Wertbildungsrechnung und Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Wertbildungsrechnung''' (WBR) ist ein [[Sozialorganik|sozialorganisches]] Instrument des [[wikipedia:Rechnungswesen#Internes Rechnungswesen|internen Rechnungswesens]] ([[wikipedia:Controlling|Controlling]]). Sie soll mit ihren monatlich erfaßten Werten ein Abbild der Qualität der unternehmensinternen Zusammenarbeit geben, indem die Prozesse im Unternehmen transparent gemacht werden, so daß jede Abteilung oder Arbeitseinheit für ihren Anteil am Unternehmenserfolg eine Beurteilungsgrundlage hat, und dadurch ihren Beitrag in eigener Verantwortung (Selbststeuerung, [[Selbstverwaltung]]) verbessern kann. Sie soll es auch ermöglichen können, daß Arbeit nicht mehr als Kostenfaktor in der Betriebsrechnung erscheint. Die WBR stelle damit die rechnungstechnisch praktizierte Aufhebung des [[Warencharakter der menschlichen Arbeit|Warencharakters der Arbeit]] dar.<ref>Webseite www.unternimm-die-zukunft.de, (aufgerufen 28.01.2017)</ref> Die WBR wurde vom [[dm-Drogerie Markt]] entwickelt und kommt seit 1993 zum Einsatz. Sie wird auch im Bio-Unternehmen [[Alnatura]] eingesetzt<ref>Zur Kritik an Alnatura: http://www.radiobremen.de/politik/nachrichten/betriebsrat-alnatura100.html</ref>, in der [[Weleda AG]] und der [[wikipedia:tegut|tegut]].<ref>http://www.alanus.edu/fileadmin/downloads/fachbereiche_und_studienanbegote/fb_wirtschaft/fachbereich/Institut_fuer_Sozialorganik/Aufsatz_WBR.pdf, S. 7)</ref>
[[Bild:Goethes Farbenkreis.jpg|thumb|right|300px|[[Farbkreis]], Zeichnung von [[Johann Wolfgang von Goethe]].]]


== Kritik ==
Die '''sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe''' wird in der [[Wikipedia:1810|1810]] von [[Goethe]] veröffentlichten Schrift «[[Zur Farbenlehre]]» beschrieben. Goethe zeigt dort, wie jede [[Farbwahrnehmung]] von einem ganz charakteristischen, keineswegs zufälligen [[Gefühl]]sunterton begleitet ist, der zunächst nur sehr unterschwellig erlebt wird, aber durch gesteigerte [[Aufmerksamkeit]] deutlicher ins [[Bewusstsein]] gehoben werden kann. Er muss dazu aber von der rein persönlich bedingten und oftmals viel stärker hervortretenden [[Sympathie und Antipathie]] gesondert werden, die man für eine bestimmte Farbe empfindet. Das gelingt am besten, wenn man sich aus ganz bewusstem willentlichen Entschluss der reinen Farbwirkung aussetzt und alle anderen, störenden äußeren und inneren Einflüsse ausblendet.
Die Entwickler der WBR behaupten, zu ihrer Grundlage die [[Sozialorganik]] Rudolf Steiners zu haben, die sich selbst in der Fassung durch [[Herbert Witzenmann]] als eine [[Metamorphose]] der [[soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]] versteht. Die WBR versteht sich also als ein Mittel, die [[Assoziation (Wirtschaft)|assoziative Wirtschaft]] auf dem unternehmensinternen Gebiet voranzubringen.  


Über die WBR wird an der [[Alanus-Hochschule]] geforscht. Ein großer Mangel des Konzepts ist, daß es nur unternehmensinterne Prozesse transparent macht, und völlig außer Acht läßt, wie das Unternehmen an den Außengrenzen operiert. In den Außenbeziehungen muß man eine Firma wie die durch den anthroposophischen Unternehmer [[Götz Werner]] gegründete dm Drogeriemarkt-Kette als ein [[Kapitalismus|kapitalistisches]] Unternehmen ansehen, das keineswegs bisher im Sinne einer assoziativen Wirtschaft oder Sozialorganik agiert<ref>Die Expansion des Unternehmens dm beruht nicht auf Bedarfsorientierung, sondern auf konkurrenzwirtschaftlicher Verdrängung anderer Unternehmen, zeichnet sich in der Gründung als überflüssig aus, und bekommt erst Bedeutung, nachdem es anderen Unternehmen Marktanteile abgejagt hat, bzw. ganz vom Markt verdrängt hat (anfangs die kleinen inhabergeführten Drogerien, schließlich auch [[wikipedia:Schlecker|Drogerie Schlecker]], und morgen Rossmann?). Kooperation im Sinne einer assoziativen Wirtschaft geht anders.</ref>. In solchem Fall kann eine betriebsinterne Rechnung auch keine sozialorganische Qualität im umfassenden Sinne abbilden, sondern allenfalls Teilsapekte beleuchten, deren Verbesserung dann im Hinblick auf sozialorganische Prinzipien versucht werden kann.
{{Zitat|Diese einzelnen, bedeutenden Wirkungen vollkommen zu empfinden, muss man das Auge ganz mit einer Farbe umgeben, z. B. in einem einfarbigen Zimmer sich befinden, durch ein farbiges Glas sehen. Man identifiziert sich alsdann mit der Farbe; sie stimmt Auge und Geist mit sich unisono.|[[Johann Wolfgang von Goethe]]|''Zur Farbenlehre'' § 763}}


