Anthroposophie-Kritik und Gnosis: Unterschied zwischen den Seiten

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Seit ihrem Bestehen hat die [[Anthroposophie]] als "Wissenschaft vom Übersinnlichen" nicht nur eine große Anhängerschaft, sondern auch eine ebenso aktive Gegnerschaft. Dabei sind der Streitpunkt meist die nach dem heutigen [[Naturwissenschaft|Naturwissenschaftsbegriff]] nicht belegbaren Lehren Steiners. Gedanklich nachvollziehen könne die Anthroposophie jeder Mensch, der sie vorurteilsfrei prüft, behauptet Steiner. Um eigene [[Übersinnliche Welt|übersinnliche]] Erkenntnisse zu erlangen, muss, folgt man [[Rudolf Steiner|Steiner]], allerdings das persönliche spirituelle Erkenntnisvermögen entwickelt werden. Der Aufforderung, sich auf die Anthroposophie denkend einzulassen oder gar das persönliche Erkenntnisvermögen durch [[Meditation]] weiterzuentwickeln, um sie zu verstehen, wird derjenige nicht folgen, der Übersinnliches ohne Belege im naturwissenschaftlichen Sinn von vornherein nicht gelten lassen will. In der heutigen Zeit ist eine solche Forderung für viele wissenschaftlich vorgeschulte und skeptisch beziehungsweise materialistisch eingestellte Menschen allerdings eine Zumutung und sie kommen ihr in der Regel nicht nach. Anthroposophie wird auch daran gemessen werden, wie sie mit solcher, aus unserer Zeitbildung durchaus verständlicher Kritik, sachlich und konkret umzugehen weiß.  
Die '''Gnosis''' (von {{ELSalt|γνῶσις}}, ''gnōsis'', „die [Er-]Kenntnis“), oft auch als '''Gnostizismus''' oder '''Gnostik''' bezeichnet, ist eine sehr heterogene [[Wikipedia:Synkretismus|synkretistische]], weitgehend [[esoterisch]] gehaltene, weltabgewandte [[geist]]ige Strömung, die ihre Blütezeit in der [[Wikipedia:Spätantike|spätantiken]] Welt des [[Wikipedia:2. Jahrhunder|2.]] und [[Wikipedia:3. Jahrhundert|3. Jahrhundert]]s n. Chr. hatte und das alte [[Mysterien]]wissen mit dem [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen]] [[Denken]] der [[Wikipedia:Antike|Antike]] und vielfach auch mit [[christlich]]em Gedankengut zu verbinden suchte. Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete [[Neuplatonismus]]. Es gab [[christlich]]e, [[Judentum|jüdische]], [[Heidentum|heidnische]] und zugleich meist stark [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]] geprägte Gnostiker, die sich selbst als ''Wissende'' bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den [[okkult]]en Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische [[Mystik]] auch als [[Mathesis]] aufgefasst, weil sie mit der selben [[Gedanke]]nklarheit wie die [[Mathematik]] nach geistiger [[Erkenntnis]] strebte.


Anthroposophie-Kritik wird und wurde erfahrungsgemäß auf folgende Gebiete bezogen:
== Quellen ==


*[[Wissenschaft]]
Die [[Pistis Sophia]] ({{ELSalt|Πίστις Σοφία}}; von {{polytonisch|πίστις}}: ''Glaube'' und {{polytonisch|σοφία}}: ''Weisheit'') ist einer der wichtigsten [[Wikipedia:koptisch|koptisch]]-[[Gnostizismus|gnostischen]] Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der [[Christus]] nach seiner [[Auferstehung]] mit den Jüngern gehalten haben soll. Die Schrift ist besonders bedeutsam, weil sie, neben «[[Die beiden Bücher des Jeû]]» und den erst viel später aufgefundenen [[Nag-Hammadi-Schriften]], eines der wenigen direkten Zeugnisse der antiken Gnosis ist, das nicht aus den teilweise sehr polemischen und entstellenden [[Wikipedia:Patristik|patristischen]] apologetischen Schriften gegen die als [[Häresie|Häretiker]] verdammten Gnostiker stammt.
*[[Religion]]
*[[Politik]]
*[[Waldorfpädagogik]]


'''Siehe zu diesem Thema auch [[FAQ-Vorwürfe]]'''
Die [[Nag-Hammadi-Schriften]] sind eine reiche Sammlung von von 47 unterschiedlichen [[Wikipedia:Frühchristentum|frühchristlichen]] Texten hauptsächlich gnostischer Orientierung, die im Dezember [[Wikipedia:1945|1945]] in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes [[Nag Hammadi]] von ansässigen Bauern gefunden wurde. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt. Dazu gehört insbesondere das [[Thomasevangelium]].


== Wie widerlegt man Geistesforschung? ==
== Hauptmerkmale ==
Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in [[Wikipedia:Messina|Messina]] wurden folgende, allen gnostischen Systemen gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:


[[Rudolf Steiner]] hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass eine kritische Hinterfragung der Ergebnisse der [[Geistesforschung]] nicht nur angebracht, sondern ''notwendig'' ist, wenn sie ihren [[wissenschaft]]lichen Charakter wahren will. Geisteswissenschaft darf nicht bloß auf Treu und Glauben angenommen, sondern kann nur aus [[Verstand|Verständnis]] und klarer [[Einsicht]] erworben werden. Um zu einem solchen Verständnis kommen zu können, ist es - wie bei jeder anderen [[Wissenschaft]] - selbstverständlich notwendig, sich gründlich mit den Erkenntnisvoraussetzungen der [[anthroposophisch]]en [[Geisteswissenschaft]] vertraut zu machen.
{{Zitat|... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt
hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt
und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück
seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig
wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich
ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung
des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals ''sophia'' oder
''ennoia'' genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und —
wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an
welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es
den göttlichen ‹Funken› (oft als ''pneuma'', ‹Geist›, bezeichnet)
wieder herausholen muß.|Ursprünge des Gnostizismus|Messina 1966<ref>zit. nach: Rudolph, S 65f</ref>}}


<div style="margin-left:20px">
Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte Geisteshaltung, die das [[Heil]] des [[Mensch]]en darin sieht, sich von der Befleckung durch [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (''[[pleroma]]'') von [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], die er aus seinem unergründlichen Urgrund [[emaniert]]. Die äußere [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt ist ''nicht'' seine [[Schöpfung]], sondern die einer untergeordneten Wesenheit, des [[Demiurg]]en, der negativ und sogar als gefallener [[Engel]], als böser [[Widersacher]] empfunden wird (vgl. → [[Jaldabaoth]]). Der Mensch, weil er den «[[Göttlicher Funke|göttlichen Funken]]» des höchsten Göttlichen in sich trägt, steht höher als der Demiurg, der nur ein untergeordnete Schöpfergott ist, und der Mensch steht auch höher als die [[Engel]]wesen, die diesem dienen. Die [[Paradiesesschlange]], die dem Menschen seine Göttlichkeit bewusst macht, wird in den verschiedenen gnostischen Lehren unterschiedlich, oft aber weitgehend positiv bewertet.  
"Es liegt in der Natur der Tatsachen, daß diese Geistesforschung
in unserer Gegenwart infolge des Standes unserer
Zeitbildung und infolge mancherlei anderer Tatsachen viele
Gegnerschaft nach sich zieht. Aber nichts wäre gerade dieser
Geisteswissenschaft unangemessener, als wenn sie in Fanatismus
verfallen würde und sozusagen nur das sehen
wollte, was von dem Gesichtspunkte ihrer Vertreter an
Gründen für sie aufgebracht werden kann. Fanatismus muß
gerade - und wir werden sehen, aus welchen Gründen -
dieser Geistesforschung völlig fernliegen. Daher muß sie,
mehr als dies vielleicht von irgendeinem anderen Standpunkt
aus nötig ist, darauf bedacht sein, die Einwände
ihrer Gegner zu verstehen, ja, sie muß sie in einem gewissen
Sinne geradezu tolerieren, und begreiflich muß es ihr erscheinen,
daß eine ganze Anzahl gerade ehrlicher Wahrheitssucher
der Gegenwart nicht mit ihr gehen können. Es
ist ja meine Gewohnheit gewesen — die verehrten Besucher
der früheren Vorträge werden das wissen, und diese Gewohnheit
soll auch in der Folge fortgesetzt werden -, bei
den einzelnen Vorbringungen zugleich auf die möglichen
Einwände Rücksicht zu nehmen. Heute sollen sozusagen
bedeutungsvollere, gewichtigere Einwände vorweggenommen
werden. Denn Einwände gegen das, was von dem
Standpunkte der Geistesforschung zu sagen ist, ergeben sich
wahrlich nicht bloß von den Gegnern her, sondern bei einem
gewissenhaften Betriebe der Geistesforschung fühlt sich die
Seele, die einem solchen Betriebe hingegeben ist, auf Schritt
und Tritt selber vor diese möglichen Einwände gestellt.
Weil ja die Wahrheiten der Geistesforschung in der Seele
errungen, erkämpft werden müssen, so muß die Seele in
einer gewissen Weise dem Gegner in bezug auf solche Einwände,
die in der Seele selbst geltend gemacht werden, auch
gewachsen sein, und viel besser wird man auf diesem Gebiete
fortkommen, wenn man sich von vornherein darüber
klar ist, was alles eingewendet werden kann." {{Lit|{{G|62|9f}}}}
</div>


