Der freie christliche Impuls

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Mit dem Begriff "Der freie christliche Impuls" benennt das Forum freier Christen, das Forum Kultus, der Arbeitskreis zu Fragen anthroposophisch kultischen Handelns, der (Förderkreis) Freie christliche Arbeits-Gemeinschaft bzw. der (Förderkreis) Freies christliches Forum einen ihrer Überzeugung nach durch Rudolf Steiner gegebenen laienpriesterlichen Impuls. Die Initiativ-Träger gehen dafür davon aus, dass die Sakramente und kultischen Handlungen und Rituale, die für den Freien Religionsunterricht und für die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung und im Vorfeld ihrer Begründung gegeben wurden, frei für laienpriesterliche Nutzung verfügbar sind und dies auch so von Rudolf Steiner intendiert wurde. Dafür hat Volker Lambertz, der hauptsächlich den "freien christlichen Impuls" öffentlich vertritt, mehrere Bücher veröffentlicht und betreibt mehrere Webseiten, um diesen Ansatz zu rechtfertigen und zu verbreiten. [1] Er stützt sich dabei u. a. auf die Aussage Rudolf Steiners, dass sich in der Zukunft eine freie Religiosität entwickeln werde, die kirchlicher Institutionen nicht mehr bedürfe. Dass Rudolf Steiner einen freien laienpriesterlichen Impuls durch die durch ihn übermittelten Rituale und Sakramente inaugurieren wollte, lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Im Gegenteil erscheint eine solche Intention in Anbetracht seiner vielfältigen explizit gegenteiligen Äußerungen und Handlungen (vgl. auch den Abschnitt Kritik) als äußerst unwahrscheinlich.

„Alle freie Religiosität, die sich in der Zukunft innerhalb der Menschheit entwickeln wird, wird darauf beruhen, daß in jedem Menschen das Ebenbild der Gottheit wirklich in unmittelbarer Lebenspraxis, nicht bloß in der Theorie, anerkannt werde. Dann wird es keinen Religionszwang geben können, dann wird es keinen Religionszwang zu geben brauchen, denn dann wird die Begegnung jedes Menschen mit jedem Menschen von vornherein eine religiöse Handlung, ein Sakrament sein, und niemand wird durch eine besondere Kirche, die äußere Einrichtungen auf dem physischen Plan hat, nötig haben, das religiöse Leben aufrechtzuerhalten. Die Kirche kann, wenn sie sich selber richtig versteht, nur die eine Absicht haben, sich unnötig zu machen auf dem physischen Plane, indem das ganze Leben zum Ausdruck des Übersinnlichen gemacht wird.“ (Lit.:GA 182, S. 145f)

Hauptpositionen und Aktivitäten

Die Publikationen zeigen folgende Hauptpositionen in Bezug auf den freien christlichen Impuls auf:

  • Es werden Argumente und Zitate für ein Laien-Priestertum angeführt.[2] Es wird in diesem Zusammenhang auf die Entstehung und auf die mündlichen Äußerungen im Umfeld der Entstehung der Schulhandlungen für den freien Religionsunterricht an der Waldorfschule verwiesen. Diese Handlungen werden als "frei verfügbar" bezeichnet und als progressiver dargestellt, als kultische Handlungen von Kirchen mit geweihten Priestern oder Pfarrern.[3]
  • Es wird der mit Rudolf Steiners Hilfe gegründeten Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung vorgeworfen, die von ihr genutzten Rituale und Sakramente für sich allein zu beanspruchen und dieses in seiner Rechtmäßigkeit bezweifelt.[4] Auch wird behauptet, dass sie hauptsächlich unter Anthroposophen ihre Anhänger suchen würde. Hierbei bezieht sich Volker Lambertz insbesondere auf einen Vortrag von Rudolf Steiner vom 30.12.1922, in dem Rudolf Steiner eine deutliche Unterscheidung zwischen Anthroposophischer Gesellschaft und der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung forderte, die in den Gründungsereignissen nicht immer eingehalten wurde. An einigen Orten hatten die ersten Priester gerade in den Zweigen der Anthroposophischen Gesellschaft sehr offensiv für ihre Gemeindearbeit geworben, so dass die notwendige individuelle Freiheit in der Religionsfrage der Einzelnen gefährdet erschien, eine Unterscheidung zwischen der Anthroposophischen Gesellschaft als wissenschaftlicher Gesellschaft und einer Religionsgemeinschaft immer mehr zu verschwinden drohte und zugleich dringend benötigte Kräfte von der Anthroposophischen Gesellschaft durch die neu gegründete Christengemeinschaft abgezogen wurden. So Rudolf Steiner am 30.12.1922: "Es gibt ganz gewiss keinen Wunsch der so groß sein kann, wie der von mir, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung unermesslich gedeihe, aber unter Einhaltung der ursprünglichen Bedingungen. Es dürfen nicht etwa die anthroposophischen Zweige in Gemeinden für religiöse Erneuerung umgestaltet werden, weder in materieller noch in geistiger Beziehung."[5] Und am 23.1.1923: "Dennoch aber mußte ich schon nach diesen dreieinhalb Monaten der Wirksamkeit zu dem Wort greifen, das in Dornach dazumal an die Adresse nicht der religiösen Erneuerungsbewegung, sondern an die Adresse der Anthroposophen gerichtet war, natürlich auch der Anthroposophen, die innerhalb der religiösen Erneuerungsbewegung stehen. Und dieses Wort konnte nicht anders lauten, als daß es eine Umschreibung war: Man freue sich der Tochter, aber man vergesse der Mutter nicht, vergesse nicht, daß die Mutter auch gehegt und gepflegt sein muß." [6] (Siehe hierzu auch den Abschnitt Kritik.)
  • Es wird für den laienpriesterlichen "freien christlichen Impuls" innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft geworben[7]. Und die von ihr publizierten Bücher mit den Ritualtexten (inkl. Änderungsvorschlägen für die laienpriesterliche Verwendung) werden beworben und zum Verkauf angeboten.[8][9]

Verwendete Rituale

Rituale des Freien Religionsunterrichtes

Verwendet werden erstens die für den Freien Religionsuntericht und teilweise auch zusätzlich der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung durch Rudolf Steiner gegebenen Rituale:

  • Sonntagshandlung für die Kinder [10]

Die erste Sonntagshandlung für die Kinder des Freien Religionsunterrichtes wurde am 1.2.1920 in der Stuttgarter Waldorfschule gefeiert. An diesen Handlungen durften nur Kinder des Freien Religionsunterrichtes und deren Eltern teilnehmen, worauf Rudolf Steiner großen Wert legte und Ausnahmen nur mit ihm besprochen und in seiner Anwesenheit zuliess. [11] Sie wurden gehalten von dazu berufenen Religionslehrern des Freien Religionsunterricht. Es stehen jeweils zwei bis drei Handlungshaltende Religionslehrer am Altar.
Bei ihrer Begründung bekam auch die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung diesen Wortlaut. Hier wird sie von einem Priester (mit zwei Ministranten) gehalten.[12]
Dazu gehört eine spezielle

  • Weihnachtshandlung für die Kinder [13]

- und ein Einschub für die Sonntagshandlung zu Pfingsten [14]

  • Jugendfeier

Diese wurde erstmalig Palmsonntag 1921 in der Stuttgarter Waldorfschule gehalten. Sie wurde wie die Sonntagshandlung wöchentlich von zwei bis drei Handlungshaltenden Religionslehrern gehalten - zwei Jahre lang, also für Schüler etwa der 8. bis 10. Klasse.
Bei ihrer Begründung bekam auch die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung diesen Wortlaut von Rudolf Steiner, allerdings leicht verändert und fest mit der Menschenweihehandlung verbunden als Sakrament der Konfirmation, das dem Jugendlichen etwa mit 14 Jahren in der Osterzeit einmalig gespendet wird. [15]