Bei einem einfachen Schema der Wertbildung: Bezogene Leistungen, Wertbildung (Wertschöpfung innerhalb des Betriebes), gegebene Leistungen (pekuniär bewertet nach Erlös), kann es bei unbestimmten Faktoren der bezogenen Leistungen, sowie dem Verkaufserlös, auch nicht zu einer korrekten internen Rechnung der Wertbildung kommen. Dies deshalb nicht, weil die internen Abteilungen an den Außengrenzen operieren, Optimierungen anstreben. Die Effizienz des betriebsinternen Geschehens zeigt sich beim Einkauf und Verkauf gerade besonders. Wenn durch einen Einkauf von Vorprodukten falsche Preise in das Unternehmen hineinkommen, ist die gesamte interne Wertrechnung Makulatur, insofern man sich unfähig sieht, die Falschheit der zu billigen Vorprodukte, mit den "sozialorganischen Leistungen" der Abteilungen zu verrechnen, der unberechtigte Input wird durchgeschoben, kann aber nicht einzelnen Wertbildungsstellen im Unternehmen zurechnet werden, bzw. man kennt ihn nicht, sondern als generelle Marge beim Einkauf, egal was da abgelaufen war, genauso beim Verkauf, Marketing. In der Folge wird dann z.B. eine Abteilung, die wegen der fälschlich günstigen Zulieferungen "kreative" Wertbildung entfaltet, falsch im gesamten Konzert der Wertbildung eingeschätzt. Bevor ein Unternehmen intern eine saubere Wertbildung dokumentieren kann, sind zunächst Input und Output in ihren verfälschenden Effekten für die Wertbildung näher in Augenschein zu nehmen<ref>Zur Unterscheidung der Innen- und Außenseiten von Preisen vgl. [[Urzelle des Wirtschaftslebens]].</ref>.
Obwohl dieser feine Unterton der äußerlich wahrgenommenen Farbe nur [[subjektiv]] innerlich [[Seele|seelisch]] durch den Beobachter erlebt werden kann, hängt er dennoch nicht von dessen [[persönlich]]en Eigenart ab und hat insofern zugleich einen [[objektiv]]en Charakter. Bestimmte Farbzusammenstellungen erregen ganz bestimmte seelische Wirkungen. Diese sind für den [[Kunst|künstlerischen]] Umgang mit der Farbe von entscheidender Bedeutung.  


{{Zitat|Da die Farbe in der Reihe der uranfänglichen Naturerscheinungen einen so hohen Platz behauptet, indem sie den ihr angewiesenen einfachen Kreis mit entschiedener Mannigfaltigkeit ausfüllt, so werden wir uns nicht wundern, wenn wir erfahren, dass sie auf den Sinn des Auges, dem sie vorzüglich zugeeignet ist, und durch dessen Vermittelung auf das Gemüt in ihren allgemeinsten elementaren Erscheinungen, ohne Bezug auf Beschaffenheit oder Form eines Materials, an dessen Oberfläche wir sie gewahr werden, einzeln eine spezifische, in Zusammenstellung eine teils harmonische, teils charakteristische, oft auch unharmonische, immer aber eine entschiedene und bedeutende Wirkung hervorbringe, die sich unmittelbar an das Sittliche anschließt. Deshalb denn Farbe, als ein Element der Kunst betrachtet, zu den höchsten ästhetischen Zwecken mitwirkend genutzt werden kann.|Goethe|''Zur Farbenlehre'' § 758}}


Die eigentliche Farbwahrnehmung und der sie begleitende gefühlsmäßige Unterton sind untrennbar miteinander verbunden und entspringen als [[Ganzheit]] dem [[Wesen]] der jeweiligen [[Farbe]].


{{GZ|Goethe geht aus von den physiologischen Farben; das habe ich Ihnen ja dargestellt, als ich seinen Weg charakterisiert habe, durch andere Untersuchungsmethoden zu Erkenntnissen zu kommen, als es die heutigen Untersuchungsmethoden sind. Dann aber gipfelt seine ganzen Betrachtungsweise in dem Kapitel, das er nannte «Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe». Da geht Goethe gewissermaßen direkt aus dem Physikalischen heraus in das Seelische hinein, und er charakterisiert dann mit einer außerordentlichen Treffsicherheit das ganze Spektrum der Farben. Er charakterisiert den Eindruck, der erlebt wird; er ist ja etwas durchaus objektiv Erlebtes. Wenn er auch im Subjekt erlebt wird, so ist er doch im Subjekt etwas durchaus objektiv Erlebtes, der Eindruck, den, sagen wir, die nach der warmen Seite des Spektrums hin gelegenen Farben machen, rot, gelb. Er schildert sie in ihrer Aktivität, wie sie gewissermaßen auf den Menschen aufreizend oder anregend wirken. Und er schildert, wie dann die Farben, die nach der kalten Seite hin gelegen sind, abregend wirken, zur Hingabe anspornen; und er schildert, wie das Grün in der Mitte eine ausgleichende Wirkung hat.


Er schildert also gewissermaßen ein Gefühlsspektrum. Und es ist interessant, sich zu vergegenwärtigen, wie da ein seelisch Differenziertes unmittelbar herausspringt aus der geordneten physikalischen Betrachtungsweise. Wer einen solchen Gang der Untersuchungen versteht, der kommt zu folgenden Ergebnissen. Er sagt sich: Die einzelnen Farben des Spektrums stehen vor uns, sie werden erlebt als Entitäten, die sich ausnehmen als vom Menschen durchaus abgesondert. In der gewöhnlichen Lebenserfassung legen wir ganz selbstverständlich und berechtigt den größten Wert darauf, dieses objektive Element, sagen wir im Rot, im Gelb, unmittelbar ins Auge zu fassen. Aber es ist überall da ein Unterton. Es ist, wenn man auf das unmittelbare Erleben sieht, dieses eigentlich nur in der Abstraktion zu trennen von dem, was ein sogenanntes äußerlich vom Menschen abgesondertes Erlebnis der roten Nuance und der blauen Nuance ist in objektivem Sinn; es ist eine abstrakte Absonderung von dem, was ja unmittelbar im Seh-Akt auch miterlebt wird, was aber nur angeschlagen wird, was sozusagen miterlebt wird in einem leisen Unterton, der aber niemals wegbleiben kann, so daß man auf diesem Gebiet rein physikalisch nur betrachten kann, wenn man erst das, was seelisch erlebt wird, abstrahiert von dem Physikalischen.


