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| Die '''Erklärungslücke''' ({{EnS|'''explanatory gap'''}}), die zwischen dem bewussten Erleben der sog. [[Qualia]] und der materiellen Grundlage des [[Bewusstsein]]s bestehe, ist ein 1983 von [[Joseph Levine]] mit seiner Publikation ''Materialism and Qualia: The Explanatory Gap''<ref>[[Joseph Levine]]: ''Materialism and Qualia: The Explanatory Gap''. In: ''Pacific Philosophical Quarterly''. Band 64, Nr. 4, Oktober 1983, S. 354–361 [http://course.sdu.edu.cn/G2S/eWebEditor/uploadfile/20140227112822014.pdf pdf]</ref> in die [[Philosophie des Geistes]] eingeführter Begriff, der auf eine grundsätzliche Schwierigkeit hinweist, das [[Leib-Seele-Problem]] auf materialistischer Grundlage - die er selbst vertritt - zu lösen.
| | #WEITERLEITUNG [[Elektroenzephalografie]] |
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| Auf das grundlegende Problem hatte schon [[Wikipedia:1872|1872]] der [[Physiologie|Physiologe]] [[Emil du Bois-Reymond]] in seiner berühmten [[Ignoramus et ignorabimus|Ignorabimusrede]] hingewiesen:
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| {{Zitat|Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.|Emil du Bois-Reymond|''Über die Grenzen des Naturerkennens'', S 458}}
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| Levine erörtert das Problem am Beispiel der [[Schmerz]]empfindung. Angenommen, so argumentiert Levine, es gibt eine innere Verbindung zwischen dem Feuern von [[C-Faser]]n, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, und dem subjektiven Erlebnis des [[Schmerz]]es. Nun sei aber theoretisch auch ein physisch oder funktional ganz anders als der Mensch gebautes [[Lebewesen]] denkbar. Faktisch mag es wahr wahr oder falsch sein, dass auch dieses Lebewesen ein subjektives Schmerzempfinden hat. [[Erkenntnistheorie|Erkenntnistheoretisch]] kann das aber aufgrund der Erklärungslücke nicht abgeklärt werden. Solange die Erklärungslücke nicht geschlossen werden kann, wird folglich das [[Leib-Seele-Problem]] weiter bestehen. Levine resümiert in seinem Buch ''Purple Haze'':
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| {{LZ|Aufgabe der Wissenschaft ist es, Erklärung zu geben. Wir wollen nicht nur wissen, dass etwas so und so ist, sondern auch, ''warum'' es so ist. Wenn die Natur ein großes, gesetzmäßiges, geordnetes System ist, wie es der Materialist (oder Naturalist) behauptet, dann sollte es möglich sein, das Auftreten irgendeines Teils dieses Systems im Hinblick auf die Grundprinzipien zu erklären, die die Natur als Ganzes bestimmen. Das Problem ist jedoch, dass es gute Gründe dafür gibt, zu denken, dass es im Gegensatz zu anderen makroskopischen Bereichen bei Qualia nicht nur an Details mangelt, die die erforderliche Erklärung liefern, sondern an jeglicher Idee davon, wie eine solche Theorie aussehen könnte. Das heißt, es gibt eine Erklärungslücke zwischen dem Physischen und dem Mentalen (zumindest wenn es um Qualia geht).|Levine 2001, S. 69<ref>„Science is in the business of explanation. We want to know not only that such-and-such is the case, but also why it is the case. If nature is one large, lawful, orderly system, as the materialist (or naturalist) insists it is, then it should be possible to explain the occurrence of any part of that system in terms of the basic principles that govern nature as a whole. The problem, however, is that there are good reasons for thinking that, unlike other macro domains, when it comes to qualia, we are not lacking merely enough detail to provide the requisite explanation, but any idea of how such a theory might go. That is, there is an explanatory gap between the physical and the mental (at least when it comes to qualia).“<br />Joseph Livine: ''Purple Haze. The Puzzle of Consciousness'', p. 69</ref>}}
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| Kritisiert wurden Levines Argumente u.a. von dem englischen Philosophen [[Wikipedia:David Papineau|David Papineau]] (* 1947), der sich als [[Naturalist]] versteht und von der vollkommenen [[Identität]] der objektiven neuronalen Zustände und der subjektiv erlebten Qualia ausgeht; daher gäbe es hier gar nichts zu erklären und folglich auch keine Erklärungslücke.