Erstmalig fand sie am 25.3.1923 in der Stuttgarter Waldorfschule für die Schüler ab Klasse 9/10 statt. Sie wurde von Rudolf Steiner eingerichtet, da eine Schülerin vor Ablauf der zwei Jahre Jugendfeier ein Bedürfnis nach einer Fortsetzung des Kultus äußerte. Die Opferfeier wurde ebenfalls von zwei bis drei Handlungshaltenden Religionslehrern gehalten und richtete sich zunächst nur an die Schüler der oberen Klassen. [17] Rudolf Steiner bezeichnete die Opferfeier als "Messe-ähnlich". Sie wurde erstmalig am 30.3.1923 auch auf Wunsch der Lehrer innerhalb und für das Lehrerkollegium gehalten. Rudolf Steiner soll nach Überlieferung durch Maria Röschl-Lehrs in diesem Zusammenhang die Opferfeier als "überall haltbar, wo Menschen sind, die sie wünschen"[18] bezeichnet haben.[19]
Rudolf Steiner gab Anfang April die Opferfeier auch den Priestern der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung zum Studieren und war dabei von der Schönheit des Rituals sichtlich erfüllt. Auf Nachfrage, soll er geantwortet haben, dass prinzipiell nichts dagegen spräche sie auch in ihren Arbeitszusammenhängen auszuüben, "wenn nur eine wirkliche Veranlassung dazu vorläge". In diesem Zusammenhang charakterisierte Rudolf Steiner die Opferfeier, indem er mit ihr versucht habe, etwas der Menschenweihehandlung Entsprechendes zu vermitteln, soweit es eben durch Laien gefeiert werden könne.[20][21]
Die Opferfeier wird im "freien christlichen Impuls" als "Zentralsakrament" bezeichnet, allerdings ist sie nach Ansicht des Impulses "kultushistorisch fortentwickelt" und handhabt die "direkte Kommunion", in laienpriesterlicher, brüderlicher Verfassung. Die Opferfeier ist - wie die Menschenweihehandlung, die der Christengemeinschaft als Messe-Handlung gegeben wurde - gegliedert in 1. Evangelium, 2. Opferung, 3. Wandlung, 4. Kommunion. Die Opferfeier tritt im "freien christlichen Impuls" an die Stelle der Menschenweihehandlung und die ganze Gemeinschaft feiert sie "gleichberechtigt" durch die drei Handlungshaltenden am Altar.

Frage nach einem Kultus für die Anthroposophische Gesellschaft
Im "freien christlichen Impuls" wird auch auf die folgende Äußerung im Zusammenhang mit der Opferfeier verwiesen:
Bei der Delegiertenversammlung 1923 tauchte die Frage nach einem Kultus auch der Anthroposophische Gesellschaft auf, da man meinte, dass die Christengemeinschaft es mit ihrer Arbeit wegen ihres Kultus leichter habe. Rene Maikowski fragte Rudolf Steiner und erinnerte die Antwort wie folgt: "Er erklärte, daß dies wohl denkbar sei. So habe es vor dem Kriege ja auch die Esoterische Schule gegeben. In der Zukunft werde das (was damals noch in Anlehnung an die Theosophische Gesellschaft entstanden war) in anderer Gestalt gegeben werden. Es käme auch nicht die Form der Christengemeinschaft in Frage. Er charakterisierte darauf, wie auch später in Dornach (30.12.1922), die andersartigen Grundlagen von Anthroposophie und Christengemeinschaft. Eine kultische Arbeit in der anthroposophischen Bewegung muß aus dem selben geistigen Strom hervorgehen wie die Schulhandlungen, gewissermaßen eine Fortsetzung dessen, was in Form und Inhalt in der Opferfeier gegeben war." [22]
Hieraus wird - abgesehen von der Frage der Zuverlässigkeit der Erinnerungsaufzeichnung Maikowskis - deutlich, dass für einen Kultus der Anthroposophischen Gesellschaft weder die Rituale des Freien Religionsunterrichtes selbst noch der Christengemeinschaft in Frage kämen, sondern aus dem geistigen Strom der Schulhandlungen hervorgehen müssten als "gewissermaßen eine Fortsetzung dessen, was in Form und Inhalt in der Opferfeier gegeben war." Insofern kann man sich im "freien christlichen Impuls" schlecht auf diese Äußerung berufen, um die Aneignung der Rituale des Freien Religionsunterrichtes und der Christengemeinschaft zu rechtfertigen.

Rituale der Christengemeinschaft

Trotzdem werden zweitens auch die folgenden durch Rudolf Steiner der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung gegebenen Rituale vom "freien christlichen Impuls" verwendet:

  • Taufe

Wilhelm Ruhtenberg (Lehrer an der ersten Waldorfschule in Stuttgart, ehemaliger evangelischer Pastor und einer der Gründer der Christengemeinschaft) erhielt bereits 1921 von Rudolf Steiner das Sakrament der Taufe, nachdem Eltern darum baten. [23] Bei ihrer Begründung 1922 bekam dann die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung dieses Sakrament durch Rudolf Steiner. [24]
Der "freie christliche Impuls" verwendet eine veränderte Fassung dieses Wortlautes. [25]

  • Lebensschau (Beichte)

Dieses Sakrament wurde durch Rudolf Steiner der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung im Rahmen der Gründung übergeben und ist in "Vorträgen und Kursen über christlich-religiöses Wirken" (GA 342-346) veröffentlicht. [26]

Sterberitualien:

  • Letzte Ölung

... So auch das Sakrament der Letzten Ölung. [27].

  • Aussegnung / Bestattung

Beide Rituale vollzog Hugo Schuster (Anthroposoph und christkatholischer Priester) erstmals am 14.1.1919 am Grabe von Marie Leyh auf dem Arlesheimer Friedhof (Schweiz). Steiner sprach dabei die Gedächtnisworte. [28] Bei ihrer Begründung bekam dann die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung diesen Wortlaut. [29]

  • Kinderbegräbnis

Das Kinder-Begräbnis wurde der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung im März 1923 übergeben. [30]

  • Einfügung für eine Totenweihehandlung

Im März 1923 übergab Rudolf Steiner in Stuttgart der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung einen Einschub für eine Menschenweihehandlung für einen Verstorbenen. [31]
Im "freien christlichen Impuls" wird diese Einfügung mit der Opferfeier verbunden.

  • Priesterweihe

Die 1922 in den "Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken" gegebene Priesterweihe ist für die Tätigkeit innerhalb der Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung gedacht und wurde dieser auch mit ihrer Begründung übergeben.
Der Text wird aber vom "freien christlichen Impuls" - unter dem geänderten Namen "Weihe" oder "Erwachsenen-Taufe" - als ein universeller Weihetext angesehen: So soll er auch mit nur wenigen Anpassungen mit dem allgemein-priesterlichen Christusauftrag (Matth. 28,16-20) übereinstimmen. In einem "freien christlichen" Handeln wird die Weihe aber nicht als ein angeblich "institutionell vollzogener Akt" verstanden, sondern als "ein intimes Ja durch IHN, durch das der Strebende individuell seine Berufung erfährt." [32]

  • Trauung (Verbindung von Mann und Frau)

Wilhelm Ruhtenberg erhielt im Frühjahr 1922 von Rudolf Steiner das Sakrament der Trauung. Siehe GA 345, S.73 und auch GA 265, S.36. Bei ihrer Begründung bekam auch die Christengemeinschaft - Bewegung für religiöse Erneuerung diesen Wortlaut.
Im "freien christlichen Impuls" wird auch eine im Wortlaut veränderte Fassung der Trauung empfohlen. [33]

Geschichte

Pfingsten 1996 begründeten kultisch engagierte Anthroposophen (freie christliche Religionslehrer, Sozialarbeiter, Altenpfleger, Heilpädagogen, u.a.) in Unterlengenhardt (Schwarzwald) den "Initiativ-Kreis Kultus". Aus diesem ist das "Kultus-Handbuch" und die weiteren Foren und Organisationen hervorgegangen.[34]

Organisation

Die "freien christlichen Sakramente in ihrer Siebenheit" werden heute erarbeitet, bearbeitet und gepflegt durch das "Freie christliche Forum", bzw. der "Freien christlichen Arbeits-Gemeinschaft". Hierzu gibt es Förderkreise, dennoch versteht sich das Freie christliche Forum als keine Organisation, keine Institution, kein Verein, sondern als ein Arbeitskreis, ein Netzwerk interessierter und engagierter Anthroposophen, ein "Impuls":

  • In einem "Arbeitskreis zu Fragen anthroposophisch kultischen Handelns" wird die Thematik behandelt.
  • Der "(Förderkreis) Freie christliche Arbeits-Gemeinschaft" möchte die nötige Kultus-Trageschale bilden.
  • Die Öffentlichkeits- und Verlagsarbeit trägt der "(Förderkreis) Freies christliches Forum",
  • die Idee eines überkonfessionellen, anthroposophisch und sakramental vertieften Christ-Seins versucht das "Forum Freier Christen" zu verbreiten.

Als ein "Impuls" ist das freie christliche Engagement quantitativ und äußerlich schwer fassbar, bis auf wenige Aktive, die sich in obigen Kreisen finden.

