Allgemeines und Einzelnes und Interaktion: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Allgemeines''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] (''to'') ''katholou''; [[Latein|lat.]] ''generalis'', ''universalis'') und '''Einzelnes''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] ''to kath’ hekaston'' (auch:''hekaston''); [[Latein|lat.]] ''particulare'', ''singulare'', ''species'') sind Grundbegriffe in der [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen Disziplin]] der [[Ontologie]], aber auch der [[Sprachphilosophie]] und [[Erkenntnistheorie]]. ''Allgemeines'' und ''Einzelnes'' bilden zusammen ein [[Begriffspaar]].
'''Interaktion''' (wohl von {{laS|''inter''}} ‚zwischen‘ und ''{{lang|la|actio}}'' ‚Tätigkeit‘, ‚Handlung‘) bezeichnet das wechselseitige aufeinander Einwirken von [[Akteur]]en oder [[System]]en und ist eng verknüpft mit den übergeordneten Begriffen [[Kommunikation]], [[Handeln]] und [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]]. Manchmal werden diese Begriffe sogar [[Synonymie|synonym]] verwendet.


Als Allgemeines werden Eigenschaften bezeichnet, die allen Elementen einer Menge von Einzelfällen in nicht zufälliger Weise, d.h. aufgrund von Gesetz- oder Regelmäßigkeiten, zu eigen sind. Philosophisch bedeutsam ist besonders die Frage nach dem ontologischen Status des Allgemeinen ([[Universalienproblem]]), und in welcher Beziehung das Allgemeine zum Einzelnen (oder [[Wikipedia:synonym|synonym]] – zum '''Besonderen''') in Beziehung steht: hieraus leitet sich die grundlegende Unterscheidung in „idealistisch“ (das Allgemeine bestimmt das Individuelle) und „empiristisch“ (aus Einzelfällen wird das Allgemeine abstrahiert) orientierte Erkenntnistheorie ab.  
== Begriff ==
Laut Fremdwörterbuch (Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f.) handelt es sich um einen in [[Soziologie]] und [[Psychologie]] geläufigen [[Bezeichnung|Terminus]], mit dem „aufeinander bezogenes [[Soziales Handeln|Handeln]] zweier oder mehrerer [[Person]]en“ oder die „Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern“ bezeichnet wird (→ [[soziale Interaktion]]).


== Historische Allgemeinheitsvorstellungen ==
Der [[Symbolischer Interaktionismus|symbolische Interaktionismus]] ist eine soziologische Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen Personen beschäftigt. Sie basiert auf dem Grundgedanken, dass die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird - bestehend aus
* [[Selbstdarstellung]]
* [[Verhandlung|Verhandeln]] und
* [[Interpretation]] des Gegenübers.


Im [[mythisch]]en [[Denken]] ist eine reflektierende Unterscheidung zwischen Einzelnem und Allgemeinem noch nicht zu finden. Auch die modernen Menschen sind nicht frei von mythischem Denken, wenn sie im Winter an die guten, belebenden Gefühle im erwachenden Frühling denken oder von den Ängsten vor einem heftigen Gewitter geplagt werden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich auch in der eigenen Vorstellung Einzelnes und Allgemeines nicht. Erst wenn diese Unterscheidung vorgenommen wird, fängt der Mythos an zu zerbrechen.<ref>Vgl. die einschlägigen Arbeiten der neuesten Mythosforschung etwa von Kurt Hübner: ''Die Wahrheit des Mythos.'' Beck, München 1985, ISBN 3-406-30773-6, S. 111, 114, 127, 130, 133, 138, 140, usw.</ref>
In der [[Systemtheorie]] von [[Niklas Luhmann]] wird unter Interaktion Kommunikation unter Anwesenden verstanden (etwa im Gegensatz zur schriftlichen Kommunikation) (→ [[Interaktionssystem]]).


In der Zeit des im antiken Griechenland allmählich zerfallenden Mythos, scheint die Betonung der Wichtigkeit des Allgemeinen die Bedeutsamkeit des Besonderen herunterzuspielen. So sagte etwa [[Wikipedia:Heraklit|Heraklit]]: „Daher hat man sich dem Allgemeinen anzuschließen“ – d. h. dem Gemeinschaftlichen, denn der gemeinschaftliche Logos ist allgemein; ungeachtet der Tatsache aber, dass die Auslegung eine allgemeine ist, leben die Leute, als ob sie über eine private Einsicht verfügten.<ref>Vgl. Jaap Mansfeld: ''Die Vorsokratiker I, Milesier, Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides, Auswahl der Fragmente.'' Übersetzungen und Erläuterungen von Jaap Mansfeld. Reclam, Stuttgart 1995, Heraklit, Fragment Nr. 2, S. 244/5–3.</ref> Das Entsprechende gilt auch für Parmenides.
Die Bedeutung der Interaktion für die [[Pädagogik]] liegt vor allem in der sozialisierenden Funktion der Interaktion. Indem der Mensch in sozialen Situationen handelt, entwickelt er sich zum Mitglied [[Soziale Gruppe|sozialer Gruppen]] ([[Handlungskompetenz]]); durch Handeln (Interaktion) gelangt er individuell zu den Fähigkeiten:
* [[Rollendistanz]]
* Einfühlung ([[Empathie]], Role-taking)
* [[Ambiguitätstoleranz]] und
* [[Identität]]s&shy;darstellung.
Das hat wiederum Konsequenzen für seine Stellung in sozialen Gefügen. Ohne Aktivität (Interaktion, [[Kommunikation]]) lässt sich eine Sozialisierung ([[Sozialisation]]) nicht denken. Die vornehmste Aufgabe der Eltern/Pädagogen ist es, Kindern diese Interaktionen zu ermöglichen (Eröffnung von Handlungsräumen) – unabhängig von der pädagogischen Orientierung der Bezugspersonen (→ [[Erziehungsstil]]). Mangelnde Interaktion wird (gelegentlich) als problematisch im Sinne von Unterlassung bezeichnet; zu viele Handlungen der Erziehenden gelten dagegen als dirigistisch, dominierend, lenkend und einengend. Unangemessene Handlungen sind z.&nbsp;B. [[Kindesmisshandlung]], [[sexueller Missbrauch]], aber auch (exzessives) [[Strafe]]n.


