Filmwissenschaft und Maurice Merleau-Ponty: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Filmwissenschaft''' ist eine Kunst- und Kulturwissenschaft, die sich allen Aspekten der [[Filmkunst]] ([[Spielfilm]], [[Dokumentarfilm]], [[Experimentalfilm]]) in [[Kino]] und [[Fernsehen]] widmet. Ihr Ziel ist es, durch Analysen ein besseres Verständnis für die Entwicklung und Konzeption von Filmen zu erlangen. Vor allem werden theoretische und ästhetische Strukturen in der Filmgeschichte untersucht und interpretiert.
[[Datei:Maurice Merleau-Ponty.jpg|mini|Maurice Merleau-Ponty]]
'''Maurice Merleau-Ponty''' (* [[14. März]] [[1908]] in [[wikipedia:Rochefort (Charente-Maritime)|Rochefort-sur-Mer]]; † [[3. Mai]] [[1961]] in Paris) war ein französischer [[Philosoph]] und [[Phänomenologie|Phänomenologe]].


== Geschichte ==
== Leben ==
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Film begann in den 1910er Jahren durch verschiedene Richtungen und Intentionen. Neben ersten Arbeiten, die sich mit den ästhetischen Eigenheiten des Filmes beschäftigten, gab es Schriften, die gesellschaftspolitischen Fragestellungen wie einer Gefahr für Körper und vor allem Geist des neuen Mediums nachgingen.
Merleau-Ponty wurde hauptsächlich von seiner Mutter, zu der er zeit seines Lebens eine enge Bindung aufrechterhielt, im [[wikipedia:katholisch|katholisch]]en Sinne erzogen. Er wurde ab 1926 mit [[Jean-Paul Sartre]], [[wikipedia:Simone de Beauvoir|Simone de Beauvoir]] und [[wikipedia:Jean Hyppolite|Jean Hyppolite]] bekannt, nachdem er 1924 seine Schullaufbahn mit dem „[[wikipedia:baccalauréat|baccalauréat]]“ abgeschlossen hatte.


Erste Schritte zur Schaffung eines filmischen Begriffskanons über literaturwissenschaftliche Begriffe hinaus und Versuchserklärungen einer Semantik des Films schufen Filmschaffende wie [[Sergej Eisenstein]] in seiner Schrift „Montage der Attraktionen“, 1923, [[Urban Gad]] („Filmen“, 1919) und [[Vladimir Nilsen]] („The Cinema as Graphic Art“, 1936) aber auch Filmtheoretiker wie [[Béla Balázs]] („Der Geist des Films“, 1930). Geprägt sind viele frühe [[Filmtheorie|filmtheoretische Arbeiten]] durch die Frage nach der Verbindung bzw. der Einordnung des Films in der Kunst.
1930 legte er seine [[wikipedia:Agrégation|Agrégation]] in Philosophie ab. Beeinflusst haben ihn vor allem die Schriften von [[wikipedia:Léon Brunschvicg|Léon Brunschvicg]] und [[Henri Bergson]]. Auch der Schriftsteller, Philosoph und Historiker [[wikipedia:Émile Bréhier|Émile Bréhier]] und [[wikipedia:Jean Laporte|Jean Laporte]] prägten ihn. Von 1931–35 war Merleau-Ponty Lehrer in [[wikipedia:Beauvais|Beauvais]] und [[Chartres]]. Danach folgte 1935–39 eine Arbeit als [[wikipedia:Repetitorium|Repetitor]] an der [[wikipedia:École normale supérieure|École normale supérieure]]. 1935-37 arbeitete er auch an der Zeitschrift ''[[wikipedia:Esprit (Zeitschrift)|Esprit]]'' mit, hörte 1935 [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]-Vorlesungen bei [[Alexandre Kojève]] und begann mit dem Studium von [[Karl Marx]].