Die Arbeit geschieht formal unabhängig von der Anthroposophischen Gesellschaft.[34]

Kritik

Es werden unter anderem folgende Punkte eingewendet. Sie betreffen insb. die Verwendung und Veränderung der durch Rudolf Steiner übermittelten Rituale und die in Veröffentlichungen vorgebrachten abwertenden Urteile über die Christengemeinschaft:

Zur Frage der vermeintlich freien Verfügbarkeit der Schulhandlungen

Hans-Werner Schroeder wendet dazu ein: "Die Schulhandlungen stehen nicht, wie behauptet »letztlich für jeden, der diese wünscht!« zur Verfügung, sondern sind der pädagogischen Bewegung übergeben; ob die Opferfeier da eine Ausnahme bildet, bleibt mindestens fraglich: Jedenfalls nicht im Sinne der »freien Verfügbarkeit«." [35]

Verantwortlichkeit in Bezug auf Handlungshaltende

Die Lehrerkonferenzen zeigen deutlich, dass Rudolf Steiner sehr genau darauf geachtet hat, wer eine Handlung in der Schule halten durfte. So z.B. »Religionslehrer könnte noch so mancher sein, aber die Kultushandlungen könnten kaum von jemand anderem ausgeführt werden, als von den beiden, die jetzt noch genannt sind« (5.12.22). Oder: »Es ist im Lehrerkollegium niemand da. Es ist natürlich eine schwer zu lösende Sache« (15.11.20). Ähnliche Äußerungen finden sich noch mehrfach. Damit ist deutlich, dass er alles andere vor Augen hatte als die Impulsierung einer »laienpriesterlichen Strömung« durch die Stiftung dieser Kultushandlungen. [35][36][37]

Zitate werden aus dem Zusammenhang gerissen

Die Aneignung eines der Priestergemeinschaft übergebenen geistigen Gutes wird z.B. mit einem Wort Rudolf Steiners begründet: »Es ist niemals für die Rituale ... etwa ausgesprochen worden, dass sie der Priesterschaft gehören.« Diese Worte finden sich in einer Lehrerkonferenz und beziehen sich, wie aus dem Zusammenhang deutlich zu entnehmen ist, nicht auf die Rituale im Allgemeinen, sondern auf die Schulrituale, für die damals das Missverständnis aufgekommen war, als seien sie ebenfalls – wie die anderen Ritualtexte, die die Christengemeinschaft hat – in die ausschließliche Verantwortung der Christengemeinschaft übergeben worden. Dieses Missverständnis stellte Rudolf Steiner den Lehrern gegenüber richtig. Eine freie Verfügbarkeit auch für die anderen Kultushandlungen daraus abzuleiten, kommt einer bewussten Irreführung gleich. [35][38] Dies nur als ein Beispiel für etliche aus dem Zusammenhang gerissene und umkontextualisierte Zitate.

Zur Frage der vermeintlichen freien Verfügbarkeit der Taufe, Bestattung und Trauung

Die Rituale Bestattung, Taufe und Trauung wurden zwar vor der Begründung der Christengemeinschaft schon gehalten, aber nicht von "Laien", sondern von Hugo Schuster und Wilhelm Ruhtenberg. Schuster war Priester in der altkatholischen Kirche in der Schweiz und Ruhtenberg war evangelischer Pastor und als solcher befugt Taufen und Trauungen zu halten. Da es die Christengemeinschaft noch nicht gab, knüpfte Steiner an die bestehenden kirchlichen Positionen an.[35][39] Diese Rituale wurden der Priesterschaft bei der Gründung der Christengemeinschaft zur ausschließlichen Verwendung übergeben.[40][41][42]
Auch die spätere Aussage Rudolf Steiners in den Karma-Vorträgen schafft zusätzliche Klarheit (GA 236, 27.6.1924): Von der Bestattung, die »schon eingezogen ist in die Gemeinschaft für christliche Erneuerung ..., dieser Kultus ausgebildet im Sinne unserer Christengemeinschaft...«.

Rudolf Steiners beispielhafter Umgang mit Bestattungen

Für seine Ansprache bei der Bestattung von Marie Hahn (der ersten Frau des Stenographen Rudolf Hahn) hatte Rudolf Steiner zur Bedingung gemacht, dass der Ansprache eine kirchliche Bestattungsfeier vorangeht. Da beide Ehegatten ihrer Kirche entfremdet waren, bat Rudolf Steiner den christkatholischen/altkatholischen Priester Hugo Schuster, das Bestattungsritual nach deren Ritus zu halten. Wie Hahn später berichtete, äußerte Rudolf Steiner nach der Bestattung, dass dieses Ritual „gar zu kläglich“ sei.
Wenige Wochen später starb Marie Leyh. Auf dem Friedhof in Arlesheim wurde für sie am 14.1.1919 zum ersten mal von Hugo Schuster das durch Rudolf Steiner gegebene erneuerte Bestattungsritual vollzogen. Wieder hielt Rudolf Steiner im Anschluss die Ansprache. Zwei weitere Bestattungen sind in dieser Form nachzuvollziehen: Johanna Peelen am 12.5.1920 und Caroline Wilhelm am 27.10.1920. Die nächste überlieferte Bestattung mit dem erneuerten Bestattungsritual und einer Ansprache durch Steiner war für Elisabeth Maier am 29.3.1923 in Stuttgart. Das Ritual hielt bereits Gertrud Spörri, Priesterin der am 16.9.1922 begründeten Christengemeinschaft. Die Angehörigen von Elisabeth Maier waren auf Rudolf Steiner mit der Bitte um eine Totenfeier herangetreten und er hatte sie an die Christengemeinschaft verwiesen. Im Zusammenhang dieser Bestattung überlieferte Gertrud Spörri, dass Rudolf Steiner ihr gesagt habe, er wolle gewissermaßen Modellfälle schaffen für das richtige Zusammenwirken der Anthroposophischen Gesellschaft und der Bewegung für religiöse Erneuerung (also der Christengemeinschaft) - es war nur wenige Monate nach dem Brand des ersten Goetheanums und des denkwürdigen Vortrages vom 30.12.1922, der in dieser Frage eine große Verunsicherung sowohl unter Anthroposophen als auch in der Priesterschaft hervorgerufen hatte. Weiter sind so überliefert die Bestattung für Hermann Linde am 29.6.1923 und am 6.5.1924 für Edith Maryon. Hermann Linde war aktiv und verantwortlich in der anthroposophischen Arbeit gewesen und hatte zu der jungen Christengemeinschaft keinerlei Verbindung. Rudolf Steiner bat selbst Friedrich Doldinger, Priester in Freiburg die Bestattung in Basel zu halten, da es in Basel noch keinen Pfarrer gab. Ähnlich handelte auch Rudolf Steiner beim Tod von Edith Maryon, die auch eine repräsentative Persönlichkeit in der Anthroposophischen Gesellschaft und künstlerische Mitarbeiterin Rudolf Steiners gewesen war. Rudolf Steiner schickte Doldinger ein Telegramm „Können Sie Dienstag 11 Uhr Einäscherung Maryon hierherkommen - Rudolf Steiner“. Im anschliessenden Telefongespräch zur Abfolge erklärte Steiner „Den Kultus vollziehen Sie für den Toten als Mitglied der Menschheit, der Kultus muss vorangehen; und dann komme ich und spreche von den besonderen Lebensumständen, die in diesem Fall ja anthroposophische waren.“ [43][44]
Rudolf Steiner hätte hier - da es keine Mitglieder der Christengemeinschaft waren und sie auch sonst keine konfessionelle Bindung hatten - im Sinne eines laienpriesterlichen Impulses einfach einen Laien bitten können das vermeintlich freie Ritual zu halten. Das tat er aber nicht - obwohl bereits seit 1920 die Schulhandlungen durch von ihm berufene Religionslehrer in der Schule gehalten wurden.

Vermeintliche Änderbarkeit von Kultus

Rudolf Steiner ist nicht müde geworden zu betonen, dass der Kultus nicht menschlicher Willkür unterliegen kann, so z. B. in den Karma-Vorträgen (GA 236, 27.6.1924): »Ein Kultus entsteht nicht dadurch, dass man ihn ausdenkt, denn dann ist er kein Kultus. Ein Kultus entsteht dadurch, dass er das Abbild ist von demjenigen, was in der geistigen Welt vorgeht.« Oder an anderer Stelle: »Es ist jedes Wort abgewogen, nicht nur soweit, dass es als Wort dasteht, sondern es steht auch jedes Wort an seinem richtigen Orte und im richtigen Verhältnis zum anderen Orte« und der Kultus »muss tabu sein«. [35]

Beispiel der Gründungstatsachen der Christengemeinschaft

Hans-Werner Schroeder führt dazu an: "Die Vorgänge, die zur Gründung der Christengemeinschaft 1922 geführt haben, sind inzwischen veröffentlicht. Man kann daran ablesen, mit welcher Sorgfalt Rudolf Steiner die Bildung derjenigen Gemeinschaft inauguriert hat, die der Träger des neuen Kultus werden sollte. An diesen Vorgängen wird deutlich, dass zum Zelebrieren der erneuerten Sakramente, wenn sie rechtmäßig und geistgemäß gehandhabt werden sollen, die Bildung einer esoterischen Gemeinschaft und eine ausdrückliche Verantwortlichkeit und Verpflichtung innerhalb dieser Gemeinschaft als Vorbedingung dazu gehören, was sich dann in der Priesterweihe zum Ausdruck bringt. Angesichts dieser Tatsachen zu der Behauptung zu kommen, die Sakramente seien heute zur freien Verfügung für ein »laienpriesterliches Handeln«, zeugt schon von einer gehörigen Portion Ignoranz und persönlichem Wollen – kaum eine gute Voraussetzung für »christlich-anthroposophisches Handeln«." [35][45][42]

