Spiel

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Spiel (von althochdeutsch: spil für „Tanzbewegung“) ist eine Tätigkeitsform, Spielen eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung, aber auch als Beruf ausgeführt werden kann (Theaterspiel, Sportspiel, Violinspiel). Es ist eine Beschäftigung, die oft in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen wird. Ein Gutteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von motorischen Fähigkeiten findet durch Spielen statt, beim Menschen ebenso wie bei zahlreichen Tierarten. Einem Spiel liegen oft ganz bestimmte Handlungsabläufe zugrunde, aus denen, besonders in Gemeinschaft, verbindliche Regeln hervorgehen können. Die konkreten Handlungsabläufe können sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln (Völkerball, Mensch ärgere Dich nicht) oder aber aus dem Wunsch verschiedener Individuen ergeben, gemeinschaftlich zu handeln (Bau einer Sandburg z.B.).

Das Spiel zwischen Freiheit und Determinismus

Im Hinblick auf die begriffliche Unvereinbarkeit von Freiheit und Notwendigkeit/Determinismus ist Spiel ein vermittelnder Begriff. Schon in einer ganz einfachen Fassung ist dies im Begriff des Spielraums bezeichnet. Im Spielraum hat die Freiheit, oder auch Willkürlichkeit, freies Spiel, in einem Rahmen. Dies sind bei kleinen, spielenden Kindern die Bretter der Sandkiste z.B. Im Kontrast zu solchem Spielraum kennt man die Spielzeit. Sie ist eine freie Zeit, die aber gleichwohl mit einem Schluß scharf begrenzt ist. Vgl. auch Moratorium. Im Vergleich kann man dem Spielraum zum Wesen des Spiels mehr Nähe zusprechen, als der Spielzeit, obwohl gerade die Terminierung auch wohl ein Licht werfen mag. Ein weiterer Aspekt ist, daß das Spiel Regeln unterliegt, Spielregeln (Dies ist auch beim Spiel von Tierkindern der Fall: Sie beißen sich z.B. gegenseitig nicht wirklich, sondern nur in Andeutung, sie zeigen ein "als ob"-Verhalten im Spiel. Ein wirkliches Zubeißen wäre eine Regelverletzung). In den Regeln ist wie mit der räumlichen oder zeitlichen Begrenzung dem Spiel entsprochen. Spiel ist insofern Freiheit in Grenzen. In den Grenzen bestimmten Raumes oder bestimmter Zeit, oder in den Grenzen von bestimmten Regeln. Der Regelbegriff ist dabei aber vom Begriff der Kausalität/Determinität zu unterscheiden. Der Spielbegriff in diesem Sinne findet auch in der Mechanik Anwendung. Wenn in einem Maschinensystem die 1zu1-Übersetzung nicht 100% funktioniert, z.B. bei einer Kupplung, spricht man von "zu viel Spiel". Ein Gelenk kann Spiel haben bis zu einer gewissen Grenze, und bis dahin kann dieses Spiel sogar funktional sein. Ein knarrendes Scharnier hat zu wenig Spiel, man gibt Öl in das Spiel, um seine Beweglichkeit zu verbessern. Diese Beweglichkeit, nicht zu verwechseln mit Bewegung, ist denn auch für den Begriff des Spiels konstitutiv. Die Differenzierung zwischen den Begriffen Spiel und Beweglichkeit expliziert den Begriff des Spiels unter diesem Gesichtspunkt näher.

Das Spiel der Tiere

Die Anwendung des Spielbegriffs auf mechanische Phänomene führte zur Verbindung des Spielbegriffs mit dem der Beweglichkeit und damit auch dem der Bewegung. Man kann zwar übertragend z.B. auch von einem Spiel der Wellen sprechen, um einen Felsen im Wasser herum, oder von dem Spiel des Mondlichtes auf der Wasseroberfläche u.ä., aber man hat erst in der Bewegung des Tieres die eigentliche Identität von Bewegung und Spiel faßbar. Es ist zwar natürlich keine völlige Identität, da sich Bewegung und Spiel in anderer Hinsicht unterscheiden. Jedoch zeigt das Verhältnis der Tiere zur Umwelt, daß sie in ihren Bewegungen frei sind, sie haben Spiel zur Umwelt, und zwar innerhalb der geschlossenen Kausalität ihres Verhaltens. Es ist dies etwas ganz Außerordentliches. Wesen mit Eigensinn verhalten sich, ohne aus der naturgesetzlichen Kausalität herauszutreten, zur Umwelt in der Weise des Spiels, mit einer jeglichen Bewegung ihres Körpers, und sind insofern frei.

Menschliches Spiel

Nach den vorgenannten Unterscheidungen ist das Spiel als etwas definiert, über das auch Tiere verfügen. Tiere sind jedoch keine freien Wesen wie der Mensch (abgesehen von der Frage, ob sog. höhere Tiere auch Freiheit kennen mögen, oder in Zukunft erfahren können). Das Spiel des Menschen ist daher vom Spiel der Tiere zu unterscheiden und darauf hin zu untersuchen, ob in dem Unterschied des Spielens (i.d.S. Menschen spielen anders als Tiere, oder das Spiel hat für Menschen einen anderen Sinn), etwas über den Begriff des Spiels auszumachen ist.

In der abstrakten Definition gibt es Spiel auch auf dem mechanischen Gebiet, aber es ist wohl kaum möglich, da von "eigenem" Spiel zu sprechen. Bei den Pflanzen kann man von Spiel genauso wenig sprechen. Sie sind jederzeit und immer in völliger Übereinstimmung mit der Umwelt. Anders bei Tieren und Menschen.

Der Begriff des menschlichen Spiels umfasst ganz allgemein alle freien menschlichen Tätigkeiten, die weder aus inneren oder äußeren Zwängen entspringen, noch auf irgend welche außerhalb dieser Tätigkeit selbst gelegenen spezifischen Ziele oder Zwecke gerichtet sind. Das freie menschliche Spiel überhöht nach und nach den bloßen Spieltrieb, über den auch die höheren Tiere verfügen, indem es unmittelbar aus der schöpferischen Tätigkeit des menschlichen Ich hervorgeht und dieses in seiner Entwicklung durch spielerische Selbsterziehung fördert.

Friedrich Schiller sagt bekanntermaßen über das Spiel:

"Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Dieser Satz, der in diesem Augenblicke vielleicht paradox erscheint, wird eine große und tiefe Bedeutung erhalten, wenn wir erst dahin gekommen sein werden, ihn auf den doppelten Ernst der Pflicht und des Schicksals anzuwenden; er wird, ich verspreche es Ihnen, das ganze Gebäude der ästhetischen Kunst und der noch schwierigern Lebenskunst tragen." (Lit.: Schiller, 15. Brief)

Siehe auch

Homo ludens

Literatur

Weblinks

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