Von besonderer Bedeutung - auch für das Selbstverständnis der Anthroposophie - ist die sachliche Aufklärung von Irrtümern, die auf einer missverständlichen Interpretation geisteswissenschaftlicher Forschungsergebnisse beruhen.
Der [[Ethik|ethisch]]-[[Religion|religiöse]] Dualismus, wie ihn auch die [[Manichäer]] vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von [[Gut]] und [[Böse]], zwischen [[Licht]] und [[Finsternis]], ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Die Wurzel des Bösen liegt in der durch die Finsternis bewirkten Unwissenheit, dem mangelnden Wissen von dem «unbekannten Gott». [[Erlösung]] kann nur durch [[Erkenntnis]] („Gnosis“) geschehen. Die ganze äußere Schöpfung - bis in die höchsten  Sphären des sichtbaren Himmels - ist schlecht, weil sie der Finsternis verfallen ist. Mithin wird auch das [[körper]]liche [[Dasein]] als solches negativ beurteilt. Die [[christlich]]en Gnostiker wussten daher viel über das [[geist]]ige [[Wesen]] des [[Christus]] zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche [[Menschwerdung Gottes]] und für die [[Auferstehung]], die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.


<div style="margin-left:20px">
{{Zitat|Man geht
"Durch nichts wird eine Anschauung besser beleuchtet als durch die Aufdeckung der ihr entgegenstehenden Irrtümer." {{Lit|{{G|2|53|52}}}}
nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und
</div>
Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt
und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung
stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus
den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine —
zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele»
oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der
Ruhe verkündet hat.|Kurt Rudolph|''Die Gnosis'', S 7}}


===Anthroposophie als Geheim-Wissenschaft===
=== Der «unbekannte Gott» ===
Die Anthroposophie fußt auf Rudolf Steiners Werk. Er wird als ihr Begründer und bis heute maßgeblicher [[Esoterik|Esoteriker]] verstanden. Der Begriff '''Geheimwissenschaft''' ist eine von Steiner verwendete Bezeichnung für seine eigene Lehre der Dinge, deren [[Erkenntnis]] über das bloße [[Verstand]]esdenken hinausgeht, also die "Wissenschaft vom Übersinnlichen". Kritikern wird oft entgegnet, Steiners Werke seien von der Kritik selbst nicht hinreichend verstanden oder der Beurteiler verfüge nicht über die erforderlichen Urteilsgrundlagen.


Ein Ziel seiner Geheim- oder Geisteswissenschaft ist nach Steiner die Ausbildung und Förderung der moralischen und geistigen Entwicklung und die Zusammenarbeit von Menschen, die an ihr interessiert sind. Die anthroposophische Schulung wird als moderner und Jedermann zugänglicher Weg zur Entwicklung höherer geistiger Fähigkeiten beschrieben. Ab einer bestimmten Stufe wird seine Lehre von Anthroposophen als Ausdruck eines [[Hellsehen|übersinnlichen Wahrnehmungsvermögens]] verstanden. Eine sog. „Richtigkeit“ seiner übersinnlichen Wahrnehmungen könne ein Schüler Rudolf Steiners demnach mit einem sog. „[[Evidenz]]erlebnis“ feststellen, welches im Zusammenhang mit der Wahrnehmung auftrete. Durch Vergleich mit Aussagen vertrauenswürdiger Quellen übersinnlicher Wahrnehmung sei eine Überprüfung ebenfalls möglich. Hierzu nennt Steiner unter anderem die von ihm selbst dokumentierten Schilderungen, insbesondere Beschreibungen der Weltentstehung und -entwicklung bis in früheste Zeiten, Schilderungen von [[Reinkarnation]], [[Karma]] und [[Präexistenz|vorgeburtlicher]] sowie [[Leben nach dem Tod|nachtodlicher]] Vorgänge. Die Beschreibung "höherer [[Wesensglieder]]" des Menschen und ihr Zusammenwirken sowie umfangreiche Ausführungen zur [[Christologie]] seien ebenso zu berücksichtigen wie seine Beschreibungen über geistige Wesenheiten der [[Hierarchienlehre]] und [[Engel]]lehre oder [[Naturgeist]]er.
Der unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles [[Sein]]s, vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Kabbala|Kabbalisten]]. Im [[Apokryphon des Johannes]] wird [[Johannes (Apostel)|Johannes]] von dem [[Christus]] ausführlich über das [[Wesen]] des «unbekannten Vaters» belehrt:


Steiner nennt den von ihm beschriebenen Schulungsweg selbst ''wissenschaftlich'', da dieser, richtig ausgeführt, jederzeit mit wachem [[Bewusstsein]] begleitet werde. Kritiker vermeiden dabei nach Ansicht von Anthroposophen seine Auseinandersetzung mit seinem eigenen erkenntniswissenschaftlichen Ansatz, den er als notwendige Voraussetzung seiner Geisteswissenschaft bezeichnete.
{{Zitat|Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.<br>


{{GZ|Sie will über Nichtsinnliches in derselben
Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen.  Er ist das unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher.  Er hat keinen Anteil, weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.<br>
Art sprechen, wie die Naturwissenschaft über Sinnliches
spricht. Während die Naturwissenschaft im Sinnlichen mit
dieser Forschungsart und Denkweise stehenbleibt, will Geheimwissenschaft
die seelische Arbeit an der Natur als eine
Art Selbsterziehung der Seele betrachten und das Anerzogene
auf das nichtsinnliche Gebiet anwenden. Sie will so
verfahren, daß sie zwar nicht über die sinnlichen Erscheinungen
als solche spricht, aber über die nichtsinnlichen Weltinhalte
so, wie der Naturforscher über die sinnenfalligen.
Sie hält von dem naturwissenschaftlichen Verfahren die seelische
Verfassung innerhalb dieses Verfahrens fest, also gerade
das, durch welches Naturerkenntnis Wissenschaft erst
wird. Sie darf sich deshalb als Wissenschaft bezeichnen.|13|36}}


===Anthroposophie und Christentum===
Denn der, der über allen steht,  hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.<br>
[[Christus]] ist für die Anthroposophie eine der höchsten Gottheiten (siehe [[Hierarchien]]). Er nimmt in der [[Dreifaltigkeit|Trinität]] den Platz des Sohnes ein. Sein Opfer für die Erde sei es gewesen, sich mit den Menschen und ihrem Planeten zu verbinden um ihnen weitere geistige Entwicklung zu ermöglichen. So habe er sich für drei Jahre im Menschen Jesus [[Inkorporation (esoterisch)|inkorporiert]] und in ihm den irdischen Tod erlitten.  
Durch das Opfer dieses hohen Sonnenwesens, sei die geistige Entwicklung des Menschen und der Erde in eine dem "Weltenplan" entsprechende Richtung ermöglicht worden. Die [[Auferstehung]] bezeichnet Steiner als das "Mysterium von Golgatha", welches aber nicht als Auferstehung des Fleisches gewertet, sondern als vollkommene Gestalt des gekreuzigten Wesens (Wiederherstellung des [[Phantom]]leibs) gesehen wird. Christus wurde nach der Anthroposophie zum [[Ich]] der neu werdenden Erde. Ihre [[Aura]] verändere sich ständig und betrete dadurch einen Weg der Vergeistigung, bei dem ihr der zukünftige Mensch helfen soll. Die Wiederkunft Christi geschehe stufenweise, als [[ätherisch|ätherischer]], [[astral|astraler]] und [[kosmisch|kosmischer]] Christus. Steiner sah in [[Jesus]] von Nazareth einen hochstehenden [[Juden|jüdischen]] "Eingeweihten", der während der Jordan-Taufe den Christus-Geist in sich aufgenommen habe. ''Siehe auch: [[Christengemeinschaft#Unterschiede zu den Lehren der großen christlichen Kirchen|Christengemeinschaft]]''


