Erziehung und Österreichische Schule: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Erziehung''' (von [[Wikipedia:Althochdeutsch|ahd.]] ''irziohan'' = "herausziehen"; vgl. auch [[Latein|lat.]] ''educare'' ="großziehen, ernähren, erziehen") diente ursprünglich dazu, den heranwachsenden [[Mensch]]en in die gemeinsamen [[Wikipedia:Wertvorstellung|Werte]], [[Wikipedia:Soziale Norm|Normen]] und [[Wikipedia:Brauch|Gebräuche]] einer gegebenen Gesellschaftsordung, also eines [[Kollektiv]]s, einzuweisen. Heute, im Zeitalter zunehmender [[Individualisierung]], kann dieses alte Erziehungsideal nicht mehr genügen, wie es sich schon in dem von [[Rudolf Steiner]] formulierten [[Soziologisches Grundgesetz|soziologischen Grundgesetz]] ausspricht:  
Als '''Österreichische Schule''', '''Wiener Schule''', '''Österreichische [[Grenznutzenschule]]'''<ref name="Gabler">{{Literatur |Titel=Österreichische Grenznutzenschule |Sammelwerk=Gabler Wirtschaftslexikon. |Band=''K–R'' |Auflage=16. |Datum=}}</ref> oder (selten) '''psychologische Schule''' wird eine Gruppe von Theoretikern bezeichnet, die eine bestimmte [[Heterodoxe Ökonomie|heterodoxe]] [[Wikipedia:Lehrmeinung|Lehrmeinung]] in der [[Volkswirtschaftslehre]] vertreten. Zentral ist die Idee der evolutorischen Schöpfung von Wissen durch den Unternehmer und die Betrachtung der dynamischen Unsicherheit wirtschaftlicher Abläufe. Die Schule betont die Bedeutung der einzelnen Menschen und deren individueller [[Präferenz|Vorlieben]] für die [[Wirtschaftsprozess|wirtschaftlichen Prozesse]] ([[Subjektivismus]], [[Methodologischer Individualismus]]). Hinzu kommt eine Abneigung gegenüber der mathematischen Darstellungsform von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen. Diesem Ansatz gegenüber stehen die etwa gleichzeitig entstandenen [[Lausanner Schule]] und [[Cambridge Schule]] mit ihren mathematisch formulierten [[Allgemeine Gleichgewichtstheorie|Gleichgewichtsmodellen]] ([[Neoklassische Theorie]]). Die Österreichische Schule ist bis heute der Ansicht, dass Theorien letztlich nicht durch Geschichte oder [[Empirie]] widerlegbar seien.<ref>Reinhard Neck: ''Die Österreichische Schule der Nationalökonomie.'' Peter Lang, 2008, ISBN 978-3-631-54668-0, S. 15.</ref>


<div style="margin-left:20px">
Als Gründer der Österreichischen Schule wird gemeinhin [[Carl Menger]] (1840–1921) angesehen, der mit der [[Grenznutzen]]lehre zur [[Marginalistische Revolution|marginalistischen Revolution]] beitrug: Er vertrat die Auffassung, dass das [[Klassisches Wertparadoxon|klassische Wertparadoxon]], also die Frage nach dem Verhältnis von [[Wert (Wirtschaft)|Wert]] und [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]] dadurch gelöst werden kann, dass der Wert eines Gutes durch den Beitrag einer weiteren Einheit eines Gutes zur Befriedigung eines menschlichen Bedürfnisses bestimmt wird. Bekannt wurde dieser Ansatz im [[Methodenstreit der Nationalökonomie]] mit der [[Historische Schule der Nationalökonomie|Historischen Schule]], in dem Menger die These vertrat, die [[Wirtschaftstheorie|Wirtschafts''theorie'']] sei gegenüber der [[Wirtschaftsgeschichte|Wirtschafts''geschichte'']] unabhängig. [[Eugen von Böhm-Bawerk]] (1851–1914) ergänzte Mengers Lehre um eine subjektivistische [[Kapitaltheorie]], wonach der [[Zins|Kapitalzins]] in einem Marktprozess zwischen Individuen mit unterschiedlichen [[Zeitpräferenz]]en entsteht. Der Eigentümer von Kapital verzichte auf [[Konsum]] in der Gegenwart, um als Gegenleistung für seinen Verzicht den Zins zu erhalten. [[Ludwig von Mises]] baute auf dieser Basis eine [[Geldtheorie|Geld-]] und [[Konjunkturtheorie]] auf. Er erklärte [[Konjunktur]]zyklen mit der Verzerrung des Produktionsprozesses durch die [[Geldschöpfung]] der [[Zentralbank]]en, die durch zu niedrige Zinsen überhöhte [[Investition]]en anregen. [[Friedrich von Hayek]] präzisierte diese Theorie und stellte sich damit in scharfen Gegensatz zur Theorie [[John Maynard Keynes]]’ und zum [[Monetarismus]] (Chicagoer Schule).
"Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen." {{Lit|{{G|031|251}}}}
</div>


== Selbsterziehung ==
Von Hayek wurde zusammen mit [[Gunnar Myrdal]] 1974 überraschend mit dem [[Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften]] geehrt. Gemeinsam mit [[Israel Kirzner]]s Arbeiten zum Konzept des [[Unternehmer]]s läutete dies das sogenannte ''Austrian revival'' in den USA ein. Kirzner argumentiert, dass [[Marktgleichgewicht]]e in der Realität die Ausnahme seien, da keine [[vollständige Information]] bestehe. Die Aufgabe des Unternehmers besteht nach Kirzner gerade darin, durch seine „Findigkeit“ (engl. „alertness“) Wissen zu schaffen und Gewinnmöglichkeiten aufzuspüren, also [[Asymmetrische Information|Informationsvorteile]] zu nutzen. Die auch auf [[Murray Rothbard]] zurückgehenden ''Austrian Economics'' oder ''Neo-Austrians'' bezeichnen zum einen eine Fortführung jener spezifischen subjektivistischen wirtschaftswissenschaftlichen Lehre in den USA, zum anderen die [[naturrecht]]lich legitimierte ''politische,'' [[Anarchokapitalismus|libertäre Ideologie Rothbards]]. Die Zuordnung dieser Ideologie zur Österreichischen Schule ist umstritten.
''(Hauptartikel: --> [[Selbstbildung]])''


