Anthroposophie-Kritik und Herzdenken: Unterschied zwischen den Seiten

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Seit ihrem Bestehen hat die [[Anthroposophie]] als "Wissenschaft vom Übersinnlichen" nicht nur eine große Anhängerschaft, sondern auch eine ebenso aktive Gegnerschaft. Dabei sind der Streitpunkt meist die nach dem heutigen [[Naturwissenschaft|Naturwissenschaftsbegriff]] nicht belegbaren Lehren Steiners. Gedanklich nachvollziehen könne die Anthroposophie jeder Mensch, der sie vorurteilsfrei prüft, behauptet Steiner. Um eigene [[Übersinnliche Welt|übersinnliche]] Erkenntnisse zu erlangen, muss, folgt man [[Rudolf Steiner|Steiner]], allerdings das persönliche spirituelle Erkenntnisvermögen entwickelt werden. Der Aufforderung, sich auf die Anthroposophie denkend einzulassen oder gar das persönliche Erkenntnisvermögen durch [[Meditation]] weiterzuentwickeln, um sie zu verstehen, wird derjenige nicht folgen, der Übersinnliches ohne Belege im naturwissenschaftlichen Sinn von vornherein nicht gelten lassen will. In der heutigen Zeit ist eine solche Forderung für viele wissenschaftlich vorgeschulte und skeptisch beziehungsweise materialistisch eingestellte Menschen allerdings eine Zumutung und sie kommen ihr in der Regel nicht nach. Anthroposophie wird auch daran gemessen werden, wie sie mit solcher, aus unserer Zeitbildung durchaus verständlicher Kritik, sachlich und konkret umzugehen weiß.  
Das '''Herzdenken''' ist eine Fähigkeit, über die die Menschen in alten Zeiten auf ''unbewusste'' Art verfügten. Es war mit einem sicheren [[Wahrheit]]sgefühl verbunden, das zwar noch nicht in klare, bewusste Konturen gefasst werden konnte, aber doch gewisse Einblicke in die höheren, [[Geistige Welt|geistigen Welten]] ermöglichte. Selbst [[Aristoteles]] hat noch das [[Herz]] als das Zentralorgan des [[Denken]]s angesehen. Er hat aber zugleich mit seiner [[Logik]] die sichere Basis für das [[Verstand]]esdenken gelegt, das nicht mehr im Herzen, sondern im [[Kopf]] zentriert ist. Diese Art des Denkens hat seine Blüte in unserem heutigen [[Intellekt]], der aber zunächst nur die [[sinnlich]]en Tatsachen erfassen und in ihrer logischen Ordnung durchschauen kann, und zwar mit vollem, wachen [[Ich-Bewusstsein]]. In Zukunft wird sich eine neue Art des Herzdenkens entwickeln, das mit dem vollwachen Ich-Bewusstsein vereinbar ist, und so auf ganz bewusste und besonnene Weise den Einblick in rein geistige Zusammenhänge erlaubt. Es wird sich wesentlich von unserem gegenwärtigen Verstand unterscheiden, indem es kein [[diskursiv]]es, ableitendes Denken ist, sondern die Wahrheit mit einem Blick überschaut. Dieses neue Herzdenken, das sich nicht auf das physische, sondern auf das von diesem mittlerweile weitgehend losgelöste [[Ätherherz]] stützt, entfaltet sich nicht in einer Kette logisch aneinander gefügter [[Begriff]]e, sondern in innerlich erlebten [[Seele|seelischen]] Sinnbildern, die mit einem Schlag die geistigen Zusammenhänge offenbaren. [[Paulus]] spricht in seinem [[Wikipedia:Brief des Paulus an die Epheser|Brief an die Epheser]] von den ''«erleuchtete[n] Augen des Herzens»'' {{Bibel|Eph|1|18|LUT}}. Voraussetzung dafür ist eine entsprechende [[Herzensbildung]]. Sie äußert sich zivilisatorisch idealerweise in einer [[Herzenskultur]].


Anthroposophie-Kritik wird und wurde erfahrungsgemäß auf folgende Gebiete bezogen:
== Die Herzen beginnen, Gedanken zu haben ==


*[[Wissenschaft]]
Der [[Michael (Erzengel)|Erzengel Michael]] hängt eng mit der Entwicklung des [[Denken]]s zusammen. Er ist der Verwalter der [[Kosmische Intelligenz|kosmischen Intelligenz]]. Seine wesentliche Aufgabe liegt darin, diese kosmische Intelligenz in Form des [[Denken]]s dem [[Mensch]]en zugänglich zu machen. Im letzten Michaelzeitalter vor der Zeitenwende, das etwa vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis 200 v. Chr. währte, leitete er den Übergang von der [[Mythologie]] zur [[Philosophie]] ein. Er begründete damit das [[Verstand]]esdenken, das Kopfdenken, das zugleich die Grundlage für das [[Ich-Bewusstsein]] des Menschen schuf. In der Folge geriet das ursprünglich noch sehr lebendige Kopfdenken immer stärker unter die Herrschaft [[Ahriman]]s und vertrocknete dadurch zu einem toten, mechanistischen Denken, das heute allgegenwärtig ist und den Menschen von seinen geistigen Wurzeln abschneidet. Heute stehen wie neuerlich in [[Michaelzeitalter]]s, das [[1879]] begonnen hat. Dessen zentrale Aufgabe ist es, das Herzdenken zu entwickeln, welches das bloße Kopfdenken ablösen, aber zugleich dessen Früchte - das wache Selbstbewusstsein - weiterentwickeln soll. Es stützt sich auf die Mitte des Menschen, auf seine Herzregion, die einzig den [[Widersacher]]n nicht zugänglich ist, sondern einzig dem [[Christus]], dem [[Makrokosmisches Ich|makrokosmischen Ich]], Zutritt gewährt, das weseneins dem [[Wirkliches Ich|wirklichen Ich]] des Menschen ist.
*[[Religion]]
*[[Politik]]
*[[Waldorfpädagogik]]


'''Siehe zu diesem Thema auch [[FAQ-Vorwürfe]]'''
{{GZ|Menschen, die im vorangehenden Erdenleben in inspiriertem
Gedankenwesen gestanden haben, also Michaeldiener
waren, fühlten sich, am Ende des neunzehnten Jahrhunderts wieder ins Erdenleben gekommen, zu solcher
freiwilligen Michaelgemeinschaft gedrängt. Sie betrachteten
ihren alten Gedankeninspirator nunmehr als den Weiser
im höheren Gedankenwesen.


== Wie widerlegt man Geistesforschung? ==
Wer auf solche Dinge zu achten versteht, der konnte wissen,
welch ein Umschwung im letzten Drittel des neunzehnten
Jahrhunderts sich mit Bezug auf das Gedankenleben
der Menschen vollzogen hat. Vorher konnte der
Mensch nur fühlen, wie aus seinem Wesen heraus die Gedanken
sich formten; von dem angedeuteten Zeitabschnitt
an kann er sich über sein Wesen erheben; er kann den Sinn
ins Geistige lenken; da tritt ihm Michael entgegen, und
der erweist sich als altverwandt mit allem Gedankenweben.
Der befreit die Gedanken aus dem Bereich des Kopfes; er
macht ihnen den Weg zum Herzen frei; er löst die Begeisterung
aus dem Gemüte los, so daß der Mensch in seelischer
Hingabe leben kann an alles, was sich im Gedankenlicht
erfahren läßt. Das Michaelzeitalter ist angebrochen.
Die Herzen beginnen, Gedanken zu haben; die Begeisterung
entströmt nicht mehr bloß mystischem Dunkel, sondern
gedankengetragener Seelenklarheit. Dies verstehen,
heißt, Michael in sein Gemüt aufnehmen. Gedanken, die
heute nach dem Erfassen des Geistigen trachten, müssen
Herzen entstammen, die für Michael als den feurigen Gedankenfürsten
des Weltalls schlagen.|26|61f}}


[[Rudolf Steiner]] hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass eine kritische Hinterfragung der Ergebnisse der [[Geistesforschung]] nicht nur angebracht, sondern ''notwendig'' ist, wenn sie ihren [[wissenschaft]]lichen Charakter wahren will. Geisteswissenschaft darf nicht bloß auf Treu und Glauben angenommen, sondern kann nur aus [[Verstand|Verständnis]] und klarer [[Einsicht]] erworben werden. Um zu einem solchen Verständnis kommen zu können, ist es - wie bei jeder anderen [[Wissenschaft]] - selbstverständlich notwendig, sich gründlich mit den Erkenntnisvoraussetzungen der [[anthroposophisch]]en [[Geisteswissenschaft]] vertraut zu machen.
=== Michael und Christus ===


<div style="margin-left:20px">
Michael gibt die rechte Orientierung zum [[Erkenntnis|Erkennen]] und [[Handeln]] in der äußeren Welt. Der Weg zu [[Christus]] kann nur im Inneren gefunden werden und führt zur Erkenntnis der eigenen übersinnlichen Wesenheit des Menschen.
"Es liegt in der Natur der Tatsachen, daß diese Geistesforschung
in unserer Gegenwart infolge des Standes unserer
Zeitbildung und infolge mancherlei anderer Tatsachen viele
Gegnerschaft nach sich zieht. Aber nichts wäre gerade dieser
Geisteswissenschaft unangemessener, als wenn sie in Fanatismus
verfallen würde und sozusagen nur das sehen
wollte, was von dem Gesichtspunkte ihrer Vertreter an
Gründen für sie aufgebracht werden kann. Fanatismus muß
gerade - und wir werden sehen, aus welchen Gründen -
dieser Geistesforschung völlig fernliegen. Daher muß sie,
mehr als dies vielleicht von irgendeinem anderen Standpunkt
aus nötig ist, darauf bedacht sein, die Einwände
ihrer Gegner zu verstehen, ja, sie muß sie in einem gewissen
Sinne geradezu tolerieren, und begreiflich muß es ihr erscheinen,
daß eine ganze Anzahl gerade ehrlicher Wahrheitssucher
der Gegenwart nicht mit ihr gehen können. Es
ist ja meine Gewohnheit gewesen — die verehrten Besucher
der früheren Vorträge werden das wissen, und diese Gewohnheit
soll auch in der Folge fortgesetzt werden -, bei
den einzelnen Vorbringungen zugleich auf die möglichen
Einwände Rücksicht zu nehmen. Heute sollen sozusagen
bedeutungsvollere, gewichtigere Einwände vorweggenommen
werden. Denn Einwände gegen das, was von dem
Standpunkte der Geistesforschung zu sagen ist, ergeben sich
wahrlich nicht bloß von den Gegnern her, sondern bei einem
gewissenhaften Betriebe der Geistesforschung fühlt sich die
Seele, die einem solchen Betriebe hingegeben ist, auf Schritt
und Tritt selber vor diese möglichen Einwände gestellt.
Weil ja die Wahrheiten der Geistesforschung in der Seele
errungen, erkämpft werden müssen, so muß die Seele in
einer gewissen Weise dem Gegner in bezug auf solche Einwände,
die in der Seele selbst geltend gemacht werden, auch
gewachsen sein, und viel besser wird man auf diesem Gebiete
fortkommen, wenn man sich von vornherein darüber
klar ist, was alles eingewendet werden kann." {{Lit|{{G|62|9f}}}}
</div>


Von besonderer Bedeutung - auch für das Selbstverständnis der Anthroposophie - ist die sachliche Aufklärung von Irrtümern, die auf einer missverständlichen Interpretation geisteswissenschaftlicher Forschungsergebnisse beruhen.
{{GZ|Der Christus ist seit dem Mysterium von Golgatha
der Menschenseele erreichbar. Und deren Beziehung zu
ihm braucht nicht eine unbestimmte, dunkel-gefühls-mystische
zu bleiben; sie kann eine völlig konkrete, menschlich
tief und klar zu erlebende werden.
Dann aber strömt aus dem Zusammenleben mit Christus
in die Menschenseele herüber, was diese wissen soll über
ihre eigene übersinnliche Wesenheit. Die Glaubens-Offenbarung
muß dann so empfunden werden, daß in sie die lebendige
Christus-Erfahrung fortwährend einströmt. Es
wird das Leben dadurch durchchristet werden können, daß
in Christus das Wesen empfunden wird, welches der Menschenseele
die Anschauung ihrer eigenen Übersinnlichkeit
gibt.


<div style="margin-left:20px">
So werden nebeneinanderstehen können: Michael-Erlebnis
"Durch nichts wird eine Anschauung besser beleuchtet als durch die Aufdeckung der ihr entgegenstehenden Irrtümer." {{Lit|{{G|2|53|52}}}}
und Christus-Erlebnis. Durch Michael wird der
</div>
Mensch gegenüber der äußeren Natur in der rechten Art
ins Übersinnliche den Weg finden. Naturanschauung wird,
ohne in sich selbst verfälscht zu werden, sich neben eine
geistgemäße Anschauung von der Welt und vom Menschen,
sofern er ein Weltwesen ist, hinstellen können.