Obwohl bereits Sokrates die Bedeutung des einzelnen Menschen hervorhob, fiel sein Schüler Platon mit seiner Ideenlehre sogar wieder zurück in eine Überbetonung des Allgemeinen, indem den Ideen die Rolle des Allgemeinen zufällt, welche als Urbilder allen Seins überhaupt das Wesen der Welt ausmachen. Dem Einzelnen fällt dabei nur die Rolle des vergänglichen Abbildes der unvergänglichen Ideen zu. Platons Schüler Aristoteles lehnte die Ideenlehre ab und maß in seiner ersten Philosophie (Metaphysik) dem Einzelnen, dem Diesda, eine wirklichkeitskonstituierende Funktion zu. Dennoch kam für Aristoteles dem Allgemeinen (als reiner Form, die in der ewigen Vernunft enthalten ist, an der auch der Mensch Anteil hat), eine überzeitliche Bedeutung zu, die sich in unserem heutigen Begriff des Naturgesetzes manifestiert. Aristoteles gab in seiner Metaphysik eine bis heute akzeptable Definition für das Allgemeine an, indem er sagte, dass etwas allgemein sei, wenn es mehreren zugleich zukomme.<ref>Vgl. Aristoteles: ''Metaphysik.'' Buch VII(Z) 1038b11f.</ref>
Interaktion als Begriff suggeriert (vermutlich), dass diese rein und als einzelne vorkommt. Entweder man verhandelt oder man stellt sich selbst dar - das wäre eine falsche Vorstellung. Dagegen muss man davon ausgehen, dass z.&nbsp;B. das Verhandeln in gewisser Weise etwas über die Person des Verhandlungspartners verrät; also stellt sich der Verhandelnde auch selbst dar. Insbesondere gilt das für komplexe Sachverhalte wie Lehren, Erziehungssituationen gestalten usw. Trotzdem bleibt die Frage nach den Erscheinungsformen der Interaktion relevant, wenn man danach fragt, welche Folgen das Handeln des Erziehenden für den Erzogenen hat.


Die Philosophie des [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]]s beschäftigt sich im [[Universalienstreit]] dann fast ausschließlich mit der Frage, welche existentielle Bedeutung dem Allgemeinen und dem Einzelnen zukommt. [[Wikipedia:Porphyrios|Porphyrios]] (232/233 bis 304) untersucht in der [[Wikipedia:Isagoge|Isagoge]], seinem Aristoteles-Kommentar, die drei Fragen, ob das Allgemeine substantiell ([[Realismus|Realismus]]), losgelöst von den Dingen oder in den Dingen existiert oder ob es sich nur um eine Begriffsbildung im Intellekt handelt ([[Universalienproblem|Nominalismus]]). Eine häufige Lösung lautete, dass das Allgemeine in den Dingen liege, aber nur durch Begriffe existiere ([[Konzeptualismus]]).  
In der [[Psychologie]] hat [[Alfred Lorenzer]] (1922–2002) die [[Übertragung (Psychoanalyse)|Übertragung]] als Interaktionsform dargestellt, vgl. [[Verstehende Psychologie#Verstehende Psychologie nach Lorenzer (Psychoanalyse)|Verstehende Psychologie]] <ref>Lorenzer, Alfred: ''Über den Gegenstand der Psychoanalyse'' oder: Sprache und Interaktion. Frankfurt 1973</ref><ref name="GIN">Habermas, Jürgen: ''Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970).'' In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Suhrkamp Taschenbuch, Wissenschaft 517, Frankfurt <sup>5</sup>1982, Seite 343 ff.</ref>


Die mittelalterliche Diskussion fand ihre Fortsetzung in der Neuzeit. Im Zuge des [[Rationalismus]] gewann das Allgemeine wieder an existentieller Bedeutung insbesondere in der Naturwissenschaft, in der der Glaube an die Existenz einer allumfassenden Naturgesetzlichkeit zunehmend Verbreitung fand. Durch die außerordentlichen Erfolge der physikalischen Wissenschaften hatte sich die Vorstellung entwickelt, dass das Allgemeine zur Beschreibung sämtlicher Lebensvorgänge mit den physikalischen Gesetzmäßigkeiten gegeben sei, so dass etwa auch alle Forschungen in der Medizin nur dann Anspruch auf Wissenschaftlichkeit stellen können, wenn durch sie gezeigt wird, wie sich einzelne Erscheinungen menschlicher oder tierischer Organismen ausschließlich durch die Zurückführung auf physikalische Gesetzmäßigkeiten erklären lassen. Diese Forschungsauffassung heißt physikalistischer [[Reduktionismus]].<ref>Eine kurze Übersicht über verschiedene existentielle Vorstellungen vom Allgemeinen liefert Werner Strombach, ''Natur und Ordnung. Eine naturphilosophische Deutung des wissenschaftlichen Weltbildes unserer Zeit.'' Beck, München 1968, S. 35–39.</ref>
Für die Anwendung des Interaktionsbegriffs im Bereich des Business Consulting hat Fred Kofmann als deren Komponenten die Kommunikation, die Verhandlung und die Koordination unterschieden.<ref>Fred Kofmann : Conscious Business, Boulder 2006.</ref>


