Dibbuk und Interaktion: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Dibbuk''' (auch ''Dybuk'' oder ''Dybbuk''; Pl. ''Dibbukim'' = ''Umklammerer'' oder ''Anhafter'') wird nach verbreitetem jüdischem Volksglauben die Seele eines ehemals bösartigen oder verbohrten [[Tote]]n bezeichnet, die sich aufgrund ihrer Verfehlungen nicht von der irdischen Existenz lösen kann und nach einem lebenden Körper sucht, um sich in diesem zu [[Inkorporation|inkorporieren]]. Die Seele des Toten hofft auf diese Weise aufzuarbeiten, was sie im vergangenen Erdenleben verabsäumt hat. Die [[Besessenheit]] durch Tote, die etwa seit dem 17. Jh. in der [[Kabbala|kabbalistischen]] Literatur belegt ist, kann durch einen [[Zaddik]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] für „Gerechten") in einer Art [[Wikipedia:Exorzismus|Exorzismus]] gemeinsam mit zehn weiteren Mitgliedern der Gemeinschaft ([[Wikipedia:Minjan|Minjan]]) aufgehoben werden, die im Totenhemd gekleidet sind und dabei Gebete singen, auf dem [[Wikipedia:Schofar|Schofar]] blasen und allerlei Räucherwerk verbrennen.
'''Interaktion''' (wohl von {{laS|''inter''}} ‚zwischen‘ und ''{{lang|la|actio}}'' ‚Tätigkeit‘, ‚Handlung‘) bezeichnet das wechselseitige aufeinander Einwirken von [[Akteur]]en oder [[System]]en und ist eng verknüpft mit den übergeordneten Begriffen [[Kommunikation]], [[Handeln]] und [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]]. Manchmal werden diese Begriffe sogar [[Synonymie|synonym]] verwendet.


Als Gegenstück dazu ist aber auch die positive Form der zeitweiligen Besessenheit durch einen wohlgesonnenen Toten, durch einen [[Ibbur]], bekannt. [[Wikipedia:Rabbi|Rabbi]] [[Isaak Luria]] (1534–1572) hat diese Phänomene in seinem [[Schaar ha-Gilgulim]] („Tor der Reinkarnationen“) im Rahmen der [[Kabbala|kabbalistischen]] [[Reinkarnation|Wiedergeburtslehre]] ([[Gilgul]]) sehr ausführlich geschildert.
== Begriff ==
Laut Fremdwörterbuch (Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f.) handelt es sich um einen in [[Soziologie]] und [[Psychologie]] geläufigen [[Bezeichnung|Terminus]], mit dem „aufeinander bezogenes [[Soziales Handeln|Handeln]] zweier oder mehrerer [[Person]]en“ oder die „Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern“ bezeichnet wird ([[soziale Interaktion]]).


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Der [[Symbolischer Interaktionismus|symbolische Interaktionismus]] ist eine soziologische Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen Personen beschäftigt. Sie basiert auf dem Grundgedanken, dass die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird - bestehend aus
"Seelenschwängerung
* [[Selbstdarstellung]]
aber findet statt, wenn eine Seele in den Körper
* [[Verhandlung|Verhandeln]] und
eines schon mit einer Seele geborenen und heranwachsenden Menschen kommt. Wenn in einen solchen
* [[Interpretation]] des Gegenübers.
Menschen noch eine andere Seele gelangt, ist diese gleichsam
wie eine Schwangere, die außer ihrem Leib noch einen
anderen in sich hat. Daher kommt der Ausdruck Seelenschwängerung. Diese erfolgt, wie schon gesagt, erst bei einem
heranwachsenden Menschen, das heißt bei einem
Menschen, der mindestens 13 Jahre und einen Tag alt ist.  


[...]
In der [[Systemtheorie]] von [[Niklas Luhmann]] wird unter Interaktion Kommunikation unter Anwesenden verstanden (etwa im Gegensatz zur schriftlichen Kommunikation) (→ [[Interaktionssystem]]).