===Anthroposophie als Geheim-Wissenschaft===
Durch die rechte Stellung zu Christus wird der Mensch
Die Anthroposophie fußt auf Rudolf Steiners Werk. Er wird als ihr Begründer und bis heute maßgeblicher [[Esoterik|Esoteriker]] verstanden. Der Begriff '''Geheimwissenschaft''' ist eine von Steiner verwendete Bezeichnung für seine eigene Lehre der Dinge, deren [[Erkenntnis]] über das bloße [[Verstand]]esdenken hinausgeht, also die "Wissenschaft vom Übersinnlichen". Kritikern wird oft entgegnet, Steiners Werke seien von der Kritik selbst nicht hinreichend verstanden oder der Beurteiler verfüge nicht über die erforderlichen Urteilsgrundlagen.
dasjenige, was er sonst nur als traditionelle Glaubens-Offenbarung
empfangen könnte, im lebendigen Verkehr der
Seele mit Christus erfahren. Die innere Welt des seelischen
Erlebens wird als eine geistdurchleuchtete erlebt werden
können wie die äußere Welt der Natur als eine geistgetragene.|26|104}}


Ein Ziel seiner Geheim- oder Geisteswissenschaft ist nach Steiner die Ausbildung und Förderung der moralischen und geistigen Entwicklung und die Zusammenarbeit von Menschen, die an ihr interessiert sind. Die anthroposophische Schulung wird als moderner und Jedermann zugänglicher Weg zur Entwicklung höherer geistiger Fähigkeiten beschrieben. Ab einer bestimmten Stufe wird seine Lehre von Anthroposophen als Ausdruck eines [[Hellsehen|übersinnlichen Wahrnehmungsvermögens]] verstanden. Eine sog. „Richtigkeit“ seiner übersinnlichen Wahrnehmungen könne ein Schüler Rudolf Steiners demnach mit einem sog. „[[Evidenz]]erlebnis“ feststellen, welches im Zusammenhang mit der Wahrnehmung auftrete. Durch Vergleich mit Aussagen vertrauenswürdiger Quellen übersinnlicher Wahrnehmung sei eine Überprüfung ebenfalls möglich. Hierzu nennt Steiner unter anderem die von ihm selbst dokumentierten Schilderungen, insbesondere Beschreibungen der Weltentstehung und -entwicklung bis in früheste Zeiten, Schilderungen von [[Reinkarnation]], [[Karma]] und [[Präexistenz|vorgeburtlicher]] sowie [[Leben nach dem Tod|nachtodlicher]] Vorgänge. Die Beschreibung "höherer [[Wesensglieder]]" des Menschen und ihr Zusammenwirken sowie umfangreiche Ausführungen zur [[Christologie]] seien ebenso zu berücksichtigen wie seine Beschreibungen über geistige Wesenheiten der [[Hierarchienlehre]] und [[Engel]]lehre oder [[Naturgeist]]er.
== Herzdenken und reines Denken ==


Steiner nennt den von ihm beschriebenen Schulungsweg selbst ''wissenschaftlich'', da dieser, richtig ausgeführt, jederzeit mit wachem [[Bewusstsein]] begleitet werde. Kritiker vermeiden dabei nach Ansicht von Anthroposophen seine Auseinandersetzung mit seinem eigenen erkenntniswissenschaftlichen Ansatz, den er als notwendige Voraussetzung seiner Geisteswissenschaft bezeichnete.
Das Herzdenken ist zugleich ein sinnlichkeitsfreies, d.h. [[reines Denken]]:


{{GZ|Sie will über Nichtsinnliches in derselben
{{GZ|Der Mensch hat ja im gewöhnlichen Leben das Gefühl, daß er mit dem Kopf denkt. Natürlich ist das nur ein bildlicher Ausdruck, man denkt mit den geistigen Organen, die dem Gehirn zugrunde liegen; aber es versteht jeder, was es heißt, mit dem Kopf denken. Ein ganz anderes Gefühl hat man gegenüber jenem Denken, das dann eintritt, wenn man ein wenig weitergekommen ist auf dem Weg der Entwickelung, den wir charakterisiert haben. Man hat wirklich das Gefühl, als ob das, was sonst im Kopf lokalisiert ist, jetzt im Herzen lokalisiert wäre. Es ist allerdings nicht das physische Herz, welches denkt, sondern jenes Organ, das sich als geistiges Organ in der Nähe des Herzens ausbildet, die sogenannte zwölfblätterige Lotosblume. Sie wird eine Art Denkorgan; und dieses Denken, das da auftritt, das unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Denken sehr stark. Beim gewöhnlichen Denken weiß jeder, daß er Überlegung anwenden muß, um zu einer Wahrheit zu kommen. Man muß gehen von Begriff zu Begriff. Man geht von einem Punkt aus, geht dann logisch weiter zu anderen Punkten, und das, wozu man kommt im Lauf der Zeit, indem man logische Erwägungen anstellt, nennt man Wahrheit, Erkenntnis. Das ist eine durch gewöhnliches Denken errungene Erkenntnis. Anders ist das, wenn man die Wahrheit erkennen will gegenüber dem, was beschrieben worden ist als reale, als wirkliche Sinnbilder. Diese wirklichen Sinnbilder hat man vor sich wie äußere Gegenstände, aber das Denken über diese Sinnbilder kann nicht mit dem gewöhnlichen Kopfdenken verwechselt werden. Denn ob etwas wahr oder falsch ist, ob man dieses oder jenes zu sagen hat über ein Ding oder eine Tatsache der höheren Welten, dazu sind nicht Überlegungen notwendig wie beim gewöhnlichen Denken, sondern das ergibt sich unmittelbar. Sobald man die Bilder vor sich hat, weiß man, was man sich selber und anderen darüber zu sagen hat. Dieses Unmittelbare, das ist das Charakteristische des Herzdenkens.|119|218f}}
Art sprechen, wie die Naturwissenschaft über Sinnliches
spricht. Während die Naturwissenschaft im Sinnlichen mit
dieser Forschungsart und Denkweise stehenbleibt, will Geheimwissenschaft
die seelische Arbeit an der Natur als eine
Art Selbsterziehung der Seele betrachten und das Anerzogene
auf das nichtsinnliche Gebiet anwenden. Sie will so
verfahren, daß sie zwar nicht über die sinnlichen Erscheinungen
als solche spricht, aber über die nichtsinnlichen Weltinhalte
so, wie der Naturforscher über die sinnenfalligen.
Sie hält von dem naturwissenschaftlichen Verfahren die seelische
Verfassung innerhalb dieses Verfahrens fest, also gerade
das, durch welches Naturerkenntnis Wissenschaft erst
wird. Sie darf sich deshalb als Wissenschaft bezeichnen.|13|36}}


===Anthroposophie und Christentum===
Das gewöhnliche Kopfdenken ist passiv; um mit dem Herzen denken zu können, muss man aktiv werden und das Denken mit dem [[Wille]]n durchdringen:
[[Christus]] ist für die Anthroposophie eine der höchsten Gottheiten (siehe [[Hierarchien]]). Er nimmt in der [[Dreifaltigkeit|Trinität]] den Platz des Sohnes ein. Sein Opfer für die Erde sei es gewesen, sich mit den Menschen und ihrem Planeten zu verbinden um ihnen weitere geistige Entwicklung zu ermöglichen. So habe er sich für drei Jahre im Menschen Jesus [[Inkorporation (esoterisch)|inkorporiert]] und in ihm den irdischen Tod erlitten.
Durch das Opfer dieses hohen Sonnenwesens, sei die geistige Entwicklung des Menschen und der Erde in eine dem "Weltenplan" entsprechende Richtung ermöglicht worden. Die [[Auferstehung]] bezeichnet Steiner als das "Mysterium von Golgatha", welches aber nicht als Auferstehung des Fleisches gewertet, sondern als vollkommene Gestalt des gekreuzigten Wesens (Wiederherstellung des [[Phantom]]leibs) gesehen wird. Christus wurde nach der Anthroposophie zum [[Ich]] der neu werdenden Erde. Ihre [[Aura]] verändere sich ständig und betrete dadurch einen Weg der Vergeistigung, bei dem ihr der zukünftige Mensch helfen soll. Die Wiederkunft Christi geschehe stufenweise, als [[ätherisch|ätherischer]], [[astral|astraler]] und [[kosmisch|kosmischer]] Christus. Steiner sah in [[Jesus]] von Nazareth einen hochstehenden [[Juden|jüdischen]] "Eingeweihten", der während der Jordan-Taufe den Christus-Geist in sich aufgenommen habe. ''Siehe auch: [[Christengemeinschaft#Unterschiede zu den Lehren der großen christlichen Kirchen|Christengemeinschaft]]''


Die Amtskirchen, deren (biblischer) Glauben auf dem [[Auferstehung|Auferstehungsgedanken]] und der [[Erlösung]] durch [[Sünde|Sündenvergebung]] beruht, distanzieren sich von Steiners Reinkarnationslehre.<ref>Vgl. z. B. http://www.kath.net/news/30480 - anderer Auffassung hingegen ist der katholische Theologe Norbert Bischofberger, der zu diesem Thema promovierte. Vgl. Norbert Bischofberger: Werden wir wiederkommen? Der Reinkarnationsgedanke und die Sicht des christlichen Glaubens. In: Nothart Rohlfs (Hg.): Wie wir wurden, wer wir sind. Kontroverse Sichtweisen zur Frage von Reinkarnation und Karma, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1999, S. 13ff</ref> In der Anthroposophie steht die Erlösung nicht am Ende eines einzigen, sondern am Ende einer Reihe vieler Leben. Erlösung stelle sich ein, wenn sich der Mensch durch viele Verkörperungen hindurch zu dem '''wahren Menschen''', einem Wesen, dass einen eigenen Platz in den himmlischen [[Hierarchien]] einnimmt, entwickelt habe.
{{GZ|In dem, was ich anthroposophische Geisteswissenschaft nenne, schon
in meinem Vorwort zu der «[[GA 4|Philosophie der Freiheit]]», tritt Ihnen etwas
entgegen, was Sie nicht erfassen können, wenn Sie sich nur jenem passiven
Denken hingeben, das man heute besonders liebt, jenem gottverlassenen
Denken, dem sich die meisten Menschen hingeben, und das
schon im vorigen Leben gottverlassen war; sondern Sie können es nur
erfassen, wenn Sie in Freiheit den inneren Impuls entwickeln, Aktivität
in das Denken hineinzubringen. Sie kommen eben mit demjenigen,
was in der Geisteswissenschaft lebt, nicht mit, wenn nicht jener Funke,
jener Blitz hineinschlägt, durch den das Denken voller Aktivität wird.
Durch diese Aktivität müssen wir uns auch wieder die Göttlichkeit des
Denkens erobern.


Wiederholt wurde sowohl von Anthroposophen als auch von anthroposophisch orientierten Theologen das Gespräch mit der evangelischen und katholischen [[Kirche]] gesucht.<ref>Vgl. z.B.: Wolfgang Kilthau: Christus als Herr des Karma. Zwanzig Jahre Arbeitskreis <<Anthroposophie und Theologie>>. In: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland - Anthroposophie weltweit, September 2018, S. 1 - 2</ref>
Da ist die anthroposophische Literatur und macht Anspruch darauf,
daß man aktiv denken soll. Die meisten können nur passiv denken
und meinen, aktiv zu denken sei nicht möglich. Es läßt sich dabei weder
schlafen noch intellektualistisch träumen. Man muß mit, man muß das
Denken in Bewegung setzen; in dem Augenblicke, wo man das tut,
kommt man mit. Da hört auf dasjenige, was ich modernes Hellsehen
nennen möchte, etwas Wunderbares zu sein. Daß das immer noch als
etwas besonders Wunderbares erscheint, kommt daher, daß die Menschen
noch nicht die Energie entwickeln wollen, Aktivität in das Denken
hineinzutragen [...]


===[[Rassismus]]vorwurf===
Viele von
Der Rassismusvorwurf, beruht auf einem Mißverständnis der Schilderung von Weltentwickelungsstufen mit demjenigen, was allgemein unter dem Begriff der Rasse heute verstanden wird.
Ihnen haben das Denken verachten gelernt, weil es Ihnen nur als passives
Steiner gliedert die Menschheitsentwicklung in unterschiedliche Epochen, die von je einer "[[Wurzelrasse]]" dominiert waren: der "[[Polarische Zeit|polarischen]] Wurzelrasse", der "[[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen]] Wurzelrasse", "[[Lemurische Zeit|Lemuriern]]", "[[Atlantis|Atlantiern]]", der "arischen-" (nicht zu verwechseln mit dem [[Wikipedia:Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Begriff "Arier") oder "nachatlantischen Wurzelrasse", welche die gegenwärtige Entwicklungsphase (seit etwa [[Wikipedia:7000 v. Chr.|7000 v. Chr.]]) repräsentiert. Wobei der Begriff "Rasse" hier laut Anthroposophen nur im übertragenen Sinne aufgefaßt werden darf, da nur drei der fünf von ihm benannten Wurzelrassen auf der Erde [[inkarnation|verkörpert]] gewesen seien. Statt von Wurzelrassen solle man daher von großen menschheitlichen und erdgeschichtlichen "Entwicklungsepochen" sprechen. Tatsächlich hat Rudolf Steiner diese noch aus der [[Theosophie|Theosophischen Gesellschaft]] stammende Terminologie später kaum mehr benutzt. Seine Anhänger begründen das mit seiner Ablehnung des damals aufkommenden [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]]. Die Entstehung verschiedener Rassen sei für die Erdenentwicklung nötig gewesen, damit sich Menschenseelen mit bestimmten Aufgaben und Fähigkeiten in bestimmten Kulturen [[inkarnation|inkarnieren]] könnten um dort wichtige Impulse zu ermöglichen oder aufzunehmen.
Denken entgegengetreten ist. Das gilt aber nur vom Kopfdenken,
bei dem das Herz des Menschen nicht dabei ist. Aber versuchen Sie es
einmal mit einem aktiven Denken, dann werden Sie sehen, wie dabei
das Herz engagiert wird. Am intensivsten kommt der Mensch unserer
Epoche in die geistige Welt hinein, wenn es ihm gelingt, das aktive
Denken zu entwickeln. Denn durch das aktive Denken kommen wir
dazu, in den Gedanken wiederum herzhafte Kräfte zu haben.