Aufgrund der Einsicht, dass sich jeder Organismus nach eigenständigen Gesetzmäßigkeiten verhält, die etwa in der sogenannten Chronobiologie in Erscheinung treten, verliert der physikalistische Reduktionismus schon seit längerer Zeit an Boden, so dass sich allmählich die Auffassung verbreitet, dass durch jeden Organismus ein Allgemeines gegeben ist, durch das sich die einzelnen Vorgänge über die physikalistisch-reduktionisten Beschreibungsweisen hinaus erst voll erfassen lassen.
== Interaktionsbegriff in der Informatik ==
{{Hauptartikel|Kommunikation (Informationstheorie)}}
In der [[Informatik]] ist der Begriff der Interaktion mit dem Begriff der [[Kommunikation]] verwandt.<ref>Quiring, O., Schweiger, W. (2006): ''Interaktivität'' – ten years after. Eine Bestandsaufnahme und ein Analyserahmen. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, 54. Jg., S. 5–24.</ref> In der [[kommunikationswissenschaft]]lichen Auseinandersetzung mit dem Interaktionsbegriff wird Interaktion dabei sowohl als Teilmenge von Kommunikation<ref>Jäckel, M. (1995), ''Interaktion''. Soziologische Anmerkungen zu einem Begriff, in: Rundfunk und Fernsehen, 43, S. 463–476.</ref> als auch in umgekehrter Beziehung Kommunikation als Teilmenge von Interaktion<ref>Bucher, H.-J. (2001), ''Wie interaktiv sind die neuen Medien?'' Grundlagen einer Theorie der Rezeption nicht-linearer Medien, in: Bucher, H.-J., Püschel, U. (Hrsg.), Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung. Wiesbaden, S. 139–171.</ref> verwendet.


Andererseits findet sich in der Neuzeit bei [[Wikipedia:George Berkeley|George Berkeley]] und dann auch bei [[Wikipedia:David Hume|David Hume]] die rein nominalistische These, dass das Allgemeine nur dadurch entsteht, wie der Mensch Begriffe bildet und gebraucht. Existenz hat für den Nominalisten nur das Besondere. In der Moderne formulierte [[Ludwig Wittgenstein]] / [[Wikipedia:Ludwig Wittgenstein|Ludwig Wittgenstein]] die nominalistische Position in ähnlicher Weise. Das Allgemeine entsteht durch die Bildung von Begriffen. Deren Bedeutung ergibt sich aus ihrem Gebrauch. Und der Gebrauch bestimmt auch die Unterscheidung zwischen Einzelnem und Zusammengesetztem.
Anders als das Interaktionskonzept der [[Soziologie]] beschreibt Interaktion in der Informatik einseitige Handlungen zwischen Mensch und Computer. Der Begriff der Interaktion wird als Oberbegriff für [[Rückkoppelung|rückkopplungsarme]] Aktivitäten verwendet und bezeichnet einseitige Kommunikationsprozesse, da der Computer nicht als Übertragungsmedium, sondern als Partner der Kommunikation verstanden wird.
:''„Auf die philosophische Frage: „Ist das Gesichtsbild eines Baumes zusammengesetzt, und welches sind seine Bestandteile?“ ist die richtige Antwort: „Das kommt darauf an, was du unter ‚zusammengesetzt’ verstehst.“ (Und das ist natürlich keine Beantwortung, sondern eine Zurückweisung der Frage)“.'' (PU § 47)
Aus der Sicht Wittgensteins ist es unsinnig, das Wesen von Zahlen klären zu wollen. Komplexe Zahlen, reelle Zahlen, Ordinal- oder Kardinalzahlen sind Begriffe, zwischen denen Familienähnlichkeiten bestehen, ohne dass es Eigenschaften gibt, die allen Zahlen zukommen (Vgl. PU § 58). Die Bedeutung von Begriffen wie Zahl, Beweis, Denken, Freiheit kann man nicht definieren sondern nur erschließen, wenn man ihre korrekte Verwendung in der Praxis kennt. Ob ein Einzelding unter einen Begriff fällt, ist danach eine Frage der Konventionen.