Diese Seelenschwängerung geschieht aus zwei Gründen:
Die Bedeutung der Interaktion für die [[Pädagogik]] liegt vor allem in der sozialisierenden Funktion der Interaktion. Indem der Mensch in sozialen Situationen handelt, entwickelt er sich zum Mitglied [[Soziale Gruppe|sozialer Gruppen]] ([[Handlungskompetenz]]); durch Handeln (Interaktion) gelangt er individuell zu den Fähigkeiten:
Zum Einen erfolgt sie, wenn die neu hinzukommende Seele
* [[Rollendistanz]]
In ihrem früheren Erdenleben ein Gebot nicht erfüllen
* Einfühlung ([[Empathie]], Role-taking)
konnte. Diese Pflichtverletzung ist aber nicht so schwer,
* [[Ambiguitätstoleranz]] und
dass sie deshalb noch einmal eine Seelenwanderung durchmachen
* [[Identität]]s&shy;darstellung.
muss. Sie kommt daher in jenen Menschen nur, um
Das hat wiederum Konsequenzen für seine Stellung in sozialen Gefügen. Ohne Aktivität (Interaktion, [[Kommunikation]]) lässt sich eine Sozialisierung ([[Sozialisation]]) nicht denken. Die vornehmste Aufgabe der Eltern/Pädagogen ist es, Kindern diese Interaktionen zu ermöglichen (Eröffnung von Handlungsräumen) – unabhängig von der pädagogischen Orientierung der Bezugspersonen (→ [[Erziehungsstil]]). Mangelnde Interaktion wird (gelegentlich) als problematisch im Sinne von Unterlassung bezeichnet; zu viele Handlungen der Erziehenden gelten dagegen als dirigistisch, dominierend, lenkend und einengend. Unangemessene Handlungen sind z.&nbsp;B. [[Kindesmisshandlung]], [[sexueller Missbrauch]], aber auch (exzessives) [[Strafe]]n.
die ihr entgangene Gelegenheit zur Erfüllung jener Pflicht
nachzuholen.


Zum Anderen kommt jene Seele zu der schon vorhandenen
Interaktion als Begriff suggeriert (vermutlich), dass diese rein und als einzelne vorkommt. Entweder man verhandelt oder man stellt sich selbst dar - das wäre eine falsche Vorstellung. Dagegen muss man davon ausgehen, dass z.&nbsp;B. das Verhandeln in gewisser Weise etwas über die Person des Verhandlungspartners verrät; also stellt sich der Verhandelnde auch selbst dar. Insbesondere gilt das für komplexe Sachverhalte wie Lehren, Erziehungssituationen gestalten usw. Trotzdem bleibt die Frage nach den Erscheinungsformen der Interaktion relevant, wenn man danach fragt, welche Folgen das Handeln des Erziehenden für den Erzogenen hat.
hinzu, wenn der Besitzer dieser ersten Seele die andere nötig
hat, damit sie ihm helfe, ihn gerecht mache und regiere.
Dann ist die hinzukommende Seele frei von Mängeln. In
beiden Fällen erfolgt die Seelenschwängerung erst in einem
Alter von 13 Jahren und einem Tag.


Im Übrigen besteht zwischen beiden Fällen folgender Unterschied.
In der [[Psychologie]] hat [[Alfred Lorenzer]] (1922–2002) die [[Übertragung (Psychoanalyse)|Übertragung]] als Interaktionsform dargestellt, vgl. [[Verstehende Psychologie#Verstehende Psychologie nach Lorenzer (Psychoanalyse)|Verstehende Psychologie]] <ref>Lorenzer, Alfred: ''Über den Gegenstand der Psychoanalyse'' oder: Sprache und Interaktion. Frankfurt 1973</ref><ref name="GIN">Habermas, Jürgen: ''Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970).'' In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Suhrkamp Taschenbuch, Wissenschaft 517, Frankfurt <sup>5</sup>1982, Seite 343 ff.</ref>
Wenn die schwängernde Seele zu der ursprünglichen
hinzukommt, um einen eigenen Mangel auszugleichen,
so verbreitet sie sich wie die bereits vorhandene
durch den ganzen Körper, erduldet wie diese alle Schmerzen
und Mühen des Körpers und muss in ihm so lange
verweilen, bis sie die noch ausstehenden Pflichten erfüllt
hat. Dann trennt sie sich wieder von jenem Menschen.