=== Zitat ===
Wir haben also zunächst das äußere Spektrum, und wir haben an diesem äußeren Spektrum den Unterton der seelischen Erlebnisse. Wir stehen also mit unseren Sinnen, mit dem Auge, gegenüber der äußeren Welt, und wir können nicht das Auge anders einstellen, als daß meistens, wenn auch oft sogar unbewußt oder unterbewußt, seelisches Erleben mit unterläuft. Wir nennen das, was da durch das Auge erlebt wird, die Empfindung. Wir sind nun gewöhnt, meine sehr verehrten Anwesenden, das, was an der Empfindung erlebt wird, seelisch erlebt wird - an dem sich also ein Reiz, der herrührt von dem objektiv Ausgebreiteten, als Empfindung darstellt -, das Subjektive zu nennen. Aber Sie sehen aus der Art und Weise, wie ich das gerade in Anlehnung an Goethe dargestellt habe, daß wir gewissermaßen ein Gegenspektrum, ein seelisches Gegenspektrum aufstellen können, das ganz genau in Parallele gebracht werden kann mit dem äußeren optischen Spektrum.|73a|254ff|287}}
{{LZ|In ihr [der Wertbildungsrechnung] ist das Bezahlsystem umgestülpt, also die Bezahlung der Arbeit aufgehoben! Da wird die Arbeitsteilung im Unternehmen erst deutlich. Die Leute erleben oft die Arbeitsteilung im Unternehmen gar nicht – nur intellektuell. Arbeit als Fähigkeitsbildung, Entwicklung. Einkommen, um leben zu können.|[http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/goetz-werner/langer-text-goetz-w-werner]}}


{{LZ|Und wir müssen endlich lernen, dass wir nicht von der Konkurrenz, sondern von der Kooperation leben. (...) In meiner täglichen Arbeit geht es um Kooperation, etwa mit den Kunden, mit den Lieferanten, und mit den Mitarbeitern. (...) Wir machen unser Marketing nicht gegen unsere Wettbewerber, sondern für unsere Kunden. Konkurrenz ist ein in die Irre führendes Konzept.|Werner im Interview 2012, s. Weblinks}}
Die von Goethe geschilderte „sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe“ kann zu einem besseren Verständnis dessen beitragen, was der [[Hellsehen|Hellseher]] etwa [[Imagination|imaginativ]] als Farbqualitäten der [[Aura]] erlebt.


Für Bestandskunden wäre kein Marketing nötig. Marketing betreibt man für ''neue'' Kunden, die bisher bei der Konkurrenz einkaufen. Die Rechtfertigung Werners über die Kundenpräferenz ist keine Aushebelung des Konkurrenzprinzips in der wirtschaftlichen Praxis, sondern bestätigt dieses<!--<ref> was freilich nicht übersehen werden darf: belegschaftsorientiert. So hat Werner kürzlich zu Gunsten des Weiterbestehens der Belegschaft, der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in eine Stiftung große Geldsummen eingebracht.</ref>-->. Kundenpräferenzen werden durch Werbung, Marketing, PR usw., sowie tiefenpschologischen Methoden versucht zu beinflussen, im kapitalistischen Profitinteresse, jedenfalls im Interesses des Überlebens des Unternehmens, und/oder der Belegschaft. (Die Belegschaftsorientierung der dm-Philosophie korrespondiert dem engen Horizont der Wertbildungsrechnung<ref>Inwiefern Belegschaftsorientierung dem Prinzip der [[Selbstversorgung]] entspricht vgl. [[Urzelle des Wirtschaftslebens]].</ref>.)
{{GGZ|Wir können ein Spektrum differenzierter Gefühle aufstellen: aufregend, anregend, ausgleichend, hingebend und so weiter. Wenn wir nach außen schauen, sehen wir das Gelb; wir erfühlen daran als Unterton das Anregende, das von außen gewissermaßen aktiv auf uns Wirkende. Wie steht die Sache nun mit dem seelischen Erlebnis? Dieses seelische Erlebnis, das kommt gewissermaßen aus unserem Inneren der Außenwelt entgegen. Aber nehmen wir einmal an, wir wären imstande, ganz genau festzuhalten, was wir an dem Rot, dem Gelb, dem Grün, dem Blau, dem Violett erlebt haben. Nehmen wir an, wir würden die Gefühle differenziert so festhalten können, daß wir im Inneren ein Gefühlsspektrum haben, wie wir von außen das gewöhnliche optische Spektrum haben. Wenn wir uns nun denken, daß von außen her an dem Rot, Gelb, Grün, Blau, Violett, also an dem Objektiven, sich entzünden die Untertöne des Aufregens, Anregens, Ausgleichens, des Hingebungsvollen, wir es also gewissermaßen als etwas die äußeren Erscheinungen Begleitendes sehen, diese äußere Erscheinung also ohne uns da ist, aber durch uns da ist das begleitende Gefühlsspektrum - würde es dann etwas so Absurdes sein vorauszusetzen, daß ebenso auch von innen heraus das geschehen könnte, was sonst ohne unser Zutun von außen diesem Gefühlsspektrum zugrundeliegt? Würde es etwas so Absurdes sein, daß jetzt im Innern das Gefühlsspektrum da wäre und daraus hervorspringen würde im Erleben des Menschen das Farbenspektrum, das jetzt in inneren Bildern erfaßt wird? Geradeso wie sonst das Farbenspektrum da ist und die inneren Gefühlserlebnisse dazukommen durch unser Dabeisein, so könnte es auch sein, daß die Gefühlserlebnisse, die sich im differenzierten Spektrum darstellen lassen, als das Objektive, das nach innen zu gelegene Objektive angesehen würden und jetzt herausspringt als Unterton dasjenige, was sich nun vergleichen läßt mit dem objektiven Farbenspektrum.


