Abraxas und Kategorie:Person nach Epoche: Unterschied zwischen den Seiten

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Mit '''Abrasax''' ({{ELSalt|ΑΒΡΑΣΑΞ}}) – diese Bezeichnung findet sich in den Quellen erheblich häufiger als das populärere '''Abraxas''' ({{polytonisch|ΑΒΡΑΞΑΣ}}), das vermutlich aus der Verwechslung der griechischen Buchstaben [[Wikipedia:Sigma|Sigma]] und [[Wikipedia:Xi|Xi]] in der lateinischen Übersetzung entstanden ist<ref>Catholic Encyclopedia</ref> – bezeichnete der ägyptische [[Gnosis|Gnostiker]] [[Basilides (Gnostiker)|Basilides]], der um das 2. Jahrhundert n. Chr. gelebt hat, das Symbol des höchsten Urwesens, aus dem nach ihm die fünf Urkräfte [[Geist]], [[Wort]], [[Vorsehung]], [[Weisheit]] und [[Macht]] hervorgegangen sind. Basilides’ Anhänger verehrten Abraxas als höchsten Gott, der angeblich auch Jesus auf die Welt entsandt hat, den sie zwar nur als Geist, aber dennoch als [[Sohn Gottes|Sohn des alttestamentarischen Gottes]] [[JHWH]] und [[Messias]] betrachteten.
[[Kategorie:Person]]
 
Das Wort findet sich aber schon vor Basilides, so etwa auf [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistischen]] Zauberpapyri, wo es offenbar einen mächtigen [[Dämon]] bezeichnet, oder auch auf altertümlichen Amulettsteinen, wo es offenbar als der wahre Name Gottes steht. Ohne Frage spielte Abraxas bei vielen [[Magie|magischen]] Praktiken eine wichtige Rolle (siehe ''[[Abrakadabra]]'').
 
Der [[Kult]] um Abraxas ist bis ins [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]] lebendig geblieben und hatte auch in der [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] noch viele Anhänger. Auch heute gibt es viele [[Künstler]], die sich vom [[Atavismus|atavistischen]] Charakter des Abraxaskultes [[Inspiration|inspirieren]] lassen. Abraxas wird heute aufgrund seiner [[Wikipedia:Blasphemie|blasphemischen]] Deutungsmöglichkeit oft mit [[Satanismus|satanistischen]] Strömungen in Verbindung gebracht.
 
== Ursprung und Name ==
 
Das Wort ist eine Folge von sieben [[Wikipedia:Griechisches Alphabet|griechischen Buchstaben]], die für die Wochentage stehen und in der [[Numerologie]] zusammen einen Zahlenwert ergeben: griech. αβρασαξ ergibt
:α = 1; β = 2; ρ = 100; α = 1; σ = 200; α = 1; ξ = 60
Also gilt:
:α + β + ρ +  α + σ + α + ξ  =      1 + 2 + 100 + 1 + 200 + 1 + 60 = 365
365, d.&nbsp;h. die Anzahl der Tage im [[Wikipedia:Tropisches Jahr|Sonnenjahr]]. Somit verkörpert Abraxas, genau wie der persische Gott [[Mithras]], die Zeit, in der die Sonne einmal den [[Tierkreis]] durchwandert, und darüber hinaus, in seiner Funktion als Gottheit der Numerologie, die 365.000 Jahre bzw 365 [[Äon|Äonen]], in denen die Welt existieren soll. Ein „Tag Gottes“ entspricht dabei 1000 menschlichen Jahren, wie sich auch der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] (Psalm 90,4) entnehmen lässt.
 
:''Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.''{{Bibel|Psalm|90|4}}
 
Andere Auslegungen führen den Namen auf die [[Wikipedia:Ägypten|ägyptischen]] Wörter ''abrac'' und ''sax'' zurück (siehe [[Wikipedia:Johann Joachim Bellermann|Johann Joachim Bellermann]]).
 
Außerdem versinnbildlicht das Wort Abraxas die 7 Planeten sowie die 7 Stufen zur [[Erleuchtung]] des Menschen. In der frühchristlichen Zeit soll er sogar gleichbedeutend gewesen sein mit „unser Vater“ und „Herr der Heerscharen“, was eine Gleichsetzung mit [[Mithras]] und [[JHWH|Jahwe]] bedeutet. Später begannen die Christen dann den gnostischen „Herrn der Welt“ als Dämon anzusehen.
 