Der '''Erzieher''' muss darum heute geeignete Bedingungen schaffen, unter denen sich die [[individuell]]en [[Fähigkeiten]] des heranwachsenden [[Mensch]]en [[frei]] entfalten und weiterentwickeln können. Dazu ist vor allem auch eine entsprechende [[Charakterbildung]] nötig, aber nicht nach vorgegebenen [[moral]]ischen Regeln, sondern als Hilfe, die ganz individuellen charakterlichen Anlagen zu entwickeln. Jede Erziehung, insofern sie unmittelbar an das individuelle menschliche [[Ich]] appeliert, ist darum im Grunde genommen [[Selbstbildung|Selbsterziehung]], die aber zunächst einer gewissen Leitung und Hilfe bedarf. Dafür möglichst gute Bedingungen zu schaffen, ist das Ziel der [[Waldorfpädagogik]].
== Begriffsinhalt ==
Mit ''Österreichischer Schule'' beziehungsweise ''Austrian School'' werden zum Teil sehr unterschiedliche Positionen bezeichnet. [[Wikipedia:Israel Kitzner|Israel Kirzner]], ein Schüler Ludwig von Mises’, unterscheidet fünf verschiedene Auffassungen über den Begriffsinhalt:<ref name="Palgrave">{{Literatur |Autor=Israel Kirzner |Hrsg=Steven N. Durlauf, Lawrence E. Blume |Titel=Austrian Economics |Sammelwerk=The New Palgrave – Dictionary of Economics |Band=1 |Auflage=2. |Verlag=Palgrave Macmillan |Ort=New York |Datum=2008 |Seiten=313–320}}</ref>


<div style="margin-left:20px">
# Die vor allem in Deutschland und Österreich verbreitete Sicht der ''Österreichischen Schule'' als eine rein historische Epoche der Wirtschaftswissenschaft, deren Lehren (vor allem die Lehre vom Grenznutzen und von einer von der Wirtschaftsgeschichte unabhängigen Wirtschafts''theorie'') spätestens ab 1930 von fast allen anderen Schulen anerkannt wurden.
"Es gibt im Grunde genommen auf keiner Stufe eine andere Erziehung als Selbsterziehung. Aus tieferen Gründen heraus wird ja das insbesondere durch die [[Anthroposophie]] eingesehen, die von [[Reinkarnation|wiederholten Erdenleben]] ein wirklich forschungsgemäßes Bewußtsein hat. Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muß." {{Lit|{{G|306|131}}}}
# Das wiederholte Interesse an der Kapitaltheorie [[Wikipedia:Eugen von Böhm-Bawerk|Böhm-Bawerks]], jedoch ohne die streng subjektivistische Theorie [[Wikipedia:Carl Menger|Mengers]]. In diesem Sinne wird der Begriff vor allem bei [[John Richard Hicks]] ''(Capital and Time: A Neo-Austrian Theory (1973)),'' [[Peter Bernholz]] und [[Malte Michael Faber]] ''(Introduction to Modern Austrian Capital Theory (1979))'' verwandt.
</div>
# Mit ''austrian'' wird seit Anfang der 1980er Jahre in den USA eine generell [[Libertarismus|libertäre]] ''politische'' Philosophie der Befürwortung freier Märkte bezeichnet. Dies geht insbesondere auf [[Murray Rothbard]] zurück.
# Als ein seit etwa 1970 in den USA bestehendes Interesse an der historischen ''Österreichischen Schule'' mit den Ideen und Methoden [[Carl Menger]]s und der im Folgenden als ''erste Generation'' bezeichneten Wirtschaftstheoretiker unter Einschluss der späteren Konzepte [[Ludwig von Mises|von Mises’]] und [[Friedrich von Hayek|von Hayeks]]; zum Teil wird die Bezeichnung ''Neo-Austrians'' verwendet. In diesem Sinne findet sich der Begriff bei [[Murray N. Rothbard]] ''(Man, Economy and the State (1962))'', [[Israel Kirzner]] ''(Competition and Entrepreneurship (1973))''. Die ''Neo-Austrians'' grenzen sich vor allem durch ihre Betrachtung von Märkten als Prozess im Gegensatz zum in der Wirtschaftswissenschaft vorherrschenden Gleichgewichtsmodell ab.
# Die Bezeichnung einer allgemein subjektivistischen Theorie der Mikroökonomie, die die Unsicherheit aller ökonomischen Entscheidungen betont. Kirzner ordnet diesem Verständnis das Werk von [[G. L. S. Shackle]] und [[Ludwig Lachmann]] zu.


Das Ich des Menschen entwickelt sich vornehmlich dadurch, dass es, zuerst [[unbewusst]] und später [[bewusst]], an der Umwandlung und Verfeinerung seiner [[Leib]]eshüllen arbeitet. Dadurch werden die höheren [[Seelische Wesensglieder|seelischen]] und [[Geistige Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] herausgebildet. Erziehung kann diese Arbeit unterstützen, indem sie auf die gesunde Pflege des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] achtet, für eine lebendige [[Bildung]] des [[Ätherleib]]s sorgt und dem [[Kind]] und [[Jugendlicher|Jugendlichen]] hilft, die [[Begierde]]n seines [[Astralleib]]s zu beherrschen. Dabei ist zu beachten, dass sich die Wesenglieder in aufeinanderfolgenden [[Siebenjahresperioden]] entwickeln und nur innerhalb dieser am bildsamsten sind.
== Lehren (Überblick) ==
[[Fritz Machlup]], ein Schüler [[Friedrich von Wieser|von Wiesers]] und von Mises’, nennt 1982 sechs Hauptlehren der Österreichischen Schule, die um etwa 1930 das Herzstück der ''Österreichischen'' Neuerungen bilden:<ref name="Machlup">{{Literatur |Autor=Fritz Machlup |Hrsg=D. Greenwald |Titel=Austrian Economics |Sammelwerk=Encyclopedia of Economics |Verlag=MacGraw-hill |Ort=New York |Datum=1982}}</ref>
* ''[[Methodologischer Individualismus]]:'' Wirtschaftliche Sachverhalte müssen aus dem Handeln von Individuen heraus erklärt werden (nicht zu verwechseln mit ideologischem oder politischem Individualismus, den Gegensatz stellt der [[Methodologischer Kollektivismus|methodologische Kollektivismus]] dar).
* ''Methodologischer [[Subjektivismus]]:'' Wirtschaftswissenschaft basiert auf der Untersuchung der Handlungen realer Individuen, deren subjektivem Wissen (beziehungsweise Unwissen), ihrer subjektiven Bedürfnisse und ihrer subjektiven Erwartungen.
* ''[[Grenznutzenschule|Grenznutzenlehre]]:'' Alle ökonomischen Entscheidungen werden durch den [[Grenznutzentheorie#Grenznutzen|Grenznutzen]] bestimmt.
* ''[[Nutzen (Wirtschaft)|Nützlichkeit]]:'' Subjektive Wertungen (Nützlichkeit) und abnehmender Grenznutzen bestimmen die Nachfrage und somit den Marktpreis.
* ''[[Opportunitätskosten]] (auch Wiesersches Kostengesetz):'' Handlungen sind abhängig von der Bewertung alternativer Handlungsmöglichkeiten.
* ''Zeitstruktur von Konsum und Produktion:'' Die Entscheidung zu sparen oder zu konsumieren entsteht durch die subjektive Zeitpräferenz.