== Erkenntnistheoretische Bedeutung des Allgemeinen ==
Die einseitige Handlung des Nutzers lässt sich in Interpretation, Selektion und Modifikation unterteilen. Interpretation bezieht sich auf einseitig kognitive Vorgänge der Nutzer-System-Interaktion. Die Interaktion ist in diesem Fall ein innerer Dialog, bei dem die Umweltveränderungen vom Rezipienten subjektiv interpretiert werden. Die Begriffe Selektion und Modifikation werden in der [[Mensch-Computer-Interaktion]] sehr häufig verwendet. Während sich Selektion dabei in erster Linie auf die Auswahl vorhandener Alternativen bezieht, handelt es sich bei Modifikation etwa um die aktive Veränderung medialer Angebote.<ref>Goertz, L. (1995), ''Wie interaktiv sind Medien?'' Auf dem Weg zu einer Definition von Interaktivität. Rundfunk und Fernsehen, 43, 477–493.</ref>


Die erste brauchbare Erkenntnistheorie ist von Platon mit seiner Wiedererinnerungslehre formuliert worden. Sie basiert auf seiner Ideenlehre, nach der alle sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände Abbilder der ewigen Ideen seien. Wenn nun nach Auffassung Platons die menschliche Seele diese Ideen am überhimmlichen Ort vor ihrer Einbettung in einen Leib geschaut hat, dann kann sie sich, wenn sie einen Gegenstand sinnlich wahrnimmt, an das Urbild dieses Gegenstandes erinnern, so dass sie eine Zuordnung des einzelnen Gegenstandes zu dessen Urbildidee vornimmt. Und diese Zuordnung ist dann eine Erkenntnis, etwa wenn wir sagen: "Dieser einzelne Baum dort ist eine Buche", oder "dieser laufende Gegenstand dort ist ein Hase." Das Allgemeine ist dabei die Idee der Buche oder die Idee des Hasen.
Eine etwas andere Bedeutung hat der Begriff in Bezug auf die Mensch-Computer-Interaktion, also der Gestaltung der [[Benutzerschnittstelle]] zu [[Software|Programmen]] und [[Hardware]]: [[Software-Ergonomie|Ergonomische Software]] bedeutet, dass dem [[Interaktionsdesign]] in Bezug auf Orientierung, Navigation, [[Grafische Benutzeroberfläche|Maskengestaltung]], [[System]]-Reaktionen, Meldungen usw. hohe Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es gibt eine Norm (EN [[ISO 9241]]), die im Kapitel ''Gestaltung von Benutzerschnittstellen'' Näheres regelt.


Einerlei, wie man sich die existentielle Gegebenheit des Allgemeinen oder auch des Einzelnen denkt, diese Form: Ein Einzelnes wird einem Allgemeinen zugeordnet, ist auch heute noch die allgemeinste Form jedweder Erkenntnis<ref>Vgl. Wolfgang Deppert: ''Relativität und Sicherheit.'' In: Michael Rahnfeld (Hrsg.): ''Gibt es sicheres Wissen?'' Band V der Reihe ''Grundlagenprobleme unserer Zeit.'' Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86583-128-1, {{ISSN|1619-3490}}, S. 90–188.</ref>.
Im Bereich der Gestaltungsdisziplinen geht es um die Planung, Entwicklung und Gestaltung interaktiver Benutzerschnittstellen. Benutzerschnittstellen findet man im Bereich von Hardware und Software.


Die verschiedenen wissenschaftlichen Erkenntnisse unterscheiden sich lediglich dadurch, wie in ihnen das Allgemeine, wie das Einzelne und wodurch die Zuordnungsmöglichkeit zwischen beiden bestimmt ist. Und sobald sich Allgemeinheitsvorstellungen verändern, verändern sich auch die Wissenschaften. Als [[Wikipedia:Albert Einstein|Einstein]] die Allgemeinheitsvorstellung von der selbstverständlichen Gleichzeitigkeit von Ereignissen an verschiedenen Orten aufgab, war der Weg für die [[Wikipedia:spezielle Relativitätstheorie|spezielle Relativitätstheorie]] geebnet. Und als er die Allgemeinheitsvorstellungen möglicher [[Bezugssystem]]e über die [[Inertialsystem]]e hinaus erweiterte hinsichtlich aller Bezugssysteme, die sich in beliebigen Bewegungsformen zueinander befinden, war der Weg frei zur Entwicklung der [[Wikipedia:Allgemeine Relativitätstheorie|Allgemeinen Relativitätstheorie]].
== Interaktionsbegriff in der Statistik ==
In der [[Statistik]] findet eine Interaktion statt, wenn zwei (oder mehr) Größen ([[unabhängige Variable]]n; Prädiktoren) eine dritte Größe ([[abhängige Variable]]; Kriterium) voraussagen bzw. beeinflussen. Dieser Einfluss ([[Interaktionseffekt]]) tritt nur dann auf, wenn diese beiden unabhängigen Variablen gemeinsam vorkommen, da die Wirkung der einen unabhängigen Variable von der Ausprägung der anderen abhängt. Die [[Mittelwert]]e der Variablen sind in diesen Fällen nicht addierbar.


