Hexensalbe

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Luis Ricardo Falero: Die Hexe auf dem Sabbath (1880)

Die Salbe gibt den Hexen Mut,
Ein Lumpen ist zum Segel gut,
Ein gutes Schiff ist jeder Trog:
Der flieget nie, der heut nicht flog!
        Goethe, Faust I (Walpurgisnacht)

Luis Ricardo Falero: Hexen auf dem Weg zum Sabbat (1878)

Die Hexensalbe, die Goethe in den Walpurgisnachts-Szenen in seinem Faust I erwähnt, ist nach Rudolf Steiner eine mit entsprechenden Wirkstoffen versetzte Salbe, welche die Lösung der Seele vom Leib erleichtern und dadurch einen Zustand der Ekstase, den „Hexenflug“, fördern sollte. Was hier in verzerrter Form auftritt, wurde in berechtigter Weise auch bei den Einweihungsritualen mancher alter Mysterien vollzogen. Durch die Hexensalbe sollte gleichsam eine luziferische „Einweihung“ eingeleitet werden.

„Mit was haben wir es denn eigentlich zu tun? Mit etwas haben wir es zu tun, welches bezeugt, daß es für Goethe gar nicht in Frage kam, ob Faust nach zwei Tagen, nachdem das Unglück geschehen war, als ein seelenvergnügter Wald- und Wiesenwanderer auf dem Blocksberg erscheine, sondern wir haben es zu tun mit einem geistigen Erlebnis des Faust in der «Walpurgisnacht», das er nicht abweisen konnte, das gerade als Folge der ihn erschütternden Ereignisse, die er durchgemacht hat, kommt. Wir haben es also damit zu tun, daß Fausts Seele herausgerissen wird aus seinem Leib und Mephisto gefunden hat in der geistigen Welt, Und innerhalb der geistigen Welt machen sie die Wanderung nach dem Brocken, das heißt, sie kommen zusammen mit denjenigen, die auch nun, wenn sie die Brockenwanderung machen, aus ihrem Leibe herausgerückt sind, denn selbstverständlich liegt der physische Leib derjenigen Menschen, welche die Wanderung nach dem Brocken machen, im Bette.

In den Zeiten, in denen man solche Dinge besonders intensiv getrieben hat, haben sich diejenigen, die diese Brockenwanderung machen wollten - der Tag dazu, respektive die Nacht, ist vom 30. April zum 1. Mai -, gesalbt mit einer gewissen Salbe, wodurch die vollständigere Trennung, die von astralischem Leib und Ich, hergestellt werden konnte, als sie sonst im Schlafe vorhanden ist. Dadurch machen sie im Geiste diese Brockenfahrt durch. Das ist ein Erlebnis - selbstverständlich recht niederer Art —, aber es ist ein Erlebnis, das schon durchgemacht werden kann. Nur darf niemand glauben, daß er irgendwo auf leichte Art Auskunft über die Zusammensetzung der Hexensalbe erlangen kann, geradesowenig als Sie Auskunft erlangen werden auf leichte Weise, wie man es so wie van Helmont macht, um mit bestimmten Chemikalien, die man einreibt an einer bestimmten Körperstelle, aus seinem Leib bewußt herauszurücken. Das ist bei van Helmont geschehen. Aber derlei Dinge werden denjenigen nicht empfohlen, die - wie der Franz in Hermann Bahrs «Himmelfahrt» - es zu langweilig finden, die Übungen zu machen, um die Sache in gerechter Weise zu absolvieren. Ich weiß aber wohl, daß mancher gar nicht unglücklich wäre, wenn ihm derlei Mittel verraten würden!“ (Lit.:GA 273, S. 42f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust», Band II: Das Faust-Problem, GA 273 (1981), ISBN 3-7274-2730-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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