Von überragender Bedeutung ist die Selbterziehung für [[Waldorferzieher]], die seelenpflegebedürftige Menschen [[Heilpädagogik|heilpädagogisch]] betreuen:
Als innerhalb der Schule umstritten führt er die folgenden Lehren auf, die insbesondere durch [[Wikipedia:Ludwig von Mises|Ludwig von Mises]] ab den 1960ern in die USA ausstrahlten:
* ''Vollständige Souveränität der Konsumenten:'' Die Konsumenten drücken ihre Bedürfnisse über die Nachfrage aus. Nur der von Staatseingriffen unbehinderte Markt sorgt durch [[Wikipedia:Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]] dafür, dass permanent (über das Preissystem als Steuermechanismus) die Bedürfnisse der Konsumenten optimal befriedigt werden.
* ''[[Individualismus#Politischer Individualismus|Politischer Individualismus]]:'' Nur vollständige ökonomische Freiheit sorgt dauerhaft für politische und moralische Freiheit der Bürger. Ökonomische Beschränkungen führen zur [[Ölflecktheorem|zunehmenden Ausbreitung]] und Beschränkung politischer und moralischer Freiheit.


<div style="margin-left:20px">
Da die unbestrittenen Thesen der Schule bald von ''allen'' ökonomischen Schulen anerkannt wurden, sieht [[Israel Kirzner]] die Liste als um zwei Punkte ergänzungsbedürftig im Hinblick auf das Spätwerk von Mises’ und von Hayeks an:
"Nun müssen wir wissen, daß es bei dem, was Geisteswissenschaft
* ''Märkte und Wettbewerb als Lern- und Entdeckungsprozess''
geben kann, sich immer nur handeln kann um den Appell an den Menschen.
* ''Individuelle Entscheidungen als Wahl zwischen individuell zu identifizierenden Alternativen in grundsätzlich unbekanntem Kontext.''
Man strebt immer nach Vorschriften: Das sollst du so machen
und das andere so. — Derjenige, der Erzieher werden will für abnorme
Kinder, der ist nie fertig, für den ist jedes Kind wieder ein neues
Problem, ein neues Rätsel. Aber er kommt nur darauf, wenn er nun
geführt wird durch die Wesenheit im Kinde, wie er es im einzelnen
Fall machen muß. Es ist eine unbequeme Arbeit, aber sie ist die einzig
reale.


Daher handelt es sich im Sinne dieser Geisteswissenschaft so stark
Die US-amerikanischen ''Neo-Austrians'', die im Wesentlichen durch von Mises und dessen Schüler [[Murray Rothbard]] geprägt sind, definieren sich vor allem durch die Abgrenzung zu den [[Neoklassische Theorie|neoklassischen]] und [[Neokeynesianismus|(neo-)keynesianischen]], als statisch bezeichneten, Gleichgewichtsmodellen. [[Jesús Huerta de Soto]], ein spanischer Vertreter der Neo-Austrians, hebt als Merkmale dieser speziellen Richtung folgende Lehren hervor:<ref>{{Literatur |Autor=Jesús Huerta de Soto |Titel=La Escuela Austríaca |Verlag=Editorial Sintesis |Ort=Madrid |Datum=2000 |ISBN=84-7738-775-3 |Seiten=14–16}}</ref>
darum, daß wir gerade als Erzieher im allereminentesten Sinne Selbsterziehung
* Ausformung einer universalen ''Theorie menschlichen Handelns'' (im Gegensatz zur rein wirtschaftswissenschaftlichen ''Theorie der Rationalen Entscheidung'').
pflegen." {{Lit|{{G|317|74f}}}}
* Der wissenschöpfende, ''kreative Unternehmer'' als Wirtschaftssubjekt (im Gegensatz zum neoklassischen [[homo oeconomicus]]).
</div>
* Möglichkeit ''unternehmerischer Fehler'' (im Gegensatz zur neoklassischen Modell [[Vollständige Information|vollständiger Information]]).
* Strenge Unterscheidung zwischen ''objektivem (wissenschaftlichem)'' und ''subjektivem (praktischem) Wissen.''
* ''Märkte als Entdeckungsprozess'' (im Gegensatz zum neoklassischen Modell der [[Vollständige Konkurrenz|vollständigen Konkurrenz]]).
* ''Subjektive Kostentheorie'' (im Gegensatz zur neoklassischen objektiven Kostentheorie).
* ''Verbale Logik'' (im Gegensatz zur neoklassischen mathematischen Formalisierung).
* ''Aprioristisch-deduktive Methode'' (im Gegensatz zum empirischen Modell).
* Unmöglichkeit quantitativer Vorhersagen, sondern Beschränkung auf ''pattern predictions.''
* Vorhersage wirtschaftlicher Geschehnisse durch die ''unternehmerische Fähigkeiten'' jedes Menschen (im Gegensatz zum ''Sozialingenieur'').


Der [[Intellekt]] hilft bei der (Selbst-)Erziehung wenig. Viel wichtiger ist die Schulung des [[Gefühl]]s und [[Wille]]ns im praktischen Tun.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Österreichsiche Schule}}