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| Der australische Philosoph [[David Chalmers]] sieht hingegen in der Erklärungslücke eine Bestätigung dafür, dass eine rein materialistische Erklärung des Bewusstseins scheitern muss und schlägt daher einen [[Eigenschaftsdualismus]] vor. Demnach gebe es zwar nur eine einheitliche [[Substanz|Grundsubstanz]] der Welt (Substanzmonismus), doch diese habe nicht nur materielle, sondern auch nicht-materielle mentale Eigenschaften.
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| Letztlich beruht das ganze Problem auf der von [[John Locke]] (1632-1704) propagierten Unterscheidung [[Primäre und sekundäre Sinnesqualitäten|primärer und sekundärer Sinnesqualitäten]].
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| {{GZ|Primäre Qualitäten nannte Locke
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| zum Beispiel alles dasjenige, was sich auf die Gestalt der Körper, auf
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| deren geometrische Eigentümlichkeit, auf das Zahlenmäßige bezieht,
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| auf die Bewegung bezieht, auf die Größe und so weiter. Davon unterschied
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| er dann alles dasjenige, was er die sekundären Qualitäten nennt,
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| Farbe, Ton, Wärmeempfindung und so weiter. Und während er die primären
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| Qualitäten in die Dinge selbst hineinverlegt, so daß er annimmt,
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| es seien räumliche, körperliche Dinge da, welche Gestalt haben, geometrische
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| Eigentümlichkeiten haben, Bewegungen haben, nimmt er an,
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| daß alles dasjenige, was sekundäre Qualitäten sind, Farbe, Ton usw.,
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| nur Wirkungen auf den Menschen seien. Draußen in der Welt seien
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| nur primäre Qualitäten in den Körpern. Irgend etwas, dem Größe,
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| Gestalt, Bewegung zukommt, das aber finster, stumm und kalt ist,
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| irgend etwas übt eine Wirkung aus, und diese Wirkung drückt sich
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| eben aus darinnen, daß der Mensch einen Ton, eine Farbe, eine Wärmequalität
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| usw. erlebt.|326|85}}
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| Wie problematisch diese Unterscheidung ist und keineswegs eine [[Empirie|emprisch]] gesicherte Tatsache darstellt, betonen auch [[Max Bennett]] und [[Peter Hacker]] in „''Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften''“:
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| {{LZ|Erstens muss hervorgehoben werden, dass wir es hier nicht
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| mit einer empirischen Behauptung oder wissenschaftlichen
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| Hypothese zu tun haben und schon gar nicht mit einer
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| wissenschaftlichen Theorie, die experimentell untermauert
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| werden kann oder untermauert wurde, sondern mit einer
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| ''philosophischen'' oder ''begrifflichen Behauptung'', die nur
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| durch begriffliche Untersuchungen und apriorische
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| Argumente bekräftigt oder entkräftet werden kann. Es gibt
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| kein wissenschaftliches Experiment, mit dem man beweisen
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| könnte, dass Gras, wie es an sich ist, nicht grün ist, sondern
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| uns nur so vorkommt, dass Zucker nicht wirklich süß ist,
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| sondern es nur zu sein scheint, oder dass Eis nicht wirklich
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| kalt ist, sondern nur diesen Anschein in uns hervorruft etc.
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| Alles, was eine wissenschaftliche Theorie leisten kann,
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| besteht darin, die Prozesse zu erklären, durch die wir in der
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| Lage sind, Farben, Klänge und thermische Qualitäten
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| wahrzunehmen, und zu untersuchen, ob andere Tierspezies
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| dieselben perzeptuellen Unterscheidungsvermögen haben.
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| Es ist nicht möglich zu zeigen, dass die Dinge, die wir als
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| farbige wahrnehmen, in Wahrheit keine Farbe haben, oder
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| dass die Dinge, die wir als klangerzeugende wahrnehmen,
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| nicht wirklich Klänge hervorbringen. |Bennett, Hacker 2010, S. 289f.}}
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| Tatsächlich werden gerade die primären Qualitäten innerlich erlebt, indem wir uns etwa durch den [[Gleichgewichtssinn]] und den [[Eigenbewegungssinn]] in der [[raumzeit]]lichen Welt orientieren. Die sekundären Qualitäten (Farben, Töne usw.) erleben wir hingegen in der Außenwelt. Durch unsere Sinne erleben wir sie zunächst nur als Bilder; ihre eigentliche Wirklichkeit liegt in der seelisch-geistigen Außenwelt.