Ansonsten geht es hauptsächlich über die Billigkeit der Produkte. Die Kunden kaufen gerne billig ein. Will man solches, meist durch schmales Budget bedingtes Verhalten zu einem: "Wir machen unser Marketing nicht gegen unsere Wettbewerber, sondern für unsere Kunden" stilisieren, ist das allenfalls weiteres Marketing- und PR-Getöse. Man gibt sich alternativ, und praktiziert in Wirklichkeit kapitalistische Prinzipien.
Nun behauptet Geisteswissenschaft ja nichts anderes, als daß eine Methode möglich ist, wo das, was ich Ihnen jetzt als ein Postulat hingestellt habe, wirklich [innerlich] so erlebt wird wie aus dem äußeren Erlebnis wo das objektive Spektrum da ist und gewissermaßen als ein Schleier über das objektive Spektrum sich hinzieht das subjektive Gefühlsspektrum. Ebenso kann nun im Innern erlebt werden das Gefühlsspektrum, an das jetzt das Farbenerlebnis sich anschließt. Dies kann wirklich erlebt werden, und es liegt demjenigen zugrunde, was ich gestern mehr abstrakt charakterisiert habe als die Imagination. Es kann durchaus das, was im Raum ausgebreitetes Phänomen, äußeres Phänomen ist, auch als inneres Phänomen hervorgeholt werden aus dem Menschen. Und wie sich das äußere Phänomen gegen uns zu in der Erkenntnis verdünnt, so verdichtet sich das innere Erlebnis, indem es von dem unbewußt in uns entwickelten Bewußtsein - wie ich es gestern angedeutet habe - aufgenommen wird.


{{LZ|Die Experten sagen, dass der Anteil der Löhne am Umsatz zu hoch war – aber doch nur, weil Schlecker keine Kunden mehr hatte!|Werner im Interview 2012, s. Weblinks}}
Man muß sich nur klar sein darüber, meine sehr verehrten Anwesenden, daß das, was in der hier gemeinten Geisteswissenschaft auftritt, durchaus nicht etwa nebulose Phantasien sind, wie es zumeist die Ergebnisse irgendwelcher als «mystische Weltanschauungen» bekannten Träumereien sind. Was hier als anthroposophische Geisteswissenschaft gemeint ist, fußt zwar auf Erlebnissen, die man sonst nicht hat, die erst heranentwickelt werden müssen, die aber in absolut klaren Begriffen gefaßt werden können, die überall mit absolut klaren Begriffen verfolgt werden können.


Freilich, die Kunden waren ja zu dm übergewandert.
Man kann also sagen, daß Goethe das objektiv Äußere durchaus so dargestellt hat wie ein Mensch, der sich halb instinktiv bewußt ist: Es gibt von dem, was er da äußerlich beschreibt, ein inneres Gegenbild; es gibt zu der äußeren Anschauung eine innere Anschauung.


{{LZ|Sie müssen den Kunden einen Grund geben, warum sie gerade zu Ihnen kommen sollen.|Werner im Interview 2012, s. Weblinks}}
- Wenn man sich erstens einmal hineingefunden hat in diesen Gedankengang, und wenn man sich zweitens Mühe gegeben hat in der gestern angegebenen Richtung wirklich so etwas zu erleben, wie ich es jetzt angedeutet habe, nämlich dasjenige, was differenziertes Gefühlsleben ist, sich aufhellen zu lassen zu Imaginationen, die dann angesprochen werden dürfen mit denselben Worten, mit denen man die äußeren Erscheinungen bezeichnet - wenn man sich zu diesen Dingen aufgeschwungen hat, dann bietet sich einem der Ausblick zu einem Erfassen des Menschen, das ja gerade fehlt in den modernen wissenschaftlichen Anschauungen. Wie sollte man denn auch zu einer Anschauung vom Menschen kommen, wenn man alles künstlich abtrennt, was im Verkehr des Menschen mit der Welt auftritt, wenn man nur nach außen schauen will und gar nicht nach innen? Das und nichts anderes ist es schließlich, was immer wiederum gerade von wissenschaftlicher Seite her als ein Vorwurf gegenüber der Geisteswissenschaft erhoben wird, daß sie nicht wissenschaftlich vorgehe. Ein Vorurteil ist das, das dadurch entstanden ist, daß man von vorneherein nur dasjenige als wissenschaftliche Betrachtung gelten läßt, was vom Menschen abgesondert ist, und gar nicht die Untertöne dabei ins Auge faßt, die den menschlichen Anteil dabei kennzeichnen. Dadurch kann man dann nicht den Übergang finden zu dem, was der Mensch eigentlich in seinem Inneren erlebt. Die Farben, die ich jetzt meine, die ebenso hervorgehen aus dem Gefühls-spektrum, wie das Gefühlsspektrum hervorgeht aus dem äußeren objektiven Spektrum, diese Farben, die werden im imaginativen Anschauen erlebt, und sie bilden ebenso die Vermittlung, das Übersinnliche geistig zu erkennen, wie die äußeren Spektralfarben die Vermittlung bilden, das äußerliche Sinnlich-Körperliche zu erkennen. Man könnte sagen, die Oberflächen der äußeren Körper offenbaren sich in den gewöhnlichen Spektralfarben. Wenn ich mich jetzt in einer etwas merkwürdigen, scheinbar paradoxen Art ausspreche, so müßte ich sagen: Die Oberflächen des Geistigen - selbstverständlich wird jeder vernünftige Mensch wissen, was ich meine, daß ich also nicht irgendeine Kugel meine, wenn ich von einem Geistigen spreche -, die Oberflächen des Geistigen, die sprechen sich aus in denjenigen Farben, die hervorgerufen werden in der Imagination aus dem Gefühlsspektrum. Statt diesen Gedanken zunächst zu verfolgen und sich zu sagen, wenn die äußere Natur eben so ist, wie sie ist, dann muß auch das andere Anschauen möglich sein, dann muß man versuchen zu diesem Anschauen zu kommen - statt sich das zu sagen, also wirklich die Konsequenz aus einer äußeren Naturanschauung zu ziehen, befassen sich ja die Gegner viel mehr damit, Hohn und Spott auf das zu gießen, was die menschliche Aura genannt wird, die ja nichts anderes ist als eben das zum inneren Wahrnehmen Gebrachte, auf anderem Gebiet, wie hier auf dem Gebiet des Gefühlsspektrums.|73a|256ff|290}}