Die ''École de Filmologie'' der Pariser [[Sorbonne]] untersuchte ab 1948 als interdisziplinäre und erste filmwissenschaftliche Institution filmtheoretische Fragen vor allem durch Soziologen und Psychologen. Ferner entwickelte sich in Frankreich eine breite Untersuchung von Film in Aufsätzen u.a. der Zeitschrift [[Les Cahiers du cinéma]]. Gattungen und [[Filmgenre]]s wurden untersucht, kategorisiert und definiert. Besonders künstlerische Aspekte des Films wurden in der Vordergrund der Untersuchungen gestellt und dadurch beispielsweise die [[Auteur-Theorie]] entwickelt. 1957 entstand mit der Zeitschrift [[Filmkritik (Zeitschrift)|Filmkritik]] in Deutschland ein ähnliches Medium für filmwissenschaftliche Arbeiten.
Von 1939–40 arbeitete Merleau-Ponty als Philosophielehrer an verschiedenen Gymnasien in Paris. 1944/1945 war er der Nachfolger Jean-Paul Sartres am Pariser ''Lycée Condorcet''. 1945 wurde er promoviert. Danach schloss sich eine Universitätslaufbahn in [[wikipedia:Lyon|Lyon]] an, wo er als Professor für Philosophie lehrte. Im Jahr 1948 war er Mitbegründer des [[wikipedia:Comité français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle|Comité français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle]] in Paris. Von 1949–52 arbeitete er als Professor für Kinderpsychologie und [[Pädagogik]] an der [[wikipedia:Sorbonne|Sorbonne]]. 1952 wurde Merleau-Ponty Professor für Philosophie am berühmten [[wikipedia:Collège de France|Collège de France]]. 1955 brach er mit Sartre und Beauvoir. 1959 widmete er sich verstärkt der Arbeit an ''[[wikipedia:Das Sichtbare und das Unsichtbare|Das Sichtbare und das Unsichtbare]]'', welches er nicht mehr abschließen konnte. Am 3. Mai 1961 starb Merleau-Ponty unerwartet.


In den 1960ern erschienen drei Werke zur [[Filmsprache]], die mitbedeutend für die letztendliche Formierung einer eigenen Disziplin waren. [[Umberto Eco]] untersuchte die Einstellung und deren Komposition als kleinste Einheiten der Filmsprache. Der strukturalistische Ansatz [[Pier Paolo Pasolini]]s sah den Einsatz filmischer Mittel als Wiedergabe menschlichen Handels. Die viel beachtete „Semiologie des Films“ von [[Christian Metz]] schließlich sah eine Filmsprache in der Art der Linguistik und suchte strukturale Einheiten.
== Werk ==
Merleau-Ponty ist neben [[Paul Ricoeur]], [[Simone de Beauvoir]], [[Jean-Paul Sartre]], [[Gabriel Marcel]], [[Emmanuel Levinas]] und [[Aron Gurwitsch]] einer der wichtigsten Vertreter der französischen [[Phänomenologie]].


Ab Mitte der 1960er Jahre fand in Deutschland eine analytische Auseinandersetzung mit Filmen und ihren ästhetischen Strukturen statt. Die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen nahmen unterschiedliche Ausgangspunkte und Fragestellungen ein. Unter ihnen die [[Soziologie]] ([[Gerd Albrecht]]: „Die Filmanalyse – Ziele und Methoden“, 1964) und in den 1970ern die [[Literaturwissenschaft]], [[Theaterwissenschaft]] sowie die [[Kunstwissenschaft]].<ref name="Hickethier2001">Knut Hickethier: ''Film- und Fernsehanalyse''. 3., überarb. Aufl. Tübingen: G. Narr-Verlag, 2001. ISBN 3-476-13277-3, S. 2</ref>
Aufgrund seiner engen Bindung zu Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir wird er oft für einen [[wikipedia:Existenzialismus|Existenzialisten]] gehalten; obwohl der Existentialismus in das Werk Merleau-Pontys einfließt, kann er wegen seiner (eher vorsichtigen) Ablehnung einer Bestimmung der Existenz als ''absolut'' oder ''isoliert'' dennoch nicht dieser philosophischen Richtung zugeordnet werden. Trotz aller Unterschiede zwischen den philosophischen Entwürfen sind viele einzelne seiner phänomenologischen Analysen mit denen z.B. Jean-Paul Sartres deckungsgleich.