Begriffsnutzung Sakrament und Zentralsakrament

Hans-Werner Schroeder wendet dazu ein: "Opferfeier und Jugendfeier sind von Rudolf Steiner nie als Sakramente bezeichnet worden, schon gar nicht als »Zentralsakrament« (Opferfeier). Dieses Wort ist für einen bestimmten Zusammenhang reserviert und so, wie es hier gebraucht wird, irreführend." [35]

Angebliche Bestätigung durch die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung

Volker Lambertz verweist auf ihm vorliegende Äußerungen der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung zur Begründung der eigenen Ansicht. So z.B.: "Laut vorliegendem Schreiben der Rudolf Steiner Nachlass­verwaltung ist im gesamten Werk Steiners eine Rechtfertigung für einen Monopolanspruch der CG auf ein sakramentales Handeln, oder ein (auch spirituelles) Eigentum an den von Steiner ge­fassten Sakramentstexten nicht gegeben."[46] Eine Nachfrage bei der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung ergab, dass ihm 1997 nur geantwortet wurde, dass ihr keine solche Äußerungen "bekannt" seien. Daraus anzunehmen und damit zu begründen, dass solche Äußerungen garnicht vorhanden und die Ansprüche somit "nicht gegeben" seien, ist logisch unzulässig und irreführend. (Vgl. auch die anderen hier aufgeführten Punkte und die Fußnoten [40][41][42]).

Fragen um den Vortrag vom 30. Dezember 1922

Der Vortrag Rudolf Steiners vom 30. Dezember 1922 wird vom „freien christlichen Impuls“ wiederholt herangezogen und zitiert, um darzustellen, dass die Christengemeinschaft eigentlich nicht für die Anthroposophische Bewegung und nicht für Anthroposophen sei. Hier liegen mehrfache Missverständnisse und unzulässige Vereinfachungen zugrunde, die sich teils bereits aus der unbefangenen, vollständigen und exakten Lektüre des Vortrags im Kontext der damaligen Situation auflösen lassen. Denn zunächst war der Vortrag eine direkte Antwort Rudolf Steiners auf tatsächliche Fehlentwicklungen in den Gründungsereignissen und konkret für die versammelten Anthroposophen gehalten - im Wahrnehmen der ungeheuren Gegnerschaft, die auch zum Brand des Goetheanums bereits einen Tag später führte. Rudolf Steiner äußerte später selbst, dass er bei den Anwesenden voraussetzen konnte, dass sie es richtig verstehen würden. Für eine Mitschrift und Veröffentlichung hätte er aber vieles anders formulieren müssen.

Zugleich zeigt sich dem wachen und aufmerksamen Leser, dass viele Kritik-Punkte, die vom „freien christlichen Impuls“ mit Zitaten von Rudolf Steiner gegenüber der von ihr abwertend "Amts-Kirche" genannten Christengemeinschaft aufgeführt werden, zugleich – wenn man die Aussagen Rudolf Steiners im Kontext ernst nimmt – auch in gleicher Weise auf die Aktivitäten des „freien christlichen Impulses“ selbst zutreffen, bzw. ein solcher Impuls keine Hilfe in dieser angeschlagenen Frage darstellt.

Gleich am 23. Januar 1923 - nun nach dem Brand des Goetheanums - geht Rudolf Steiner in Stuttgart nochmals auf diesen Vortrag ein: „… das war es, was auf einem besonderen Gebiete mir das Wort aus dem Mund gepreßt hat bei meinem vorletzten im Goetheanum gehaltenen Vortrag über die Bewegung für religiöse Erneuerung. Diese Bewegung für religiöse Erneuerung werde ich doch ganz gewiß nicht in irgendeiner Weise kritisieren wollen, denn sie ist vor dreieinhalb Monaten in die Wirklichkeit getreten aus meinen eigenen Ratschlägen heraus, und es ist ja das natürlichste, daß ich selber diese Bewegung so ansehen muß, daß ich die tiefste Befriedigung habe, wenn sie gedeiht. Ich meine, darüber kann gar kein Zweifel sein. Dennoch aber mußte ich schon nach diesen dreieinhalb Monaten der Wirksamkeit zu dem Wort greifen, das in Dornach dazumal an die Adresse nicht der religiösen Erneuerungsbewegung, sondern an die Adresse der Anthroposophen gerichtet war, natürlich auch der Anthroposophen, die innerhalb der religiösen Erneuerungsbewegung stehen. Und dieses Wort konnte nicht anders lauten, als daß es eine Umschreibung war: Man freue sich der Tochter, aber man vergesse der Mutter nicht, vergesse nicht, daß die Mutter auch gehegt und gepflegt sein muß. - Dieses Hegens und Pflegens der Mutter muß sowohl die Bewegung für religiöse Erneuerung eingedenk sein, müssen aber insbesondere die Anthroposophen eingedenk sein, welche innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft leben…“[6]