{{GZ|Der Mensch ist Mensch dadurch,
Wenn Sie nicht den Geist auf dem Gedankenwege suchen, der herzhaft gegangen werden muß, obwohl das schwer ist, wenn Sie nicht auf
daß er während der Erdenzeit durch die Geister der höheren Hierarchien
diesem Wege das Geistesleben suchen, das von Urbeginn durch die
sein Ich erhalten hat und ... dieses Ich sich im Laufe der aufeinanderfolgenden [[Inkarnation]]en
Menschheit geflossen ist, so sind Sie wie der Säugling, der glaubt, sich
weiter entwickelt durch verschiedene Menschengemeinschaften, durch
aus sich selbst heraus ernähren zu können und nicht aus der Mutterbrust.
Völker und Zeiträume hindurch, bis die Erde am Ziel ihrer Entwickelung
Nur dann kommen Sie zu einer inhaltsvollen Bewegung, wenn
angelangt sein wird ...|159|203}}
Sie das Geheimnis finden, eine solche Aktivität in Ihrem Inneren zu
entwickeln, daß sie Sie saugen läßt aus dem Weltendasein wiederum
wirkliche Geistesnahrung, wirklichen geistigen Trank. Das aber ist
zunächst ein Willensproblem, ein gefühlsmäßig zu erlebendes Willensproblem.
Ungeheuer viel hängt heute ab von dem guten Willen, von
dem energischen Willen, und kein Theoretisches wird dasjenige lösen,
was wir heute suchen, sondern einzig und allein der mutige Wille, der
starke Wille wird die Lösung bringen.|217|125ff}}


Der Rassenbegriff Steiners ist nach Ansicht seiner Vertreter gegenüber dem des faschistischen Rassismus grundlegend anders motiviert. Während der Rassenbegriff des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] aus der materialistischen Evolutionstheorie [[Charles Darwin|Darwins]] abgeleitet ist, verstehe Steiner die "Wurzelrassen" nicht als ethnische Zuordnung, sondern als in große Zeitepochen von mehreren tausend Jahren einzuordnende menschliche Entwicklungsstadien. So sei z.B. die nachatlantische Wurzelrasse zu den Anfängen der nachatlantischen Kulturepochen noch prägend. Steiner sieht für die gegenwärtige fünfte nachatlantische Kulturepoche die leiblichen Rassenunterschiede und insbesondere Höher- und Minderwertigkeiten einzelner Rassen als überwunden an. Er sieht die Bedeutung der Rassen seit Tausenden von Jahren schwinden, da die typischen Eigenschaften bestimmter Rassen immer mehr abnähmen und die zukünftige Menschenmission rassenübergreifend sein würde.
{{GZ|Wenn ich in meiner «Philosophie der
Freiheit» vom reinen Denken spreche, so war diese Bezeichnung für die
damaligen Kulturverhältnisse schon deplaciert; denn Eduard von Hartmann
sagte mir einmal: «Das gibt es gar nicht; man kann nur an Hand
der äußeren Anschauung denken!» Ich konnte ihm darauf nur antworten:
«Man muß es probieren; man wird es dann schon lernen und
zuletzt auch wirklich können.» - Nehmen Sie also an, Sie könnten Gedanken
im reinen Gedankenflusse haben. Dann beginnt für Sie der
Moment, wo Sie das Denken bis zu einem Punkte geführt haben, an
dem es gar nicht mehr Denken genannt zu werden braucht. Es ist im
Handumdrehen - sagen wir im Denkumdrehen - etwas anderes geworden.
Es ist nämlich dieses mit Recht «reines Denken» genannte Denken
reiner Wille geworden; es ist durch und durch Wollen. Sind Sie im Seelischen
so weit gekommen, daß Sie das Denken befreit haben von der
äußeren Anschauung, dann ist es damit zugleich reiner Wille geworden.
Sie schweben, wenn ich so sagen darf, mit Ihrem Seelischen im reinen
Gedankenverlauf. Dieser reine Gedankenverlauf ist ein Willensverlauf.
Damit aber beginnt das reine Denken, ja sogar die Anstrengung nach
seiner Ausübung, nicht nur eine Denkübung zu sein, sondern eine Willensübung,
und zwar eine solche, die bis in das Zentrum des Menschen
eingreift. Denn Sie werden die merkwürdige Beobachtung machen:
Erst jetzt können Sie davon sprechen, daß das Denken, wie man es im
gewöhnlichen Leben hat, eine Kopftätigkeit ist. Sie haben ja vorher gar
kein Recht, davon zu sprechen, daß das Denken eine Kopftätigkeit ist,
denn das wissen Sie nur äußerlich aus der Physiologie, Anatomie und
so weiter. Aber jetzt spüren Sie innerlich, daß Sie nicht mehr so hoch
oben denken, sondern daß Sie beginnen, mit der Brust zu denken. Sie
verweben tatsächlich Ihr Denken mit dem Atmungsprozesse. Sie regen
damit an, was die Jogaübungen künstlich angestrebt haben. Sie merken,
indem das Denken immer mehr und mehr eine Willensbetätigung
wird, daß es sich zuerst der Menschenbrust und dann dem ganzen Menschenkörper
entringt. Es ist, als ob Sie aus der letzten Zellfaser Ihrer
großen Zehe dieses Denken hervorziehen würden. Und wenn Sie mit
innerlichem Anteile so etwas studieren, was mit allen Unvollkommenheiten
in die Welt getreten ist - ich will nicht meine «Philosophie der
Freiheit» verteidigen - , wenn Sie so etwas auf sich wirken lassen und
fühlen, was dieses reine Denken ist, so fühlen Sie, daß ein neuer innerer
Mensch in Ihnen geboren ist, der aus dem Geiste heraus Willensentfaltung
bringen kann.|217|148f}}


{{GZ|Es ist ... von einer ganz besonderen Wichtigkeit ..., daß gerade in
Das Herzdenken kann sich nur entwickeln, wenn wir zugleich lernen beweglich zu denken. Man darf nicht auf dem eigenen persönlichen Standpunkt beharren, sondern muss versuchen, sich mit seinem Denken in andere [[Wesenheit]]en hineinzuversetzen:
unserer Zeit in unbefangenster Weise auch gesprochen wird über dasjenige,
was wir die Mission der einzelnen Volksseelen der Menschheit
nennen ..., weil die nächsten Schicksale der Menschheit in einem viel
höheren Grade als das bisher der Fall war, die Menschen zu einer gemeinsamen
Menschheitsmission zusammenführen werden.|121|13}}


Sehr nachdrücklich habe Rudolf Steiner immer wieder betont, dass die konstatierbaren Rassemerkmale nichts über das Wesen des individuellen Menschen aussagen:
{{GZ|Das ist etwas, was man sich notwendig erwerben muß: aus sich herausgehen zu können, sozusagen mit den Augen eines andern, von einem anderen Standpunkte aus sehen zu können. Dann erst ergibt sich das, was wirklich zur umfassenden Wahrheit führt. Das ist so, wie wenn man einen Rosenstrauch nicht nur von einer Seite ansieht, sondern sich einmal hierhin, einmal woanders hinstellt und ihn von allen Seiten ansieht oder photographisch aufnimmt. Dadurch schult man sich, um in die Möglichkeit zu kommen, dasjenige auch wirklich zu haben, was man haben muß, sobald man in die höheren Welten hinaufkommt. In der physischen Welt kann man sich so etwas angewöhnen. In den höheren Welten wirkt es verwirrend, wenn man mit einem persönlichen Standpunkt hineinkommt. Man hat dann sofort ein Trugbild statt der Wahrheit vor sich, weil man seine eigene persönliche Meinung hineinträgt.


{{GZ|...ich bitte das nicht mißzuverstehen, was
Um zum Denken des Herzens zu kommen, müssen wir die Kraft haben, aus uns herauszugehen, wirklich uns selber ganz fremd zu werden und von außen auf uns zurückzublicken. Wer im normalen Bewußtsein ist, der steht an einem bestimmten Platz und weiß, wenn er sagt: Das bin ich! -, dann meint er die Summe dessen, was er glaubt, was er vertritt. Wer aber in die höheren Welten hinaufsteigt, muß seine gewöhnliche Persönlichkeit an ihrem Platze stehenlassen können, er muß aus sich selber herausgehen können, auf sich zurückschauen und mit demselben Gefühl zu sich selber sagen können: Das bist du! - Das frühere Ich muß ganz im richtigen Sinne ein Du werden. So wie man zu einem anderen «du» sagt, so muß man zu sich selber «du» sagen können. Das darf keine Theorie sein, sondern muß ein Erlebnis werden. Daß dies durch Schulung zu erreichen ist, haben wir schon gesehen. Es gehört gar nicht so viel dazu, man muß verhältnismäßig einfache Dinge tun; dann erwirbt man sich das Recht, mit dem Herzen denken zu dürfen. Die wahren Darstellungen von den höheren Welten gehen aus solchem Herzdenken hervor. Auch wenn es äußerlich oft so aussieht, als ob sie logische Erörterungen wären, nichts ist in den Darstellungen, die wirklich aus den höheren Welten heruntergetragen werden, darin, was nicht mit dem Herzen gedacht wäre. Was da geschildert wird vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft, ist ein mit dem Herzen Erlebtes. Derjenige, der schildern muß, was er mit dem Herzen erlebt, der muß es allerdings umgießen in solche Gedankenformen, daß es für die anderen Menschen verständlich ist.
eben gesagt wird; es bezieht sich nur auf den Menschen, insofern er von
den physisch-organisatorischen Kräften abhängig ist, von den Kräften,
die nicht sein Wesen als Menschen ausmachen, sondern in denen er
lebt...|121|79}}


Das Rassedenken müsse genauso wie die Rassen überwunden werden:
Das ist der Unterschied von wirklicher Geisteswissenschaft und demjenigen, was subjektiv erlebte Mystik ist. Subjektiv erlebte Mystik kann ein jeder für sich haben; die schließt sich innerhalb der Persönlichkeit ab, die läßt sich nicht einem andern mitteilen, geht einen andern im Grund genommen auch nichts an. Dasjenige aber, was echte, wahre Mystik ist, ist entstanden aus der Möglichkeit, Imaginationen zu haben, Eindrücke in den höheren Welten zu haben und diese Eindrücke klassifizieren, ordnen zu können mit dem Denken des Herzens, so wie man die Dinge der physischen Welt mit dem Verstand ordnet.


{{GZ|Die Menschheit mischt
Damit ist allerdings das andere verknüpft, daß an den Wahrheiten, die aus den höheren Welten gegeben sind, in der Tat etwas hängt wie Herzblut, daß sie die Färbung haben von dem Denken des Herzens. Mögen sie sich abstrakt ausnehmen und noch so sehr in Gedankenformen gegossen sein, es hängt an ihnen Herzblut, denn sie sind unmittelbar aus der Seele erlebt. Von dem Momente an, wo das Denken des Herzens ausgebildet ist, weiß der Mensch, der in die imaginative Welt kommt: Das, was du vor dir hast und was aussieht wie eine Vision, ist keine Vision, sondern ist Ausdruck eines Geistig-Seelischen, das dahintersteht, ebenso wie die rote Farbe der Rose hier der äußere Ausdruck ist für die materielle Rose. Der geistig Schauende richtet das geistige Auge in die imaginative Welt, er hat den Eindruck des Blauen oder Violetten, oder er hört irgendeinen Ton, oder er hat ein Gefühl von Wärme oder Kälte -, er weiß durch sein Denken des Herzens, daß das nicht bloße Einbildung, nicht bloße Vision ist, sondern Ausdruck eines geistig-seelischen Wesens, wie das Rot der Rose der Ausdruck der materiellen Rose ist. - So lebt man sich in die Wesenheiten hinein; man muß aus sich herausgehen und sich mit den Wesenheiten selber verbinden. Daher ist alles Forschen in der geistigen Welt zu gleicher Zeit mit der Hingabe der eigenen Persönlichkeit verknüpft, in einem viel höheren Grad, als das bei den äußeren Erlebnissen der Fall ist. Man wird intensiver mitgenommen, man steckt ja in den Dingen selber drinnen. Was sie Gutes und Böses, Schönes und Häßliches, Wahres und Falsches haben, muß man in den Wesenheiten erleben. Wo andere Menschen in der physischen Welt einen Irrtum gleichgültig ansehen, muß der Geistesforscher in der imaginativen Welt den Irrtum nicht nur anschauen, er muß ihn mit Schmerz durchleben. Er muß das Häßliche, das Abscheuliche nicht nur anschauen, ob es ihm nichts tut, sondern er muß es innerlich miterleben. Durch die geschilderte Schulung, die der heutigen Menschheit besonders angemessen ist, kommt er dazu, das Gute, das Wahre, das Schöne, aber auch das Böse, das Häßliche, den Irrtum mitzuerleben, ohne davon gefangengenommen zu werden oder sich zu verlieren, denn das durch richtige Vorbereitung erworbene Denken des Herzens führt dazu, daß er durch das unmittelbare Gefühl unterscheiden kann.|119|231ff}}
sich, um sich von geistigen Gesichtspunkten aus zu gruppieren. Es war
eine Ungezogenheit, in der Theosophie von den Rassen so zu sprechen,
als ob sie immer bleiben würden... Wie alles entsteht, so sind auch die Rassen entstanden, und wie
alles wieder vergeht, werden auch die Rassen wieder vergehen, und
jene, die immer nur von Rassen gesprochen haben, die werden sich
daran gewöhnen müssen, ihre Begriffe flüssig zu machen.|99|144}}


Die menschliche Zugehörigkeit bezieht sich bei Steiner nicht nur auf die physische Rasse, sondern auf die Volksseele.  
Um das, was jemand mit dem Herzdenken erlebt hat, mitteilen zu können, muss man es allerdings in die logische Verstandessprache übersetzen. Das ist sehr schwierig und immer nur bruchstückhaft möglich:


{{GZ|...es vererbten sich die
{{GZ|Wer aus dieser geistigen Welt heraus schildert, muß die Sprache des logischen Denkens benutzen. Wenn man dasjenige, was in der geistigen Welt erlebt wird, umgießen will in logische Gedanken, dann fühlt man etwa so, wie wenn man an einen Hügel herantritt, der eine wunderbare Konfiguration von Felsbildungen zeigt, und daraus Steine ausbrechen muß, weil man sie braucht, um Häuser für die Menschen zu bauen. So fühlt man, wenn man die Erlebnisse in der geistigen Welt umformen muß in logische Gedanken des Verstandes. So wie ein Mensch in der gewöhnlichen Welt das, was er in der Seele erlebt, in Worten aussprechen muß, wenn er es anderen Menschen mitteilen will - und wie man nicht verwechseln darf die Worte mit den Gedanken -, so muß der Geistesforscher, wenn er das mit dem Herzen Erlebte mitteilen will, es kleiden in die Sprache des logischen Denkens. Logisches Denken ist nicht die Sache selber, logisches Denken ist nur die Sprache, in der der Geistesforscher mitteilt, was er in den geistigen Welten erlebt hat. Wer sich an der logischen Gedankenform stößt und nicht fühlt, daß mehr dahinterliegt, der ist in derselben Lage wie ein Zuhörer, der nur die Worte eines Redners hört und nicht die darin eingekleideten Gedanken aufnimmt. Das kann die Schuld desjenigen sein, der spricht, wenn jemand angebliche geisteswissenschaftliche Wahrheiten in solche Gedanken kleidet, daß der Zuhörer darin keine Wahrheiten und Erkenntnisse des Herzens findet. Es braucht aber nicht so zu sein, es kann auch die Schuld dessen sein, der zuhört, wenn er nur den Schall der Worte hört und nicht in der Lage ist, zu den dahinter-liegenden Gedanken zu dringen.
Rassenmerkmale in der atlantischen Zeit und bis herein in unsere nachatlantische
Aus dieser Forschung des Herzens heraus kann nur das der Menschheit mitgeteilt werden, was in klar formulierte logische Gedanken umgegossen werden kann. Was nicht in logische Gedanken umgegossen werden kann, das ist nicht reif, der Menschheit mitgeteilt zu werden. Das ist der Probierstein, daß es in klare Worte, in klar formulierbare Gedanken umgegossen werden kann, die scharfe Konturen haben. So müssen wir uns gewöhnen, auch wenn wir die tiefsten Wahrheiten des Herzens hören, sie in Gedankenformen zu vernehmen und hinter diesen Formen auf den Inhalt zu schauen.|119|233f}}
Epoche. Wir werden sehen, wie in unserer Zeit die Volksmerkmale
das sind, was die Rassencharaktere wieder auseinander
bringt, was sie wieder auszulöschen beginnt... Die Rassen sind entstanden und werden
einmal vergehen, werden einmal nicht mehr da sein.|121|76}}


