Kontaktelektrizität

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Voltasche Säule

Kontaktelektrizität, auch Berührungselektrizität, Kontaktspannung oder Kontaktpotential genannt, ist ein heute in der Physik nicht mehr gebräuchlicher Begriff für unterschiedliche elektrische Phänomene, die an den Grenzflächen einander berührender Stoffe bzw. an deren Grenzfläche zum umgebenden Raum entstehen. Der Begriff wurde von Alessandro Volta angesichts der berühmten Froschschenkel-Versuche Luigi Galvanis (1737-1798) geprägt. Galvani hatte u.a. herausgefunden, dass die Froschmuskeln zusammenzuckten, wenn er sie mit miteinander verbundenen Drähten aus Eisen und Kupfer berührte. Im Gegensatz zu Galvani sah Volta das aber nicht als Ausdruck einer besonderen „animalischen Elektrizität“ an, sondern untersuchte die rein chemisch-physikalischen Grundlagen dieses Phänomens.

In den in den 1790er Jahren studierte Volta die Spannungsreihe verschiedener Metalle und konstruierte mit seiner Voltaschen Säule die erste funktionstüchtige elektrische Batterie, die er 1800 in London an der Royal Society der Öffentlichkeit präsentierte[1][2]. Sie bestand aus abwechselnd übereinander geschichteten Kupfer- und Zinkscheiben, die durch elektrolytgetränkte Papp- oder Lederscheiben voneinander getrennt waren. Alternativ verwendete Volta statt Kupfer auch Silber und statt Zink auch Zinn. Die elektrochemisch erzeugte Spannung ist hier durch die unterschiedliche Austrittsarbeit der Elektronen in den verschiedenen Metallen bedingt.

„Nun wurde, wie ich Ihnen auch nur zu wiederholen brauche, eigentlich erst um die Wende des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts zu dieser Reibungselektrizität hinzugefunden, entdeckt dasjenige, was man Berührungselektrizität nennt. Und damit wurde für die moderne Physik ein Gebiet eröffnet, das sich gerade außerordentlich fruchtbar erwiesen hat für die materialistische Ausgestaltung der Physik. Ich brauche Sie auch da nur an das Prinzip zu erinnern. Galvani beobachtete einen Froschschenkel, der in Verbindung war mit Metallplatten und der in Zuckungen geriet, und hatte damit eigentlich, man möchte sagen, etwas außerordentlich Bedeutsames gefunden, hatte zwei Dinge zugleich gefunden, die nur voneinander abgetrennt werden mußten und die heute noch nicht ganz sachgemäß voneinander abgetrennt sind zum Unheil der naturwissenschaftlichen Betrachtungen. Galvani hatte dasjenige gefunden, was wenig später Volta eben als die eigentliche Berührungselektrizität bezeichnen konnte. Er hatte die Tatsache gefunden, daß, wenn zwei verschiedene Metalle sich so berühren, daß ihre Berührung vermittelt wird durch entsprechende Flüssigkeiten, so entsteht eine Wechselwirkung, die in Form einer elektrischen Strömung von dem einen Metall zu dem andern sich äußern kann. Damit haben wir die elektrische Strömung, die verläuft rein auf dem Gebiete des unorganischen Lebens scheinbar, wir haben aber, indem wir hinblicken auf dasjenige, was Galvani eigentlich bloßlegte, auch noch das, was man gewissermaßen als physiologische Elektrizität bezeichnen kann, einen Kraftspannungszustand, der eigentlich immer besteht zwischen Muskel und Nerv und der geweckt werden kann, wenn elektrische Ströme durch Muskel und Nerv hindurchgeführt werden. So daß in der Tat dasjenige, was Galvani damals gesehen hat, zweierlei enthielt: Dasjenige, das man einfach auf unorganischem Gebiet nachbilden kann, indem man Metalle durch Vermittlung von Flüssigkeiten zur Ausbildung der elektrischen Ströme bringt, und dasjenige, was in jedem Organismus ist, bei gewissen elektrischen Fischen und anderen Tieren besonders hervortritt als Spannungszustand zwischen Muskel und Nerv, der sich für den äußeren Anblick ähnlich ausnimmt in seinem Ausgleich wie strömende Elektrizität und ihre Wirkungen. Damit war aber alles dasjenige gefunden, was dann zu gewaltigen wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritten auf materialistischem Gebiete einerseits geführt hat, was auf der anderen Seite so gewaltige, epochemachende Grundlagen für die Technik ergeben hat.“ (Lit.:GA 320, S. 148f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1.  Alexander Volta: On the Electricity excited by the mere Contact of conducting Substances of different kinds.. In a Letter from Mr. Alexander Volta, F. R. S. Professor of Natural Philosophy in the University of Pavia, to the Rt. Hon. Sir Joseph Banks Bart. K. B. P. R. S. Read June 26, 1800. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. 90, Nr. Nr. 2 (Part II), W. Bulmer, London 1800, ISSN 0261-0523, XVII: Philosophical Transactions, S. 403–431, doi:10.1098/rstl.1800.0018, OCLC 7134330 (angegebenes Briefdatum: 20. März 1800, ia600307.us.archive.org).
  2.  Alexander Volta: On the Electricity excited by the Mere Contact of Conducting Substances of Different Kinds. In a Letter from Mr. Alexander Volta, F.R.S. Professor of Natural Philosophy in the University of Pavia, to the Rt. Hon. Sir Joseph Banks Bart. K.B. P.R.S. Read June 26, 1800. In: Abstracts of the Papers Printed in the Philosophical Transactions of the Royal Society of London. From 1800 to 1830 inclusive. 1 (1800 to 1814), Richard Taylor, London 1832 (Originaltitel: ds, 1800), S. 27–29 (biodiversitylibrary.org).