Die [[Medienwissenschaft]] gab ab Ende der 1960er Jahre den Filmuntersuchungen ein eigenes universitäres Forum in Deutschland und bezog vermehrt auch das Fernsehen, und hier insbesondere den Fernsehfilm in ihre Betrachtungen ein. Dabei waren die Medienwissenschaften zum einen aus den Literaturwissenschaften geboren, die sich anderer Medien annehmen wollten, und zum anderen aus den Zeitungswissenschaften, der späteren Publizistik- und dann Kommunikationswissenschaft, die aus den Sozialwissenschaften entstanden ist und vor allem die Massenmedien und die Kommunikation dieser mit den Menschen untersucht.
Merleau-Pontys Philosophie lässt die Phänomenologie in einen intensiven Dialog mit den Denkstilen des [[Strukturalismus]], der [[Gestalttheorie]], [[Psychologie]] und verschiedenen philosophischen Denktraditionen eintreten. Der Schwerpunkt seiner äußerst vielfältigen und weit ausspannenden denkerischen Arbeiten ist dabei die Rolle des [[Leib]]es, als den der Mensch sich selbst und die Welt erfährt.


In den 1970er Jahren stand die Genreanalyse sowie die bereits in den 1960ern begonnenen [[Cultural studies|Cultural Studies]] als interdisziplinäres Feld zur Erforschung der Populärkultur im Mittelpunkt. Als wissenschaftliche Herangehensweise an den Film wird die [[Filmanalyse]] diskutiert.
=== Grundgedanken ===
Die heutigen universitären Einrichtungen unter den Namen Film- und Fernsehwissenschaft oder Medienwissenschaft sind dabei immer noch uneinheitlich und durch unterschiedliche Disziplinen beeinflusst.
Nach intensiver Auseinandersetzung mit [[Edmund Husserl|Husserl]] und dessen Assistent und Schüler [[Martin Heidegger|Heidegger]] bietet Merleau-Ponty einen „Dritten Weg“ zur Erhellung des fundamentalen Zusammenhangs von [[Dasein]] und Welt an, indem er die grundlegende Verfasstheit des [[Subjekt (Philosophie)|Subjekts]] nicht wie Husserl in der [[Intentionalität]] seines Bewusstseins sieht, und auch nicht in seinem Sein als Dasein im Sinne Heideggers, sondern in seiner Leiblichkeit, die er in einem oszillierenden Gespräch zwischen [[Empirismus]] und [[Intellektualismus]] herausarbeitet. Die aus ihr zu verstehende ursprüngliche Welterfahrung setzt er gegen das weltliche Sein des Daseins bei Heidegger und gegen die [[Konstitution der Welt]] bei Husserl, die er als eine nachträgliche Rekonstruktion ansieht und als von einer [[Phänomenologische Deskription|phänomenologischen Deskription]] weit entfernt einschätzt. Insbesondere an dieser Stelle zeigt sich die positive kritische Erweiterung der Phänomenologie durch Merleau-Ponty. Eine der wichtigsten Konsequenzen, die er aus der Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie zieht, ist die Unmöglichkeit der vollständigen [[Epoché|Reduktion]] (Epoché).
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Filmwissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Filmdatenbank}}
* {{WikipediaDE|Filmgeschichte}}
* {{WikipediaDE|Liste von Filmzeitschriften}}
* {{WikipediaDE|Liste der Spezialenzyklopädien#Film}}


