen Einweihungsweg, neben den i.d.R. später auftretenden, inneren oder äußeren Stigmata, noch eine weitere Besonderheit auf: "Man wird schon sehen, was man da Großartiges, Gewaltiges erlebt: wie man eingeführt wird in die Ereignisse von Palästina, wo Christus Jesus gelebt hat, wie sie in der Akasha-Chronik aufgezeichnet sind, und wie man dann tatsächlich alles, was zu jener Zeit geschehen ist, erlebt." (GA 95, Vortrag vom 3.9.1906).

Franz von Assisi (1181/82 - 1226) ist der erste in der Geschichte bekannte Fall von Stigmatisation. Das Phänomen seiner Stigmatisation soll sich 1224 vollzogen haben. Der 1999 selig- und am 16. Juni 2002 heiliggesprochene Pater Pio, Marthe Robin und die Therese Neumann aus Konnersreuth waren im 20. Jahrhundert die bekanntesten Stigmatisierten. Von Stigmatisationen von Anna Katharina Emmerick, Gemma Galgani, Maria Magdalena de Pazzi und Grete Ganseforth aus Heede im Emsland wird berichtet.

Neuerdings ist die Anthroposophin Judith von Halle eine der stigmatisierten Personen.

Martin Kollewijn berichtet darüber: "An einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Hauses in Berlin sind in der Passionszeit (...) des Jahres (2004) (in ihrem 33. Lebensjahre) die Stigmata, die Wundmale Christi, aufgetreten, die sich bis zum heutigen Tage nahezu unverändert erhalten haben. Nacheinander zeigten sich diese Wundmale zunächst an den Innenflächen der Hände, dann an den Handrücken einige Tage später an den Ober- und Unterseiten der Füße sowie unterhalb der rechten Brust. Sie entsprechen den Malen auf dem bekannten Auferstehungsbild von Matthias Grünewald (Isenheimer Altar). Die Wunden bluteten besonders in der Karwoche, insbesondere am Karfreitag und an den Freitagen zwischen Ostern und Pfingsten. (...) Durch das Ereignis der Stigmatisation ergab sich auch eine Umwandlung des gesamten physischen Organismus. Diese besteht in einer radikalen Verwandlung des Blutsystems, welches als physisch-geistiger Ausdruck des Ich alle Organe durchdringt und verbindet. Dadurch bedingt, zeigten sich eine Steigerung der Sensibilität der Sinneswahrnehmung und eine tief greifende Veränderung im Bereich der Ernährung. Nicht etwa als Ergebnis irgendeiner Askese, sondern durch eben jene leibliche Umgestaltung ergab sich die vollkommene Nahrungslosigkeit, die weder zu einem Gewichtsverlust noch zu anderen Einschränkungen oder körperlichen Beschwerden geführt hat. Der verwandelte physische Leib wehrt vehement jede irdische Nahrung ab. Nur Wasser kann in beschränktem Maß aufgenommen werden."

Manchmal treten gemeinsam mit der Stigmatisation paranormale Phänomene (wie Bilokation und Levitation) auf.

Stigmata in der Handfläche sind aus anatomischer Sicht "unkorrekt", da Nägel durch die Handflächen das Gewicht des Körpers bei der Kreuzigung nicht tragen könnten - historisch wurden die Nägel durch die Handgelenke getrieben.

Skeptiker erklären sich Stigmatisationen als psychosomatische Phänomene oder als selbst zugefügte Wunden.


Literatur

  • Johannes Maria Höcht: Träger der Wundmale Christi, Eine Geschichte der Stigmatisierten, 1994, ISBN 3-7171-0596-5
  • Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Wunder, Heilungen und von der Kraft des Gebets, 2001, ISBN 3-931723-12-7
  • Hermann Rieke-Benninghaus: Grete Ganseforth, Dinklage 2005²
  • Judith von Halle: "Und wäre Er nicht auferstanden...", 2005, ISBN 3-7235-1255-0
  • Rudolf Steiner, Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
  • Rudolf Steiner, Von Jesus zu Christus, GA 131, Zehnter Vortrag, Karlsruhe,14. Oktober 1911
  • Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
  • Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004

Filme

Stigmata

Weblinks


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