Allgemeinstatements von Vertretern einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die die implizierten, rabiaten Methoden, um dem zu entsprechen, verdecken, um sich auf dem Schiff "alternative Wirtschaftsmethoden" zu sonnen, und umso mehr Cash zu machen!
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Fachwissenschaften und Anthroposophie'', [[GA 73a]] (2005), ISBN 3-7274-0735-2 {{Vorträge|073a}}


{{LZ|Wir haben im Drogeriebereich einen Marktanteil von 17 Prozent. Es bleiben noch 83 Prozent für Wachstum. Allerdings gehen wir nur in Regionen, in denen das Einzugsgebiet mindestens 20 000 Menschen umfasst.|Werner im Interview 2012, s. Weblinks}}
{{GA}}
 
Im Kontrast dazu versteht sich die assoziative Wirtschaft im Sinne der Dreigliederungslehre Rudolf Steiners nicht als ein System von Zahlmeistereien, wo die Milliardäre großes Ansehen genießen, sondern als eine Wirtschaft, die sich an dem [[Bedarf]] orientiert, und diesen versucht zu befriedigen. Auch wenn ein Bedarf von Menschen zu befriedigen von Seiten profitorientierter Untenehmen nicht rentabel zu sein scheint, und deshalb nicht bedient wird, so ist dieser dennoch da.  [[Assoziative Wirtschaft]] kümmert sich nicht um vornehmlich um Profitrate, sondern um realen Bedarf<ref>Auf welche Art dm "Bedarf" interpretiert, zeigt sich daran, daß Produkte, obwohl sie von Kunden gekauft werden, ausgelistet werden, wenn der Gesamtabsatz zu gering ist, d.h. die Regalkosten zu hoch erscheinen. Man hält also eine Querfinanzierung durch andere, besser gehende Waren nicht für opportun im Sinne von Cash machen. Ebenso finden sich recht wenig transfair-Produkte in den dm-Läden. Warum nicht? Obzwar es einen Bedarf gibt, und solche Waren gekauft werden, scheinen die Regalkosten zu hoch. Der Bedarf des einzelnen Kunden interessiert nicht, sondern was abgesetzt werden kann, um möglichst hohe Einnahmen zu erzielen. Aus einer Bedarfsorientierung könnten sich auch nicht Praktiken ergeben, Kunden von anderen Drogeriemärkten für den Kauf bei dm zu gewinnen. Können diese konkurrierenden anderen Märkte den Bedarf an Drogeriewaren generell doch genauso bedienen. Ein Slogan von dm lautet: "Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein." Wenn dem so wäre, und daher die Menschen lieber bei dm kaufen, als anderswo, dann wäre die Behandlung der Kunden als "Menschen" bei dm als Ware, zumindest als Dienstleistung aufzufassen, die sich in entsprechend höheren Preisen auswirken müßte, würde es nicht durch Massenabsatz, durch größeren Kundenkreis, Regalkostenminimierung usw. kompensiert. Von daher wäre dann der Expansionsdrang von dm erklärlich.</ref>. Solche Intention hat nichts solcher zu tun, wo ein aggressives Unternehmen wie dm, von dem bestehenden Markt, Anteile abwirbt zugunsten von Kapitaleigentümern oder der Belegschaft, "im Interesse des Kunden", in Wirklichkeit auf Kosten von Kunden, sowie niedergerunger Konkurrenz, und beim Einkauf Inkaufnahme von Nöten der Erzeuger, der Bauern, und Zwischenlieferanten, die im Sinne von "Kundenorientierung" (oder auch i.S.v. Belegschaftsorientierung, der ein fortschrittliches Moment nicht aberkannt werden kann), kurz gehalten werden.
 