Der [[Wikipedia:Wissenschaftstheoretiker|Wissenschaftstheoretiker]] [[Wikipedia:Kurt Hübner (Philosoph)|Kurt Hübner]] schränkt den wissenschaftlichen Erkenntnisbegriff darauf ein, dass das Allgemeine in allen wissenschaftlichen Erkenntnissen – einerlei, ob es sich um natur- oder geisteswissenschaftliche Erkenntnisse handelt – immer durch Regeln gegeben ist, denen das Einzelne der jeweiligen Wissenschaft folgt oder zu folgen hat. Dabei ist der Regelbegriff das Allgemeine, unter das Naturgesetze ebenso fallen wie Gesetze, die von Menschen beschlossen wurden, aber auch alle möglichen Regeln des mitmenschlichen Umgangs, die nicht einmal formalen Gesetzescharakter besitzen.<ref>Vgl. Kurt Hübner: ''Kritik der wissenschaftlichen Vernunft.'' Alber, Freiburg 1978, 1986, 2002, ISBN 3-495-47592-3, S. 194f., 305–324.</ref>
== Interaktion in der Improvisation (Musik) ==
{{Hauptartikel|Improvisation (Musik)}}
Indem der Musiker improvisiert, beeinflusst er das Handeln seiner Mitspieler und wird seinerseits wiederum durch die musikalischen Äußerungen seiner Mitmusiker beeinflusst. Dadurch entsteht ein Zusammenwirken der Akteure. Bei einer unvorbereiteten Ad-hoc-Begegnung kann ein besonderer Reiz gerade in der Spontaneität und Wendigkeit erfahrener Improvisationsmusiker liegen, die zu musikalisch sinnvollen Interaktionen führen kann, auch ohne dass zuvor ein bestimmter (z.&nbsp;B. stilistischer) Bezugsrahmen vereinbart wurde. Doch schon bei der zweiten gemeinsamen Improvisation einer gleichen Konstellation von Akteuren beginnt durch die bereits gemeinsam gemachten Erfahrungen, die Ausbildung eines selbstreferenziellen Systems, innerhalb dessen die Musiker von nun an interagieren. Im Verlauf eines solchen Gruppenprozesses steigert sich dann allerdings auch zunehmend der kompositorische Anteil im Verhältnis zum improvisatorischen, sodass es sich bald eher um eine Art gegenwärtiger Kollektiv-Komposition handelt. In Musikgruppen, die über einen längeren Zeitraum auf diese Weise zusammenarbeiten, kann in fortlaufenden, sich zunehmend ausdifferenzierenden Trial-and-Error-Prozessen neben einem gemeinsamen musikalischen Vokabular auch ein „stabiles“ Kommunikationsfeld etabliert werden, in dem die Musiker reflektierend und immer wieder ihre Grenzen auslotend interagieren können. Als „stabil“ gestaltet sich ein solches Kommunikationsfeld aber gerade nicht durch Verfestigung ''einer'' Form, sondern als „Dauerhaftigkeit des Möglichen“ (Niklas Luhmann), als permanent vorhandene Option zu temporären Formbildungen.


== Quellen ==
== Interaktionsbegriff in der Biologie ==
<references/>
Funktionsbegriff im [[Ökosystem]]. Wirkung der [[Organismus|Organismen]] aufeinander, auch wechselseitige Beziehungen zwischen Organismen und Stoffen, Prozessen oder zwischen diesen unbelebten Bestandteilen und Wirkungen (→ [[Biotische Umweltfaktoren|Bi-Systeme in einem Ökosystem]], [[Kommunikation (Biologie)]], [[Allelopathie]]).
 
== Interaktion in der Rechtswissenschaft ==
Interaktion ist kein Rechtsbegriff. Juristische Autoren, die von Interaktion sprechen, verwenden den Begriff regelmäßig in einer seiner sozialwissenschaftlichen Bedeutungen. Beispiel: Das Zusammenwirken aller Beteiligten in einem Gerichtsprozess wird oft als Interaktion bezeichnet.
 
== Interaktion in der Physik ==
In der Physik steht Interaktion für die [[Fundamentale Wechselwirkung]] zwischen [[Elementarteilchen]].
 
== Interaktion in der Pharmakologie ==
In der [[Pharmakologie]] steht „Interaktionen“ für [[Arzneimittelwechselwirkung]]en, bei denen die Wirkung von einem Arzneistoff durch die gleichzeitige Verabreichung von anderen beeinflusst wird.
 
== Interaktion in der Linguistik ==
In der [[Linguistik]] bezeichnet Interaktion die Beeinflussungen des Sprachverhaltens bei zweisprachig aufwachsenden Kindern.
 
== Interaktion in der Soziologie ==
{{Hauptartikel|soziale Interaktion}}
Im weiten Verständnis bezeichnet Interaktion wechselseitiges und aufeinander bezogenes Handeln von  [[Akteur]]en. Im engen Verständnis bezeichnet Interaktion in der Soziologie die Kommunikation unter Anwesenden (Face-to-Face-Kommunikation).
 
== Interaktion in der Sozialpsychologie ==
[[Ruth Cohn]] entwickelte das System der [[Themenzentrierte Interaktion|themenzentrierten Interaktion]], das Interaktionsprozesse in Gruppen verstehen und gestalten hilft.
 