<div style="margin-left:20px">
== Literatur ==
"Nun, es gibt
=== Primärliteratur ===
ein Lebensbegreifen, eine Lebensanschauung, die wir uns
; Erste Generation
dadurch erwerben, daß wir überall mit unserem Verstande
* {{Literatur
in die Dinge hineinreichen wollen. Diese Verstandeskultur
  |Autor=Carl Menger
bringt in Wahrheit unsere Entwickelung nicht weiter, hat
  |Titel=Grundsätze der Volkswirtschaftslehre
also keinen selbsterzieherischen Wert. Dasjenige Element
  |Verlag=Wilhelm Braumüller
muß bei der Selbsterziehung des Menschen die größte Rolle
  |Ort=Wien
spielen, was man nennen kann: das über die Intellektualität,
  |Datum=2006
den Verstand Hinausreichende in dem Aneignen der Lebensreife.
  |ISBN=3-86550-523-6
Gerade wie das Kind dadurch am besten am Spiel
  |JahrEA=1871
erzogen wird, daß es nicht durch den Verstand erzogen
  |Online=[http://files.libertyfund.org/files/1279/0761_Bk.pdf files.libertyfund.org]
wird, sondern probiert, so wird sich der Mensch in bezug
  |Format=PDF
auf seinen Willen an denjenigen Erfahrungen des Lebens
  |KBytes=17000}}
am besten erziehen, die er nicht mit seinem Verstande begreift,
* {{Literatur
sondern zu denen er sich mit seiner Sympathie, mit
  |Autor=Carl Menger
Liebe stellt, mit seinem Gefühl, daß die Dinge erhaben sind
  |Titel=Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften, und der politischen Ökonomie insbesondere
oder den Humor berühren. Das bringt uns weiter. Hier liegt
  |Verlag=Duncker & Humblot
die Selbsterziehung des Willens. Verstand, intellektualistische
  |Ort=Leipzig
Kultur können gewöhnlich auf den Willen gar nicht
  |Datum=2006
wirken." {{Lit|{{G|061|434f|435}}}}
  |ISBN=3-86550-523-6
</div>
  |JahrEA=1883
  |Online=[http://files.libertyfund.org/files/1739/1294_Bk.pdf files.libertyfund.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=21300}}


== Die drei goldenen Regeln der Erziehungs- und Unterrichtskunst ==
; Zweite Generation
* {{Literatur
  |Autor=Eugen von Böhm-Bawerk
  |Titel=Geschichte und Kritik der Kapitalzinstheorien
  |Sammelwerk=Kapital und Kapitalzins
  |Band=Erste Abtheilung
  |Verlag=Fischer
  |Ort=Jena
  |Datum=1994
  |ISBN=3-87881-085-7
  |JahrEA=1884
  |Online=[http://ia351402.us.archive.org/0/items/kapitalundkapita01bh/kapitalundkapita01bh.pdf ia351402.us.archive.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=32700}}
* {{Literatur
  |Autor=Eugen von Böhm-Bawerk
  |Titel=Positive Theorie des Kapitales (Buch I–IV)
  |Sammelwerk=Kapital und Kapitalzins
  |Band=Zweite Abtheilung, 1. Band
  |Verlag=Wagner
  |Ort=Innsbruck
  |Datum=1991
  |ISBN=3-87881-061-X
  |JahrEA=1889}}
* {{Literatur
  |Autor=Eugen von Böhm-Bawerk
  |Titel=Positive Theorie des Kapitales (Exkurse)
  |Sammelwerk=Kapital und Kapitalzins
  |Band=Zweite Abtheilung, 2. Band
  |Verlag=Wagner
  |Ort=Innsbruck
  |Datum=1991
  |ISBN=3-87881-061-X
  |JahrEA=1902}}


<div style="margin-left:20px">
; Dritte Generation
"Religiöse Dankbarkeit gegenüber der Welt, die sich in dem
* {{Literatur
Kinde offenbart, vereinigt mit dem Bewußtsein, daß das
  |Autor=Ludwig von Mises
Kind ein göttliches Rätsel darstellt, das man mit seiner Erziehungskunst
  |Titel=Theorie des Geldes und der Umlaufmittel
lösen soll. In Liebe geübte Erziehungsmethode,
  |Verlag=Duncker & Humblot
durch die das Kind sich instinktiv an uns selbst
  |Ort=Leipzig
erzieht, so daß man dem Kinde die Freiheit nicht gefährdet,
  |Datum=2005
die auch da geachtet werden soll, wo sie das unbewußte
  |ISBN=3-428-11882-0
Element der organischen Wachstumskraft ist.
  |JahrEA=1912
  |Online=[http://www.mises.org/books/theoriedesgeldes.pdf mises.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=24200}}
* {{Literatur
  |Autor=Ludwig von Mises
  |Titel=Die Gemeinwirtschaft – Untersuchungen über den Sozialismus
  |Verlag=Gustav Fischer
  |Ort=Jena
  |Datum=2007
  |ISBN=978-3-8282-0411-9
  |JahrEA=1922
  |Online=[http://docs.mises.de/Mises/Mises_Gemeinwirtschaft.pdf docs.mises.de]
  |Format=PDF
  |KBytes=2900}}
* {{Literatur
  |Autor=Ludwig von Mises
  |Titel=Human Action – A Treatise on Economics
  |Datum=2008
  |ISBN=978-0-945466-24-6
  |JahrEA=1948
  |Online=[http://mises.org/Books/HumanActionScholars.pdf mises.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=55700}}


<center>
; Vierte Generation
{|
* {{Literatur
|-
  |Autor=Friedrich von Hayek
| <poem>Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen
  |Titel=Prices and Production
In Liebe erziehen
  |Verlag=Routledge & Kegan
In Freiheit entlassen</poem>
  |Ort=London
|}
  |Datum=1931}}
</center>
* {{Literatur
" {{Lit|{{G|269|179}}}}
  |Autor=Friedrich von Hayek
</div>
  |Titel=The Road to Serfdom
  |Verlag=Routledge
  |Ort=London
  |Datum=2007
  |ISBN=978-0-226-32055-7
  |JahrEA=1944}}
* {{Literatur
  |Autor=Friedrich von Hayek
  |Titel=The Use of Knowledge in Society
  |Sammelwerk=American Economic Review
  |Datum=1945
  |Online=[http://www.econlib.org/library/Essays/hykKnw1.html online]}}
* {{Literatur
  |Autor=Friedrich von Hayek
  |Titel=The Counter-Revolution of Science – Studies in the Abuse of Reason
  |Verlag=Collier-Macmillan Limited
  |Ort=London
  |Datum=1955
  |Online=[http://ia331336.us.archive.org/1/items/counterrevolutio030197mbp/counterrevolutio030197mbp.pdf ia331336.us.archive.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=11800}}
* {{Literatur
  |Autor=Friedrich von Hayek
  |Titel=Recht, Gesetz und Freiheit – Eine Neufassung der liberalen Grundsätze der Gerechtigkeit und der politischen Ökonomie
  |Band=4
  |Datum=2003
  |ISBN=3-16-147878-9
  |Originaltitel=Law, Legislation and Liberty. A New Statement of the Liberal Principles of Justice and Political Economy
  |JahrEA=1973}}


