Schenkungsgeld und Sozialtherapie: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Schenkgeld''' oder '''Schenkungsgeld''' ist ein von [[Rudolf Steiner]] geprägter Begriff des Begriffs-Trios [[Kaufgeld (Geldtheorie)|Kaufgeld]], [[Leihgeld]], Schenkgeld, der von ihm im Zusammenhang der Idee der [[Dreigliederung]] des sozialen Organismus entwickelt wurde.
'''Sozialtherapie''', zusammengesetzt aus dem [[Latein|lateinischen]] Wort ''socialis'' (gemeinsam) und dem [[wikipedia:Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Wort θεραπεία ''therapeia'' (Heilung), ist ein Begriff, der in folgenden Bedeutungen verwendet wird:


Das Schenkgeld soll dabei innerhalb des [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]] (als Schenkung) an das freie [[Geistesleben]] fließen.
* Die [[wikipedia:Sozialarbeit|Sozialarbeit]] versteht die Sozialtherapie als Teil der gesundheitsspezifischen Fachsozialarbeit, ''siehe'': [[wikipedia:Klinische Sozialarbeit|Klinische Sozialarbeit]].
Funktionell ist es im Gegensatz zum Kaufgeld deshalb ein ganz anderes und auch notwendig zu unterscheidendes Geld, weil der Schenkende im Gegensatz zum Kaufenden keine bezifferbare Gegenleistung erhält. Andererseits ist aber ohne geistige Entwicklung kein Fortschritt der Menschengemeinschaft denkbar, so dass das Schenken eine Notwendigkeit darstellt. Während das Kaufgeld zum gegenseitigen Austausch von Leistungen dient, tauscht man mit Schenkgeld quasi in eine offene Zukunft.  


Damals und bis heute geschieht dieser Prozess meist unbemerkt, zum Beispiel in Form von Steuern  als Zwangsschenkung. Steiner möchte, dass die selbstverwalteten Institutionen des Geisteslebens, zu denen Schulen, Universitäten, Kirchen und das Kunstleben u.a gehören, diese Mittel bewusst und ohne den Umweg der staatlichen Verwaltung erhalten. Alles, was im sozialen Organismus unbewusst oder verdeckt geschieht, geißelt er als schädlich.
* Im Bereich des [[wikipedia:Strafvollzug|Strafvollzug]]s versteht man unter Sozialtherapie diejenigen ausgegliederten Abteilungen einer [[wikipedia:Justizvollzugsanstalt|Justizvollzugsanstalt]], die sich mit Psychotherapie, sozialem Training und Entlassungsvorbereitungen um einzelne Gefangene kümmern. Hier soll soziale Verantwortung gelernt werden. Derzeit befinden sich in Deutschland von den rund 54.000 zu einer Freiheitsstrafe Verurteilten etwa 1.460 Gefangene in [[wikipedia:Sozialtherapeutische Anstalt|sozialtherapeutischen Anstalten]].


Zudem muss man auch in der Lage sein zu schenken, also einen Überschuss haben, den man nicht für den Konsum oder die Produktion braucht.
* Im Bereich der Suchttherapie bzw. der Behandlung des [[wikipedia:Abhängigkeitssyndrom|Abhängigkeitssyndrom]]s spricht man von Sozialtherapie bei [[wikipedia:Suchterkrankung|Suchterkrankung]]en oder [[wikipedia:Soziotherapie|Soziotherapie]] für die es von den Kostenträgern anerkannte Ausbildungen gibt und für die differenzierte Modelle bestehen wie die von [[wikipedia:Hilarion Petzold|Hilarion Petzold]] 1972 begründete Integrative Soziotherapie, die auch in anderen Feldern psychosozialer Hilfeleistung bei Menschen aus benachteiligten Schichten oder im [[wikipedia:Gerontotherapie|gerontotherapeutischen]] Bereich eingesetzt wird.
Kann oder will man dieses Überschuss-Geld weder aufbewahren noch verleihen, wird man es Schenken. Eine Steuer zwingt auch den zum Schenken, der es eigentlich gar nicht kann.


Wichtig in diesem Zusammenhang ist das [[Altwerden des Geldes]] oder Sterben des Geldes. Das [[Freies Geistesleben|freie Geistesleben]] wird vorrangig altes, kurz vor dem Ablaufen befindliches Geld erhalten, das sich nicht mehr zum Verleihen und nur noch kurz zum Kaufen eignet.
* In der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] [[Heilpädagogik]] versteht man darunter besonders auch die Betreuung geistig behinderter Jugendlicher und Erwachsener.
Durch eine Assoziations-Bank des Geisteslebens und der am Boden arbeitenden Wirtschaft (Land- & Forstwirtschaft, Rohstoffabbau u.a.) kann dieses Geld verjüngt werden und wieder als Kaufgeld in den Zyklus gehen.