So kommt denn auch der Rassismusforscher George L. Mosse zum Ergebnis: ''„Theosophie konnte in der Tat auch einen neuen Humanismus tragen. Rudolf Steiners 1913 in Berlin gegründete >>Anthroposophische Gesellschaft<< verband Spritualismus mit Freiheit und Universalismus.“''<ref>George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Fischer TB, Frankfurt a. M. 2006, S. 119 - 120</ref>
In ferner Zukunft wird das Herz das Gehirn ganz als Erkenntnisorgan ablösen:


===Antisemitismus-Vorwurf===
{{GZ|In der Zukunft wird der Mensch in einem viel intimeren Zusammenhange mit der Weltgesetzlichkeit stehen als gegenwärtig. Und der Geheimschüler nimmt diese Intimität in der Entwickelung voraus. Der Kopf mit dem Gehirn ist nur ein Übergangsorgan der Erkenntnis. Das Organ, welches die eigentlich tiefen und zugleich machtvollen Blicke in die Welt tun wird, hat seine Anlage in dem gegenwärtigen Herzen. Aber wohlgemerkt: die Anlage zu diesem Organ ist im heutigen Herzen: um Erkenntnisorgan zu werden, muß sich das Herz noch in der mannigfaltigsten Weise umbilden. Aber dieses Herz ist der Quell und Born zur Menschheitsstufe der Zukunft. Die Erkenntnis wird dann, wenn das Herz ihr Organ sein wird, warm und innig sein, wie heute nur die Gefühle der Liebe und des Mitleids sind. Aber diese Gefühle werden aus der Dumpfheit und Dunkelheit, in der sie heute nur tasten, sich zu der Helligkeit und Klarheit hindurchringen, welche heute erst die feinsten, logischen Begriffe des Kopfes haben.|267|90}}
Die Kritik Steiners an dem vom U.S.-Präsidenten Woodrow Wilson initiierten ''Selbstbestimmungsrecht der Völker'' begründet sich auf der Ausgrenzung von Minderheiten innerhalb von ethnisch einheitlichen Nationalstaaten. So richtet sich Steiner gegen eine Ausgrenzung der Juden als Minderheit innerhalb eines ethnisch einheitlichen Nationalstaates. So wie er ethnische Schranken und nationale Grenzen generell als anachronistisch betrachtete, betrachtete er die Idee des Judentums als ethnische Sondergruppe insbesondere in seiner [[Zionismus|zionistischen]] Spielart als rückschrittlich.


Das [[Judentum]] begreift Rudolf Steiner nicht als Rasse, sondern als eine auf religiöser und nationaler Einheit basierende Gemeinschaft, die sich selbst ausgrenzt. Diese habe dadurch eine isolierte [[Kultur]] begründet:
== Kopfwissen und Herzwissen ==


{{GZ|Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt,
{{Siehe auch|Kopfwissen}}
hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens,
und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein
Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben
konnten.|32|156}}


Damit war dennoch Steiners scharfe Ablehnung des Antisemitismus verbunden:
{{GZ|Es ist wirklich so, daß der Mensch während seiner
Jugendzeit gewisse Begriffe, gewisse Vorstellungen aufnimmt, die er
lernt; aber er lernt sie eben da nur. Sie sind dann Kopfwissen. Das
übrige Leben, das langsamer verläuft, ist dazu bestimmt, das Kopfwissen
umzuwandeln allmählich in Herzwissen - ich nenne jetzt den
andern Menschen nicht den Kopfmenschen, ich nenne ihn den Herzensmenschen
-, umzuwandeln das Kopfwissen in Herzenswissen, in
Wissen, an dem der ganze Mensch beteiligt ist, nicht nur der Kopf.
Um das Kopfwissen in Herzenswissen umzuwandeln, brauchen wir
viel länger, als um uns das Kopfwissen anzueignen. Um uns das Kopfwissen
anzueignen - wenn es schon ein ganz besonders gescheites
Wissen ist, braucht man heute die Zeit bis in die Zwanziger jähre hinein.
Nicht wahr, dann wird man ein ganz gescheiter Mensch, akademisch
ganz gescheiter Mensch, aber um dieses Wissen wirklich mit
dem ganzen Menschen zu vereinigen, muß man beweglich bleiben
sein Leben hindurch. Und man braucht, um das Kopfwissen in
Herzenswissen umzuwandeln, eben um so viel länger, als man länger
lebt als bis zum siebenundzwanzigsten oder sechsundzwanzigsten
Jahre. Insofern ist man auch als Mensch eine Zwienatur. Man eignet
sich rasch das Kopfwissen an und kann es dann umwandeln im Laufe
des Lebens in Herzenswissen.


{{GZ|Der Antisemitismus ist nicht allein für die Juden eine
Zu wissen, was das eigentlich bedeutet, ist nicht ganz leicht. Und
Gefahr, er ist es auch für die Nicht Juden. Er geht aus einer
ich darf, wir sind ja unter uns, für diese Sache vielleicht eine Erfahrung
Gesinnung hervor, der es mit dem gesunden, geraden Urteil
des Geistesforschers anführen, durch die leichter über diese Dinge
nicht Ernst ist. Er befördert eine solche Gesinnung. Und wer
etwas gewußt werden kann als durch andere geistesforscherische Arbeiten.
philosophisch denkt, sollte dem nicht ruhig zusehen... Jede unbestimmte Haltung
Man kann, wenn man sich bekannt macht mit der Sprache,
ist vom Übel.|31|413}}
welche die Menschenseelen sprechen, die durch den Tod hindurchgegangen
sind, die in der geistigen Welt leben nach dem Tode, man
kann, wenn man die Sprache der Toten, der sogenannten Toten
einigermaßen versteht, dann die Erfahrung machen, daß die Toten
sich über manche Dinge, die im Zusammenhange mit dem Menschenleben
stehen, in ganz besonderer Weise ausdrücken. Die Toten haben
heute schon eine Sprache, die wir Lebenden noch nicht ganz gut verstehen
können. Es gehen die Verständnisse der Toten und der Lebenden
heute ziemlich weit auseinander. Der Tote hat durchaus ein Bewußtsein
davon, daß der Mensch sich als Kopfmensch rasch entwickelt,
als Herzensmensch langsam entwickelt. Und der Tote sagt, wenn er
ausdrücken will, was da eigentlich geschieht, wenn sich allmählich
das rasch erworbene Kopfwissen in das langsamer verlaufende Herzenswissen
einlebt: Das bloße Weisheitswissen wird umgewandelt durch
die aus dem Menschen aufsteigende Herzenswärme oder Liebe. Weisheit
wird im Menschen von der Liebe befruchtet. - So sagt der Tote.


In der Diskussion um den Rassenbegriff Rudolf Steiners soll nach Meinung der anthroposophischen Gesellschaft auch berücksichtigt werden, dass Steiner bereits Ende des 19. Jahrhunders als scharfer Kritiker des [[Antisemitismus]] sowie seiner völkischen und alldeutschen Vertreter auftrat. Dies trug ihm die erklärte Feindschaft dieser Gruppen ein (Siehe hierzu bei Ravagli). Sein Denken stimme mit den heutigen Forderungen nach ethnischem Pluralismus überein:
Und das ist in der Tat ein tiefes, bedeutsames Lebensgesetz. Man
kann das Kopfwissen rasch erwerben, man kann ungeheuer viel wissen
gerade in unserer Zeit, denn die Naturwissenschaft - nicht die
Naturwissenschafter, aber die Naturwissenschaft - ist in unserer Zeit
recht sehr fortgeschritten und hat reichen Inhalt. Aber dieser Inhalt
ist so, daß er nicht umgewandelt ist in Herzenswissen, daß das Kopfwissen
überall geblieben ist; weil die Menschen - ich habe schon
gestern darauf aufmerksam gemacht - das andere, was dann anrückt
im Leben nach dem siebenundzwanzigsten Jahre, nicht mehr beachten,
weil die Menschen nicht verstehen, alt zu werden, beziehungsweise
könnte ich auch sagen: jung zu bleiben, indem sie alt werden.


{{GZ|So wie die Abgründe zwischen den einzelnen
Weil die Menschen die innerliche Lebendigkeit sich nicht erhalten,
Nationen immer mehr und mehr verschwinden, so wie sich die einzelnen
da erkaltet ihr Herz; es strömt die Herzenswärme nicht nach dem
Teile der verschiedenen Nationen immer mehr und mehr verstehen,
Kopfe hinauf, es befruchtet die Liebe, die aus dem übrigen Organismus
so werden sich auch andere [[Gruppenseele]]nhaftigkeiten abstreifen,
kommt, den Kopf nicht. Das Kopfwissen bleibt kalte Theorie.
und immer mehr wird das Individuelle des einzelnen Menschen
Aber es braucht nicht kalte Theorie zu bleiben, es kann alles Kopfwissen
in den Vordergrund treten...  
umgewandelt werden in Herzenswissen. Und das ist gerade die
Aufgabe der Zukunft, daß das Kopfwissen allmählich in Herzenswissen
umgewandelt wird. Da wird ein wirkliches Wunder geschehen,
wenn das Kopfwissen in Herzenswissen umgewandelt wird.


Wenn wir es von einer andern Seite fassen wollen,
Man hat vollständig Recht, wenn man heute nach allen Noten die
so können wir sagen, innerhalb der Entwickelung der Menschheit
materialistische Naturwissenschaft oder namentlich die materialistische
verliert immer mehr und mehr der Begriff, worin sich die Gruppenseelenhaftigkeit
Naturphilosophie abkanzelt. Man hat vollständig Recht, aber
am meisten ausdrückt, an Bedeutung, nämlich der
trotzdem ist noch etwas anderes wahr: diese Naturwissenschaft, die
Rassenbegriff... Deshalb ist es notwendig, daß diejenige Bewegung,
in ''Haeckel'', in ''Spencer'', in ''Huxley'' und so weiter bloßes Kopfwissen
welche die anthroposophische genannt wird, welche vorbereiten
geblieben ist und daher Materialismus ist, die wird, wenn sie Herzenswissenschaft
soll den sechsten Zeitraum, gerade in ihrem Grundcharakter dieses
werden wird, wenn sie aufgenommen werden wird vom
Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, daß sie nämlich zu vereinigen
ganzen Menschen, wenn die Menschheit verstehen wird, älter zu
sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf
werden oder jünger zu werden im Ältersein, wie ich das gestern gemeint
diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede,
habe, dann wird diese, gerade diese Wissenschaft der Gegenwart
diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden
der reinste Spiritualismus werden, die reinste Bekräftigung für
sind.|117|151f}}
den Geist und sein Dasein werden. Es gibt keine bessere Grundlage
als die Naturwissenschaft der Gegenwart, wenn sie sich umwandelt in
dasjenige, was dem Kopf des Menschen zufließen kann aus dem übrigen
Organismus, aber jetzt aus dem geistigen Teil des übrigen Organismus.
Das Wunder wird sich vollziehen, indem die Menschen lernen
werden, die Verjüngung ihres Ätherleibes auch zu fühlen, so daß
die materialistische Naturwissenschaft der Gegenwart Spiritualismus
werden wird. Sie wird um so eher Spiritualismus werden, je mehr
Leute sich finden werden, ihr ihren gegenwärtigen Materialismus, ihre
materialistische Torheit vorzuhalten.|180|237ff}}


Gerade die Hochschätzung der eigenen Individualität - unabhängig von jeder Volks- und Rassenzugehörigkeit, macht die Anthroposophie zu einem universalen Geist-Impuls, der gar nicht national-chauvinistisch (oder gar rassistisch) sein kann.<ref>Vgl. z.B. Udi Levy: Anthroposophie und Ich. In: Zeitschrift INFO 3, Januar 2019, S. 54 - 55</ref>
== Das ätherische Herz als Geistorgan  ==


===Historisch-Politische Kritik===
Nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s hat sich seit dem Jahre [[1721]] der natürliche Zusammenhang zwischen dem [[physisch]]en und dem [[ätherisch]]en Herzen gelockert. Bis etwa [[2100]] wird sich der Ätherteil vollständig vom physischen Herzen gelöst haben. Es wird dadurch zu einem Geistorgan, das den Geistessucher in richtiger Weise mit der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] verbindet.
Bereits 1933 begann durch Pressekampagnen, Vortragsreihen und einem in Darmstadt und Berlin inszenierten Theaterstück die öffentliche Hetze gegen den "''Theosophen, Juden, Freimaurer und Kommunisten Rudolf Steiner''". Dieser habe durch seine Suggestionen unmittelbar bewirkt, daß der Generalfeldmarschall von Moltke die Marneschlacht und als Folge davon den Weltkrieg verlor; selbstverständlich alles im Dienste der Entente-Freimaurerei und des Weltjudentums. Steiner belegte bereits im Jahre 1922 einen der ersten 10 Plätze auf der durch die NSDAP geführten Liste der "zu erschiessenden prominenten Persönlichkeiten" und überlebte mehrere Tötungsversuche.