Wenn aber die schwängernde Seele in einen Menschen
Für die Anwendung des Interaktionsbegriffs im Bereich des Business Consulting hat Fred Kofmann als deren Komponenten die Kommunikation, die Verhandlung und die Koordination unterschieden.<ref>Fred Kofmann : Conscious Business, Boulder 2006.</ref>
kommt, weil dieser ihre Unterstützung nötig hat, so erduldet
sie keinerlei Schmerzen und Mühen dieses Körpers, da sie
ja nicht selbst an einem Mangel leidet und nicht um ihrer
selbst willen gekommen ist. Daher ist ihr auch keine Zeit
vorgeschrieben, vor deren Ablauf sie sich nicht von jenem
Körper trennen dürfte. Vielmehr bleibt sie in jenem Körper
so lange, wie sie es für richtig hält. Wenn der Mensch Gutes
tut, so verweilt sie bei ihm und vereinigt sich mit ihm um
so inniger, je besser der betreffende Mensch wird. Wenn er
dagegen Schlechtes tut und schlecht wird, so trennt sie sich
aus eigenem Antrieb von ihm.


[...]
== Interaktionsbegriff in der Informatik ==
{{Hauptartikel|Kommunikation (Informationstheorie)}}
In der [[Informatik]] ist der Begriff der Interaktion mit dem Begriff der [[Kommunikation]] verwandt.<ref>Quiring, O., Schweiger, W. (2006): ''Interaktivität'' – ten years after. Eine Bestandsaufnahme und ein Analyserahmen. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, 54. Jg., S. 5–24.</ref> In der [[kommunikationswissenschaft]]lichen Auseinandersetzung mit dem Interaktionsbegriff wird Interaktion dabei sowohl als Teilmenge von Kommunikation<ref>Jäckel, M. (1995), ''Interaktion''. Soziologische Anmerkungen zu einem Begriff, in: Rundfunk und Fernsehen, 43, S. 463–476.</ref> als auch in umgekehrter Beziehung Kommunikation als Teilmenge von Interaktion<ref>Bucher, H.-J. (2001), ''Wie interaktiv sind die neuen Medien?'' Grundlagen einer Theorie der Rezeption nicht-linearer Medien, in: Bucher, H.-J., Püschel, U. (Hrsg.), Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung. Wiesbaden, S. 139–171.</ref> verwendet.


Zuweilen kann es geschehen, dass in einem eben geborenen
Anders als das Interaktionskonzept der [[Soziologie]] beschreibt Interaktion in der Informatik einseitige Handlungen zwischen Mensch und Computer. Der Begriff der Interaktion wird als Oberbegriff für [[Rückkoppelung|rückkopplungsarme]] Aktivitäten verwendet und bezeichnet einseitige Kommunikationsprozesse, da der Computer nicht als Übertragungsmedium, sondern als Partner der Kommunikation verstanden wird.
Körper nicht nur eine Seele das Dasein auf Erden erneut
durchmacht, sondern zur gleichen Zeit zwei, drei, ja sogar
vier sich mit diesem Körper zu einer neuen Erdenwanderung
verbinden. Sie müssen aber von gleicher Natur sein.
Mehr als vier können aber in demselben Körper nicht vereinigt sein. Der Zweck dieser Vereinigung ist ihre gegenseitige Unterstützung in der Sühnung der Schuld, die der
Grund für ihr neues Erdenleben ist. Manchmal beherbergt
jener Körper nur eine Seele, die zum ersten Mal ein neues
Erdendasein erdulden muss. Aber es kommt auch vor, dass
bei einer erstmalig wandernden Seele solche dabei sind, die
dies schon zwei Mal oder drei Mal erduldet haben. Aber
mehr als eine erstmalig wandernde und drei wiederholt
wandernde Seelen sind nie in einem Körper.


Ebenso können sich bei einer Seelenschwängerung nie
Die einseitige Handlung des Nutzers lässt sich in Interpretation, Selektion und Modifikation unterteilen. Interpretation bezieht sich auf einseitig kognitive Vorgänge der Nutzer-System-Interaktion. Die Interaktion ist in diesem Fall ein innerer Dialog, bei dem die Umweltveränderungen vom Rezipienten subjektiv interpretiert werden. Die Begriffe Selektion und Modifikation werden in der [[Mensch-Computer-Interaktion]] sehr häufig verwendet. Während sich Selektion dabei in erster Linie auf die Auswahl vorhandener Alternativen bezieht, handelt es sich bei Modifikation etwa um die aktive Veränderung medialer Angebote.<ref>Goertz, L. (1995), ''Wie interaktiv sind Medien?'' Auf dem Weg zu einer Definition von Interaktivität. Rundfunk und Fernsehen, 43, 477–493.</ref>
mehr als drei andere schwängernde Seelen vereinigen.