Die Amtskirchen, deren (biblischer) Glauben auf dem [[Auferstehung|Auferstehungsgedanken]] und der [[Erlösung]] durch [[Sünde|Sündenvergebung]] beruht, distanzieren sich von Steiners Reinkarnationslehre.<ref>Vgl. z. B. http://www.kath.net/news/30480 - anderer Auffassung hingegen ist der katholische Theologe Norbert Bischofberger, der zu diesem Thema promovierte. Vgl. Norbert Bischofberger: Werden wir wiederkommen? Der Reinkarnationsgedanke und die Sicht des christlichen Glaubens. In: Nothart Rohlfs (Hg.): Wie wir wurden, wer wir sind. Kontroverse Sichtweisen zur Frage von Reinkarnation und Karma, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1999, S. 13ff</ref> In der Anthroposophie steht die Erlösung nicht am Ende eines einzigen, sondern am Ende einer Reihe vieler Leben. Erlösung stelle sich ein, wenn sich der Mensch durch viele Verkörperungen hindurch zu dem '''wahren Menschen''', einem Wesen, dass einen eigenen Platz in den himmlischen [[Hierarchien]] einnimmt, entwickelt habe.
Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt. Er ist Leben, das Leben gibt.<br>


Wiederholt wurde sowohl von Anthroposophen als auch von anthroposophisch orientierten Theologen das Gespräch mit der evangelischen und katholischen [[Kirche]] gesucht.<ref>Vgl. z.B.: Wolfgang Kilthau: Christus als Herr des Karma. Zwanzig Jahre Arbeitskreis <<Anthroposophie und Theologie>>. In: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland - Anthroposophie weltweit, September 2018, S. 1 - 2</ref>
Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.<br>


===[[Rassismus]]vorwurf===
Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.<br>
Der Rassismusvorwurf, beruht auf einem Mißverständnis der Schilderung von Weltentwickelungsstufen mit demjenigen, was allgemein unter dem Begriff der Rasse heute verstanden wird.
Steiner gliedert die Menschheitsentwicklung in unterschiedliche Epochen, die von je einer "[[Wurzelrasse]]" dominiert waren: der "[[Polarische Zeit|polarischen]] Wurzelrasse", der "[[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen]] Wurzelrasse", "[[Lemurische Zeit|Lemuriern]]", "[[Atlantis|Atlantiern]]", der "arischen-" (nicht zu verwechseln mit dem [[Wikipedia:Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Begriff "Arier") oder "nachatlantischen Wurzelrasse", welche die gegenwärtige Entwicklungsphase (seit etwa [[Wikipedia:7000 v. Chr.|7000 v. Chr.]]) repräsentiert. Wobei der Begriff "Rasse" hier laut Anthroposophen nur im übertragenen Sinne aufgefaßt werden darf, da nur drei der fünf von ihm benannten Wurzelrassen auf der Erde [[inkarnation|verkörpert]] gewesen seien. Statt von Wurzelrassen solle man daher von großen menschheitlichen und erdgeschichtlichen "Entwicklungsepochen" sprechen. Tatsächlich hat Rudolf Steiner diese noch aus der [[Theosophie|Theosophischen Gesellschaft]] stammende Terminologie später kaum mehr benutzt. Seine Anhänger begründen das mit seiner Ablehnung des damals aufkommenden [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]]. Die Entstehung verschiedener Rassen sei für die Erdenentwicklung nötig gewesen, damit sich Menschenseelen mit bestimmten Aufgaben und Fähigkeiten in bestimmten Kulturen [[inkarnation|inkarnieren]] könnten um dort wichtige Impulse zu ermöglichen oder aufzunehmen.


{{GZ|Der Mensch ist Mensch dadurch,
Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und existiert im Schweigen, indem er ruht und
daß er während der Erdenzeit durch die Geister der höheren Hierarchien
vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.|Apokryphon des Johannes|''Der unbekannte Vater'' [http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Apokryphon%20des%20Johannes.htm]}}
sein Ich erhalten hat und ... dieses Ich sich im Laufe der aufeinanderfolgenden [[Inkarnation]]en
weiter entwickelt durch verschiedene Menschengemeinschaften, durch
Völker und Zeiträume hindurch, bis die Erde am Ziel ihrer Entwickelung
angelangt sein wird ...|159|203}}


Der Rassenbegriff Steiners ist nach Ansicht seiner Vertreter gegenüber dem des faschistischen Rassismus grundlegend anders motiviert. Während der Rassenbegriff des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] aus der materialistischen Evolutionstheorie [[Charles Darwin|Darwins]] abgeleitet ist, verstehe Steiner die "Wurzelrassen" nicht als ethnische Zuordnung, sondern als in große Zeitepochen von mehreren tausend Jahren einzuordnende menschliche Entwicklungsstadien. So sei z.B. die nachatlantische Wurzelrasse zu den Anfängen der nachatlantischen Kulturepochen noch prägend. Steiner sieht für die gegenwärtige fünfte nachatlantische Kulturepoche die leiblichen Rassenunterschiede und insbesondere Höher- und Minderwertigkeiten einzelner Rassen als überwunden an. Er sieht die Bedeutung der Rassen seit Tausenden von Jahren schwinden, da die typischen Eigenschaften bestimmter Rassen immer mehr abnähmen und die zukünftige Menschenmission rassenübergreifend sein würde.
=== Das [[Pleroma]] ===


{{GZ|Es ist ... von einer ganz besonderen Wichtigkeit ..., daß gerade in
Der Begriff «[[Pleroma]]» umfasst für die Gnostiker die Gesamtheit aller [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] und [[Äonen]], die der «unbekannte Gott» [[Emanation|emaniert]] hat. Im nachfolgenden Text identifiziert Steiner den [[Demiurg]] mit diesem «unbekannten Gott», der die Quelle alles [[Sein]]s ist. In den meisten gnostischen Texten wird als Demiurg allerdings nur der untergeordnete, negativ bewertete Schöpfergott bezeichnet, der die äußere Welt der Finsternis bzw. der Materie hervorgebracht hat, also [[Jahve]] oder [[Jaldabaoth]].
unserer Zeit in unbefangenster Weise auch gesprochen wird über dasjenige,
was wir die Mission der einzelnen Volksseelen der Menschheit
nennen ..., weil die nächsten Schicksale der Menschheit in einem viel
höheren Grade als das bisher der Fall war, die Menschen zu einer gemeinsamen
Menschheitsmission zusammenführen werden.|121|13}}


Sehr nachdrücklich habe Rudolf Steiner immer wieder betont, dass die konstatierbaren Rassemerkmale nichts über das Wesen des individuellen Menschen aussagen:
<div style="margin-left:20px">
"Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt - für die ältere
Menschheit durchaus verständlich, für die spätere Menschheit nicht
mehr verständlich -, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen,
was uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen
unter dem Ausdrucke Pleroma (siehe Schema). Das Pleroma ist
also eine Welt, von individualisierten Wesen bevölkert, die sich erhebt
über der Welt des Physischen. Gewissermaßen auf der untersten
Stufe dieser Welt, dieser Pleroma-Welt, erscheint der durch Jahve
oder Jehova ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe
dieses Pieromas ersteht eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem
einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe, sondern
in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die
Abstammung vom Pleroma, vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt
nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamoth, mit
der man in Griechenland eben das Hinaufstreben der Menschheit
nach dem Geistigen andeutete. So daß also durch Achamoth ein wiederum
Zurückstreben zu dem Geistigen vorhanden ist (roter Pfeil).
Nun gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an, daß
der Demiurg dem Streben der Achamoth entgegengekommen ist und


{{GZ|...ich bitte das nicht mißzuverstehen, was
[[Datei:GA225 119.gif|center|500px|Tafel 7]]
eben gesagt wird; es bezieht sich nur auf den Menschen, insofern er von
den physisch-organisatorischen Kräften abhängig ist, von den Kräften,
die nicht sein Wesen als Menschen ausmachen, sondern in denen er
lebt...|121|79}}