== Anmerkungen, Nachweise ==
<references />
 
== Literatur ==
*Manuel A. Malter: ''Die Wertbildungsrechnung. Ein Sozialorganisches Instrument des internen Rechnungswesens'', Institut für Sozialorganik, Alanus-Hochschule, 2011 {{VT16|http://www.alanus.edu/fileadmin/downloads/fachbereiche_und_studienanbegote/fb_wirtschaft/fachbereich/Institut_fuer_Sozialorganik/Aufsatz_WBR.pdf}}
*[[Götz W. Werner]]: ''Einkommen für alle. Der dm-Chef über die Machbarkeit des bedingungslosen Grundeinkommens.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03775-3, S. 132ff. (Abschnitt ''Wertbildungsrechnung statt Kostenschraube'')


== Weblinks ==
[[Kategorie:Goethe]] [[Kategorie:Farbenlehre]]
*[http://www.controllingportal.de/Marktplatz/Experten/IT-Controlling/Institut-fuer-Sozialorganik.html Wertbildungsrechnung (WBR) Lexikon-Eintrag]
*[http://wilhelm-neurohr.de/publikationen/themen/umwelt-und-nachhaltigkeit/40-jahre-drogeriemarktkette-dm-eine-unternehmerische-erfolgsgeschichte/ 40 Jahre Drogeriemarktkette „dm“- eine unternehmerische Erfolgsgeschichte? (Wilhelm Neurohr, 2013)]
*[http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2017-01/rossmann-dm-drogerie-preiskampf-mitarbeiter-image Rossmann und dm: Duell der Drogeriesen. Die größten deutschen Drogerien dm und Rossmann führen ihren Preiskampf immer grotesker. (Zeit online 2017)]
*[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/goetz-werner-im-interview-konkurrenz-fuehrt-in-die-irre/6792890.htmlGötz Werner im Interview "Konkurrenz führt in die Irre",  Im Interview spricht er über den Kapitalismus, Manager-Boni und Schlecker (Der Tagesspiegel 2012)]
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Assoziative Wirtschaft]][[Kategorie:Rechnungswesen]]

Version vom 12. Juli 2022, 08:09 Uhr

Farbkreis, Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe.

Die sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe wird in der 1810 von Goethe veröffentlichten Schrift «Zur Farbenlehre» beschrieben. Goethe zeigt dort, wie jede Farbwahrnehmung von einem ganz charakteristischen, keineswegs zufälligen Gefühlsunterton begleitet ist, der zunächst nur sehr unterschwellig erlebt wird, aber durch gesteigerte Aufmerksamkeit deutlicher ins Bewusstsein gehoben werden kann. Er muss dazu aber von der rein persönlich bedingten und oftmals viel stärker hervortretenden Sympathie und Antipathie gesondert werden, die man für eine bestimmte Farbe empfindet. Das gelingt am besten, wenn man sich aus ganz bewusstem willentlichen Entschluss der reinen Farbwirkung aussetzt und alle anderen, störenden äußeren und inneren Einflüsse ausblendet.

„Diese einzelnen, bedeutenden Wirkungen vollkommen zu empfinden, muss man das Auge ganz mit einer Farbe umgeben, z. B. in einem einfarbigen Zimmer sich befinden, durch ein farbiges Glas sehen. Man identifiziert sich alsdann mit der Farbe; sie stimmt Auge und Geist mit sich unisono.“

Johann Wolfgang von Goethe: Zur Farbenlehre § 763

Obwohl dieser feine Unterton der äußerlich wahrgenommenen Farbe nur subjektiv innerlich seelisch durch den Beobachter erlebt werden kann, hängt er dennoch nicht von dessen persönlichen Eigenart ab und hat insofern zugleich einen objektiven Charakter. Bestimmte Farbzusammenstellungen erregen ganz bestimmte seelische Wirkungen. Diese sind für den künstlerischen Umgang mit der Farbe von entscheidender Bedeutung.

„Da die Farbe in der Reihe der uranfänglichen Naturerscheinungen einen so hohen Platz behauptet, indem sie den ihr angewiesenen einfachen Kreis mit entschiedener Mannigfaltigkeit ausfüllt, so werden wir uns nicht wundern, wenn wir erfahren, dass sie auf den Sinn des Auges, dem sie vorzüglich zugeeignet ist, und durch dessen Vermittelung auf das Gemüt in ihren allgemeinsten elementaren Erscheinungen, ohne Bezug auf Beschaffenheit oder Form eines Materials, an dessen Oberfläche wir sie gewahr werden, einzeln eine spezifische, in Zusammenstellung eine teils harmonische, teils charakteristische, oft auch unharmonische, immer aber eine entschiedene und bedeutende Wirkung hervorbringe, die sich unmittelbar an das Sittliche anschließt. Deshalb denn Farbe, als ein Element der Kunst betrachtet, zu den höchsten ästhetischen Zwecken mitwirkend genutzt werden kann.“

Goethe: Zur Farbenlehre § 758

Die eigentliche Farbwahrnehmung und der sie begleitende gefühlsmäßige Unterton sind untrennbar miteinander verbunden und entspringen als Ganzheit dem Wesen der jeweiligen Farbe.