== Literatur ==
; Neo-Austrians
* {{Literatur
  |Autor=Murray Rothbard
  |Titel=Man, Economy, And State: A Treatise On Economic Principles
  |Verlag=D. Van Nostrand Co.
  |Ort=Princeton
  |Datum=2004
  |ISBN=0-945466-30-7
  |Online=[http://mises.org/rothbard/mespm.pdf mises.org]
  |Format=PDF
  |KBytes=5400}}
* {{Literatur
  |Autor=Israel Kirzner
  |Titel=Competition and Entrepreneurship
  |Verlag=Chicago University Press
  |Ort=Chicago
  |Datum=1978
  |ISBN=0-226-43776-0}}


#Rudolf Steiner: ''Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887 - 1901'', [[GA 31]] (1966)
; Rezeption
#Rudolf Steiner: ''Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung'', [[GA 61]] (1983), ISBN 3-7274-0610-0 {{Vorträge|061}}
* {{Literatur
#Rudolf Steiner: ''Ritualtexte für die Feiern des freien christlichen Religionsunterrichtes und das Spruchgut für Lehrer und Schüler der Waldorfschule'', [[GA 269]] (1997),  ISBN 3-7274-2690-X {{Vorträge|269}}
  |Autor=Nikolai Bucharin
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
  |Titel=Die politische Ökonomie des Rentners. Die Wert- und Profittheorie der österreichischen Schule
#Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
  |Verlag=Verlag für Literatur und Politik
  |Ort=Wien/ Berlin
  |Datum=1926}}
* {{Literatur
  |Autor=Frank H. Knight
  |Titel=Professor Mises and the Theory of Capital
  |Sammelwerk=Economica
  |Band=8
  |Nummer=32
  |Datum=1941-11
  |Seiten=409–427}}
* {{Literatur
  |Autor=Robert Nozick
  |Titel=On Austrian Methodology
  |Sammelwerk=Synthese – An International Journal for Epistemology, Methodology and Philosophy of Science
  |Band=36
  |Datum=0977
  |Seiten=353–392}}


{{GA}}
=== Sekundärliteratur ===
* {{Literatur
  |Autor=Karsten von Blumenthal
  |Titel=Die Steuertheorien der Austrian Economics: Von Menger zu Mises
  |Verlag=Metropolis-Verlag
  |Ort=Marburg
  |Datum=2007
  |ISBN=978-3-89518-618-9
  |Kommentar=Zugl. Dissertation Universität Hamburg, 2007}}
* {{Literatur
  |Autor=Peter Boettke (Hg.)
  |Titel=The Elgar companion to Austrian Economics.
  |Verlag=Edward Elgar Publishing
  |Ort=Cheltenham
  |Datum=1998
  |ISBN=1-85898-776-8}}
* {{Literatur
  |Autor=Malte Michael Faber
  |Titel=Introduction to Modern Austrian Capital Theory
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin
  |Datum=1979}}
* {{Literatur
  |Autor=Sandye Gloria-Palermo
  |Titel=The Evolution of Austrian Economics: From Menger to Lachmann
  |Verlag=Routledge
  |Ort=London/New York
  |Datum=1999
  |ISBN=0-415-19500-4}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Wolfgang Grassl und Barry Smith
  |Titel=Austrian Economics. Historical and Philosophical Background
  |Verlag=New York University Press
  |Ort=New York
  |Datum=1986
  |ISBN=0-8147-3007-8}}
* {{Literatur
  |Autor=Friedrich von Hayek
  |Hrsg=David L. Sills
  |Titel=Economic Thought VI: The Austrian School
  |Sammelwerk=International Encyclopedia of the Social Sciences
  |Band=4
  |Verlag=The Macmillan Company & The Free Press
  |Ort=New York
  |Datum=1968
  |Seiten=458–462}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Friedrich A. v. Hayek Institut
  |Titel=Von Menger bis Mises
  |Verlag=Friedrich A. v. Hayek Institut
  |Ort=Wien
  |Datum=2000
  |ISBN=3-933180-58-9}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Friedrich A. v. Hayek Institut
  |Titel=Von Hayek bis White
  |Verlag=Friedrich A. v. Hayek Institut
  |Ort=Wien
  |Datum=2000
  |ISBN=3-933180-59-7}}
* {{Literatur
  |Hrsg=John Richard Hicks, Wilhelm Weber
  |Titel=Carl Menger and the Austrian School of Economics
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=Oxford
  |Datum=1973
  |ISBN=0-19-828181-1}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Randall G. Holcombe
  |Titel=15 Great Austrian Economists
  |Verlag=Ludwig von Mises Institute
  |Ort=Auburn (Alabama)
  |Datum=1999
  |ISBN=0-945466-04-8}}
* {{Literatur
  |Autor=Jesús Huerta de Soto
  |Titel=Die österreichische Schule – Markt und Kreativität
  |Verlag=Friedrich A. v. Hayek Institut
  |Ort=Wien
  |Datum=2007
  |ISBN=978-3-902466-03-7
  |Originaltitel=La Escuela Austríaca – Mercado y Creatividad
  |Übersetzer=Ingolf Günter Krumm}}
* {{Literatur
  |Autor=Israel Kirzner
  |Hrsg=Steven N. Durlauf, Lawrence E. Blume
  |Titel=Austrian Economics
  |Sammelwerk=The New Palgrave – Dictionary of Economics
  |Band=1
  |Auflage=2.
  |Verlag=Palgrave Macmillan
  |Ort=New York
  |Datum=2008
  |Seiten=313–320}}
* {{Literatur
  |Autor=Norbert Leser
  |Titel=Die Wiener Schule der Nationalökonomie
  |Verlag=Boehlau Verlag
  |Ort=Wien
  |Datum=1986
  |ISBN=3-205-06353-8}}
* {{Literatur
  |Autor=Fritz Machlup
  |Hrsg=D. Greenwald
  |Titel=Austrian Economics
  |Sammelwerk=Encyclopedia of Economics
  |Verlag=MacGraw-hill
  |Ort=New York
  |Datum=1982}}
* Reinhard Neck (Hrsg.): ''Die Österreichische Schule der Nationalökonomie'' (= ''Schriftenreihe der Karl Popper Foundation Series.'' Band 4). Karl Popper Foundation, Verlag Peter Lang, 2008, ISBN 978-3-631-54668-0.
* {{Literatur
  |Autor=Mario J. Rizzo
  |Hrsg=Steven N. Durlauf, Lawrence E. Blume
  |Titel=Austrian economics: recent work
  |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics. Online Edition.
  |Verlag=Palgrave Macmillan
  |Datum=2009
  |DOI=10.1057/9780230226203.1915}}
* {{Literatur
  |Autor=Eugen-Maria Schulak, Herbert Unterköfler
  |Titel=Die Wiener Schule der Nationalökonomie – Eine Geschichte ihrer Ideen, Vertreter und Institutionen
  |Verlag=Bibliothek der Provinz
  |Ort=Weitra
  |Datum=2009
  |ISBN=978-3-902416-17-9}}
* {{Literatur
  |Autor=Mark Skousen
  |Titel=Vienna & Chicago, friends or foes?: a tale of two schools of free-market economics
  |Verlag=Capital Press
  |Ort=Washington
  |Datum=2005
  |ISBN=0-89526-029-8
  |Kommentar=Eine Abhandlung über das zwiespältige Verhältnis zur [[Wikipedia:Chicagoer Schule (Ökonomie)|Chicago School]]}}
* Rahim Taghizadegan: Alles, was Sie über die Österreichische Schule der Nationalökonomie wissen müssen, FinanzBuch Verlag, München, 2017, ISBN 978-3-95972-008-3
* {{Literatur
  |Autor=Karen Iversen Vaughn
  |Titel=Austrian Economics in America: The Migration of a Tradition
  |Verlag=Cambridge Univ Press
  |Datum=1998
  |ISBN=0-521-63765-1}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.mises.de/ Mises.de]
* [http://www.mises.org/ Homepage des ''Ludwig von Mises Institute'' in Auburn (Alabama)]
* [http://www.hayek-institut.at/ Homepage des ''Hayek Institute'' in Wien]
== Einzelnachweise ==
<references />