Das Rassedenken müsse genauso wie die Rassen überwunden werden:
einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen
Jesus vereinigte, damit das Streben der Achamoth in Erfüllung gehen
könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon-
Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von
höherer geistiger Art als Jahve oder Jehova gedacht wurde (grüner
Pfeil)." {{Lit|{{G|225|119f}}}}
</div>


{{GZ|Die Menschheit mischt
== Gnosis und Neuplatonismus ==
sich, um sich von geistigen Gesichtspunkten aus zu gruppieren. Es war
eine Ungezogenheit, in der Theosophie von den Rassen so zu sprechen,
als ob sie immer bleiben würden...  Wie alles entsteht, so sind auch die Rassen entstanden, und wie
alles wieder vergeht, werden auch die Rassen wieder vergehen, und
jene, die immer nur von Rassen gesprochen haben, die werden sich
daran gewöhnen müssen, ihre Begriffe flüssig zu machen.|99|144}}


Die menschliche Zugehörigkeit bezieht sich bei Steiner nicht nur auf die physische Rasse, sondern auf die Volksseele.  
Es gibt manche Gemeinsamkeiten zwischen der Gnosis und dem [[Neuplatonismus]], vor allem wenn es um die Bedeutung der rein geistigen Weltbereiche geht. Auch die Neuplatoniker hatten eine ausgefeilte [[Emanation|Emanation]]slehre. Womit sie aber nicht mitgehen konnten, war die Verteufelung der ganzen äußeren Welt. Für die Platoniker war der äußere [[Kosmos]] trotz seiner Trübung durch die [[Materie]] ein Ort der Schönheit und Ordnung, in der sich die Gesetze des ewigen Geistes widerspiegeln. [[Plotin]], der führende Denker der Neuplatoniker, wandte sich daher entschieden gegen die weltverneinenden Lehren der Gnostiker. In seinen [[Enneaden]] schreibt er «Gegen die Gnostiker oder gegen die welche sagen, der Weltbildner sei schlecht und die Welt sei schlecht»:


{{GZ|...es vererbten sich die
{{Zitat|Wer also die Natur der Welt tadelt, weiss nicht
Rassenmerkmale in der atlantischen Zeit und bis herein in unsere nachatlantische
was er thut noch wieweit er sich in seiner Frechheit
Epoche. Wir werden sehen, wie in unserer Zeit die Volksmerkmale
versteigt. Dies kommt aber daher, weil sie das Gesetz
das sind, was die Rassencharaktere wieder auseinander
der Stufenfolge vom Ersten, Zweiten, Dritten u.s.f. bis
bringt, was sie wieder auszulöschen beginnt... Die Rassen sind entstanden und werden
zum Letzten nicht kennen, weil sie nicht wissen, dass
einmal vergehen, werden einmal nicht mehr da sein.|121|76}}
man es den Dingen nicht vorwerfen darf, weil sie
schlechter sind als das Erste, sondern geduldig sich in
das Naturgesetz des Alls zu fügen hat, rüstig zum Ersten
emporeilend und ablassend von der theatralischen
Ausschmückung der eingebildeten Schrecken,
welche das Sphärensystem der Welt verursachen soll,
das im Gegentheil doch alles zu ihrem Heile fördert.
Was liegt denn Furchtbares in diesen Sphären, wie sie
es doch den Leuten einzureden suchen, die in philosophischen
Untersuchungen nicht geübt sind und einer
auf Bildung begründeten richtigen Erkenntniss entbehren?
Wenn ihre Körper feurig sind, so braucht
man sich deshalb nicht vor ihnen zu fürchten, da sie
trotzdem das richtige Verhältniss zum All und zur
Erde bewahren; auf ihre Seelen muss man blicken,
durch die ja auch sie jedenfalls geehrt sein wollen.
Und doch sind auch ihre Körper ausgezeichnet durch
Grösse und Schönheit, sie tragen thätig und hülfreich
mit bei zu dem, was gemäss der Natur entsteht, was
niemals aufhören kann zu entstehen so lange es das
Erste giebt, sie helfen das All ergänzen und sind grosse
Theile des Alls. Wenn aber den Menschen gegenüber
den andern lebendenWesen ein besonderer
Werth zukommt, so in noch viel höherem Grade
ihnen, die nicht zur Tyrannei im All vorhanden sind,
sondern ihm seinen Schmuck und seine Ordnung verleihen.|Plotin|''Enneaden'' II 9,13}}


So kommt denn auch der Rassismusforscher George L. Mosse zum Ergebnis: ''„Theosophie konnte in der Tat auch einen neuen Humanismus tragen. Rudolf Steiners 1913 in Berlin gegründete >>Anthroposophische Gesellschaft<< verband Spritualismus mit Freiheit und Universalismus.“''<ref>George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Fischer TB, Frankfurt a. M. 2006, S. 119 - 120</ref>
== Rudolf Steiner über die Gnosis ==


* [https://www.youtube.com/watch?v=xF0Rt9DcFyI Mit offenen Karten: Die Entstehung des Rassismus] YouTube
[[Rudolf Steiner]] sagt über die Gnosis:


===Antisemitismus-Vorwurf===
<div style="margin-left:20px">
Die Kritik Steiners an dem vom U.S.-Präsidenten Woodrow Wilson initiierten ''Selbstbestimmungsrecht der Völker'' begründet sich auf der Ausgrenzung von Minderheiten innerhalb von ethnisch einheitlichen Nationalstaaten. So richtet sich Steiner gegen eine Ausgrenzung der Juden als Minderheit innerhalb eines ethnisch einheitlichen Nationalstaates. So wie er ethnische Schranken und nationale Grenzen generell als anachronistisch betrachtete, betrachtete er die Idee des Judentums als ethnische Sondergruppe insbesondere in seiner [[Zionismus|zionistischen]] Spielart als rückschrittlich.
"Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken
der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig
alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst
an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht
wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung
drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn
ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt,
in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich
schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem,
was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines
leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung
drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn
ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei
jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht
reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet
zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt
das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam
von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele
sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen
Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das
unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern
nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt
und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der
Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der
Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann
sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder
andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig
Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was
unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus
so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der
dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten;
denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie
Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der
Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer
Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.


Das [[Judentum]] begreift Rudolf Steiner nicht als Rasse, sondern als eine auf religiöser und nationaler Einheit basierende Gemeinschaft, die sich selbst ausgrenzt. Diese habe dadurch eine isolierte [[Kultur]] begründet:
Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser
Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt:
Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um
dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an,
sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen
Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten
Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer
spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere
Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir
in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat,
daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen
Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der
Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen
Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht
nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch
herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts
angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und
die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen.
Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das
Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden
Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig
Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du
selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der
Gnostiker.


{{GZ|Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt,
Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser
hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens,
Welt?
und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein
Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben
konnten.|32|156}}


Damit war dennoch Steiners scharfe Ablehnung des Antisemitismus verbunden:  
Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese
Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts.
Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns
etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie
des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die
Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis
versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch
über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den
dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker,
auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da
vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche
Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch,
zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen
Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten.
Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas
von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten
wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich
aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was
fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia,
in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt,
das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt
nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken,
lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt
aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam
als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite
geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in
alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust
du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten,
so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil
sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst
nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der
Äonen.


{{GZ|Der Antisemitismus ist nicht allein für die Juden eine
Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der
Gefahr, er ist es auch für die Nicht Juden. Er geht aus einer
reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie
Gesinnung hervor, der es mit dem gesunden, geraden Urteil
nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den
nicht Ernst ist. Er befördert eine solche Gesinnung. Und wer
reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere
philosophisch denkt, sollte dem nicht ruhig zusehen... Jede unbestimmte Haltung
Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als
ist vom Übel.|31|413}}
diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich
im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter
sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus
auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung
heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des
Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das,
was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen
Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht
durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt
auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen
Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der
abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen
wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.


In der Diskussion um den Rassenbegriff Rudolf Steiners soll nach Meinung der anthroposophischen Gesellschaft auch berücksichtigt werden, dass Steiner bereits Ende des 19. Jahrhunders als scharfer Kritiker des [[Antisemitismus]] sowie seiner völkischen und alldeutschen Vertreter auftrat. Dies trug ihm die erklärte Feindschaft dieser Gruppen ein (Siehe hierzu bei Ravagli). Sein Denken stimme mit den heutigen Forderungen nach ethnischem Pluralismus überein:
Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt
ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis
die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen
die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit,
von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt
ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt,
dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird
nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden.
Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch
verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen
könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister,
den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister,
ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen,
was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In
seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen
sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der
göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich-
geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist,
aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all
das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde,
einverleibt ist.