„Goethe geht aus von den physiologischen Farben; das habe ich Ihnen ja dargestellt, als ich seinen Weg charakterisiert habe, durch andere Untersuchungsmethoden zu Erkenntnissen zu kommen, als es die heutigen Untersuchungsmethoden sind. Dann aber gipfelt seine ganzen Betrachtungsweise in dem Kapitel, das er nannte «Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe». Da geht Goethe gewissermaßen direkt aus dem Physikalischen heraus in das Seelische hinein, und er charakterisiert dann mit einer außerordentlichen Treffsicherheit das ganze Spektrum der Farben. Er charakterisiert den Eindruck, der erlebt wird; er ist ja etwas durchaus objektiv Erlebtes. Wenn er auch im Subjekt erlebt wird, so ist er doch im Subjekt etwas durchaus objektiv Erlebtes, der Eindruck, den, sagen wir, die nach der warmen Seite des Spektrums hin gelegenen Farben machen, rot, gelb. Er schildert sie in ihrer Aktivität, wie sie gewissermaßen auf den Menschen aufreizend oder anregend wirken. Und er schildert, wie dann die Farben, die nach der kalten Seite hin gelegen sind, abregend wirken, zur Hingabe anspornen; und er schildert, wie das Grün in der Mitte eine ausgleichende Wirkung hat.

Er schildert also gewissermaßen ein Gefühlsspektrum. Und es ist interessant, sich zu vergegenwärtigen, wie da ein seelisch Differenziertes unmittelbar herausspringt aus der geordneten physikalischen Betrachtungsweise. Wer einen solchen Gang der Untersuchungen versteht, der kommt zu folgenden Ergebnissen. Er sagt sich: Die einzelnen Farben des Spektrums stehen vor uns, sie werden erlebt als Entitäten, die sich ausnehmen als vom Menschen durchaus abgesondert. In der gewöhnlichen Lebenserfassung legen wir ganz selbstverständlich und berechtigt den größten Wert darauf, dieses objektive Element, sagen wir im Rot, im Gelb, unmittelbar ins Auge zu fassen. Aber es ist überall da ein Unterton. Es ist, wenn man auf das unmittelbare Erleben sieht, dieses eigentlich nur in der Abstraktion zu trennen von dem, was ein sogenanntes äußerlich vom Menschen abgesondertes Erlebnis der roten Nuance und der blauen Nuance ist in objektivem Sinn; es ist eine abstrakte Absonderung von dem, was ja unmittelbar im Seh-Akt auch miterlebt wird, was aber nur angeschlagen wird, was sozusagen miterlebt wird in einem leisen Unterton, der aber niemals wegbleiben kann, so daß man auf diesem Gebiet rein physikalisch nur betrachten kann, wenn man erst das, was seelisch erlebt wird, abstrahiert von dem Physikalischen.

Wir haben also zunächst das äußere Spektrum, und wir haben an diesem äußeren Spektrum den Unterton der seelischen Erlebnisse. Wir stehen also mit unseren Sinnen, mit dem Auge, gegenüber der äußeren Welt, und wir können nicht das Auge anders einstellen, als daß meistens, wenn auch oft sogar unbewußt oder unterbewußt, seelisches Erleben mit unterläuft. Wir nennen das, was da durch das Auge erlebt wird, die Empfindung. Wir sind nun gewöhnt, meine sehr verehrten Anwesenden, das, was an der Empfindung erlebt wird, seelisch erlebt wird - an dem sich also ein Reiz, der herrührt von dem objektiv Ausgebreiteten, als Empfindung darstellt -, das Subjektive zu nennen. Aber Sie sehen aus der Art und Weise, wie ich das gerade in Anlehnung an Goethe dargestellt habe, daß wir gewissermaßen ein Gegenspektrum, ein seelisches Gegenspektrum aufstellen können, das ganz genau in Parallele gebracht werden kann mit dem äußeren optischen Spektrum.“ (Lit.:GA 73a, S. 254ff)

Die von Goethe geschilderte „sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe“ kann zu einem besseren Verständnis dessen beitragen, was der Hellseher etwa imaginativ als Farbqualitäten der Aura erlebt.

„Wir können ein Spektrum differenzierter Gefühle aufstellen: aufregend, anregend, ausgleichend, hingebend und so weiter. Wenn wir nach außen schauen, sehen wir das Gelb; wir erfühlen daran als Unterton das Anregende, das von außen gewissermaßen aktiv auf uns Wirkende. Wie steht die Sache nun mit dem seelischen Erlebnis? Dieses seelische Erlebnis, das kommt gewissermaßen aus unserem Inneren der Außenwelt entgegen. Aber nehmen wir einmal an, wir wären imstande, ganz genau festzuhalten, was wir an dem Rot, dem Gelb, dem Grün, dem Blau, dem Violett erlebt haben. Nehmen wir an, wir würden die Gefühle differenziert so festhalten können, daß wir im Inneren ein Gefühlsspektrum haben, wie wir von außen das gewöhnliche optische Spektrum haben. Wenn wir uns nun denken, daß von außen her an dem Rot, Gelb, Grün, Blau, Violett, also an dem Objektiven, sich entzünden die Untertöne des Aufregens, Anregens, Ausgleichens, des Hingebungsvollen, wir es also gewissermaßen als etwas die äußeren Erscheinungen Begleitendes sehen, diese äußere Erscheinung also ohne uns da ist, aber durch uns da ist das begleitende Gefühlsspektrum - würde es dann etwas so Absurdes sein vorauszusetzen, daß ebenso auch von innen heraus das geschehen könnte, was sonst ohne unser Zutun von außen diesem Gefühlsspektrum zugrundeliegt? Würde es etwas so Absurdes sein, daß jetzt im Innern das Gefühlsspektrum da wäre und daraus hervorspringen würde im Erleben des Menschen das Farbenspektrum, das jetzt in inneren Bildern erfaßt wird? Geradeso wie sonst das Farbenspektrum da ist und die inneren Gefühlserlebnisse dazukommen durch unser Dabeisein, so könnte es auch sein, daß die Gefühlserlebnisse, die sich im differenzierten Spektrum darstellen lassen, als das Objektive, das nach innen zu gelegene Objektive angesehen würden und jetzt herausspringt als Unterton dasjenige, was sich nun vergleichen läßt mit dem objektiven Farbenspektrum.