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Bücher'''
*Emanuela Assenza: ''Die ästhetische Funktion der Phänomenologie von Maurice Merleau-Ponty.'' Diplomarbeit 2010, http://emanuela-assenza.com/vita/DiplomarbeitMerleau-Ponty.pdf
* Julian Blunk, Tina Kaiser, Dietmar Kammerer, Chris Wahl (Hrsg.), ''Filmstil. Perspektivierungen eines Begriffs''. edition text + kritik, München 2016, ISBN 978-3-86916-510-3.
* Dudley Andrew: ''Concepts in Film Theory.'' Oxford University Press, Oxford u. a. 1984, ISBN 0-19-503394-9.
* Rolf Aurich, Ralf Forster (Hrsg.): ''Wie der Film unsterblich wurde. Vorakademische Filmwissenschaft in Deutschland'' (= ''Film-Erbe.'' Bd. 1). edition text + kritik, München 2015, ISBN 978-3-86916-407-6.
* André Bazin: ''Was ist Film?'' Alexander-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89581-062-2.
* Francesco Casetti: ''Theories of Cinema. 1945–1995.'' Paperback Edition. University of Texas Press, Austin TX 1999, ISBN 0-292-71206-5.
* Hans Emons: ''Film - Musik - Moderne. Zur Geschichte einer wechselhaften Beziehung''. Frank & Timme, Verlag für wissenschaftliche Literatur, Berlin 2014, ISBN 978-3-7329-0050-3.
* John Hill, Pamela Church Gibson (Hrsg.): ''The Oxford Guide to Film Studies.'' Oxford University Press, Oxford u. a. 1998, ISBN 0-19-871124-7.
* Stanley Kauffmann: ''Regarding Film. Criticism and Comment.'' Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 2001, ISBN 0-8018-6584-0.
* Sigrid Lange: ''Einführung in die Filmwissenschaft.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-18488-0.
* James Monaco: ''Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien'' (= ''Rororo'' 62538 ''Sachbuch''). Deutsche Erstausgabe, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, ISBN 978-3-499-62538-1.
* Bill Nichols: ''Representing Reality. Issues and Concepts in Documentary.'' Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 1991, ISBN 0-253-34060-8.
* Geoffrey Nowell-Smith (Hrsg.): ''Geschichte des internationalen Films.'' Metzler, Stuttgart u. a. 2006, ISBN 3-476-02164-5.
* Jörg Schweinitz: ''Film und Stereotyp. Eine Herausforderung für das Kino und die Filmtheorie. Zur Geschichte eines Mediendiskurses.'' Akademie-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-05-004282-6 (Zugleich: Konstanz, Universität, Habilitations-Schrift, 2002: ''Stereotyp und Film.'').
* Bernward Wember: ''Objektiver Dokumentarfilm? Modell einer Analyse und Materialien für den Unterricht'' (= ''Didaktische Modelle.'' 2). Colloquium-Verlag, Berlin 1972, ISBN 3-7678-0323-2 (Erweiterter und überarbeiteter Sonderdruck aus der Zeitschrift ''„Jugend Film Fernsehen.“'' H. 2/3, 1971).
* Bernward Wember: ''Wie informiert das Fernsehen?'' List, München 1976, ISBN 3-471-79120-5.
 
'''Zeitschriften'''
* [http://www.montage-av.de/ montage a/v. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation]
* Frauen und Film
 
== Weblinks ==
* [http://filmdrippink.com/ Textsammlung zur Filmwissenschaft] – stetig wachsende Datenbank bei drippink
* {{Dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/Geisteswissenschaften/Film-_und_Theaterwissenschaft/|Film- und Theaterwissenschaft}}
* [http://www.filmlink.de/ filmlink.de – Online-Informationsressourcen der Film- und Fernsehwissenschaft]
* [http://webapp1.dlib.indiana.edu/fli/advancedSearch.jsp film literature index – internationale Onlinebibliographie zu filmwissenschaftlicher Literatur]
* [http://www.medien-buehne-film.de/film/ Virtuelle Fachbibliothek medien buehne film, Teilportal Filmwissenschaft]
* [https://filmwissenschaftumsonst.wordpress.com/ filmwissenschaft.umsonst] | Open-Access-Ressourcen für Filmwissenschaft
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


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[[Kategorie:Wissenschaft]]
{{SORTIERUNG:Merleau-Ponty, Maurice}}
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[[Kategorie:Gestorben 1961]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{wikipedia}}

Version vom 10. November 2018, 21:50 Uhr

Maurice Merleau-Ponty

Maurice Merleau-Ponty (* 14. März 1908 in Rochefort-sur-Mer; † 3. Mai 1961 in Paris) war ein französischer Philosoph und Phänomenologe.

Leben

Merleau-Ponty wurde hauptsächlich von seiner Mutter, zu der er zeit seines Lebens eine enge Bindung aufrechterhielt, im katholischen Sinne erzogen. Er wurde ab 1926 mit Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Jean Hyppolite bekannt, nachdem er 1924 seine Schullaufbahn mit dem „baccalauréat“ abgeschlossen hatte.