Obwohl manche Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft versuchten, eine ideelle Nähe zum Nationalsozialismus vorzutäuschen, scheiterten alle Anbiederungs- und Gleichschaltungsversuche und die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland wurde am 1. November 1935 "''wegen internationaler Einstellung und enger Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten verboten''". Schon vorher hatten unter der Verbotsangst alle jüdischen Amtsinhaber ihre Ämter in der Landesgesellschaft abgegeben und ein Großteil der jüdischen Mitglieder war aus ihr ausgetreten. Nach dem Verbot bemühten sich einige Anthroposophen um eine Wiederzulassung, die Versuche scheiterten 1939 endgültig, als Rudolf Heß die "''Gleichbehandlung mit ehemaligen Freimaurern''" anordnete. Im gleichen Jahr entschied [[Wikipedia:Adolf Hitler|Adolf Hitler]], nach Bericht von Martin Bormann: "''Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind wie Logen-Angehörige zu behandeln; sie sind nach Meinung des Führers oft noch gefährlicher als Logen-Angehörige, weil sie mit ihren Ideen viel mehr Leute anstecken.''"
[[Bild:Herz_190.gif|thumb|Der Zusammenhang zwischen physischem und ätherischem Herzen]]
{{GZ|Im großen und ganzen ist der Mensch ein physischer Leib, der in einen Ätherleib eingebettet ist; das andere brauchen wir heute nicht zu berücksichtigen. Aber die Innigkeit der Verbindung - ich meine jetzt nicht das räumliche Sich-Decken, aber das Dynamische in der Verbindung -, das ändert sich im Laufe der Erdenentwickelung, und die innigen Beziehungen zwischen dem Ätherkopfe und dem menschlichen physischen Kopf, die bestanden haben zum Beispiel in den Jahrhunderten, von denen man hauptsächlich spricht, wenn man von griechischer Kultur spricht, diese Beziehungen bestehen schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert nicht mehr. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert ist schon der alte Innigkeitszusammenhang zwischen dem Ätherkopf des Menschen und dem physischen Kopf verlorengegangen. Aber es ist doch immer aufrechterhalten geblieben ein recht inniger Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem menschlichen Ätherherzen. Aber seit dem Jahre 1721 lockert sich merkwürdigerweise immer mehr und mehr der Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem Ätherherzen. Wenn ich so sagen darf: Wenn das physische Herz da ist und das Ätherherz da (siehe Zeichnung) so war das früher mehr ein Ganzes, jetzt kann das Ätherherz geschüttelt werden ätherisch, es ist nicht mehr innerlich so dynamisch verbunden wie früher. Später werden noch andere Organe des Menschen sich vom Ätherischen lösen. Das aber, daß das Herz nach und nach sich löst von seinem Ätherteil, und bis in das 3. Jahrtausend hinein, bis man 2100 ungefähr schreiben wird, sich ganz gelöst haben wird, das macht auch in bezug auf die menschliche Entwickelung etwas sehr Bedeutsames aus. Was es ausmacht, das kann man in der folgenden Weise charakterisieren. Man muß sagen: Das macht das aus, daß die Menschen nötig haben, etwas, was ihnen früher von selbst kam durch den natürlichen Zusammenhang zwischen physischem Herzen und Ätherherzen, auf einem anderen Wege zu suchen, auf dem Wege des spirituellen Lebens. Dieses vom physischen Herzen losgetrennte Ätherherz, das wird seine richtige Beziehung zur geistigen Welt nur gewinnen, wenn der Mensch sucht spirituelles Wissen, wenn der Mensch sucht anthroposophisch orientierte geistige Gedanken. Das muß immer mehr und mehr gesucht werden.|190|121ff}}


Sechs der acht [[Waldorfschule|Waldorfschulen]] mussten bis 1940 wegen erdrückender Auflagen schliessen, die anderen beiden wurden (1938 Stuttgart und 1941 Dresden) verboten.
== Literatur ==


Von den acht anthroposophischen [[Heilpädagogik|heilpädagogischen]] Heimen, in denen das "lebensunwerte Leben" stattfand, wurden nur drei massiv bedroht, davon zwei geschlossen. Dennoch konnten alle Schutzbefohlenen vor der Deportation gerettet werden. Obwohl die Auswanderländer keine behinderten Kinder einreisen liessen, bot das anthroposophische Heim in der Schweiz "Sonnenhof" vielen jüdischen Behinderten Asyl.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
 
* Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988)
Der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|Biologisch-dynamische Landbau]] wurde 1933 in Thüringen verboten. Das reichsweite Verbot konnte durch das Gewinnen des Gartenarchitekten Alwin Seifert, der für die Frau von Rudolf Heß tätig war, für die Biologisch-dynamische Idee verhindert werden. Durch Heß wurden dann mehrere Verbotsversuche vereitelt. Auch Heinrich Himmler, der Diplom-Landwirt und eigentlich größter Verfolger der Anthroposophie im Nationalsozialismus war, interessierte sich für den Biologisch-dynamischen Landbau und hielt ihn, sofern er "von der Anthroposophie gereinigt werden könne" für nützlich. Die SS-eigene Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung wurde angewiesen, im organisatorischen Zusammenhang mit dem KZ Dachau gärtnerische Versuchsreihen durchzuführen. Nach dem Englandflug von Rudolf Heß 1941 zerschlug Himmler den ''Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise'' und sorgte dafür, dass der Vorsitzende [[Wikipedia:Erhard Bartsch|Erhard Bartsch]] ins KZ kam. Dennoch erfolgte kein Verbot für die biologisch-dynamische Technik, da er sie selbst ohne ihre anthroposophischen Elemente weiterführen wollte.
* Rudolf Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
 
* Rudolf Steiner: ''Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen'', [[GA 190]] (1980), ISBN 3-7274-1900-8 {{Vorträge|190}}
Auch nach dem [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] mussten sich Anthroposophen vielfach mit Vereinnahmungsversuchen auseinandersetzen. So wurde der [[Wikipedia:Priester|Priester]] und ehemalige SS-Angehörige [[Werner Georg Haverbeck]] in den 1950er Jahren aus der [[Christengemeinschaft]] ausgeschlossen. Er veröffentlichte später das als revisionistisch-chauvinistisch umstrittene Buch ''Rudolf Steiner als Anwalt für Deutschland''. Dazu schrieb der damalige NPD-Kader [[Andreas Molau]] in der zweiten Auflage das Nachwort. Andreas Molau war zeitweise Waldorflehrer, und wurde von seiner Schule gekündigt, als sein politischer NPD-Hintergrund aufflog. Später wandte sich Molau von jeglicher rechtsradikaler Gesinnung ab. Heute hält er aufklärende Präventionsvorträge, um von dem rechtsradikalen Virus infizierte junge Menschen zu erreichen. Der jüngste Fall eines rechtsradikalen Vereinnahmungsversuches der Anthroposophie spiegelt sich in einem Rundbrief des NPD-Aktivisten [[Wikipedia:Horst Mahler|Horst Mahler]] wieder, der aber erfolglos blieb.
* Rudolf Steiner: ''Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs.'', [[GA 217]] (1988), ISBN 3-7274-2170-3 {{Vorträge|217}}
 
* Rudolf Steiner: ''Seelenübungen'', Band I, [[GA 267]] (2001)
===Sektenvorwurf===
* Florin Lowndes: ''Das Erwecken des Herz-Denkens. Wesen und Leben des sinnlichkeitsfreien Denkens in der Darstellung Rudolf Steiners. Umriß einer Methodik'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 978-3772517358
Die Lehre der Anthroposophie, besonders von [[Reinkarnation]] und [[Karma]], wird von vielen christlichen Kirchen nicht anerkannt - nur die [[Christengemeinschaft]] (deren Priester bei der Gründung Steiner um Rat ersuchten) erkennt die Anthroposophie an. Andere neue religiöse Bewegungen sowie der [[Buddhismus]], der [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], das sikhistische [[Yoga]] und der [[Wikipedia:Radhasoami|Radhasoami]]-Weg arbeiten ebenfalls mit dem Konzept der [[Wiederverkörperung]] und sind weltweit durchaus vertreten.
* Florin Lowndes: ''Die Belebung des Herzchakra: Ein Leitfaden zu den Nebenübungen Rudolf Steiners'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart Januar 2017, ISBN 978-3772516207
 
* Wolfgang Findeisen: ''Mit dem Herzen sehen lernen''. Das Herz als Grundlage einer spirituellen Entwicklung. Die sechs Nebenübungen Rudolf Steiners, Edel-Vlg., Duisburg 2012, ISBN 978-3938957424
Der geweihte katholische Priester [[Pietro Archiati]] nutzte sogar Original-Zyklen Rudolf Steiners zur Ausbildung von katholischen Priesteramtsanwärtern in einem Südafrikanischen Priesterseminar.<ref>Vgl. Pietro Archiati: Aus meinem Leben. Meine Erfahrung mit Kirche und Anthroposophie, Archiati-Verlag, München 2004, S. 25ff</ref>
* Martina Maria Sam (Hrsg.): ''Rudolf Steiner. Herzdenken: Über inspiratives Erkennen'', Rudolf Steiner Vlg., Dornach 2014, ISBN 978-3727453007
 
Eine Zuordnung der Anthroposophie als Sekte im Sinne der Schaffung von Sonderwirklichkeiten und sozialer Isolierung ihrer Mitglieder ist nicht festzustellen; das gleiche gilt für manipulierende Mitgliederwerbung oder jugendgefährdende Aktivitäten bzw. finanzielle Ausbeutung der Mitglieder oder das Schaffen persönlicher Abhängigkeiten. Sektenvorwüfe an die Adresse der anthroposophischen Bewegung stammen zumeist aus den Reihen stark [[Wikipedia:Konfession|konfessionell]] (z.B. Lothar Gassmann, Bernhard Grom und auch Helmut Zander) oder [[Wikipedia:Agnostizismus|agnostisch]] bzw. atheistisch geprägter Beobachter (z.B. Peter Bierl und Jutta Ditfurth), denen i.d.R. das Grundwissen über [[Anthroposophie]] völlig fehlt. So schreibt denn auch der Sektenexperte Helmut Langel: "wer Rudolf Steiner nicht gelesen hat, sollte über Anthroposophie lieber schweigen."<ref>Helmut Langel: Destruktive Kulte und Sekten, Vlg. Bonn aktuell, München 1994, ISBN 3-87959-503-8, S. 22</ref> Werke [[Rudolf Steiner]]s finden sich übrigens auch in einigen Bibliotheken der Amtskirchen.
 
Die [[anthroposophisch]]e Bewegung findet denn auch keine Erwähnung in den Sektenberichten der Kirchen bzw. der kommunalen Trägerschaften im Zusammenhang mit gesellschaftlich geächteten Vorgehensweisen. Es gibt keine Berichte über manipulative Mitgliederwerbung oder ähnliches Sektenverhalten (siehe „Abschlussbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ [http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/13/109/1310950.pdf] [http://www.sekten.at/enquete/enquete.htm] oder Sektenbericht der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport 2002).
 
Wie man dem "Orbis Handbuch Weltgeschichte - Der synchronoptische Überblick" unter anderem auch auf S. 357 entnehmen kann, gelten Rudolf Steiners Werke und Impulse als bedeutender Beitrag zur zeitgenössischen Kunst und Kultur - und auch deswegen ist die [[Anthroposophie]] vor jeglichem Sektenvorwurf gefeit. <ref>Kursbuch Weltgeschichte - Der synchronoptische Überblick, Chronik Vlg., Gütersloh/München 1997, ebendort S. 330, 357, 381, 393</ref>
 
==Kritische Weblinks==
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Anthroposophie – kritische Reflexionen] Tagung der Humboldt-Universität Berlin zur Anthroposophie und Waldorfpädagogik, Vorträge als downloads
*[http://www.akdh.ch/archiv.html#anthroposophie Sammlung von Artikeln der Schweizer "Aktion Kinder des Holocaust" zum Thema Antisemitismus und Anthroposophie]
*[http://www.vordenker.de/anthroposophiekritik/anthroposophiekritik.htm Kritische Anmerkungen zur Anthroposophie Rudolf Steiners]
*[http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_hansson.html Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft?] Sehr kritische Untersuchung von Sven Ove Hansson, Philosoph am königlichen Institut für Technologie in Stockholm, übersetzt von Marcus Hammerschmitt. (alternativer Link: [http://rudolfsteinerblog.wordpress.com/2013/02/24/ist-die-anthroposophie-eine-wissenschaft/])
**[http://www.klaus-frisch.de/html/nichtanthroposophie.html Was Anthroposophie nicht ist] Eine Antwort auf Hansson.
**[http://thebee.se/comments/Hansson-commented.htm SOME COMMENTS by Sune Nordwall, Stockholm] - Kommentar zu Hansson in englischer Sprache.
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Arier, Atlantis und Akasha – Eine Tagung sucht nach Rudolf Steiners Rassismus] Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 25.07.2006
*[http://anthroblog.anthroweb.info/2013/der-rassismus-und-sein-doppelganger/#.UZnK3qKeNc3 "Der Rassismus und sein Doppelgänger" - Kritik der antirassistischen Vernunft]
*[http://www.zeit.de/2011/08/C-Waldorfschule-Steiner "Rudolf Steiner: Der letzte Prophet" Artikel in "Die Zeit" von Iris Radisch]
*[[Psiram]], Esoterik-Kritische Website ([http://www.psiram.com/ge/index.php/Anthroposophie Artikel zur Anthroposophie], [http://www.psiram.com Hauptseite], [http://blog.psiram.com Blog], [http://www.psiram.com/ge/ Wiki] und [http://forum.psiram.com Forum], mehrsprachig)
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/anthroposophie.html Projekt Kritische Anthroposophie] Website
 
===Kritische Cyber-Anthroposophen und anthroposophische Blogs===
* [http://www.egoisten.de Die Egoisten.de - Anthroposophie, Kunst und Literatur.]
* [http://jellevandermeulen.blogspot.de/ Blog von Jelle van der Meulen.]
* [http://www.info3.de Info3 - Monatsmagazin für Spiritualität und Zeitfragen]
* [http://www.klaus-frisch.de/html/anthroposophie.html Was ist Anthroposophie?] - Artikel auf der Homepage von ''Klaus Frisch''
* [http://www.anthromedia.net/ Internetportal Anthroposophie] (deutschsprachig)
 