Die [[GLS Bank]] (Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken) hat ihren Namen aus dieser Denkrichtung und versucht diesbezüglich auch praktisch mit Geld zu arbeiten.  
* Teils synonym verwendet, teils abgegrenzt zum Begriff „Sozialtherapie“ wird der Ausdruck „[[wikipedia:Soziotherapie|Soziotherapie]]“.<ref>Die Begriffe ''Sozialtherapie'', ''Soziotherapie'' und ''Soziale Therapie'' bieten laut Rolf Schwendter eine Begriffsmehrfalt, der keine gegenständlichen Widersprüche zu Grunde liegen, Schwendter: ''Einführung in die Soziale Therapie'', Tübingen 2000, S. 7.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Steiner, Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach 1961
* [[wikipedia:Rolf Schwendter|Rolf Schwendter]]: ''Einführung in die Soziale Therapie'', Tübingen: Dgvt-Verlag, 2000, ISBN 3-87159-021-5
* Rudolf Steiner: ''Nationalökonomischer Kurs'', Vierzehn Vorträge, gehalten in Dornach vom 24. Juli bis 6. August 1922 für Studenten der Nationalökonomie, [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}
* Markus Jüster: ''Integrative Soziotherapie''. In: J. Sieper, I. Orth, W. Schuch (Hrsg.):'' Neue Wege Integrativer Therapie. Klinische Wissenschaft, Humantherapie, Kulturarbeit – Polyloge.'' Edition Sirius, Aisthesis Verlag, Bielefeld 2007, S. 491-528.
* Nationalökonomisches Seminar. Sechs Besprechungen mit den Teilnehmern am Nationalökonomischen Kurs in Dornach vom 31. Juli bis 5. August 1922, Gesamtausgabe Nr. 341, 2. Auflage, Dornach (Schweiz) 1973
* Hilarion G. Petzold, Peter Schay, Wolfgang Ebert: ''Integrative Suchttherapie: Theorie, Methoden, Praxis, Forschung.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.
 
== Weblinks ==
* [http://www.dfs-aktiv.de/index.php?mnu_id=1 Deutscher Fachverband für Sozialtherapie e.V.]
* [http://www.soziotherapie.eu Berufsverband der Soziotherapeuten e.V.]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Soziale Arbeit]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Heilpädagogik]]
[[Kategorie:Gefängniswesen]]
[[Kategorie:Strafvollzugsrecht (Deutschland)]]
{{wikipedia}}
{{wikipedia}}
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Geld]]

Version vom 28. Juni 2016, 23:17 Uhr

Sozialtherapie, zusammengesetzt aus dem lateinischen Wort socialis (gemeinsam) und dem altgriechischen Wort θεραπεία therapeia (Heilung), ist ein Begriff, der in folgenden Bedeutungen verwendet wird:

  • Im Bereich des Strafvollzugs versteht man unter Sozialtherapie diejenigen ausgegliederten Abteilungen einer Justizvollzugsanstalt, die sich mit Psychotherapie, sozialem Training und Entlassungsvorbereitungen um einzelne Gefangene kümmern. Hier soll soziale Verantwortung gelernt werden. Derzeit befinden sich in Deutschland von den rund 54.000 zu einer Freiheitsstrafe Verurteilten etwa 1.460 Gefangene in sozialtherapeutischen Anstalten.
  • Im Bereich der Suchttherapie bzw. der Behandlung des Abhängigkeitssyndroms spricht man von Sozialtherapie bei Suchterkrankungen oder Soziotherapie für die es von den Kostenträgern anerkannte Ausbildungen gibt und für die differenzierte Modelle bestehen wie die von Hilarion Petzold 1972 begründete Integrative Soziotherapie, die auch in anderen Feldern psychosozialer Hilfeleistung bei Menschen aus benachteiligten Schichten oder im gerontotherapeutischen Bereich eingesetzt wird.
  • Teils synonym verwendet, teils abgegrenzt zum Begriff „Sozialtherapie“ wird der Ausdruck „Soziotherapie“.[1]

Literatur

  • Rolf Schwendter: Einführung in die Soziale Therapie, Tübingen: Dgvt-Verlag, 2000, ISBN 3-87159-021-5
  • Markus Jüster: Integrative Soziotherapie. In: J. Sieper, I. Orth, W. Schuch (Hrsg.): Neue Wege Integrativer Therapie. Klinische Wissenschaft, Humantherapie, Kulturarbeit – Polyloge. Edition Sirius, Aisthesis Verlag, Bielefeld 2007, S. 491-528.
  • Hilarion G. Petzold, Peter Schay, Wolfgang Ebert: Integrative Suchttherapie: Theorie, Methoden, Praxis, Forschung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Begriffe Sozialtherapie, Soziotherapie und Soziale Therapie bieten laut Rolf Schwendter eine Begriffsmehrfalt, der keine gegenständlichen Widersprüche zu Grunde liegen, Schwendter: Einführung in die Soziale Therapie, Tübingen 2000, S. 7.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Sozialtherapie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.