Abraxas prägte auch das Zauberwort Abara-kadabara, heute eher als „[[Abrakadabra]]“ bekannt.
 
== Darstellung ==
[[Datei:Abraxas, Nordisk familjebok.png|miniatur|Abraxas, Nordisk familjebok]]
[[Datei:SMYTH(1851) 1.191 A Gnostic Abraxas.jpg|miniatur|Ein Abraxas-Amulett]]
Die Erscheinung dieses Wesens ist von mannigfachen Tierbildern geprägt: Einem menschlichen Rumpf, einem [[Wikipedia:Haushuhn|Hahnenkopf]] und [[Schlangen]]füßen. Bei sich trägt er eine [[Wikipedia:Peitsche|Peitsche]] und einen [[Wikipedia:Schild (Waffe)|Schild]], welchen ein wie ein Doppelkreuz gestalteter Zweig umgibt. Diese Bilder sind repräsentativ für die oben genannten Urkräfte.
 
* Schlangenfüße: Geist und Wort (Logos und Nus)
* Hahnenkopf: Vorsehung (Phronesis); Verkünder des Tageslichts und des Morgens
* Peitsche bzw. Geißel: Macht (Dynamis); diente dazu [[Geist]]er zu vertreiben
* Schild: Weisheit (Sophia)
 
Dieser „hahnenköpfige Gott“ gilt als Lichtgestalt, [[Symbol]] der Zeugung und Zeichen für Sieg und Glück.
 
Die Abraxassteine mit diesem Wort oder auch mit dem Abbild des Wesens dienten als [[Wikipedia:Amulett|Amulett]]e zum Schutz gegen negative Kräfte.
 
== Zitate ==
{{Zitat|… unser Gott heißt Abraxas, und er ist Gott und ist Satan, er hat die lichte und die dunkle Welt in sich. […] Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muß eine Welt zerstören. Der Vogel fliegt zu Gott. Der Gott heißt Abraxas.|Autor=[[Wikipedia:Hermann Hesse|Hermann Hesse]]}}
 
[[Carl Gustav Jung|C. G. Jung]] beschreibt in seinen ''Septem sermones ad mortuos'' den Abraxas als:
{{Zitat|… ist ein Gott über Gott […]. Gott, von dem Ihr nicht wusstet, denn die Menschen vergaßen ihn. Wir nennen ihn mit seinem Namen ABRAXAS. Um Gott von ihm zu unterscheiden, nennen wir Gott Helios oder Sonne. Der Abraxas ist Wirkung, ihm steht nichts entgegen, als das Unwirkliche, daher seine wirkende Natur sich frei entfaltet. Das Unwirkliche ist nicht, und widersteht nicht. Der Abraxas steht über der Sonne und über dem Teufel. Er ist das unwahrscheinlich Wahrscheinliche, das unwirklich Wirkende. Hätte das Pleroma ein Wesen, so wäre der Abraxas seine Verdeutlichung. Er ist zwar das Wirkende selbst, aber keine bestimmte Wirkung, sondern Wirkung überhaupt. Er ist unwirklich wirkend, weil er keine bestimmte Wirkung hat. Er ist auch Kreatur, da er vom Pleroma unterschieden ist. Die Sonne hat eine bestimmte Wirkung, ebenso der Teufel, daher sie uns viel wirksamer erscheinen als der unbestimmbare Abraxas. Er ist Kraft, Dauer, Wandel.|Autor=Carl Gustav Jung|Quelle=''Septem sermones ad Mortuos'' (1916) - Sermo 2; basiert auf den gleichnamigen Werken Basilides, die er in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]], der Stadt, in der sich Osten und Westen berühren, niederschrieb.}}
 
== Nachwirkung ==
[[Wikipedia:Thomas Morus|Thomas Morus]] nennt in seinem [[Wikipedia:Roman|Roman]] ''[[Wikipedia:Utopia (Roman)|Utopia]]'' Abraxas als den früheren Namen der Insel, bevor sie vom König Utopus in Utopia umbenannt wurde.
 
In [[Wikipedia:Hermann Hesse|Hermann Hesse]]s Roman ''[[Wikipedia:Demian|Demian]]'' findet ein Abraxas-Amulett Erwähnung, ferner wird der Mythos „Abraxas“ kurz in seinem Zusammenhang erläutert.
 