==Literatur==
 
=== Anthroposophische Schriften ===
 
* Ravagli, Lorenzo: ''Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, ISBN 3-7725-1915-6
* Bader, Hans-Jürgen, Ravagli, Lorenzo: ''Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit''. Anthroposophie und der Rassismusvorwurf, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003
* Bader, Hans-Jürgen, Leist, Manfred, Ravagli, Lorenzo: ''Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit''. Anthroposophie und der Antisemitismusvorwurf, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002
* Archiati, Pietro: ''Die Überwindung des Rassismus durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners'', Verlag am Gotheanum, Dornach 1997
* Kugler, Walter: ''Feindbild Steiner'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2001
* Hanel, Albert: Rudolf Steiner - Adolf Hitler. Versuch einer Gegenüberstellung, R.G. Fischer Vlg., Frankfurt a.M. 2005
* Swassjan, Karen: ''Aufgearbeitete ANTHROPOSOPHIE. Bilanz einer Geisterfahrt'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2007
* Rahel Uhlenhoff (Hg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart'', Berliner Wissenschafts-Vlg., Berlin 2011
* Robert Rose: ''Evolution, Rasse und die Suche nach einer globalen Ethik''. Eine Antwort auf die Kritiker der Anthroposophie und Waldorfpädagogik, Berliner Wissenschafts-Vlg., Berlin 2016
* Erwin Haas: ''Anthroposophie in der Öffentlichkeit - kritische und gegnerische Publikationen, 1990 bis Mitte 2000 - Eine Bibliographie'', Hrsg.: Arbeitskreis für Kritikerfragen (Erwin Haas), c/o Rudolf Steiner-Haus, Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart
* Peter Selg: ''Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf - Gesellschaft und Medizin im totalitären Zeitalter'', Vlg. des Ita Wegman Instituts, Arlesheim 2020, ISBN 978-3-906947-44-0
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung'', [[GA 2]], 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2002, ISBN 3-7274-0020-X {{Schriften|002}}
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* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), ISBN 3-7274-0990-8 {{Vorträge|099}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien'', [[GA 117]] (1986), ISBN 3-7274-1170-8 {{Vorträge|117}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), 5. Aufl., ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}} ; 6. Aufl., stark bearbeitete und erweiterte Neuauflage 2017: ISBN 3727412119,  (''Die überarbeitete 6. Auflage enthält neu eine Darstellung der Textgrundlagen, ein Verzeichnis sämtlicher Korrekturen Steiners und einen vollständig neu bearbeiteten Kommentar. (Verlagsauskunft))''


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=== Befürwortende oder neutrale Standpunkte ===
[[Kategorie:Denken]]
 
* Kriele, Martin: ''Anthroposophie und Kirche. Erfahrungen eines Grenzgängers''. Herder Verlag 1996, ISBN 3451239671
* Gut, Taja: ''Wie hast du's mit der Anthroposophie''. Eine Selbstbefragung, Pforte Vlg., Dornach 2010, ISBN 978-3-85636-218-8
* Wehr, Gerhard: ''Esoterisches Christentum''. Aspekte - Impulse - Konsequenzen, Klett Vlg., Stuttgart 1975, ISBN 3-12-908600-5
* Heisterkamp, Jens: ''Was ist Anthroposophie? Eine Einladung zur Entdeckung des Menschen''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000
* Wais, Mathias: ''Ach du liebe Anthroposophie - Briefe an eine Freundin'', INFO3-Vlg., Frankfurt a.M. 2020
 
=== Aus kritischer Sicht ===
* Erzbistum Köln (Hg.): ''Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Eine Orientierungshilfe für Katholiken'', Faltblatt, Köln 2009
* Baumann-Bay, Lydie und Andreas: ''Achtung, Anthroposophie! Ein kritischer Insider-Bericht''. Zürich : Kreuz Verlag, 2000, ISBN 3268002552.
* Klaus Bannach: ''Anthroposophie: Geheimwissenschaft?''. In: Klaus Bannach/Kurt Rommel (Hg.): Religiöse Strömungen unserer Zeit. Eine Einführung und Orientierung, Quell Vlg., Stuttgart 1991, S. 133 - 138
* Peter Brügge ''Die Anthroposophen'' (SPIEGEL-Buch), Rowohlt Vlg., Reinbek bei Hamburg 1984
* Bierl, Peter: ''Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister : die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik''. Hamburg : Konkret Literatur Verlag, 1999, ISBN 3-89458-171-9
* Guido und Michael Grandt: ''Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die Anthroposophen'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2001, ISBN 3-932710-40-1
* Guido und Michael Grandt: ''Schwarzbuch Anthroposophie. Rudolf Steiners okkult-rassistische Weltanschauung'', Ueberreuter Vlg., Wien 1997 (Gegen die Weiterverbreitung dieses Buches wurde erfolgreich Klage eingereicht, dennoch zirkulieren noch einige antiquarische Exemplare!)
* Hellmich, Achim und Teigeler, Peter (Hrsg.): ''Montessoripädagogik, Freinetpädagogik, Waldorfpädagogik - Konzeption und aktuelle Praxis''. Beltz Verlag, 1999. ISBN 3407252188
* Irene Wagner: ''Rudolf Steiners langer Schatten. Die okkulten Hintergründe von Waldorf & Co'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2013, ISBN 978-3-86569-069-2
* Wegener, Franz: ''Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS''. Gladbeck 2004, ISBN 3931300153 [zu Steiners Finanzierung einer antisemitischen Schrift Heises]
* Georg Otto Schmid, Anthroposophie, Evangelische Informationsstelle [http://www.relinfo.ch/anthroposophie/info.html relinfo.ch], 1999.
* Wolfgang G. Vögele, ''Der andere Rudolf Steiner'', 2005
* Binder, Andreas<ref>Pseudonym. Der bürgerliche Name des Autors ist Dr. Hellmut Haug.</ref>: ''Wie christlich ist die Anthroposophie? Standortbestimmungen aus der Sicht eines evangelischen Theologen'', Stuttgart : Urachhaus, 1989, ISBN 3878386117
* Kniebe, Georg: ''Anthroposophie und christliche Kirchen  - Ein Gespräch?''. Stuttgart : Urachhaus, 1992, ISBN 3878389477
* Gassmann, Lothar: ''Kleines Anthroposophie-Handbuch'', MABO-Vlg., Schacht-Audorf 2006
* Grom, Bernhard: ''Anthroposophie und Christentum'', Kösel Vlg., München 1989
* Klaus von Stieglitz: ''Die Christosophie Rudolf Steiners''. Voraussetzungen, Inhalt und Grenzen, Luther-Verlag, Witten-Ruhr 1955
* Klaus von Stieglitz: ''Einladung zur Freiheit''. Gespräch mit der Anthroposophie, Radius Vlg., Stuttgart 1996
* Husmann-Kastein, Jana: ''SchwarzWeiß-Konstruktionen im Rassebild Rudolf Steiners''. In: Berliner Dialog. Zeitschrift für Informationen und Standpunkte zur religiösen Begegnung. Hrsg. v. Dialog Zentrum Berlin e.V. Themenheft. Bd. 29. Schwerpunktthema Anthroposophie. Juli 2006, S.22-29.
* Zander, Helmut: ''Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945''. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4. (Habilitationschrift).
* Zander, Helmut: ''Die Anthroposophie. Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik''. Ferdinand Schöningh Vlg., Paderborn, 1. Aufl. 2019
* [[Ansgar Martins]]: ''Rassismus und Geschichtsmetaphysik'': Esoterischer Darwinismus und Freiheitsphilosophie bei Rudolf Steiner, INFO 3-Vlg., Frankfurt a.M. 2012
*[http://www.akdh.ch/ps/Sieber-Ravagli.htm] Impliziert eine evolutionstheoretische Auffassung Rassismus? Eine Anfrage an Ravagli und an die allgemeine Evolutionslehre. Offener Brief von Ute Siebert, 2001.
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
{{wikipedia}}
 
[[Kategorie:Anthroposophie]] [[Kategorie:Anthroposophie-Kritik|!]]

Version vom 25. Dezember 2019, 15:37 Uhr

Das Herzdenken ist eine Fähigkeit, über die die Menschen in alten Zeiten auf unbewusste Art verfügten. Es war mit einem sicheren Wahrheitsgefühl verbunden, das zwar noch nicht in klare, bewusste Konturen gefasst werden konnte, aber doch gewisse Einblicke in die höheren, geistigen Welten ermöglichte. Selbst Aristoteles hat noch das Herz als das Zentralorgan des Denkens angesehen. Er hat aber zugleich mit seiner Logik die sichere Basis für das Verstandesdenken gelegt, das nicht mehr im Herzen, sondern im Kopf zentriert ist. Diese Art des Denkens hat seine Blüte in unserem heutigen Intellekt, der aber zunächst nur die sinnlichen Tatsachen erfassen und in ihrer logischen Ordnung durchschauen kann, und zwar mit vollem, wachen Ich-Bewusstsein. In Zukunft wird sich eine neue Art des Herzdenkens entwickeln, das mit dem vollwachen Ich-Bewusstsein vereinbar ist, und so auf ganz bewusste und besonnene Weise den Einblick in rein geistige Zusammenhänge erlaubt. Es wird sich wesentlich von unserem gegenwärtigen Verstand unterscheiden, indem es kein diskursives, ableitendes Denken ist, sondern die Wahrheit mit einem Blick überschaut. Dieses neue Herzdenken, das sich nicht auf das physische, sondern auf das von diesem mittlerweile weitgehend losgelöste Ätherherz stützt, entfaltet sich nicht in einer Kette logisch aneinander gefügter Begriffe, sondern in innerlich erlebten seelischen Sinnbildern, die mit einem Schlag die geistigen Zusammenhänge offenbaren. Paulus spricht in seinem Brief an die Epheser von den «erleuchtete[n] Augen des Herzens» (Eph 1,18 LUT). Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Herzensbildung. Sie äußert sich zivilisatorisch idealerweise in einer Herzenskultur.

Die Herzen beginnen, Gedanken zu haben

Der Erzengel Michael hängt eng mit der Entwicklung des Denkens zusammen. Er ist der Verwalter der kosmischen Intelligenz. Seine wesentliche Aufgabe liegt darin, diese kosmische Intelligenz in Form des Denkens dem Menschen zugänglich zu machen. Im letzten Michaelzeitalter vor der Zeitenwende, das etwa vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis 200 v. Chr. währte, leitete er den Übergang von der Mythologie zur Philosophie ein. Er begründete damit das Verstandesdenken, das Kopfdenken, das zugleich die Grundlage für das Ich-Bewusstsein des Menschen schuf. In der Folge geriet das ursprünglich noch sehr lebendige Kopfdenken immer stärker unter die Herrschaft Ahrimans und vertrocknete dadurch zu einem toten, mechanistischen Denken, das heute allgegenwärtig ist und den Menschen von seinen geistigen Wurzeln abschneidet. Heute stehen wie neuerlich in Michaelzeitalters, das 1879 begonnen hat. Dessen zentrale Aufgabe ist es, das Herzdenken zu entwickeln, welches das bloße Kopfdenken ablösen, aber zugleich dessen Früchte - das wache Selbstbewusstsein - weiterentwickeln soll. Es stützt sich auf die Mitte des Menschen, auf seine Herzregion, die einzig den Widersachern nicht zugänglich ist, sondern einzig dem Christus, dem makrokosmischen Ich, Zutritt gewährt, das weseneins dem wirklichen Ich des Menschen ist.

„Menschen, die im vorangehenden Erdenleben in inspiriertem Gedankenwesen gestanden haben, also Michaeldiener waren, fühlten sich, am Ende des neunzehnten Jahrhunderts wieder ins Erdenleben gekommen, zu solcher freiwilligen Michaelgemeinschaft gedrängt. Sie betrachteten ihren alten Gedankeninspirator nunmehr als den Weiser im höheren Gedankenwesen.

Wer auf solche Dinge zu achten versteht, der konnte wissen, welch ein Umschwung im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts sich mit Bezug auf das Gedankenleben der Menschen vollzogen hat. Vorher konnte der Mensch nur fühlen, wie aus seinem Wesen heraus die Gedanken sich formten; von dem angedeuteten Zeitabschnitt an kann er sich über sein Wesen erheben; er kann den Sinn ins Geistige lenken; da tritt ihm Michael entgegen, und der erweist sich als altverwandt mit allem Gedankenweben. Der befreit die Gedanken aus dem Bereich des Kopfes; er macht ihnen den Weg zum Herzen frei; er löst die Begeisterung aus dem Gemüte los, so daß der Mensch in seelischer Hingabe leben kann an alles, was sich im Gedankenlicht erfahren läßt. Das Michaelzeitalter ist angebrochen. Die Herzen beginnen, Gedanken zu haben; die Begeisterung entströmt nicht mehr bloß mystischem Dunkel, sondern gedankengetragener Seelenklarheit. Dies verstehen, heißt, Michael in sein Gemüt aufnehmen. Gedanken, die heute nach dem Erfassen des Geistigen trachten, müssen Herzen entstammen, die für Michael als den feurigen Gedankenfürsten des Weltalls schlagen.“ (Lit.:GA 26, S. 61f)

Michael und Christus

Michael gibt die rechte Orientierung zum Erkennen und Handeln in der äußeren Welt. Der Weg zu Christus kann nur im Inneren gefunden werden und führt zur Erkenntnis der eigenen übersinnlichen Wesenheit des Menschen.

„Der Christus ist seit dem Mysterium von Golgatha der Menschenseele erreichbar. Und deren Beziehung zu ihm braucht nicht eine unbestimmte, dunkel-gefühls-mystische zu bleiben; sie kann eine völlig konkrete, menschlich tief und klar zu erlebende werden. Dann aber strömt aus dem Zusammenleben mit Christus in die Menschenseele herüber, was diese wissen soll über ihre eigene übersinnliche Wesenheit. Die Glaubens-Offenbarung muß dann so empfunden werden, daß in sie die lebendige Christus-Erfahrung fortwährend einströmt. Es wird das Leben dadurch durchchristet werden können, daß in Christus das Wesen empfunden wird, welches der Menschenseele die Anschauung ihrer eigenen Übersinnlichkeit gibt.

So werden nebeneinanderstehen können: Michael-Erlebnis und Christus-Erlebnis. Durch Michael wird der Mensch gegenüber der äußeren Natur in der rechten Art ins Übersinnliche den Weg finden. Naturanschauung wird, ohne in sich selbst verfälscht zu werden, sich neben eine geistgemäße Anschauung von der Welt und vom Menschen, sofern er ein Weltwesen ist, hinstellen können.