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| {{GZ|Aber ebenso wie der
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| Mensch bei einem vollen, intensiv empfundenen Wachzustande nicht
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| außer sich, sondern in sich die primären Qualitäten erlebt, wie im
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| speziellen Fall die drei Dimensionen, so weiß der Mensch, wenn es
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| ihm entweder durch Instinkte oder durch eine instinktive Selbsterkenntnis
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| oder auch durch geisteswissenschaftliche Schulung gelingt,
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| das auch wirklich innerlich zu erleben, was außerhalb vom physischen
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| Leib und Ätherleib vom Einschlafen bis zum Aufwachen ist, dann weiß
| |
| er auch, daß er das wahre Wesen von Ton, Farbe, Geruch, Geschmack,
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| Wärmequalität wirklich dann in der Außenwelt erlebt außerhalb seines
| |
| Leibes. Wenn der Mensch im Wachzustande bloß in seinem Inneren
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| ist, so kann er nichts anderes erleben als die Bilder der wahren Realitäten
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| von Ton, Farbe, Wärmequalität, Geruch, Geschmack. Aber diese
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| Bilder entsprechen geistig-seelischen Realitäten, nicht physisch-ätherischen
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| Realitäten. Trotzdem dasjenige, was wir als Ton erleben, so
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| stark zusammenzuhängen scheint - es tut es ja auch, aber in einer ganz
| |
| anderen Hinsicht - mit bestimmt gestalteten Luftwellen, wie Farbe
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| zusammenhängt mit gewissen Vorgängen in der farblosen Außenwelt,
| |
| so muß eben dennoch anerkannt werden, daß Ton, Farbe und so weiter
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| Bilder sind, nicht vom Körperlichen, sondern vom Geistigen, Geistig-
| |
| Seelischen, das in der Außenwelt ist.|326|88ff}}
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| Tatsächlich eröffnet sich der Blick für die [[Wirklichkeit]] der Qualia erst der [[Imagination|imaginativen]] [[Anschauung]], die durch entsprechende [[Schulungsweg|geistige Übungen]] erreicht werden kann.
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| {{GZ|Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man
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| aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen.
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| Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen
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| haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern
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| und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen
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| -, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist
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| der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der
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| sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn.
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| Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis.
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| Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang
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| ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in
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| Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in
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| unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem
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| Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus
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| davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten,
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| eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere
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| Objektive etwas ganz anderes sei.
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| Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen
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| zunächst aus uns heraus bilden, um sie an
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| und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso
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| dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt,
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| aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen
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| könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene
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| in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend,
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| es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns
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| Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend,
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| uns selbst diesem Räume angehörend finden.
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| Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine
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| Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um
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| uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten
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| farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen,
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| tönenden Welt, so wie wir von dem Raume um uns
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| herum sprechen.
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| Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß
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| er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt
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| der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen
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| Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer
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| menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden,
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| um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem
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| wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch
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| durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen
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| - dazu kommen, aus sich heraus den gesamten
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| Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um
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| sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden
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| zurückschauend auf sich selbst.
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| Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu
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| der sogenannten imaginativen Anschauung.|82|58f}}
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| Die Sinnesqualitäten sind rein seelischer und ''nicht'' [[physisch]]er Natur, aber wir erfahren sie zunächst nicht in ihrer reinen Gestalt, sondern nur abgeschattet ''an'' der Materie. Als das alte Hellsehen in der [[Menschheit]] allmählich erlosch, legten sie sich gleichsam, und das gilt ganz besonders für die Farben, wie ein abgedunkelter Schleier über die Oberfläche der physischen Gegenstände und verwehrten so den unmittelbaren Einblick in die niedere Seelenwelt. Andere Sinnesqualitäten, wie etwa der [[Ton]], scheinen mehr aus dem Inneren der physischen Dinge und [[Wesen]] hervorzudringen, aber das Prinzip bleibt dasselbe.
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| == Literatur ==
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| *[[Joseph Levine]]: ''Purple Haze. The Puzzle of Consciousness''. Oxford University Press 2001, ISBN 978-0195173086
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| * Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
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| * Rudolf Steiner: ''Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft in der Weltgeschichte und ihre seitherige Entwickelung'', [[GA 326]] (1977), ISBN 3-7274-3260-8 {{Vorträge|326}}
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| == Einzelnachweise ==
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| <references />
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| [[Kategorie:Philosophie des Geistes]] [[Kategorie:Neurowissenschaften]]
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