Nun behauptet Geisteswissenschaft ja nichts anderes, als daß eine Methode möglich ist, wo das, was ich Ihnen jetzt als ein Postulat hingestellt habe, wirklich [innerlich] so erlebt wird wie aus dem äußeren Erlebnis wo das objektive Spektrum da ist und gewissermaßen als ein Schleier über das objektive Spektrum sich hinzieht das subjektive Gefühlsspektrum. Ebenso kann nun im Innern erlebt werden das Gefühlsspektrum, an das jetzt das Farbenerlebnis sich anschließt. Dies kann wirklich erlebt werden, und es liegt demjenigen zugrunde, was ich gestern mehr abstrakt charakterisiert habe als die Imagination. Es kann durchaus das, was im Raum ausgebreitetes Phänomen, äußeres Phänomen ist, auch als inneres Phänomen hervorgeholt werden aus dem Menschen. Und wie sich das äußere Phänomen gegen uns zu in der Erkenntnis verdünnt, so verdichtet sich das innere Erlebnis, indem es von dem unbewußt in uns entwickelten Bewußtsein - wie ich es gestern angedeutet habe - aufgenommen wird.

Man muß sich nur klar sein darüber, meine sehr verehrten Anwesenden, daß das, was in der hier gemeinten Geisteswissenschaft auftritt, durchaus nicht etwa nebulose Phantasien sind, wie es zumeist die Ergebnisse irgendwelcher als «mystische Weltanschauungen» bekannten Träumereien sind. Was hier als anthroposophische Geisteswissenschaft gemeint ist, fußt zwar auf Erlebnissen, die man sonst nicht hat, die erst heranentwickelt werden müssen, die aber in absolut klaren Begriffen gefaßt werden können, die überall mit absolut klaren Begriffen verfolgt werden können.

Man kann also sagen, daß Goethe das objektiv Äußere durchaus so dargestellt hat wie ein Mensch, der sich halb instinktiv bewußt ist: Es gibt von dem, was er da äußerlich beschreibt, ein inneres Gegenbild; es gibt zu der äußeren Anschauung eine innere Anschauung.

- Wenn man sich erstens einmal hineingefunden hat in diesen Gedankengang, und wenn man sich zweitens Mühe gegeben hat in der gestern angegebenen Richtung wirklich so etwas zu erleben, wie ich es jetzt angedeutet habe, nämlich dasjenige, was differenziertes Gefühlsleben ist, sich aufhellen zu lassen zu Imaginationen, die dann angesprochen werden dürfen mit denselben Worten, mit denen man die äußeren Erscheinungen bezeichnet - wenn man sich zu diesen Dingen aufgeschwungen hat, dann bietet sich einem der Ausblick zu einem Erfassen des Menschen, das ja gerade fehlt in den modernen wissenschaftlichen Anschauungen. Wie sollte man denn auch zu einer Anschauung vom Menschen kommen, wenn man alles künstlich abtrennt, was im Verkehr des Menschen mit der Welt auftritt, wenn man nur nach außen schauen will und gar nicht nach innen? Das und nichts anderes ist es schließlich, was immer wiederum gerade von wissenschaftlicher Seite her als ein Vorwurf gegenüber der Geisteswissenschaft erhoben wird, daß sie nicht wissenschaftlich vorgehe. Ein Vorurteil ist das, das dadurch entstanden ist, daß man von vorneherein nur dasjenige als wissenschaftliche Betrachtung gelten läßt, was vom Menschen abgesondert ist, und gar nicht die Untertöne dabei ins Auge faßt, die den menschlichen Anteil dabei kennzeichnen. Dadurch kann man dann nicht den Übergang finden zu dem, was der Mensch eigentlich in seinem Inneren erlebt. Die Farben, die ich jetzt meine, die ebenso hervorgehen aus dem Gefühls-spektrum, wie das Gefühlsspektrum hervorgeht aus dem äußeren objektiven Spektrum, diese Farben, die werden im imaginativen Anschauen erlebt, und sie bilden ebenso die Vermittlung, das Übersinnliche geistig zu erkennen, wie die äußeren Spektralfarben die Vermittlung bilden, das äußerliche Sinnlich-Körperliche zu erkennen. Man könnte sagen, die Oberflächen der äußeren Körper offenbaren sich in den gewöhnlichen Spektralfarben. Wenn ich mich jetzt in einer etwas merkwürdigen, scheinbar paradoxen Art ausspreche, so müßte ich sagen: Die Oberflächen des Geistigen - selbstverständlich wird jeder vernünftige Mensch wissen, was ich meine, daß ich also nicht irgendeine Kugel meine, wenn ich von einem Geistigen spreche -, die Oberflächen des Geistigen, die sprechen sich aus in denjenigen Farben, die hervorgerufen werden in der Imagination aus dem Gefühlsspektrum. Statt diesen Gedanken zunächst zu verfolgen und sich zu sagen, wenn die äußere Natur eben so ist, wie sie ist, dann muß auch das andere Anschauen möglich sein, dann muß man versuchen zu diesem Anschauen zu kommen - statt sich das zu sagen, also wirklich die Konsequenz aus einer äußeren Naturanschauung zu ziehen, befassen sich ja die Gegner viel mehr damit, Hohn und Spott auf das zu gießen, was die menschliche Aura genannt wird, die ja nichts anderes ist als eben das zum inneren Wahrnehmen Gebrachte, auf anderem Gebiet, wie hier auf dem Gebiet des Gefühlsspektrums.“ (S. 256ff)

Literatur

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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.