{{GZ|So wie die Abgründe zwischen den einzelnen
Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt
Nationen immer mehr und mehr verschwinden, so wie sich die einzelnen
sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung
Teile der verschiedenen Nationen immer mehr und mehr verstehen,
von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen
so werden sich auch andere [[Gruppenseele]]nhaftigkeiten abstreifen,
Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie
und immer mehr wird das Individuelle des einzelnen Menschen
sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der
in den Vordergrund treten...  
göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde,
in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung
ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das
ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den
Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit
des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war.
Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie
auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der
Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in
der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser
materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke,
lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält
an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach
der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt,
einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der
Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer
Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal
klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion,
sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher
werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche
solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben
sprechen." {{Lit|{{G|149|18ff}}}}
</div>


Wenn wir es von einer andern Seite fassen wollen,
=== Gnosis und Anthroposophie ===
so können wir sagen, innerhalb der Entwickelung der Menschheit
verliert immer mehr und mehr der Begriff, worin sich die Gruppenseelenhaftigkeit
am meisten ausdrückt, an Bedeutung, nämlich der
Rassenbegriff... Deshalb ist es notwendig, daß diejenige Bewegung,
welche die anthroposophische genannt wird, welche vorbereiten
soll den sechsten Zeitraum, gerade in ihrem Grundcharakter dieses
Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, daß sie nämlich zu vereinigen
sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf
diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede,
diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden
sind.|117|151f}}


Gerade die Hochschätzung der eigenen Individualität - unabhängig von jeder Volks- und Rassenzugehörigkeit, macht die Anthroposophie zu einem universalen Geist-Impuls, der gar nicht national-chauvinistisch (oder gar rassistisch) sein kann.<ref>Vgl. z.B. Udi Levy: Anthroposophie und Ich. In: Zeitschrift INFO 3, Januar 2019, S. 54 - 55</ref>
<div style="margin-left:20px">
"Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man
als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten
atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste
Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung,
wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt
habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche
versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war
eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer
Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu
verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann
vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet
worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur
wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz
römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum
durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt,
daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums
in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet
worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis
sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." {{Lit|{{G|342|191f}}}}
</div>


===Historisch-Politische Kritik===
== Gnosis als Weltanschauungsstimmung ==
Bereits 1933 begann durch Pressekampagnen, Vortragsreihen und einem in Darmstadt und Berlin inszenierten Theaterstück die öffentliche Hetze gegen den "''Theosophen, Juden, Freimaurer und Kommunisten Rudolf Steiner''". Dieser habe durch seine Suggestionen unmittelbar bewirkt, daß der Generalfeldmarschall von Moltke die Marneschlacht und als Folge davon den Weltkrieg verlor; selbstverständlich alles im Dienste der Entente-Freimaurerei und des Weltjudentums. Steiner belegte bereits im Jahre 1922 einen der ersten 10 Plätze auf der durch die NSDAP geführten Liste der "zu erschiessenden prominenten Persönlichkeiten" und überlebte mehrere Tötungsversuche.


Obwohl manche Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft versuchten, eine ideelle Nähe zum Nationalsozialismus vorzutäuschen, scheiterten alle Anbiederungs- und Gleichschaltungsversuche und die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland wurde am 1. November 1935 "''wegen internationaler Einstellung und enger Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten verboten''". Schon vorher hatten unter der Verbotsangst alle jüdischen Amtsinhaber ihre Ämter in der Landesgesellschaft abgegeben und ein Großteil der jüdischen Mitglieder war aus ihr ausgetreten. Nach dem Verbot bemühten sich einige Anthroposophen um eine Wiederzulassung, die Versuche scheiterten 1939 endgültig, als Rudolf Heß die "''Gleichbehandlung mit ehemaligen Freimaurern''" anordnete. Im gleichen Jahr entschied [[Wikipedia:Adolf Hitler|Adolf Hitler]], nach Bericht von Martin Bormann: "''Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind wie Logen-Angehörige zu behandeln; sie sind nach Meinung des Führers oft noch gefährlicher als Logen-Angehörige, weil sie mit ihren Ideen viel mehr Leute anstecken.''"
Die Gnosis ist auch eine der [[sieben]] grundlegenden [[Weltanschauungsstimmungen]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden und den sieben [[Planetensphären]] zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der [[Saturnsphäre]].


Sechs der acht [[Waldorfschule|Waldorfschulen]] mussten bis 1940 wegen erdrückender Auflagen schliessen, die anderen beiden wurden (1938 Stuttgart und 1941 Dresden) verboten.
<div style="margin-left:20px">
"Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist,
durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht
durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen.
Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse
Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde,
das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann
wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge
der geistigen Welten.


Von den acht anthroposophischen [[Heilpädagogik|heilpädagogischen]] Heimen, in denen das "lebensunwerte Leben" stattfand, wurden nur drei massiv bedroht, davon zwei geschlossen. Dennoch konnten alle Schutzbefohlenen vor der Deportation gerettet werden. Obwohl die Auswanderländer keine behinderten Kinder einreisen liessen, bot das anthroposophische Heim in der Schweiz "Sonnenhof" vielen jüdischen Behinderten Asyl.
Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus
sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale
der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied
ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen
auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen
haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer
davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal,
Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht
die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen
wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet
sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern
die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes
Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich
ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift,
der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man
könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt
sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus
bescheinen.


Der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|Biologisch-dynamische Landbau]] wurde 1933 in Thüringen verboten. Das reichsweite Verbot konnte durch das Gewinnen des Gartenarchitekten Alwin Seifert, der für die Frau von Rudolf Heß tätig war, für die Biologisch-dynamische Idee verhindert werden. Durch Heß wurden dann mehrere Verbotsversuche vereitelt. Auch Heinrich Himmler, der Diplom-Landwirt und eigentlich größter Verfolger der Anthroposophie im Nationalsozialismus war, interessierte sich für den Biologisch-dynamischen Landbau und hielt ihn, sofern er "von der Anthroposophie gereinigt werden könne" für nützlich. Die SS-eigene Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung wurde angewiesen, im organisatorischen Zusammenhang mit dem KZ Dachau gärtnerische Versuchsreihen durchzuführen. Nach dem Englandflug von Rudolf Heß 1941 zerschlug Himmler den ''Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise'' und sorgte dafür, dass der Vorsitzende [[Wikipedia:Erhard Bartsch|Erhard Bartsch]] ins KZ kam. Dennoch erfolgte kein Verbot für die biologisch-dynamische Technik, da er sie selbst ohne ihre anthroposophischen Elemente weiterführen wollte.
Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen
von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die
Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden,
wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel,
viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch
Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande,
wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um
sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten
der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker
des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und
manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des
Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen
nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts
zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen
sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles
dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen
Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge.
Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar
nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele
aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker
des Realismus.


Auch nach dem [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] mussten sich Anthroposophen vielfach mit Vereinnahmungsversuchen auseinandersetzen. So wurde der [[Wikipedia:Priester|Priester]] und ehemalige SS-Angehörige [[Werner Georg Haverbeck]] in den 1950er Jahren aus der [[Christengemeinschaft]] ausgeschlossen. Er veröffentlichte später das als revisionistisch-chauvinistisch umstrittene Buch ''Rudolf Steiner als Anwalt für Deutschland''. Dazu schrieb der damalige NPD-Kader [[Andreas Molau]] in der zweiten Auflage das Nachwort. Andreas Molau war zeitweise Waldorflehrer, und wurde von seiner Schule gekündigt, als sein politischer NPD-Hintergrund aufflog. Später wandte sich Molau von jeglicher rechtsradikaler Gesinnung ab. Heute hält er aufklärende Präventionsvorträge, um von dem rechtsradikalen Virus infizierte junge Menschen zu erreichen. Der jüngste Fall eines rechtsradikalen Vereinnahmungsversuches der Anthroposophie spiegelt sich in einem Rundbrief des NPD-Aktivisten [[Wikipedia:Horst Mahler|Horst Mahler]] wieder, der aber erfolglos blieb.
Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings
sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker
des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber
es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden
haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare
Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die
Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich
in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker
ist.