Durch die rechte Stellung zu Christus wird der Mensch dasjenige, was er sonst nur als traditionelle Glaubens-Offenbarung empfangen könnte, im lebendigen Verkehr der Seele mit Christus erfahren. Die innere Welt des seelischen Erlebens wird als eine geistdurchleuchtete erlebt werden können wie die äußere Welt der Natur als eine geistgetragene.“ (Lit.:GA 26, S. 104)

Herzdenken und reines Denken

Das Herzdenken ist zugleich ein sinnlichkeitsfreies, d.h. reines Denken:

„Der Mensch hat ja im gewöhnlichen Leben das Gefühl, daß er mit dem Kopf denkt. Natürlich ist das nur ein bildlicher Ausdruck, man denkt mit den geistigen Organen, die dem Gehirn zugrunde liegen; aber es versteht jeder, was es heißt, mit dem Kopf denken. Ein ganz anderes Gefühl hat man gegenüber jenem Denken, das dann eintritt, wenn man ein wenig weitergekommen ist auf dem Weg der Entwickelung, den wir charakterisiert haben. Man hat wirklich das Gefühl, als ob das, was sonst im Kopf lokalisiert ist, jetzt im Herzen lokalisiert wäre. Es ist allerdings nicht das physische Herz, welches denkt, sondern jenes Organ, das sich als geistiges Organ in der Nähe des Herzens ausbildet, die sogenannte zwölfblätterige Lotosblume. Sie wird eine Art Denkorgan; und dieses Denken, das da auftritt, das unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Denken sehr stark. Beim gewöhnlichen Denken weiß jeder, daß er Überlegung anwenden muß, um zu einer Wahrheit zu kommen. Man muß gehen von Begriff zu Begriff. Man geht von einem Punkt aus, geht dann logisch weiter zu anderen Punkten, und das, wozu man kommt im Lauf der Zeit, indem man logische Erwägungen anstellt, nennt man Wahrheit, Erkenntnis. Das ist eine durch gewöhnliches Denken errungene Erkenntnis. Anders ist das, wenn man die Wahrheit erkennen will gegenüber dem, was beschrieben worden ist als reale, als wirkliche Sinnbilder. Diese wirklichen Sinnbilder hat man vor sich wie äußere Gegenstände, aber das Denken über diese Sinnbilder kann nicht mit dem gewöhnlichen Kopfdenken verwechselt werden. Denn ob etwas wahr oder falsch ist, ob man dieses oder jenes zu sagen hat über ein Ding oder eine Tatsache der höheren Welten, dazu sind nicht Überlegungen notwendig wie beim gewöhnlichen Denken, sondern das ergibt sich unmittelbar. Sobald man die Bilder vor sich hat, weiß man, was man sich selber und anderen darüber zu sagen hat. Dieses Unmittelbare, das ist das Charakteristische des Herzdenkens.“ (Lit.:GA 119, S. 218f)

Das gewöhnliche Kopfdenken ist passiv; um mit dem Herzen denken zu können, muss man aktiv werden und das Denken mit dem Willen durchdringen:

„In dem, was ich anthroposophische Geisteswissenschaft nenne, schon in meinem Vorwort zu der «Philosophie der Freiheit», tritt Ihnen etwas entgegen, was Sie nicht erfassen können, wenn Sie sich nur jenem passiven Denken hingeben, das man heute besonders liebt, jenem gottverlassenen Denken, dem sich die meisten Menschen hingeben, und das schon im vorigen Leben gottverlassen war; sondern Sie können es nur erfassen, wenn Sie in Freiheit den inneren Impuls entwickeln, Aktivität in das Denken hineinzubringen. Sie kommen eben mit demjenigen, was in der Geisteswissenschaft lebt, nicht mit, wenn nicht jener Funke, jener Blitz hineinschlägt, durch den das Denken voller Aktivität wird. Durch diese Aktivität müssen wir uns auch wieder die Göttlichkeit des Denkens erobern.

Da ist die anthroposophische Literatur und macht Anspruch darauf, daß man aktiv denken soll. Die meisten können nur passiv denken und meinen, aktiv zu denken sei nicht möglich. Es läßt sich dabei weder schlafen noch intellektualistisch träumen. Man muß mit, man muß das Denken in Bewegung setzen; in dem Augenblicke, wo man das tut, kommt man mit. Da hört auf dasjenige, was ich modernes Hellsehen nennen möchte, etwas Wunderbares zu sein. Daß das immer noch als etwas besonders Wunderbares erscheint, kommt daher, daß die Menschen noch nicht die Energie entwickeln wollen, Aktivität in das Denken hineinzutragen [...]

Viele von Ihnen haben das Denken verachten gelernt, weil es Ihnen nur als passives Denken entgegengetreten ist. Das gilt aber nur vom Kopfdenken, bei dem das Herz des Menschen nicht dabei ist. Aber versuchen Sie es einmal mit einem aktiven Denken, dann werden Sie sehen, wie dabei das Herz engagiert wird. Am intensivsten kommt der Mensch unserer Epoche in die geistige Welt hinein, wenn es ihm gelingt, das aktive Denken zu entwickeln. Denn durch das aktive Denken kommen wir dazu, in den Gedanken wiederum herzhafte Kräfte zu haben.

Wenn Sie nicht den Geist auf dem Gedankenwege suchen, der herzhaft gegangen werden muß, obwohl das schwer ist, wenn Sie nicht auf diesem Wege das Geistesleben suchen, das von Urbeginn durch die Menschheit geflossen ist, so sind Sie wie der Säugling, der glaubt, sich aus sich selbst heraus ernähren zu können und nicht aus der Mutterbrust. Nur dann kommen Sie zu einer inhaltsvollen Bewegung, wenn Sie das Geheimnis finden, eine solche Aktivität in Ihrem Inneren zu entwickeln, daß sie Sie saugen läßt aus dem Weltendasein wiederum wirkliche Geistesnahrung, wirklichen geistigen Trank. Das aber ist zunächst ein Willensproblem, ein gefühlsmäßig zu erlebendes Willensproblem. Ungeheuer viel hängt heute ab von dem guten Willen, von dem energischen Willen, und kein Theoretisches wird dasjenige lösen, was wir heute suchen, sondern einzig und allein der mutige Wille, der starke Wille wird die Lösung bringen.“ (Lit.:GA 217, S. 125ff)

„Wenn ich in meiner «Philosophie der Freiheit» vom reinen Denken spreche, so war diese Bezeichnung für die damaligen Kulturverhältnisse schon deplaciert; denn Eduard von Hartmann sagte mir einmal: «Das gibt es gar nicht; man kann nur an Hand der äußeren Anschauung denken!» Ich konnte ihm darauf nur antworten: «Man muß es probieren; man wird es dann schon lernen und zuletzt auch wirklich können.» - Nehmen Sie also an, Sie könnten Gedanken im reinen Gedankenflusse haben. Dann beginnt für Sie der Moment, wo Sie das Denken bis zu einem Punkte geführt haben, an dem es gar nicht mehr Denken genannt zu werden braucht. Es ist im Handumdrehen - sagen wir im Denkumdrehen - etwas anderes geworden. Es ist nämlich dieses mit Recht «reines Denken» genannte Denken reiner Wille geworden; es ist durch und durch Wollen. Sind Sie im Seelischen so weit gekommen, daß Sie das Denken befreit haben von der äußeren Anschauung, dann ist es damit zugleich reiner Wille geworden. Sie schweben, wenn ich so sagen darf, mit Ihrem Seelischen im reinen Gedankenverlauf. Dieser reine Gedankenverlauf ist ein Willensverlauf. Damit aber beginnt das reine Denken, ja sogar die Anstrengung nach seiner Ausübung, nicht nur eine Denkübung zu sein, sondern eine Willensübung, und zwar eine solche, die bis in das Zentrum des Menschen eingreift. Denn Sie werden die merkwürdige Beobachtung machen: Erst jetzt können Sie davon sprechen, daß das Denken, wie man es im gewöhnlichen Leben hat, eine Kopftätigkeit ist. Sie haben ja vorher gar kein Recht, davon zu sprechen, daß das Denken eine Kopftätigkeit ist, denn das wissen Sie nur äußerlich aus der Physiologie, Anatomie und so weiter. Aber jetzt spüren Sie innerlich, daß Sie nicht mehr so hoch oben denken, sondern daß Sie beginnen, mit der Brust zu denken. Sie verweben tatsächlich Ihr Denken mit dem Atmungsprozesse. Sie regen damit an, was die Jogaübungen künstlich angestrebt haben. Sie merken, indem das Denken immer mehr und mehr eine Willensbetätigung wird, daß es sich zuerst der Menschenbrust und dann dem ganzen Menschenkörper entringt. Es ist, als ob Sie aus der letzten Zellfaser Ihrer großen Zehe dieses Denken hervorziehen würden. Und wenn Sie mit innerlichem Anteile so etwas studieren, was mit allen Unvollkommenheiten in die Welt getreten ist - ich will nicht meine «Philosophie der Freiheit» verteidigen - , wenn Sie so etwas auf sich wirken lassen und fühlen, was dieses reine Denken ist, so fühlen Sie, daß ein neuer innerer Mensch in Ihnen geboren ist, der aus dem Geiste heraus Willensentfaltung bringen kann.“ (Lit.:GA 217, S. 148f)

Das Herzdenken kann sich nur entwickeln, wenn wir zugleich lernen beweglich zu denken. Man darf nicht auf dem eigenen persönlichen Standpunkt beharren, sondern muss versuchen, sich mit seinem Denken in andere Wesenheiten hineinzuversetzen:

„Das ist etwas, was man sich notwendig erwerben muß: aus sich herausgehen zu können, sozusagen mit den Augen eines andern, von einem anderen Standpunkte aus sehen zu können. Dann erst ergibt sich das, was wirklich zur umfassenden Wahrheit führt. Das ist so, wie wenn man einen Rosenstrauch nicht nur von einer Seite ansieht, sondern sich einmal hierhin, einmal woanders hinstellt und ihn von allen Seiten ansieht oder photographisch aufnimmt. Dadurch schult man sich, um in die Möglichkeit zu kommen, dasjenige auch wirklich zu haben, was man haben muß, sobald man in die höheren Welten hinaufkommt. In der physischen Welt kann man sich so etwas angewöhnen. In den höheren Welten wirkt es verwirrend, wenn man mit einem persönlichen Standpunkt hineinkommt. Man hat dann sofort ein Trugbild statt der Wahrheit vor sich, weil man seine eigene persönliche Meinung hineinträgt.

Um zum Denken des Herzens zu kommen, müssen wir die Kraft haben, aus uns herauszugehen, wirklich uns selber ganz fremd zu werden und von außen auf uns zurückzublicken. Wer im normalen Bewußtsein ist, der steht an einem bestimmten Platz und weiß, wenn er sagt: Das bin ich! -, dann meint er die Summe dessen, was er glaubt, was er vertritt. Wer aber in die höheren Welten hinaufsteigt, muß seine gewöhnliche Persönlichkeit an ihrem Platze stehenlassen können, er muß aus sich selber herausgehen können, auf sich zurückschauen und mit demselben Gefühl zu sich selber sagen können: Das bist du! - Das frühere Ich muß ganz im richtigen Sinne ein Du werden. So wie man zu einem anderen «du» sagt, so muß man zu sich selber «du» sagen können. Das darf keine Theorie sein, sondern muß ein Erlebnis werden. Daß dies durch Schulung zu erreichen ist, haben wir schon gesehen. Es gehört gar nicht so viel dazu, man muß verhältnismäßig einfache Dinge tun; dann erwirbt man sich das Recht, mit dem Herzen denken zu dürfen. Die wahren Darstellungen von den höheren Welten gehen aus solchem Herzdenken hervor. Auch wenn es äußerlich oft so aussieht, als ob sie logische Erörterungen wären, nichts ist in den Darstellungen, die wirklich aus den höheren Welten heruntergetragen werden, darin, was nicht mit dem Herzen gedacht wäre. Was da geschildert wird vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft, ist ein mit dem Herzen Erlebtes. Derjenige, der schildern muß, was er mit dem Herzen erlebt, der muß es allerdings umgießen in solche Gedankenformen, daß es für die anderen Menschen verständlich ist.

Das ist der Unterschied von wirklicher Geisteswissenschaft und demjenigen, was subjektiv erlebte Mystik ist. Subjektiv erlebte Mystik kann ein jeder für sich haben; die schließt sich innerhalb der Persönlichkeit ab, die läßt sich nicht einem andern mitteilen, geht einen andern im Grund genommen auch nichts an. Dasjenige aber, was echte, wahre Mystik ist, ist entstanden aus der Möglichkeit, Imaginationen zu haben, Eindrücke in den höheren Welten zu haben und diese Eindrücke klassifizieren, ordnen zu können mit dem Denken des Herzens, so wie man die Dinge der physischen Welt mit dem Verstand ordnet.