In [[Wikipedia:Otfried Preußler|Otfried Preußler]]s Kinderbuch ''[[Wikipedia:Die kleine Hexe|Die kleine Hexe]]'' (1957) heißt der weise [[Rabe]] der kleinen Hexe Abraxas.
 
Auf dem [[Wikipedia:Therion|Therion]]-Album ''Lemuria'' ist der neunte Titel Abraxas gewidmet. [[Wikipedia:Thomas Karlsson|Thomas Karlsson]] schreibt dort unter anderem: ''„Das Zeichen des Abraxas / Der Kreis des Sonnenjahres / Tief im Winter wirst du sehen, wie die Sonne geboren wird.“''
 
''[[Wikipedia:Abraxas (Album)|Abraxas]]'' ist auch der Name eines der erfolgreichsten Alben von [[Wikipedia:Carlos Santana|Carlos Santana]] mit dem wohl bekanntesten Lied ''[[Wikipedia:Black Magic Woman|Black Magic Woman]]'', erschienen 1970.
 
''Terror Abraxas'' ist der Titel einer EP der australischen Band [[Wikipedia:Deströyer 666|Deströyer 666]] von 2003, deren Gründer, Sänger und Gitarrist KK Warslut den in der Symbolik der Band immer erscheinenden [[Hermesstab]] zum Ausdrücken des [[Dualismus]] der gnostischen Gottheit Abraxas aufgreift und nicht zur Repräsentation des Archetyps [[Hermes]], des griechischen Gottes der [[Magie]].<ref>E.: ''Deströyer 666''. In: ''[[Wikipedia:Slayer (Fanzine)|Slayer]]'', Nr. 20, ''Blood Fire Death'', 2010, S. 72.</ref>
 
''Abraxas'' ist der Titel eines Balletts in fünf Bildern von [[Wikipedia:Marcel Luipart|Marcel Luipart]] (Choreographie) und [[Wikipedia:Werner Egk|Werner Egk]] (Musik und Libretto), uraufgeführt am 6. Juni 1948 am Prinzregententheater München.<ref>Otto Friedrich Regner und Heinz-Ludwig Schneiders: ''Reclams Ballettführer'', Philipp Reclam jun., Stuttgart 1980, S. 35, ISBN 3-15-008042-8.</ref>
 
== Literatur ==
* A. A. Barb: ''Abraxas-Studien.'' In:  Hommages à Waldemar Deonna, Collection Latomus 28 (1957), S. 67–86.
* [[Wikipedia:Albrecht Dieterich|Albrecht Dieterich]]: ''Abraxas. Studien zur Religionsgeschichte des spätern Altertums.'' Teubner, Leipzig 1891. Neudruck: Scientia-Verlag, Aalen 1973, ISBN 3-511-00866-2.
* {{LIMC|1|2|7|Abraxas|[[Wikipedia:Marcel Le Glay|Marcel Le Glay]]}}
* ''Ioannis Macarii canonici Ariensis Abraxas, seu, Apistopistus : quæ est antiquaria de gemmis Basilidianis disquisitio. Accedit abraxas proteus, seu multiformis gemmae Basilidianae portentosa varietas.'' Antverpiae, ex officina Plantiniana Balthasaris Moreti, 1657 {{Digitalisat|http://books.google.com/books?id=Lh5BAAAAcAAJ}} (Johannes Macarius: ''Abraxas seu Apistopistus'' und Johannes Chiflet: ''Abraxas Proteus'' in einem Band)
* [[Wikipedia:Simone Michel|Simone Michel]]: ''Die Magischen Gemmen: zu Bildern und Zauberformeln auf geschnittenen Steinen der Antike und Neuzeit.'' Bd. 1. Studien aus dem Warburg-Haus 7. Akademie Verlag, Berlin 2004.
* [[Wikipedia:Peter Zazoff|Peter Zazoff]]: ''Die antiken Gemmen.'' Handbuch der Archäologie, Band 4. Beck, München 1983, S. 349–362.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Abraxas (deity)}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.freewebs.com/navanath/sieben_predigten.html Die sieben Belehrungen der Toten]
* [http://www.feliz.de/html/sermo1.htm Septem sermones ad mortuos]
* [http://web.archive.org/web/20071212144044/http://de.geocities.com/abrademi/jungagramm.html C.G. Jungs ungelöstes Anagramm] (Internet Archive)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4564717-3}}
 
[[Kategorie:Dämon]]
[[Kategorie:Gnosis]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 25. Mai 2020, 01:15 Uhr