# [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
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Version vom 12. Juli 2020, 11:20 Uhr

Als Österreichische Schule, Wiener Schule, Österreichische Grenznutzenschule[1] oder (selten) psychologische Schule wird eine Gruppe von Theoretikern bezeichnet, die eine bestimmte heterodoxe Lehrmeinung in der Volkswirtschaftslehre vertreten. Zentral ist die Idee der evolutorischen Schöpfung von Wissen durch den Unternehmer und die Betrachtung der dynamischen Unsicherheit wirtschaftlicher Abläufe. Die Schule betont die Bedeutung der einzelnen Menschen und deren individueller Vorlieben für die wirtschaftlichen Prozesse (Subjektivismus, Methodologischer Individualismus). Hinzu kommt eine Abneigung gegenüber der mathematischen Darstellungsform von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen. Diesem Ansatz gegenüber stehen die etwa gleichzeitig entstandenen Lausanner Schule und Cambridge Schule mit ihren mathematisch formulierten Gleichgewichtsmodellen (Neoklassische Theorie). Die Österreichische Schule ist bis heute der Ansicht, dass Theorien letztlich nicht durch Geschichte oder Empirie widerlegbar seien.[2]

Als Gründer der Österreichischen Schule wird gemeinhin Carl Menger (1840–1921) angesehen, der mit der Grenznutzenlehre zur marginalistischen Revolution beitrug: Er vertrat die Auffassung, dass das klassische Wertparadoxon, also die Frage nach dem Verhältnis von Wert und Nutzen dadurch gelöst werden kann, dass der Wert eines Gutes durch den Beitrag einer weiteren Einheit eines Gutes zur Befriedigung eines menschlichen Bedürfnisses bestimmt wird. Bekannt wurde dieser Ansatz im Methodenstreit der Nationalökonomie mit der Historischen Schule, in dem Menger die These vertrat, die Wirtschaftstheorie sei gegenüber der Wirtschaftsgeschichte unabhängig. Eugen von Böhm-Bawerk (1851–1914) ergänzte Mengers Lehre um eine subjektivistische Kapitaltheorie, wonach der Kapitalzins in einem Marktprozess zwischen Individuen mit unterschiedlichen Zeitpräferenzen entsteht. Der Eigentümer von Kapital verzichte auf Konsum in der Gegenwart, um als Gegenleistung für seinen Verzicht den Zins zu erhalten. Ludwig von Mises baute auf dieser Basis eine Geld- und Konjunkturtheorie auf. Er erklärte Konjunkturzyklen mit der Verzerrung des Produktionsprozesses durch die Geldschöpfung der Zentralbanken, die durch zu niedrige Zinsen überhöhte Investitionen anregen. Friedrich von Hayek präzisierte diese Theorie und stellte sich damit in scharfen Gegensatz zur Theorie John Maynard Keynes’ und zum Monetarismus (Chicagoer Schule).

Von Hayek wurde zusammen mit Gunnar Myrdal 1974 überraschend mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. Gemeinsam mit Israel Kirzners Arbeiten zum Konzept des Unternehmers läutete dies das sogenannte Austrian revival in den USA ein. Kirzner argumentiert, dass Marktgleichgewichte in der Realität die Ausnahme seien, da keine vollständige Information bestehe. Die Aufgabe des Unternehmers besteht nach Kirzner gerade darin, durch seine „Findigkeit“ (engl. „alertness“) Wissen zu schaffen und Gewinnmöglichkeiten aufzuspüren, also Informationsvorteile zu nutzen. Die auch auf Murray Rothbard zurückgehenden Austrian Economics oder Neo-Austrians bezeichnen zum einen eine Fortführung jener spezifischen subjektivistischen wirtschaftswissenschaftlichen Lehre in den USA, zum anderen die naturrechtlich legitimierte politische, libertäre Ideologie Rothbards. Die Zuordnung dieser Ideologie zur Österreichischen Schule ist umstritten.

Begriffsinhalt

Mit Österreichischer Schule beziehungsweise Austrian School werden zum Teil sehr unterschiedliche Positionen bezeichnet. Israel Kirzner, ein Schüler Ludwig von Mises’, unterscheidet fünf verschiedene Auffassungen über den Begriffsinhalt:[3]