===Sektenvorwurf===
[[Datei:GA151 051.gif|center|600px]]
Die Lehre der Anthroposophie, besonders von [[Reinkarnation]] und [[Karma]], wird von vielen christlichen Kirchen nicht anerkannt - nur die [[Christengemeinschaft]] (deren Priester bei der Gründung Steiner um Rat ersuchten) erkennt die Anthroposophie an. Andere neue religiöse Bewegungen sowie der [[Buddhismus]], der [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], das sikhistische [[Yoga]] und der [[Wikipedia:Radhasoami|Radhasoami]]-Weg arbeiten ebenfalls mit dem Konzept der [[Wiederverkörperung]] und sind weltweit durchaus vertreten.


Der geweihte katholische Priester [[Pietro Archiati]] nutzte sogar Original-Zyklen Rudolf Steiners zur Ausbildung von katholischen Priesteramtsanwärtern in einem Südafrikanischen Priesterseminar.<ref>Vgl. Pietro Archiati: Aus meinem Leben. Meine Erfahrung mit Kirche und Anthroposophie, Archiati-Verlag, München 2004, S. 25ff</ref>
Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder.
Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen
wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der
ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle
zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder
durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder
durchwandeln.


Eine Zuordnung der Anthroposophie als Sekte im Sinne der Schaffung von Sonderwirklichkeiten und sozialer Isolierung ihrer Mitglieder ist nicht festzustellen; das gleiche gilt für manipulierende Mitgliederwerbung oder jugendgefährdende Aktivitäten bzw. finanzielle Ausbeutung der Mitglieder oder das Schaffen persönlicher Abhängigkeiten. Sektenvorwüfe an die Adresse der anthroposophischen Bewegung stammen zumeist aus den Reihen stark [[Wikipedia:Konfession|konfessionell]] (z.B. Lothar Gassmann, Bernhard Grom und auch Helmut Zander) oder [[Wikipedia:Agnostizismus|agnostisch]] bzw. atheistisch geprägter Beobachter (z.B. Peter Bierl und Jutta Ditfurth), denen i.d.R. das Grundwissen über [[Anthroposophie]] völlig fehlt. So schreibt denn auch der Sektenexperte Helmut Langel: "wer Rudolf Steiner nicht gelesen hat, sollte über Anthroposophie lieber schweigen."<ref>Helmut Langel: Destruktive Kulte und Sekten, Vlg. Bonn aktuell, München 1994, ISBN 3-87959-503-8, S. 22</ref> Werke [[Rudolf Steiner]]s finden sich übrigens auch in einigen Bibliotheken der Amtskirchen.
Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der
Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet
wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im
Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist
außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch
hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische
Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden
mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die
es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich
will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt.
Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich,
wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in
Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich
wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es
ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde
des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die
Geistes-Sternbilder durchläuft." {{Lit|{{G|151|49ff}}}}
</div>


Die [[anthroposophisch]]e Bewegung findet denn auch keine Erwähnung in den Sektenberichten der Kirchen bzw. der kommunalen Trägerschaften im Zusammenhang mit gesellschaftlich geächteten Vorgehensweisen. Es gibt keine Berichte über manipulative Mitgliederwerbung oder ähnliches Sektenverhalten (siehe „Abschlussbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ [http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/13/109/1310950.pdf] [http://www.sekten.at/enquete/enquete.htm] oder Sektenbericht der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport 2002).
== Siehe auch ==


Wie man dem "Orbis Handbuch Weltgeschichte - Der synchronoptische Überblick" unter anderem auch auf S. 357 entnehmen kann, gelten Rudolf Steiners Werke und Impulse als bedeutender Beitrag zur zeitgenössischen Kunst und Kultur - und auch deswegen ist die [[Anthroposophie]] vor jeglichem Sektenvorwurf gefeit. <ref>Kursbuch Weltgeschichte - Der synchronoptische Überblick, Chronik Vlg., Gütersloh/München 1997, ebendort S. 330, 357, 381, 393</ref>
* {{WikipediaDE|Gnosis|}}
* {{Eisler|Gnosis}}
* {{Kirchner|Gnosis}}


==Kritische Weblinks==
== Anmerkungen ==
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Anthroposophie – kritische Reflexionen] Tagung der Humboldt-Universität Berlin zur Anthroposophie und Waldorfpädagogik, Vorträge als downloads
*[http://www.akdh.ch/archiv.html#anthroposophie Sammlung von Artikeln der Schweizer "Aktion Kinder des Holocaust" zum Thema Antisemitismus und Anthroposophie]
*[http://www.vordenker.de/anthroposophiekritik/anthroposophiekritik.htm Kritische Anmerkungen zur Anthroposophie Rudolf Steiners]
*[http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_hansson.html Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft?] Sehr kritische Untersuchung von Sven Ove Hansson, Philosoph am königlichen Institut für Technologie in Stockholm, übersetzt von Marcus Hammerschmitt. (alternativer Link: [http://rudolfsteinerblog.wordpress.com/2013/02/24/ist-die-anthroposophie-eine-wissenschaft/])
**[http://www.klaus-frisch.de/html/nichtanthroposophie.html Was Anthroposophie nicht ist] Eine Antwort auf Hansson.
**[http://thebee.se/comments/Hansson-commented.htm SOME COMMENTS by Sune Nordwall, Stockholm] - Kommentar zu Hansson in englischer Sprache.
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Arier, Atlantis und Akasha – Eine Tagung sucht nach Rudolf Steiners Rassismus] Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 25.07.2006
*[http://anthroblog.anthroweb.info/2013/der-rassismus-und-sein-doppelganger/#.UZnK3qKeNc3 "Der Rassismus und sein Doppelgänger" - Kritik der antirassistischen Vernunft]
*[http://www.zeit.de/2011/08/C-Waldorfschule-Steiner "Rudolf Steiner: Der letzte Prophet" Artikel in "Die Zeit" von Iris Radisch]
*[[Psiram]], Esoterik-Kritische Website ([http://www.psiram.com/ge/index.php/Anthroposophie Artikel zur Anthroposophie], [http://www.psiram.com Hauptseite], [http://blog.psiram.com Blog], [http://www.psiram.com/ge/ Wiki] und [http://forum.psiram.com Forum], mehrsprachig)
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/anthroposophie.html Projekt Kritische Anthroposophie] Website


===Kritische Cyber-Anthroposophen und anthroposophische Blogs===
<references/>
* [http://www.egoisten.de Die Egoisten.de - Anthroposophie, Kunst und Literatur.]
* [http://jellevandermeulen.blogspot.de/ Blog von Jelle van der Meulen.]
* [http://www.info3.de Info3 - Monatsmagazin für Spiritualität und Zeitfragen]
* [http://www.klaus-frisch.de/html/anthroposophie.html Was ist Anthroposophie?] - Artikel auf der Homepage von ''Klaus Frisch''
* [http://www.anthromedia.net/ Internetportal Anthroposophie] (deutschsprachig)


==Literatur==
== Literatur ==
 
#[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
=== Anthroposophische Schriften ===
#[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
 
# [[Wikipedia:Karl Reinhold von Köstlin|Karl Reinhold Köstlin]]: {{Digitalisat|GB=sNsZAAAAYAAJ&hl|SZ=PA1|LT= Das gnostische System des Buches Pistis Sophia}}. Tübingen 1854. In: Theologische Jahrbücher Hrg. von Ferdinand Christian Baur, E. Zeller. Bd 13, Jg. 1854, S. 1–105; 137–196.
* Ravagli, Lorenzo: ''Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, ISBN 3-7725-1915-6
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;Rudolf Steiner
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=== Befürwortende oder neutrale Standpunkte ===
== Weblinks ==
 
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* Gerhard Wehr: ''Esoterisches Christentum''. Aspekte - Impulse - Konsequenzen, Klett Vlg., Stuttgart 1975, ISBN 3-12-908600-5
* Heisterkamp, Jens: ''Was ist Anthroposophie? Eine Einladung zur Entdeckung des Menschen''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000
 