Doch im Gegensatz zu der Seelenwanderung, bei der die
Eine etwas andere Bedeutung hat der Begriff in Bezug auf die Mensch-Computer-Interaktion, also der Gestaltung der [[Benutzerschnittstelle]] zu [[Software|Programmen]] und [[Hardware]]: [[Software-Ergonomie|Ergonomische Software]] bedeutet, dass dem [[Interaktionsdesign]] in Bezug auf Orientierung, Navigation, [[Grafische Benutzeroberfläche|Maskengestaltung]], [[System]]-Reaktionen, Meldungen usw. hohe Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es gibt eine Norm (EN [[ISO 9241]]), die im Kapitel ''Gestaltung von Benutzerschnittstellen'' Näheres regelt.
verschiedenen Seelen alle zugleich in den neugeborenen
 
Körper kommen, erfolgt bei der Seelenschwängerung der
Im Bereich der Gestaltungsdisziplinen geht es um die Planung, Entwicklung und Gestaltung interaktiver Benutzerschnittstellen. Benutzerschnittstellen findet man im Bereich von Hardware und Software.
Hinzutritt mehrerer Seelen zu der ursprünglichen in einer
 
bestimmten Reihenfolge. Zuerst kommt eine Seele, die wegen
== Interaktionsbegriff in der Statistik ==
ihrer geringeren Vollkommenheit tiefer steht, hinzu, dann die vollkommenere und schließlich diejenige, die alle
In der [[Statistik]] findet eine Interaktion statt, wenn zwei (oder mehr) Größen ([[unabhängige Variable]]n; Prädiktoren) eine dritte Größe ([[abhängige Variable]]; Kriterium) voraussagen bzw. beeinflussen. Dieser Einfluss ([[Interaktionseffekt]]) tritt nur dann auf, wenn diese beiden unabhängigen Variablen gemeinsam vorkommen, da die Wirkung der einen unabhängigen Variable von der Ausprägung der anderen abhängt. Die [[Mittelwert]]e der Variablen sind in diesen Fällen nicht addierbar.
überragt." {{Lit|Luria, I,V, zit. nach Werner, S 194ff}}
 
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== Interaktion in der Improvisation (Musik) ==
{{Hauptartikel|Improvisation (Musik)}}
Indem der Musiker improvisiert, beeinflusst er das Handeln seiner Mitspieler und wird seinerseits wiederum durch die musikalischen Äußerungen seiner Mitmusiker beeinflusst. Dadurch entsteht ein Zusammenwirken der Akteure. Bei einer unvorbereiteten Ad-hoc-Begegnung kann ein besonderer Reiz gerade in der Spontaneität und Wendigkeit erfahrener Improvisationsmusiker liegen, die zu musikalisch sinnvollen Interaktionen führen kann, auch ohne dass zuvor ein bestimmter (z.&nbsp;B. stilistischer) Bezugsrahmen vereinbart wurde. Doch schon bei der zweiten gemeinsamen Improvisation einer gleichen Konstellation von Akteuren beginnt durch die bereits gemeinsam gemachten Erfahrungen, die Ausbildung eines selbstreferenziellen Systems, innerhalb dessen die Musiker von nun an interagieren. Im Verlauf eines solchen Gruppenprozesses steigert sich dann allerdings auch zunehmend der kompositorische Anteil im Verhältnis zum improvisatorischen, sodass es sich bald eher um eine Art gegenwärtiger Kollektiv-Komposition handelt. In Musikgruppen, die über einen längeren Zeitraum auf diese Weise zusammenarbeiten, kann in fortlaufenden, sich zunehmend ausdifferenzierenden Trial-and-Error-Prozessen neben einem gemeinsamen musikalischen Vokabular auch ein „stabiles“ Kommunikationsfeld etabliert werden, in dem die Musiker reflektierend und immer wieder ihre Grenzen auslotend interagieren können. Als „stabil“ gestaltet sich ein solches Kommunikationsfeld aber gerade nicht durch Verfestigung ''einer'' Form, sondern als „Dauerhaftigkeit des Möglichen“ (Niklas Luhmann), als permanent vorhandene Option zu temporären Formbildungen.
 