  1. Die vor allem in Deutschland und Österreich verbreitete Sicht der Österreichischen Schule als eine rein historische Epoche der Wirtschaftswissenschaft, deren Lehren (vor allem die Lehre vom Grenznutzen und von einer von der Wirtschaftsgeschichte unabhängigen Wirtschaftstheorie) spätestens ab 1930 von fast allen anderen Schulen anerkannt wurden.
  2. Das wiederholte Interesse an der Kapitaltheorie Böhm-Bawerks, jedoch ohne die streng subjektivistische Theorie Mengers. In diesem Sinne wird der Begriff vor allem bei John Richard Hicks (Capital and Time: A Neo-Austrian Theory (1973)), Peter Bernholz und Malte Michael Faber (Introduction to Modern Austrian Capital Theory (1979)) verwandt.
  3. Mit austrian wird seit Anfang der 1980er Jahre in den USA eine generell libertäre politische Philosophie der Befürwortung freier Märkte bezeichnet. Dies geht insbesondere auf Murray Rothbard zurück.
  4. Als ein seit etwa 1970 in den USA bestehendes Interesse an der historischen Österreichischen Schule mit den Ideen und Methoden Carl Mengers und der im Folgenden als erste Generation bezeichneten Wirtschaftstheoretiker unter Einschluss der späteren Konzepte von Mises’ und von Hayeks; zum Teil wird die Bezeichnung Neo-Austrians verwendet. In diesem Sinne findet sich der Begriff bei Murray N. Rothbard (Man, Economy and the State (1962)), Israel Kirzner (Competition and Entrepreneurship (1973)). Die Neo-Austrians grenzen sich vor allem durch ihre Betrachtung von Märkten als Prozess im Gegensatz zum in der Wirtschaftswissenschaft vorherrschenden Gleichgewichtsmodell ab.
  5. Die Bezeichnung einer allgemein subjektivistischen Theorie der Mikroökonomie, die die Unsicherheit aller ökonomischen Entscheidungen betont. Kirzner ordnet diesem Verständnis das Werk von G. L. S. Shackle und Ludwig Lachmann zu.

Lehren (Überblick)

Fritz Machlup, ein Schüler von Wiesers und von Mises’, nennt 1982 sechs Hauptlehren der Österreichischen Schule, die um etwa 1930 das Herzstück der Österreichischen Neuerungen bilden:[4]

  • Methodologischer Individualismus: Wirtschaftliche Sachverhalte müssen aus dem Handeln von Individuen heraus erklärt werden (nicht zu verwechseln mit ideologischem oder politischem Individualismus, den Gegensatz stellt der methodologische Kollektivismus dar).
  • Methodologischer Subjektivismus: Wirtschaftswissenschaft basiert auf der Untersuchung der Handlungen realer Individuen, deren subjektivem Wissen (beziehungsweise Unwissen), ihrer subjektiven Bedürfnisse und ihrer subjektiven Erwartungen.
  • Grenznutzenlehre: Alle ökonomischen Entscheidungen werden durch den Grenznutzen bestimmt.
  • Nützlichkeit: Subjektive Wertungen (Nützlichkeit) und abnehmender Grenznutzen bestimmen die Nachfrage und somit den Marktpreis.
  • Opportunitätskosten (auch Wiesersches Kostengesetz): Handlungen sind abhängig von der Bewertung alternativer Handlungsmöglichkeiten.
  • Zeitstruktur von Konsum und Produktion: Die Entscheidung zu sparen oder zu konsumieren entsteht durch die subjektive Zeitpräferenz.

Als innerhalb der Schule umstritten führt er die folgenden Lehren auf, die insbesondere durch Ludwig von Mises ab den 1960ern in die USA ausstrahlten:

  • Vollständige Souveränität der Konsumenten: Die Konsumenten drücken ihre Bedürfnisse über die Nachfrage aus. Nur der von Staatseingriffen unbehinderte Markt sorgt durch Wettbewerb dafür, dass permanent (über das Preissystem als Steuermechanismus) die Bedürfnisse der Konsumenten optimal befriedigt werden.
  • Politischer Individualismus: Nur vollständige ökonomische Freiheit sorgt dauerhaft für politische und moralische Freiheit der Bürger. Ökonomische Beschränkungen führen zur zunehmenden Ausbreitung und Beschränkung politischer und moralischer Freiheit.

Da die unbestrittenen Thesen der Schule bald von allen ökonomischen Schulen anerkannt wurden, sieht Israel Kirzner die Liste als um zwei Punkte ergänzungsbedürftig im Hinblick auf das Spätwerk von Mises’ und von Hayeks an:

  • Märkte und Wettbewerb als Lern- und Entdeckungsprozess
  • Individuelle Entscheidungen als Wahl zwischen individuell zu identifizierenden Alternativen in grundsätzlich unbekanntem Kontext.

Die US-amerikanischen Neo-Austrians, die im Wesentlichen durch von Mises und dessen Schüler Murray Rothbard geprägt sind, definieren sich vor allem durch die Abgrenzung zu den neoklassischen und (neo-)keynesianischen, als statisch bezeichneten, Gleichgewichtsmodellen. Jesús Huerta de Soto, ein spanischer Vertreter der Neo-Austrians, hebt als Merkmale dieser speziellen Richtung folgende Lehren hervor:[5]

  • Ausformung einer universalen Theorie menschlichen Handelns (im Gegensatz zur rein wirtschaftswissenschaftlichen Theorie der Rationalen Entscheidung).
  • Der wissenschöpfende, kreative Unternehmer als Wirtschaftssubjekt (im Gegensatz zum neoklassischen homo oeconomicus).
  • Möglichkeit unternehmerischer Fehler (im Gegensatz zur neoklassischen Modell vollständiger Information).
  • Strenge Unterscheidung zwischen objektivem (wissenschaftlichem) und subjektivem (praktischem) Wissen.
  • Märkte als Entdeckungsprozess (im Gegensatz zum neoklassischen Modell der vollständigen Konkurrenz).
  • Subjektive Kostentheorie (im Gegensatz zur neoklassischen objektiven Kostentheorie).
  • Verbale Logik (im Gegensatz zur neoklassischen mathematischen Formalisierung).
  • Aprioristisch-deduktive Methode (im Gegensatz zum empirischen Modell).
  • Unmöglichkeit quantitativer Vorhersagen, sondern Beschränkung auf pattern predictions.
  • Vorhersage wirtschaftlicher Geschehnisse durch die unternehmerische Fähigkeiten jedes Menschen (im Gegensatz zum Sozialingenieur).