Auch im Juli 1923 entsteht umfassender Gesprächsbedarf bei den zu weiteren Vorträgen mit Rudolf Steiner versammelten Priestern. Es wird dabei deutlich, dass der Vortrag vom 30. Dezember 1922 sehr genau im Kontext gesehen werden muss. Auch sind die genutzten Begriffe sehr exakt und im Kontext zu unterscheiden. So gab es auch damals schon etliche Missverständnisse aus dem Vortrag, die breit kursierten. So führt z.B. Rudolf Steiner vor den Priestern aus: „Es war ja zunächst von Dr. Rittelmeyer schon darauf aufmerksam gemacht worden, daß doch noch gewisse Schwierigkeiten bestehen in der Auffassung des Verhältnisses dieser christlich-religiösen Bewegung zur Anthroposophie. Diese Schwierigkeiten sind ja solche, die man eigentlich nicht gerade, ich möchte sagen, durch eine Definition versuchen soll zu bewältigen, sondern die sich eigentlich nur bewältigen lassen durch die Praxis, und dann auch durch ein gewisses Studium der Seelenverhältnisse der gegenwärtigen Menschheit.“[47] [...] „Sehen Sie, diese seit Jahrhunderten angestrebte, auch innere Trennung des Wissenschaftlichen und des Religiösen, diese Trennung kann eben eine noch so starke rein religiöse Bewegung gar nicht irgendwie bewältigen. Denn eine religiöse Bewegung muß, ebenso wie eine wissenschaftliche Bewegung, vor allen Dingen innerlich wahr sein. Nun könnte es vielleicht sogar trivial erscheinen, wenn wir jetzt, nachdem wir so vieles miteinander besprochen haben, was der religiösen Bewegung Inhalt gibt, wieder zurückkommen auf das Elementare: die Bewegung muß wahr sein. Aber wir dürfen nicht unterschätzen, wie stark heutzutage die Unwahrheit, die innere, die unbewußte Unwahrheit zivilisatorischer Impulse geworden ist.“[48] [...] „Für den, der heute auf dem Boden einer religiösen Erneuerung stehen will, ist es daher notwendig, sich klar darüber zu sein, daß er zugleich einig sein muß mit einer Erkenntnisrichtung, welche den Geist wiederum in das Naturwissen hineinträgt, die den Geist geltend macht innerhalb des Naturwissens, so daß bis in die Physik hinunter der Geist geltend gemacht wird. Das ist ja richtig angestrebt worden, indem die religiöse Bewegung auf Anthroposophie baut. Aber dieses Bauen auf die Anthroposophie muß ein ganz innerliches, wahrhaftiges sein. Deshalb ist es nötig, daß man sich das Verhältnis zwischen der religiösen Erneuerung und der Anthroposophie auch in der richtigen Weise vorstellt.
Nicht wahr, die Anthroposophie will und kann nicht anders, als eine Erkenntnisbewegung sein. Sie muß, so sehr dadurch auch das Verhältnis zu ihren Anhängern leidet, in allen Einzelheiten vollbewußt so arbeiten, daß sie eine Erkenntnisbewegung ist. Die religiöse Erneuerung ist eben eine religiöse Bewegung mit dem entsprechenden religiösen Kultus. Und wenn beide Bewegungen aus ihren eigenen Impulsen arbeiten, so kann ja nichts anderes Zustandekommen als eine gegenseitige Befruchtung. Es kann im Grunde genommen niemals eine Störung auftreten. Man muß allerdings, auch wenn man sich klar ist, daß ja im großen und ganzen eine Störung nicht auftreten kann, die Zeitverhältnisse gründlich berücksichtigen. Die anthroposophische Bewegung hat natürlich heute deshalb einen schwierigen Stand, weil sehr viele Menschen, die lechzen nach einer Vergeistigung der Weltanschauung, auch erkenntnismäßig eigentlich doch auf eine leichtere und bequemere Weise zu ihren Erkenntnissen kommen möchten, als Anthroposophie sie ihnen geben kann. Man möchte nicht gern jene intensive innere Mitarbeit haben, welche in der Anthroposophie notwendig ist, und dadurch treten zuweilen wirklich recht absurde Anschauungen und Gedanken auf. [...] Was aber gibt Gemeinschaft? Menschliche Gemeinsamkeit des Denkens und Empfindens! Man kann sich kaum denken, daß die Leute, wenn der anthroposophische Impuls in ihnen ehrlich arbeitet, sich nicht in einer solchen Gemeinsamkeit fühlen, wie sie überhaupt noch nicht da war in der Welt. Denn so gründlich brauchte man noch nie umzudenken, selbst nicht in den alten Mysterien; da war noch vieles ähnlicher dem populären Denken. Es ist ein so starkes Band da, daß alles Rufen und Schreien nach Gemeinsamkeit, das namentlich unter den Jüngeren vielfach auftritt, im Grunde genommen schon einen Zug von Absurdität hat. Aber vergessen Sie nicht, daß wir nicht in einem Atelier sind und uns aus Plastilin Menschen formen können, sondern daß die Menschen da sind mit all ihren Absurditäten, die man absolut berücksichtigen muß, über die man nicht hinaus kann, wenn man real wirken will.“
[49] [...] „So tritt der Impuls auf, gemeinschaftsbildend zu sein innerhalb der anthroposophischen Bewegung. Erkenntnisbewegung ist die anthroposophische Bewegung. Auf Gemeinsamkeit des Wollens, Fühlens und Denkens ist sie gegründet. So daß man eigentlich denken könnte, die religiöse Bewegung würde einfach das, was auf dem Boden der anthroposophischen Bewegung da ist, aufnehmen und nun in der Art, die ja nun einmal für die religiöse Bewegung gegeben ist, dies wiederum aus den ureigensten Impulsen weiterbilden.
Als es noch keine religiöse Bewegung gegeben hat, haben Menschen, die in der anthroposophischen Bewegung standen, noch einen Ersatz gesucht dafür in allerlei esoterischen Kreisen, die aber so aufgebaut waren, daß sie im wesentlichen Erkenntniskreise waren, und das, was da kultusähnlich war, diente auch nur der Erkenntnis. [...] Dagegen ist die Sache bei der religiösen Bewegung so, daß im Kult selbst schon ein unmittelbarer Inhalt liegt, und zwar in jeder Kulthandlung, so daß auch derjenige, der zum Beispiel es ablehnt, vom Kult aus nach einer Erkenntnis zu streben, doch in der Teilnahme am Kult ein entsprechendes Leben hat, weil der Kult, wie er in dieser religiösen Bewegung wirken soll, unmittelbar die Sprache der geistigen Welt ist, heruntergetragen in irdische Form, so daß die Teilnahme am Kultus etwas ganz Positives ist.“
[50]
„Es behaupten nun Anthroposophen, daß gewisse Vorgeschrittene den Kultus entbehren könnten. Diese Frage würde eigentlich gar nicht entstehen können, wenn man sich richtig einstellte. Ich weiß gar nicht, aus welchen Untergründen heraus sie eigentlich entstehen konnte. Denn, tritt heute der Fall eines Begräbnisses ein, dann ist doch eben die religiöse Gemeinschaft für das Kultische aufgerufen. Und so ist sie aufgerufen durch die Menschenweihehandlung für das Ganze des Menschen und nicht etwa bloß in der Absicht, das sei ein Temporäres, das müsse einmal durch etwas anderes abgelöst werden. Das ist ein Ewiges, soweit auf der Erde von etwas Ewigem gesprochen werden kann. [...] Sobald Sie sich klar machen, daß naturgemäß der, der Anthroposophie sucht, sich einfach mehr auf die Erkenntnisseite verlegt und daß man es ihm überlassen muß, inwiefern er den Kultus sucht, und andererseits, daß Leute, die zum Kultus kommen, auch nach der Erkenntnnisseite hinstreben werden, weil der Intellekt heute so stark ist, daß sie also von diesem Kultus aus sich der Anthroposophie nähern werden -, sobald Sie sich das klarmachen, müssen Sie sich sagen, daß das in gewissem Sinne nur eine Art Arbeitsteilung ist. Auf diesem Felde sollte eigentlich ein innerer Zwiespalt gar nicht entstehen.“[51]
Und zur kosmischen Kommunion: „Dasjenige, was ich damals gesprochen habe, ist eine Art kosmischer Kommunion. Wenn diese meditativ ausgeführt wird, so wird sie unter Umständen, wie die Dinge heute liegen der Zeit nach, dem Menschen eine gewisse Befriedigung geben können. Er wird auf diese Weise eine Art Kommunion empfangen können. Aber das schließt doch nicht aus, daß selbst derjenige, der auf diese Art eine Kommunion für seine Erkenntnis empfängt, wenn er sonst in seiner ganzen Seelenverfassung heute dazu neigt, die Kommunion auch auf andere Weise empfangen kann. Man sollte nicht die Unterschiede betonen, denn beide Dinge widersprechen einander ja nicht…“[52]
Und: „«Anthroposophie braucht keine religiöse Erneuerung» -, so haben Sie den Satz ganz richtig formuliert. Was würde es für die Anthroposophie bedeuten, die ja in sich selbst begründet sein muß, wenn sie die religiöse Erneuerung brauchte! Umgekehrt: die religiöse Erneuerung braucht die Anthroposophie! - Daß da in dem Vortrag gesagt wurde, die Anthroposophen brauchten keinen Kultus, das ist ja an die Anthroposophen gerichtet, nicht an die religiöse Erneuerungsbewegung. Solche Dinge mußten gesagt werden, weil zahlreiche Menschen glaubten, sie müßten sich aus Prinzip orientieren, ob sie sich für eine Teilnahme an der religiösen Bewegung entscheiden sollen. [...] Man darf aber nicht sagen, man könne zur Anthroposophie nur kommen durch die religiöse Bewegung, das wäre sehr falsch. Mein damaliger Vortrag war an die Anthroposophen gerichtet. Also es ist doch selbstverständlich, daß die Anthroposophen, wie sie in der letzten Zeit geworden sind, Ratgeber beim Kultus sein könnten. Das andere wiederum ist Gift für die Anthroposophie: wenn man sagt, man könne nicht zu anthroposophischem Verständnis [des Christus] kommen, wenn man nicht durch den Kult dazu kommt. Es ist nötig, daß man das dazunimmt, daß diese Rede an die Anthroposophen gerichtet war. Das Mißverständnis bestand darin, daß beide Seiten Auffassungsfehler gemacht haben in der Handhabung. Es waren in der religiösen Bewegung viele, die nicht wußten, wie sie sich verhalten sollten.[53]
Auch auf diverse aus Missverständnissen entstandene Schlagworte gegenüber der Christengemeinschaft geht Rudolf Steiner dabei ein, wie die Christengemeinschaft sei nur für Menschen mit einem „dumpfen religiösen Trieb“ und nicht für Menschen mit „denkerischem Erkenntnistrieb“ oder sie sei eine „Kinder- oder Vorschule“ gegenüber der Anthroposophie.[54]

Literatur

Kultushandbuch des "freien christlichen Impulses":

  • "Die Sakramente...", Pro-Drei-Verlag, Beuron, herausgegeben vom "Freien christlichen Forum", ISBN 3-00-007899-1

Informationsbuch des "freien christlichen Impulses":

  • "frei + christlich - Freie Sakramente heute?", Selbstverlag und Pro-Drei-Verlag, herausgegeben vom "Freien christlichen Forum"

Studien und Bücher zum Thema:

  • Gädeke, Wolfgang: "Anthroposophie und die Fortbildung der Religion", Flensburger Hefte Verlag, Flensburg, 1990, ISBN 3-926841-24-9
  • Gädeke, Wolfgang: "Marie Steiner und die Christengemeinschaft - Eine tragische Beziehung - Wie kam es zur Entfremdung zwischen der Anthroposophischen Gesellschaft und der Christengemeinschaft? Und welche Rolle spielte Marie Steiner dabei?", Verlag Urachhaus, 2018, ISBN 978-3-8251-5167-6
  • Gädeke, Wolfgang: "Die Gründung der Christengemeinschaft - Ein Schicksalsdrama", Verlag Urachhaus, 2021, ISBN 978-3-8251-5293-2
  • Debus, Michael und Gundhild Kacer: "Das Handeln im Umkreis des Todes - Fragen zur Bestattung", Herausgegeben von der Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart für ihre Mitglieder, Stuttgart, 1999
  • Selg, Peter: "Die Menschen-Weihehandlung - Rudolf Steiner und die Priestergemeinschaft der christlichen Erneuerung", Ita Wegman Institut, 2016, ISBN: 978-3905919820
  • Selg, Peter: "Anthroposophie, Religion und Kultus - Rudolf Steiners Kurs für Theologiestudenten - Stuttgart, Juni 1921", Edition Freie Hochschule - Allgemeine anthroposophische Sektion, Verlag am Goetheanum, 2021, ISBN: 978-3-7235-1690-4