== Interaktionsbegriff in der Biologie ==
Funktionsbegriff im [[Ökosystem]]. Wirkung der [[Organismus|Organismen]] aufeinander, auch wechselseitige Beziehungen zwischen Organismen und Stoffen, Prozessen oder zwischen diesen unbelebten Bestandteilen und Wirkungen (→ [[Biotische Umweltfaktoren|Bi-Systeme in einem Ökosystem]], [[Kommunikation (Biologie)]], [[Allelopathie]]).
 
== Interaktion in der Rechtswissenschaft ==
Interaktion ist kein Rechtsbegriff. Juristische Autoren, die von Interaktion sprechen, verwenden den Begriff regelmäßig in einer seiner sozialwissenschaftlichen Bedeutungen. Beispiel: Das Zusammenwirken aller Beteiligten in einem Gerichtsprozess wird oft als Interaktion bezeichnet.
 
== Interaktion in der Physik ==
In der Physik steht Interaktion für die [[Fundamentale Wechselwirkung]] zwischen [[Elementarteilchen]].
 
== Interaktion in der Pharmakologie ==
In der [[Pharmakologie]] steht „Interaktionen“ für [[Arzneimittelwechselwirkung]]en, bei denen die Wirkung von einem Arzneistoff durch die gleichzeitige Verabreichung von anderen beeinflusst wird.
 
== Interaktion in der Linguistik ==
In der [[Linguistik]] bezeichnet Interaktion die Beeinflussungen des Sprachverhaltens bei zweisprachig aufwachsenden Kindern.
 
== Interaktion in der Soziologie ==
{{Hauptartikel|soziale Interaktion}}
Im weiten Verständnis bezeichnet Interaktion wechselseitiges und aufeinander bezogenes Handeln von  [[Akteur]]en. Im engen Verständnis bezeichnet Interaktion in der Soziologie die Kommunikation unter Anwesenden (Face-to-Face-Kommunikation).
 
== Interaktion in der Sozialpsychologie ==
[[Ruth Cohn]] entwickelte das System der [[Themenzentrierte Interaktion|themenzentrierten Interaktion]], das Interaktionsprozesse in Gruppen verstehen und gestalten hilft.
 
== Interaktion in der Pädagogik ==
In [[Erziehung]]s&shy;prozessen lassen sich mindestens zwei bedeutsame Kategorien sozialer Interaktion unterscheiden: die Interaktion zwischen [[Kind]] und Erziehendem<ref>Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
</ref> sowie die Interaktionen zwischen Gleichaltrigen. Beide haben ihre spezifische Bedeutung bei der [[Sozialisation]] des Individuums bzw. bei der psychosozialen Entwicklung. Gleichzeitig heißt Interagieren: Erwerb von [[Kenntnis]]sen und die Aneignung sozial relevanter [[Kompetenz]]en, die in der (sozialen) Interaktion wiederum eine bestimmte Bedeutung oder Wirkung haben bzw. eine wichtige Rolle spielen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Interaktion}}
* {{WikipediaDE|Zirkuläre Abhängigkeit}}
* {{WikipediaDE|Handlungstheorie (Soziologie)}}


== Literatur ==
== Literatur ==
# [[Isaak Luria]]: ''Das Buch von der Seelenwanderung''
* Leon Tsvasman (Hrsg.): ''Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte''. Ergon, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
# Leander Petzoldt: ''Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister.'' 3. Auflage München 2003, Seite 45–46
* Gerhard M. Buurman (Hrsg.): ''Total Interaction. Theory and practice of a new paradigm for the design disciplines''. Birkhäuser, Basel, Wien, New York 2005, ISBN 3-7643-7076-9.
# Helmut Werner: ''Die Kabbala'', Komet Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-89836-165-1
* Norbert Kühne, Peter Wenzel: ''Praxisbuch Pädagogik. Beobachten Planen Erziehen im Kindergarten''. Stam, Köln 2000, ISBN 3-8237-5857-8.
* Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
* Theo Jörgensmann und Rolf Dieter Weyer: ''Kleine Ethik der Improvisation. Vom Wesen, Zeit und Raum, Material und Spontangestalt''. Neue Organisation Musik, Essen 1991, ISBN 3-924272-99-9.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Interaktion}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4027266-7}}
 
[[Kategorie:Kommunikation]]
[[Kategorie:Aktionskunst]]
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
[[Kategorie:Interaktion|!]]