Damit ist allerdings das andere verknüpft, daß an den Wahrheiten, die aus den höheren Welten gegeben sind, in der Tat etwas hängt wie Herzblut, daß sie die Färbung haben von dem Denken des Herzens. Mögen sie sich abstrakt ausnehmen und noch so sehr in Gedankenformen gegossen sein, es hängt an ihnen Herzblut, denn sie sind unmittelbar aus der Seele erlebt. Von dem Momente an, wo das Denken des Herzens ausgebildet ist, weiß der Mensch, der in die imaginative Welt kommt: Das, was du vor dir hast und was aussieht wie eine Vision, ist keine Vision, sondern ist Ausdruck eines Geistig-Seelischen, das dahintersteht, ebenso wie die rote Farbe der Rose hier der äußere Ausdruck ist für die materielle Rose. Der geistig Schauende richtet das geistige Auge in die imaginative Welt, er hat den Eindruck des Blauen oder Violetten, oder er hört irgendeinen Ton, oder er hat ein Gefühl von Wärme oder Kälte -, er weiß durch sein Denken des Herzens, daß das nicht bloße Einbildung, nicht bloße Vision ist, sondern Ausdruck eines geistig-seelischen Wesens, wie das Rot der Rose der Ausdruck der materiellen Rose ist. - So lebt man sich in die Wesenheiten hinein; man muß aus sich herausgehen und sich mit den Wesenheiten selber verbinden. Daher ist alles Forschen in der geistigen Welt zu gleicher Zeit mit der Hingabe der eigenen Persönlichkeit verknüpft, in einem viel höheren Grad, als das bei den äußeren Erlebnissen der Fall ist. Man wird intensiver mitgenommen, man steckt ja in den Dingen selber drinnen. Was sie Gutes und Böses, Schönes und Häßliches, Wahres und Falsches haben, muß man in den Wesenheiten erleben. Wo andere Menschen in der physischen Welt einen Irrtum gleichgültig ansehen, muß der Geistesforscher in der imaginativen Welt den Irrtum nicht nur anschauen, er muß ihn mit Schmerz durchleben. Er muß das Häßliche, das Abscheuliche nicht nur anschauen, ob es ihm nichts tut, sondern er muß es innerlich miterleben. Durch die geschilderte Schulung, die der heutigen Menschheit besonders angemessen ist, kommt er dazu, das Gute, das Wahre, das Schöne, aber auch das Böse, das Häßliche, den Irrtum mitzuerleben, ohne davon gefangengenommen zu werden oder sich zu verlieren, denn das durch richtige Vorbereitung erworbene Denken des Herzens führt dazu, daß er durch das unmittelbare Gefühl unterscheiden kann.“ (Lit.:GA 119, S. 231ff)

Um das, was jemand mit dem Herzdenken erlebt hat, mitteilen zu können, muss man es allerdings in die logische Verstandessprache übersetzen. Das ist sehr schwierig und immer nur bruchstückhaft möglich:

„Wer aus dieser geistigen Welt heraus schildert, muß die Sprache des logischen Denkens benutzen. Wenn man dasjenige, was in der geistigen Welt erlebt wird, umgießen will in logische Gedanken, dann fühlt man etwa so, wie wenn man an einen Hügel herantritt, der eine wunderbare Konfiguration von Felsbildungen zeigt, und daraus Steine ausbrechen muß, weil man sie braucht, um Häuser für die Menschen zu bauen. So fühlt man, wenn man die Erlebnisse in der geistigen Welt umformen muß in logische Gedanken des Verstandes. So wie ein Mensch in der gewöhnlichen Welt das, was er in der Seele erlebt, in Worten aussprechen muß, wenn er es anderen Menschen mitteilen will - und wie man nicht verwechseln darf die Worte mit den Gedanken -, so muß der Geistesforscher, wenn er das mit dem Herzen Erlebte mitteilen will, es kleiden in die Sprache des logischen Denkens. Logisches Denken ist nicht die Sache selber, logisches Denken ist nur die Sprache, in der der Geistesforscher mitteilt, was er in den geistigen Welten erlebt hat. Wer sich an der logischen Gedankenform stößt und nicht fühlt, daß mehr dahinterliegt, der ist in derselben Lage wie ein Zuhörer, der nur die Worte eines Redners hört und nicht die darin eingekleideten Gedanken aufnimmt. Das kann die Schuld desjenigen sein, der spricht, wenn jemand angebliche geisteswissenschaftliche Wahrheiten in solche Gedanken kleidet, daß der Zuhörer darin keine Wahrheiten und Erkenntnisse des Herzens findet. Es braucht aber nicht so zu sein, es kann auch die Schuld dessen sein, der zuhört, wenn er nur den Schall der Worte hört und nicht in der Lage ist, zu den dahinter-liegenden Gedanken zu dringen. Aus dieser Forschung des Herzens heraus kann nur das der Menschheit mitgeteilt werden, was in klar formulierte logische Gedanken umgegossen werden kann. Was nicht in logische Gedanken umgegossen werden kann, das ist nicht reif, der Menschheit mitgeteilt zu werden. Das ist der Probierstein, daß es in klare Worte, in klar formulierbare Gedanken umgegossen werden kann, die scharfe Konturen haben. So müssen wir uns gewöhnen, auch wenn wir die tiefsten Wahrheiten des Herzens hören, sie in Gedankenformen zu vernehmen und hinter diesen Formen auf den Inhalt zu schauen.“ (Lit.:GA 119, S. 233f)

In ferner Zukunft wird das Herz das Gehirn ganz als Erkenntnisorgan ablösen:

„In der Zukunft wird der Mensch in einem viel intimeren Zusammenhange mit der Weltgesetzlichkeit stehen als gegenwärtig. Und der Geheimschüler nimmt diese Intimität in der Entwickelung voraus. Der Kopf mit dem Gehirn ist nur ein Übergangsorgan der Erkenntnis. Das Organ, welches die eigentlich tiefen und zugleich machtvollen Blicke in die Welt tun wird, hat seine Anlage in dem gegenwärtigen Herzen. Aber wohlgemerkt: die Anlage zu diesem Organ ist im heutigen Herzen: um Erkenntnisorgan zu werden, muß sich das Herz noch in der mannigfaltigsten Weise umbilden. Aber dieses Herz ist der Quell und Born zur Menschheitsstufe der Zukunft. Die Erkenntnis wird dann, wenn das Herz ihr Organ sein wird, warm und innig sein, wie heute nur die Gefühle der Liebe und des Mitleids sind. Aber diese Gefühle werden aus der Dumpfheit und Dunkelheit, in der sie heute nur tasten, sich zu der Helligkeit und Klarheit hindurchringen, welche heute erst die feinsten, logischen Begriffe des Kopfes haben.“ (Lit.:GA 267, S. 90)

Kopfwissen und Herzwissen

Siehe auch: Kopfwissen

„Es ist wirklich so, daß der Mensch während seiner Jugendzeit gewisse Begriffe, gewisse Vorstellungen aufnimmt, die er lernt; aber er lernt sie eben da nur. Sie sind dann Kopfwissen. Das übrige Leben, das langsamer verläuft, ist dazu bestimmt, das Kopfwissen umzuwandeln allmählich in Herzwissen - ich nenne jetzt den andern Menschen nicht den Kopfmenschen, ich nenne ihn den Herzensmenschen -, umzuwandeln das Kopfwissen in Herzenswissen, in Wissen, an dem der ganze Mensch beteiligt ist, nicht nur der Kopf. Um das Kopfwissen in Herzenswissen umzuwandeln, brauchen wir viel länger, als um uns das Kopfwissen anzueignen. Um uns das Kopfwissen anzueignen - wenn es schon ein ganz besonders gescheites Wissen ist, braucht man heute die Zeit bis in die Zwanziger jähre hinein. Nicht wahr, dann wird man ein ganz gescheiter Mensch, akademisch ganz gescheiter Mensch, aber um dieses Wissen wirklich mit dem ganzen Menschen zu vereinigen, muß man beweglich bleiben sein Leben hindurch. Und man braucht, um das Kopfwissen in Herzenswissen umzuwandeln, eben um so viel länger, als man länger lebt als bis zum siebenundzwanzigsten oder sechsundzwanzigsten Jahre. Insofern ist man auch als Mensch eine Zwienatur. Man eignet sich rasch das Kopfwissen an und kann es dann umwandeln im Laufe des Lebens in Herzenswissen.

Zu wissen, was das eigentlich bedeutet, ist nicht ganz leicht. Und ich darf, wir sind ja unter uns, für diese Sache vielleicht eine Erfahrung des Geistesforschers anführen, durch die leichter über diese Dinge etwas gewußt werden kann als durch andere geistesforscherische Arbeiten. Man kann, wenn man sich bekannt macht mit der Sprache, welche die Menschenseelen sprechen, die durch den Tod hindurchgegangen sind, die in der geistigen Welt leben nach dem Tode, man kann, wenn man die Sprache der Toten, der sogenannten Toten einigermaßen versteht, dann die Erfahrung machen, daß die Toten sich über manche Dinge, die im Zusammenhange mit dem Menschenleben stehen, in ganz besonderer Weise ausdrücken. Die Toten haben heute schon eine Sprache, die wir Lebenden noch nicht ganz gut verstehen können. Es gehen die Verständnisse der Toten und der Lebenden heute ziemlich weit auseinander. Der Tote hat durchaus ein Bewußtsein davon, daß der Mensch sich als Kopfmensch rasch entwickelt, als Herzensmensch langsam entwickelt. Und der Tote sagt, wenn er ausdrücken will, was da eigentlich geschieht, wenn sich allmählich das rasch erworbene Kopfwissen in das langsamer verlaufende Herzenswissen einlebt: Das bloße Weisheitswissen wird umgewandelt durch die aus dem Menschen aufsteigende Herzenswärme oder Liebe. Weisheit wird im Menschen von der Liebe befruchtet. - So sagt der Tote.

Und das ist in der Tat ein tiefes, bedeutsames Lebensgesetz. Man kann das Kopfwissen rasch erwerben, man kann ungeheuer viel wissen gerade in unserer Zeit, denn die Naturwissenschaft - nicht die Naturwissenschafter, aber die Naturwissenschaft - ist in unserer Zeit recht sehr fortgeschritten und hat reichen Inhalt. Aber dieser Inhalt ist so, daß er nicht umgewandelt ist in Herzenswissen, daß das Kopfwissen überall geblieben ist; weil die Menschen - ich habe schon gestern darauf aufmerksam gemacht - das andere, was dann anrückt im Leben nach dem siebenundzwanzigsten Jahre, nicht mehr beachten, weil die Menschen nicht verstehen, alt zu werden, beziehungsweise könnte ich auch sagen: jung zu bleiben, indem sie alt werden.

Weil die Menschen die innerliche Lebendigkeit sich nicht erhalten, da erkaltet ihr Herz; es strömt die Herzenswärme nicht nach dem Kopfe hinauf, es befruchtet die Liebe, die aus dem übrigen Organismus kommt, den Kopf nicht. Das Kopfwissen bleibt kalte Theorie. Aber es braucht nicht kalte Theorie zu bleiben, es kann alles Kopfwissen umgewandelt werden in Herzenswissen. Und das ist gerade die Aufgabe der Zukunft, daß das Kopfwissen allmählich in Herzenswissen umgewandelt wird. Da wird ein wirkliches Wunder geschehen, wenn das Kopfwissen in Herzenswissen umgewandelt wird.

Man hat vollständig Recht, wenn man heute nach allen Noten die materialistische Naturwissenschaft oder namentlich die materialistische Naturphilosophie abkanzelt. Man hat vollständig Recht, aber trotzdem ist noch etwas anderes wahr: diese Naturwissenschaft, die in Haeckel, in Spencer, in Huxley und so weiter bloßes Kopfwissen geblieben ist und daher Materialismus ist, die wird, wenn sie Herzenswissenschaft werden wird, wenn sie aufgenommen werden wird vom ganzen Menschen, wenn die Menschheit verstehen wird, älter zu werden oder jünger zu werden im Ältersein, wie ich das gestern gemeint habe, dann wird diese, gerade diese Wissenschaft der Gegenwart der reinste Spiritualismus werden, die reinste Bekräftigung für den Geist und sein Dasein werden. Es gibt keine bessere Grundlage als die Naturwissenschaft der Gegenwart, wenn sie sich umwandelt in dasjenige, was dem Kopf des Menschen zufließen kann aus dem übrigen Organismus, aber jetzt aus dem geistigen Teil des übrigen Organismus. Das Wunder wird sich vollziehen, indem die Menschen lernen werden, die Verjüngung ihres Ätherleibes auch zu fühlen, so daß die materialistische Naturwissenschaft der Gegenwart Spiritualismus werden wird. Sie wird um so eher Spiritualismus werden, je mehr Leute sich finden werden, ihr ihren gegenwärtigen Materialismus, ihre materialistische Torheit vorzuhalten.“ (Lit.:GA 180, S. 237ff)

Das ätherische Herz als Geistorgan

Nach den Angaben Rudolf Steiners hat sich seit dem Jahre 1721 der natürliche Zusammenhang zwischen dem physischen und dem ätherischen Herzen gelockert. Bis etwa 2100 wird sich der Ätherteil vollständig vom physischen Herzen gelöst haben. Es wird dadurch zu einem Geistorgan, das den Geistessucher in richtiger Weise mit der geistigen Welt verbindet.

Der Zusammenhang zwischen physischem und ätherischem Herzen

„Im großen und ganzen ist der Mensch ein physischer Leib, der in einen Ätherleib eingebettet ist; das andere brauchen wir heute nicht zu berücksichtigen. Aber die Innigkeit der Verbindung - ich meine jetzt nicht das räumliche Sich-Decken, aber das Dynamische in der Verbindung -, das ändert sich im Laufe der Erdenentwickelung, und die innigen Beziehungen zwischen dem Ätherkopfe und dem menschlichen physischen Kopf, die bestanden haben zum Beispiel in den Jahrhunderten, von denen man hauptsächlich spricht, wenn man von griechischer Kultur spricht, diese Beziehungen bestehen schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert nicht mehr. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert ist schon der alte Innigkeitszusammenhang zwischen dem Ätherkopf des Menschen und dem physischen Kopf verlorengegangen. Aber es ist doch immer aufrechterhalten geblieben ein recht inniger Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem menschlichen Ätherherzen. Aber seit dem Jahre 1721 lockert sich merkwürdigerweise immer mehr und mehr der Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem Ätherherzen. Wenn ich so sagen darf: Wenn das physische Herz da ist und das Ätherherz da (siehe Zeichnung) so war das früher mehr ein Ganzes, jetzt kann das Ätherherz geschüttelt werden ätherisch, es ist nicht mehr innerlich so dynamisch verbunden wie früher. Später werden noch andere Organe des Menschen sich vom Ätherischen lösen. Das aber, daß das Herz nach und nach sich löst von seinem Ätherteil, und bis in das 3. Jahrtausend hinein, bis man 2100 ungefähr schreiben wird, sich ganz gelöst haben wird, das macht auch in bezug auf die menschliche Entwickelung etwas sehr Bedeutsames aus. Was es ausmacht, das kann man in der folgenden Weise charakterisieren. Man muß sagen: Das macht das aus, daß die Menschen nötig haben, etwas, was ihnen früher von selbst kam durch den natürlichen Zusammenhang zwischen physischem Herzen und Ätherherzen, auf einem anderen Wege zu suchen, auf dem Wege des spirituellen Lebens. Dieses vom physischen Herzen losgetrennte Ätherherz, das wird seine richtige Beziehung zur geistigen Welt nur gewinnen, wenn der Mensch sucht spirituelles Wissen, wenn der Mensch sucht anthroposophisch orientierte geistige Gedanken. Das muß immer mehr und mehr gesucht werden.“ (Lit.:GA 190, S. 121ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.