Weitere Materialsammlungen und Originalquellen:

  • Steiner, Rudolf, u.a.: "Zur religiösen Erziehung", Wortlaute Rudolf Steiners als Arbeitsmaterial für Waldorfpädagogen, Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, 3. Auflage 2013, ISBN 978-3-940606-94-5
  • Wiesberger, Hella: "Rudolf Steiners esoterische Lehrtätigkeit", Wahrhaftigkeit, Kontinuität, Neugestaltung, Rudolf Steiner Verlag Dornach (1997), ISBN 3-7274-5327-3

Weitere Literatur:

  • Beckerath, Gerhard von: "Gespräch als Kultus", Verlag am Goetheanum, Dornach, ISBN 3-7235-1238-0
  • Karl, Stefan: "Glaube als Erkenntnisreligion - Für eine neue Sozialästhetik - Der erweiterte Glaubensbegriff, Individualismus und soziale Entwicklung", Privatdruck, Pro-Drei-Verlag, Beuron
  • Barth, Hans-Martin: "Einander Priester sein - Allgemeines Priestertum in ökumenischer Perspektive", Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 3-525-56532-1
  • Haag, Herbert: "Worauf es ankommt - Wollte Jesus eine Zwei-Stände-Kirche?", Herder-Verlag, ISBN 3-451-26049-2
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Forum Freier Christen (Homepage)