[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]  [[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]
{{Wikipedia}}

Version vom 25. November 2019, 13:58 Uhr

Interaktion (wohl von lat. inter ‚zwischen‘ und actio ‚Tätigkeit‘, ‚Handlung‘) bezeichnet das wechselseitige aufeinander Einwirken von Akteuren oder Systemen und ist eng verknüpft mit den übergeordneten Begriffen Kommunikation, Handeln und Arbeit. Manchmal werden diese Begriffe sogar synonym verwendet.

Begriff

Laut Fremdwörterbuch (Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f.) handelt es sich um einen in Soziologie und Psychologie geläufigen Terminus, mit dem „aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen“ oder die „Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern“ bezeichnet wird (→ soziale Interaktion).

Der symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen Personen beschäftigt. Sie basiert auf dem Grundgedanken, dass die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird - bestehend aus

In der Systemtheorie von Niklas Luhmann wird unter Interaktion Kommunikation unter Anwesenden verstanden (etwa im Gegensatz zur schriftlichen Kommunikation) (→ Interaktionssystem).

Die Bedeutung der Interaktion für die Pädagogik liegt vor allem in der sozialisierenden Funktion der Interaktion. Indem der Mensch in sozialen Situationen handelt, entwickelt er sich zum Mitglied sozialer Gruppen (Handlungskompetenz); durch Handeln (Interaktion) gelangt er individuell zu den Fähigkeiten:

Das hat wiederum Konsequenzen für seine Stellung in sozialen Gefügen. Ohne Aktivität (Interaktion, Kommunikation) lässt sich eine Sozialisierung (Sozialisation) nicht denken. Die vornehmste Aufgabe der Eltern/Pädagogen ist es, Kindern diese Interaktionen zu ermöglichen (Eröffnung von Handlungsräumen) – unabhängig von der pädagogischen Orientierung der Bezugspersonen (→ Erziehungsstil). Mangelnde Interaktion wird (gelegentlich) als problematisch im Sinne von Unterlassung bezeichnet; zu viele Handlungen der Erziehenden gelten dagegen als dirigistisch, dominierend, lenkend und einengend. Unangemessene Handlungen sind z. B. Kindesmisshandlung, sexueller Missbrauch, aber auch (exzessives) Strafen.

Interaktion als Begriff suggeriert (vermutlich), dass diese rein und als einzelne vorkommt. Entweder man verhandelt oder man stellt sich selbst dar - das wäre eine falsche Vorstellung. Dagegen muss man davon ausgehen, dass z. B. das Verhandeln in gewisser Weise etwas über die Person des Verhandlungspartners verrät; also stellt sich der Verhandelnde auch selbst dar. Insbesondere gilt das für komplexe Sachverhalte wie Lehren, Erziehungssituationen gestalten usw. Trotzdem bleibt die Frage nach den Erscheinungsformen der Interaktion relevant, wenn man danach fragt, welche Folgen das Handeln des Erziehenden für den Erzogenen hat.

In der Psychologie hat Alfred Lorenzer (1922–2002) die Übertragung als Interaktionsform dargestellt, vgl. Verstehende Psychologie [1][2]

Für die Anwendung des Interaktionsbegriffs im Bereich des Business Consulting hat Fred Kofmann als deren Komponenten die Kommunikation, die Verhandlung und die Koordination unterschieden.[3]

Interaktionsbegriff in der Informatik

In der Informatik ist der Begriff der Interaktion mit dem Begriff der Kommunikation verwandt.[4] In der kommunikationswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Interaktionsbegriff wird Interaktion dabei sowohl als Teilmenge von Kommunikation[5] als auch in umgekehrter Beziehung Kommunikation als Teilmenge von Interaktion[6] verwendet.

Anders als das Interaktionskonzept der Soziologie beschreibt Interaktion in der Informatik einseitige Handlungen zwischen Mensch und Computer. Der Begriff der Interaktion wird als Oberbegriff für rückkopplungsarme Aktivitäten verwendet und bezeichnet einseitige Kommunikationsprozesse, da der Computer nicht als Übertragungsmedium, sondern als Partner der Kommunikation verstanden wird.