=== Aus kritischer Sicht ===
* Erzbistum Köln (Hg.): ''Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Eine Orientierungshilfe für Katholiken'', Faltblatt, Köln 2009
* Baumann-Bay, Lydie und Andreas: ''Achtung, Anthroposophie! Ein kritischer Insider-Bericht''. Zürich : Kreuz Verlag, 2000, ISBN 3268002552.
* Klaus Bannach: ''Anthroposophie: Geheimwissenschaft?''. In: Klaus Bannach/Kurt Rommel (Hg.): Religiöse Strömungen unserer Zeit. Eine Einführung und Orientierung, Quell Vlg., Stuttgart 1991, S. 133 - 138
* Bierl, Peter: ''Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister : die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik''. Hamburg : Konkret Literatur Verlag, 1999, ISBN 3-89458-171-9
* Guido und Michael Grandt: ''Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die Anthroposophen'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2001, ISBN 3-932710-40-1
* Guido und Michael Grandt: ''Schwarzbuch Anthroposophie. Rudolf Steiners okkult-rassistische Weltanschauung'', Ueberreuter Vlg., Wien 1997 (Gegen die Weiterverbreitung dieses Buches wurde erfolgreich Klage eingereicht, dennoch zirkulieren noch einige antiquarische Exemplare!)
* Hellmich, Achim und Teigeler, Peter (Hrsg.): ''Montessoripädagogik, Freinetpädagogik, Waldorfpädagogik - Konzeption und aktuelle Praxis''. Beltz Verlag, 1999. ISBN 3407252188
* Irene Wagner: ''Rudolf Steiners langer Schatten. Die okkulten Hintergründe von Waldorf & Co'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2013, ISBN 978-3-86569-069-2
* Wegener, Franz: ''Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS''. Gladbeck 2004, ISBN 3931300153 [zu Steiners Finanzierung einer antisemitischen Schrift Heises]
* Georg Otto Schmid, Anthroposophie, Evangelische Informationsstelle [http://www.relinfo.ch/anthroposophie/info.html relinfo.ch], 1999.
* Wolfgang G. Vögele, ''Der andere Rudolf Steiner'', 2005
* Binder, Andreas<ref>Pseudonym. Der bürgerliche Name des Autors ist Dr. Hellmut Haug.</ref>: ''Wie christlich ist die Anthroposophie? Standortbestimmungen aus der Sicht eines evangelischen Theologen'', Stuttgart : Urachhaus, 1989, ISBN 3878386117
* Kniebe, Georg: ''Anthroposophie und christliche Kirchen  - Ein Gespräch?''. Stuttgart : Urachhaus, 1992, ISBN 3878389477
* Gassmann, Lothar: ''Kleines Anthroposophie-Handbuch'', MABO-Vlg., Schacht-Audorf 2006
* Grom, Bernhard: ''Anthroposophie und Christentum'', Kösel Vlg., München 1989
* Klaus von Stieglitz: ''Die Christosophie Rudolf Steiners''. Voraussetzungen, Inhalt und Grenzen, Luther-Verlag, Witten-Ruhr 1955
* Klaus von Stieglitz: ''Einladung zur Freiheit''. Gespräch mit der Anthroposophie, Radius Vlg., Stuttgart 1996
* Husmann-Kastein, Jana: ''SchwarzWeiß-Konstruktionen im Rassebild Rudolf Steiners''. In: Berliner Dialog. Zeitschrift für Informationen und Standpunkte zur religiösen Begegnung. Hrsg. v. Dialog Zentrum Berlin e.V. Themenheft. Bd. 29. Schwerpunktthema Anthroposophie. Juli 2006, S.22-29.
* Zander, Helmut: ''Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945''. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4. (Habilitationschrift).
* Zander, Helmut: ''Die Anthroposophie. Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik''. Ferdinand Schöningh Vlg., Paderborn, 1. Aufl. 2019
* [[Ansgar Martins]]: ''Rassismus und Geschichtsmetaphysik'': Esoterischer Darwinismus und Freiheitsphilosophie bei Rudolf Steiner, INFO 3-Vlg., Frankfurt a.M. 2012
*[http://www.akdh.ch/ps/Sieber-Ravagli.htm] Impliziert eine evolutionstheoretische Auffassung Rassismus? Eine Anfrage an Ravagli und an die allgemeine Evolutionslehre. Offener Brief von Ute Siebert, 2001.
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />


{{wikipedia}}
#[http://web.archive.org/web/20070907084312/wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/nhs.html Die Bibel der Häretiker. Die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi] - Erste deutsche Gesamtübersetzung ([[Wikipedia:Gerd Lüdemann|Gerd Lüdemann]], Martina Janßen).
#[http://www.gerd-albrecht.de/schriften.htm Die gnostischen Schriften] (Gerd Albrecht)


[[Kategorie:Anthroposophie]] [[Kategorie:Anthroposophie-Kritik|!]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Gnosis]]

Version vom 10. August 2014, 14:11 Uhr

Die Gnosis (von griech. γνῶσις, gnōsis, „die [Er-]Kenntnis“), oft auch als Gnostizismus oder Gnostik bezeichnet, ist eine sehr heterogene synkretistische, weitgehend esoterisch gehaltene, weltabgewandte geistige Strömung, die ihre Blütezeit in der spätantiken Welt des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. hatte und das alte Mysterienwissen mit dem philosophischen Denken der Antike und vielfach auch mit christlichem Gedankengut zu verbinden suchte. Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete Neuplatonismus. Es gab christliche, jüdische, heidnische und zugleich meist stark hellenistisch geprägte Gnostiker, die sich selbst als Wissende bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den okkulten Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische Mystik auch als Mathesis aufgefasst, weil sie mit der selben Gedankenklarheit wie die Mathematik nach geistiger Erkenntnis strebte.

Quellen

Die Pistis Sophia (griech. Πίστις Σοφία; von πίστις: Glaube und σοφία: Weisheit) ist einer der wichtigsten koptisch-gnostischen Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der Christus nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gehalten haben soll. Die Schrift ist besonders bedeutsam, weil sie, neben «Die beiden Bücher des Jeû» und den erst viel später aufgefundenen Nag-Hammadi-Schriften, eines der wenigen direkten Zeugnisse der antiken Gnosis ist, das nicht aus den teilweise sehr polemischen und entstellenden patristischen apologetischen Schriften gegen die als Häretiker verdammten Gnostiker stammt.

Die Nag-Hammadi-Schriften sind eine reiche Sammlung von von 47 unterschiedlichen frühchristlichen Texten hauptsächlich gnostischer Orientierung, die im Dezember 1945 in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden wurde. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt. Dazu gehört insbesondere das Thomasevangelium.

Hauptmerkmale

Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in Messina wurden folgende, allen gnostischen Systemen gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:

„... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals sophia oder ennoia genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und — wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es den göttlichen ‹Funken› (oft als pneuma, ‹Geist›, bezeichnet) wieder herausholen muß.“

Ursprünge des Gnostizismus: Messina 1966[1]

Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte Geisteshaltung, die das Heil des Menschen darin sieht, sich von der Befleckung durch sinnlich-materielle Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (pleroma) von geistigen Wesen, die er aus seinem unergründlichen Urgrund emaniert. Die äußere sinnlich-materielle Welt ist nicht seine Schöpfung, sondern die einer untergeordneten Wesenheit, des Demiurgen, der negativ und sogar als gefallener Engel, als böser Widersacher empfunden wird (vgl. → Jaldabaoth). Der Mensch, weil er den «göttlichen Funken» des höchsten Göttlichen in sich trägt, steht höher als der Demiurg, der nur ein untergeordnete Schöpfergott ist, und der Mensch steht auch höher als die Engelwesen, die diesem dienen. Die Paradiesesschlange, die dem Menschen seine Göttlichkeit bewusst macht, wird in den verschiedenen gnostischen Lehren unterschiedlich, oft aber weitgehend positiv bewertet.

Der ethisch-religiöse Dualismus, wie ihn auch die Manichäer vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Die Wurzel des Bösen liegt in der durch die Finsternis bewirkten Unwissenheit, dem mangelnden Wissen von dem «unbekannten Gott». Erlösung kann nur durch Erkenntnis („Gnosis“) geschehen. Die ganze äußere Schöpfung - bis in die höchsten Sphären des sichtbaren Himmels - ist schlecht, weil sie der Finsternis verfallen ist. Mithin wird auch das körperliche Dasein als solches negativ beurteilt. Die christlichen Gnostiker wussten daher viel über das geistige Wesen des Christus zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche Menschwerdung Gottes und für die Auferstehung, die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.

„Man geht nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine — zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele» oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der Ruhe verkündet hat.“

Kurt Rudolph: Die Gnosis, S 7

Der «unbekannte Gott»

Der unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles Seins, vergleichbar dem Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich) der Kabbalisten. Im Apokryphon des Johannes wird Johannes von dem Christus ausführlich über das Wesen des «unbekannten Vaters» belehrt:

„Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.

Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen. Er ist das unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher. Er hat keinen Anteil, weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.

Denn der, der über allen steht, hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.

Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt. Er ist Leben, das Leben gibt.

Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.

Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.

Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und existiert im Schweigen, indem er ruht und vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.“

Apokryphon des Johannes: Der unbekannte Vater [1]

Das Pleroma

Der Begriff «Pleroma» umfasst für die Gnostiker die Gesamtheit aller geistigen Wesen und Äonen, die der «unbekannte Gott» emaniert hat. Im nachfolgenden Text identifiziert Steiner den Demiurg mit diesem «unbekannten Gott», der die Quelle alles Seins ist. In den meisten gnostischen Texten wird als Demiurg allerdings nur der untergeordnete, negativ bewertete Schöpfergott bezeichnet, der die äußere Welt der Finsternis bzw. der Materie hervorgebracht hat, also Jahve oder Jaldabaoth.

"Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt - für die ältere Menschheit durchaus verständlich, für die spätere Menschheit nicht mehr verständlich -, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen, was uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen unter dem Ausdrucke Pleroma (siehe Schema). Das Pleroma ist also eine Welt, von individualisierten Wesen bevölkert, die sich erhebt über der Welt des Physischen. Gewissermaßen auf der untersten Stufe dieser Welt, dieser Pleroma-Welt, erscheint der durch Jahve oder Jehova ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe dieses Pieromas ersteht eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe, sondern in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die Abstammung vom Pleroma, vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamoth, mit der man in Griechenland eben das Hinaufstreben der Menschheit nach dem Geistigen andeutete. So daß also durch Achamoth ein wiederum Zurückstreben zu dem Geistigen vorhanden ist (roter Pfeil). Nun gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an, daß der Demiurg dem Streben der Achamoth entgegengekommen ist und

Tafel 7
Tafel 7

einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen Jesus vereinigte, damit das Streben der Achamoth in Erfüllung gehen könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon- Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von höherer geistiger Art als Jahve oder Jehova gedacht wurde (grüner Pfeil)." (Lit.: GA 225, S. 119f)

Gnosis und Neuplatonismus

Es gibt manche Gemeinsamkeiten zwischen der Gnosis und dem Neuplatonismus, vor allem wenn es um die Bedeutung der rein geistigen Weltbereiche geht. Auch die Neuplatoniker hatten eine ausgefeilte Emanationslehre. Womit sie aber nicht mitgehen konnten, war die Verteufelung der ganzen äußeren Welt. Für die Platoniker war der äußere Kosmos trotz seiner Trübung durch die Materie ein Ort der Schönheit und Ordnung, in der sich die Gesetze des ewigen Geistes widerspiegeln. Plotin, der führende Denker der Neuplatoniker, wandte sich daher entschieden gegen die weltverneinenden Lehren der Gnostiker. In seinen Enneaden schreibt er «Gegen die Gnostiker oder gegen die welche sagen, der Weltbildner sei schlecht und die Welt sei schlecht»:

„Wer also die Natur der Welt tadelt, weiss nicht was er thut noch wieweit er sich in seiner Frechheit versteigt. Dies kommt aber daher, weil sie das Gesetz der Stufenfolge vom Ersten, Zweiten, Dritten u.s.f. bis zum Letzten nicht kennen, weil sie nicht wissen, dass man es den Dingen nicht vorwerfen darf, weil sie schlechter sind als das Erste, sondern geduldig sich in das Naturgesetz des Alls zu fügen hat, rüstig zum Ersten emporeilend und ablassend von der theatralischen Ausschmückung der eingebildeten Schrecken, welche das Sphärensystem der Welt verursachen soll, das im Gegentheil doch alles zu ihrem Heile fördert. Was liegt denn Furchtbares in diesen Sphären, wie sie es doch den Leuten einzureden suchen, die in philosophischen Untersuchungen nicht geübt sind und einer auf Bildung begründeten richtigen Erkenntniss entbehren? Wenn ihre Körper feurig sind, so braucht man sich deshalb nicht vor ihnen zu fürchten, da sie trotzdem das richtige Verhältniss zum All und zur Erde bewahren; auf ihre Seelen muss man blicken, durch die ja auch sie jedenfalls geehrt sein wollen. Und doch sind auch ihre Körper ausgezeichnet durch Grösse und Schönheit, sie tragen thätig und hülfreich mit bei zu dem, was gemäss der Natur entsteht, was niemals aufhören kann zu entstehen so lange es das Erste giebt, sie helfen das All ergänzen und sind grosse Theile des Alls. Wenn aber den Menschen gegenüber den andern lebendenWesen ein besonderer Werth zukommt, so in noch viel höherem Grade ihnen, die nicht zur Tyrannei im All vorhanden sind, sondern ihm seinen Schmuck und seine Ordnung verleihen.“

Plotin: Enneaden II 9,13

Rudolf Steiner über die Gnosis

Rudolf Steiner sagt über die Gnosis:

"Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt, in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem, was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten; denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.

Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt: Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an, sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat, daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen. Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der Gnostiker.

Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser Welt?

Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts. Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker, auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch, zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten. Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia, in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt, das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken, lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten, so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der Äonen.

Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das, was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.

Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt, dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden. Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister, den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister, ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen, was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich- geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist, aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde, einverleibt ist.

Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde, in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war. Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke, lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt, einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion, sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben sprechen." (Lit.: GA 149, S. 18ff)

Gnosis und Anthroposophie

"Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung, wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt, daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." (Lit.: GA 342, S. 191f)

Gnosis als Weltanschauungsstimmung

Die Gnosis ist auch eine der sieben grundlegenden Weltanschauungsstimmungen, die Rudolf Steiner unterschieden und den sieben Planetensphären zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der Saturnsphäre.

"Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist, durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen. Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde, das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge der geistigen Welten.

Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal, Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift, der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus bescheinen.

Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden, wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel, viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande, wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge. Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker des Realismus.

Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker ist.

Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder. Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder durchwandeln.

Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt. Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich, wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die Geistes-Sternbilder durchläuft." (Lit.: GA 151, S. 49ff)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. zit. nach: Rudolph, S 65f

Literatur

  1. Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
  2. Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
  3. Karl Reinhold Köstlin: Das gnostische System des Buches Pistis Sophia. Tübingen 1854. In: Theologische Jahrbücher Hrg. von Ferdinand Christian Baur, E. Zeller. Bd 13, Jg. 1854, S. 1–105; 137–196.
  4. Carl Schmidt (Hrsg.): Koptisch-gnostische Schriften. Bd. I. Die Pistis Sophia. Die beiden Bücher des Jeû. Unbekanntes altgnostisches Werk, Leipzig 1905. 4., um d. Vorw. erw. Auflage, Berlin 1981 (Koptisch-gnostische Schriften; Bd. 1: Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte). Erste deutsche Übersetzung.
  5. Carl Schmidt: Pistis Sophia neu herausgegeben mit Einleitung nebst griechischem und koptischem Wort- und Namenregister. Gyldendalsk Boghandel-Nordisk Forlag, Hauniae 1925. (deutsches Vorwort, koptischer Text)
  6. G.R.S. Mead: Pistis Sophia, a Gnostic gospel (with extracts from the books of the Saviour appended) originally tr. from Greek into Coptic and now for the first time Englished from Schwartze's Latin version of the only known Coptic ms. and checked by Amélineau's French version with an introduction by G.R.S. Mead ... Published 1896 by The Theosophical publishing society [etc., etc.] in London, New York. Englische Erstausgabe.
  7. G. R. S. Mead: Pistis Sophia : a Gnostic miscellany : being for the most part extracts from the books of the Saviour, to which are added excerpts from a cognate literature ; englished (with an introduction and annotated bibliography), Watkins, London 1921.
Rudolf Steiner
  1. Rudolf Steiner: Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral, GA 149 (2004), ISBN 3-7274-1490-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Der menschliche und der kosmische Gedanke, GA 151 (1990), ISBN 3-7274-1510-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet., GA 225 (1990), ISBN 3-7274-2252-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I, GA 342 (1993), ISBN 3-7274-3420-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Die Bibel der Häretiker. Die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi - Erste deutsche Gesamtübersetzung (Gerd Lüdemann, Martina Janßen).
  2. Die gnostischen Schriften (Gerd Albrecht)