== Interaktion in der Pädagogik ==
In [[Erziehung]]s&shy;prozessen lassen sich mindestens zwei bedeutsame Kategorien sozialer Interaktion unterscheiden: die Interaktion zwischen [[Kind]] und Erziehendem<ref>Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
</ref> sowie die Interaktionen zwischen Gleichaltrigen. Beide haben ihre spezifische Bedeutung bei der [[Sozialisation]] des Individuums bzw. bei der psychosozialen Entwicklung. Gleichzeitig heißt Interagieren: Erwerb von [[Kenntnis]]sen und die Aneignung sozial relevanter [[Kompetenz]]en, die in der (sozialen) Interaktion wiederum eine bestimmte Bedeutung oder Wirkung haben bzw. eine wichtige Rolle spielen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Interaktion}}
* {{WikipediaDE|Zirkuläre Abhängigkeit}}
* {{WikipediaDE|Handlungstheorie (Soziologie)}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Aristoteles: ''Metaphysik.'' Buch VII(Z).
* Leon Tsvasman (Hrsg.): ''Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte''. Ergon, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
* Rudolf Eisler: ''Wörterbuch der Philosophischen Begriffe.'' Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin 1904. Stichwort: ''Allgemein''.
* Gerhard M. Buurman (Hrsg.): ''Total Interaction. Theory and practice of a new paradigm for the design disciplines''. Birkhäuser, Basel, Wien, New York 2005, ISBN 3-7643-7076-9.
* Johannes Hoffmeister: ''Wörterbuch der philosophischen Begriffe.'' Meiner, Hamburg 1955. Stichwörter: ''allgemein'' und ''Allgemeinbegriffe''.
* Norbert Kühne, Peter Wenzel: ''Praxisbuch Pädagogik. Beobachten Planen Erziehen im Kindergarten''. Stam, Köln 2000, ISBN 3-8237-5857-8.
* Werner Strombach: ''Natur und Ordnung. Eine naturphilosophische Deutung des wissenschaftlichen Weltbildes unserer Zeit.'' Beck, München 1968.
* Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
* [[Wikipedia:Joachim Ritter|Joachim Ritter]]: ''Historisches Wörterbuch der Philosophie.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971. Stichwort: ''Allgemeines/Besonderes''.
* Theo Jörgensmann und Rolf Dieter Weyer: ''Kleine Ethik der Improvisation. Vom Wesen, Zeit und Raum, Material und Spontangestalt''. Neue Organisation Musik, Essen 1991, ISBN 3-924272-99-9.
* Alfred Kosing: ''Wörterbuch der Philosophie.'' Das Europäische Buch, Westberlin 1985. Stichworte: ''Allgemeines'' und ''Einzelnes, Besonderes, Allgemeines''.
 
* Kurt Hübner: ''Die Wahrheit des Mythos.'' Beck, München 1985, ISBN 3-406-30773-6.
== Weblinks ==
* Rainer Hegenbart: ''Wörterbuch der Philosophie.'' Gondrom, Bindlach 1994, ISBN 3-8112-1125-0. Stichwort: ''Allgemeines''.
{{Wiktionary|Interaktion}}
* [[Wikipedia:Jaap Mansfeld|Jaap Mansfeld]]: ''Die Vorsokratiker I, Milesier, Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides, Auswahl der Fragmente.'' Übersetzungen und Erläuterungen von Jaap Mansfeld. Reclam, Stuttgart 1995.
 
* [[Wikipedia:Jürgen Mittelstraß|Jürgen Mittelstraß]]: ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie.'' Metzler, Stuttgart 1995, ISBN 3-476-01350-2. Stichwort: ''Allgemeine, das''.
== Einzelnachweise ==
* Kurt Hübner: ''Kritik der wissenschaftlichen Vernunft.'' Alber, Freiburg 1978, 1986, 2002, ISBN 3-495-47592-3.
<references />
* Rahnfeld, Michael (Hrsg.): ''Gibt es sicheres Wissen?'' Band V der Reihe ''Grundlagenprobleme unserer Zeit.'' Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86583-128-1, {{ISSN|1619-3490}}.


==Weblinks==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4027266-7}}
* Michaela Boenke: [http://www.uni-leipzig.de/~philos/stekeler/&lehre/ws-0708/Stekeler-HS-WS0708-AllgemeinesBesonderesEinzelnes.pdf ''Allgemeines/Besonderes/Einzelnes.''] In: H. J. Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie.'' Hamburg 1999.


[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Kommunikation]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Aktionskunst]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
[[Kategorie:Ontologie]]
[[Kategorie:Interaktion|!]]
[[Kategorie:Sprachphilosophie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 25. November 2019, 13:58 Uhr

Interaktion (wohl von lat. inter ‚zwischen‘ und actio ‚Tätigkeit‘, ‚Handlung‘) bezeichnet das wechselseitige aufeinander Einwirken von Akteuren oder Systemen und ist eng verknüpft mit den übergeordneten Begriffen Kommunikation, Handeln und Arbeit. Manchmal werden diese Begriffe sogar synonym verwendet.

Begriff

Laut Fremdwörterbuch (Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f.) handelt es sich um einen in Soziologie und Psychologie geläufigen Terminus, mit dem „aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen“ oder die „Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern“ bezeichnet wird (→ soziale Interaktion).

Der symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen Personen beschäftigt. Sie basiert auf dem Grundgedanken, dass die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird - bestehend aus

In der Systemtheorie von Niklas Luhmann wird unter Interaktion Kommunikation unter Anwesenden verstanden (etwa im Gegensatz zur schriftlichen Kommunikation) (→ Interaktionssystem).

Die Bedeutung der Interaktion für die Pädagogik liegt vor allem in der sozialisierenden Funktion der Interaktion. Indem der Mensch in sozialen Situationen handelt, entwickelt er sich zum Mitglied sozialer Gruppen (Handlungskompetenz); durch Handeln (Interaktion) gelangt er individuell zu den Fähigkeiten:

Das hat wiederum Konsequenzen für seine Stellung in sozialen Gefügen. Ohne Aktivität (Interaktion, Kommunikation) lässt sich eine Sozialisierung (Sozialisation) nicht denken. Die vornehmste Aufgabe der Eltern/Pädagogen ist es, Kindern diese Interaktionen zu ermöglichen (Eröffnung von Handlungsräumen) – unabhängig von der pädagogischen Orientierung der Bezugspersonen (→ Erziehungsstil). Mangelnde Interaktion wird (gelegentlich) als problematisch im Sinne von Unterlassung bezeichnet; zu viele Handlungen der Erziehenden gelten dagegen als dirigistisch, dominierend, lenkend und einengend. Unangemessene Handlungen sind z. B. Kindesmisshandlung, sexueller Missbrauch, aber auch (exzessives) Strafen.