Die einseitige Handlung des Nutzers lässt sich in Interpretation, Selektion und Modifikation unterteilen. Interpretation bezieht sich auf einseitig kognitive Vorgänge der Nutzer-System-Interaktion. Die Interaktion ist in diesem Fall ein innerer Dialog, bei dem die Umweltveränderungen vom Rezipienten subjektiv interpretiert werden. Die Begriffe Selektion und Modifikation werden in der Mensch-Computer-Interaktion sehr häufig verwendet. Während sich Selektion dabei in erster Linie auf die Auswahl vorhandener Alternativen bezieht, handelt es sich bei Modifikation etwa um die aktive Veränderung medialer Angebote.[7]

Eine etwas andere Bedeutung hat der Begriff in Bezug auf die Mensch-Computer-Interaktion, also der Gestaltung der Benutzerschnittstelle zu Programmen und Hardware: Ergonomische Software bedeutet, dass dem Interaktionsdesign in Bezug auf Orientierung, Navigation, Maskengestaltung, System-Reaktionen, Meldungen usw. hohe Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es gibt eine Norm (EN ISO 9241), die im Kapitel Gestaltung von Benutzerschnittstellen Näheres regelt.

Im Bereich der Gestaltungsdisziplinen geht es um die Planung, Entwicklung und Gestaltung interaktiver Benutzerschnittstellen. Benutzerschnittstellen findet man im Bereich von Hardware und Software.

Interaktionsbegriff in der Statistik

In der Statistik findet eine Interaktion statt, wenn zwei (oder mehr) Größen (unabhängige Variablen; Prädiktoren) eine dritte Größe (abhängige Variable; Kriterium) voraussagen bzw. beeinflussen. Dieser Einfluss (Interaktionseffekt) tritt nur dann auf, wenn diese beiden unabhängigen Variablen gemeinsam vorkommen, da die Wirkung der einen unabhängigen Variable von der Ausprägung der anderen abhängt. Die Mittelwerte der Variablen sind in diesen Fällen nicht addierbar.

Interaktion in der Improvisation (Musik)

Indem der Musiker improvisiert, beeinflusst er das Handeln seiner Mitspieler und wird seinerseits wiederum durch die musikalischen Äußerungen seiner Mitmusiker beeinflusst. Dadurch entsteht ein Zusammenwirken der Akteure. Bei einer unvorbereiteten Ad-hoc-Begegnung kann ein besonderer Reiz gerade in der Spontaneität und Wendigkeit erfahrener Improvisationsmusiker liegen, die zu musikalisch sinnvollen Interaktionen führen kann, auch ohne dass zuvor ein bestimmter (z. B. stilistischer) Bezugsrahmen vereinbart wurde. Doch schon bei der zweiten gemeinsamen Improvisation einer gleichen Konstellation von Akteuren beginnt durch die bereits gemeinsam gemachten Erfahrungen, die Ausbildung eines selbstreferenziellen Systems, innerhalb dessen die Musiker von nun an interagieren. Im Verlauf eines solchen Gruppenprozesses steigert sich dann allerdings auch zunehmend der kompositorische Anteil im Verhältnis zum improvisatorischen, sodass es sich bald eher um eine Art gegenwärtiger Kollektiv-Komposition handelt. In Musikgruppen, die über einen längeren Zeitraum auf diese Weise zusammenarbeiten, kann in fortlaufenden, sich zunehmend ausdifferenzierenden Trial-and-Error-Prozessen neben einem gemeinsamen musikalischen Vokabular auch ein „stabiles“ Kommunikationsfeld etabliert werden, in dem die Musiker reflektierend und immer wieder ihre Grenzen auslotend interagieren können. Als „stabil“ gestaltet sich ein solches Kommunikationsfeld aber gerade nicht durch Verfestigung einer Form, sondern als „Dauerhaftigkeit des Möglichen“ (Niklas Luhmann), als permanent vorhandene Option zu temporären Formbildungen.

Interaktionsbegriff in der Biologie

Funktionsbegriff im Ökosystem. Wirkung der Organismen aufeinander, auch wechselseitige Beziehungen zwischen Organismen und Stoffen, Prozessen oder zwischen diesen unbelebten Bestandteilen und Wirkungen (→ Bi-Systeme in einem Ökosystem, Kommunikation (Biologie), Allelopathie).