Einzelnachweise

  1. u.a. http://www.freie-christen.info und http://www.forumkultus.de
  2. http://www.forumkultus.de/
  3. u.a. in Lambertz, Volker David: frei + christlich, Freie Sakramente heute, Informationsbuch zum „freien christlichen“ Impuls, BoD Norderstedt, Michaeli 2008, S.85f.
  4. http://www.pro3-verlag.de/khbaus.pdf S.6
  5. http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA219.pdf#page=162&view=Fit
    und https://www.forumkultus.info/kritik/anthroposophie-kirche/
  6. 6,0 6,1 Rudolf Steiner am 23.1.1923 über den Vortrag vom 30.1.1923: "[...] Dadurch aber, daß man gewissermaßen der Mutter nicht gibt, was der Mutter sein muß, damit auch alle die Kinder in der richtigen Weise versorgt werden können, dadurch entsteht die allerschwerste Sorge für die anthroposophische Bewegung, wirklich die allerschwerste Sorge.
    Meine lieben Freunde, das war es, was auf einem besonderen Gebiete mir das Wort aus dem Mund gepreßt hat bei meinem vorletzten im Goetheanum gehaltenen Vortrag über die Bewegung für religiöse Erneuerung. Diese Bewegung für religiöse Erneuerung werde ich doch ganz gewiß nicht in irgendeiner Weise kritisieren wollen, denn sie ist vor dreieinhalb Monaten in die Wirklichkeit getreten aus meinen eigenen Ratschlägen heraus, und es ist ja das natürlichste, daß ich selber diese Bewegung so ansehen muß, daß ich die tiefste Befriedigung habe, wenn sie gedeiht. Ich meine, darüber kann gar kein Zweifel sein. Dennoch aber mußte ich schon nach diesen dreieinhalb Monaten der Wirksamkeit zu dem Wort greifen, das in Dornach dazumal an die Adresse nicht der religiösen Erneuerungsbewegung, sondern an die Adresse der Anthroposophen gerichtet war, natürlich auch der Anthroposophen, die innerhalb der religiösen Erneuerungsbewegung stehen. Und dieses Wort konnte nicht anders lauten, als daß es eine Umschreibung war: Man freue sich der Tochter, aber man vergesse der Mutter nicht, vergesse nicht, daß die Mutter auch gehegt und gepflegt sein muß. - Dieses Hegens und Pflegens der Mutter muß sowohl die Bewegung für religiöse Erneuerung eingedenk sein, müssen aber insbesondere die Anthroposophen eingedenk sein, welche innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft leben.
    Denn, kann es auch nur im Entferntesten gesagt werden, daß der Anthroposophischen Gesellschaft ihr Recht widerfährt - ich meine jetzt Recht nicht im juristischen Sinne natürlich -, wenn Anthroposophen sich von ihr abwenden, zu einer Tochterbewegung hinwenden, nicht in dem Sinn, daß sie sagen: Wir sind verwachsen mit der anthroposophischen Bewegung, wir können also am besten raten bei einer Tochterbewegung, wir können am besten beistehen dieser Tochterbewegung -, sondern wenn Anthroposophen mit der Gesinnung sich abwenden von der anthroposophischen Bewegung, daß sie sagen: Jetzt haben wir das Wahre, was wir innerhalb der Anthroposophie niemals haben finden können! - Es handelt sich ja wirklich in diesem Punkte um eine Gesinnungs-, um eine Empfindungs-, um eine Gefühlssache. Und so sehr man sich zu freuen hat, wenn die Mutter sich der Tochter annimmt, so stark muß aber auch aufmerksam gemacht werden, daß auch die Tochter nicht gedeiht, ohne daß die Mutter nicht gehegt und gepflegt wird. Wenn also irgendwo sichtbar würde, daß diejenigen, welche innerhalb der Bewegung für religiöse Erneuerung als Anthroposophen stehen, unzulängliche Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft würden, so würde eben derselbe Fall eintreten, wie wenn irgend jemand, der innerhalb der Waldorfschule als ein ausgezeichneter Lehrer wirkt, in unzulänglichem Sinne anthroposophisch innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft wirkt. Dieses Schicksal aber, das erleben wir eben doch, wenn es auch so vielfach nicht bemerkt wird, seit dem Jahre 1919. [...]
    (GA 257, Vortrag in Stuttgart am 23. Januar 1923, S. 20f.)
  7. vgl. Werbeanzeigen in der anthroposophischen Zeitschrift „Das Goetheanum“ (Dornach/CH) z.B. in den Ausgaben 2017/17, 2016/51-52, 2016/29-30, 2016/25
  8. http://www.pro3-verlag.de
  9. Einige Downloads der Bücher:
    https://www.forumkultus.info/infos---buecher/basiswissen/
    Und zum Verkauf: https://www.bod.de/buchshop/catalogsearch/result/index/?q=Volker+Lambertz
  10. s.u.a. in: GA GA 269 (1997), S.42-44.
  11. s.u.a.in: GA 269 (1997), S.134
  12. s.u.a. in: GA 343 (1993), 4.10.1921, vormittags, S.315-319
  13. s.u.a.in: GA 269 (1997), S. 47-51, auch 4.10.1921, GA 343 (1993), S.320-323.
  14. s.u.a.in: GA 269 (1997), S. 45-46.
  15. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 343 (1993), 4.10.1921, vormittags, S.324-327, siehe auch GA 269 (1997), S.53-61 und S.111f. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 5385-5389.
  16. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 269 (1997), S.63-79. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 3553-3541.
  17. s.u.a.in GA 269 (1997), S.113
  18. Zu bedenken ist, dass mit dieser Antwort Rudolf Steiners "Diese Handlung kann überall gehalten werden, wo Menschen sind, die sie wünschen" auf die Frage, ob die Opferfeier auch für das Schulkollegium ohne Schüler gehalten werden könne, nichts explizit über die Handlungshaltenden selbst gesagt wird. Es könnte auch verstanden werden: "Die von mir berufenen Handlungshaltenden können sie halten überall, wo Menschen sind, die sie wünschen." Dafür spricht, dass Rudolf Steiner sehr genau darauf achtete, wer eine Schulhandlung halten durfte. Vgl. auch im Abschnitt "Kritik" den Abschnitt "Verantwortlichkeit in Bezug auf Handlungshaltende"
  19. s.u.a.in GA 269 (1997), S.124f.
  20. GA 265, S. 42, Wolfgang Gädeke: Anthroposophie und die Fortbildung der Religion (1991), S. 145 und Zentralarchiv der Christengemeinschaft
  21. Es ist bei dieser Thematik zu bedenken, dass schon zu Rudolf Steiners Lebzeiten vielfältige Theorien über die Opferfeier und deren Verhältnis zur Christengemeinschaft herumgeisterten, denen Rudolf Steiner wohl teils mündlich gegenüber Priestern widersprochen hat. So soll er zB. auf die Frage der Richtigkeit einer von Dr. Walter Johannes Stein vertretenen Ansicht "die Opferfeier drücke die eigentliche anthroposophische Haltung aus, da sie der menschlichen Tat entspringe, während die Menschenweihehandlung als Geschenk der geistigen Welt an den empfangenden Menschen zu betrachten sei", geantwortet haben: "Das hat sich der Stein aus den Fingern gesogen." So gibt es vielfältige unterschiedlich zuverlässige mündliche Überlieferungen. Auch in den Jahren nach Rudolf Steiners Tod wurde etliches weitere zu dieser Frage erdacht.
    Was von den vielen z.T. auch offiziell publizierten Texten nun wirklich einer Intention Rudolf Steiners entspricht und was eher aus einem persönlichen Wollen hinzugedichtet bzw. hineininterpretiert wurde, ist schwer zu überprüfen. Die folgende allerdings mitstenographierte Äußerung und Handhabung Rudolf Steiners zum Namen «Opferfeier» und «Menschenweihehandlung» wird dabei oftmals übergangen.
    Denn im Zusammenhang dieser Frage ist interessant, dass bei der Begründung der Christengemeinschaft - noch vor Entstehung der Opferfeier - Friedrich Rittelmeyer den Namen «Opferfeier» für die erneuerte Messe sehr favorisierte. Rudolf Steiner führte dazu aus: "„Es wäre mir zum Beispiel nicht möglich, für die Messe ein anderes Wort zu finden als «Menschenweihehandlung», wobei vielleicht dann als Abkürzung «Weihehandlung» figurieren könnte. Was vorgeschlagen worden ist: «Opferfeier», das würde doch nicht den inneren Sinn der Messe treffen. Sie können das schon daraus ersehen, daß die Wortbildung «Meß-Opfer» möglich ist; wenn man aber sagt «Opferfeier», so würde das sein eine Feier des Opfers; aber das ist es ja nicht. Es handelt sich tatsächlich darum, daß durch das Meßopfer die Menschenseele in Zusammenhang gebracht wird mit der höheren Welt. Man kann also die Messe selber als ein Opfer bezeichnen, aber man muß dann etwas hinzufügen. Sie ist ja nicht ein bloßes Opfer, sondern ein solches, das eben noch naher bestimmt wird durch das Wort «Messe». Aber alles, was die Messe ist, liegt - wenigstens in sehr hohem Grade - in dem Worte «Menschenweihehandlung». Darin liegt ja auch der mit der Messe unbedingt verbundene Begriff, daß sie eine Gemeindeangelegenheit ist und daß sie getan wird bei einem Zusammenkommen. In dem Zusammenkommen, in dem Vereinigen liegt das Wesentliche.[…]“ (GA 344, S. 67)
    Evtl. muss in dieser Frage zu einer neuen Sachlichkeit und Reduktion auf das wirklich von Rudolf Steiner Gesagte und Getane zurückgefunden werden.
  22. Rudolf Steiner, GA 269, (1997) S.133.
  23. "Auch andere im Priesterberuf stehende oder gestanden habende Freunde der Anthroposophie erhielten auf entsprechende Ansuchen hin Ritualtexte. Pastor Wilhelm Ruhtenberg, der an der 1919 begründeten Freien Waldorfschule in Stuttgart Lehrer geworden war, erhielt 1921 ein Tauf- und ein Trau-Ritual. Wie es dazu gekommen war, wurde so überliefert: «Schon 1921 wurde Pastor Ruhtenberg häufig von anthroposophischen Freunden gebeten, sie zu trauen und ihre Kinder zu taufen. Darauf bat er Rudolf Steiner um ein Taufritual. Nachdem er es erhalten hatte, empfand er den schwarzen Talar mit den weißen Bäffchen als nicht mehr angemessen und fragte nach einem neuen Gewand. Rudolf Steiner zeichnete ihm das Gewünschte auf und gab dazu die Farben an.[...]»" zitiert nach GA 265 (1987), S.36.
  24. u.a. in GA 344 (1994), 21.9.1922, vormittags, S. 214-236.
  25. s.u.a.in: GA 343 (1993), 5.10.1921, vormittags, S. 373-377. Bearbeitet: Initiative Freie christliche Arbeits-Gemeinschaft, s. Literatur, Kultushandbuch.
  26. s.u.a.in: GA 344 (1994), 20.9.1922, vormittags, S.188.
  27. s.u.a.in: GA 344 (1994), 21.9.1922, S.214-217
  28. (GA 261 [1984], S.225), GA 342 (1993), S.250.
  29. s.u.a.in: GA 343 (1993), 8.10.1921, vormittags, S.520-523.
  30. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 345 (1994), S.128-141. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 3578-3584.
  31. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 345 (1994), S.142-144. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 3523-3524.
  32. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 344 (1994), 13.9.1922, nachmittags, S. 97-102.
  33. s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 345 (1994), S.146-157. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 4964-4969. Bearbeitet: Freie christliche Arbeits-Gemeinschaft, siehe Literatur, Kultushandbuch.
  34. 34,0 34,1 https://www.forumkultus.info/kontakt/
  35. 35,0 35,1 35,2 35,3 35,4 35,5 35,6 Hans-Werner Schroeder in der Zeitschrift "Die Drei" 2/1999 (https://diedrei.org/lesen/freies-christliches-anthroposophisches-sakramentales-handeln-heute)
  36. Zur religiösen Erziehung, Wortlaute Rudolf Steiners als Arbeitsmaterial für Waldorfpädagogen, Stuttgart 2013, S. 133 und S. 137