Interaktion als Begriff suggeriert (vermutlich), dass diese rein und als einzelne vorkommt. Entweder man verhandelt oder man stellt sich selbst dar - das wäre eine falsche Vorstellung. Dagegen muss man davon ausgehen, dass z. B. das Verhandeln in gewisser Weise etwas über die Person des Verhandlungspartners verrät; also stellt sich der Verhandelnde auch selbst dar. Insbesondere gilt das für komplexe Sachverhalte wie Lehren, Erziehungssituationen gestalten usw. Trotzdem bleibt die Frage nach den Erscheinungsformen der Interaktion relevant, wenn man danach fragt, welche Folgen das Handeln des Erziehenden für den Erzogenen hat.

In der Psychologie hat Alfred Lorenzer (1922–2002) die Übertragung als Interaktionsform dargestellt, vgl. Verstehende Psychologie [1][2]

Für die Anwendung des Interaktionsbegriffs im Bereich des Business Consulting hat Fred Kofmann als deren Komponenten die Kommunikation, die Verhandlung und die Koordination unterschieden.[3]

Interaktionsbegriff in der Informatik

In der Informatik ist der Begriff der Interaktion mit dem Begriff der Kommunikation verwandt.[4] In der kommunikationswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Interaktionsbegriff wird Interaktion dabei sowohl als Teilmenge von Kommunikation[5] als auch in umgekehrter Beziehung Kommunikation als Teilmenge von Interaktion[6] verwendet.

Anders als das Interaktionskonzept der Soziologie beschreibt Interaktion in der Informatik einseitige Handlungen zwischen Mensch und Computer. Der Begriff der Interaktion wird als Oberbegriff für rückkopplungsarme Aktivitäten verwendet und bezeichnet einseitige Kommunikationsprozesse, da der Computer nicht als Übertragungsmedium, sondern als Partner der Kommunikation verstanden wird.

Die einseitige Handlung des Nutzers lässt sich in Interpretation, Selektion und Modifikation unterteilen. Interpretation bezieht sich auf einseitig kognitive Vorgänge der Nutzer-System-Interaktion. Die Interaktion ist in diesem Fall ein innerer Dialog, bei dem die Umweltveränderungen vom Rezipienten subjektiv interpretiert werden. Die Begriffe Selektion und Modifikation werden in der Mensch-Computer-Interaktion sehr häufig verwendet. Während sich Selektion dabei in erster Linie auf die Auswahl vorhandener Alternativen bezieht, handelt es sich bei Modifikation etwa um die aktive Veränderung medialer Angebote.[7]

Eine etwas andere Bedeutung hat der Begriff in Bezug auf die Mensch-Computer-Interaktion, also der Gestaltung der Benutzerschnittstelle zu Programmen und Hardware: Ergonomische Software bedeutet, dass dem Interaktionsdesign in Bezug auf Orientierung, Navigation, Maskengestaltung, System-Reaktionen, Meldungen usw. hohe Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es gibt eine Norm (EN ISO 9241), die im Kapitel Gestaltung von Benutzerschnittstellen Näheres regelt.

Im Bereich der Gestaltungsdisziplinen geht es um die Planung, Entwicklung und Gestaltung interaktiver Benutzerschnittstellen. Benutzerschnittstellen findet man im Bereich von Hardware und Software.

Interaktionsbegriff in der Statistik

In der Statistik findet eine Interaktion statt, wenn zwei (oder mehr) Größen (unabhängige Variablen; Prädiktoren) eine dritte Größe (abhängige Variable; Kriterium) voraussagen bzw. beeinflussen. Dieser Einfluss (Interaktionseffekt) tritt nur dann auf, wenn diese beiden unabhängigen Variablen gemeinsam vorkommen, da die Wirkung der einen unabhängigen Variable von der Ausprägung der anderen abhängt. Die Mittelwerte der Variablen sind in diesen Fällen nicht addierbar.

Interaktion in der Improvisation (Musik)

Indem der Musiker improvisiert, beeinflusst er das Handeln seiner Mitspieler und wird seinerseits wiederum durch die musikalischen Äußerungen seiner Mitmusiker beeinflusst. Dadurch entsteht ein Zusammenwirken der Akteure. Bei einer unvorbereiteten Ad-hoc-Begegnung kann ein besonderer Reiz gerade in der Spontaneität und Wendigkeit erfahrener Improvisationsmusiker liegen, die zu musikalisch sinnvollen Interaktionen führen kann, auch ohne dass zuvor ein bestimmter (z. B. stilistischer) Bezugsrahmen vereinbart wurde. Doch schon bei der zweiten gemeinsamen Improvisation einer gleichen Konstellation von Akteuren beginnt durch die bereits gemeinsam gemachten Erfahrungen, die Ausbildung eines selbstreferenziellen Systems, innerhalb dessen die Musiker von nun an interagieren. Im Verlauf eines solchen Gruppenprozesses steigert sich dann allerdings auch zunehmend der kompositorische Anteil im Verhältnis zum improvisatorischen, sodass es sich bald eher um eine Art gegenwärtiger Kollektiv-Komposition handelt. In Musikgruppen, die über einen längeren Zeitraum auf diese Weise zusammenarbeiten, kann in fortlaufenden, sich zunehmend ausdifferenzierenden Trial-and-Error-Prozessen neben einem gemeinsamen musikalischen Vokabular auch ein „stabiles“ Kommunikationsfeld etabliert werden, in dem die Musiker reflektierend und immer wieder ihre Grenzen auslotend interagieren können. Als „stabil“ gestaltet sich ein solches Kommunikationsfeld aber gerade nicht durch Verfestigung einer Form, sondern als „Dauerhaftigkeit des Möglichen“ (Niklas Luhmann), als permanent vorhandene Option zu temporären Formbildungen.