Interaktion in der Rechtswissenschaft

Interaktion ist kein Rechtsbegriff. Juristische Autoren, die von Interaktion sprechen, verwenden den Begriff regelmäßig in einer seiner sozialwissenschaftlichen Bedeutungen. Beispiel: Das Zusammenwirken aller Beteiligten in einem Gerichtsprozess wird oft als Interaktion bezeichnet.

Interaktion in der Physik

In der Physik steht Interaktion für die Fundamentale Wechselwirkung zwischen Elementarteilchen.

Interaktion in der Pharmakologie

In der Pharmakologie steht „Interaktionen“ für Arzneimittelwechselwirkungen, bei denen die Wirkung von einem Arzneistoff durch die gleichzeitige Verabreichung von anderen beeinflusst wird.

Interaktion in der Linguistik

In der Linguistik bezeichnet Interaktion die Beeinflussungen des Sprachverhaltens bei zweisprachig aufwachsenden Kindern.

Interaktion in der Soziologie

Hauptartikel: soziale Interaktion

Im weiten Verständnis bezeichnet Interaktion wechselseitiges und aufeinander bezogenes Handeln von Akteuren. Im engen Verständnis bezeichnet Interaktion in der Soziologie die Kommunikation unter Anwesenden (Face-to-Face-Kommunikation).

Interaktion in der Sozialpsychologie

Ruth Cohn entwickelte das System der themenzentrierten Interaktion, das Interaktionsprozesse in Gruppen verstehen und gestalten hilft.

Interaktion in der Pädagogik

In Erziehungs­prozessen lassen sich mindestens zwei bedeutsame Kategorien sozialer Interaktion unterscheiden: die Interaktion zwischen Kind und Erziehendem[8] sowie die Interaktionen zwischen Gleichaltrigen. Beide haben ihre spezifische Bedeutung bei der Sozialisation des Individuums bzw. bei der psychosozialen Entwicklung. Gleichzeitig heißt Interagieren: Erwerb von Kenntnissen und die Aneignung sozial relevanter Kompetenzen, die in der (sozialen) Interaktion wiederum eine bestimmte Bedeutung oder Wirkung haben bzw. eine wichtige Rolle spielen.

Siehe auch

Literatur

  • Leon Tsvasman (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
  • Gerhard M. Buurman (Hrsg.): Total Interaction. Theory and practice of a new paradigm for the design disciplines. Birkhäuser, Basel, Wien, New York 2005, ISBN 3-7643-7076-9.
  • Norbert Kühne, Peter Wenzel: Praxisbuch Pädagogik. Beobachten Planen Erziehen im Kindergarten. Stam, Köln 2000, ISBN 3-8237-5857-8.
  • Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
  • Theo Jörgensmann und Rolf Dieter Weyer: Kleine Ethik der Improvisation. Vom Wesen, Zeit und Raum, Material und Spontangestalt. Neue Organisation Musik, Essen 1991, ISBN 3-924272-99-9.

Weblinks

 Wiktionary: Interaktion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lorenzer, Alfred: Über den Gegenstand der Psychoanalyse oder: Sprache und Interaktion. Frankfurt 1973
  2. Habermas, Jürgen: Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970). In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Suhrkamp Taschenbuch, Wissenschaft 517, Frankfurt 51982, Seite 343 ff.
  3. Fred Kofmann : Conscious Business, Boulder 2006.
  4. Quiring, O., Schweiger, W. (2006): Interaktivität – ten years after. Eine Bestandsaufnahme und ein Analyserahmen. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, 54. Jg., S. 5–24.
  5. Jäckel, M. (1995), Interaktion. Soziologische Anmerkungen zu einem Begriff, in: Rundfunk und Fernsehen, 43, S. 463–476.
  6. Bucher, H.-J. (2001), Wie interaktiv sind die neuen Medien? Grundlagen einer Theorie der Rezeption nicht-linearer Medien, in: Bucher, H.-J., Püschel, U. (Hrsg.), Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung. Wiesbaden, S. 139–171.
  7. Goertz, L. (1995), Wie interaktiv sind Medien? Auf dem Weg zu einer Definition von Interaktivität. Rundfunk und Fernsehen, 43, 477–493.
  8. Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2


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