Siehe auch

Literatur

Primärliteratur

Erste Generation
Zweite Generation
  •  Eugen von Böhm-Bawerk: Geschichte und Kritik der Kapitalzinstheorien. In: Kapital und Kapitalzins. Erste Abtheilung, Fischer, Jena 1994, ISBN 3-87881-085-7 (ia351402.us.archive.org).
  •  Eugen von Böhm-Bawerk: Positive Theorie des Kapitales (Buch I–IV). In: Kapital und Kapitalzins. Zweite Abtheilung, 1. Band, Wagner, Innsbruck 1991, ISBN 3-87881-061-X.
  •  Eugen von Böhm-Bawerk: Positive Theorie des Kapitales (Exkurse). In: Kapital und Kapitalzins. Zweite Abtheilung, 2. Band, Wagner, Innsbruck 1991, ISBN 3-87881-061-X.
Dritte Generation
Vierte Generation
  •  Friedrich von Hayek: Prices and Production. Routledge & Kegan, London 1931.
  •  Friedrich von Hayek: The Road to Serfdom. Routledge, London 2007, ISBN 978-0-226-32055-7.
  •  Friedrich von Hayek: The Use of Knowledge in Society. In: American Economic Review. 1945 (online).
  •  Friedrich von Hayek: The Counter-Revolution of Science – Studies in the Abuse of Reason. Collier-Macmillan Limited, London 1955 (ia331336.us.archive.org).
  •  Friedrich von Hayek: Recht, Gesetz und Freiheit – Eine Neufassung der liberalen Grundsätze der Gerechtigkeit und der politischen Ökonomie. 4, 2003 (Originaltitel: Law, Legislation and Liberty. A New Statement of the Liberal Principles of Justice and Political Economy), ISBN 3-16-147878-9.
Neo-Austrians
  •  Murray Rothbard: Man, Economy, And State: A Treatise On Economic Principles. D. Van Nostrand Co., Princeton 2004, ISBN 0-945466-30-7 (mises.org).
  •  Israel Kirzner: Competition and Entrepreneurship. Chicago University Press, Chicago 1978, ISBN 0-226-43776-0.
Rezeption
  •  Nikolai Bucharin: Die politische Ökonomie des Rentners. Die Wert- und Profittheorie der österreichischen Schule. Verlag für Literatur und Politik, Wien/ Berlin 1926.
  •  Frank H. Knight: Professor Mises and the Theory of Capital. In: Economica. 8, Nr. 32, 1941, S. 409–427.
  •  Robert Nozick: On Austrian Methodology. In: Synthese – An International Journal for Epistemology, Methodology and Philosophy of Science. 36, 977, S. 353–392.

Sekundärliteratur

  •  Karsten von Blumenthal: Die Steuertheorien der Austrian Economics: Von Menger zu Mises. Metropolis-Verlag, Marburg 2007, ISBN 978-3-89518-618-9 (Zugl. Dissertation Universität Hamburg, 2007).
  •  Peter Boettke (Hg.): The Elgar companion to Austrian Economics.. Edward Elgar Publishing, Cheltenham 1998, ISBN 1-85898-776-8.
  •  Malte Michael Faber: Introduction to Modern Austrian Capital Theory. Springer, Berlin 1979.
  •  Sandye Gloria-Palermo: The Evolution of Austrian Economics: From Menger to Lachmann. Routledge, London/New York 1999, ISBN 0-415-19500-4.
  •  Austrian Economics. Historical and Philosophical Background. New York University Press, New York 1986, ISBN 0-8147-3007-8.
  •  Friedrich von Hayek: Economic Thought VI: The Austrian School. In: International Encyclopedia of the Social Sciences. 4, The Macmillan Company & The Free Press, New York 1968, S. 458–462.
  •  Von Menger bis Mises. Friedrich A. v. Hayek Institut, Wien 2000, ISBN 3-933180-58-9.
  •  Von Hayek bis White. Friedrich A. v. Hayek Institut, Wien 2000, ISBN 3-933180-59-7.
  •  Carl Menger and the Austrian School of Economics. Oxford University Press, Oxford 1973, ISBN 0-19-828181-1.
  •  15 Great Austrian Economists. Ludwig von Mises Institute, Auburn (Alabama) 1999, ISBN 0-945466-04-8.
  •  Jesús Huerta de Soto: Die österreichische Schule – Markt und Kreativität. Friedrich A. v. Hayek Institut, Wien 2007 (Originaltitel: La Escuela Austríaca – Mercado y Creatividad, übersetzt von Ingolf Günter Krumm), ISBN 978-3-902466-03-7.
  •  Israel Kirzner: Austrian Economics. In: The New Palgrave – Dictionary of Economics. 2. Auflage. 1, Palgrave Macmillan, New York 2008, S. 313–320.
  •  Norbert Leser: Die Wiener Schule der Nationalökonomie. Boehlau Verlag, Wien 1986, ISBN 3-205-06353-8.
  •  Fritz Machlup: Austrian Economics. In: Encyclopedia of Economics. MacGraw-hill, New York 1982.
  • Reinhard Neck (Hrsg.): Die Österreichische Schule der Nationalökonomie (= Schriftenreihe der Karl Popper Foundation Series. Band 4). Karl Popper Foundation, Verlag Peter Lang, 2008, ISBN 978-3-631-54668-0.
  •  Mario J. Rizzo: Austrian economics: recent work. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Online Edition.. Palgrave Macmillan, 2009, doi:10.1057/9780230226203.1915.
  •  Eugen-Maria Schulak, Herbert Unterköfler: Die Wiener Schule der Nationalökonomie – Eine Geschichte ihrer Ideen, Vertreter und Institutionen. Bibliothek der Provinz, Weitra 2009, ISBN 978-3-902416-17-9.
  •  Mark Skousen: Vienna & Chicago, friends or foes?: a tale of two schools of free-market economics. Capital Press, Washington 2005, ISBN 0-89526-029-8 (Eine Abhandlung über das zwiespältige Verhältnis zur Chicago School).
  • Rahim Taghizadegan: Alles, was Sie über die Österreichische Schule der Nationalökonomie wissen müssen, FinanzBuch Verlag, München, 2017, ISBN 978-3-95972-008-3
  •  Karen Iversen Vaughn: Austrian Economics in America: The Migration of a Tradition. Cambridge Univ Press, 1998, ISBN 0-521-63765-1.

Weblinks

Commons: Österreichische Schule - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Österreichische Grenznutzenschule. In: Gabler Wirtschaftslexikon.. 16. Auflage. K–R.
  2. Reinhard Neck: Die Österreichische Schule der Nationalökonomie. Peter Lang, 2008, ISBN 978-3-631-54668-0, S. 15.
  3.  Israel Kirzner: Austrian Economics. In: The New Palgrave – Dictionary of Economics. 2. Auflage. 1, Palgrave Macmillan, New York 2008, S. 313–320.
  4.  Fritz Machlup: Austrian Economics. In: Encyclopedia of Economics. MacGraw-hill, New York 1982.
  5.  Jesús Huerta de Soto: La Escuela Austríaca. Editorial Sintesis, Madrid 2000, ISBN 84-7738-775-3, S. 14–16.


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