1930 legte er seine Agrégation in Philosophie ab. Beeinflusst haben ihn vor allem die Schriften von Léon Brunschvicg und Henri Bergson. Auch der Schriftsteller, Philosoph und Historiker Émile Bréhier und Jean Laporte prägten ihn. Von 1931–35 war Merleau-Ponty Lehrer in Beauvais und Chartres. Danach folgte 1935–39 eine Arbeit als Repetitor an der École normale supérieure. 1935-37 arbeitete er auch an der Zeitschrift Esprit mit, hörte 1935 Hegel-Vorlesungen bei Alexandre Kojève und begann mit dem Studium von Karl Marx.

Von 1939–40 arbeitete Merleau-Ponty als Philosophielehrer an verschiedenen Gymnasien in Paris. 1944/1945 war er der Nachfolger Jean-Paul Sartres am Pariser Lycée Condorcet. 1945 wurde er promoviert. Danach schloss sich eine Universitätslaufbahn in Lyon an, wo er als Professor für Philosophie lehrte. Im Jahr 1948 war er Mitbegründer des Comité français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle in Paris. Von 1949–52 arbeitete er als Professor für Kinderpsychologie und Pädagogik an der Sorbonne. 1952 wurde Merleau-Ponty Professor für Philosophie am berühmten Collège de France. 1955 brach er mit Sartre und Beauvoir. 1959 widmete er sich verstärkt der Arbeit an Das Sichtbare und das Unsichtbare, welches er nicht mehr abschließen konnte. Am 3. Mai 1961 starb Merleau-Ponty unerwartet.

Werk

Merleau-Ponty ist neben Paul Ricoeur, Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, Gabriel Marcel, Emmanuel Levinas und Aron Gurwitsch einer der wichtigsten Vertreter der französischen Phänomenologie.

Aufgrund seiner engen Bindung zu Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir wird er oft für einen Existenzialisten gehalten; obwohl der Existentialismus in das Werk Merleau-Pontys einfließt, kann er wegen seiner (eher vorsichtigen) Ablehnung einer Bestimmung der Existenz als absolut oder isoliert dennoch nicht dieser philosophischen Richtung zugeordnet werden. Trotz aller Unterschiede zwischen den philosophischen Entwürfen sind viele einzelne seiner phänomenologischen Analysen mit denen z.B. Jean-Paul Sartres deckungsgleich.

Merleau-Pontys Philosophie lässt die Phänomenologie in einen intensiven Dialog mit den Denkstilen des Strukturalismus, der Gestalttheorie, Psychologie und verschiedenen philosophischen Denktraditionen eintreten. Der Schwerpunkt seiner äußerst vielfältigen und weit ausspannenden denkerischen Arbeiten ist dabei die Rolle des Leibes, als den der Mensch sich selbst und die Welt erfährt.

Grundgedanken

Nach intensiver Auseinandersetzung mit Husserl und dessen Assistent und Schüler Heidegger bietet Merleau-Ponty einen „Dritten Weg“ zur Erhellung des fundamentalen Zusammenhangs von Dasein und Welt an, indem er die grundlegende Verfasstheit des Subjekts nicht wie Husserl in der Intentionalität seines Bewusstseins sieht, und auch nicht in seinem Sein als Dasein im Sinne Heideggers, sondern in seiner Leiblichkeit, die er in einem oszillierenden Gespräch zwischen Empirismus und Intellektualismus herausarbeitet. Die aus ihr zu verstehende ursprüngliche Welterfahrung setzt er gegen das weltliche Sein des Daseins bei Heidegger und gegen die Konstitution der Welt bei Husserl, die er als eine nachträgliche Rekonstruktion ansieht und als von einer phänomenologischen Deskription weit entfernt einschätzt. Insbesondere an dieser Stelle zeigt sich die positive kritische Erweiterung der Phänomenologie durch Merleau-Ponty. Eine der wichtigsten Konsequenzen, die er aus der Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie zieht, ist die Unmöglichkeit der vollständigen Reduktion (Epoché).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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