  37. Rudolf Steiner zur Priesterschaft der Christengemeinschaft: "Nicht wahr, es handelt sich darum, daß nur die Schulen in Frage kommen werden für diesen Ihren Paragraphen, die als Waldorfschulen anerkannt sind. Und für diese werde ja bis zu meinem Tode ich die Leute ernennen, [die Religionsunterricht erteilen und die Handlungen zelebrieren]. Also bis dahin wird es sich darum handeln, daß die, die ich ernenne, anerkannt werden. Und nachher wird vielleicht auch die Anerkennung eingeholt werden nach dem Maße dessen, was nach meinem Tode für die Konstitution verfügt wird, insofern ich es nicht geregelt habe." (GA 344, S. 237f.)
  38. Auslassung: "Es ist niemals für die Rituale, die für die Schule da sind, etwa ausgesprochen..." Zitiert nach Zur religiösen Erziehung, Wortlaute Rudolf Steiners als Arbeitsmaterial für Waldorfpädagogen, Stuttgart 2013, S. 174
  39. Bei der Begründung der Christengemeinschaft spricht Rudolf Steiner über die bereits vorliegende Taufe: „Nun aber trat im Laufe der Zeit auch noch ein anderes heran und das ist: die Dissidentenkinder wollten auch getauft sein. Ich konnte mir ja bisher natürlich nur dadurch helfen, im wesentlichen wenigstens, daß denjenigen unter unseren Freunden, welche dem Berufe nach eine solche Handlung zu vollziehen haben, und welche zugleich davon durchdrungen waren, daß wiederum Leben in diese Berufe hineinkomme, zunächst ein Taufritual vermittelt wurde, wie es eben auch wiederum nur in Gemäßheit des Geistes der heutigen Zeit sein kann.“ (GA 343, S. 329)
  40. 40,0 40,1 Aus der Erklärung inmitten des Herbstkurses 1921 bevor Rudolf Steiner andere Ritualtexte behandelte, als die Sonntagshandlung für die Kinder, die Weihnachtshandlung für die Kinder und die Jugendfeier (aus dem freien Religionsunterricht):
    „Korrigierte Fassung der ERKLÄRUNG
    Ich erkläre meine Entschlossenheit, nach Maßgabe folgender Leitsätze mitzuarbeiten bei den Bemühungen um eine umfassende und eingreifende religiöse Erneuerung, wie sie eingeleitet worden sind von den Veranstaltern des von Dr, Rudolf Steiner geleiteten religiösen Lehrkursus vom 12. bis 16. Juni 1921 in Stuttgart.
    1. Ich erkenne an, daß heute jede Bemühung um die religiöse Erneuerung zusammengehen muß mit der Bemühung um eine neue Weltanschauung, die behaupten kann, aus ursprünglichen Quellen heraus zur übersinnlichen Welt zu kommen, wie z.B. die Anthroposophie.
    2. Ich erkläre meine Bereitschaft zur Vorbereitung und Gründung freier Gemeinden durch Realisierung der aus anthroposophischen Erkenntnisquellen gewonnenen Kultformen und Anregungen für Predigt und Unterweisung. Ein Anknüpfen innerhalb der Kirchen werde ich nur dort anstreben, wo ich gewiß bin, daß die Reinheit des Impulses dadurch nicht gefährdet wird.
    3. Um der Geschlossenheit des Vorgehens willen verpflichte ich mich, keine der Kultformen anders und zu früherer Zeit zu benutzen, als durch gemeinsame Regelung festgesetzt wird.
    4. Zur Erlangung der Eignung für den verantwortungsvollen Priesterberuf bin ich gewillt, mich durch intensives Einarbeiten in den Geist sakramentalen Priesterwirkens einzuleben.
    5. Ich bin bereit, nach Kräften ernste, geeignete Mitarbeiter zu werben.
    6. Alles mir mündlich, schriftlich oder gedruckt mitgeteilte Material, ebenso die Namen aller in der Bewegung stehenden Persönlichkeiten, werde ich vertraulich behandeln.
    7. Falls ich obige Verpflichtungen rückgängig machen sollte, verzichte ich auf jegliche Verwendung anthroposophisch fundierter Ritualien.[…]
    (GA 343, S.365)
    Dies wurde u.a. auch von Pfarrer Wilhelm Ruhtenberg unterschrieben, der die Taufe und Trauung von Dr. Rudolf Steiner vor der Gründung bereits zur Verwendung als evangelischer Pfarrer und Mitglied des Gründerkreises bekam.
  41. 41,0 41,1 Bei der Besprechung der Gemeinschaftsordnung der sich bildenden Priesterschaft: „Rudolf Steiner: Der schwierige Satz der Bekenntnisformel ist von mir in seiner Schwierigkeit schon empfunden worden, aber er hatte von uns aus schon eine kleine Geschichte. Es handelt sich darum, daß wir ihn so formulieren - beim Realen handelt es sich nicht um Spintisierereien, sondern um Aktivität -, daß durch einen Satz in der Bekenntnisformel dies zum Ausdruck kommt: Der, der dieser Gemeinschaft beitritt, anerkennt, daß er das, was er durch diese Gemeinschaft geworden ist, eben nur durch diese Gemeinschaft zunächst werden kann; das heißt also, daß er die Ritualien und was von den Ritualien ausstrahlt, von dieser Gemeinschaft bekommt und auch das Recht von ihr bekommt, im Sinne dieser Ritualien Gemeinden zu gründen. So daß also der Betreffende für alles, was er im Auftrage dieser Gemeinschaft tut, die Bewertung eben von den Oberlenkern und Lenkern dieser Gemeinschaft erhalten hat, und daß er anerkennt, daß er keine Berechtigung hat, diese Ritualien anders denn als Mitglied dieser Gemeinschaft auszuführen. Das müßt Ihr aber nicht von dem abhängig machen, ob sein Wille heute der ist, dies anzuerkennen und in drei Jahren ein anderer sein kann -, sondern darüber müßt Ihr heute Euch entscheiden, daß sein Wille in drei Jahren kein anderer sein darf. Darüber müßte also nicht er, sondern die Gemeinde entscheiden. Er müßte anerkennen, daß in bezug auf alles, was er im Auftrage der Gemeinde bekommen hat, die Gemeinde in ihren Oberen entscheiden kann, und auch, daß er verzichtet, in aller Zukunft selbst darüber zu entscheiden. Das ist der Sinn der Sache. Um diesen Sinn kommen wir nicht herum, sonst machen Sie die Ritualien zu einem Freigut, sonst begründen Sie nicht etwas, sondern lehren Sie etwas, und es wird nach und nach in Verwässerung, in Veränderung, ohne Zusammenhang mit dem, wovon es ausgegangen ist, in die Welt getragen. Also dem, was ich jetzt sage, müßte doch in irgendeiner Weise Rechnung getragen werden. Ich will aber in diesen Dingen nur mit meinem Rate zur Verfügung stehen.“ (GA 344, S. 190)
    Dass hier mit "Ritualien" nicht nur bestimmte Kultustexte, sondern prinzipiell alle der Christengemeinschaft übergebenen Rituale gemeint sind, wird auch dadurch deutlich, dass es Rudolf Steiner zugleich für notwendig hielt in den Besprechungen über die Gemeinschaftsordnung der Priester darauf hinzuwirken, in diese Gemeinschaftsordnung einen Passus einzufügen, damit die im Rahmen des Freien Religionsunterrichtes durch ihn (bzw. "nach seinem Tode durch die Konstitution, insofern er es nicht geregelt hat") benannten Religionslehrer als weiterhin berechtigt angesehen werden die Sonntagshandlung, Weihnachtshandlung und Jugendfeier (die Opferfeier entstand erst später) in der Schule zu vollziehen - indem die dortigen verbindlichen Formen (z.B. Prozedere Berufung Religionslehrer) als parallel bestehend und gültig für diese Handlungen und den Schulkontext anerkannt werden. Über dieses Verhältnis gab es dann schon im Gründungsgeschehen Missverständnisse (vgl. GA 344, S. 237f.), die auch dazu führten, dass Rudolf Steiner in einer Lehrerkonferenz der Schule am 9. Dezember 1922 klarstellen musste: "Es ist niemals für die Rituale, die für die Schule da sind, etwas ausgesprochen worden, dass sie der Priesterschaft gehören." und "Die Christengemeinschaft geht uns gar nichts an. Wenn es dazu kommt, an die Jugendfeier etwas anzuschließen, so gebe ich es." (Zitiert nach Zur religiösen Erziehung, Wortlaute Rudolf Steiners als Arbeitsmaterial für Waldorfpädagogen, Stuttgart 2013, S. 174)
  42. 42,0 42,1 42,2 Bei der Begründung der Christengemeinschaft spricht Rudolf Steiner zu der werdenden Priestergemeinschaft: „Rudolf Steiner: Was ich für nötig halte, ist dieses: Zunächst rein intellektuell gefaßt könnte mancher glauben, daß sich jemand [von der Gemeinschaft] trennen kann, indem er einfach nach der Trennung dasselbe weitermachen kann, was er innerhalb der Gemeinschaft gemacht hat. Nun ist dieses gegen die Überlieferung des Kultus. Die Erteilung des Rechtes, diesen Kultus auszuüben und ebenso das Sprechen aus der vermittelten Christus-Kraft, das zu diesem Kultus gehört, das muß als dasjenige angesehen werden, was zu dieser Gemeinschaft gehört. Also hat die Gemeinschaft das Recht, jedem das Recht abzusprechen, den Kultus auszuüben oder im Zusammenhang mit diesem Kultus zu lehren. Er kann natürlich lehren, aber nicht in Zusammenhang mit diesem Kultus.“ (GA 344, S. 230)
  43. Michael Debus, Gundhild Kacer: Das Handeln im Umkreis des Todes - Fragen zur Bestattung, Herausgegeben von der Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart für ihre Mitglieder, Stuttgart, 1999, S. 9ff.
  44. Rudolf Steiner sprach dies bestätigend im Juli 1923 zu den Priestern: "Ich werde nie wieder bei einer solchen Gelegenheit, wo die sozialen Verhältnisse durch den Kult geheiligt werden sollen, etwas vornehmen, ohne daß der Vertreter der religiösen Bewegung mitwirkt. Bei Begräbnissen spreche ich nicht mehr allein, ohne einen Priester. Der Kult muß verrichtet werden [durch den Priester]. So muß ein richtiges Urteil allmählich sich herausbilden. Beim Diskutieren mißverstehen sich die Menschen, aber die Tatsachen sprechen selbst. (GA 345, S. 43f.)
  45. Z.B. Rudolf Steiner zur werdenden Priesterschaft: „Hinzu kommt dann dasjenige, was Sie alle ganz sorgfältig, tief und ernst ins Auge fassen müssen, wenn Sie wirklich zur praktischen Ausübung der Seelsorge kommen wollen: Sie müssen sich darüber klar sein, daß im evangelisch-protestantischen Kirchenreglement heute eigentlich der notwendige Gegensatz zwischen dem Laiengläubigen und dem Seelenhirten verschwunden ist. Gerade das Verschwinden dieses Gegensatzes wird ja aus gewissen neuzeitlichen Überzeugungen heraus - die aber nur vorübergehend eine Bedeutung haben können - als etwas Vorzügliches angesehen, aber es kann doch niemals für die Seelsorge ein wirklicher Impuls sein. (GA 344, S. 36)
  46. https://www.forumkultus.info/kritik/faq/ bzw. https://web.archive.org/web/20221007210622/https://www.forumkultus.info/kritik/faq/
  47. GA 345 (1994), S. 25, http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=25&view=Fit
  48. GA 345 (1994), S. 26, http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=26&view=Fit
  49. GA 345 (1994), S. 28f., http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=28&view=Fit
  50. GA 345 (1994), S. 30f., http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=31&view=Fit
  51. GA 345 (1994), S. 34f., http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=34&view=Fit
  52. GA 345 (1994), S. 35, http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=35&view=Fit
  53. GA 345 (1994), S. 40f., http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=40&view=Fit
  54. GA 345 (1994), S. 42ff., http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA345.pdf#page=42&view=Fit