Interaktionsbegriff in der Biologie

Funktionsbegriff im Ökosystem. Wirkung der Organismen aufeinander, auch wechselseitige Beziehungen zwischen Organismen und Stoffen, Prozessen oder zwischen diesen unbelebten Bestandteilen und Wirkungen (→ Bi-Systeme in einem Ökosystem, Kommunikation (Biologie), Allelopathie).

Interaktion in der Rechtswissenschaft

Interaktion ist kein Rechtsbegriff. Juristische Autoren, die von Interaktion sprechen, verwenden den Begriff regelmäßig in einer seiner sozialwissenschaftlichen Bedeutungen. Beispiel: Das Zusammenwirken aller Beteiligten in einem Gerichtsprozess wird oft als Interaktion bezeichnet.

Interaktion in der Physik

In der Physik steht Interaktion für die Fundamentale Wechselwirkung zwischen Elementarteilchen.

Interaktion in der Pharmakologie

In der Pharmakologie steht „Interaktionen“ für Arzneimittelwechselwirkungen, bei denen die Wirkung von einem Arzneistoff durch die gleichzeitige Verabreichung von anderen beeinflusst wird.

Interaktion in der Linguistik

In der Linguistik bezeichnet Interaktion die Beeinflussungen des Sprachverhaltens bei zweisprachig aufwachsenden Kindern.

Interaktion in der Soziologie

Hauptartikel: soziale Interaktion

Im weiten Verständnis bezeichnet Interaktion wechselseitiges und aufeinander bezogenes Handeln von Akteuren. Im engen Verständnis bezeichnet Interaktion in der Soziologie die Kommunikation unter Anwesenden (Face-to-Face-Kommunikation).

Interaktion in der Sozialpsychologie

Ruth Cohn entwickelte das System der themenzentrierten Interaktion, das Interaktionsprozesse in Gruppen verstehen und gestalten hilft.

Interaktion in der Pädagogik

In Erziehungs­prozessen lassen sich mindestens zwei bedeutsame Kategorien sozialer Interaktion unterscheiden: die Interaktion zwischen Kind und Erziehendem[8] sowie die Interaktionen zwischen Gleichaltrigen. Beide haben ihre spezifische Bedeutung bei der Sozialisation des Individuums bzw. bei der psychosozialen Entwicklung. Gleichzeitig heißt Interagieren: Erwerb von Kenntnissen und die Aneignung sozial relevanter Kompetenzen, die in der (sozialen) Interaktion wiederum eine bestimmte Bedeutung oder Wirkung haben bzw. eine wichtige Rolle spielen.

Siehe auch

Literatur

  • Leon Tsvasman (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
  • Gerhard M. Buurman (Hrsg.): Total Interaction. Theory and practice of a new paradigm for the design disciplines. Birkhäuser, Basel, Wien, New York 2005, ISBN 3-7643-7076-9.
  • Norbert Kühne, Peter Wenzel: Praxisbuch Pädagogik. Beobachten Planen Erziehen im Kindergarten. Stam, Köln 2000, ISBN 3-8237-5857-8.
  • Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
  • Theo Jörgensmann und Rolf Dieter Weyer: Kleine Ethik der Improvisation. Vom Wesen, Zeit und Raum, Material und Spontangestalt. Neue Organisation Musik, Essen 1991, ISBN 3-924272-99-9.

Weblinks

 Wiktionary: Interaktion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lorenzer, Alfred: Über den Gegenstand der Psychoanalyse oder: Sprache und Interaktion. Frankfurt 1973
  2. Habermas, Jürgen: Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970). In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Suhrkamp Taschenbuch, Wissenschaft 517, Frankfurt 51982, Seite 343 ff.
  3. Fred Kofmann : Conscious Business, Boulder 2006.
  4. Quiring, O., Schweiger, W. (2006): Interaktivität – ten years after. Eine Bestandsaufnahme und ein Analyserahmen. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, 54. Jg., S. 5–24.
  5. Jäckel, M. (1995), Interaktion. Soziologische Anmerkungen zu einem Begriff, in: Rundfunk und Fernsehen, 43, S. 463–476.
  6. Bucher, H.-J. (2001), Wie interaktiv sind die neuen Medien? Grundlagen einer Theorie der Rezeption nicht-linearer Medien, in: Bucher, H.-J., Püschel, U. (Hrsg.), Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung. Wiesbaden, S. 139–171.
  7. Goertz, L. (1995), Wie interaktiv sind Medien? Auf dem Weg zu einer Definition von Interaktivität. Rundfunk und Fernsehen, 43, 477–493.
  8. Norbert Kühne: Interaktion als Förderung, in: Norbert Kühne (Hrsg.): Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2009, ISBN 978-3-427-75415-2


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